Über Möglichkeiten und Grenzen der statistischen Langfristprognose

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Transkript:

Über Möglichkeiten und Grenzen der statistischen Langfristprognose Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) eingereicht am Fachbereich Geowissenschaften der Freien Universität Berlin von Thomas Deutschländer im Mai 2003

Gutachter 1. Prof. Dr. Horst Malberg, Freie Universität Berlin 2. Prof. Dr. Werner Wehry, Freie Universität Berlin Tag der Disputation: 10.06.2003

Zusammenfassung Mittels unterschiedlicher statistischer Analysemethoden wurde das Vorhersagepotential für langfristige Witterungsprognosen an der Station Berlin-Dahlem abgeschätzt. Als Prediktoren dienten dabei die großräumigen Feldverteilungen des Bodendrucks sowie des 500-hPa-Geopotentials, d.h. der Momentanzustand der atmosphärischen Zirkulation. Prediktand war i.a. die Klimamitteltemperatur der Folgemonate, die in einigen Fällen noch durch die Anzahl der Tage mit meßbarem Niederschlag ergänzt wurde. Zur Bestimmung der Vorhersageleistung wurden die Cross-Validation bzw. ein Examinationskollektiv eingesetzt. Die ermittelten RV-Werte deuten darauf hin, daß die als principal-components regression (PCR) bezeichnete Methode den anderen getesteten Verfahren überlegen ist. Zu diesen gehören mehrere Varianten sogenannter Analogverfahren, die Clusteranalyse sowie die multiple lineare Regression. Der vermutliche Grund für die Überlegenheit der PCR ist die in der Methode enthaltene Glättung der Eingangsvariablen, die zu einer Verminderung des Rauschanteils führt. Zusätzlich konnte die Anzahl der zur Beschreibung des aktuellen Systemzustands notwendigen Variablen aufgrund der hohen Interkorrelationen der Originaldaten merklich reduziert werden, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer rein zufällig guten Anpassung deutlich verringert wird. Trotz dieser methodischen Vorteile zeigte es sich, daß erfolgreiche Langfristvorhersagen für die betrachtete geographische Region äußerst schwierig zu realisieren sind. Im Falle der Temperatur konnte ein RV-Wert von ca. 0,1 als maximal mögliche Obergrenze der Vorhersageleistung bestimmt werden, im Falle des Niederschlags liegt der Wert noch darunter. Dabei ist erstaunlich, daß die Vorhersagequalität weder von der Vorlaufzeit noch von der Jahreszeit eindeutig abhängt. Da die ermittelten Resultate klassischen Hypothesentests zufolge erst bei einem weit über 1000 Fälle umfassenden Kollektiv unabhängiger Prognosen statistisch signifikant von Null verschieden wären (hier ca. 160), wurde ein anderer Weg beschritten, um dennoch Aussagen zur Signifikanz machen zu können. Mit Hilfe von insgesamt 1000 bootstrap -Realisierungen konnte nachgewiesen werden, daß die aufgedeckten Zusammenhänge zwischen der großräumigen Vorzirkulation und den Folgetemperaturen Berlins mit hoher statistischer Sicherheit als überzufällig betrachtet werden können. Im Falle der Niederschlagsprognosen konnte hingegen nicht ausgeschlossen werden, daß es sich bei den ermittelten positiven RV-Werten um reine Scheingüte handelt.

Inhaltsverzeichnis Seite 1. Einführung 1 1.1 Quellen der atmosphärischen Vorhersagbarkeit 3 1.2 Methoden zur langfristigen Witterungsvorhersage 5 1.2.1 Statistische Verfahren 5 1.2.2 Dynamische Verfahren 11 1.3 Verifikation operationeller Langfristprognosen 14 1.4 Langfristige Temperaturprognosen für Berlin 15 1.5 Zu dieser Arbeit 16 2. Daten 17 2.1 Temperatur 17 2.2 Niederschlag 17 2.3 Feldverteilungen des Bodendrucks und des 500-hPa-Geopotentials 18 3. Anpassung der Niederschlagsdaten 23 4. Abschätzung der Prognosengüte 27 4.1 Cross-Validation 27 4.2 Lineare Trendbereinigung 29 5. Verifikation 31 5.1 Skalare Maße 31 5.2 Diagnostische Verifikation Conditional Quantile Plots 32 6. Spektralanalyse 37 6.1 Autokorrelations-Spektralanalyse 37 6.1.1 Vorgehensweise 42 6.1.2 Ergebnisse 45 6.2 Kreuzspektrumanalyse 50 6.2.1 Vorgehensweise 52 6.2.2 Ergebnisse 54

7. Multiple lineare Regression 59 7.1 Mathematisch-statistische Grundlagen 59 7.2 Screening-Verfahren 61 7.3 Vorgehensweise 62 7.4 Vorselektion der potentiellen Prediktoren 64 7.5 Ergebnisse 66 8. Analogverfahren 77 8.1 Vergleich einiger Auswahlkriterien 77 8.2 Analoge Fälle und Regression (AFREG) 81 8.2.1 Methodik und Vorgehensweise 81 8.2.2 Ergebnisse 82 8.3 Ensemble-Modell 85 8.3.1 Methodik und Vorgehensweise 85 8.3.2 Ergebnisse 86 8.4 Mehrfach-Analog-Modell 86 8.4.1 Methodik und Vorgehensweise 86 8.4.2 Ergebnisse 87 8.5 Vielfach-Analog-Modell 87 8.5.1 Methodik und Vorgehensweise 87 8.5.2 Ergebnisse 89 9. EOF-Analyse und principal-components regression 91 9.1 Mathematisch-statistische Grundlagen 91 9.2 Beschneidung der Hauptkomponenten 94 9.3 Vorgehensweise 95 9.4 Ergebnisse 96 9.4.1 EOF-Analyse 96 9.4.2 PCR 97 10. Clusteranalyse 107 10.1 Mathematisch-statistische Grundlagen 108 10.2 Anzahl der Cluster 110 10.3 Vorgehensweise 111 10.4 Ergebnisse 113

11. Schlußbetrachtung und Ausblick 115 Literatur 117 Anhang A: Feldverteilungen der empirischen Orthogonalfunktionen 127 Anhang B: Zusammensetzung der Cluster 173 Nachwort 185 Lebenslauf 187