Hochschule der Künste Bern. Zeichnen Reden Formen sprachlicher Artikulation in bildnerischen Lehr-Lernprozessen

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Transkript:

Zeichnen Reden Formen sprachlicher Artikulation in bildnerischen Lehr-Lernprozessen

Zeichnen Reden Formen sprachlicher Artikulation in bildnerischen Lehr-Lernprozessen Forschungsfrage Methoden Forschungsdesign erste Ergebnisse

Fragestellung Wie wird über eine im Entstehen begriffene Arbeit gesprochen?

Differenzierung der Forschungsfrage soziale Dimension Beschreibung und Analyse der Interaktionen (1) Aus welchen unterschiedlichen Situationen heraus entsteht das Bedürfnis/die Notwendigkeit zum Austausch? (2) Welche kommunikativen Formen werden in den Gesprächen zwischen den einzelnen Personen (Lehrperson und Schüler/in) beobachtbar?

Differenzierung der Forschungsfrage fachliche Dimension inhaltliche Aspekte der Interaktion (1) Welche Bedeutung hat die visuelle Präsenz des Gesprächsanlasses auf Form und Inhalt der Interaktion?

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Richtungen feststellen und übertragen Zeichnen nach Anschauung Prozessverlauf bis zum Erstkontakt mit der Lehrperson

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Messen

Darstellungsproblem Zeichnen nach Anschauung Prozessverlauf bis zum Erstkontakt mit der Lehrperson Timecode 00:27:07 Timecode 00:28:41 Timecode 00:31:59

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Zeichnen nach Anschauung Prozessverlauf nach dem Erstkontakt mit der Lehrperson Parallelität des Linienverlaufs LP führt vor, wie das Blatt zur Kontrolle verwendet werden kann S verwendet das Blatt zur Kontrolle

Zeichnen nach Anschauung Prozessverlauf nach dem Erstkontakt mit der Lehrperson teilweise verstandenes Vorgehen

Zeichnen nach Anschauung Prozessverlauf nach dem Erstkontakt mit der Lehrperson Empfehlung wird in zeitlicher Verzögerung aufgenommen

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erweiterte Forschungsfragen Welche handlungsleitenden Maximen bestimmen das Lehr- Lernverständnis der LP? a) ein explikatorisches Verständnis? b) ein emanzipatorisches Verständnis?

Datenauswertung (1) Einblick in eine Fallstudie (2) Einbettung der Fallstudien in den Unterrichtsverlauf

Auswertung des gesamten Unterrichtsverlaufs Wie wurde die Aufgabestellung eingeführt? Welche Anforderungen werden an die Schüler/innen gestellt? Welche Begriffe wurden bereits etabliert und diskutiert?

Auswertung des gesamten Unterrichtsverlaufs Prozess der S Prozess der LP

Auswertung des gesamten Unterrichtsverlaufs

Auswertung des gesamten Unterrichtsverlaufs

Entwicklung des Arbeitsbündnisses zwischen LP und S Worüber wird gesprochen? Lage im Raum (Ausrichtung des Objekts) Perspektive (Ansicht des Objekts) Gesamtform

Entwicklung des Arbeitsbündnisses zwischen LP und S Worüber wird gesprochen? Verortung des Objektes im Blattraum Materialität: Gebrauch der Linie (Binnendifferenzierung) Räumlichkeit und Plastizität: Betonen und Verdichten von Linien

Analyse der Audiodokumentation Wie wird gesprochen? Abstraktions- bezw. Konkretheitsgrad der Sprache im Vergleich von Rede an die Klasse und Dialog

unterschiedliche Datensorten unterschiedliche Auswertungsverfahren Analyse von Bildern Analyse mit Bildern (1) hermeneutische Interpretation, basierend auf der phänomenologischen Beschreibung der zeichnerischen Aktivitäten (2) ethnomethodologische Sequenzanalyse, basierend auf der Analyse der Interaktionen

Phänomenologische Beschreibung

Phänomenologische Beschreibung

Praktiken der Videointeraktionsanalyse Methode VIA nach H. Knoblauch (1) Beachtung kleinster Abläufe (Schritt für Schritt) (2) Klärung des Alltagsverständnisses (was geschieht hier, was sagen die Leute? (3) keine psychologischen Deutungen

Praktiken der Videointeraktionsanalyse synchrone und diachrone Beobachtungsaspekte (a) akustisch (was sie sagen) (b) visuell (was tun sie) (c) akustisch und visuell

Prinzipien der Videointeraktionsanalyse Methode VIA nach H. Knoblauch - Szenen ablaufen lassen - Schritt für Schritt ( move, turn ) (nicht Bild für Bild) - Vor- und Zurückspulen - Zeitlupe - Zoom > Was geschieht wann? > Was lässt sich als Antwort auf was verstehen?

Übung zur Videointeraktionsanalyse Fall 3 I Dialog 1 Worüber wird gesprochen? Lage im Raum Perspektive Gesamtform Wie wird gesprochen? Wie wird gezeigt?

Übung zur Videointeraktionsanalyse Fall 3 I Dialog 1 #00:12:04-6# L: du hesch e rächti Verchürzig drinne; oder? #00:12:07-2# S: [mhm,] #00:12:07-2# L: [wöus de] sehr schteil nach hingere geit. Du chasch ou mau luege (a-) (---) ehm (-) wi isch dh!ö!chi (-) bischbouswis u=nächer (-) wie mängisch het die i dr Lengi platz. (2) #00:12:16-5# S: ok- (2) #00:12:18-0# L: chasch mit em Bleistift m!ä!sse (-) muesch der Arm usstrecke, dass när zgliche Mass hesch. (3) genau. (3) #00:12:26-6# S: hesch du gseit i hane Verchü:rzig? #00:12:28-7# L: ja hie hesch scho ne Verchürzig. oder? (-) wöus so schreeg gäg hingere louft.

Übung zur Videointeraktionsanalyse Fall 3 I Dialog 1 Worüber wird gesprochen? Lage im Raum Perspektive Gesamtform Wie wird gesprochen? Wie wird gezeigt?

Übung zur Videointeraktionsanalyse Fall 3 I Dialog 1 Worüber wird gesprochen? Lage im Raum Perspektive Gesamtform Wie wird gesprochen? Wie wird gezeigt?

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Übung zur Videointeraktionsanalyse Fall 3 I Dialog 1 Worüber wird gesprochen? Lage im Raum Perspektive Gesamtform Wie wird gesprochen? Wie wird gezeigt?

Videointeraktionsanalyse H. Knoblauch, in: sozialersinn, Heft 1/2004 Der jeweils nächste Zug wird keineswegs als blosse Fortschreibung, sondern als Interpretation des ersten Zugs betrachtet: War es tatsächlich eine Frage, oder wurde sie nur rhetorisch verstanden?

Videointeraktionsanalyse Fallvergleich F1 I F3 Prozess der Schülerin Prozess der Lehrperson

Forschungsgegenstand und Methode Eine Methode ist ein Werkzeug - entstanden aus konkreten Forschungsanliegen - entwickelt aus Methodologie - beeinflusst durch und angepasst an eine bestimmte Theorie