Kurzbericht zur Fachexkursion in die Rhön Start: 18.03.2013, 8:00 Uhr in Saalfeld / Ende: 19.03.2013, 19:15 Uhr in Saalfeld Busunternehmen: KomBus Saalfeld Inhaltliche Organisation und Begleitung vor Ort: Lilienbecker GbR, Ulrike Lilienbecker Veranstalter: LEADER Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt e.v. Teilnehmer: Die auf das Thema - Best Practice Inwertsetzung regionale Produkte - ausgerichtete Fachexkursion hat sich in erster Linie an Teilnehmer aus der LEADER Region Saalfeld-Rudolstadt gerichtet. Die Erweiterung des Teilnehmerkreises auf benachbarte Landkreise ergab sich aus dem räumlichen Bezug auf die regionale Gebietskulisse Thüringer Kräutergarten. Die Ansprache potentieller Teilnehmer erfolgte über die Tagespresse (OTZ), die Internetseite des Landkreises und der LEADER Aktionsgruppe sowie über direkt adressierte Einladungen an potentiell Interessierte bzw. an Akteure, die in den laufenden Prozess der Leitprojekt-Umsetzung eingebunden sind. (Teilnehmerliste Anlage) Bezug zur Regionalen Entwicklungsstrategie: Leitprojekt ZUKUNFT DORF Mit dem Thema - Wertschöpfung regionale Produkte - beschäftigt sich eine Projektarbeitsgruppe der Zukunftswerkstatt Schwarzatal. Unter dem Arbeitstitel Saalfelder Bauernmarkt und Thüringer Kräutergarten liegt dem ALF Gera ein innovativer LEADER Projektantrag der Saalfelder Bauernmarkt GmbH zur Prüfung vor. Geförderte LEADER Projekte im Jahr 2012 (z.b. Hofmosterei Bechstedt) haben in jüngster Zeit Impulse zur Umsetzung des Handlungsfeldes gegeben. Exkursionsziele am Montag: Informationszentrum Haus der Langen Rhön Unterelsbacher Str. 4, 97656 Oberelsbach Bayern Vortrag und Film über das Biosphärenreservat Rhön / Information über Entstehung und Entwicklung der Dachmarke Rhön S.1/6
BIONADE GmbH Nordheimer Straße 14, 97645 Ostheim/Rhön Vortrag zur Geschichte und Vermarktung Bionade / Betriebsführung und Verkostung Besichtigung Holunderplantage Biohof Martin Ritter Vertragspartner Bionade krenzers rhön Jürgen H. Krenzer, St. Michael Str. 6, 36115 Ehrenberg-Seiferts / Hessen Vortrag zur Geschichte und Vermarktung Rhöner Apfelsherry / Betriebsführung und Verkostung Besichtigung Hofladen S.2/6
Hotel LEIST_SONNE_ENGEL Marktstraße 12-14, 36115 Hilders / Hessen Abendessen und Übernachtung Vortrag des Inhabers über Betriebsgeschichte und -philosophie Im Bild: Björn Leist / Hier kocht der Sohn mit regionalen Zutaten kreativ und auf höchstem Niveau Exkursionsziele am Dienstag: Biohof Christof Gensler KG Hohensteg 5, 36163 Poppenhausen / Hessen Vortrag Betriebs- und Produktphilosophie / Produktgeschichte Rhönkracher / Betriebsführung Bauernhofbäckerei mit Verkostung, Besichtigung Biohof-Bauernladen S.3/6
Rhöner Produkte in Tann Hauptstraße 6 36142 Tann/ Wendershausen Größere Verkaufseinrichtung mit Produkten aus der Rhön und zu Themen der Rhön (Vergl. SB- Bereich Saalfelder Bauernmarkt) Landgasthof und Hotel "Zur Guten Quelle" Unter der Linde 1, 98634 Kaltensundheim Thüringen Mittagessen und Gespräch mit Inhaber zu den Erfahrungen als Partnerbetrieb der Dachmarke Rhön Gespräch mit Regina Filler Regionalmanagerin Rhönforum / Struktur, Förderung, Projekte Ökologische Rhönhöfe Mittelsdorfer Str. 23, 98634 Kaltensundheim Besichtigung Hofladen / Direktvermarktung Milch S.4/6
Bilanz: Dank der umfangreichen Erfahrungen von Ulrike Lilienbecker, die den Entwicklungsprozess in der Rhön als Planer und Projektmanager aber auch als Akteur erlebt und mitgestaltet hat, konnte das Thema - Vermarktung regionaler Produkte - umfassend beleuchtet werden. Die besuchten Exkursionsziele waren hervorragend ausgewählte Best Practice Beispiele. Daneben erfuhren die Teilnehmer aber auch von Stolpersteinen und Fehlentwicklungen. Die Exkursion bot Raum zur Verständigung der Teilnehmer, die als Akteure den Prozess in der LEADER Region Saalfeld-Rudolstadt mitgestalten. Sie brachte wertvolle Erkenntnisse für die Umsetzung der ähnlich gelagerten Zielstellung. Je größer die Schnittmenge an Grundsätzen einer Produktphilosophie unter den beteiligten Akteuren, desto authentischer und stabiler ist die Partnerschaft. Partner müssen gleich ticken, dann funktioniert auch die Zusammenarbeit. Die gemeinsame Schnittmenge verringert oder verschiebt sich mit zunehmender Zahl der beteiligten Partner, was eine Fortschreibung der Kooperationszielstellung mit sich bringen kann. Die Dachmarke wird heute in Trägerschaft der Landkreise des Biosphärenreservats Rhön und mit Unterstützung der jeweiligen Bundesländer betrieben und weiter entwickelt. Bionade hat den Sprung vom Geheimtipp zum supermarktkompatiblen Massenprodukt gewagt und durch die Kooperation von im Vertrieb starken Partnern und aufgrund der hohen Nachfrage nach dem Trendprodukt erfolgreich bewältigt. Heute ist Bionade ein wichtiges Glied in der regionalen Wertschöpfungskette. Rhöner Landwirtschaftsbetriebe sind Partner der Bionade GmbH. Holunderplantagen gehören in der Gegend um Ostheim mittlerweile zum typischen Bild der Kulturlandschaft. Hervorragende, unter Bezug auf die Region vermarktete Nischenprodukte (Rhöner Apfelsherry, Rhönkracher, Ostheimer Leberkäs) sind Ankerpunkte für das regionale Image. Sie werden als Botschafter der Dachmarke genutzt, sind aber aufgrund ihrer Alleinstellung auch stark genug, um ohne Regionalmarke zu wirken. Zitat Christoph Gensler: Ich bin die Marke. Jeder Anbieter muss entscheiden, ob eine Beteiligung an einer Vermarktungskooperation für den eigenen Betrieb sinnvoll ist. Insbesondere kleinere Betriebe mit einem guten Produkt aber geringem Umsatz können von Synergieeffekten durch gemeinsame Werbung und Vertrieb profitieren. Für Anbieter mit größerem Umsatz kann die Markenbotschaft (z.b. transparenter Herkunftsnachweis, Regionsbezug) für die Profilierung des eigenen Images von Vorteil sein und neues Kundenpotential erschließen. Für Nischenprodukte, die sich bereits einen ausgeprägten Alleinstellungswert erarbeitet haben, ist die Nutzung einer Dachmarke von untergeordneter Bedeutung. Hier profitiert die Dachmarke vom Premium-Produkt. Die Exkursionsteilnehmer haben authentische Unternehmerpersönlichkeiten kennen gelernt, die sich zu einer stringenten Produkt- und Lebensphilosophie bekennen und diese zur Grundlage aller Entscheidungen der Unternehmensentwicklung machen. Die Rhön erstreckt sich über die Bundesländer Bayern, Hessen und Thüringen. Unterschiede zwischen West und Ost waren unter anderem in der Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe aber auch in der Mentalität der Menschen erkennbar. In Bayern und Hessen ist eigenständiges Unternehmertum in Familienbetrieben gewachsen und stark ausgeprägt. In Thüringen sind diese Strukturen erst seit der Wende im Aufbau. Die Bereitschaft und der Mut, aber auch das notwendige Kapital, um eigene Geschäftsideen zu entwickeln und umzusetzen, ist hier viel weniger vorhanden. Investitionen in Betriebsentwicklungen sind im Osten wesentlich stärker an Fördermöglichkeiten und damit an den durch politische Rahmenbedingungen vorgegebenen Mainstream gebunden. Die Thüringer Rhön hat mit den Rhöner Gebieten in Bayern und Hessen starke und in der Marktwirtschaft erfahrene Partner an der Seite. Ein Grund dafür, dass die Vermarktung regionaler Produkte in der Rhön besser funktioniert als andernorts im Osten. S.5/6
Eine weitere wichtige Erkenntnis gewannen die Teilnehmer unter anderem in den besuchten Hotels und Gastronomiebetrieben. Eine Region, die auf den ersten Blick nichts zu bieten hat, kann daraus das Beste machen. Man muss die (wenigen) Potentiale nur erkennen und bewusst nutzen. Krentzer, der die sauren Rhön-Äpfel zu seinem Premiumprodukt dem Apfelsherry verarbeitet. Gastwirte, die sich zur Verarbeitung des Rhönschafs bekennen eine Schafart, die mit den kargen Böden klar kommt, aber nicht zur Massenproduktion von Fleisch- und Wolle geeignet ist. Familie Leist, die ihren Gästen Gerichte vom selten gewordenen Rhöner Höhenvieh anbietet und landwirtschaftliche Partner gefunden hat, die die vom Aussterben bedrohte Rasse wieder auf den Weiden der Rhön aufziehen. Für das Fleisch des langsam wachsenden Rhöner Höhenviehs erzielt die Metzgerei Leist gute Preise und liefert bis nach Frankfurt. Das Hotel LEIST_SONNE_ENGEL wirbt mit Ruhe und Abgeschiedenheit, setzt auf sehr hohe Qualität im Service und offeriert den Gästen eine Auszeit. Das Geschäftsmodell funktioniert ebenso gut wie die Geschäftsidee des Biohotels Sturm in Mellrichstadt, in dem zum Abschluss der Rhön-Tour ein kurzer Halt eingelegt wurde. Hier wird Bio authentisch gelebt. Konsequenz und Durchhaltevermögen werden durch konstante und steigende Gästezahlen belohnt. Am Ende der zweitägigen Exkursion hatten wir das Erfolgsgeheimnis der Rhön entdeckt: Aus der Not eine Tugend machen und es die Welt wissen lassen. Teilnehmer Fachexkursion Rhön 18./19.03.2013 Kurzbericht: Ines Kinsky, Leader Management S.6/6