Reisen 2017: Deutsche buchen Sommerurlaub noch frühzeitiger Sechs Prozent Umsatzplus Eröffnungs-Pressekonferenz der ITB 2017: Rede von DRV-Präsident Norbert Fiebig Es gilt das gesprochene Wort Berlin, 7. März 2017 Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zur wichtigsten internationalen Leitmesse der Reisebranche, die einerseits ein Marktplatz der Destinationen ist. Auf der andere Seite zugleich auch ein erster Gradmesser für die Entwicklung der Buchungen für die bevorstehende Reisesaison. Ich werde Ihnen jetzt aus der Sicht der deutschen Touristikbranche die Trends und Entwicklungen im organisierten Reisemarkt vorstellen. Unser Trend Nummer eins, und der setzt sich inzwischen seit einigen Jahren fort, ist Teil des Mega-Trends Digitalisierung, der inzwischen alle Aspekte unserer Gesellschaft erfasst: Immer mehr Reiseleistungen werden über das Internet verkauft. Dieser Trend gilt für Reiseportale, die Reiseveranstalter selbst und zunehmend haben auch klassische Reisebüros Webseiten, über die man buchen kann. Insgesamt werden deutlich mehr als ein Drittel aller Reiseleistungen inzwischen online gebucht. Medienkontakt: Seite 1 von 5 Dr. Für den Inhalt verantwortlich:
Andersherum heißt das: Knapp zwei Drittel der Kunden bevorzugt aber immer noch die traditionellen Buchungswege. Man geht also persönlich ins Reisebüro oder greift zum Telefonhörer, um zu buchen. Eine weitere wichtige Erkenntnis aus unserer Analyse, die wir gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen GfK vorgenommen haben: Immer weniger Deutsche fahren ohne Buchung in den Urlaub, sondern reservieren ihre Reise vorab. Im Vergleich zu vor 20 Jahren ist das spontane Losfahren ohne Vorab-Reservierung nicht mehr so in. Was bedeutet diese Aufteilung für die Ausgaben der Deutschen für ihre Urlaubs- und Privatreisen? 2016 haben die Bundesbürger dafür rund 60 Mrd. Euro ausgegeben. Diese vor Reiseantritt gebuchten Reiseausgaben liegen damit um zwei Prozent höher als im Vorjahr. Die wesentlichen Buchungsmöglichkeiten sind: - entweder Veranstalterreisen - oder Einzelleistungen über Leistungsträger - oder Einzelleistungen über Produktportale. Rund die Hälfte (50,5 Prozent) der vor Reiseantritt gebuchten Leistungen sind Reisen von Reiseveranstaltern. Das entspricht rund 30 Mrd. Euro. Etwa die Hälfte davon geht klassisch über den Counter im stationären Reisebüro. Mehr als ein Drittel der Reiseausgaben (36 Prozent) tätigen die Kunden direkt bei den sogenannten Leistungsträgern buchen also z.b. bei den Fluggesellschaften, Bahn-, Hotel- oder Mietwagenanbietern. Acht Prozent der Urlaubsreisen werden auf Produktportalen online gebucht. Das sind Hotel-, Flug-, Mietwagen-Websites, auf denen nur eines der jeweiligen Produkte gekauft werden kann. Medienkontakt: Seite 2 von 5
Daraus können wir zwei Schlüsse ziehen: Erstens: Die Deutschen buchen immer mehr online. Diesen Trend bestimmen die traditionellen und professionellen Anbieter von Pauschalund Bausteinreisen mit und partizipieren davon. Zweitens: Der Wettbewerb der Zukunft wird nicht online oder offline entschieden. Relevant wird, ob die Kunden bei Leistungsträgern und Produktportalen buchen und damit also nur Einzelleistungen ohne Beratung kaufen. Oder ob sie auf das komplette Rund-um-Sorglos-Paket der Reiseveranstalter mit An- und Abreise, Unterkunft und Transfers sowie der besseren Absicherung mit einem Krisenmanagement setzen und sich kompetent von Reiseprofis im Reisebüro beraten lassen. Drittens. Die von Veranstaltern angebotene Reise bleibt das bevorzugte Reiseprodukt der Bundesbürger. Die traditionellen Reiseveranstalter haben Hand in Hand mit den stationären Reisebüros die Nase vorn. Denn: Wer eine organisierte Reise bucht, bucht sie vornehmlich im stationären Reisebüro. Das erklärt auch, warum die Zahl der Reisebüros das dritte Jahr in Folge gewachsen ist. Wie haben derzeit rund 10.000 Reisebüros in Deutschland. Dies bestätigt erneut: Das Reisebüro ist und bleibt eine unverzichtbare Anlaufstelle für Kunden sowohl für Urlaubs- als auch für Geschäftsreisen. Wohin hat es die Bundesbürger im letzten Jahr gezogen? Die Deutschen sind mehr verreist als im Vorjahr, aber sie haben anders Urlaub gemacht: Sie haben vornehmlich Ziele im westlichen Mittelmeer gebucht. Spanien mit den Balearen, Kanaren und dem Festland sowie Portugal, Griechenland und Kroatien gehörten zu den Gewinnern. Auch Ziele in Deutschland und den Nachbarländern, die mit dem Auto gut zu erreichen sind, waren stark gefragt. Starke Rückgänge mussten 2016 die Türkei, Ägypten und Tunesien hinnehmen. Medienkontakt: Seite 3 von 5
Kreuzfahrten hingegen wurden weiter stark nachgefragt. Fernreisen nach Kuba, in die Dominikanische Republik und Mexiko haben ebenfalls zugelegt und zwar deutlich. Ein geringes einstelliges Umsatzwachstum zeigte sich auch für die Vereinigten Arabischen Emirate. Die USA, Thailand und die Malediven waren hingegen schwächer gebucht als noch im Vorjahr. Blicken wir jetzt ins Jahr 2017 und damit nach vorne. Derzeit werden kräftig Urlaubspläne geschmiedet. Die ersten Wochen und Monate des neuen Jahres sind traditionell die Hauptbuchungszeit für den Sommerurlaub. Wir können jetzt schon sehen: Viele Deutsche haben ihren Haupturlaub noch früher gebucht als sonst zum Teil schon im November und Dezember vergangenen Jahres. Für den Sommerurlaub 2017 ist die Türkei derzeit kaum gefragt. Wir haben aktuell einen Rückgang der Buchungen bis Ende Januar für den Sommer 2017 gegenüber dem Vorjahr von minus 58 Prozent. Stattdessen buchen die Deutschen lieber Griechenland, Bulgarien oder Kroatien. Auch Kreuzfahrten sind bei deutschen Urlaubern immer beliebter. Städtereisen verlieren dagegen aufgrund der jüngsten Ereignisse und Anschläge an Attraktivität. Das zeigen in Kurzform die Auswertungen der GfK-Marktforscher zum Reiseverhalten der Deutschen. Gehen wir etwas mehr ins Detail: Griechenland steigt mit den derzeitigen Zuwachsraten nach den Balearen zum zweitstärksten Urlaubsziel im deutschen Markt auf. Im Mittelmeerraum sind zudem Urlaube in Bulgarien und Kroatien derzeit stark nachgefragt, ebenso steigt die Nachfrage für Zypern und Marokko deutlich an. Positiv auch die Entwicklung für Ägypten: Hier ziehen die Buchungen wieder sichtlich an, haben alte Bestmarken aber noch nicht erreicht. Medienkontakt: Seite 4 von 5
Für die Türkei zeichnet sich bislang keine Erholung ab. Im Reisebüro haben sich die mit Türkei-Sommerurlauben erzielten Umsätze im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbiert. Dabei waren die Türkei-Buchungen schon vor einem Jahr von Rückgängen gekennzeichnet. Auch Städtereisen sind aufgrund aktueller Ereignisse weniger gefragt. Einer der großen Wachstumstreiber bleiben dagegen die Kreuzfahrten mit einem gut zweistelligen Umsatzzuwachs im Reisebüro. Fernreisen entwickeln sich stabil bis leicht wachsend. Das beliebteste Fernreiseziel der Deutschen, die USA, musste im Gesamtjahr 2016 aufgrund der Verteuerung der Reisen durch den starken Dollar einen leichten Rückgang hinnehmen. Diese Tendenz setzt sich auch in den ersten Wochen des Jahres 2017 fort. Insgesamt war die Entwicklung im Januar 2017 aber uneinheitlich - es gab Wochen mit Zuwächsen und solche mit Rückgängen. Es gibt Umfragen, die belegen, dass viele Deutsche derzeit weniger Lust auf die USA als Fernreiseziel haben. Knapp die Hälfte sagt, dass sie keine Lust auf Reisen in die USA haben. Es bleibt aber abzuwarten, ob sich diese Stimmungen tatsächlich in den nächsten Monaten auf die Buchungen durchschlagen. Von einem Trump-Effekt würde ich jetzt erstmal nicht sprechen. Alles in allem ziehen die Reisebuchungen im stationären Reisevertrieb aber an. Aktuell beläuft sich das Umsatzplus für die Sommersaison 2017 im Reisebüro, über das gut jede zweite pauschal oder in Bausteinen organisierte Urlaubsreise eines Veranstalters verkauft wird, bei sechs Prozent im Vergleich zu minus neun Prozent im Vorjahr. Mit diesen sonnigen Aussichten möchte mit meiner kurzen Trendentwicklung schließen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Medienkontakt: Seite 5 von 5