Pflanzenschutzmittelrückstände in Sachsen ein Problem? Dr. Günther Kempe
Gliederung Überblick amtliche Kontrolle Überblick Rückstandsrecht, Pflanzenschutzmittel, Zulassung, Vorkommen Wirkstoffspektrum der zu analysierenden Stoffe Pestizidreport Sachsen PSM Rückstandsuntersuchungen in Frischobst Mehrfachrückstände Welche Technik ist verfügbar
Amtliche Kontrolle seit 2006 risikoorientiert Probensoll wird nach Berücksichtigung folgender Kriterien auf die Warenobergruppen aufgeteilt: Gesundheitsrisiko Beanstandungsquote Ernährungsrelevanz Produktvielfalt Bedeutung Großbetriebe/Großhandel Bedeutung Kleinbetriebe und Erzeuger Lit.: Roth, M. u. Renz, V. DLR 101; Heft 9, 2005 BLC Deutschland : http://www.lebensmittel.org /a_themen/risiko.htm Entspricht ca. 1 Probe pro 4000 Einwohner pro Jahr! gemäß LFGB (Lebensmittel und Futtermittel Gesetzbuch) besitzt Inverkehrbringer eine Sorgfaltspflicht Kontrolle vorab
Harmonisiertes Rückstandsrecht in der EU EU-RHG-VO Basistext Verordnung (EG) Nr. 396/2005 RHG RHG = Rückstandshöchstgehalt (früher RHM = Rückstandshöchstmenge
Pflanzenschutzmittel vor dem 1. 9. 2008 nach dem 1. 9. 2008 Finnland 140 Niederlande 234 Deutschland 250 Belgien 306 Italien 396 Frankreich 435 Spanien 486 EU 254 Multimethode: QuEChERS Quick Schnell Easy Einfach Cheap Billig Effective Effektiv Rugged Robust Safe Sicher
Pro Kopf Verbrauch von Nahrungsmitteln in kg Obst M ilc h Gemüse Ka rto ffe ln Brot (Mehl) Obst Gemüse Zitrusfrüchte 250 kg 37% Fleisch Zitrusfrüchte Zucker Öle und Fette Milch Fisch Eier 19% Käse Fisch 130 kg Eier 0 20 40 60 80 100 120 übrige 300 kg 44% Menge in kg
Pflanzenschutzmittel, Zulassung, Vorkommen ca. 250 Stoffe
Wirkstoffspektrum der zu analysierenden Stoffe mehr als 1000 mehr als 500 mehr als 250 hinzu kommen etwa 100 Metabolite und Abbauprodukte
Pflanzenschutzmittel und Analytik Aufgrund gestiegener Anforderungen bei der Zulassung von PSM sind heute deutlich weniger giftige Mittel im Einsatz aber es gibt ein Problem mit Mehrfachrückständen deutliche Verbesserung der Analysenmethoden EU weite Harmonisierung der Wirkstoffe ist gelungen
Giftigkeit heute Lippenstifte Moderne Herbizide, Fungizide Wenig Wenig giftig giftig 15.000 Nagellacke Shampoos 5.000 Farbstifte Schaumbäder 500 Fleckenentferner Koffein Alkohol Moderne Insektizide Kochsalz Wunddesinfektion 50 Parfum LD50 Sehr Sehr giftig giftig 5 Nikotin Alte Insektizide (E 605)
Leistungsfähigkeit der Rückstandsanalytik 1970 2010 mg/kg 1970 0,5 1980 0,1 1990 0,01 2000 0,001 2010 0,0005
Wo findet man Ergebnisse zu amtlichen Rückstandsuntersuchungen Ergebnisse der Bundesländer über die Homepage der zuständigen Institutionen in NRW: Pestizidreport (www.ilm.nrw.de/pestrep/pestshow1.html) (seit 2006) In Sachsen: Pestizidreport (http://www.gesunde.sachsen.de/pestizidreport/ Ergebnisse Deutschlands über die Homepage des BVL (www.bvl.bund.de) Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände (2002-2007) Ergebnisse der Europäischen Union über die Homepage der Europäischen Kommission http://ec.europa.eu/food/fvo/specialreports/pesticides_index_en.htm Monitoring of Pesticide Residues in Products of Plant Origin (1996-2007) über die Homepage der EFSA (neu ab 2007) 2008 Annual Report on Pesticide Residues according to Article 32 of Regulation (EC) No 396/20051 http://www.efsa.europa.eu/efsa/efsa_locale-1178620753824_1211902667778.htm
Pestizidreport Der Pestizidreport Sachsens - Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher Regelmäßig erscheinende Pressemeldungen zu Rückständen von Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln (PSM) in oder auf Obst und Gemüse verunsichern die Verbraucherinnen und Verbraucher permanent. Wie stark sind Obst und Gemüse, welche auf Märkten und in Handelsketten angeboten werden nun tatsächlich mit PSM-Rückständen belastet? Das Sozialministerium informiert dazu ab sofort in einem Pestizidreport über die Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung zur Untersuchung von pflanzlichen Lebensmitteln auf Rückstände von PSM und liefert so einen Beitrag, den Verbraucherinnen und Verbrauchern die Kaufentscheidung zu erleichtern. http://www.gesunde.sachsen.de/pestizidreport/
Frischobst Pestizidreport Proben Proben Proben Alle Proben 2009 2010 2011 2009-2011 Lebensmittel 44 78 4 126 Apfel 25 21 0 46 Aprikose 32 1 1 34 Banane 7 16 1 24 Birne 16 17 2 35 Clementine 52 35 1 88 Erdbeere 9 11 2 22 Grapefruit 4 8 0 12 Himbeere 4 9 0 13 Johannisbeere rot 9 23 2 34 Kiwi 9 0 2 11 Limette 6 7 1 14 Mandarine 5 10 0 15 Mango 22 8 4 34 Orange 17 28 1 46 Pflaume 5 7 1 13 Pomelo 1 9 0 10 Rhabarber 17 9 0 26 Süßkirsche 23 8 5 36 Tafelweintraube rot 45 21 8 74 Tafelweintraube weiß 47 6 1 54 Zitrone
Ländervergleich Frischobst (Stand 1.3.2011) Pestizidreport Ländervergleich Proben davon 2009-2011 S ohne PSM- mit PSM- mit Mehrfach- > MRL Rückstände Rückständen rückständen Deutschland 98 25 26% 73 74% 41 42% 0 0 0% Italien 17 5 29% 12 71% 7 41% 0 0 0% Chile 3 0 0% 3 100% 0 0% - 0 0% Niederlande 3 0 0% 3 100% 1 33% 3 0 0% Frankreich 2 2 100% 0 0% 0 0% - 0 0% Österreich 2 0 0% 2 100% 2 100% 2 0 0% Ungeklärt 1 0 0% 1 100% 1 100% 6 0 0% Von 94 Proben mit PSM-Rückständen wiesen 42 Proben Einfach- und 52 Proben (55%) Mehrfachrückstände auf. In den 94 Proben mit PSM-Rückständen wurden insgesamt 36 unterschiedliche Wirkstoffe bestimmt.
Mehrfach Rückstände Erdbeeren Pestizidreport Übersicht Mehrfachrück stände Anzahl Wirkstoffe pro Probe 2009-2011 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Anzahl Proben 15 17 14 13 5 2 0 0 0 0 in Prozent von 66 Proben 23% 26% 21% 20% 8% 3% 0% 0% 0% 0% Von 66 Proben mit PSM-Rückständen wiesen 15 Proben Einfach- und 51 Proben (77%) Mehrfachrückstände auf. In den 66 Proben mit PSM-Rückständen wurden insgesamt 33 unterschiedliche Wirkstoffe bestimmt.
häufigste Wirkstoffe in Erdbeeren Pestizidreport Liste der 10 am häufigsten bestimmten Wirkstoffe Proben Wirkstoff 2009-2011 untersucht gefunden Cyprodinil 87 29 33% Fludioxonil 87 24 28% Azoxystrobin 87 20 23% Boscalid; Nicobifen 87 20 23% Fenhexamid 50 15 30% Myclobutanil 87 11 13% Kresoxim-methyl 87 10 11% Pyrimethanil 52 6 12% Bupirimat 87 4 5% Chlorpyrifos 87 4 5%
PSM Rückstandsuntersuchungen in Frischobst Jahresbericht 2010 LUA Sachsen (Auszug) Anz. 2901 - Beerenobst 2902 Kernobst 2903 Steinobst 2904 - Zitrusfrüchte 2905 - exotische Früchte Wirkstoffe Anz. Proben [%] Anz. Proben [%] Anz. Proben [%] Anz. Proben [%] Anz. Proben [%] 0 9 11,0 25 26,3 14 20,3 7 12,5 41 60,3 1 8 9,8 29 30,5 22 31,9 5 8,9 19 27,9 2-4 46 56,1 34 35,8 23 33,3 34 60,7 8 11,8 5-10 19 23,2 7 7,4 10 14,5 9 16,1 0 0,0 >10 0 0 0 0 0 0 1 1,8 0 0,0 S 82 100,0 95 100,0 69 100,0 56 100,0 68 100,0 ZEBS-OG insg. Wirkstoffe 2901 47 2902 29 2903 33 2904 31 2905 11
Mehrfachrückstände SN 2010 Obst ZEBS OG Warengruppe insgesamt davon ohne Rückstände Anzahl / Anteil Proben davon mit 1 Rückstand davon mit 2 Rückständen davon mit Rückständen > RHG 1) 29 Beerenobst 118 26 22,0 % 19 16,1 % 74 61,9 % 4 3,4 % 29 Kernobst 50 6 12 % 15 30 % 29 58 % - - 29 Steinobst 59 16 27,1 % 11 18,7 % 32 54,2 % 1 1,7 % 29 Zitrusfrüchte 62 8 12,9 % 4 6,5 % 50 80,6 % 2 3,2 % 29 exotische Früchte 52 11 21,2 % 11 21,2 % 30 57,6 % - - zum Vergleich - Tee 47 Tee 63 16 25,4 % 13 20,6 % 34 54,0 % 6 9,5 %
RHG-Überschreitungen gemäß EU-VO 396/2005 Obst ZEBS OG Lebensmittel Herkunft Wirkstoff(e) Gehalt [mg/kg] RHG [mg/kg] Beanstan -dung 29 Erdbeere Italien Dichlorvos 0,063 0,01 ja 29 Tafeltraube Indien Captan 0,023 0,02 nein 29 Aprikose Griechenland Clofentezin 0,046 0,02 nein 29 Clementine Italien Phosmet 0,23 0,2 nein 29 Pomelo China Triazophos 0,086 0,01 nein RHGÜ nur für Obstproben keine deutschen Obstproben betroffen
Fazit Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist unumgänglich, wenn man preiswerte Lebensmittel erzeugen will/muss Nur Bioprodukte garantieren ein (fast) rückstandsfreies Lebensmittel Nachteil deutlich höherer Preis Vermehrt auftretende Resistenzen der Schadverursacher zwingen zur Anwendung mehrerer Wirkstoffe (in Äpfel sind u. U. bis zur 18 PSM Anwendungen notwendig) Infolge des technischen Fortschritts können Rückstände detektiert werden, die nur noch 1/1000 des Wertes betragen der vor 10 15 Jahren möglich war
Annual Report on Pesticide Residues
EFSA Report 2007 % samples below or at MRL % samples above MRL Baby food Cereals Fruit & veg Processed products
Welche Technik ist verfügbar? GC ECD, NPD, FPD, AED GC MS GC MS NCI GC MS/MS LC MS/MS 6460 GC TOF MS LC MS/MS 6410
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits und Veterinärwesen Sachsen FG Pestizide Reichenbachstraße 71 01217 Dresden Tel. +49 351 8144 474 Guenther.Kempe@LUA.SMS.Sachsen.de
Paracelsus Theophrastus Bombastus von Hohenheim 1493-1541 Alle Ding sind Gift und nichts ist ohn Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist. Kochsalz lecker + notwendig 3-5 g ungiftig 40 g können tödlich sein
Obst ist gesund Beispiel Himbeere 34 Aldehyde und Ketone 32 Alkohole 20 Ester 14 Säuren 3 Kohlenwasserstoffe 7 andere Die Himbeere hätte keine Aussicht auf lebensmittelrechtliche darunter Cumarin verursacht Zulassung, wenn man Leberschäden sie künstlich herstellen wollte.
Giftwirkung natürlicher Lebensmittel In 1 Tasse Kaffee sind mehr krebsauslösende Stoffe als potenziell krebsauslösende Pestizidrückstände in dem Essen, das ein Durchschnittsamerikaner in einem ganzen Jahr verzehrt 1 Portion (Bio )Brokkoli kann die 15.000 fache Referenzdosis des Giftes Dioxin enthalten. 99,99% aller aufgenommenen Pestizide sind natürlichen Ursprungs Kohl produziert zur Abwehr von Fraßfeinden 49 giftige Substanzen