Kultursensitive Beratung bei Familien mit Kindern unter 3 Jahren 04. September 2012 Dr. Jörn Borke Grosse Arbeitstagung der AGJÄ Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Wolfsburg Inhalt Beratungsanliegen im Säuglings- und Kleinkindalter unterschiedliche spfade Befunde zur kulturellen Unterschieden Konsequenzen für Interventionen und Beratungshaltungen Beratungsanliegen im Säuglings- und Kleinkindalter als übermäßig erlebtes Schreien Schlafprobleme Fütterschwierigkeiten Fragen zu Grenzsetzungssituationen und zum Trotzverhalten Ängstlichkeit elterliche Unsicherheit (Borke & Eickhorst (Hg.), 2008; Borke, Gernhardt & Abs, 2010; Papoušek, Schieche & Wurmser (Hg.), 2004) Betrachtung verschiedener Ebenen Geschichte der Eltern Paarbeziehung Interaktion in der Familie soziales Umfeld Kind kultureller Kontext (Borke & Eickhorst (Hg.), 2008; Keller, 2007; Largo, 2001; Michaelis, 2006) ist die kulturspezifische Lösung universeller aufgaben, die im Laufe der Phylogenese entstanden sind 4 Grundannahmen 1. Der Lebenslauf des Menschen kann als Abfolge evolvierter und universeller saufgaben verstanden werden 2. Für die Bearbeitung dieser saufgaben sind Menschen mit einem pankulturellen Verhaltensrepertoire ausgestattet 3. Der kulturelle Kontext selektiert und verstärkt bestimmte Strategien, die während der Ontogenese auf der Grundlage des angeborenen Repertoires erworben werden 1
4 Grundannahmen Kultur 4. Die Lösung früher saufgaben hat Implikationen für die Lösung späterer saufgaben kann so als kulturinformierter Pfad entlang universeller saufgaben betrachtet werden Geteilte Deutungsmuster und geteilte Verhaltenspraktiken, die an ökonomische und soziale Ressourcen des Kontextes angepasst sind und die als soziokulturelle Orientierungen beschrieben werden können Kultur bestimmt, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen Autonomie Soziokultureller Kontext: SÖS, Bildungsgrad, Familienform Kulturelles Modell Sozialisationsziele Verbundenheit Prototyp psychologische Autonomie Gebildete, städtische Mittelschicht Spätes Erstgeburtsalter, wenige Kinder, Kernfamilie autonomieorientiertes kulturelles Modell Sozialisationsziele (Selbstbewusstsein, Selbständigkeit) Parentale Ethnotheorien Parentale Ethnotheorien (gleichberechtigter IA-Partner) Elternverhalten Elternverhalten (mentalistische Sprache) Sozialisationsziele in Osnabrück Borke & Keller, in Vorb. 2
Distale Sozialisationsstrategie Exklusive dyadische Aufmerksamkeit Autonomie in alltäglichen Handlungen Kindzentriertes, distales Elternverhalten Mentalistische Sprache Betonung des Selbstwertes, Selbstausdrucks, Selbstmaximierung Quasi-gleiche Partnerschaft Betonung der Einzigartigkeit Aufrechterhaltung positiver Emotionalität Prototyp hierarchische Verbundenheit Niedrige formale Bildung, Subsistenzwirtschaft Frühes Erstgeburtsalter, viele Kinder, Großfamilie verbundenheitsorientiertes kulturelles Modell Sozialisationsziele (Respekt, Gehorsam, Hilfsbereitschaft) Parentale Ethnotheorien (Kind als Lehrling) Elternverhalten (z.b. geteilte Aufmerksamkeit) Sozialisationsziele der ländl. Nso Borke & Keller, in Vorb. 3
Proximale Sozialisationsstrategie Geteilte Aufmerksamkeit Multiple Betreuungskontexte Relationalität in alltäglichen Situationen Proximale Interaktionsstrategie (geteilte Aufmerksamkeit, rhythmisch synchrone Interaktion) Vermeidung negativer Emotionen Experte/Novize: soziales Training Verweise auf soziale Konventionen und moralische Standards Eingliederung in die soziale Hierarchie z.b. Soziale Regulation kindliche spfade 25 20 In welchen Alter können Kinder... Kulturelles Modell Alter in Monaten 15 10 5 0 Berlin, Deutschland Nso-Bauern, Kamerun Sozialisa6onsziele Ethnotheorien Verhaltensstrategien 3 Monate 18 Monate soziale Beziehung(en) Selbstkonzept Soziale Regula6on Gegenstände teilen Essen teilen 4
MuCer Vater Geschw Selbst Freund Erwachsene Selbstkonzept ausgewählte Befunde Interaktionsverhalten Beratungshaltung MuCer Selbst Vater Geschw Freund Spielinteraktion 3-Monate Spielinteraktion 19-Monate Körperstimulation Initiative Kind Körperkontakt städtisches Deutschland ländliches Kamerun Initiative Mutter städtisches Deutschland ländliches Kamerun Objektstimulation Verhältnis (Ini. Mutter/ Ini. Kind) Blickkontakt 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 0 2 4 6 8 10 12 14 16 (Borke, 2009; Keller, 2007) (Borke, 2009) Spielinteraktion 19-Monate Kind folgt Mutter folgt städtisches Deutschland ländliches Kamerun Beratungsstruktur (Katz, 1985) Individuum in der Beratung Kommunikationsprozesse Ziel der Beratung Zeit- Ortsstruktur 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 (Borke, 2009) 5
Beispiele Herausforderung zwischen Klientenzentrierung und Direktivität (Schlafen bei Familie K.) Einbezug von Herangehensweisen der Herkunftskultur (z. B. Hängematte) Beratungskonsequenzen differenzierter Blickwinkel auf und Interaktion variables Einsetzen von Interventionen Beratungshaltung anpassen Vielen Dank!! 6