Fernlehrgang Geprüfte/r Betriebswirt/in (FSG)



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Transkript:

FERNSTUDIUM Fernlehrgang Geprüfte/r Betriebswirt/in (FSG) Grundlagen der Kosten- & Leistungsrechnung Version vom 01.01.2015

Inhaltsverzeichnis 1. Einordnung der Kosten- und Leistungsrechnung 5 1.1. Gliederung des betrieblichen Rechnungswesens 5 1.2. Abgrenzung von externem und internem Rechnungswesen 6 2. Grundlagen der Kosten- und Leistungsrechnung 8 2.1. Ziel und Aufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung 8 2.1.1. Unternehmensinterner Steuerungsprozess 8 2.1.2. Unternehmerische Entscheidung als informationsbasierter Entscheidungsprozess 9 2.1.3. Leistungs- und Finanzbereich eines Unternehmens 10 2.1.4. Ziel der Kosten- und Leistungsrechnung 12 2.1.5. Aufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung 12 2.2 Grundbegriffe 13 3. Prinzipien und Gestaltungsformen der Kosten- und Leistungsrechnung 26 3.1. Prinzipien der Kosten- und Leistungsrechnung 26 3.1.1. Prinzipien der Kostenerfassung 26 3.1.2. Prinzipien der Kostenzurechnung 27 3.1.3. Prinzipien der Leistungserfassung 28 3.1.4 Prinzip der Leistungszurechnung 28 3.2. Gestaltungsformen der Kosten- und Leistungsrechnung 28 3.2.1. periodenbezogene Ausgestaltung 28 3.2.2. umfangbezogene Ausgestaltung 29 4. Vollkostenrechnung 30 4.1. Begriff und Zielsetzungen 30 4.2. Systematik 30 4.2.1. Kostenartenrechnung 31 4.2.2. Kostenstellenrechnung 46 4.2.2.1. Anbauverfahren 48 4.2.2.2. Stufenleiterverfahren 49 SEITE 2 / 66

4.2.3. Kostenträgerrechnung 55 4.2.3.1. Divisionskalkulation 55 4.2.3.2. Äquivalenzziffernkalkulation 56 4.2.3.3. Zuschlagskalkulation 57 4.2.3.3.1. Summarische Zuschlagskalkulation 57 4.2.3.3.2. Differenzierte Zuschlagskalkulation 57 4.3. Kritik an der Vollkostenrechnung 58 5. Teilkostenrechnung 62 5.1. Zielsetzung 62 5.2. einstufige Deckungsbeitragsrechnung 62 5.3. mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung 63 SEITE 3 / 66

Impressum Herausgeber: FSG Verlag Alexander Golfmann Augustenstr. 58 D-80333 München info@fsg-verlag.de www.fsg-verlag.de Version Nr.: 03-2014-0001 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche unzulässige Form der Entnahme, des Nachdrucks, der Vervielfältigung, Veröffentlichung oder sonstiger Verwertung ist untersagt und wird strafrechtlich verfolgt. Alle Rechte vorbehalten. 2015 FSG Verlag

1. Einordnung der Kosten- und Leistungsrechnung Lernziele Nach Bearbeitung dieser Lektion werden Sie wissen: wie die Kosten- und Leistungsrechnung im Gefüge des betrieblichen Rechnungswesens einzuordnen ist welche Ziele die Kosten- und Leistungsrechnung verfolgt und welche Aufgaben sie dabei übernimmt welche Prinzipien der Kosten- und Leistungsrechnung zugrunde liegen in welche Formvarianten eine Kosten- und Leistungsrechnung ausgestaltet werden kann 1.1. Gliederung des betrieblichen Rechnungswesens Das betriebliche Rechnungswesen dient einer vollständigen Erfassung und transparenten Abbildung sämtlicher unternehmensbezogener Vorgänge in Geldeinheiten. Übergeordneter Zweck ist einerseits die Generierung validen Datenmaterials für betriebsinterne Managemententscheidungen, andererseits die Möglichkeit, die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens gegenüber Dritten anhand objektivierter Kriterien darzustellen. Das betriebliche Rechnungswesen lässt sich grob in vier Teildisziplinen untergliedern: Finanzbuchhaltung (Buchführung u. - Bilanzierung) Kosten- und Leistungsrechnung Wirtschaftlichkeitsrechnung Statistik Während auf die sich unter Effizienzgesichtspunkten mit Investitionsentscheidungen beschäftigende Wirtschaftlichkeitsrechnung in einem späteren Kapitel eingegangen werden soll und Belange der Statistik, d. h. des Umgangs mit großen Wertmengen unter analytischen Aspekten, im Rahmen dieses Studienbriefes unberücksichtigt bleiben müssen, ist die Fähigkeit zur Unterscheidung von Finanzbuchhaltung sowie Kosten- und Leistungsrechnung von besonderer Bedeutung. SEITE 5 / 66

1.2. Abgrenzung von externem und internem Rechnungswesen Die Finanzbuchhaltung erfasst sämtliche Aufwendungen und Erträge eines Unternehmens, unabhängig davon, ob diese im Rahmen des betrieblichen Leistungsprozesses generiert wurden. Durch Sie wird letztlich das Gesamtergebnis, also der Gesamtgewinn respektive der Gesamtverlust des Unternehmens ermittelt. Beispiel Buchhalter B arbeitet bei einem Maschinenbauunternehmen und spekuliert in der Mittags- pause mit dem Bankguthaben seines Arbeitgebers an der Börse. Dabei erzielt er einen Ertrag. Obwohl die Tätigkeit, aus welcher der Ertrag resultiert, nichts mit der eigentlichen Betriebstätigkeit zu tun hat, fließt der Ertrag (im Rahmen der Gewinn- u. Verlustrechnung) in das Gesamtergebnis ein. Die Vorgänge der Finanzbuchhaltung unterliegen dabei strengen gesetzlichen Standards, die eine einheitliche Ergebnisermittlung gewährleisten und einen sinnvollen Ergebnisvergleich zwischen verschiedenen Unternehmen ermöglichen sollen. Da die Informationen der Finanzbuchhaltung insbesondere der Rechenschaftslegung gegen- über externen Stellen wie Banken, Steuerbehörden aber auch Kunden und Lieferanten dient, wird die Finanzbuchhaltung auch als externes Rechnungswesen bezeichnet. Die Kosten- und Leistungsrechnung (auch Kosten- und Erlösrechnung genannt) ist ebenfalls Bestandteil des betrieblichen Rechnungswesens. Sie dient der Ermittlung des Betriebsgewinns bzw. des Betriebsverlustes, d. h. dem Ergebnis, dass aus solchen Tätigkeiten resultiert, für welche der Betrieb als solcher ausgelegt ist. Andere Erträge bzw. Aufwendungen (also solche, die nicht im Zusammenhang mit dem betrieblichen Leistungserstellungsprozess stehen) werden bei der Ermittlung des Betriebsgewinns respektive Betriebsverlustes nicht berücksichtigt. Beispiel Der Ertrag aus dem Börsengeschäft von B hat nichts mit der eigentlichen Betriebstätigkeit eines Maschinenbauunternehmens zu tun und fließt daher nicht in das Betriebsergebnis ein. Gesetzliche Standards zur Gestaltung einer Kosten- und Leistungsrechnung existieren nicht, so dass diesbezüglich grundsätzlich individuelle, unternehmensinterne Re-gelungen gefunden werden müssen. SEITE 6 / 66

Da die Informationen der Kosten- und Leistungsrechnung insbesondere der Information der Unternehmensleitung über die innerbetrieblichen Abläufe dient, wird die Kosten- und Leistungsrechnung auch als internes Rechnungswesen bezeichnet. Vereinfacht lässt sich daher resümieren: Finanzbuchhaltung = externes ReWe Kosten- und Leistungsrechnung = Internes Rechnungswesen Betriebliches Rechnungswesen Ziele Aufgaben Vorschriften Rechnungsgrößen Externes ReWe Information ggü. Externen (Banken, Finanzamt, Sozialversicherungsträger, Kunden, Lieferanten, Gesellschaftern, Unternehmensleitung) Abbildung finanzieller Beziehungen zwischen Unternehmen und Umwelt Handelsrecht, Steuerrecht, ggf. internationale Rechnungslegungsstandards (IRFS, US-GAAP etc.) Aufwand und Ertrag (beziehen sich auf Gesamtergebnis) Internes ReWe Information ggü. Unternehmensleitung Abbildung wirtschaftlichen Geschehens innerhalb des Unternehmens Individuelle, unternehmensinterne Vorschriften Kosten und Leistungen (beziehen sich auf betriebliche Tätigkeit) Abbildung 1: Unterschiede zwischen externem und internem Rechnungswesen SEITE 7 / 66