KFW-RESEARCH. Akzente

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Transkript:

KFW-RESEARCH Akzente Emissionshandel nimmt in der zweiten Handelsperiode Nr. 3, August 2009

Herausgeber KfW Bankengruppe Palmengartenstraße 5-9 60325 Frankfurt am Main Telefon 069 7431-0 Telefax 069 7431-2944 www.kfw.de Redaktion KfW Bankengruppe Abteilung Volkswirtschaft research@kfw.de Dr. Vivien Lo Telefon 069 7431-4852 Copyright Titelbild: KfW Bildarchiv /Angelika Kohlmeier Frankfurt am Main, August 2009

EMISSIONSHANDEL NIMMT IN DER ZWEITEN HANDELSPERI- ODE DEUTLICH FAHRT AUF Ergebnisse des neuen KfW/ZEW CO 2 Barometers 1 Die Probephase liegt hinter uns Das EU Emissionshandelssystem (EU EHS) ist das zentrale Instrument der europäischen und deutschen Klimapolitik. Mit diesem bisher größten Treibhausgashandelsprogramm weltweit wird auch vier Jahre nach der Einführung in vielen Bereichen immer noch Neuland betreten. Nicht umsonst wird die gesamte erste Handelsphase von 2005 bis 2007 rückblickend als Probephase bezeichnet. Erstmalig wurden grenzüberschreitend über 10.000 Anlagen verpflichtend in ein Emissionszertifikatesystem eingebunden, zu dessen Beginn noch keine verlässlichen Emissionsdaten vorlagen. Die erste Handelsphase war dementsprechend durch eine Überallokation an Zertifikaten gekennzeichnet: den überwiegend frei zugeteilten Emissionsrechten von jährlich 2.299 Mio. t CO 2 standen tatsächlich nur Emissionen in Höhe von durchschnittlich 2.070 Mio. t CO 2 gegenüber. Auf Basis der Erfahrungen aus der ersten Handelsperiode wurde die jährlich zulässige Emissionsmenge mit rund 2 Mrd. t CO 2 in der zweiten Phase (2008 2012) um fast 10 Prozent reduziert. Damit sollten verstärkte Investitionsanreize zur langfristigen CO 2 -Minderung gesetzt werden. Die erste Phase des EU Emissionshandelssystems war durch eine Überallokation von CO 2 -Zertifikaten gekennzeichnet. Beim EU EHS handelt es sich um ein so genanntes cap-andtrade-system, d. h. die erfassten Unternehmen sind verpflichtet, ihre CO 2 -Emissionen 2 mit Emissionsrechten zu belegen, die erstens auf eine absolute Emissionsmenge begrenzt (Obergrenze = cap) und zweitens handelbar (trade) sind. Der Handel ermöglicht die kosteneffiziente Erreichung des vorgegebenen Emissionsziels und bietet den beteiligten Unternehmen Handlungsflexibilität. Ein Unternehmen, dessen tatsächliche Emissionen die ihm zugeteilten Die Möglichkeit, Zertifikate zu kaufen und zu verkaufen, ist wesentlich für eine kosteneffiziente Zielerreichung und Flexibilität des Instruments. 1 Die Studie ist im Internet verfügbar unter dem Link: http://www.kfw.de/en_home/research/co2-barometer.jsp. 2 In der dritten Handelsperiode (2013 2020) werden zusätzlich zum CO 2 weitere Treibhausgase in das EU EHS einbezogen. 1

Emissionsrechte übersteigen, hat die Möglichkeit, entweder Zertifikate am Markt hinzuzukaufen oder Emissionen zu reduzieren (Make-or-Buy-Entscheidung). Umgekehrt kann ein Unternehmen, dessen Emissionen unterhalb der ihm zur Verfügung stehenden Zertifikate bleiben, die überschüssigen Zertifikate verkaufen. wie ist die zweite Phase zu bewerten? Mit dem KfW/ZEW CO 2 Barometer werden Unternehmen und internationale Experten regelmäßig befragt. In Deutschland werden aktuell etwa 1.600 Anlagen von über 800 Unternehmen vom Emissionshandel erfasst. Dazu gehören große energiewirtschaftliche Anlagen sowie Industrieanlagen wie Stahlwerke, Raffinerien und Zementwerke. Da bisher kaum Informationen über die Unternehmensaktivitäten im Emissionshandel vorliegen, haben die KfW Bankengruppe und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung mit dem KfW/ZEW CO 2 Barometer ein neues Analyseinstrument entwickelt, um emissionshandelspflichtige deutsche Unternehmen und internationale Experten regelmäßig zu befragen. Für die Bewertung des EU EHS in der zweiten Phase ist dabei vor allem von Interesse, inwieweit die Unternehmen die Handelsoption tatsächlich nutzen und ob das EU EHS zusätzliche Anreize für Emissionsverminderungsinvestitionen gibt. Das KfW/ZEW CO2 Barometer 2009 zeigt: Hohe Handelsbeteiligung Marktentwicklung und Investitionen aber durch unsichere Rahmenbedingungen gehemmt. Die Unternehmen haben das EU EHS angenommen: drei Viertel der Unternehmen, die dem EU EHS unterliegen, handeln bereits regelmäßig mit Emissionszertifikaten oder planen dies zu tun. Fehlende langfristige Regulierungsvorgaben, Risiken und Transaktionskosten beeinträchtigen allerdings noch die Marktentwicklung. Aufgrund der hohen Unsicherheit hinsichtlich der langfristigen Regulierung hat das EU EHS bisher nur geringe Wirkung auf die Investitionsentscheidungen der Unternehmen. Die Mehrheit der Unternehmen handelt, allerdings nur auf jährlicher Basis Die hohe Beteiligungsrate von drei Viertel der Unternehmen, die am Emissionshandel teilnehmen oder planen teilzunehmen, wird 2

bei Betrachtung der Handelsfrequenz relativiert. Nur 13 % der Unternehmen handeln häufiger als einmal im Jahr. Dabei handelt es sich überwiegend um größere Unternehmen und Unternehmen mit energiewirtschaftlichen Anlagen, denen weniger Zertifikate zugeteilt wurden als sie in der Vergangenheit emittierten. Vor allem größere Unternehmen handeln öfter als jährlich. Zudem gab immerhin ein Viertel der befragten Unternehmen an, dass sie weder am Handel teilnehmen noch planen, dies zu tun. Bei 74 % der Unternehmen lag der Grund für fehlende Handelsaktivitäten darin, dass sie ausreichend mit Zertifikaten eingedeckt waren. Aufgrund der Wirtschaftskrise verzeichneten die Unternehmen deutliche Produktionsrückgänge bzw. weniger Wachstum, damit geringere Emissionen und dementsprechend auch geringeren Bedarf nach Emissionszertifikaten als prognostiziert. Bei 11 % der Unternehmen, die nicht im Handel aktiv sind oder dies planen, fehlte es an der notwendigen Personalkapazität. Lediglich 7 % gaben an, dass die Notwendigkeit zum Handel durch eigene CO 2 - Minderungsmaßnahmen verringert worden war. Unternehmen, die nicht am Handel teilnehmen, weisen meist einen Zertifikateüberschuss auf. Unsicherheit über langfristige Regulierung erschwert Investitionsentscheidungen Wesentliche Voraussetzung für einen funktionierenden Emissionshandel ist eine langfristige Festlegung der entsprechenden Rahmenbedingungen. Besteht Unsicherheit über die Rahmenbedingungen eines geplanten Projekts und ist absehbar, dass in der Zukunft weitere Informationen vorliegen, die die Rentabilität des Projekts beeinflussen, wird ein Unternehmen die geplante Investition häufig aufschieben. Durch Unsicherheiten in Bezug auf zukünftig zugeteilte Zertifikatemengen und langfristiger Ausgestaltung des Emissionshandels kann es zu unvorhersehbaren, sprunghaften Preisentwicklungen auf dem CO 2 -Markt kommen, die wiederum zum Aufschub von Investitionen in Vermeidungstechnologien führen. Unsicherheit über Rahmenbedingen kann zum Aufschub von CO 2 -Minderungsinvestitionen führen. Dies bestätigt das KfW/ZEW CO 2 Barometer: bisher haben lediglich 6 % der Unternehmen Investitionen mit dem expliziten Ziel einer Emissionsminderung durchgeführt. Zwei Drittel der Befragten fordern dementsprechend einen längeren Regulierungszeitraum, um Planungs- und Investitionssicherheit zu verbessern. Nur wenn die politischen Rahmensetzungen verlässlich sind, kann es Lediglich 6 % der Unternehmen haben bereits Investitionen mit dem Hauptziel CO 2 -Reduktion durchgeführt. 3

eine langfristige Preisbildung für Emissionen und damit Kalkulationssicherheit für den Unternehmenssektor geben. Potenzial für den Einsatz von projektbasierten Minderungsgutschriften bei Weitem noch nicht ausgeschöpft CDM- und JI-Projekte werden bisher nur von einer kleinen Zahl größerer Unternehmen direkt genutzt. Eine wichtige Funktion im europäischen Emissionshandelssystem sowohl für die erfassten Unternehmen als auch als Anstoß für kohlenstoffarme Entwicklung in Entwicklungs- und Transformationsländern stellen die so genannten projektbasierten Mechanismen dar (Clean Development Mechanism CDM, Joint Implementation JI). Die Möglichkeit, Emissionsgutschriften aus Treibhausgasminderungsprojekten zu erwerben und diese zur Erfüllung der im EU Emissionshandel geforderten Emissionsminderungen einzusetzen, wird bisher jedoch nur von einer kleinen Anzahl größerer Unternehmen genutzt: z. B. sind gegenwärtig nur 7 % der antwortenden Unternehmen mit Gutschriften direkt aus Minderungsprojekten in Entwicklungs- und Schwellenländern engagiert oder planen dies zu tun. Dabei bieten diese Projekte die Möglichkeit, den Verpflichtungen des Emissionshandelssystems kostengünstig nachzukommen. Gleichzeitig können mit Emissionsminderungsprojekten Klimaschutzinvestitionen verstärkt in Schwellenund Transformationsländern gefördert werden, wo künftig der stärkste Zuwachs bei Energiebedarf und CO 2 Emissionen zu erwarten ist. Antizyklische Wirkung des EU EHS In der Krise wirkt der Emissionshandel antizyklisch. Ein weiterer Grund für die bisher geringe Investitionswirkung des EU EHS ist in den schwachen Preissignalen zu vermuten. Überschüsse aufgrund des konjunkturell bedingten Produktions- und Emissionsrückgangs haben zu einem starken Preisverfall der CO 2 - Zertifikate seit Mitte des Jahres 2008 geführt. In der Krise zeigen sich allerdings auch die Vorteile eines flexiblen Emissionszertifikatesystems: Unternehmen, die aufgrund zurückgehender Nachfrage Umsatzeinbußen und gleichzeitig Zertifikatüberschüsse verzeichneten, konnten diese am Markt verkaufen und damit Liquidität generieren. Und selbst bei Unternehmen, die weiterhin Zertifikate zukaufen mussten, wirkten sich die gesunkenen Zertifikatpreise liquiditätsschonend aus. 4

Bisherige Zwischenbilanz zweite Handelsperiode Das erste Jahr der zweiten Handelsperiode des EU Emissionshandelssystems weist eine gemischte Bilanz auf: eine deutliche Mehrheit der Unternehmen nimmt am Emissionshandel teil. Seit Einführung des EU EHS ist es erstmals gelungen, den Emissionsausstoß im Vergleich zum Vorjahr zu verringern. Die Befragungsergebnisse des KfW/ZEW CO 2 Barometer deuten jedoch darauf hin, dass ein Großteil dieser Emissionsminderung vermutlich konjunkturbedingt und nicht durch die Anreizwirkung des EU EHS ausgelöst wurden: 30 % der Unternehmen haben im Jahr 2008 eine Emissionsreduktion durch Produktionsverringerung erreicht, in der ersten Handelsperiode lag dieser Anteil lediglich bei 5 %. Dennoch hat sich das System auch unter den Bedingungen des aktuellen Konjunktureinbruchs bewährt. Statt die Unternehmen zusätzlich zu belasten, konnten die Zertifikate vielfach liquiditätssteigernd eingesetzt werden. Gemischte Bilanz des Starts in die zweite Handelsperiode, aber in der Krise bewährt. Voraussetzung für eine verbesserte Wirkung des EU Emissionshandelssystems ist die Klärung der Unsicherheiten hinsichtlich Zuteilung und Zertifikate-Einsatz in der dritten Handelsperiode (2013 2020), damit sich zukünftige Knappheiten bereits in den aktuellen Preisen widerspiegeln und entsprechende Anreize für die langfristige Planung von Emissionsminderungsinvestitionen geben. Ohne Erhöhung der Transparenz und Verringerung des Risikos in den CDM- und JI-Prozessen werden auch die projektbasierten Mechanismen nicht ihr Potenzial realisieren können, eine kohlenstoffarme Entwicklung in den Emittentenländern von morgen einzuleiten. Ende des Jahres 2009 steht auf der Klimakonferenz in Kopenhagen die Aushandlung eines neuen Weltklima-Abkommens und damit ein wesentlicher Meilenstein für die Zukunft des globalen Klimaschutzes an. Mit einer raschen Klärung der konkreten Bedingungen für den EU Emissionshandel nach Auslaufen des Kyoto-Protokolls könnte die EU Kommission nicht nur den Unternehmen, sondern auch den Verhandlungspartnern in Kopenhagen ein wichtiges Signal langfristiger Verbindlichkeit senden. Klarere langfristige Vorgaben im Emissionshandel und Verbesserung der CDM- und JI- Prozesse sind in der weiteren Entwicklung notwendig. 5