Pädagogik Nadine Reiner Die Methode von Paulo Freire Studienarbeit
Gliederung: 1. Methoden allgemein 2. Paulo Freire 2.1 Grundlagen seiner Theorie 2.2 Methodische Umsetzung Praktisches Beispiel der Umsetzung in Lateinamerika 3. Übertragung der Methode auf Industrienationen 3.1 praktisches Beispiel 4. Reflektion 2
2. Paulo Freire Paulo Freire wurde 1921 in Brasilien geboren. Seine Familie gehörte der sozialen Mittelschicht an und er wurde christlich erzogen. Der christliche Gedanke prägt seine Methode und sein Menschenbild. Weiterhin beeinflussten ihn, in seiner Arbeit, Personen wie Sartes i. V. m. Gabriel Marcels, Ortega y. Gasset. Auch anthropologische und philosophische Grundgedanken von Marx und Fromm zeichnen seine Arbeit aus. In seiner methodische Arbeit ist der Einfluss von Hegel erkennbar. Bei der Durchführung greift er auf Mao Tse Tung zurück. Und seine Vorbilder auf politischer Ebene waren Guevara und Martin Luther King. 1 Um die Methode von Paulo Freire zu verinnerlichen und danach zu handeln, ist es unserer Meinung nach wichtig, das Leben und seine Grundlagen für die Entwicklung seiner Methode kurz zu erläutern. Paulo Freire arbeitete als Lehrer und später als Professor und ihm wurde so die Lage der Bevölkerung in Brasilien vor Augen geführt. Die Mehrheit der Bevölkerung (70 75%) bestand aus Analphabeten, die aufgrund dessen kein Wahlrecht besaßen. Die Landbevölkerung war überwiegend verarmt und den Herrschaftsverhältnissen ausgeliefert. Durch seine Professur in Pädagogik, Philosophie und Geschichte interessierte er sich für die Erwachsenenbildung und engagierte sich schon früh für die Alphabetisierung der Bevölkerung. Er war sehr unzufrieden mit der Situation in der Erwachsenbildung, da für die Beschulung der Erwachsenen die gleichen Lehrmittel verwendet wurden, wie für Schulkinder. Außerdem wurde beim Lehrplan keine Rücksicht auf die Lebenswelt der Landbevölkerung genommen. Es wird die vorherrschende Bankiers-Erziehung, die später genauer erläutert wird, angewendet. Zur gleichen Zeit war die brasilianische Gesellschaft in einem Umbruch. Ein Teil der Bevölkerung hielt an der geschlossenen Gesellschaft mit ihren Normen und Werten fest, und der andere hingegen wollte die Gesellschaft öffnen. In dieser Situation entstanden viele entgegengesetzte Tendenzen. So kam Freire zu der Frage ob und wie das Volk auf diese Entwicklungen vorbereitet war. Diese Umbruchsituation führte 1 Vgl. Von Paulo Freire lernen (S. 34 39) 3
dazu, dass Paulo Freire es als nötig ansah eine Pädagogik zu entwickeln, die sich an die Situation des unterdrückten Volkes anpasst. 2 2.1 Grundlagen der Methode von Paulo Freire Paulo Freie entwickelte die Pädagogik der Unterdrückten und definierte diese wie folgt. Die Pädagogik der Unterdrückten, bei der es sich um eine Pädagogik von Menschen handelt, die im Kampf um ihre Befreiung stehen, hat hier ihre Wurzeln. Die, die sich als Unterdrückte erkennen oder anfangen, sich als solche zu erkennen, müssen zu den Entwicklern dieser Pädagogik gehören. 3 Die wahre Berufung des Menschen ist nach Freire die Humanisierung. Aber da es Unterdrückung gibt, sind Unterdrückte sowie Unterdrücker enthumanisiert und von sich selbst entfremdet. Die Befreiung aus den bestehenden Herrschaftsverhältnissen ist nur möglich, wenn diese von den Unterdrückten ausgeht, denn diese müssen die Entwickler der Pädagogik der Unterdrückten sein. Und nur sie können die Humanisierung beider Seiten wieder herstellen. Nach Freire ist der Mensch ein Wesen der Beziehung, ein historisches, kulturschaffendes und kommunikatives Geschöpf, das nicht nur die Welt, sondern auch sich selbst verändern kann. Der Mensch existiert nicht nur in der Welt, sondern auch mit ihr, dies unterscheidet ihn vom Tier. Der Mensch ist aktiv und kreativ, dadurch kann er Erfahrungen, die er in der Welt gesammelt hat, reflektieren. Das bedeutet, dass der Mensch in einer dialektischen Beziehung mit der Welt steht. Daraus ergibt sich auch der Mensch als historisches Wesen. Er kann in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unterscheiden und ist damit in der Lage seine Situation zu durchschauen, wenn er nicht entfremdet ist. Dabei darf er seine existentielle Situation nicht als schicksalhaft und unwandelbar betrachten, sondern nur als begrenzend. 4 Nach Freire wird der Mensch bei der Wahrnehmung einer Grenzsituation befähigt diese zu überschreiten und damit seine Situation zu verändern. 2 Vgl. Die Methode Paulo Freire (S. 19 22) 3 Zitat: Pädagogik der Unterdrückten (S. 40) 4 Zitat: Pädagogik der Unterdrückten (S. 68) 4