Jean-Uhrmacher-Institut Universität zu Köln Hörgeräteversorgung und technische Hilfsmittel im Alter Hartmut Meister Jean-Uhrmacher-Institut für klinische HNO-Forschung Universität zu Köln
Alter? Alter umfasst 2-3 Jahrzehnte junge Alte (drittes Lebensalter): 10-15 Jahre nach Austritt aus Berufsleben alte Alte (viertes Lebensalter): Gekennzeichnet durch deutliche Zunahme gesundheitlicher Probleme Körperliche Funktionsfähigkeit Quelle: DZA Berlin Alter
Zahlen Prävalenz Hörverlust im Alter: 30-80 % Cruickshanks (1998): 46 % (48-92 Jahre) Versorgungsanteil: 10-25 % Popelka (1998): 14,6 % (48-92 Jahre) Nicht-Nutzer: 10-30 % Gates et al. (1990): 22 % (60-90 Jahre) Durchschnittliche Dauer bis zur Versorgung: >5 Jahre
Quantitative Aspekte Bereitschaft zur Versorgung und Ausmaß der Nutzung Hörverlust: Größerer (subjektiver) Hörverlust ist mit einer höheren Bereitschaft zur Hörgeräteversorgung und höhere Nutzungsdauer korreliert. Akzeptanz der Hörstörungen: Höhere Akzeptanz der Hörstörung ist mit einer höheren Bereitschaft zur Hörgeräteversorgung und höherer Nutzungsdauer korreliert. Erwartungen: Größere Erwartungen sind mit einer höheren Bereitschaft zur Hörgeräteversorgung korreliert. Höhere Erwartungen vor der Versorgung sind möglicherweise mit einer größeren Zufriedenheit nach der Anpassung korreliert.
Quantitative Aspekte Bereitschaft zur Versorgung und Ausmaß der Nutzung Persönlichkeitsbezogene Faktoren: Ängstlichkeit/Unsicherheit und Offenheit haben Einfluss auf Hörgeräteversorgung (Cox et al. 2005). Personen mit größerer Selbstbestimmung/Eigensteuerung haben eher die Neigung, aktiv an Problemen zu arbeiten und zeigen größere Bereitschaft zur Versorgung (Gatehouse 1994, Garstecki und Erler 1998). Stigma : Negative Assoziationen von Hörgeräten sind mit geringerer Bereitschaft zur Versorgung korreliert. Spielen nach der Versorgung eine geringere Rolle (Brooks 1998, Parving 1997). Kosten: Zuzahlungskosten für Hörgeräte, laufende Kosten für Batterien, etc. Realistische Einschätzung der Kosten-Nutzen-Relation. (Garstecki 1996).
Qualitative Aspekte Nutzen durch Hörgeräteversorgung (Zentral-)Auditive Fähigkeiten: Zusätzlich zu peripheren Hörstörungen zentralauditiveverarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (Jerger 1995, Hesse 2004). Sprachverständlichkeit im Störgeräusch. Kognitive Fähigkeiten: Merkspanne, Arbeitsspeicher, Verarbeitungsgeschwindigkeit. Sprachverständlichkeit, insbes. bei verringerter Redundanz. Aber auch: Handhabung von Hörgeräten. Visuelle Fähigkeiten: Zusätzliche Sehbehinderungen, z.t. nicht durch Brillen korrigierbar. Herabgesetzte Nutzung des Absehens, insb. bei verringerter Redundanz (Erber 2002). Aber auch: Handhabung. Manuelle Fähigkeiten: Einsetzen der Hörgeräte, Bedienung der Hörgeräte, Batteriewechsel, Pflege der Hörgeräte (Brooks 1998, Meister und von Wedel 2003).
Technische Hilfsmittel Beispiele: Weck- und Warngeräte Infrarot-Anlagen FM-Anlagen Hörverstärker Mögliche Vorteile gegenüber Hörgeräten: Verbesserung Signal-Rauschabstand (bis zu 20 db bei FM-Anlagen) Größe/Handhabung (Visuelle und manuelle Fähigkeiten) Einfache Bedienbarkeit (für Nutzer und Helfer) Kosten Qualität der einzelnen Maßnahmen?
Forschungs- und Entwicklungsbedarf Konsensus-Statement Eriksholm-Workshop 2003 Candidature for and delivery of audiological services: special needs of older people Entwicklung von ergonomisch geeigneten Hörgeräten und Schulungsprogrammen für die Nutzung Einsetzen, Einschalten/Umstellen, Batteriewechsel, Pflege Entwicklung spezieller Signalverarbeitungsstrategien, z.b. umgebungsspezifische Störgeräuschunterdrückungssysteme und deren Evaluation Mögliche zusätzliche zentral-auditive Probleme führen zur Verschlechterung der Sprachverständlichkeit bei Nebengeräuschen Entwicklung und Implementierung geeigneter Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit hinsichtlich der Darstellung von Hörstörungen und deren Therapie Zielgrössen Lebensqualität, Wohlbefinden. Effekte solcher Programme weitgehend unbekannt
Forschungs- und Entwicklungsbedarf Konsensus-Statement Eriksholm-Workshop 2003 Candidature for and delivery of audiological services: special needs of older people Berücksichtigung der Veränderung der Bedürfnisse nach der Hörgeräteversorgung Ändern sich Freizeitverhalten/gesellschaftliche Aktivitäten oder sind diese eher durch Persönlichkeitsmerkmale bestimmt? Untersuchung der relativen Beiträge von auditiver und visueller Leistung zur Kommunikation 2+2=5 Untersuchung der Effizienz von Hör- und Kommunikationstraining für ältere Personen mit Hörstörungen Welchen Beitrag leisten entsprechende Programme hinsichtlich qualitativer und quantitativer Verbesserung der HG-Versorgung?
Vielen Dank!