Determinanten von Wissensbarrieren in Steuerberatungskanzleien

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Transkript:

Determinanten von in Steuerberatungskanzleien Ulf Hausmann & Prof. Dr. Wolfgang Scholl 27.9.2012 Bielefeld, DGPS-Kongress Agenda Theorie Hypothesen Methode Ergebnisse Diskussion 0

Theorie Grundannahmen Wissen ist wesentliche Grundlage für die Leistungserstellung und Innovationen in StB- Kanzleien (Kudert, 1999), und neben Beziehungskompetenz / Reputation einzige strategische Ressource in Professional Service Firms (Ringlstetter, Bürger & Kaiser, 2004) Innovationserfolg ist geringer, je fehlerhafter mit Informationen / Wissen umgegangen wird (Scholl, 2004; Praxisbeispiel Dienstleistungsinnovation StB-Kanzlei) Vom Verhalten der MitarbeiterInnen hängt maßgeblich ab, wie im Arbeitsalltag / Leistungserstellungsprozess mit Wissen umgegangen wird (z.b. Probst, Raub & Romhardt, 2011; Bürger, 2005) Fragestellung Wie stellt sich der Zusammenhang von Determinanten mit den spezifischen dar? 1

Theorie Definition (Hopf, 2009) Informationspathologien (Wilensky 1967; Scholl 1999) (Informationspathologien) sind vermeidbare Fehler und Unzulänglichkeiten im Umgang mit Wissen und Informationen im Arbeitsalltag. Eine Wissensbarriere (Informationspathologie) liegt vor, wenn relevante Informationen nicht beschafft, nicht (korrekt) übermittelt, nicht produziert oder nicht (korrekt) verarbeitet werden, obwohl dies eigentlich möglich wäre. 2

Determinanten von Empirisches Modell Kommunikationsklima Wissensmanagement Lernkultur Informationsfluss Übergabeprozesse Informationsverlust mangelhafte Darstellungen Betriebsblindheit Missverständnisse 3

Determinanten von Bedingungen des Verhaltens (Rosenstiel & Koch, 2003) Soziales Dürfen & Sollen Normen und Regelungen Individuelles Wollen Motivation Werte Persönliches Können Fähigkeiten & Fertigkeiten Situative Ermöglichung Hemmende oder begünstigende äußere Umstände Empirisches Modell Kommunikationsklima Wissensmanagement Lernkultur Informationsfluss Übergabeprozesse Informationsverlust mangelhafte Darstellungen Betriebsblindheit Missverständnisse 4

Determinanten von Bedingungen des Verhaltens (Rosenstiel & Koch, 2003) Soziales Dürfen & Sollen Normen und Regelungen Individuelles Wollen Motivation Werte Persönliches Können Fähigkeiten & Fertigkeiten Situative Ermöglichung Hemmende oder begünstigende äußere Umstände Empirisches Modell Determinanten Leitbild (Ziele & Strategie) Verständnis und Identifikation mit den Zielen und der Strategie der Organisation Wahrnehmung (bzgl. Inhalt, Bewertung) aller gegenseitigen auf Versprechen basierenden Verpflichtungen in einer Arbeitsbeziehung Qualifikation & Ausbildung, Zugehörigkeitsdauer Arbeitsautonomie Ausmaß der Kontrolle, die Jemand bei der täglichen Arbeit hat Kommunikationsklima Wissensmanagement Lernkultur Informationsfluss Übergabeprozesse Informationsverlust mangelhafte Darstellungen Betriebsblindheit Missverständnisse 5

Hypothesen: Leitbild Determinanten Leitbild Selbstverpflichtung zu Innovation Erfüllung Qualifikation & Ausbildung, Zugehörigkeitsdauer H1 a H1 b H1 c H1 d H1 e H1 f a) Kommunikationsklima b) Wissensmanagement c) Lernkultur d) Informationsfluss e) Übergabeprozesse f) Informationsverlust mangelhafte Darstellungen Betriebsblindheit Arbeitsautonomie Missverständnisse 6

Hypothesen: Determinanten Leitbild Selbstverpflichtung zu Innovation Erfüllung Qualifikation & Ausbildung, Zugehörigkeitsdauer Arbeitsautonomie H2 a H2 b H2 c H2 d H2 e H2 f H2 g H2 h H2 i a) Kommunikationsklima b) Wissensmanagement c) Lernkultur d) Informationsfluss e) Übergabeprozesse f) Informationsverlust g) mangelhafte Darstellungen h) Betriebsblindheit i) Missverständnisse 7

Hypothesen: Arbeitsautonomie Determinanten Leitbild Selbstverpflichtung zu Innovation Erfüllung H3 a H3 b a) Kommunikationsklima Wissensmanagement b) Lernkultur Informationsfluss Qualifikation & Ausbildung, Zugehörigkeitsdauer H3 c c) Übergabeprozesse Informationsverlust (+) (+) H3 d mangelhafte Darstellungen d) Betriebsblindheit Arbeitsautonomie (+) H3 e e) Missverständnisse 8

Methode Untersuchungssetting standardisierte Fragebögen, online in 133 Kanzleien mit 1.516 MitarbeiterInnen Sommer 2010, 65 Kanzleien: 570 MitarbeiterInnen KanzleileiterInnen T1 alle Variablen außer Leitbild Spätsommer 2010, 57 Kanzleien: 362 MitarbeiterInnen & KanzleileiterInnen T2 Leitbild Auswertungsbasis aggregierter Datensatz aus 57 Kanzleien 9

Methode Operationalisierung Leitbild (Scholl, 2010) PV Erfüllung (Rousseau, 2000) PV Selbstverpflichtung zu Innovation (Ramamoorthy et al., 2005) Arbeitsautonomie (Price, 1997) (Hopf, 2009), 9 Subskalen Kontrollvariable: Geschlecht α >.70 10

Ergebnisse: Leitbild Determinanten Leitbild Selbstverpflichtung zu Innovation Erfüllung Qualifikation & Ausbildung, Zugehörigkeitsdauer β = -.45** β = -.38* β = -.58** β = -.68** a) Kommunikationsklima b) Wissensmanagement c) Lernkultur 1 Lernkultur 2 d) Informationsfluss e) Übergabeprozesse f) Informationsverlust mangelhafte Darstellungen Arbeitsautonomie Betriebsblindheit Missverständnisse H1 a, c nicht bestätigt; H1 b, d-f bestätigt *p <.05, **p <.01 11

Ergebnisse: Determinanten Leitbild Selbstverpflichtung zu Innovation Erfüllung β = -.38* β = -.27* β = -.43* a) Kommunikationsklima b) Wissensmanagement c) Lernkultur 1 Lernkultur 2 d) Informationsfluss Qualifikation & Ausbildung, Zugehörigkeitsdauer Arbeitsautonomie β = -.32 (p <.10) β = -.48* e) Übergabeprozesse f) Informationsverlust g) mangelhafte Darstellungen h) Betriebsblindheit i) Missverständnisse H2 d-f, i nicht bestätigt; H2 a-c, g, h bestätigt *p <.05, **p <.01 12

Ergebnisse: Arbeitsautonomie Determinanten Leitbild a) Kommunikationsklima Selbstverpflichtung zu Innovation Erfüllung Wissensmanagement b) Lernkultur 1 Lernkultur 2 Informationsfluss Qualifikation & Ausbildung, Zugehörigkeitsdauer c) Übergabeprozesse Informationsverlust mangelhafte Darstellungen Arbeitsautonomie β = -.39** d) Betriebsblindheit e) Missverständnisse H3 a-e nicht bestätigt; H3 e gegenteilig *p <.05, **p <.01 13

Diskussion Zusammenhänge Leitbild mit WiBas (Wissensmanagement, Übergabeprozesse, Informationsverlust, -fluss) eher auf Arbeitseffektivität bezogenen PV hängen mit zusammen, die eher Klima- und Kulturaspekte beinhalten; PV-Erfüllung (Kommunikationsklima, Betriebsblindheit), PV Verpfl. Innov. (Wissensmanagement, Lernkultur, mangelhafte Darstellungen) Negativer Zusammenhang von Arbeitsautonomie zu WiBa Missverständnisse unerwartet Fazit: Soziales Dürfen & Sollen (Leitbild, PV Erf.) und individuelles Wollen (PV Selbstverpfl. zu Innov.) sind relevant für WiBas. Stärken: zwei Messzeitpunkte, N = 57 (Kanzleien) Limitation: aggregierter Datensatz, Querschnitt Implikationen: Klarheit der MitarbeiterInnen über Ziele & Strategie und Verpflichtungen in der Arbeitsbeziehungen sind bedeutend für guten Umgang mit Wissen. 14

Vielen Dank... Kontakt: ulf.hausmann@web.de 15