Umweltwirkungen und Verbesserungspotenziale der österreichischen Milchwirtschaft S. Hörtenhuber, F. Steininger, W. Zollitsch ZAR-Seminar Salzburg, 9.3.2017
Ausgangspunkt & Herausforderungen Multifunktionale Landnutzung Dauergrünland in Österreich: 48 % der landwirtschaftlichen Fläche Milch: 44 % des Produktionswerts Tierhaltung; Rind: 26 % Ecosystem Services : Kulturlandschaft, Biodiversität,. Kritik: Umweltfolgen Klimakiller Rind: 1 Liter Milch mit Emissionen wie 7 km Autofahrt (Foodwatch 2008) Rinder wenig effiziente Futterumwandler, hoher Konzentratfutterbedarf hoher Primärenergieverbrauch, hohes Potenzial für Eutrophierung.. Steigerung der Produktionseffizienz & Berücksichtigung bei Selektionsentscheidung als Minderungsstrategie? ZAR-Seminar 9.3.2017 2/20
Treibhausgas-Emissionen Zusätzlich zum natürlichen Treibhauseffekt seit etwa 150 Jahren rasanter Anstieg von Treibhausgas (THG)-Emissionen und Temperaturen 4% der globalen THG-Emissionen stammen von Milchrindern (FAO-Studie; Gerber et al. 2010); ähnliche Werte für Österreich 18% der globalen THG-Emissionen von Tierhaltung gesamt inklusive vorgelagerten (bspw. Futterbau) und nachgelagerten Prozessen (inkl. Energiebedarf, Transporten, etc.; Steinfeld et al. 2006) ZAR-Seminar 9.3.2017 3/20
Treibhausgase aus der Milchkuhhaltung Treibhausgase werden in Abhängigkeit von ihrer Wirksamkeit mit Faktoren in der gemeinsamen Einheit CO 2 -Äquvialente (CO 2 -eq) zusammengeführt Lachgas (N 2 O) und Methan (CH 4 ) sind je Einheit etwa 300 bzw. 25 mal so klimaschädlich wie CO 2 ZAR-Seminar 9.3.2017 4/20
ZAR-Seminar 9.3.2017 5/20 5
Wichtigste Quellen für THG bei der Milcherzeugung (nach Hörtenhuber et al. 2010) ZAR-Seminar 9.3.2017 6/20
Projekt Efficient Cow u.a. 113 Betriebe mit 3.690 Fleckviehkühen und 28.200 Einzeltierkontrollen 9 Produktionssysteme Standort Rationstyp Daten: Milchmenge und -inhaltsstoffe, Rationszusammensetzung Futteraufnahme geschätzt 20 % effizienteste Kühe (nach kg Milch je MJ NEL zum 100. Laktationstag) mit Herdendurchschnitt verglichen Koppelprodukte (Fleisch v. Altkuh und Kälbern) mittels Systemerweiterung (Mastkalbin) kompensiert ZAR-Seminar 9.3.2017 7/20
Ökobilanz (LCA) Etablierte Methoden (Charakterisierung, etc.) Systemgrenzen: Vorleistungen ohne Infrastruktur-Errichtung bis zum Hoftor; wichtigste Datenquellen: Futterbereitstellung (EcoInvent2014) Wirtschaftsdüngerkette (IPCC 2006), Anderl et al. (2014ab) enterogene Fermentation (Kirchgessner et al. 1995) Landnutzungsänderungen für importierte Futtermittel (v.a. für Sojaextraktionsschrot und in geringerem Umfang für Rapskuchen; Hörtenhuber et al. (2011) Umweltwirkungen je kg ECM für Primärenergiebedarf, Treibhausgasemissionen und Ackerflächenbedarf je ha landwirtschaftliche Nutzfläche für Eutrophierungspotenzial ZAR-Seminar 9.3.2017 8/20
Treibhausgas-Emissionen: Effekt effizienterer Kühe Ergebnis: effizientere top 20% der Kühe bei THG-Emissionen um durchschnittlich 6% besser als die jeweiligen Herdenmittelwerte ZAR-Seminar 9.3.2017 9/20
Einflussfaktoren Beste Ergebnisse: Bio-Produktionssystem in der Ungunstlage mit hohen Lebenstagsleistungen sowie relativ geringen Emissionen der Futterbereitstellung Nachteile der Heumilch: mehrere ungünstige Faktoren, v.a. geringere Milchleistungen und rohfaserreiche, energieärmere Ration mit höheren Methanemissionen Faktor Futterbedarf je kg Milch im gesamten Lebenszyklus entscheidend hohe Laktations- bei hoher Lebensleistung hohe Lebenstagsleistung geringe Lebendmasse Faktoren gelten ähnlich auch für andere Umweltwirkungen (z.b. Energiebedarf, Eutrophierung, Flächenbeanspruchung) ZAR-Seminar 9.3.2017 10/20
Verbrauch (fossiler) Energiereserven: Effekt effizienterer Kühe Ergebnis: effizientere top 20% der Kühe bei Primärenergieverbrauch um durchschnittlich 9% besser als die jeweiligen Herdenmittelwerte ZAR-Seminar 9.3.2017 11/20
Schutz der Gewässer vor Eutrophierung: Effekt effizienterer Kühe (Flächenbezug!) Ergebnis: effizientere top 20% der Kühe bei Eutrophierung um durchschnittlich 6% schlechter als die jeweiligen Herdenmittelwerte ZAR-Seminar 9.3.2017 12/20
Ackerflächenbedarf für Konzentratfutter: Effekt effizienterer Kühe Ergebnis: effizientere top 20% der Kühe bei Flächenbedarf um durchschnittlich 10% besser als die jeweiligen Herdenmittelwerte ZAR-Seminar 9.3.2017 13/20
Möglichkeiten zur Verminderung von Umweltfolgen Effizientere Kühe (Selektion) vermindern Ressourcenbedarf 5 10 % (phänotypisch & multifaktoriell!!!) Einstreu vermindert Treibhausgas-Emissionen 1 % je 10 % mehr Stroh Erhöhung der Grundfutterqualität vermindert Methan- Emissionen & verbessert Leistung 1,5 % je 0,5 MJ NEL/kg T Weide vermindert Treibhausgas-Emissionen 2 % je 10 % mehr Weidezeit (gemessen am Jahreszeit-Budget) Ersatz kritischer Futtermittel vermindert Umweltfolgen Wirtschaftsdünger für Biogaserzeugung Vermindert Treibhausgase um mindestens 16 % ZAR-Seminar 9.3.2017 14/20
Lebensmittel-Konversionseffizienz (LKE) ausgewählter Milchviehbetriebe (Ertl et al. 2015) LKE-Protein = Verzehrbares Protein im Produkt Verzehrbares Protein im Futter ZAR-Seminar 9.3.2017 15/20
Lebensmittel-Konversionseffizienz ausgewählter Milchviehbetriebe (Ertl et al. 2015) ZAR-Seminar 9.3.2017 16/20
Lebensmittel-Konversionseffizienz tierische Erzeugung in Ö (Ertl et al. 2016) 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 LKE-Protein LKE-Protein * PQ ZAR-Seminar 9.3.2017 17/20
Schlussfolgerungen (1) Effizienzsteigerung als wichtiger Beitrag zur Minderung von Umweltfolgen in allen Milch-Produktionssystemen Einzelne Produktionssysteme mit spezifischen Stärken und Schwächen Größenordnung interessant, aber: phänotypisch und mit anderen Effekten vermengt! Futterbedarf je kg ECM als wichtigste beeinflussende Größe für die meisten betrachteten Indikatoren höherer Primärenergieverbrauch, höhere Emissionen aus Verdauungstrakt und Wirtschaftsdünger ZAR-Seminar 9.3.2017 18/20
Schlussfolgerungen (2) Erhaltungsbedarf je Produktmenge (Milch und Fleisch) und Lebenstag als wesentliche Stellschraube hohe Laktationsleistungen und Lebensleistungen geringer Nährstoffbedarf für die Aufzucht und geringe Lebendmasse Effizienz ist in größeren Zusammenhang (Nachhaltigkeit) zu setzen Effizienz der Erbringung welcher Leistung? Multifunktionalität! Entscheidende Stärke grundfutterbasierter Milcherzeugung als Beitrag zur Ernährungssicherung! ZAR-Seminar 9.3.2017 19/20
Universität für Bodenkultur Wien Institut für Nutztierwissenschaften Ao. Univ. Prof. Dr. Werner Zollitsch Department für Nachhaltige Agrarsysteme Gregor Mendel-Straße 33, A-1180 Wien Tel.: +43 1 47654-93211 werner.zollitsch@boku.ac.at Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!