Erasmus-Erfahrungsbericht WiSe 2014/15 Bahçeşehir University Istanbul

Ähnliche Dokumente
2013/ ERASMUS Bericht. Wintersemester. Marmara Universität Istanbul, Türkei

1 Bewerbung. 2 Formalitäten. Gastuniversität: Bahcesehir Universitesi Istanbul. Erfahrungsbericht Wintersemester 2013/2014

Erfahrungsbericht für BayBIDS-Stipendiaten

Erfahrungsbericht über Auslandssemester an der Universidad de Jaén.

ERASMUS - Erfahrungsbericht

Erfahrungsbericht. Universidad Pública de Navarra, Pamplona. Auslandsaufenthalt vom 23. August 2012 bis 26. Juni 2013.

Erfahrungsbericht Istanbul Teknik Üniversitesi 2014/15

Erfahrungsbericht Von M.J. Önlü zur Privathochschule Yeditepe University in Istanbul

Erfahrungsbericht Auslandsstudium

Fachhochschule Lübeck. Erfahrungsbericht zu meinem ERASMUS-Aufenthalt in Valéncia

Freiformulierter Erfahrungsbericht

Universität: Högskolan Dalarna. Land: Schweden, Falun

Erfahrungsbericht MolMed

Erfahrungsbericht für BayBIDS-Stipendiaten

Erfahrungsbericht Erasmus WS 2014/2015. an der Université de Haute Alsace in Mulhouse Frankreich

Erfahrungsbericht aus meinem Auslandssemster in Ljubljana, Slowenien

Erfahrungsbericht: KULeuven

Erasmus-Exchange University of Glasgow WiSe 2012/ Vorbereitung

Erasmus Erfahrungsbericht. Yeditepe University SS 2015

Marmara Üniversitesi Istanbul

PROMOS-Erfahrungsbericht

Erfahrungsbericht: Auslandssemester in Istanbul Wintersemester 2012/2013 Allgemein

Erasmus-Semester in Istanbul

Erfahrungsbericht: Erasmus in Joensuu 2011/2012

Mein Erfahrungsbericht Santiago de Chile

Persönlicher ERASMUS-Erfahrungsbericht

Erfahrungsbericht für BayBIDS-Stipendiaten

Erfahrungsbericht. School International Business (SIB)

Erfahrungsbericht für BayBIDS-Stipendiaten

Erfahrungsbericht für BayBIDS-Stipendiaten

Erfahrungsbericht. Vorgeschichte. Die Vorbereitung. Land: Frankreich. Stadt: Paris. Zeitraum:

Erfahrungsbericht Marmara Üniversitesi - Istanbul 2011/2012

Erfahrungsbericht. Sommersemester Istanbul Kültür Universität

Erfahrungsbericht Non-Degree Program USA

Erfahrungsbericht für BayBIDS-Stipendiaten

Erfahrungsbericht für BayBIDS-Stipendiaten

Erfahrungsbericht für BayBIDS-Stipendiaten

Erfahrungsbericht Bristol Wintersemester 2011/2012

Erfahrungsbericht über Auslandsaufenthalt an der Aberystwyth University, Wales

Erfahrungsbericht Auslandssemester an der University of Northampton

Auslandsaufenthalt in Dublin. Dublin Business School

Erfahrungsbericht für BayBIDS-Stipendiaten

Auslandssemester an der Metropolitan University Prague, WS 09/10, International Relations and European Studies

ERASMUS an der Kozminski University in Warschau

ERASMUS SMS: STUDIERENDENMOBILITÄT (2013/14) ERFAHRUNGSBERICHT

Stacy Antoinette Lattimore Korea/ EWHA Womans University 2011 Direktaustausch Universität Frankfurt Korea-Studien

2. Anreise / Visum (Flug, Bahn) Persönliche Angaben Name, Vorname: Stöhr, Helen. Helen.stoehr@web.de Lund University Gastland: Gastuniversität:

Erfahrungsbericht für BayBIDS-Stipendiaten

ERASMUS-SMS-Studienbericht

Erfahrungsbericht zu meinem Auslandssemester in Meppel, Niederlande

Praktikumsbericht. Informationen zum Praktikumsort:

Studieren im Ausland -Erasmus in Italien-

Erasmus Erfahrungsbericht

Bosporus. Erfahrungsbericht Erasmus: Istanbul (WS 2014/2015)

Universidad Autónoma de Madrid WS 10/11 ERFAHRUNGSBERICHT AUSLANDSSEMESTER

Mathematik. Caroline Kölbl Erasmus

ERASMUS 2013/ Erfahrungsbericht

Mein Auslandssemster an der University of Oklahoma. Florian Helff Fall 2013

Erfahrungsbericht ERASMUS-Aufenthalt an der Yeditepe Üniversitesi in Istanbul. I. Studium an der Yeditepe Üniversitesi in Istanbul

Université Catholique de Lille WS 11/12 ERFAHRUNGSBERICHT AUSLANDSSEMESTER

Auslandssemester Erfahrungsbericht. Riga Lettland

Erfahrungsbericht: Auslandssemester

University of Newcastle Newcastle, Australia. Kathrin Ba/Ma BfP 11. Semester

Nora Thompson Seoul, den 10. Dez Korea University, Seoul Abschlussbericht

Erfahrungsbericht Xiamen Universität Sommersemester Kolja Guzy (B.A. Kulturwirt, Universität Duisburg Essen)

Erfahrungsbericht für BayBIDS-Stipendiaten

University of Johannesburg Johannesburg, Südafrika. Faculty of Management Semester 2:

UNIVERSIDAD DE JAEN WS 10/11 ERFAHRUNGSBERICHT AUSLANDSSEMESTER

Universidad de Huelva 10/11 ERFAHRUNGSBERICHT AUSLANDSSEMESTER

UNIVERSITÄT KASSEL. Erfahrungsbericht. ERASMUS-Auslandssemester an der Budapest University of Technology and Economics

ERFAHRUNGSBERICHT ERASMUS: UNIVERSITY OF SHEFFIELD 2012/2013

Internationale Beziehungen und Mobilitätsprogramme Fax: +43 / (0)316 / A Graz

Bericht ERASMUS-Studienaufenthalt Barcelona, SS 2007/2008 Miriam Rebhandl, Christina Willi

Erfahrungsbericht ERASMUS Wintersemester 2014/2015 in Tallinn an der Estonian Business School

Erfahrungsbericht. T.C. Doğuş Üniversitesi Istanbul. SoSe2014

Erfahrungsbericht: University of New Mexico

Heimatuniversität: Universidade Federal de Santa Catarina Brasilien

Erasmus Erfahrungsbericht Sommersemester Tilburg, Holland

Ein Studiensemester an der Beykent Üniversitesi in Istanbul

Transkription. Sprecher: Jan Bensien (J. B.) Veronika Langner (V. L.) Miina Norvik (M. N.) Teil 1

Erfahrungsbericht - Auslandssemester an der Bilgi Universität in Istanbul

Erfahrungsbericht Auslandsstudium in Malaga/Spanien von: Thomas Säger

SZÍA BUDAPEST. Christine Oyntzen und Miriam Nadegger

Tecnológico de Monterrey in Monterrey, Mexiko Lisa. Fakultät Maschinenbau Logistik 9. Fachsemester

Erfahrungsbericht MolMed

Erfahrungsbericht für BayBIDS-Stipendiaten

Vorbereitung des Aufenthalts

Aufenthaltsdauer: von bis

Erfahrungsbericht -ERASMUS in Istanbul WS 2014/ Marmara Universität-

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Erfahrungsbericht Auslandsstudium

Erfahrungsbericht. über mein Auslandssemester an der Universidad de Belgrano in Buenos Aires, Argentinien

Erasmus Erfahrungsbericht Valencia

Universidad de Salamanca WS 2014/15 Psychologie

Erfahrungsbericht MolMed

Istanbul 2013/14. Vorbereitungen: Visum/ Termin Polizei

Erfahrungsbericht über meine Theoriephase in Taiwan an der Providence University

Der WISO- Fremdgänger - Leitfaden TIPS VON STUDENTEN FUER STUDENTEN IM AUSLAND

ERFAHRUNGSBERICHT AUSLANDSSEMESTER VALENCIA

Auslandsaufenthalt an der Huazhong University of Science and Technology in Wuhan, China

Erfahrungsbericht für BayBIDS-Stipendiaten

Transkript:

Erasmus-Erfahrungsbericht WiSe 2014/15 Bahçeşehir University Istanbul BA Kommunikations- und Medienwissenschaften / Kulturwissenschaften im 5. Fachsemester 1. Vorbereitung Bereits vor Beginn meines Studiums habe ich als Freiwilligendienstleistender ein Jahr im europäischen Ausland verbracht und dort großartige Erfahrungen gemacht. In dem Bewusstsein dass die Teilnahme am Erasmusprogramm eine weitere Chance für einen solchen Aufenthalt bedeutet, war für mich die Entscheidung im Ausland zu studieren schnell gefällt. Während sich einige andere Studierende bereits im dritten Semester auf den Weg gemacht haben, erschien mir der Beginn meines dritten Studienjahrs als geeigneter Zeitpunkt. Das liegt vor allem daran, dass sich die Wahlmöglichkeiten gegen Ende des Bachelors erweitern und statt Pflichtveranstaltungen vermehrt eigene Forschungsinteressen in den Fokus gerückt werden können. Diese Wahlfreiheit wollte ich mir im Hinblick auf das Angebot an der ausländischen Uni auf jeden Fall bewahren. Um den Entscheidungsprozess zu erleichtern habe ich mich bereits ein Jahr vorher über mögliche Partnerunis informiert. Nach einem Blick auf die Liste war mir sofort klar, dass ich in die Türkei gehen möchte. Allem voran stand hier der Wunsch, Westeuropa zumindest ein Stückweit zu verlassen und das Leben in einer der größten Städte der Welt kennenzulernen. Um mich meiner Entscheidung zu vergewissern und gleichzeitig meine Chancen auf einen positiven Bewerbungsverlauf zu erhöhen, habe ich zeitgleich einen Türkischsprachkurs im Fremdsprachenzentrum der Uni Bremen belegt. Hier stand für mich der Spaß am Entdecken einer neuen Sprache aber auch der Austausch mit anderen zukünftigen Erasmusstudierenden im Vordergrund. Über die nötigen Formalitäten habe ich mich dann im Laufe des Semesters informiert und alle nötigen Dokumente zusammengetragen. Besondere Probleme gab es dabei nicht, da im Zweifelsfall alle Fragen mit den zuständigen Personen geklärt werden können. Als Hilfreich haben sich auch die Erfahrungsberichte von anderen Studierenden herausgestellt, deren meist positive Erlebnisse nicht nur Lust auf den Aufenthalt gemacht haben, sondern auch immer wieder kleinere praktische Fragen rund um Wohnen, Geld und Freizeit beantwortet haben. Gleichzeitig habe ich schon vor der Zusage durch die Universität einen Antrag auf Auslands BAföG gestellt, den man überraschenderweise beim Studentenwerk der Uni Bremen

sondern bei der zuständigen Uni Tübingen stellt. Mein Geld wurde dann zum Glück passend zu Semesterbeginn ausgezahlt. Des Weiteren habe ich mich noch für eine private Auslandsversicherung bei der HanseMerkur entschieden, die mit 1 pro Tag jegliche Kosten und einige Extras wie Rücktransport nach Deutschland übernimmt. 2. Formalitäten Während vorherige Erasmusstudierende das Visum für die Türkei bereits in Deutschland beantragen sollten, gab es für unsere Kohorte einige Neuerungen. Diese haben den Prozess für mich und einige andere leider etwas umständlicher gemacht. Erst nach einigen Besuchen im türkischen Konsulat in Hannover stellte sich heraus dass ein Visum nach der neuen Regelung direkt in Istanbul beantragt werden muss. Aus diesem Grund konnte ich zunächst bequem mit meinem Reisepass in die Türkei einreisen. In meiner Orientierungswoche wurde dann zusammen mit unseren Erasmus- Buddys ein Onlinetermin bei der Polizei für die Beantragung des Visums vereinbart. Der Prozess ist, sofern das Onlinesystem der Polizei nicht streikt, relativ unkompliziert. Allerdings sahen die Gesetzesänderungen auch neue Regelungen für die Krankenversicherung vor, welche man für die Beantragung eines Visums benötigt. Hier war die Verwirrung groß, da von Seiten der Uni nur selten klar kommuniziert werden konnte, was länderabhängig für eine Versicherung benötigt wird. Als Mitglied einer deutschen Krankenkasse stellt sich der Prozess jedoch einfach dar: mit einem sogenannten T11 Formular fährt man zu dem Büro einer türkischen Versicherung und lässt sich dort eine Bescheinigung geben, dass die deutsche Versicherung anerkannt wird. Auch wenn in diesem Fall die Kommunikation von Seiten der Uni häufig nicht so gut organisiert war, muss ich vor allem das Engagement meines Buddys hervorheben. Trotz der langen Fahrtzeiten und des hohen bürokratischen Aufwands hat sie uns bei allen Fragen zur Seite gestanden und auch den etwas müßigen Gang zur Polizeistation mehr als nur einmal angetreten. Überhaupt war es eine super Möglichkeit, im Zweifelsfall immer noch einen Rat bei jemandem erfahrenen einholen zu können. 3. Unterkunft Die Suche nach einer passenden Unterkunft habe ich aus Neugierde für das Angebot und die Preise für Wohnungen circa eine Woche vor meiner Abreise über das Internet begonnen.

Für Erasmusstudierende hat sich Craigslist als schwarzes Brett für Wohnungsanzeigen etabliert, allerdings sind auch entsprechende Facebookgruppen beliebt. Dort habe ich meine eigenen Gesuche gepostet und darauf viele Nachichrichten und sogar Freundesanfragen bekommen, was mich im Vergleich zu der Wohnungssuche in Deutschland etwas verwundert hat. So konnte ich schon mal ein Gefühl für Preise und beliebte Stadtteile bekommen. Angesichts des großen Angebots war dann klar, dass ich mir meine Wohnung selbst vor Ort suchen und anschauen kann. Um in Ruhe entscheiden zu können, habe ich die ersten paar Tage bei einer Bekannten in direkter Nähe zum Taksimplatz verbracht. So konnte ich mir auch durch die gute Verkehrsanbindung selbst ein Bild von den einzelnen Wohnungen und Stadtteilen machen. Freunde von mir haben es ähnlich gehandhabt und sind zunächst in den sehr günstigen Hostels oder Airbnb-Wohnungen untergekommen. In diesem Fall kann sicherlich auch ein Aufenthalt über Couchsurfing interessant sein. Bereits am zweiten Tag habe ich dann über Craigslist eine passende Wohnung gefunden die ich bereits zum Ende der Woche beziehen konnte. Hier zeigt sich die Dynamik der Wohnungssuche in Istanbul: Verträge gibt es selten und Zimmer werden auch für kürzere Zeiträume vermietet. Für diesen Zweck lohnt sich erneut ein Blick auf Airbnb, da dort auch bezahlbare Wohnungen für mehrere Monate zu finden sind. Entschieden habe ich mich am Ende für ein 8 qm Zimmer im historischen Stadtteil Galata. Die Wohnung hat inklusive aller Nebenkosten 750TL gekostet, im Winter kamen noch einmal 50TL extra gegen die Kälte hinzu. Die meiste Zeit hatte ich jeweils zwei Mitbewohnerinnen und Mitbewohner die alle in der Türkei aufgewachsen sind. Darunter waren auch zwei Studierende, wobei die noch einem Nebenjob nachgegangen sind. Das WG Leben war wie erwartet sehr entspannt und konfliktfrei, allerdings hätte ich manchmal gerne mehr Zeit mit meinen MitbewohnerInnen verbracht, die ich nach ihrer Arbeit häufig erst spät abends oder am Wochenende gesehen habe. Neben gemeinsamen Kochabenden haben wir aber auch die eine oder andere Kneipe besucht und uns gegenseitig zu anderen Veranstaltungen mitgenommen. Als großer Vorteil hat sich die Nähe zum Mediencampus der Bahcesehir University herausgestellt. Während der Hauptcampus in Besiktas je nach Tageszeit in 20 bis 40 Minuten erreichbar ist, war ich in 5 Minuten an meinem Campus, der sich im angrenzenden Stadtteil Karaköy befindet. Beide Stadtteile befinden sich in einer mehr oder weniger heißen Gentrifizierungsphase, sodass eine Aufwertung und damit auch Steigerung der Mieten schon zu vernehmen ist.

Auf der anderen Seite war meine Wohnung in direkter Nähe zum Einkaufs-, Kultur- und Ausgehviertel Beyoglu. Die große Istiklal Caddesi zieht sich von Galata bis zum berühmten Taksimplatz. Dadurch habe ich es genoßen auch ganz spontan noch rauszugehen und später zu Fuß wieder nach Hause kommen zu können. Supermärkte, gemütliche Cafés, preiswerte Restaurants und Bars geben sich hier (noch) die Klinke in die Hand, was ich wirklich geschätzt habe. Um dieses Angebot voll nutzen zu können, war für mich eine Wohnung auf der europäischen Seite Istanbuls immer sehr attraktiv. Hier lassen sich jedoch auch die Quartiere Besiktas und in Teilen auch Tarlabasi empfehlen. Erster ist mit vielen attraktiven Wohnungen, Restaurants und Bars wie für Studenten gemacht und beherbergt auch den Hauptcampus der Bahcesehir Unviersity. Die Mieten sind jedoch nicht unbedingt günstiger als in Beyoglu. Preiswerter kann eine Wohnung in Tarlabasi werden, ein Stadtteil der seit jeher von sozialer wie ethnischer Diversität geprägt ist und ebenfalls einer großen Umstrukturierung ausgesetzt ist. Insgesamt lohnt es sich in meinen Augen in eine gute Lage der Wohnung zu investieren, weil so wertvolle Lebenszeit im berüchtigten Istanbuler Stau oder in überfüllten U-Bahnen vermieden werden kann. Das zahlreiche Angebot an Bussen und Minibussen wie auch Sammeltaxen (Dolmus) ist gerade im Zentrum um Taksim herum sehr gut weshalb man schnell andere Stadtteile erreichen kann. 4. Die akademische Seite Die Bahcesehir University ist eine der zahlreichen Privatunis in Istanbul und mit seinen ca. 15,000 Studenten vielen Istanbulern ein Begriff. Wie bereits erwähnt befindet sich der Hauptcampus in Besiktas, inklusive einer wirklich wunderschönen Aussicht direkt am Bosporus. Abgesehen von einigen Einführungskurse und kleineren Erledigungen war ich dort jedoch selten, weshalb ich näher auf den Campus und den Unterricht am Mediencampus Galata eingehen werde. Hier habe ich fünf Kurse belegt um insgesamt 30CP zu erreichen. In der Türkei fällt die Durchschnittslänge eines Seminars mit 2 3 Stunden länger aus als in Deutschland, was mir aber häufig gefallen hat. Gerade im Medienbereich können so Filme am Stück geschaut werden und Themen länger bearbeitet werden. Da ich quasi das ganze Semester über einen privaten Sprachkurs bei der empfehlenswerten Schule Dilmer besucht habe (3x3 Stunden in der Woche) war der Workload in der Uni nicht zu unterschätzen.

Was den Lehrstil angeht, finde ich dass der Unterricht mehr auf den Dozenten zentriert ist als in Deutschland, wenngleich Präsentationen als Einzelperson oder in der Gruppe sehr übliche Prüfungsleistungen sind. Dass ich mir aber in Seminare häufiger mehr wie in einer klassischen Vorlesung vorkam, lag gefühlt oft an der fehlenden Diskussionsbereitschaft der Studierenden. Ein Grund kann die Sprachbarriere sein: auch wenn die Uni offiziell auf Englisch lehrt, fällt es einem merklichen Anteil türkischer Studenten schwer sich zu beteiligen, sei es weil sie sich nicht trauen oder weil sie sich nicht ausdrücken können. In Ausnahmefällen haben selbst die Dozenten den Erasmusstudenten gegenüber kommuniziert, in andere Seminare zu wechseln, da sie ihre Veranstaltung lieber auf Türkisch unterrichten wollten. Für mich hat sich so schnell herausgestellt, dass ich meinen Fokus lieber auf praxisorientierte und damit weniger sprachzentrierte Angebote setze. Das fiel mir leicht, weil es einige Kurse zu Fotografie und Film zu belegen gab. Ein großes Lob geht an dieser Stelle an meine Dozenten, die oft durch eine eigene Ausbildung im Ausland fließend Englisch sprechen konnten und sich auch engagiert um ihre (ausländischen) Studierenden gekümmert haben. Diese Form der engen Betreuung hat mir im Kontrast zum manchmal etwas anonymen Studium in Deutschland sehr gut gefallen. Als Unterschied lässt sich ebenfalls die Durchführung von Mid-Term Exams festhalten, da so alle Prüfungsleistungen mehr oder weniger gleichmäßig über das Semester verteilt werden. Insbesondere meine schriftlichen Prüfungen haben mir jedoch keine Probleme bereitet. So blieb mir mehr Zeit mich mit den meinen eigenen, praktisch orientierten Projekten zu beschäftigen. Zwischen den Seminaren habe ich viele nette und interessante Bekanntschaften machen können. Durch die Präsenz von vielen ausländischen Studierenden habe ich mich eigentlich immer als regulärer Teil des Lehrbetriebs gefühlt. Über die Anerkennung der Studienleistungen kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagen. Seitens meiner Betreuerin wurde mir aber mitgeteilt, dass es keine Probleme geben sollte, weil sich letztendlich alle meine Seminare im Bereich der Kommunikations- und Medienwissenschaften bewegt haben.

5. Fazit Es fällt schwer Istanbul und die Erfahrungen die man machen kann in wenigen Worten zusammenzufassen. Das ist ganz klar der schieren Größe der Stadt wie auch den Unmengen an absolut verschiedenen Menschen zu verdanken. Für mich hat es aber gerade den Reiz ausgemacht, sich dem Chaos hinzugeben und Stück für Stück herauszufinden wie man den Alltag in der Stadt meistern kann. Für mich stand am Ende der Wunsch selbst ein kleiner Teil des Alltags zu werden. Dann rennt man waghalsig zwischen den Autos her, holt sich schnell noch einen Sesamkringel beim Straßenverkäufer, schaut den Fischern auf der Galatabrücke zu, folgt oder ignoriert die unzähligen Angebote der Restaurant- und Ladenbesitzern, stolpert über die Bauarbeiter an allen Ecken oder geht mit einem Kloß im Hals an bettelnden Familien vorbei. Fließend wechselt man dabei zwischen der sich entwickelnden Alltagsroutine und der Möglichkeit genau wie die unzähligen Touristen staunend durch die Straßen zu laufen. Letztendlich habe ich mich durch die Stadt immer dazu aufgefordert gefühlt, offen für das Neue und Unerwartete zu bleiben. Istanbul ist das Zuhause von Menschen aus allen Ecken der Welt, die man im Zuge neuer Bekanntschaften ebenfalls kennenlernen kann. Die Faszination für diesen Austausch hat mich bis zum Ende nicht losgelassen und würde meine Entscheidung jedes Mal wieder auf Istanbul fallen lassen.