Ältere Arbeitnehmer im beruflichen Veränderungsprozess - Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Kompetenz erhalten und entwickeln Flexicurity Flexibilität und soziale Sicherheit in beruflichen Veränderungsprozessen Veranstaltung zum Projekt Elder Employees in companies experiencing Restructuring: Stress and well-being. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 18. Juni 2010 in Dortmund Dr. Georg Worthmann 1
Flexicurity - EU-Konzept und politische Strategie Kombination von Flexibilität und sozialer Sicherheit auf dem Arbeitsmarkt Vier Komponenten nach dem Konzept der EU- Kommission als Rahmen für nationale Strategien flexible und zuverlässige vertragliche Vereinbarungen umfassende Strategien des lebenslangen Lernens wirksame aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen moderne Systeme der sozialen Sicherheit 2
Formen von Flexibilität numerisch funktional monetär temporal - Zeitkonten intern - Beschäftigung sichernde Arbeitszeitänderungen - Weiterbildung - Arbeitsorganisation - tarifliche Öffnungsklauseln - Mini-/Midi-Jobs - Minijobs - Teilzeitarbeit extern - Entlassungen und Einstellungen - Leiharbeit - Befristete Beschäftigung - Transfergesellschaft - Lohnkostenzuschüsse bzw. Subventionen Quelle: Keller/Seifert 2007:16 (Auszug) 3
Dimensionen sozialer Sicherheit Subsistenzsicherndes Einkommen (oberhalb der Niedriglohnschwelle) Integration in soziale Sicherungssysteme (Arbeitslosigkeit, Krankheit, Alter) Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit durch Zugang und Teilnahme an beruflicher Weiterbildung sowie durch Maßnahmen zum Erhalt der Gesundheit zur Anpassung an sich wandelnde Qualifikationsund Tätigkeitsanforderungen als Voraussetzung für Beschäftigungsstabilität 4
Zugang zu Maßnahmen zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit Vergleichsweise guter Zugang aus einem Normalarbeitsverhältnis heraus Vergleichsweise schwerer Zugang bei atypischer Beschäftigung und Arbeitslosigkeit Zunehmende Bedeutung von atypischer Beschäftigung (Gender-Bias) Kürzere Förderung im SGB III, Schwerpunkt auf arbeitsmarktferne Personen im SGB II Folge: Geringere Beschäftigungsfähigkeit für einen großen Personenkreis 5
Entwicklung atypischer Beschäftigung (Anteile an abhängig Beschäftigten insgesamt) 45,0 40,0 101% Veränderung 1997/2007 1997 2007 35,0 30,0 59% 38% 41% 23% 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 15 bis unter 25 Jahre 25 bis unter 35 Jahre 35 bis unter 45 Jahre Quelle: Statistisches Bundesamt 2008:16 (eigene Darstellung und Berechnung) 45 bis unter 55 Jahre 55 bis unter 65 Jahre 6
Zugang zu Maßnahmen zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit Mögliche Folgen von atypischer Beschäftigung und Arbeitslosigkeit: geringere/keine Chancen betrieblich-beruflicher Weiterbildung und Qualifikation fehlender/kürzerer Zugang zu Qualifizierungsmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit geringeres Einkommen, das eine Weiterbildung in Eigenregie einschränkt/verhindert geringere Beschäftigungsstabilität und kurzfristigeren Planungshorizont bei Beschäftigten ungünstige Arbeitsbedingungen und höhere Belastung aufgrund geringer Bindung an und kurzfristigen Planungshorizonts in Betrieben Identitätskrise, psychische Belastung, Zukunftsängste als Randbelegschaft und in Arbeitslosigkeit (sowie Verstetigung) 7
Flexicurity als Rahmenkonzept Flexibilität und soziale Sicherheit sind keine Gegensätze, Flexicurity ist als Ansatz einer integrierten Arbeits- und Sozialpolitik zu verstehen Berücksichtigt werden Kooperationen unterschiedlicher Akteure auf den Ebenen der Betriebe, der Sozialpartner und Verbände, der Sozialversicherungen und zahlreicher weiterer Einrichtungen zur Förderung von Flexibilität und sozialer Sicherheit 8
Berufliche Veränderung braucht Flexibilität und Sicherheit Ein institutioneller Rahmen für Flexibilität und soziale Sicherheit besteht, die Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit wird u.a. über das BetrVG, SGB III und SGB II gestaltet Dieser Rahmen wird in Veränderungsprozessen insbes. für Stammbelegschaften positiv genutzt und ggf. durch betriebliche Maßnahmen ergänzt (interne funktionale Flexibilität) Bei einem großen Teil des Erwerbspersonenpotentials dominiert jedoch die externe Flexibilität gegenüber der sozialen Sicherheit Das Flexicurity-Konzept sieht jedoch ein Gleichgewicht zwischen beiden Komponenten vor Herausforderung zur Gestaltung der Praxis 9
Gestaltungsansätze und Voraussetzungen Flexibilität Überbetriebliche Ansätze (z.b. Arbeitskräftepools, kollegiale Arbeitnehmerüberlassung) Branchenweite Ansätze (z.b. Umlageverfahren, Ausbildungsstätten) Soziale Sicherheit Mindestarbeitsbedingungen Integration in soziale Sicherungssysteme Gesellschaftlicher Paradigmenwechsel Wertschätzung von Berufserfahrung Weitsicht und Prävention Diversity Management 10
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Institut Arbeit und Qualifikation Universität Duisburg Essen 45 117 Essen 0203-379 - 2412 (Tel.) -1809 (Fax) Email: georg.worthmann@uni-due.de Internet: www.iaq.uni-due.de 11
Entwicklung atypischer Beschäftigung (Anteile an abhängig Beschäftigten insgesamt) 35,0 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 1997 1999 2001 2003 2005 2007 Teilzeit Frauen geringfügig Frauen befristet Frauen Quelle: Statistisches Bundesamt 2008:15 (eigene Darstellung) Teilzeit Männer geringfügig Männer befristet Männer 12
Entwicklung atypischer Beschäftigung (Anteile an Beschäftigten insgesamt) 30,0 25,0 20,0 Teilzeitarbeit Geringfügig Beschäftigte Brfristet Beschäftigte Leiharbeit 15,0 10,0 5,0 0,0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Quelle: Keller/Seifert 2007:17 (eigene Darstellung) 13