Falle Von Spontaner Innerer Gallenfistel

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Acta Radiologica ISSN: 0001-6926 (Print) (Online) Journal homepage: http://www.tandfonline.com/loi/iaro20 Falle Von Spontaner Innerer Gallenfistel Lars Lonnerblad To cite this article: Lars Lonnerblad (1932) Falle Von Spontaner Innerer Gallenfistel, Acta Radiologica, 13:5, 551-566, DOI: 10.3109/00016923209132229 To link to this article: https://doi.org/10.3109/00016923209132229 Published online: 14 Dec 2010. Submit your article to this journal Article views: 37 View related articles Full Terms & Conditions of access and use can be found at http://www.tandfonline.com/action/journalinformation?journalcode=iaro20 Download by: [37.44.198.109] Date: 25 November 2017, At: 13:19

AUS DER RONTQENABTEILUNO DER UNIVERSITATSKLINIK IN UPSALA (CHEF: PROP. H. LAURELL) FALLE VON SPONTANER INNERER GALLENFISTELl von Lars Lonneebbad. (Tabulae LI-LII) Spontane Fisteln zwischen den Gallenwegen und anderen Hohlorganen sind seit lange bekannt. Man hat Gallenwegfisteln nach den Lungen, dem Ventrikel, dem Duodenum, dem Kolon, dem Appendix, den Harnwegen, dem Uterus usw. gefunden. Unter diesen sind Durchbriiche nach dem Duodenum und Kolon am gewohnlichsten. ROTH, SCHROEDER und SCHLOTH fanden in einem Material von nahezu 11,000 Sektionen 43 Falle von innerer Gallenfistel, davon 1 zwischen Gallenblase und Ventrikel, 19 zwischen Gallenblase und Duodenum, 5 zwischen Choledochus und Duodenum sowie 16 zwischen Gallenblase und Kolon. JUDDS und BURDENS Zusammenstellung von 153 Gallenfistelfallen aus der Mayo Clinic umfasst: 6 Fisteln nach dem Magen, 117 nach dem Duodenum, 4 nach Duodenum und Kolon und 26 nur nach dem Kolon. Cholelithiasis mit Cholezystitis wird als die gewohnlichste dtiologie' betrachtet, danach Ulcus im Verdauungskanal. Cancer und Abszesse sind seltenere Ursachen. Die Fisteldiagnose ist bisher in der Regel bei Autopsie - in vivo oder post mortem - oder rontgenologisch gestellt worden. Klinisch kommt man gewohnlich nicht weiter als bis zum Verdacht auf Gallenfistel, abgesehen von den seltenen Fallen, wo Galle oder Gallensteine ausgehustet werden oder durch den Urogenitaltraktus abgehen oder wo ein sehr grosser Stein in den Verdauungskanal perforiert. Auch in den Fallen, wo nach schweren und dicht aufeinander folgenden Steinanfallen lange Symptornfreiheit besteht, kann man natiirlich Perforation vermuten (siehe HAVLICEK, KANTOR u. JAFFIN, v. FRIEDRICH, OHNELL und LINDBr,oM), aber es ist auch bekannt, dass Gallenfisteln ohne auffafige Symptofne entstehen konnen (hervorgehoben von KORTE; vgl. auch GRABERGERS und meinen einen Fall). Bei der Redaktion am 7. VI. 1932 eingegangen. 41-320547. Acta radiologica. Vol. XIII. 1932.

552 LARS L~NNERBLAD Die Diagnostizierung von Gallenfisteln durch Rontgenuntersuchung ist moglich bei Anwesenheit von Gas (v. FRIEDRICH, OHNELL u. LIND- BLOM, GRABERGER), schweren Kontrastmitteln oder beidem (BUSI, ALBERTI, BEUTEL) in den Gallenwegen. Man hat uber 40 Falle von rontgenologisch diagnostizierter Spontanfistel, meist zwischen den Gallenwegen und dem Duodenum, beschrieben. Seitdem nahezu schablonenmassig, wenigstens in den grosseren Krankenhausern, bei Verdacht auf Gallenwegsaffektionen oder auf Ulcus ventriculi und duodeni rontgenologische Untersuchung vorgenommen wird, hat man auch immer mehr innere Gallenfisteln diagnostiziert. In den letzten 2 Jahren sind ca. 20 Falle veroffentlicht worden. Ich habe in der Literatur nur 4 Falle von rontgendiagnostizierter Fistel zwischen den Gallenwegen und dem Kolon finden konnen. Bloss in einem von diesen sind Rontgenbilder veroffentlicht. Ein Fall, den ich selbst an der hiesigen Rontgenabteilung zu untersuchen Gelegenheit hatte, durfte deshalb eine kurze Mitteilung verdienen, und zwar auch wegen des ungewohnlichen klinischen Bildes. Ausserdem will ich iiber einen Fall eines nach dem Choledochus perforierenden Ulcus duodeni berichten. - Zunachst gebe ich eine Ubersicht uber die bisher publizierten Falle von spontaner innerer Gallenfistel, die ich habe finden konnen. (Ich sehe also ganzlich von ausseren Gallenfisteln sowie von den Fallen ab, wo das Eindringen des Kontrastmittels in die Gallenwege durch eine operativ hergestellte Verbindung zwischen diesen und dem Verdauungstraktus ermoglicht wurde, siehe GRABERGER u. a.).. Bisher veriiffentlichte Fiille von spontaner innerer Gallenfistel Hepato-Bronchial fisteln. 1928. KOPBRY. Galliger Auswurf seit 1 Jahr. Bei Bronchographie konnte das Jodipin in eine abszessartige Hohle in der Leber und von da nach dem erweiterten Ductus choledochus verfolgt werden, dessen untere Miindung wie K. annahm von Gallenstein obturiert war (Referat in Zentralblatt, Bd. V; S. 572, 1928). 1931. CANNAVO und COLA. 2 Falle, in denen Leberabszess durch Bronchographie (Jodipin) lokalisiert werden konnte. In dem einen Fall, 2Oj ahriger Mann, wurde die Diagnose Gallenfistel klinisch auf Grund des Vorkommens von Galle im Expektorat gestellt. Fistel zwischen Ventrikel Und Gallenblase. 1928. SMITH. Ulcus ventriculi, das nach der Gallenblase perforiert war. Rontgendiagnose operativ bestiitigt (Referat nach ANZI- LOTTI).

FXLLE VON SPONTANER TNNERER GALLENFISTEL 553 Fisteln zwischen Gallenwegen und Duodenum. 1926. 1926. 1926. HUNT und HERBST. ))..... un caso di fistola duodeno-cistica 1915. con conseguente falsa immagine diverticolare paraduodenale)) (zit. nach ANZILOTTI). 1917. CARMAN und MILLER. Pyloruscancer, der nach der Gallenblase perforiert war (Referat nach KANTOR und JAFFIN). 1917. SHOUP. ))Lateralwarts von dem Bulbusschatten fand sich ein ovaler Kontrastschatten von ungefar Bulbusgrosse; dieser Sqhatten hing durch ein kurzes, schmales, streifenformiges Verbindungsstuck mit dem basalen Bulbusteil zusammen. Bei Operation wurde eine kanalenformige Perforationsoffnung von kaum Bleistiftbreite und ca 1 cm. Lange zwischen der Gallenblase und dem Bulbus angetroffen, im Gallenblasenhals ein obturierender Cholesterinstein.)) (zit. nach AKERLUND, Acta Radiolog. Suppl. 1, 8. 235, 1921). 1919. BUSI. Beschwerden, die auf Gallenstein deuteten; Fistel zwischen Gallenblase und Duodenum. Gas und Barium in der Gallenblase. Keine Operation. 1921. BUSI. Ileussymptome infolge von obturierendem Gallenstein. Gas und Barium in der Gallenblase. Keine Operation. 1925. HAVLICEK. 61 jahrige Frau. Viele Jahre ))Gallensteinleider, aber in den letzten 6 Jahren vor der Rontgenuntersuchung fast beschwerdenfrei. Fistel zwischen Gallenblase und Bulbus duodeni, keine Nische im Bulbus sichtbar. Keine Operation. 1925. TANDOIA. o..... due casi di fistole cistico- duodenali senza ristagno di bario nella cistifellea.....)) (Ref. in La Radiol. Med. Vol. 12, S. 489; 1925). BERG. Duodenum-Gallenweg-Fistel infolge Durchbruchs eines Hinterwandulcus des Bulbus in die Gallenwege (SCHINZ u. a. S. 1260). HABBE und SMITH. 7Ojahriger Mgnn. ))Gallenleiden)); das- sich nach einem besonders schweren Anfall von Schmerzen und Ikterus 5 Jahre vor der Rontgenuntersuchung spontan besserte. Fistel zwischen Gallenblase und Duodenum, durch die sich das Gallenwegsystem in grossem Umfang mit Kontrast fullte. Keine Operation. HAENISCH. 68jahriger Mann. Seit 20 Jahren Schmerzen im Epigastrium, gewohnlich kurz nach dem Essen, und in der letzten Zeit Erbrechen. Rontgenologisch wurde eine Fistel zwischen Duodenum und Gallenblase nachgewiesen. Barium nur in der Gallenblase. Rontgendiagnose operativ bestatigt. Eitrige Cholezystitis, Stein in der Gallenblase. '

554 LARS L~NNERBLAD 1927. ALBERTI. 54jahriger Mann. Ulcusanamnese. In das extrahepatische Gallenwegsystem perforierender Abszess, ausgehend von einem Ulcus bulbi. Barium uad Gas in der Galbnblme. Barium in den extra- und intrahepatischen Gangen. Man konnte weder bei der Rontgenuntersuchung noch bei der Operation den 01% der Perforation exakt feststellen. 1928. GAVAZZENI und JONA. 49 jahrige Frau. Klinisch Verdacht auf Gallenwegsleiden. Rontgenologisch wurde eine Fistel zwischen der Gallenblase und dern Duodenum beobachtet. Barium in der Gallenblase. Rontgendiagnose operativ bestiitigt; Steine im Ductus cysticus, schwere chronische Cholezystitis. 1928. KANTOR und JAFFIN. 29jahriger Mann. Hartnackige Beschwerden von Ulcustypus. Ulcus bulbi, perforierend nach dem Ductus choledochus. Die extrahepatisohen Gange, nicht aber die Gallenblase, kontrastgefullt. Keine Operation. 1928. KANTOR und JAFFIN. 63jahrige Frau. Langes Gallenwegsleiden. Nach einer Periode von besonders schweren Symptomen ein beschwerdenfreies Intervall von 10 Jahren, worauf die Beschwerden mit steigender Intensitat wiederkehrten (jedoch kein Ikterus wahrend dieser letzen Periode). Fistel zwischen Choledochusund Duodenum. Die extra- und intrahepatischen Gange, nicht aber die Gallenblase, bariumgefullt. Keine Operation. 1929. v. FRIEDRICH. 62j ahrige Frau. Lange Periode von Bauchschmer- Zen, die nach einem freien Intervall von 7 Jahren wiederkehrten und sukzessiv zunahmen; Ikterus. Bei versuchter Cholezysto graphie wurde Luft in den Gallengangen, aber keine Kontrastfullung der Gallenblase beobachtet. Bei Kontrastmahlzeit kein Kontrast ausserhalb des Verdauungskanals. Bei der Operation zeigte sich der hintere Teil der Gallenblase mit dem vorderen Teil des Bulbus duodeni verwachsen, zwischen diesen eine etwa erbsengrosse Perforation; 30 Steine in der Gallenblase und 3 grosse Steine im Ductus choledochus. ))Bei Eroffnung des Ductus hepaticus horte man Luft aus den Gallenwegen hervorstr6men.n 1929. HARDING. Symptome nicht angegeben. Die Rontgenuntersuchung ergab ein Ulcus im Duodenum, das nach der Gallenblase perforierte. Barium auch in den intrahepatischen Gangen. Rontgendiagnose operativ bestatigt. 1929. MARTINOTTI. 45jahrige Frau. Lange Zeit Beschwerden in Porm von Schmerzen im Epigastrium, die nach rechts ausstrahlten, sowie Erbrechen. Nach einem besonders schweren Anfall Jahr lang relatives Wohlbefinden, hierauf haufige Anfalle. Die Rontgenuntersuchung ergab eine Fistel zwischen dem Cysticusende der Gallenblase und dem Duodenum, durch die sich die extra-

FHLLE VON SPONTANER INNERER QALLENFISTEL 555 und auch einige intrahepatische Gallengange sowie die Gallenblase fiillten. Rontgendiagnose operativ bestatigt. In der Gallenblase eine Anzahl kleine Konkremente. 1929. OHNELL und LINDBLOM. 6ljahrige Frau. 18 Jahre fruher hatte Pat. einen ))GallensteinanfalL mit heftigen Schmerzen und Ikterus. Hierauf keine nennenswerten Beschwerden, bis sie reichlich 1/12 Jahr vor der letzten Untersuchung diffuse Magenbeschwerden (unbedeutende Schmerzen im Epigastrium, Aufstossen) und Ikterus bekam. Bei Kontrastmahlzeit zeigte sich 'der Bulbus' duodeni deformiert, kein Barium in den Gallenwegen; erst bei versuchter Cholezystographie (Tetragnost per 0s) wurde Gas in den Gallenwegen wahrgenommen. Im Choledochus bei Operation 2 Gallensteine sowie Gas unter Druck. Fistel zwischen Choledochus und Duodenum. Die Verfasser hielten die Fistel fur ))secondary to cholelithiasis and not as a result of duodenal ulcem, sie war ihrer Ansicht nach wahrend der letzten Beschwerdenperiode entstanden. 1930. DALSACE. 52iahriee Frau. Klinisch Verdacht auf Gallenstein seit ein paar *Jah&. Kontrast in der Gallenblase und in den extra- und intrahepatischen Gangen. Fistel zwischen Gallenblase und Duodenum. Rontgendiagnose operativ bestatigt. 1931.. BIGNAMI und AGATI. 54jahriger Mann. Langanhaltende Beschwerden in Form von Bauchschmerzen und Erbrechen. Bei Kontrastmahlzeit fullen sich von dem stark deformierten Bulbus aus die extrahepatischen und in grossem Umfang auch die intrahepatischen Gallengange sowie die Gallenblase mit Kontrast. B. und A. deuten den Fall als ein nach dem Ductus choledochus perforierendes Ulcus duodeni. Keine Operation. 1931 BUISSON. Frau. Periodisch Bauchschmerzen, Fieber und Ikterus. Fistel zwischen Gallenblase und Duodenum. Im Choledochus zwei grosse Steine. Barium und Luft hoch oben in der Leber. 1931 CRANE. 8Ojahriger Mann. Kurze Zeit Beschwerden in Form von Bauchschmerzen, Fieber, Ikterus, Erbrechen und Krafteverlust. Rontgenuntersuchung zeigte eine starke Erweiterung des Duodenums, besonders gegen die Flexura duod.-jejunalis zu, wo der Bariumkontrast plotzlich aufhorte. Neben dem Bulbus eine Tasche, die sich mit Barium fullte. Nach 3 Stunden sah man an der Flexura duod.-jejun. eine rundliche Aussparung, die einem Gallenstein zu entsprechen schien. Es waren jetzt neben der Gallenblase auch die Gallenwege mit Bariumbrei gefullt. Bei Operation fand man einen grossen Gallenstein an der Flexura duod.-jejun. Die Gallenblase und das Duodenum, die in ))plastic

556 LARS LbNNERBLAD exsudato eingebettet waren, wurden unberiihrt gelassen. Exitus. Keine Obduktion, 1931. DELHERM, DALSACE u. a. Bei Kontrastmahlzeit wurde rontgenologisch eine Pistel zwischen dem Bulbus duodeni und dem Fundus vesicae felleae beobachtet. Sukzessiv fullte sich ein grosser Teil des Gallengangsystems mit Kontrast. 1931. PRATICELLI. Lange Ulcusanamnese. Bei rontgenologischer Untersuchung fullten sich die Gallenwege mit Kontrast, nach F. s Ansicht uber ein Ulcus duodeni perforafum (Ref. Zbl. f. Radiol. Bd. 11, S. 243; 1932). 1931. GR~BERGER. 70jBhrige Frau. Diffuse Magenbeschwerden, klinisch kein Gallensteinverdacht. Bei Kontrastmahlzeit fullte sich die Gallenblase durch eine Pistel zwischen ihr und dem Bulbus duodeni mit Bariumbrei. Bei Tetrajodphenolphtaleinzufuhr per 0s zeigte sich, dass sich die Gallenblase nicht fullte, dass sich aber Luft in den Gallenwegen befand. Keine Operation. 1931. JENKINSON und BROUSE. 59jahriger Mann. In den letzten Jahren Schmerzen im Oberbauch sowie in der Brust, teilweise von Angina-pectoris-Typus. Bei Kontrastmahlzeit ein Streifen Barium von dem deformierten Bulbus nach der Leber, Barium auch in den intrahepatischen Gangen. Keine Pullung der Gallenblase nach oraler Tetrajodphenolphtaleinzufuhr. Rontgendiagnose operativ bestatigt: Die Fistel ging von der Mitte der Gallenblase nach dem Duodenum. Wand der Gallenblase verdickt. Keine Steine. 1931. KERN. Ulcus duodeni, das in die Gallengange perforiert war. Barium ))his in die feinsten Verzweigungen der Gallengange)). Operative Bestatigung des Befundes. 1931. LENARDUZZI. Fistel zwischen Gallenblase und Duodenum. Rontgendiagnose operativ bestatigt. Die Gallenblase geschrumpf t, ihre Wand verdickt (Ref. in La Radiol. Medica, Bd. 18, S. 968, 1931). 1931. LUST. Klinisch Pylorusstenose; Anaziditat. Perforation einer stark mit Steinen gefullten, geschrumpften Gallenblase ins Duodenum, ausserdem Ulcus duodeni, perforiert ins Pankreas. Heilung nach Gallenblasenextirpation, Polya-Reichel. 1931. MELDOLESI. Umschriehene Feuitonitis, wahrscheinlich nach einem perforierten juxtapylorischen Geschwiir. Fistel zwischen Duodenum und Choledochus. Bei Kontrastmahlzeit Barium in der Gallenblase und in den Gallenwegen bis in die Leber. Postoperative Rontgenkontrolle zeigte die Pistel noch durchgangig (Ref. in Zbl. f. Rad. Bd. X, S. 618; 1931). 1932. BEUTEL. 55jahrige Frau. Kurze Zeit Beschwerden in Form von Erbrechen, Fieber und Ikterus. Rontgenologid Fistel zwi-

F~LLE VON SPONTANER INNERER QALLENFISTEL 557 schen der Gallenblase und der 'Pars horis. sup. des Duodenums. Raumbeschrankender Prozess im Sinne eines malignen Tumors im Bereiche der Fistelmiindung im Duodenum. Barium un dluft in den extra- und intrahepatischen Gallengangen. Befund bei der Sektion bestatigt (Adenokarzinom in der Gallenblase, ubergreifend auf ' das Duodenum, einige Cholesterinsteine in der Gallenblase). 1932. LEWIN. 72jahrige Frau. Klinisch Verdacht auf Magenkarzinom. Bei Kontrastmahlzeit wurde Fullung des Choledochus und einzelner intrahepatischer Gallengange beobachtet, nach L. uber ein in den Choledochus perforiertes Ulcus duodeni. Keine Operation. 1932. In SCHINZ' usw. Lehrbuch von 1932, S. 1487, findet sich das Bild einer Gallenfistel mit Fullung der Gallenblase sowie der grossen Gallenwege von einer Fistel aus. Der Hepatiaus monstros erweitert. Verdacht auf Karzinom der Papilla Vateri. Faille, die von STEPHENSON 1921,. BEALL und JAGODA 1921, FISH- BAUGH 1926, SIGHINOLFI 1926 und REIMANN 1930 als Beispiele fur Bariumfullung der Gallenwege uber die Papilla Vateri veroffentlicht worden sind, werden von einigen Autoren fur Fistelfalle gehalten (siehe KANTOR u. JAFFIN, GR~BERGER). KOHLER halt einen von ihm publizierten Fall fiir Gallenfistel.1 Fistel xwischen Gallenblase und Jejunum. 1931. FRATICELLI. Lange Ulcusanamnese. Bei Operation zeigte sich, dass ein stenosierender Prozess am Pylorus in einer Peritonitis plastica bestand. Ein atypischer Schatten erwies sich dabei als eine spontane Anastomose zwischen Gallenblase und Jejunum (Ref. Zbl. f. Radiol. Bd. 11, S. 243; 1932). Fistebn zwischen Gallenwegen und Kolon. 1925. JUDD und BURDEN. Rontgenologisch diagnostizierte Fistel zwischen Gallenblase und Kolon. Angaben uber Anamnese und klinische Befunde fehlen. Rontgendiagnose operativ bestatigt. 1929. REICH. 47jahrige Frau. Klinisch Gallenblasenleiden. Abgang eines grossen Cholesterinsteines per rectum. Die Gallenblase fullte sich bei Kontrasteinlauf, aber keine Tetragnostfullung. 1932. Das Lehrbuch von SCHINZ u. a., S. 1440, enthalt das Bild einer Gallenblasen-Kolon-Fistel einer 53j ahrigen Frau,nach Gallensteindurchbruch in den Dickdarm. Rontgendiagnose operativ bestatigt; Gallenblase hochgradig geschrumpft, die Gallengange hochgradig cholangitisch erweitert. Nachdem ich die Korrektur dieses Aufsatzes bekommen habe, hat ARNTZEN in Acta Radiol. Vol. XIII: 3-4 einen Fall von >Penetration of contrast meal substance from the duodenum into the bile passages via the ductus choledochus, publiziert (wahrscheinlich Fistelfall).

558 LARS LONNERBLAD Gallenfistel m h Duodenum und Kolon. 1930. FULLER. 69jahrige Frau. 2 schwere Anfalle von Bauchschmerzen und Erbrechen 6 bzw. 1 Jahr vor der Rontgenuntersuchung. Bei Kontrastmahlzeit wurde ein schmaler Kontrastschatten ausserhalb des Verdauungskanals beobachtet,.der auswarts-abwiirts rechts von der Pars. descendens duodeni verlief. Bei Kontrasteinlauf trat Kontrastfliissigkeit vom Colon transversum in den Zwolffingerdarm iiber, und gleichzeitig fullten sich sowohl die extra- als die intrahepatischen Gallengange in grossem Umfang - nach F. wahrscheinlich durch eine cholezystokolische Fistel. Er nimmt an, dass diese bei Gallensteindurchbruch ins Kolon entstanden war, wobei gleichzeitig das Duodenum verletzt wurde. Bei versuchter Cholezystographie 3 Monate spater konnte keine Fullung der Gallenblase erzielt werden. Keine Operation. 1 Jahr aach der erwahnten Rontgenuntersuchung war Pat. subjektiv gesund. Eigene Fiilie Fall I. Gallenblasen- Kolon-Fistel. 72jahriger Mann, der - abgesehen von konstanter Obstipation in den letzten 20 Jahren - friiher keine nennenswerten Bauchbeschwerden gehabt hat; keine starkeren Bauchschmerzen, niemals Ikterus. Anfang Dezember 1931 bekam Pat. ohne bekannten Anlass Diarrhoe: 2-3 breidiinne Entleerungen pro Tag sowie unbedeutende, bohrende Schmerzen im Epigastrium; keine schwereren subjektiven Beschwerden. Ordination von Wismut und stopfender Kost, ohne dass der Durchfall aufhorte, weshalb Pat. am 7. 1. 1932 in die hiesige Medizinische Abteilung (Chef: Prof. G. BERGMARK) aufgenommen wurde. Auszug aus der Krankengeschichte. Status bei der Aufnahme: Blass und sehr mager, aber ziemlich guter Allgemeinzustand. Afebril. Rein Ikterus. Kann schwer schlucken wegen Stenose im Hypo pharynx, iiber die ich hier nicht naher berichte. W. R. negativ in einer Blutprobe. Bauch weich. und unempfindlich, nichts sicher Pathologisches tastbar. Fazes grau, nicht farblos, von Salbenkonsistenz. Lange, bluttingierte Schleimfliden in reichlicher Menge. Benzidinprobe negativ. Mikroskopisch nichts Pathologisches. Wegen der Hypopharynxstenose verzichtete man auf Probefriihstiick und Duodenalsondierung. Rontgenuntersuchung am 8. 1. 1932. Bei Einlauf zeigte das Kolon normale Verhaltnisse, abgesehen von verstarktem Schleimhautrelief in der rechten Flexur sowie g6steigerter Irritabilitat der letzteren und der benachbarten Kolonteile, die sich in haufigen spastischen Kontraktionszustanden ausserte. Gegen die Gal-

FALLE VON SPONTANER INNERER QALLENFIGTEL 559 lenblasengegend zu zeigte das Kolon zahlreiche unregelmassige und gut markierte Schleimhautfalten. Wahrend des Einlaufs fiillten sich oberhalb der rechten Flexur in der Gallenblasengegend eine kleine Kavitat und ein Kanalsystem, das seiner Form nach nichts anderes sein konnte als die geschrzcmipfte GalZenblase nebst dem Cysticus und Choledochus (siehe fig. 1, Tabula I und Fig. 2). Um die topographischen Verhilltnisse naher festzustellen, gab man Pat. ein paar Essloffel Bariumkontrast per 0s. Bei Durchleuchtung in verschiedenen Richtungen zeigte sich, dass auch die Lage im Verhaltnis zum Duodenum die erste Annahme bestatigte, indem der als I / /,~csicrl +'Lea bariumgefdlter Choledochus aufgefasste Schatten medial hinter der Pars. descendens hinabging. Die Entleerung des Choledochus schien erschwert zu sein, der Gang war namlich weit und noch eine Stunde nach dem Einlauf kraftig mit Kontrast gefiillt. In der Gallenblase zeichnete sich ein knapp haselnussgrosses Konglomerat von kleinen, dichten Kon- Icrementen ab. Ausfiillung der Lebergallgange war nicht zu beobachten. 24 Stunden nach dem Einlauf waren sowohl die Gallenblase wie ihr Ausfuhrungsweg fast ganz geleert. Gas war im Gallenwegsystem nicht zu bemerken. Pat. erhielt die bei Kolitis gewohnliche Diat und besserte sich. In den Fazes konnten bei wiederholten Untersuchungen weder Jodophilie, Muskelfasern noch vermehrter Fettgehalt nachgewiesen werden. Am 20. 1. 1932 wurden die Fazes nach 2tagiger Extrabelastung mit 200 g Butter untersucht: sie waren geformt, hell, aber nicht farblos und enthielten mikroskopisch Fettsiiurenadeln in zweifellos reichlicherer Menge als normal; nach wie vor keine jodophile Substanz und keine Muskelfasern in den Fazes. Pat. wurde ohne Magenbeschwerden aus dem Krankenhaus entlassen.

560 LARS LaNNERBtAD Der rontgenologische Befund macht wahrscheinlich, dass die Fistel auf der Basis von Cholezystitis + Cholelithiasis entstanden war. Als eine Eigentumlichkeit sei bemerkt, dass das Gallenwegsleiden des Patienten latent verlief. Wenn man nach Anhaltspunkten sucht, um zu beurteilen, wann die Perforation entstand, kann man sich ja fragen, ob die Kolitissymptome im Anschluss an diese auftraten, z. B. dadurch, dass infektioser oder toxischer Inhalt aus der Gallenblase ins Kolon gelangte. Theoretisch bestehen auch andere Moglichkeiten, z. B. dass Galle bei gleichzeitigem Hindernis im Choledochus durch die Fistel ins Kolon stromte und die Kolonschleimhai~ t reizte. Rein mechanisch konnen auch grossere Gallenmengen den Fazes lockere Konsistenz verleihen. Moglicherweise war der Diinndarminhalt infolge von Mange1 an Galle schlechter verdaut als normal und kann aus diesem Grunde eke - gesteigerte Kolonyeristaltik hervorgerufen haben. Die Deutung der Kolitis war dadurch erschwert, dass man nicht in der Lage war, sich durch Duodenalsondierung ein Urteil dariiber zu bilden, in welchem Umfang sich Galle in das Duodenum entleerte. Die ziemlich gute Fettresorption macht es jedoch wahrscheinlich, das wahrend des Krankenhausaufenthaltes ein Teil der Galle ins Duodenum floss. Vielleicht tut man am besten, die Frage nach dem Alter der Gallenfistel offen zu lassen. Man hielt es nicht fur erforderlich, bei diesem alten Mann mit seinen relativ geringen Beschwerden den Versuch zu machen, die Gallenfistel durch eine Radikaloperation zu entfernen. Fall 2. Ulcus duodeni, das nmh dem Ductus choledochus perforierte. 35jiihriger Landarbeiter. 1925 wegen leichter Lungentuberkulose behandelt. In demselben Jahr Appendektomie. Hat seit 1927 ziemlich an Obstipation gelitten. Kiirzere Perioden mit Saugen im Epigastrium des Morgens. Seit Januar 1932 ))fast standig)) Schmerzen im Epigastrium, meist rechts, die in den Riicken ausstrahlten; sie wurden ca. '12 Stunde nach den Mahlzeiten intensiver, um nach 1-2 Stunden wieder abzunehmen. Im Februar Erbrechen, teilweise von Retentionst y pus. Niemals anfallartig auftretende starke Schmerzen. Niemals Ikterus beobachtet. Liess sich am 22. 2. 1932 in die hiesige Medizinische Abteilung (Chef: Prof. G. BERGMARK) aufnehmen. Status bei der Aufnahme. Allgemeiner Zustand etwas beeintrachtigt. Afebril. S. R. 13 mm pro Stunde. Bauch weich, miissige Druckempfindlichkeit in der Mitte des Epigastriums. Keine pathologische Resistenz. Leber und Mila nicht tastbar. Blut: Hamoglobin (Sahli unkorrigiert) 95-100. Rote Blutkorperchen 5 Millionen, weisse 7,900 (5,100 polynukleare, 2,800 mononukleare).

FBLLE VON SPONTANER INNERER GALLENFISTEL 561 Probefriihstuck: Freie HC1 65, Gesamtaziditat 84. Keine Retention (vgl. Rontgen). Fazes von normaler Farbe; Weber-, Benzidinprobe am 23. 2. und 25. 2. ++, sonst -. Rontgenuntersuchwng am 23. 2. Lungen: Kleine, dichte, gut begrenzte Tbc-Flocken auf beiden Spit- Zen (Prozess als geheilt aufgefasst). Ventrikel 0. B. Unmittelbar distal vom Pylorus eine erbsengrosse Nische. Wahrend der Durchleuchtung fullten sich plotzlich der Ductus cysticus - leicht erkennbar an der typisohen Kontur (siehe Fig. a), die durch die Valvula spiralis bedingt ist - und der Ductus hepaticus mit Fig. 4. Kontrast, allem Anschein nach durch eine innere Gallenfistel zwischen dem Duodenalgeschwur und dem oberen Teil des Choledochus (siehe Fig. 3, Tab. I, Fig. 5 u. 6, Tab. 11; auf diesen ist D. c. = Ductus cysticus. D. h. = Ductus hepaticus. D. i. = Ductus intrahepaticus. G. = Gallenblase). Auf einer Anzahl Photographien sah man auch Bariumkontrast in intrahepatischen Gangen (Pig. 5 u. 6). Fast die ganze Kontrastportion lag nach 3 Stunden noch im Ventrikel. Wegen der starken Retention und des penetrierenden Geschwiirs hielt man Operation fur angezeigt. Der Plan war (Prof. G. NYSTROM), die neue Verbindung zwischen Ductus choledochus und Duodenum unberiihrt beizubehalten und Ventrikelresektion nach Billroth I1 vorzunehmen.

562 LARS LGNNERBLAD Operation am 7. 3. 1932 (Dr. SCHILDT). Resectio ventriculi ad modum Billroth 11. )+ -. Die ganze Partie um den Bulbus duodeni war in einen huhnereigrossen, festen, schwieligen, stellenweise odematosen, entzundlichen Tumor aufgegangen, der den Pankreaskopf, das Duodenum und das Ligamentum hepatoduodenale umfasste. Foramen Winslowi ohliteriert. Gallenblase diinnwandig und fein. Entleerte sich leicht bei Druck. Keine Konkremente. - Pankreas im ubrigen 0. B. Man loste den Ventrike1 soweit wie moglich nach unten ab und konnte ohne Risiko bis zum Pylorus hinabkommen. Schon hier war die Wand recht steif und schwielig. Nach der Amputation, die im Pylorus selbst erfolgte, gelang es in dem schwieligen Gewebe nicht, den Stumpf vollstandig zu invaginieren. --- Im ubrigen mde der Ventrikel in gewohnlicher Weise gelost. Quergehende Amputation am unteren Teil des Corpus. Termino-laterale Anastomose nach dem Jejunum ungefahr 20 cm unterhalb der Plexura duodenojejunalis. ---- Das Ventrikelpraparat zeigte keine sicheren Veranderungen.)) Nachverlauf 0. B. Webers Probe bei den Fazes seit den 15. 3. negativ. Wiederholte Diastasenprobe im Urin (8. 3.-11. 3.) nach Wohlgemut 64, am 12. 3.: 16. Hammarstens Probe an den Gallenfarbstoffen neg., Urobilin- und Urobilinogenproben am 7. 3. und 17. 3. negativ. Keine Cholezystographie. Am 31. 3. vollstandig symptomfrei entlassen. Pat. wurde zwecks Cholezystographie zuriickbestellt, hat sich aber nicht eingefunden. Allgemeine Bemerkungen Die spontanen inneren Fisteln bei Gallenwegsleiden hat man als einen Versuch der Natur zu Selbstheilung aufgefasst, weil der Patient oft nach Entstehung einer Pistel beschwerdenfrei wird. Indes hat sich herausgestellt, dass diese Pisteln in vielen Fallen eine ernste Komplikation darstellen. JUDD und BURDEN erklaren geradezu: ))the cure is worse than the disease)). Das Eindringen des mehr oder minder asterilen Chymus, fur den unter normalen Verhaltnissen der Sphinkter Oddi eine effektive Schranke zu sein pflegt, in die Gallenwege, kann bekanntlich Cholangitis und Parenchymschadigungen hervorrufen, und zwar vielleicht besonders bei Gallenwegsleiden, weil diese ja oft mit Hypo- oder Anaziditat mit reichlicher Bakterienflora in Ventrikel und Duodenum einhergehen. Aber andererseits hat man beobachtet, dass nach Cholezystoduodenostomien in vielen Fiillen keine Symptome von Gallenwegsinfektion aufgetreten sind. Vor allem aber hat man feststellen zu konnen geglaubt (HUTTER), dass diese Infektion in den Fallen ausblieb, in denen man bei Kontrastmahlzeit Fullung der Gallenwege durch eine weite Stomie erhielt. Dagegen sol1 Retention von Magen- oder Darm-

FBLLE VON SPONTANER INNERER GALLENFISTEL 563 inhalt im Gallenwegsystem bei zu enger Fistel verhangnisvoll sein (betont auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft fur Chirurgie im Friihjahr 1932). Schon bei Entstehung einer Gallenfistel besteht ja meist eine schleichende Infektion der Gallenblase, und diese diirfte durch Retention von anazidem Chymus nicht besser werden. Was das hier vorliegende Material betrifft, so finden sich Angaben uber Leberfunktionsproben nur in so wenigen Fallen, dass man keine allgemeinen Schlusse ziehen kann. In vielen Fallen hat indes das klinische Bild keinen Anlass geboten, eine schwere Affektion zu vermuten. Als besonders bemerkenswert mochte ich die 2 Falle von Fistel nach dem Kolon (FULLERS und meinen eigenen) hervorheben, wo die Patienten trotz der theoretisch sehr gefahrlichen Kommunikation keinerlei alarmierende Erscheinungen aufwiesen (vergleiche MAYO-ROBSONS und COURVOISIERS erfolgreiche Falle von operativ hergestellter Verbindung zwischen Gallenblase und Kolon). In atiologischer Beziehung ist auffallend, dass das von mir zusammengestellte Material etliche Falle von Gallenfisteln auf Ulcusbasis aufweist, wshrend JUDDS u. BURDENS grosse Statistik kaum einen einzigen Fall enthalt, wo Ulcus die Ursache einer solchen Fistel war. In 11 Fallen dieser Zusammenstellung nehmen die betreffenden Forscher an, dass die Fistel durch perforierendes Ulcus, nicht durch primares Gallenwegsleiden entstanden war (ALBERTI, BERG, SMITH, KANTOR u. JAFFIN, HARDING, BIGNAMI U. AGATI, FRATICELI;I, KERN, LEWIN, MELDOLESI, LONNERBLAD). Von diesen 11 Fallen erscheinen mir jedoch bloss ALBERTIS SMITHS, HARDINGS und KERNS Falle sowie mein eigener als vollig sicher.1 Man muss es aber fur wahrscheidich halten, dass es sich in noch einem oder einigen dieser Falle um perforierendes Ulcus gehandelt hat. Man hat bezuglich des Nachweises der Fisteln durch Rontgen darauf hingewiesen, dass das Eindringen von Kontrastmitteln in die Fistel und das Gallenwegsystem durch relative (oder absolute) Stenose unterhalb der Fisteloffnung erleichtert wird; ferner, dass bei der routinemassigen Untersuchung des Verdauungstraktus sicher eine Fistel ubersehen werden kann, die entdeckt worden ware, wenn man den Patienten verschiedene Stellungen hatte einnehmen lassen. Endlich ist man der Ansicht, dass die Fistel ihre Weite ziemlich rasch verandern kann; bei Durchbruch aus der Gallenblase sol1 ihr Offenstehen begunstigt werden, wenn ein Hindernis im D. choledochus vorhanden ist, wahrend die Passage durch den D. cysticus frei ist. Wahrend der Drucklegung sehe ich, dass EISLER u. KOPSTEIN in >Rontgendiagnostik der Gallenblase,, Leipzig 1931, S. 135, zwei eigene Deinschlagige Falle, (von innerer Gallenfistel) erwiihnen, Din denen ein Ulcus duodeni als Ursache der Fistelbildung r6ntgenologisch nachgewiesen werden konntea. - BERGS Arbeit ist mir im Originale nicht zugangig.

564 LARS L~NNERBLAD Die relative Frequenz der Gallenweg-Kolon-Fisteln in den grossen Sektions- und Operationsstatistiken ist bedeutend grosser als in dem hier zusammengestellten Material. Moglicherweise hangt dies teilweise damit zusammen, dass Kontrasteinlauf in geringerem Umfang gegeben wird als Kontrastmahlzeit und dass bei Kolonpassage die eingetrocknete Kontrastmasse im Kolon gewohnlich nicht in eine innere Gallenfistel passieren kann. Ferner wird ja der Patient bei Kontrasteinlauf in liegender Stellung untersucht, wobei sich das kontrastgefiillte Kolon leicht kranialwarts verschieben und eventuell in die Gallenwege gelangten Kontrast verdecken kann. Die Differentialdiagnose gegen Ulcus, Divertikel und Abszess macht in den Fallen, wo die intrahepatischen Gange gefullt wurden oder man das typische Relief des D. cysticus (Valvula spiralis) sieht, keine Schwierigkeiten. Gelegentlich kann Durchfiihrung der Cholezystographie von grossem Werte sein (s. Lenk Fortschritte Rontgenstr. 36, S. 721). Dass die Diagnose rontgenologisch in gewissen Fallen ausserordentlich schwierig sein kann, zeigt ein von GRABERGER veroffentlichter Fall (Acta Radiol. Vol. XII, fasc. 3): Bei Kontrastmahlzeit fiillte sich dicht unter der unteren Flache der Leber eine Kavitat, deren Lage, Form und Grosse es wahrscheinlich machten, dass es sich um eine kontrastgefiillte Gallenblase handelte. Die Gallenblase war 12 Stunden nach oraler Zufuhr von Tetrajodphenolphtalein nicht gefiillt. Erst bei spater vorgenommener Operation stellte sich heraus, dass man es nicht mit einer Gallenfistel zu tun hatte, sondern mit einem Duodenaldivertikel. Derartige Falle durften jedoch selten sein. Die Entscheidung, ob retrograde Passage iiber die Papilla Vateri vorliegt, stosst ebenfalls gelegentlich auf unuberwindliche Schwierigkeiten. ZUSAMMENFASSUNG Verf. gibt eine Obersicht iiber einige vierzig veroffentlichte Falle von rontgenologisch diagnostizierter, spontaner, innerer Gallenfistel und berichtet iiber 2 eigene Falle: 1. Fistel zwischen Gallenblase und Kolon; 2. nach dem Ductus choledochus perforiertes Ulcus duodeni. SUMMARY The author, after reviewing about 40 previously published cases of internal biliary fistula diagnosed by X-rays, describes two such cases observed by himself; one of a fistula leading from the gall bladder to the colon, the other of a perforation of a duodenal ulcer into the ductus choledochus.

FALLE VON SPONTANER INNERER GALLENFISTEL 565 RESUME L'auteur donne un aperpu de plus de 40 cas, d6ja publibs, de fistule biliaire interne, spontade, diagnostiquhs par la radiographie, et d6crit deux cas personnels: 1. fistule entre la v6sicule biliaire et le cblon; 2. une ulc&re duodhale, perforant au chol6doque. LITERATURVERZEICHNIS ALBERTI: La Radiol. Medica, Bd. 14, 5. 729; 1927. ANZILOTTI: La Radiol. Medica, Bd. 17, S. 1039; 1930. BEUTEL: Rontgenpraxis, S. 326; 1932. BIGNAMI und AGATI: La Radiol. Medica, Bd. 18, S. 545; 1931. BUISSON: La Radiol. Medica, Bd. 18, 5. 689; 1931. BUSI: La Radiol. Medica, Bd. 8, S. 122; 1921. CANNAVO und COLA: La Radiol. Medica, Bd. 18, S. 245; 1931. COURVOISIER, siehe Radsiewsky. CRANE: Amer. Journal of Roentg. Bd. 26, S. 92; 1931. DALSACE: Arch. des Malad. Appar. digest. 20: 2, S. 194; 1930. DELHERM, DALSACE, THOYER-ROZAT und P. H. CODET: La Presse m6dicale, Bd. 39, Nr. 17, S. 302; 1931. DIENST: Fortschritte, XXXVI, S. 674. FISHBAUGH: siehe KANTOR und JAFFIN. FRENKEL: Arch. klin. Chir., Bd. 153, S. 407; 1928. VON FRIEDRICH: Fortschritte, Bd. 39, S. 616; 1929. FULLER: Brit. med. Journal, Nr. 3606, 5. 279; 1930. GATEWOOD und POPPENS: Cholecystenterostomy from an experimental standpoint. Surg. Gynec. Obst. 35: 445; 1922. GAVAZZENI und JONA: Riforma Medica, 44: 2, 8. 1160; 1928. GLASS und ISRAELSKI: Die Probe der retrograden Fiillung der Gallenwege aus dem Duodenum mittels obturierender Duodenalsonde. Referat Zbl. f. Radiol. Bd. 11, S. 680; 1932. GR~BERGER: Acta Radiologica, Vol. XII, fasc. 2; 1931. Acta Radiologica, Vol. XII, fasc. 3; 1931. HABBE und SMITH: Journal of Amer. Med. Association, S. 476; 1926. HAENISCH: Acta Radiologica, Vol. VI, 8. 485; 1926. HARDING: Amer. Journal of Roentg. 22, S. 36; 1929. HAVLICEK: Fortschritte, Bd. 33, S. 944; 1925. HUNT' und HERBST: Surg. Clin. N. Amer. Vol. 3, S. 807. HUTTER: Arch. klin. Chir. T. 146; 1927. JENKINSON und BROUSE: Amer. Journal of Surg. Bd. 12, 8. 499; 1931. JUDD und BURDEN: Annals of Surgery, 81, S. 305; 1925. KANTOR und JAFFIN: Radiology, Vol. X, S. 10; 1928. KERN: Fortschritte, Bd. 43, S. 805; 1931. KIRSCHNER und NORDMANN: Die Chirurgie, VI: 1; Berlin 1927. KOHLER: Grenzen des Normalen und Anfange des Pathologischen im Rontgenbilde. Leipzig 1928. S. 514. - Mir im Originale nicht zugangig.

566 LARS LONNLCKBLAD KORTE: zit. von KIRSCHNER-NORDMANN. LEWIN: Rontgenpraxis, S. 222; 1932. LUST: Fortschritte, Bd. 44, S. 793; 1931. MARTINOTTI: Minerva Medica, Torino, S. 335; 1929. RADSIEWSKY: Die kiinstliche Gallenblasendarmfistel und ihr Einfluss auf den Organismus. Mitteil. a. d. Grenzgebiet. d. Med. u. Chir., Bd. 9, S. 659; Jena 1902. REICH: Fortschritte, Bd. 40: 2, S. 698; 1929. REIMANN: Fortschritte, Bd. 41, S. 802; 1930. ROBSON: The British Med. Journal, Vol. 1, S. 1050; 1909. ROTH, SCHROEDER und SCHLOTH: siehe ROBSON. SCHINZ u. a.: Lehrbuch der Rontgendiagnostik, Leipzig 1932. SIGHINOLFI: Bullet. d. Scienze Med., Vol. 4, serie X, S. 313; 1926. STEPHENSON: siehe KANTOR und JLFFIN. WANGENSTEEN: Cholangitis following cholecystenterostomy. Annals Surgery, 87: 54; 1928. OHNELL und LINDBLOM: Acta Radiologica,. Bd. X, S. 121; 1929.

ACTA RAD. VOL. XIII. FASC. 5. LARS LONNERBLAD Tabulu LI Fig. 1. Fig. 3.

ACTA RAD. VOL. XIII. FASC. 5. LARS LONNERBLAD Tubula Lrr Fig. 5. Fig. 6.