FIT FOR RATING Praxis-Workshop. Rating-Verfahren aus Sicht der Banken verstehen und zur Steigerung des Unternehmenserfolgs richtig einsetzen



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Transkript:

FIT FOR RATING Praxis-Workshop Rating-Verfahren aus Sicht der Banken verstehen und zur Steigerung des Unternehmenserfolgs richtig einsetzen

2 Inhaltverzeichnis Seite 1 Was ist Rating?...3 2 Basel I und Basel II...3 3 Rating-Grundlagen...4 4 Rating-Kriterien: Ist Ihr Unternehmen Rating-fähig?...6 Checkliste: Sind Sie Rating-fähig?...7 Checkliste: Maßnahmenplan...9 5 Umsetzung des Maßnahmenplans...11 5.1 Kurzfristige Handlungsmöglichkeiten...11 Checkliste kurzfristige Handlungsmöglichkeiten...11 5.2 Langfristige Handlungsmöglichkeiten...12 Checkliste: Langfristige Handlungsmöglichkeiten...12 6 Rating-Bereiche...13 6.1 Teilrating I Wirtschaftliche Verhältnisse...13 6.2 Teilrating II Qualitative Unternehmensbewertung...15 6.3 Teilrating III Branchen-, Produkt- und Umfeldanalyse...17 7 Wahl des geeigneten Bankinstituts...19 Checkliste: Wahl der richtigen Bank...21 8 Der Rating-Prozess...26 8.1 Kreditantrag...27 8.2 Benötigte Unterlagen für Bankgespräche...27 Checkliste: Benötigte Unterlagen für das Bankgespräch...28 8.3 Das Bankgespräch...29 8.4 Betriebsbesichtigung und weitere Interviews...30 8.5 Dateneinholung durch die Bank...31 8.6 K.-o.-Kriterien und Warnhinweise...32 8.7 Jahresabschlussanalyse...33 8.8 Bewertung der Kriterien...33 8.9 Das Rating-Urteil...34 8.10 Bewertung von Sicherheiten und Garantien...36 8.11 Diskussion des Rating-Urteils...36 8.12 Konditionengestaltung...37 8.13 Kreditvertrag...37 9 Rating: Beispiele für alternative Finanzierungsquellen...38 9.1 Leasing...39 9.2 Forderungsverkauf (Factoring)...41 9.3 Beteiligungsfinanzierungen Private Equity...43 9.3.1 Venture Capital...43 9.3.2 Mezzanine Finanzierung...45 9.4 Förderprogramme...48 10 Zusammenfassung: Rating - mehr als nur ein Instrument zur Kreditbeschaffung...53

3 1 Was ist Rating? Ein Rating ist ein standardisiertes, objektiviertes, aktuelles, nachvollziehbares und skaliertes Krediturteil über die Bonität bzw. die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens. Es ist die Grundlage zur Bestimmung der Kredit-Ausfallwahrscheinlichkeit. Rating bedeutet demnach Bewertung. Ihr Unternehmen wird im Rahmen des Rating- Prozesses einer bestimmten Risikoklasse oder Rating-Stufe zugeordnet. Die Bank vergibt einen Bonitätsindex. Schneiden Sie dabei schlecht ab, kann das zu einer Kürzung Ihrer Kreditlinien, einer Anhebung Ihrer Kontokorrentzinsen bis hin zur Kündigung von Darlehen seitens der Hausbank führen. Rating-Stufe AAA / AA A BBB BB B CCC Beschreibung hohe Bonität, geringes Ausfallrisiko überdurchschnittliche Bonität, etwas erhöhtes Risiko noch gute Bonität, mittleres Risiko vertretbare Bonität, erhöhtes Risiko schlechte Bonität, sehr hohes Risiko geringste Bonität, höchstes Risiko Rating-Verfahren sind jedoch nicht bloße Schikane oder Willkürakte der Kreditinstitute. Denn Banken und Sparkassen müssen sich wiederum selbst absichern und eine entsprechende Bonität nachweisen. Die Weichen hierfür wurden auf internationaler Ebene gestellt. Maßgeblich dafür waren die Konsultationen und Beschlüsse, die unter den Namen Basel I und Basel II für erheblichen Zündstoff bei Banken und deren Kreditnehmern gesorgt haben. 2 Basel I und Basel II Eine besondere Rolle spielt im Hinblick auf die Regelwerke Basel I und II die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), eine in Basel ansässige Aktiengesellschaft, die das Ziel verfolgt, ein Forum für die Zusammenarbeit zwischen den Notenbanken und Aufsichtsbehörden verschiedener Länder zu schaffen. Große Bedeutung hat die BIZ insbesondere durch ihren Basler Ausschuss für Bankenaufsicht erlangt, die sich mit Fragen gemeinsamer Aufsichtsstandards beschäftigen. Dadurch liefert die BIZ wichtige Beiträge zur Stabilität nationaler Bankenmärkte und des internationalen Finanzsystems. Im Juli 1988 erarbeitete der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht ein Regelwerk, das erstmals eine Eigenkapitalunterlegung der Kreditrisiken von Kreditinstituten vorsah. Im Grunde bedeutete dies, dass auch Banken selbst kreditwürdig sein und über eine bestimmte Bonität verfügen müssen, um ihrerseits Kredite vergeben zu können. Was von allen Unternehmen gefordert wird, die sich Finanzierungsmittel beschaffen müssen - nämlich eine bestimmte Eigenkapitalquote - sollte von nun an auch für Banken gelten.

4 Das 1988 erarbeitete Regelwerk "Internationale Konvergenz der Eigenkapitalmessung und Eigenkapitalanforderungen" wurde als Basel I bezeichnet und sah einen Solvabilitätskoeffizienten von 8 % für Kreditinstitute vor. Die bedeutet, dass Banken ihre Risikoaktiva (beispielsweise Kundenkredite) mit einer Eigenkapitalquote von mindestens 8 % unterlegen müssen. Diese Eigenkapitalunterlegung war dabei zunächst unabhängig von der Bonität des Kreditnehmers. Aufgrund zunehmender Kritik an dieser standardisierten Berechnung der Kreditrisiken reagierte der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht mit dem Konsultationspapier "Die neue Basler Eigenkapitalvereinbarung", auch als Basel II bezeichnet. Danach wird das Risikogewicht künftig von der Bonität des Kreditnehmers abhängig sein. Nach der Veröffentlichung der ersten Version im Juni 1999 wurden in den Jahren 2001 und 2003 weitere Fassungen vorgelegt. Das endgültige Regelwerk soll Anfang 2006 in Kraft treten (Parallellauf von Basel I und Basel II bis Ende 2006). Bereits vor 2006, dem Start von Basel II, werden die Banken dabei ihre modifizierten oder neu entwickelten Rating-Verfahren verwenden. Für die Unternehmen bedeutet dies, dass sie sich bereits heute - und nicht erst 2006 - umfassend auf die mit den anstehenden Kreditverhandlungen verbundenen Rating-Prozesse vorbereiten müssen. 3 Rating-Grundlagen Für viele Unternehmen stellen sich die Rating-Verfahren der Banken als Blackbox mit ungewissem Ausgang dar. Selbst wenn die Strukturen sowie die wesentlichen Kriterien der Ansätze der Banken zur Bonitätsbeurteilung bekannt sind, bleibt i.d.r. die folgende Frage offen: Mit welchem Rating kann bzw. muss das Unternehmen rechnen? Zur Beantwortung dieser Frage kann das nachfolgend beschriebene Verfahren zur Bonitätsbeurteilung mittelständischer Unternehmen herangezogen werden, was jedem Unternehmen die Ermittlung eines "eigenen" Ratings ermöglicht. Zusätzlich sollten die rechnerischen verfahren über externe Spezialisten geprüft bzw. von diesen durchgeführt werden. Das so ermittelte "Bonitätsurteil" ist kein Rating in dem Sinne, dass sich daraus die mit dem Unternehmen verbundene Ausfallwahrscheinlichkeit und damit die zukünftig zu erwartenden Kreditkonditionen "zweifelsfrei" ableiten ließen. Ein eigens Vorab-Rating ermöglicht es dem Unternehmer jedoch, eine Ersteinschätzung selbst vorzunehmen, und kann ihm damit bei der Entscheidung helfen, ob schon heute ein Kreditantrag bei der Bank gestellt werden kann bzw. sollte oder ob zuvor Maßnahmen zur Optimierung des Ratings ergriffen werden müssen. Die nachfolgend aufgeführte typische Struktur bankinterner Rating-Ansätze verwendet die Kriterien, die auch von einem Großteil der Banken berücksichtigt werden. Seine grundlegende Struktur wird durch die drei Teilratings beschrieben, die mit unterschiedlichem Gewicht in das Gesamtrating eingehen: 1. "Wirtschaftliche Verhältnisse (quantitative Unternehmensbewertung)", 2. "Qualitative Unternehmensbewertung" sowie 3. "Branche-, Produkt- und Umfeldanalyse"

5 Wirtschaftliche Verhältnisse (Quantitative Unternehmensbew ertung) Qualitative Unternehmensbewertung Branchen-, Produkt- und Umfeldanalyse Chancen / Stärken Risiken / Schwächen Chancen / Stärken Risiken / Schwächen Chancen / Stärken Risiken / Schwächen Teilrating I Teilrating II Teilrating III 50 % 30 % 20 % Gesamtrating Jedes Teilrating ergibt sich zu gleichen Teilen aus der Analyse der mit ihm assoziierten "Chancen/Stärken" bzw. "Risiken/Schwächen", die jeweils anhand mehrerer Kriterien bewertet werden. Diese Aufgliederung ermöglicht es dem Unternehmer genau zu identifizieren, wo die Schwachstellen seines Unternehmens liegen und welche Gegenmaßnahmen den größten Nutzen für eine Optimierung des Ratings bieten. Die Bonitätseinstufung erfolgt in eine von sechs Rating-Klassen bzw. -Stufen (siehe oben). Die oberste Rating-Klasse ("AAA/AA") ist nur für wenige Unternehmen mit wirklich sehr hoher Bonität zu erreichen; ein Unternehmen mit überdurchschnittlich guter Bonität fällt in die Rating- Klasse "A". Ergibt das eigene Rating eines Unternehmens das Rating-Urteil "B" oder "CCC", sollte vor einem Kreditantrag bei einer Bank überprüft werden, ob Potenziale zur Verbesserung der Bonität bestehen. Praxis-Tipp: Die Beurteilung Ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse erfolgt anhand der Zahlen aus der Vergangenheit (Betriebswirtschaftliche Auswertungen, Bilanzen) mit entsprechender Kennzahlenbildung. Im Rahmen der Gesamtbeurteilung macht diese Vergangenheitsanalyse jedoch nur 50 % Ihrer Gesamtbeurteilung aus. Da Sie selbst diesen Teil nur bedingt beeinflussen können (allenfalls über legale Bilanzierungsalternativen durch Ihren steuerlichen Berater), kommt es darauf an, die Teilratings 2 und 3 aktiv zu beeinflussen. Diese beschreiben im Wesentlichen die qualitativen Aspekte Ihres Unternehmens sowie Ihre Positionierung im Markt. Hier zu beschönigen hilft auf Dauer jedoch nicht weiter, denn auch Ihre geplanten und umgesetzten Strategien werden sich irgendwann in Zahlen niederschlagen.

6 In jedem Fall geben die zukunftsbezogenen Rating-Teile genügend Anlass, sich mit den Stärken und Schwächen des eigenen Unternehmens auseinander zu setzen und mit neuen Strategien die eigene Marktposition zu verbessern oder Krisen zu überwinden. Gerade hier liegt der Vorteil von Rating-Verfahren zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens. Durch den Druck von außen sind Sie veranlasst, Ihre eigenen Stärken auszubauen, was letztendlich wiederum zu einer verbesserten Bonität Ihres Unternehmens und einer guten Rating-Einstufung bei Ihren Banken führt. Bevor Sie mit Ihrer Bank über Ihre Rating-Klassifikation sprechen können, müssen Sie zunächst auch die Rating-Sprache beherrschen. Das funktioniert jedoch nur, wenn Sie überhaupt Rating-fähig sind. 4 Rating-Kriterien: Ist Ihr Unternehmen Rating-fähig? Alle Anstrengungen, um Kredite bei Banken zu erhalten oder bessere Konditionen erzielen zu können, werden nur dann erfolgreich sein, wenn Sie Ihr Unternehmen gegenüber der Bank nach Rating-Maßstäben darstellen können. Dies setzt häufig ein Umdenken in Ihrem Management voraus verbunden mit der Einführung von Controlling-Systemen, Strategiepapieren bis hin zu einer Umstrukturierung Ihrer betrieblichen Aufbau- und Ablauforganisation. Die folgende Checkliste gibt Aufschluss darüber, ob Sie bereits Rating-fähig sind:

7 Checkliste: Sind Sie Rating-fähig? Ist Ihr Unternehmen "Rating-fähig"? Bitte vergeben Sie für jede der folgenden Fragen eine Punktzahl zwischen 1 und 5. Bilden Sie im Anschluss daran eine Summe. Die Auswertung zeigt, ob Handlungsbedarf zur Rating-Optimierung besteht. nein 1 2 3 4 5 ja Dokumentation Ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse Können Sie aus BWA oder Jahresabschluss problemlos betriebswirtschaftliche Kennzahlen bilden? Sind diese über die vergangenen 3 Jahre vergleichbar? Informieren Sie Ihre Kreditinstitute regelmäßig über ein zentrales Berichtswesen? Können Sie die Berichterstattung an Banken nach Sparten oder anderen Segmenten darstellen und unterteilen? Analysieren Sie Ihre Ertragslage nach Risiko- und Erfolgsfaktoren? Verfügen Sie über eine konsolidierte, übergreifende Unternehmensrechnung? Controlling-Instrumente Verfügen Sie über eine unternehmensweit einheitliche und zeitnahe Berichterstattung mit regelmäßigen Soll-Ist-Vergleichen? Gibt es Planrechnungen (z.b.. Plan-Bilanz oder Plan-Erfolgsrechnung) für die nächsten 3 Jahre? Sind die seitens des Controlling gelieferten Daten zuverlässig und reicht deren Prognosequalität aus? Überwachen Sie permanent Ihre Liquidität unter Zuhilfenahme eines Liquiditätsplans? Verfolgt Ihr Unternehmen eine geschäfts- und risikoorientierte Finanzierungsstrategie?

8 Unternehmensorganisation Ist Ihr Unternehmensaufbau klar strukturiert und sind die Verantwortungsbereiche eindeutig definiert? Sind die Angaben über Ihre Unternehmensorganisation schriftlich fixiert und verständlich formuliert? Ist Ihr Unternehmen auch in Krisensituationen handlungsfähig? Gibt es Nachfolge- und Vertretungsregeln? Zukunftsorientierung Liegt eine schriftlich dokumentierte Gesamtstrategie einschließlich einer Betrachtung von Geschäftsfeldern, Märkten und Unternehmenseinheiten vor? Analysieren Sie regelmäßig Ihr Markt- und Wettbewerbsumfeld und fließen die gewonnenen Erkenntnisse in Ihre Unternehmensplanung ein? Verfügt Ihr Unternehmen über eine aktive Beschaffungs- und Absatzsteuerung (z.b. differenzierte Bewertung von Kunden und Lieferanten)? Gibt es ein dokumentiertes Personalkonzept zur Gewinnung und Qualifizierung von Mitarbeitern? Sind Ihre Produkte und Dienstleistungen zukunftsfähig? Summe Punktzahl Empfehlung 5 49 Bevor Sie einen Kreditantrag stellen, sollten Maßnahmen zur Optimierung des Ratings ergriffen werden. 50 79 Ihr Unternehmen wird den Anforderungen eines Ratings noch nicht vollständig gerecht. Prüfen Sie Verbesserungsmöglichkeiten in den Bereichen, in denen Sie Schwachstellen erkannt haben. 80 90 Ihr Unternehmen wird den Anforderungen an künftige Rating-Prozesse nach Basel II gerecht. Prüfen Sie die Ergebnisse interner Ratings und diskutieren Sie diese bei Abweichungen mit Ihrer Bank. Unter Umständen erreichen Sie auf diese Weise eine weitere Verbesserung Ihrer Bonität.

9 Keine Panik! Mehr als 80 % aller Unternehmen sind im Grunde nicht Rating-fähig. Dennoch erfolgt ein Rating durch die Bank. Denn der Sachbearbeiter in der Kreditabteilung muss seinem Vorgesetzten eine Stellungnahme zu Ihrer Bonitätsprüfung abgeben. Dazu zieht er meist die Zahlen aus der Vergangenheit heran, da er nicht über weitergehende Informationen verfügt. Und hier liegt genau der Punkt, an dem Sie aktiv eingreifen können: Durch Abarbeitung und Umsetzung der einzelnen Punkte der Checkliste können Sie Ihren Banker zu einer besseren Beurteilung veranlassen, Das setzt regelmäßige Kontakte zu Ihrem Finanzierungspartner voraus. Aber: Es lohnt sich! Und dies nicht nur aus Finanzierungsaspekten heraus, sondern für Ihr Unternehmen insgesamt. Überlegen Sie, welche Verbesserungen und Maßnahmen in Ihrem Unternehmen notwendig sind und wo, vom wem diese initiiert und bis wann diese umgesetzt werden können. Die folgende Checkliste zu Ihrem Maßnahmenplan kann dabei hilfreich sein. Checkliste: Maßnahmenplan Ihre Unternehmensorganisation Struktur, Aufbau, Verantwortungsbereiche Dokumentation der Aufbau- und Ablauforganisation Regelungen zum Krisenmanagement Ihre Zukunftsorientierung Dokumentation Ihrer Unternehmensstrategie Aktive Markt- und Wettbewerbsanalysen Aktive Beschaffungs- und Absatzsteuerung Personalkonzept: Rekrutierung und Qualifizierung

10 Ihre Controllinginstrumente Einheitlichkeit und Aktualität des Berichtswesens mit Soll-Ist-Vergleichen Planerfolgsrechnungen für die nächsten 3 Jahre Prognosequalität der Daten Permanente Liquiditätsüberwachung Geschäfts- und risikoorientierte Finanzierungsstrategie Ihre wirtschaftlichen Verhältnisse Vergleichbarkeit/Bereitstellung von Kennzahlen/Informationen der letzten 3 Geschäftsjahre Regelmäßigkeit der Berichterstattung an die Hausbank Flexibilität der Berichterstattung für Teilbereiche Laufende Analyse der Ertragslage nach Risiko- und Erfolgsfaktoren Konsolidierte Unternehmensrechnung