Burnout. und Burnout-Prävention

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Transkript:

Burnout und Burnout-Prävention

Kennen Sie das Gefühl... 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 2

Definition: Burnout 1974 wurde der Begriff Burnout vom Psychoanalytiker Herbert Freudenberg erstmals erwähnt. Er beschrieb das Burnout (engl. burn out: ausbrennen) als einen Zustand körperlicher, geistiger und emotionaler Erschöpfung. Es handele sich hierbei aber nicht um eine normale Arbeitsmüdigkeit, sondern um einen Zustand, der mit wechselnden Gefühlen der Erschöpfung und Anspannung verbunden ist. 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 3

Komponenten des Burnout Burnout beinhaltet drei Komponenten: 1. emotionale Erschöpfung: das Gefühl des Ausgelaugtsein 2. Depersonalisierung: innere Distanzierung von den Pflegebedürftigen (werden oft wie Objekte behandelt) 3. reduziertes Leistungsvermögen und reduzierte Erfüllung: das Gefühl, nicht mehr so leistungsfähig zu sein und den gestellten Anforderungen nicht mehr zu genügen. (Maslach & Leiter 1997) 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 4

Entstehungsphasen des Burnout Das Burnout entwickelt sich nicht schlagartig, sondern meist über mehrere Jahre hinweg. Abel und Burisch beschreiben die Entstehung über vier (idealtypische) Phasen Enthusiasmus Stagnation Frustration Apathie 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 5

Enthusiasmus und Idealismus Am Anfang beginnt man seine Arbeit voller Idealismus und möchte anderen Menschen helfen. Überengagement - Man möchte das Beste geben, arbeitet gerne und viel, persönliche Bedürfnisse werden zurückgestellt. die sozialen Kontakte beschränken sich häufig auf den Umgang mit den Klienten. Fehlende professionelle Distanz. Gerade im Pflegebereich sind die Menschen in dieser Phase voller Freude über ihren Beruf und freuen sich, anderen Menschen helfen zu können, sie stecken sich hohe Ziele und wollen etwas verändern. 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 6

Stagnation In der zweiten Phase weicht der anfängliche Idealismus einer etwas realistischeren Einstellung. Es kehrt langsam Routine ein. Man stellt fest, dass man nicht allen helfen kann. In der Folge beschränkt man sich darauf, die Klienten zu beaufsichtigen und ihnen Anweisungen zu geben. Patienten werden als "Fälle" bezeichnet. Die Faszination an der Arbeit schwindet nach und nach, Selbstzweifel und körperliche Beschwerden treten auf. Es tritt das Gefühl auf, dass man nichts verändern kann. Aus Selbstschutz isoliert man sich und zieht sich zurück. 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 7

Frustration Bleibt man nicht bei einer gesunden, realistischen Einstellung zum eigenen Beruf, kann es zur Frustration kommen. Man arbeitet auf die freien Tage hin oder flieht in die Krankschreibung. Die eigene Hilflosigkeit und der Umstand, nichts verändern zu können, werden immer bewusster. Soziale Kontakte nehmen stark ab oder werden immer schwieriger, Streit mit den Kollegen oder im Familien- und Freundeskreis nehmen zu. Im Umgang mit den Klienten wird man teilnahmslos oder verspürt sogar eine Abneigung. Die eigene Haltung wird negativ, man sieht nur noch Schwierigkeiten und fühlt sich "machtlos". 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 8

Apathie In der letzten Phase des Burn-Out herrschen Gleichgültigkeit und Leere vor. Hilflosigkeit wird als persönliches Versagen interpretiert. Es kommt zu einer deutlichen Verminderung des Selbstwertgefühls. Die Distanz zu Klienten, Kollegen und evtl. zur eigenen Familie nimmt zu (Sprachlosigkeit). In dieser Phase hilft evtl. noch professionelle therapeutische Hilfe, da es ansonsten zum Berufsausstieg, aber auch zu Depressionen und Verzweiflung führen kann. 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 9

Die Uhr tickt!!! 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 10

Psychische Symptome des Burnout nach Rothfuß, 1999 Gefühle des Versagens, Ärgerns und Widerwillens Schuldgefühle Frustration Gleichgültigkeit Versagensangst Reduziertes Selbstwertgefühl Verlust der Selbstachtung Hilf- und Hoffnungslosigkeit Depressivität bis hin zur Suizidalität Verlust einer positiven Arbeits- und Lebenseinstellung 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 11

Körperliche Symptome des Burnout nach Rothfuß, 1999 andauernde Müdigkeit Schlafstörungen häufige Erkältungen & Grippe Kopfschmerzen Magen- Darm- Beschwerden erhöhte Pulsfrequenz erhöhter Cholesterinspiegel Konzentrationsstörungen nervöse Ticks Verspannungen 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 12

Verhaltensbezogene Symptome des Burnout nach Rothfuß, 1999 exzessiver Drogengebrauch erhöhte Aggressivität erhöhte Reizbarkeit häufiges Fehlen am Arbeitsplatz längere Pausen verminderte Effizienz 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 13

Soziale Symptome des Burnout nach Rothfuß, 1999 Isolierung und Rückzug Ehe- und Familienprobleme Einsamkeit 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 14

Weitere Symptome des Burnout nach Rothfuß Verlust von positiven Gefühlen gegenüber Klienten Unfähigkeit, sich auf Klienten zu konzentrieren und zuzuhören verminderte Empathie negative Arbeitseinstellung Desillusionierung Verlust von Idealismus Zynismus Schwarzer Humor Stereotypisierung von Klienten 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 15

Burnout-Auslöser Hohe Motivation Frustration (zb enttäuschte Erwartungen) 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 16

Die Arbeitssituation Überforderung und Zeitdruck Große Verantwortung Nähe-Distanz-Probleme Schwierige Patienten und Angehörige Konflikte mit Arbeitskollegen Mangelnde Qualifikationsmöglichkeiten fehlende Reflexionsmöglichkeiten kein Lob, keine Anerkennung fehlende Rückzugsmöglichkeiten Mangel an Autonomie/Handlungsspielraum 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 17

Persönliche Ursachen Überengagements, als eine Folge zu hoher idealistischer Erwartungen Persönlichkeitsmerkmale, wie starke Emotionalität und ein labiles Selbstwertgefühl Eine realistische Situationseinschätzung ist sehr wichtig. Es geht darum: Mögliches zu erledigen, Unmögliches aber zu ertragen, vor allem aber zwischen beiden genau zu unterscheiden. Helfersyndrom 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 18

Umwelt der Helfenden Durch die fehlende Anerkennung durch Bekanntenkreis, Familie und die Gesellschaft. Dem entsprechen (paradoxerweise) gleichzeitig überhöhte Ansprüche an sich selbst bzw. durch die Gesellschaft. 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 19

Gesellschaftliche Ursachen Fehlende Anerkennung durch eine Gemeinschaft / die Gesellschaft Hohe humanistische Ansprüche bzw. Diskrepanz zwischen humanitären Werten und Arbeitsalltag Rollenstruktur / Rollenkonflikte (Abgrenzungsprobleme durch die strukturelle Ähnlichkeit von Helferrolle und tradierter Frauenrolle in der Familie) Mehrbelastung durch die Hausarbeit, die auch bei Berufstätigkeit den Frauen vorbehalten" bleibt 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 20

Stress-Faktoren in der Onkologie Arbeitsfülle und Personalmangel Tod, Sterben und emotionale Belastung Unzureichende Ausbildung und Vorbereitung auf emotionale Belastung Unzureichende emotionale Unterstützung aus der Gruppe Rollenkonflikte beim Ausführen von therapeutischen Maßnahmen Teamkonflikte 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 21

Zahlen und Fakten des Burnout keine Burnout- Belastung niedrige Burnout- Belastung mittlere Burnout- Belastung Hohe Burnout- Beltung 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 22

Burnout-Prävention Individuelle Ressourcen Externe Ressourcen 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 23

Individuelle Ressourcen die eigenen Ansprüche überprüfen die eigenen Kompetenzen einschätzen sich gegenüber unrealistischen Erwartungen abgrenzen Handlungsfähigkeit bewahren für Lob und Anerkennung sorgen Stressmanagement lernen nach der Arbeit abschalten bzw. umschalten körperlichen Ausgleich suchen und berufsfernen Interessen nachgehen soziale Kontakte außerhalb des Berufsfeldes pflegen sich der eigenen Werte und Bedürfnisse bewusst sein 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 24

Überprüfung der eigenen Ansprüche und Einschätzung eigener Kompetenzen Wie viel will ich erreichen und um welchen Preis? Ab wann bin ich mit dem Erreichten zufrieden? Was kann ich gut und wo liegen meinen Grenzen? Wann kann ich nichts mehr für jemand anderen tun? Wie lange braucht jemand meine Hilfe? Wann habe ich genug getan? 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 25

Abgrenzung gegenüber unrealistischen Erwartungen ausgewogenes Verhältnis zwischen emotionaler Nähe und professioneller Distanz herstellen & wahren Die Fähigkeit, sich in den Patienten einzufühlen, ist zwar eine wesentliche Voraussetzung für die Pflege, kann aber vor allem in der Betreuung Schwer- oder unheilbar Kranker zu schmerzhaften, unangenehmen Gefühlen führen. Der Betreuer identifiziert sich mit dem Patienten und wird dadurch selbst zum Betroffenen. Die Folge sind Hilflosigkeit und möglicherweise Schuldgefühle dem Patienten oder den Angehörigen gegenüber. Professionelle Hilfe ist dann nicht mehr möglich!!! 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 26

Handlungsfähigkeit Die eigene Handlungsfähigkeit kann erhalten bleiben, wenn man fachlich kompetent ist und sich realistische Betreuungsziele setzt. Nicht alle Patienten können geheilt werden. Pflege, psychosoziale Betreuung und Begleitung sind jedoch bei allen Krankheiten und in allen Phasen möglich. 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 27

Lob und Anerkennung Der Wunsch nach Anerkennung ist ein fundamental menschliches Bedürfnis. Manchmal gehen Lob und Anerkennung aber in der Routine unter. In diesen Fällen kann man auch selbst dafür sorgen, indem man z.b. direkt um Rückmeldung und Feedback bittet. Quellen: Patient, Kollegen, Chef, Familie 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 28

Abschalten nach der Arbeit Einige Rituale können das unterstützen, wie z.b. Umziehen nach Dienstschluss oder den Heimweg bewusst als "Distanzierung" erleben. Als hilfreich erweist es sich auch, im Privatleben nicht ständig über Arbeitsthemen zu sprechen und in der Wohnung mindestens einen Raum von Arbeitsgesprächen und -telefonaten völlig frei zu halten (z.b. das Schlafzimmer). 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 29

Für Ausgleich sorgen Körperlicher Ausgleich (z.b. Joggen, Radfahren, Wandern) unterstützt ebenfalls den Stressabbau. Für genügend Schlaf sorgen! 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 30

Für Ausgleich sorgen Geistig-emotionalen Ausgleich bieten Hobbys oder die Beschäftigung mit Interessengebieten, die mit dem Beruf nichts zu tun haben. 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 31

Für Ausgleich sorgen Soziale Kontakte und Gespräche mit berufsfremden Menschen sollten gepflegt werden, denn dadurch ist gewährleistet, dass man nicht allzu lange über immer gleiche arbeitsbezogene Themen spricht. 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 32

Um sich selbst kümmern Insgesamt ist es gerade in helfenden Berufen, in denen man sich so intensiv um die Belange anderer Menschen kümmert, wichtig, sich der eigenen Werte und Bedürfnisse bewusst zu sein. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern ist das notwendige Zu-sich-selbst-Kommen, ohne das ein helfender Beruf auf Dauer nicht ausgeübt werden kann. Wem die eigenen Bedürfnisse und Werte bewusst sind, kann diese bei anderen besser erkennen und helfend darauf eingehen. 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 33

Um sich selbst kümmern Sich um seine eigene Gesundheit kümmern! Rechtzeitig einen Arzt aufsuchen und Krankheiten auskurieren. 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 34

Externe Ressourcen Supervision fachliche Weiterbildung Kommunikations-, Konfliktmanagementund Führungskräfte-Training psychische "erste Hilfe" bei Notfällen 12.03.2011 Dipl.-Psych. Anja Boin 35