Inklusion von Anfang an

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Transkript:

Inklusion von Anfang an Herausforderungen für die Kita Jun. Prof. Dr. Timm Albers, Karlsruhe Kompetent für Inklusion 2. Wiff-Bundeskongress für Weiterbildungsanbieter in der Frühpädagogik Berlin, den 17./18. 10. 2013

Inklusion 2 Stimmen aus einer spontanen Innenstadt-Befragung Nee, noch nie... Das hat irgendwas mit Schulen zu tun. Inklusion ist, wenn alle Menschen unabhängig von ihren Eigenschaften und Fähigkeiten einen Platz in unserer Gesellschaft haben. Irgendwie im Sommer, da geht das los. Wenn Behinderte und Nichtbehinderte zusammen eine Freizeit, eine Reise machen, das ist Inklusion. Ich bin aus der Medienbranche - habe ich grade einen Bericht drüber gemacht. "Meistens reden wir bei Inklusion von Menschen mit Behinderung. Aber eigentlich sind wir alle gemeint."

Inklusion 3 Inplusion? Das ist doch das Gegenteil von Explosion?! Wenn behinderte Kinder mit Nichtbehinderten in einer Klasse sind, das nennt man Inklusion. Meine Schwester ist Lehrerin, die macht das. Is nicht leicht mit der Inklusion - fehlen ja die Ressourcen, ne? Das ist doch, wenn Behinderte auf normale Schulen gehen dürfen. Wenn es keine Barrieren mehr gibt für Menschen mit Behinderung, das meint Inklusion. Klar - einschließen. Von includere. Ach, das ist bestimmt wieder sowas Einfaches, das bloß ein schwierigen Namen hat. Von (fast) allem ein bisschen

Degener, Januar 2009 Inklusion Inklusionsdiskussion im Spannungsfeld von Anspruch und Wirklichkeit Anspruch: Nicht mehr die Frage danach, ob ein Kind in eine Regeleinrichtung aufgenommen werden kann, sondern wie sich eine Einrichtung verändern muss, damit jedes Kind aufgenommen werden kann, steht im Vordergrund einer inklusiven Frühpädagogik Verschiedene Typen von Inklusion in der internationalen Diskussion (vgl. Albers 2011; Werning 2010) 4

Degener, Januar 2009 Inklusion Inklusionsvorstellung 1 Konzept zur gemeinsamen Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen vor. Inklusion ist auf die Schüler/innen ausgerichtet, die bisher in Sonderschulen unterrichtet werden bzw. wurden Ignoriert werden Ausschlussprozesse und Benachteiligungen aufgrund von Herkunft, Status, Geschlecht, Kultur 5

Degener, Januar 2009 Inklusion Inklusionsvorstellung 2 Institutionelle Entwicklung einer Schule für Alle Systemische Betrachtungsweise: Wie müssen Institutionen beschaffen sein, damit alle Kinder und Jugendliche aufgenommen werden? Steht in deutlichem Konflikt zur Verobjektivierung des Bildungswesens (Heinrich 2010) 6

Degener, Januar 2009 Inklusion Inklusionsvorstellung 3 übergreifende gesellschaftlichen Werte, auch als Aufgabe der Bildungsinstitution Inclusion and exclusion are linked together such that inclusion involves the active combating of exclusion; and inclusion is seen as a never-ending process. Thus an inclusive school is one that is on the move, rather than one that has reached a perfect state (Ainscow et al. 2006) 7

Degener, Januar 2009 Inklusion Konzept zur Überwindung von Benachteiligung und Diskriminierung im Bildungssystem aufgrund individueller Zuschreibungen oder Merkmale zugunsten einer Orientierung an den Ressourcen eines jeden Kindes. Inklusion kann als das Streben nach größtmöglicher Teilhabe und minimaler Exklusion von Anfang an verstanden werden; Inklusion als Prozess ohne Anspruch auf Perfektion aber mit klarem Auftrag! UN-Behindertenrechtskonvention als moralischer Kompass Nutbrown & Clough 2010; vgl. Ainscow 2006; Degener 2009 8

Inklusion Der Integrationsbegriff ist in der frühpädagogischen Theorie und Praxis etabliert, aber: Der Begriff Inklusion verwässert in der bildungspolitischen Diskussion und praktischen Umsetzung Je schwerer die Behinderung, desto geringer die Chancen für Integration Mit den Fähigkeiten des Kindes steigt die Chance auf Integration: Kinder qualifizieren sich für Integration Denken in unterschiedlichen Gruppen bleibt erhalten

Herausforderungen Integration Inklusion (modifiziert nach Hinz 2002) 10

Herausforderungen Inklusion Vielzahl an Definitionen steht in keinem Verhältnis zur fehlenden Schärfe in der öffentlichen Diskussion Was wir wissen: Inklusion ist Menschenrecht Inklusion ist mehr als Integration Inklusion ist ein Prozess, der das Bildungssystem grundlegend verändert Die Umsetzung ist in Deutschland defizitär Inklusion braucht gute Rahmenbedingungen für professionelles Handeln aber auch Mut, Durchhaltevermögen, Herz und Hand

Herausforderungen Voraussetzung: Inklusive Prozesse: Prozesse, bei denen 'Einigungen' zwischen widersprüchlichen innerpsychischen Anteilen, gegensätzlichen Sichtweisen, interagierenden Personen und Personengruppen zustande kommen Nicht: Einheitliche Interpretationen, Ziele und Vorgehensweisen, sondern vielmehr die Bereitschaft, die Positionen der jeweils anderen gelten zu lassen, ohne diese oder die eigene Person als Abweichung zu verstehen (vgl. Klein, Kreie, Kron & Reiser 1987, S. 38f; Prengel 2010, 2006) 12

Herausforderungen Wichtig bei diesem Verständnis von Inklusion ist, dass Inklusive Prozesse auf allen Ebenen einsetzen müssen: auf der subjektiven, der innerpsychischen Ebene auf der interaktionellen Ebene in Kooperation mit Anderen auf der institutionellen Ebene und auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene (vgl. Klein, Kreie, Kron & Reiser 1987, S. 38f; Prengel 2010, 2006) 13

Degener, Januar 2009 Herausforderungen Ziele: Prävention, Herstellung von Chancengleichheit und Partizipation Verzicht auf frühe Etikettierungen Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams Öffnung und Vernetzung Inklusive Frühpädagogik umfasst Elemente einer qualitativ hochwertigen frühpädagogischen Praxis 14