Aktuelles zur Pathologie von Pankreastumoren einschließlich neuroendokriner Tumoren

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Transkript:

Aktuelles zur Pathologie von Pankreastumoren einschließlich neuroendokriner Tumoren Prof. Dr. med. Andrea Tannapfel Institut für Pathologie, Ruhr-Universität Bochum Neuroendokrine Tumoren: Einheitliche Nomenklatur und Stadieneinteilung Bisher ist die Nomenklatur und Klassifikation neuroendokriner Tumoren uneinheitlich. Unterschiedliche Termini werden benutzt (Karzinoid, endokriner Tumor, atypisches Karzinoid). Daher erscheint es auch im Hinblick auf die offenbar steigende Inzidenz dieser Tumoren wichtig, hier eine einheitliche Klassifikation und Stadieneinteilung vorzunehmen. Bisher gab es keine eigene TNM-Klassifikation für neuroendokrine Tumoren (Karzinoide) des Gastrointestinaltraktes somit bestand die Gefahr, dass diese Tumorentitäten entweder überhaupt nicht nach ihrer anatomischen Ausbreitung oder zusammen mit anderen Tumorentitäten wie Dünndarm- oder Dickdarmkarzinomen klassifiziert würden. In der 7. Auflage der TNM-Klassifikation wird nicht nur eine Lokalisations-abhängige TNM-Klassifikation empfohlen, sondern erstmalig auch ein einheitliches Grading vorgeschlagen. Die Klassifikation gilt für Karzinoide (gut differenzierte neuroendokrine Tumoren) und atypische Karzinoide (gut differenzierte neuroendokrine Karzinome) des Gastrointestinaltraktes, ausgenommen die Appendix. Neuroendokrine/endokrine Tumoren des Pankreas und der Lunge werden analog der TNM-Kriterien für Karzinome dieser Lokalisationen klassifiziert. Merkelzellkarzinome der Haut haben eine eigene Klassifikation. Schlecht differenzierte neuroendokrine Karzinome sind ausgeschlossen und werden nach den Kriterien der Klassifikationen für Karzinome der jeweiligen Lokalisation klassifiziert. Hinsichtlich der Gradeinteilung werden unterschieden: Gut differenzierte neuroendokrine Tumoren (Karzinoide) (G1), Gut differenzierte neuroendokrine Karzinome (G2), Schlecht differenzierte neuroendokrine Karzinome (G3 oder G4). Die Karzinoide und neuroendokrinen Karzinome (nicht die schlecht differenzierten neuroendokrinen Karzinome!) erhalten eine neue TNM-Klassifikation entsprechend ihrer Lokalisation (Magen, Dünndarm, Appendix oder Kolon und Rektum). Die Größe, 1

die Tiefeninvasion und die Invasion von Nachbarstrukturen wurden mit aufgenommen. Die WHO-Klassifikation schlägt vor, die Benennung der unterschiedlichen neuroendokrinen Tumoren nach einem Gradingsystem vorzunehmen. G1-Tumoren, gut differenzierte neuroendokrine Tumoren, sollen weniger als 2 Mitosen besitzen, der Proliferationsmarker Ki67 (MiB-1) sollte < 2% sein, G2-Tumoren (gut differenzierte neuroendokrine Karzinome) sollte eine Mitosenanzahl von 2-20 bzw. einen Ki-67- Index von 3-20% besitzen. Schlecht differenzierte neuroendokrine Karzinome besitzen mehr als 20 Mitosen, der Proliferationsmarker Ki67 (MiB-1) ist ebenfalls > 20%. Hierbei sollten für die Anzahl der Mitosen 10 HPFs ausgewertet werden, für die Bestimmung der proliferativen Aktivität wird die immunhistochemische Bestimmung von Ki67 (MiB-1) empfohlen, hier sollten 2000 Tumorzellen in der Region höchster Kernanfärbung gewertet werden. Falls Unterschiede zwischen der Mitoserate und der Ki67-Expression bestehen, gilt generell, dass der ungünstigste Parameter für die Bestimmung des Tumorgrades verwendet wird. Karzinoide des Magens, des Dünndarms und des Kolorektums erhalten eine separate TNM-Klassifikation, die die Tiefeninfiltration und die Tumorgröße bzw. die Infiltration in Nachbarorgane beinhaltet. Pankreas nur geringe Änderungen Die TNM-Klassifikation des Pankreaskarzinoms hat sich nicht wesentlich geändert. Ebenfalls gibt es keine Änderung in der neuen TNM-Klassifikation für die Tumoren der Ampulla Vateri. Im klinischen Alltag stellt sich jedoch nicht selten die Frage, wie Lymphknotenmetastasen von Pankreaskarzinomen klassifiziert werden. Lymphknoten aus dem Gebiet der Arteria hepatica, des Truncus coeliacus oder aortokavale Lymphknoten werden häufig separat eingesandt. Derartige Lymphknoten müssen differenziert betrachtet werden. Lymphknoten entlang der Arteria hepatica werden wie Ductus hepaticus communis Lymphknoten als regionäre Lymphknoten bezeichnet, sie erfordern eine Kategorisierung als pn1. Lymphknoten des Truncus coeliacus gelten als regionäre Lymphknoten nur für Pankreaskopftumoren, Pankreaskorpus- und Pankreasschwanzkarzinome würden bei Metastasen im Truncus coeliacus - Lymphknoten als M1-pM1 zu klassifizieren sein. Aortokavale Lymphknoten gelten als Fernmetastasen (M1, pm1). Infiltriert ein Pankreaskarzinom die Vena mesenterica superior, die in der TNM-Klassifikation nicht ausdrücklich erwähnt wird, sollte nach Expertenmeinung ebenfalls eine T4-Kategorisierung vorgenommen werden. Auch sollte angegeben werden, dass die Vene vom Chirurgen reseziert wurde, zeigt sich doch, dass betrof- 2

fene Patienten eine relativ schlechte Prognose haben. Eine Infiltration in die Vena porta und/oder Vena lienalis wird als pt3 klassifiziert. Die Zahl der entfernten und untersuchten Lymphknoten ist von unabhängiger prognostischer Bedeutung. Auch beim Pankreaskarzinom gilt, dass allein die Anzahl der entfernten Lymphknoten von prognostischer Bedeutung ist. Die neue TNM- Klassifikation (7. Auflage, 2010) schlägt vor, mindestens zehn Lymphknoten zu untersuchen, um ein valides "pn0" zu klassifizieren. In letzter Zeit ist die prognostische Bedeutung der R-Klassifikation in der Literatur immer wieder hinterfragt worden. Die Literaturangaben zu R1-resezierten Patienten schwanken von 16 bis 75. Neuere Studien konnten keinen prognostischen Unterschied zwischen R1- und R0-resezierten Patienten nachweisen. Diese Diskussion führt dazu, dass im Rahmen der interdisziplinären Tumorkonferenz gefragt wird, ob der Whipple, die partielle Pankreatikoduodenektomie, bei einem Pankreaskarzinom, noch zeitgemäß ist, oder generell als palliative Maßnahme eingeordnet werden muss. Die genauere Betrachtung dieser Diskussion zeigt jedoch, dass die R-Klassifikation keineswegs prognostisch bedeutungslos ist. Die Durchsicht der pathohistologischen Arbeiten zu diesem Thema lässt erkennen, dass hier die R-Klassifikation unterschiedlich, z.t. falsch angewandt wurde. So wird in einigen Studien davon ausgegangen, dass nur dann eine R0-Situation vorliegt, wenn die Tumorzellen mehr als 1 mm vom definitiven Resektionsrand entfernt sind. Dieses Vorgehen ist jedoch nicht korrekt. Auch die neue TNM-Klassifikation erlaubt dieses Vorgehen nicht. Eine R0- Situation ist dadurch definiert, dass am endgültigen Resektionsrand keine Tumorzellen nachweisbar sind. In diesem Zusammenhang sollte das CRM-Konzept diskutiert werden, welches bereits beim Rektum erfolgreich und klinisch valide angewandt werden kann. R0-resezierte Pankreaskarzinome könnten beispielsweise als CRM positiv klassifiziert werden, wenn der Abstand der Tumorzellen zum Resektionsrand weniger als 1 oder 1,5 mm betrifft. Die Frage, welcher Abstand zum Resektionsrand tatsächlich von prognostischer Bedeutung ist, kann nach aktueller Studienlage noch nicht abschließend definiert werden. Um hier einheitliche Daten in der Literatur zu schaffen, ist eine standardisierte, protokollgerechte Aufarbeitung der partiellen Pankreatikoduodenektomien nach Whipple unabdingbar. Besonders wichtig ist der zirkumferenzielle Resektionsrand, der sich aus der vorderen, medialen und posterioren Resektionsfläche zusammensetzt. Von entscheidender Bedeutung bei Pankreaskopfkarzinomen ist die hintere Fläche des Processus uncinatus, der Resektions- 3

rand des Processus uncinatus, die Gefäßachse sowie potentielle Lymphknoten an der Arteria mesenterica superior. Es empfiehlt sich, hier eine Markierung der verschiedenen Resektionsränder (vorderer, medialer und posteriorer Resektionsrand bzw. Gefäßachse) vorzunehmen. Die standardisierte Aufarbeitung sollte auch das Ausmessen der Entfernung der Tumorzellen zum Resektionsrand umfassen. Im Befund sollte dann der definitive Abstand zum Resektionsrand angegeben werden. Literatur UICC (International Union Against) (2010) TNM classification of malignant tumors 7 th ed. Sobin LH, Gospodarowicz MK, Wittekind Ch. (eds.) Blackwell Publishing Ltd. Oxford [Deutsche Übersetzung: UICC (2010) TNM-Klassifikation maligner Tumoren. Herausgegeben und übersetzt von Wittekind Ch, Meyer HJ. Wittekind Ch, Tannapfel A (2010) TNM-System 2010. Änderungen bei den gastrointestinalen Tumoren I: Ösophagus, Magen, Dünndarm. Pathologe in press. Campbell, F., Smith, R. A., Whelan, P., Sutton, R., Raraty, M., Neoptolemos, J. P., and Ghaneh, P. (2009). Classification of R1 resections for pancreatic cancer: the prognostic relevance of tumour involvement within 1 mm of a resection margin. Histopathology 55, 277-283 Fietkau, R., Heinemann, V., Oettle, H., Knoefel, W. T., and Tannapfel, A. (2010). [New data on pancreatic cancer]. Onkologie. 33; 4, 31-35 Hidalogo, M. (2010). Pancreatic cancer. NEJM 362, 1605-1617 4

Tabelle 1. TNM-Klassifikation gastrointestinaler Stromatumoren [10] ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Anatomische Bezirke und Unterbezirke Ösophagus (C15) Magen (C16) Dünndarm (C17) 1. Duodenum (C17.0) 2. Jejunum (C17.1) 3. Ileum (C17.2) Kolon (C18) Rektum (C20) Omentum (C48.1) Mesenterium (C48.1) Regionäre Lymphknoten Die regionären Lymphknoten entsprechen der jeweiligen Lokalisation des Primärtumors. TNM: Klinisch Klassifikation T Primärtumor TX T0 Primärtumor kann nicht beurteilt werden Kein Anhalt für Primärtumor T1 T2 T3 T4 Tumor 2 cm oder weniger Tumor mehr als 2 cm, aber nicht mehr als 5 cm Tumor mehr als 5 cm, aber nicht mehr als 10 cm Tumor mehr als 10 cm in größter Ausdehnung 5

N Regionäre Lymphknoten NX N0 N1 Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden* Keine regionären Lymphknotenmetastasen Regionäre Lymphknotenmetastasen Anmerkung *NX: Regionäre Lymphknotenmetastasen sind bei GIST selten. Deswegen können Fälle, bei denen der Lymphknotenstatus weder klinisch noch pathologisch bestimmt werden kann, als N0 anstatt NX der pnx klassifiziert werden. M Fernmetastasen M0 M1 Keine Fernmetastasen Fernmetastasen ptnm: Pathologische Klassifikation Die pt- und pn-kategorien entsprechen den T- und N-Kategorien. G: Histopathologisches Grading Das Grading für GIST basiert auf der Mitoserate.*. Niedrige Mitoserate: 5 oder weniger pro 50 hpf Hohe Mitoserate: über 5 pro 50 hpf Anmerkung *Die Mitoserate wird am besten erfasst durch die Anzahl von Mitosen pro 50 high power fields (hpf) unter Verwendung des 40x Objektives (Gesamtfläche 5 mm 2 in 50 Feldern). 6

Stadiengruppierung GIST des Magens Mitoserate Stadium IA T1, T2 N0 M0 Niedrig Stadium IB T3 N0 M0 Niedrig Stadium II T1, T2 N0 M0 Hoch T4 N0 M0 Niedrig Stadium IIIA T3 N0 M0 Hoch Stadium IIIB T4 N0 M0 Hoch Stadium IV Jedes T N1 M0 Jede Jedes T Jedes N M1 Jede Stadiengruppierung GIST des Dünndarms* Mitoserate Stadium I T1, T2 N0 M0 Niedrig Stadium II T3 N0 M0 Niedrig Stadium IIIA T1 N0 M0 Hoch T4 N0 M0 Niedrig Stadium IIIB T2, T3, T4 N0 M0 Hoch Stadium IV Jedes T N1 M0 Jede Jedes T Jedes N M1 Jede Anmerkung *Die Kriterien für die Stadiengruppierung der Magen-GIST können für den primären, solitären GIST des großen Netzes angewandt werden. Die Kriterien für die Stadiengruppierung von Dünndarm-GIST können für GIST in weniger häufigen Lokalisationen angewandt werden, z. B. Ösophagus, Kolon, Rektum und Mesenterium. 7

Tabelle 2. TNM-Klassifikation neuroendokriner Tumoren [10] ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- TNM: Klinische Klassifikation (Magen) T Primärtumor TX T0 Tis Primärtumor kann nicht beurteilt werden Kein Anhalt für Primärtumor Karzinoid in situ/dysplasie (Tumor weniger als 0,5 mm in größter Ausdehnung, auf die Mukosa beschränkt) T1 T2 T3 T4 Tumor auf die Mukosa beschränkt und 0,5 mm oder mehr, aber nicht mehr als 1 cm in größter Ausdehnung, oder Infiltration der Submukosa und nicht mehr als 1 cm in größter Ausdehnung Tumor infiltriert Muscularis propria oder misst mehr als 1 cm in der größten Ausdehnung Tumor infiltriert Subserosa Tumor perforiert viszerales Peritoneum (Serosa) oder infiltriert andere Organe/Strukturen Anmerkung Für jedes T ist bei multiplen Tumoren (m) hinzuzufügen. N Regionäre Lymphknoten NX N0 N1 Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden Keine regionären Lymphknotenmetastasen Regionäre Lymphknotenmetastasen M Fernmetastasen M0 M1 Keine Fernmetastasen Fernmetastasen 8

TNM: Klinische Klassifikation (Duodenum/Ampulle/Jejunum/Ileum) T Primärtumor TX T0 Primärtumor kann nicht beurteilt werden Kein Anhalt für Primärtumor T1 T2 T3 T4 Tumor infiltriert Lamina propria oder Submukosa und 1 cm oder weniger in größter Ausdehnung * Tumor infiltriert Muscularis propria oder mehr als 1 cm in größter Ausdehnung Tumor des Jejunum oder Ileum infiltriert Sub-serosa Tumor des Duodenum oder der Ampulle infiltriert Pankreas oder Retroperitoneum Tumor perforiert viscerales Peritoneum (Serosa) oder infiltriert andere Organe oder benachbarte Strukturen Anmerkungen * Tumor als Gangliozytisches Paragangliom auf die Vater sche Ampulle begrenzt. Für jedes T ist bei multiplen Tumoren (m) hinzuzufügen. N Regionäre Lymphknoten NX N0 N1 Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden Keine regionären Lymphknotenmetastasen Regionäre Lymphknotenmetastasen M Fernmetastasen M0 M1 Keine Fernmetastasen Fernmetastasen 9

TNM: Klinische Klassifikation (Kolon und Rektum) T Primärtumor TX T0 Primärtumor kann nicht beurteilt werden Kein Anhalt für Primärtumor T1 Tumor infiltriert Lamina propria oder Submukosa 2 cm oder weniger in größter Ausdehnung T1a Tumor weniger als 1 cm in größter Aus-dehnung T1b Tumor 1 cm bis 2 cm in größter Ausdeh-nung T2 Tumor infiltriert Muscularis propria oder mehr als 2 cm in größter Ausdehnung T3 Tumor infiltriert Subserosa oder nicht perito-nealisiertes perikolisches/perirektales Bindegewebe T4 Tumor perforiert viszerales Peritoneum (Serosa) oder infiltriert andere Organe Anmerkungen Für jedes T ist bei multiplen Tumoren (m) hinzuzufügen. N Regionäre Lymphknoten NX N0 N1 Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden Keine regionären Lymphknotenmetastasen Regionäre Lymphknotenmetastasen M Fernmetastasen M0 M1 Keine Fernmetastasen Fernmetastasen 10

ptnm: Pathologische Klassifikation Die pt- und pn-kategorien entsprechen den T- und N-Kategorien. G: Histopathologisches Grading Das nachfolgende Gradingschema wurde für gastrointestinale Karzinoide vorgeschlagen: Grad Mitosezahl (pro 10 HPF) 1 Ki-67-Index (%) 2 G1 < 2 2 G2 2 20 3 20 G3 > 20 > 20 Anmerkungen 1 10 HPF: high power field = 2 mm 2, wenigsten 40 Felder (bei 40x Vergrößerung) ausgewertet in der Region höchster Mitosedichte. 2 MIB1 Antikörper; % von 2.000 Tumorzellen in der Region höchster Kernanfärbung. Stadiengruppierung Stadium I T1 N0 M0 Stadium IIA T2 N0 M0 Stadium IIB T3 N0 M0 Stadium IIIA T4 N0 M0 Stadium IIIB Jedes T N1 M0 Stadium IV Jedes T Jedes N M1 11

Tabelle 3. TNM-Klassifikation von Tumoren der Appendix [10] ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Appendikarzinom TNM: Klinische Klassifikation T Primärtumor TX Primärtumor kann nicht beurteilt werden T0 Kein Anhalt für Primärtumor Tis Carcinoma in situ: intraepithelial oder Invasion der Lamina propria 1 T1 T2 T3 T4 Tumor infiltriert Submukosa Tumor infiltriert Muscularis propria Tumor infiltriert Subserosa oder Mesoappendix Tumor perforiert viszerales Peritoneum, eingeschlossen muzinöse peritoneale Tumorabsiedlungen innerhalb des rechten unteren Quadranten und/oder infiltriert andere Organe/Strukturen 2, 3 T4a Tumor perforiert viszerales Peritoneum, eingeschlossen muzinöse peritoneale Tumorabsiedlungen innerhalb des rechten unteren Quadranten T4b Tumor infiltriert (direkt) andere Organe/Strukturen Anmerkungen 1.Tis liegt vor, wenn Tumorzellen innnerhalb der Basalmembran der Drüsen (intraepithelial) oder in der Lamina propria (intramukös) nachweisbar sind, ohne dass eine Ausbreitung durch die Muscularis mukosae in die Submukosa feststellbar ist. 2. Direkte Ausbreitung schließt die Ausbreitung in andere Segmente auf dem Weg über die Serosa, z. B. die Invasion des Sigma, mit ein. 3. Ein Tumor, der makroskopisch an anderen Organen oder Strukturen adhärent ist, wird als T4 klassifiziert. Ist bei der histologischen Untersuchung in den Adhäsionen kein Tumorgewebe nachweisbar, soll der Tumor als pt1, 2 oder 3 klassifiziert werden. 12

N Regionäre Lymphknoten NX N0 N1 N2 Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden Keine regionären Lymphknotenmetastasen Metastasen in 1 bis 3 regionären Lymphknoten Metastasen in 4 oder mehr regionären Lymphknoten Anmerkung Ein Tumorknötchen (Satellit) im Fettgewebe der Appendix ohne histologischen Anhalt für Reste eines Lymphknotens kann einer diskontinuierlichen Ausbreitung des Primärtumors (T3), einer venösen Invasion mit extravaskulärer Ausbreitung (T3, V1/2) oder vollständig ersetzten Lymphknoten (N1/N2) entsprechen. M Fernmetastasen M0 M1 Keine Fernmetastasen Fernmetastasen M1a Intraperitoneale Metastasen jenseits des rechten unteren Quadranten, eingeschlossen Pseudomyxoma peritonei M1b Nicht peritoneale Metastasen ptnm: Pathologische Klassifikation Die pt- und pn-kategorien entsprechen den T- und N-Kategorien. pn0 Regionäre Lymphadenektomie und histologische Untersuchung üblicherweise von 12 oder mehr Lymphknoten. G: Histopathologisches Grading GX Differenzierungsgrad kann nicht bestimmt werden G1 Gut differenziert Muzinös niedriggradig G2 Mäßig differenziert Muzinös hochgradig G3 Schlecht differenziert Muzinös hochgradig G4 Undifferenziert 13

Stadiengruppierung Stadium 0 Tis N0 M0 Stadium I T1, T2 N0 M0 Stadium IIA T3 N0 M0 Stadium IIB T4a N0 M0 Stadium IIC T4b N0 M0 Stadium IIIA T1, T2 N1 M0 Stadium IIIB T3, T4 N1 M0 Stadium IIIC Jedes T N2 M0 Stadium IVA Jedes T N0 M1a G1 Stadium IVB Jedes T N0 M1a G2, G3, G4 Jedes T N1, N2 M1a Jeder G Stadium IVC Jedes T Jedes N M1b Jeder G 14

Tabelle 4. TNM-Klassifikation von Tumoren der Gallengänge [10] ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Intrahepatische Gallengänge (ICD-O C22.1) TNM: Klinische Klassifikation T - Primärtumor TX T0 Tis Primärtumor kann nicht beurteilt werden Kein Anhalt für Primärtumor Carcinoma in situ (intraduktaler Tumor) T1 T2a T2b T3 T4 Solitärer Tumor ohne Gefäßinvasion Solitärer Tumor mit Gefäßinvasion Multiple Tumoren, mit oder ohne Gefäßinvasion Tumor(en) mit Perforation des viszeralen Peritoneums oder mit direkter Invasion extrahepatischer Strukturen Tumor mit periduktaler Invasion (periduktalem Wachstumsmuster) N Regionäre Lymphknoten NX Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden N0 Keine regionären Lymphknotenmetastasen N1 Regionäre Lymphknotenmetastasen M Fernmetastasen M0 Keine Fernmetastasen M1 Fernmetastasen ptnm: Pathologische Klassifikation Die pt- und pn-kategorien entsprechen den T- und N-Kategorien. pn0 Regionäre Lymphadenektomie und histologische Untersuchung üblicherweise von 3 oder mehr Lymphknoten. 15

Stadiengruppierung Stadium I T1 N0 M0 Stadium II T2 N0 M0 Stadium III T3 N0 M0 Stadium IVA T4 N0 M0 Jedes T N1 M0 Stadium IVB Jedes T Jedes N M1 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Perihiläre Gallengänge (ICD-O C24.0) Perihiläre Cholangiokarzinome sind in den extrahepatischen Gallengängen proximal bis zur Einmündung des Ductus cysticus lokalisiert. TNM: Klinische Klassifikation T Primärtumor TX T0 Tis Primärtumor kann nicht beurteilt werden Kein Anhalt für Primärtumor Carcinoma in situ T1 Tumor auf Gallengang beschränkt mit Ausdehnung bis in die Muscularis propria oder die fibromuskuläre Schicht T2a Tumor infiltriert jenseits des Gallenganges in das benachbarte Weichgewebe T2b Tumor infiltriert das benachbarte Leberparenchym T3 Tumor infiltriert unilaterale Äste der V. portae oder A. hepatica T4 Tumor infiltriert den Hauptast der V. portae oder bilaterale Äste; oder die A. hepatica communis oder Äste 2. Ordnung bilateral; oder unilaterale Äste 2. Ordnung des Gallenganges mit Infiltration von kontralateralen Ästen der V. portae oder A. hepatica 16

N Regionäre Lymphknoten NX Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden N0 Keine regionären Lymphknotenmetastasen N1 Regionäre Lymphknotenmetastasen in Lymphknoten des Ductus cysticus, des D. choledochus, entlang der A. hepatica und der V. portae M Fernmetastasen M0 Keine Fernmetastasen M1 Fernmetastasen ptnm: Pathologische Klassifikation Die pt- und pn-kategorien entsprechen den T- und N-Kategorien. pn0 Regionäre Lymphadenektomie und histologische Untersuchung üblicherweise von 3 oder mehr Lymphknoten. Weiteres hierzu S Stadiengruppierung (Perihiläre extrahepatische Gallengänge) Stadium 0 Tis N0 M0 Stadium I T1 N0 M0 Stadium II T2a, T2b N0 M0 Stadium IIIA T3 N0 M0 Stadium IIIB T1, T2, T3 N0, N1 M0 Stadium IIA T4 Jedes N M0 Stadium IVB Jedes T Jedes N M1 17

Distale extrahepatische Gallengänge (ICD-O C24.0) TNM: Klinische Klassifikation T Primärtumor TX T0 Tis Primärtumor kann nicht beurteilt werden Kein Anhalt für Primärtumor Carcinoma in situ T1 T2 T3 T4 Tumor auf Gallengang beschränkt Tumor infiltriert jenseits des Gallenganges Tumor infiltriert Gallenblase, Leber, Pankreas, Duodenum oder andere benachbarte Organe Tumor infiltriert Truncus coeliacus oder die A. mesenterica sup. N Regionäre Lymphknoten NX Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt wer-den N0 Keine regionären Lymphknotenmetastasen N1 Regionäre Lymphknotenmetastasen M Fernmetastasen M0 Keine Fernmetastasen M1 Fernmetastasen ptnm: Pathologische Klassifikation Die pt- und pn-kategorien entsprechen den T- und N-Kategorien. pn0 Regionäre Lymphadenektomie und histologische Untersuchung üblicherweise von 12 oder mehr Lymphknoten. 18

Stadiengruppierung Distale extrahepatische Gallengänge Stadium 0 Tis N0 M0 Stadium IA T1 N0 M0 Stadium IB T2 N0 M0 Stadium IIA T3 N0 M0 Stadium IIB T1, T2, T3 N1 M0 Stadium III T4 Jedes N M0 Stadium IV Jedes T Jedes N M1 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 19