Schwingungsspektroskopie



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Schwingungsspektroskopie Die Übergänge zwischen den Schwingungsnieaus on Biomolekülen treten im Wellenzahlbereich on etwa 1 4 cm 1 auf. Die Übergangsenergien sind somit kleiner als die der elektronischen Übergänge. In erster Näherung kann die Abhängigkeit der potentiellen Energie der Molekülbindung on der Bindungslänge mit einer Parabel angenähert werden. Als einfachster Fall wird zunächst die Bindungsschwingung eines zweiatomigen Moleküls diskutiert (Abb. 1). Abb. 1: Die molekulare potentielle Energie kann im tiefsten Punkt durch eine Parabel angenähert werden. Die parabolische Näherung wird für höhere Energien schlechter und gänzlich unbrauchbar für Energien im Bereich der Dissoziationsenergie. Aus der parabolischen potenziellen Energie V mit der Kraftkonstanten k und dem Kernabstand am Potentialminimum R e, 1 V = k( R R e ), folgt für die möglichen Energiezustände aus der Schrödingergleichung E n 1 1 = n + h ω = n + hν, wobei die Schwingungskreisfrequenz durch ω = k µ gegeben ist. Die Größe µ ist die reduzierte Masse. Bei zwei Atomen mit Massen m 1 und m gilt: 1 µ = 1 m1 + 1 m. Eine bessere Näherung als das parabolische Potential stellt das Morsepotential dar mit den Parametern a und D, [ 1 ( )] V = D exp a( R R e ). Man erhält für dieses Potential aus der Schrödingergleichung die Energieeigenwerte 1 En = n+ n xe + 1 hω hω, wobei x e = ћa /(mω ) ist. Die Energieabstände sind nicht mehr äquidistant, sondern werden mit höherer Energie kleiner (Abb. ). 39

Abb. : Morsepotential als molekulare potentielle Energie. Kopplung on elektromagnetischer Strahlung an Schwingungen Elektromagnetische Strahlung kann an die Schwingungen der Atome koppeln, falls das elektrische Dipolmoment durch die Kernbewegungen erändert wird. Zur Berechnung der Übergangswahrscheinlichkeit zwischen den Energienieaus wird die Born-Oppenheimer- Näherung erwendet. Die Wellenfunktion wird also in einen Anteil faktorisiert, der on den Kernkoordinaten abhängt, und einen weiteren, der on den Elektronenkoordinaten abhängt. Es wird ein Übergang im elektronischen Grundnieau om Schwingungszustand ν in den Zustand ν ' betrachtet, ψ r, R) φ ( R) ψ ( r, R) ( ). ( ν φ ν ' R Sind die Kerne stationär, so hängt das Dipolmoment nicht on den Kernkoordinaten ab; µ = µ ( r ). Für den Übergangsdipol gilt ψ φ µψ φ ψ µψ ν ν ' = ν ν = da der erste Erwartungswert aufgrund der ungeraden Parität des Dipoloperators und der zweite Erwartungswert aufgrund der Orthogonalität der Wellenfunktionen erschwindet. Befinden sich die Kerne in Bewegung, so erhält man für das Dipolmoment aus der Taylorentwicklung um die Gleichgewichtsposition R µ φ φ, µ ( r R) = µ ( r, R ) + ( R R ) +..., R R Für den Erwartungswert des Übergangsdipols folgt ψφ µψφ ψ µ ψ φ φ ν ν = ν R ν, R 4

da der erste Entwicklungsterm wieder Null ergibt. Es können somit Übergänge auftreten, falls sich das Dipolmoment durch die Kernbewegungen erändert und die Auswahlregel ν = ν ± 1 erfüllt ist. Abb. 3 zeigt Beispiele für infrarot-aktie und inaktie Schwingungen. Abb. 3: Beispiele für IR-aktie und inaktie Schwingungsmoden. Das Stickstoffmolekül ist IR-inakti, da kein permanentes Dipolmoment orliegt. Die symmetrische Streckschwingung des Kohlendioxids zeigt ebenfalls keine Infrarotabsorption, da sich die Veränderungen der Dipolmomente aufgrund der symmetrischen Kernbewegungen aufheben. Ein Molekül mit N Atomen besitzt 3N Freiheitsgrade der Bewegung. Da die Translation des Schwerpunkts drei und die Rotation um den Schwerpunkt ebenfalls drei (bei linearen Molekülen zwei) Freiheitsgrade besitzten, bleiben 3N 6 (bei linearen Molekülen 3N 5) Freiheitsgrade für die Schwingungsnormalmoden übrig. Eine Normalmode beschreibt die kollektien Schwingungen aller Atome bei der Normalmodenfrequenz. In Biomolekülen sind jedoch bei ielen (insbesondere den höherfrequenten) Normalschwingungen nur die Schwingungsamplituden weniger Atome signifikant, so dass lokalisierte Moden orliegen. Abb. 4 zeigt einige mögliche lokale Schwingungsmoden. Abb. 4: Einige Schwingungsmoden; + und beziehen sich auf Bewegungen senkrecht zur Blattebene. Die Infrarotabsorptionsspektren on Makromolekülen haben iele breite, überlappende Übergänge. Im Bereich on 4 18 cm 1 zeigen die Spektren für jedes Molekül typische Merkmale ('fingerprint region'), während sich im Bereich on 4 4 cm 1 die Wasserstoffstreckschwingungen befinden. Zwischen diesen Bereichen sind wenige Schwingungsübergänge orhanden. Allerdings finden sich hier gerade einige starke Linien kleiner zwei- und dreiatomiger Liganden on Hämproteinen (CO, N 3 ). 41

Da die Spektren on Makromolekülen sehr iele Schwingungsübergänge zeigen, ist es oft schwierig, diese den dazugehörigen Schwingungen zuzuordnen. Eine Methode, mit der die Zuordnung durchgeführt werden kann, ist die Differenzspektroskopie. Hier wird or und nach einer lokalen Änderung, die sich auf eine (oder einige wenige) Mode(n) auswirkt, am Makromolekül ein Spektrum aufgenommen. Aus dem Differenzspektrum können dann die Übergänge ermittelt werden, die durch die Wechselwirkung erändert wurden. Beispiele für solche Veränderungen am Makromolekül sind die Photolyse, der Isotopeneffekt und ph- Veränderungen. Bei der Photolyse wird mit Licht geeigneter Wellenlänge auf ein Makromolekül, das eine photoempfindliche Bindung besitzt, eingestrahlt. Dadurch wird die Bindung (z.b. die Bindung des Liganden CO am Häm des Myoglobins) aufgebrochen, und das Verschwinden (bzw. die Veränderung) des Schwingungsübergangs kann beobachtet werden. Da die Schwingungsfrequenz on der Masse der Kerne abhängt, erhält man auch eine Verschiebung der Schwingungsfrequenzen (Isotopeneffekt), falls Isotope ausgetauscht werden (z.b. 13 C anstatt 1 C). Aus demselben Grund werden auch bei der Protonierung durch Veränderung des ph die Lagen der Schwingungsübergänge erschoben (zum Beispiel für COOH und COO in Abb. 5). Abb. 5: Spektren der Infrarotabsorption on H O und D O. Einige charakteristische Absorptionsfrequenzen sind eingezeichnet. Die relati starke Absorption on H O im Infraroten macht Messungen an Biomolekülen, die sich in wässriger Umgebung befinden, in einigen Spektralbereichen besonders schwierig. Reines Wasser hat eine Konzentration on 55,55 M, während die zu messenden Proteine höchstens Konzentrationen on etwa 1 1 mm haben. Abb. 5 zeigt, dass sich die Absorption on D O wesentlich on der des H O unterscheidet. Somit werden durch Austausch on H O mit D O andere Spektralbereiche für die Messungen der Makromoleküle zugänglich. 4

Infrarotspektrometer Im Prinzip können Infrarotspektren mit einem dispersien Spektrometer gemessen werden (Abb. 6). Abb. 6: Dispersies Spektrometer. Das breitbandige Licht einer Infrarotquelle (Wolframlampe, Globar, Nernst-Stift) wird mittels eines Gitters oder Prismas monochromatisiert, und das durch die Probe transmittierte Licht wird detektiert. Ein Spektrum wird durch die Messung der Transmission in Abhängigkeit on der Anregungsfrequenz erhalten. Als Detektoren werden (mit flüssigem N gekühlte) Halbleiterdioden (HgCdTe, InSb) erwendet, die einen geringen Bandabstand haben, so dass die Energie der Photonen im infraroten Spektralbereich ausreicht, um Elektron-Loch-Paare zu generieren. Für die transmittierte Intensität I gilt das Lambert-Beersche Gesetz, I I = 1 Hier ist d die Dicke der Probe, x die Konzentration und ε der Extinktionskoeffizient. Im sichtbaren Spektralbereich kann mit obiger Gleichung die Konzentration bei bekanntem ε bestimmt werden. Dies ist im IR-Bereich problematisch, da die Extinktion stark on der Umgebung abhängen kann. Ein andere Möglichkeit, Schwingungsspektren zu messen, stellt die Fouriertransformations- Infrarot-Spektroskopie (FTIR) dar (Abb. 7). ε x d. Abb. 7: Aufbau eines FTIR-Spektrometers. 43

Das Licht einer breitbandigen Infrarotquelle wird mit Spiegeln kollimiert und in ein Michelson-Interferometer eingestrahlt. Danach trifft der Lichtstrahl auf die Probe. Das durch die Probe transmittierte Licht wird detektiert. Die FTIR-Methode bietet einige Vorteile gegenüber der Standardmessung: 1) Es werden alle Frequenzen der breitbandigen Quelle gleichzeitig gemessen ('Felgett's adantage'). ) Es sind keine den Strahl begrenzenden Elemente, wie Schlitze oder Aperturen, nötig, d.h. die Intensitätsausnutzung ist effektier ('Jacquinot's adantage'). 3) Die Frequenzstabilität ist sehr hoch, da die Position des beweglichen Spiegels des Michelson-Interferometer mit einem Referenzlaser (HeNe-Laser) bestimmt wird ('Connes's adantage'). Die wesentlichen Elemente eines FTIR-Spektrometers sind in Abb. 8 aufgeführt. Abb. 8: Grundelemente eines FTIR-Spektrometers. Um das Absorptionsspektrum der Probe, die sich or oder hinter dem Michelson- Interferometer befinden kann, zu erhalten, wird sowohl das Spektrum ohne als auch das Spektrum mit Probe gemessen. Nachdem das polychromatische Licht die Probe transmittiert hat, trifft es auf einen Strahlteiler. Die eine Hälfte der Photonen wird auf einen ortsfesten Spiegel, die andere Hälfte auf einen beweglichen Spiegel gelenkt. Die beiden Strahlhälften werden durch den Strahlteiler wieder zusammengeführt, und die Intensität I wird als Funktion der Pfaddifferenz x (der Stellung des beweglichen Spiegels) gemessen (Abb. 8). Haben die beiden Arme des Michelson-Interferometers die gleiche Länge (x = ), so interferieren alle Frequenzen konstrukti, und man erhält maximale Intensität. Aus der Messung on I(x) kann mittels Fouriertransformation das Spektrum berechnet werden. Zur Herleitung des mathematischen Zusammenhangs wird eine ebene Welle mit Frequenz ν und Wellenzahl ν ~ betrachtet. Für ihre Amplitude gilt A = e ( k x ω t ) πi( ν x ν t ) i = e Im Michelson-Interferometer interferieren die beiden Teilstrahlen. Man erhält unter Vernachlässigung der Zeitabhängigkeit 44 ~.

[ ] i x i ( x x) Ax (, ~ 1 ~ ~ πν πν + ν ) = e + e 1 πν i ~ x πν i ~ x = e [ 1 + e ]. Für die Intensität ergibt sich Ix (, ~ ) A( x, ~ ) Ax (, ~ 1 ν = ν ν) = [ + cos πν ~ x] 1. Unter Berücksichtigung der on der Lichtquelle nach der Absorption durch die Probe transmittierten Intensität S (ν ) erhält man für die Gesamtintensität Ix ( ) = Ix (, ~ ν) S( ~ ν) d ~ = 1 I ( ) ( ~ ν ) ~ 1 ν cos( πν~ ) ( ~ ν ) ~ S d + x S dν. 1443 Der rechte Term stellt das Fouriercosinusintegral dar. Somit kann das Spektrum durch Fourier-Rücktransformation erhalten werden, S( ~ ν) = const. [ I( x) I( )] cos( ~ πνx) dx. Der obere Grenzwert des Integrals ist in der praktischen Messung auf die doppelte maximale Spiegelauslenkung (L max ) beschränkt. Dadurch wird die maximale Auflösung des Systems begrenzt. Zwei Linien, die um δ ~ ν auseinander liegen, können noch aufgelöst werden, falls 1 δ ~ ν Lmax gilt. Um beispielsweise eine Auflösung on 1 cm 1 zu erhalten, muss also L max = x =.5 cm sein. Andererseits wird durch den Messabstand δx ( Abtastfrequenz ) nach dem Nyquisttheorem die Bandbreite des Spektrums begrenzt, ~ ν ~ ν ~ 1 max min = ν =. δ x Ein paar einfache Fouriertransformationen sind in Abb. 9 dargestellt. In der Abb. 9a ist eine monochromatische Welle zu sehen. Mit der Fouriertransformation folgt ein Spektrum mit einer scharfen Linie. Falls x endlich ist, wird diese Linie erbreitert. Werden zwei monochromatische Wellen betrachtet, so erhält man in der Ortsdomäne Schwebungen und im Spektrum zwei scharfe Linien (Abb. 9b). Auch sieht man, dass ein breites Interferogramm ein schmales Spektrum (und umgekehrt) erursacht (Abb. 9c und d). 45

Abb. 9: Beispiele on Spektren und deren Fouriertransformationen. Der Einfluss der endlichen maximalen Spiegelauslenkung auf die FTIR-Spektren ist in Abb. 1a dargestellt. Wird der Scanbereich des Interferometers bei x max abrupt abgeschnitten (Rechteckprofil), so erhält man im Spektrum zwar eine schmale Linie, aber es treten auch iele Schwingungen als Artefakte auf (Abb. 1a). Durch eine abfallende Gewichtung der Intensität zu den Rändern hin erhält man eine Unterdrückung der Nebenmaxima (Apodisierung), allerdings auf Kosten eines erbreiterten Hauptmaximums. Mathematisch ist der Zusammenhang durch die Faltung gegeben. I ( x) = I( x) D( x ) S( ~ ν ) = S ( ~ ν ) D ( ~ ν ) Hier ist I(x) (S'(ν )) das ideale Interferogramm (Spektrum), und I'(x) ( S (ν ) ) das durch die ungleiche Gewichtung D(x) erhaltene Interferogramm. 46

Abb. 1: Auswirkung der Apodisierung. 47

Abb. 11: Spektrum on Koffein. a) Spektrum ohne Probe (1) und mit Probe (). b) Transmissionsspektrum. Abb. 11 zeigt das Spektrum on Koffein. Die Spektren ohne Probe und mit Koffeinprobe sind in Abb. 11a dargestellt. Das Transmissionsspektrum on Koffein erhält man dann durch Diision der beiden Spektren (Abb. 11b). Das nächste Beispiel zeigt die Bindung on CO an Cytochrom c Oxidase, das terminale Enzym der Atmungskette. Es katalysiert den Elektronentransfer om reduzierten Cytochrom zum molekularen Sauerstoff. Zur ollständigen Reduktion des O zu H O werden ier Elektronen auf den Sauerstoff übertragen und gleichzeitig ier Protonen transloziert (Protonenpumpe). Die Cytochrom c Oxidase enthält zwei Hämgruppen und zwei Kupferzentren. Das Häm a 3 liegt direkt neben dem Cu B. Im Dunkeln ist der Ligand CO an dem Eisen des Häm a 3 gebunden (Abb. 1). Abb. 1: Schematische Darstellung des binuklearen Zentrums (Häm a 3 /Kupfer) der Cytochrom c Oxidase. Nach dem Einstrahlen on Licht dissoziiert das CO om Häm a 3 und bindet an das Cu B.Bei Temperaturen größer als 14 K kann das CO wieder an das Häm a 3 zurückbinden. Abb. 13 zeigt ein Differenzspektrum on Cytochrom c Oxidase or und nach der Photolyse des CO. 48

Abb. 13: Infrarotabsorptions-Differenzspektrum on Cytochrom c Oxidase aus Rinderherzen. Die Messungen wurden bei 1 K durchgeführt. Zwei Spektren sind zur Vergrößerung des dynamischen Bereichs gezeigt. Da das CO als Isotopengemisch orlag, sind neben den Streckschwingungen on 1 C 16 O auch die on 13 C 18 O und 13 C 16 O zu sehen. Es treten jeweils zwei Übergänge aufgrund zweier unterschiedlicher Konformationen auf. Das Differenzspektrum zeigt, dass die Übergänge des an a 3 Fe gebundenen CO erschwinden und dafür die an Cu B gebundenen CO auftauchen. Das nächste Beispiel zeigt den Einfluss der Proteinsekundärstruktur auf die Normalschwingungen. Dazu werden die Schwingungen der Peptidgruppe betrachtet (Tab. 1). Tab. 1: Charakteristika der Hauptabsorptionsbanden der Peptidgruppe im Infraroten Die wichtigsten Übergänge sind die N-H Streckschwingung bei ungefähr 33 cm 1, die C=O Streckschwingung bei 163 166 cm 1 (Amid I) und die C N Streck-/ N H Biegeschwingung bei 15 155 cm 1 (Amid II). Tab. 1 zeigt, dass die Schwingungsfrequenzen durch die Anwesenheit on Wasserstoffbrückenbindungen beeinflusst werden. Die C=O Streckschwingung und die N H Streckschwingung sind im Wesentlichen entlang der jeweiligen Bindung polarisiert, während die Amid II-Schwingung nahezu parallel zur C N Bindung polarisiert ist. Für gerichtete Polypeptide können diese Charakteristika aufgrund des linearen Dichroismus beobachtet werden. In der α-helix sind die N H und C=O-Bindungen parallel zur Achse der Helix angeordnet (Abb. 14). 49

Abb. 14: a) α-helix-polypeptid; b) Struktur des β-faltblattes. Daher werden die entsprechenden Streckschwingungen besonders gut durch entlang dieser Achse polarisiertes Infrarotlicht angeregt. Die Amid II-Bande zeigt dagegen das umgekehrte Verhalten. Ein typisches Spektrum, das diesen linearen Dichroismus zeigt, ist in Abb. 15 dargestellt. Abb. 15: Linearer Dichroismus on orientierten Filmen on Poly-γ-Benzyl-L-Glutaminsäure. Das Licht ist parallel (durchgezogene Kure) und senkrecht (gestrichelte Kure) zur Helixachse polarisiert. Die N H und die C=O Streckschwingungen zeigen im Gegensatz zur Amid II-Bande eine größere Absorption für parallel zur Helixachse polarisiertes Licht. Bei 173 1735 cm 1 ist der Übergang der Carboxylsäureketten zu sehen. Dieser zeigt wegen der unterschiedlichen Ausrichtung der Seitenketten praktisch keine Abhängigkeit on der Polarisationsrichtung. Für genauere Untersuchungen der Spektren muss berücksichtigt werden, dass die indiiduellen Peptidschwingungen miteinander koppeln und es zu Aufspaltungen der Übergänge kommt (exzitonische Aufspaltung). 5

Ramanstreuung Mit der Ramanstreuung lassen sich ebenfalls molekulare Schwingungen untersuchen. Ein Vorteil der Ramanstreuung gegenüber der Infrarotabsorption ist, dass sichtbares Licht erwendet werden kann. Dadurch werden die Messungen nicht durch die Absorption des Wassers behindert. Für die nichtresonante Ramanstreuung ist allerdings der Wirkungsquerschnitt sehr klein. Deshalb war or der Erfindung des Lasers die geringe Intensität der Ramanstreuung der begrenzende Faktor für ihre Anwendung. Schematisch ist die Ramanstreuung in Abb. 16 dargestellt. Abb. 16: Streuung on sichtbarem Licht an Molekülen. Sichtbares Licht der Frequenz ν wird auf die Probe eingestrahlt. Das gestreute Licht besteht aus elastisch gestreutem Licht (Rayleigh-Streuung) und zu einem iel kleineren Teil aus inelastisch gestreutem (Raman-) Licht, das die Frequenz ν ± ν ib hat. Klassisch kann diese inelastische Streuung wie folgt erstanden werden. Eine einfallende elektromagnetische Welle E induziert den Dipol µ in einem Molekül mit der Polarisierbarkeit α, µ = α = α E cos πν t. ( ) E Beim Ramaneffekt muss das betrachtete Molekül im Gegensatz zur Infrarotabsorptionsspektroskopie keinen permanenten Dipol haben. Der Dipol wird erst durch das angelegte Feld induziert (Effekt zweiter Ordnung). Falls das Molekül Schwingungen mit der Frequenz ν ib durchführt, schwingt die Polarisierbarkeit mit der gleichen Frequenz, α α α = α + = α + ( πν ) Q Q Q Q cos t ib. Q ist hier die Normalkoordinate der betrachteten Schwingung. Für das Dipolmoment folgt α µ = α + Q Q α E ( πν t) E cos( πν t) cos ib α cosωt + QE Q 1 ( cosπ ( ν + ν ) t + cos π ( ν ν ) t) = ib Neben der Rayleighstreuung erhält man inelastische Schwingungen bei den Frequenzen ν ± ν ib. Wird die Energie des Streuzentrums erhöht (Phononerzeugung) bzw. erniedrigt (Phononenernichtung), so spricht man on der Stokeslinie bzw. Antistokeslinie. Dies kann anhand eines Jablonski-Diagramms eranschaulicht werden (Abb. 17). ib. 51

Abb. 17: Jablonski-Diagramm für den normalen, präresonanten und resonanten Ramaneffekt. Ebenfalls aufgeführt sind die Infrarotabsorption und die Fluoreszenz. Die entsprechenden Raman-Linien sind unterhalb des Diagramms zu sehen. Aufgrund der Besetzungswahrscheinlichkeit der Schwingungszustände gemäß Boltzmann ist die Intensität der Stokeslinie größer als die der Antistokeslinie. Beim normalen Ramaneffekt stimmt die Frequenz des eingestrahlten Lichts nicht mit der eines elektronischen Übergangs überein. Die Elektronen werden auf ein irtuelles Nieau angehoben. Bei der Resonanz- Ramanstreuung wird dagegen ein elektronisches Nieau angeregt. Dies hat zur Folge, dass die Intensität der Ramanstreuung sehr iel stärker ist als beim normalen Ramaneffekt. Allerdings können damit nur Schwingungen untersucht werden, die mit den entsprechenden elektronischen Übergängen koppeln (z.b. mit der Hämgruppe). Fluoresziert das zu untersuchende Molekül, so ist aufgrund der intensieren Fluoreszenzstrahlung die Messung der Ramanstreuung schwierig. Andererseits erzeugt die Ramanstreuung einen Untergrund bei Fluoreszenzmessungen. Eine typische Apparatur zur Messung on Ramanspektren ist in Abb. 18 zu sehen. Abb. 18: Aufbau eines Spektrometers zur Messung on Ramanstreuung. 5

Der Laserstrahl wird zur Erzeugung einer hohen Intensität auf die Probe fokussiert, und das gestreute Licht wird in den Spalt eines Doppelmonochromators eingekoppelt. Durch Verwendung zweier Monochromatoren kann die Dispersion erhöht und die starke Rayleighstreuung unterdrückt werden. Detektiert wird das Licht mit einem Photomultiplier. Es existieren auch Raman-Differenz-Spektrometer, mit denen zwei Proben gleichzeitig (z.b. alternierend mit 5 Hz) gemessen werden können. Abb. 19 zeigt Raman-Differenzspektren der 1313 cm 1 Ramanlinie on Cytochrom c für erschiedene Spezies. Abb. 19: Differenzspektren der Ramanlinie bei 1313 cm -1 on Cytochrom c bei erschiedenen Spezies. Das Spektrum der angezeigten Spezies ist on dem om Pferd abgezogen und skaliert. Das Differenzspektrum ist jeweils relati zu dem om Pferd aufgeführt. Für das Cytochrom c om Esel ist kein Unterschied festzustellen, während dies bei den anderen Spezies der Fall ist. Darunter sind die normalen Spektren om Pferd und om Menschen zu sehen. Der nächste Graph zeigt Ramanspektren für Ribonuclease A bei erschiedenen Temperaturen (Abb. ). 53

Abb. : Ramanspektren on Ribonuclease A bei erschiedenen Temperaturen. Deutliche Änderungen der Spektren treten bei der Amid III-Schwingung auf (Abb. 1). Liegt eine α-helix or, so ist ihre Bande bei ~165 cm 1 ; bei einem β-faltblatt ist sie bei 14 cm 1 und bei einem Knäuel bei 15 cm 1. Abb. 1: Die Amid I und Amid III Schwingungen. Wird die Temperatur erhöht, so kann beobachtet werden, dass der α-helix-peak und der β- Faltblatt-Peak immer mehr erschwinden, und der Peak, der on der Knäuelstruktur erursacht wird, zunimmt. Diese Veränderung wird durch die Denaturierung des Proteins erursacht. Abb. zeigt Ramanspektren on A-DNA und B-DNA aus dem Kalbthymus. 54

Abb. : Ramanspektren on A-DNA und B-DNA om Kalbthymus. Neben der üblichen B-DNA gibt es die A-DNA, die auftritt, wenn die relatie Luftfeuchtigkeit unter ~75% sinkt. Die A-Helix ist weiter und kürzer als die B-Helix, und ihre Basenpaare liegen etwas geneigt und nicht senkrecht zur Helixachse. Die Strukturunterschiede können am Herortreten der symmetrischen Schwingung des Phosphatesters bei 87 cm 1 im Falle der A-DNA im Ramanspektrum gesehen werden. In Abb. 3 sind Ramanmoden on Phospholipiden und Membranen aufgeführt. Abb. 3: Ramanmoden bei Phospholipiden und Membranen. 55

Die Streckschwingungen, bei denen der Wasserstoff (kleine Masse) beteiligt ist, haben die höchsten Frequenzen, während kollektie Schwingungen die kleinsten Frequenzen besitzen. In Abb. 4 ist eine Apparatur zur Messung zeitaufgelöster Ramanspektren gezeigt, mit der man Bewegungen der Biomoleküle erfolgen kann. Es werden Ramanspektren zeitaufgelöst nach einer Störung des Systems gemessen. In dem in Abb. 4 dargestellten Experiment stellt die Photolyse eines ligandierten Hämoglobins die Störung dar. Der Puls eines frequenzerdoppelten Nd-YAG-Lasers mit einer Dauer on 3 ps wird durch einen Ramanshifter zu einer für die Absorption on Hämoglobin geeigneten Wellenlänge on 435 nm erschoben (Pulsdauer 5 ps). Anschließend wird der Puls zweigeteilt. Ein Teil dissoziiert den Liganden (in diesem Fall CO) om Hämoglobin; der zweite Puls, der durch eine Verzögerungsstrecke später auf die Probe trifft, erzeugt das Ramanspektrum des photodissoziierten Hämoglobins. Durch Veränderung der Länge der Verzögerungsstrecke kann der Zeitpunkt (relati zum Dissoziationspuls) für die Aufnahme des Ramanspektrums ariiert werden. Diese Experimente ermöglichen die Untersuchung on Tertiär- und Quartärstrukturänderungen, die durch die Ligandenbindung bzw. -dissoziation herorgerufen werden. Beim Menschen kann das Hämoglobin entweder in der ligandenfreien T-Struktur oder in der ligandierten R-Struktur isoliert werden. Da die T-Struktur weniger dicht gepackt ist als die R-Struktur, kann in ihrer Mitte ein Molekül,3 DPG (BPG) binden. Um den Einfluss der R- und T-Struktur untersuchen zu können, muss der Häm-Chromophor jeweils im gleichen Zustand orliegen. Dies kann mit Hilfe der Photolyse erreicht werden. In weniger als einer Pikosekunde nach Einstrahlung des Lichtpulses erhält man ein deoxygeniertes Häm. Da das Protein iel langsamer relaxiert, ist es somit möglich, ein Deoxyhäm zu generieren, das on einer Proteinstruktur des ligandierten Häm umgeben ist. Abb. 4: Experimentelle Anordnung zur Erzeugung und Messung on zeitaufgelösten Ramanspektren (und zeitaufgelösten Absorptionsmessungen) nach einer kurzzeitigen Störung der Probe. Die mittleren beiden Spektren in Abb. 5 sind die Ramanspektren des Hb, das ursprünglich CO-ligandiert war, 1 ns nach der Photolyse (also noch in der R-Struktur) und im Gleichgewicht (T-Struktur). Es ist eine Verschiebung der Eisen-Histidin-Streckschwingung zu kleineren Frequenzen zu beobachten. Außer diesem Normalfall kann auch der Übergang on der ursprünglich ligandierten R-Struktur in die Gleichgewichts-(unligandierte) R-Struktur und der Übergang on der ursprünglich ligandierten T-Struktur in die Gleichgewichts- (unligandierte)t-struktur für besondere Hämoglobine gemessen werden. Der erstgenannte Fall tritt bei der Mutante αasp99asn des menschlichen Hämoglobins (Hb-Kempsey) (Abb. 5, oben) auf, der letztgenannte beim Thunfisch (Abb. 5, unten). 56

Abb. 5: Ein Teil des Resonanz-Ramanspektrums für erschiedene Gleichgewichts- und Nichtgleichgewichtsstrukturen on Deoxyhämoglobin. Links on den Spektren sind die Tertiärstrukturen, die das Deoxyhäm umgeben, angeschrieben. Die oberen beiden Spektren sind an einer Mutante on menschlichem Hb, die mittleren an Seeschildkröten-Hb und die unteren an Thunfisch-Hb gemessen. Es zeigt sich, dass die R-Struktur sowohl für das 1 ns nach der Photolyse gemessene Deoxy- Hb (Deoxy-Hb*) als auch für das Gleichgewichts-Deoxy-Hb die höheren Frequenzen im Vergleich zur T-Struktur und somit die stärkere Bindung aufweist. Dies rührt daher, dass bei der T-Struktur die F-Helix um ungefähr ein Angström gekippt werden muss, damit Salzbrücken ausgebildet werden können, die die Quartärstruktur stabilisieren. Diese Kippung schwächt die Eisen-Histidin-Bindung in der T-Struktur (Abb. 6). 57

Abb. 6: Variation der Eisen-Histidin-Streckschwingung aufgrund der Proteinumgebung. Die aufgeführten Frequenzbereiche werden durch die spezifischen Unterschiede der erschiedenen Spezies erursacht. Der untere Teil der Abbildung zeigt die Kippung des Histidins in Bezug zur Hämebene als Funktion der Proteinstruktur. Diese Kippung wird als Grund für die Änderungen der beobachteten Frequenzen angesehen. 58