B,S,S. INDEX. Blick in die Praxis: Interview mit Kareen Vaisbrot, Mitglied der Geschäftsleitung von Swissmem, zur Swissmem Fachkräftestrategie

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Transkript:

1. B,S,S. FACHKRÄFTE- INDEX Blick in die Praxis: Interview mit Kareen Vaisbrot, Mitglied der Geschäftsleitung von Swissmem, zur Swissmem Fachkräftestrategie

2. Editorial Liebe Leserinnen und Leser Sie halten die erste Ausgabe des B,S,S. Fachkräfteindex in den Händen. Der Fachkräftemangel ist in aller Munde und wird es auf absehbare Zeit auch bleiben nicht zuletzt vor dem Hintergrund der geplanten Steuerung der Zuwanderung. Gut ausgebildete Fachkräfte verfügbar zu haben, ist aber ein ganz entscheidender Standortfaktor für unser Land. Der Bundesrat hat daher mit der Fachkräfteinitiative verschiedene Massnahmen definiert, um dem Fachkräftemangel beizukommen. Diese werden nun umgesetzt. Wie aber sieht die Situation in einer Branche oder einem Kanton konkret aus? Wo ist die Situation besonders angespannt, wo sind inzwischen wieder positive Entwicklungen beobachtbar? Bis heute gibt es keine einfach verfügbare Übersicht zur Fachkräftesituation. Der Fachkräfteindex von B,S,S. soll diese Lücke schliessen. Wir möchten Sie künftig in regelmässigen Abständen über die Entwicklung informieren. Die Ziffern und Zahlen werden wir jeweils mit einem Blick in die Praxis ergänzen. Die erste Ausgabe des B,S,S. Fachkräfteindex präsentiert den Index und seine Bestandteile und stellt die Resultate für das Jahr 2015 vor. Frau Vaisbrot, Geschäftsleitungsmitglied der Swissmem, berichtet von Massnahmen gegen den Fachkräftemangel in der MEM-Branche. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre. Michael Morlok, Arbeitsmarkt und Migration, B,S,S. Volkswirtschaftliche Beratung

3. B,S,S. Fachkräfteindex Der Index zeigt regionale und branchenspezifische Unterschiede auf Der B,S,S. Fachkräfteindex basiert auf vier Indikatoren. Diese Indikatoren erfassen Facetten der Fachkräftesituation auf Ebene der Berufe. Der Index aggregiert diese Informationen, um die Fachkräftesituation für die Regionen der Schweiz oder auch im Branchenvergleich gesamthaft darzustellen. Grundlage: Indikatoren zur Fachkräftesituation Das von B,S,S. entwickelte «Indikatorensystem Fachkräftemangel» beschreibt die Fachkräftesituation in Berufen und Berufsfeldern mit vier Indikatoren: 1. Deckungsgrad: Der Deckungsgrad zeigt auf, ob sich die Arbeitsplätze in einem Beruf durch entsprechend qualifizierte Erwerbspersonen besetzen lassen. 2. Zuwanderungsquote: Anteil der aus dem Ausland Zugewanderten an den Erwerbstätigen 3. Arbeitslosenquote 4. Quote der offenen Stellen Das Indikatorensystem, welches B,S,S. im Auftrag des SECO und zuvor des SBFI erarbeitet hat, umfasst verschiedene weitere Kennzahlen, die nicht nur die Ursachen, sondern auch mögliche Lösungen zum Fachkräftemangel aufzeigen. So lässt sich die Situation in einer Branche oder in einem Berufsfeld detailliert und lösungsorientiert untersuchen. Der Index muss notwendigerweise ein einheitliches Mass für alle Berufe und Branchen finden. Nur so ist ein Vergleich möglich. Gleichzeitig ist zu beachten, dass die dem Index hinterlegten Indikatoren nicht für jeden Beruf das Gleiche aussagen. So gibt es z.b. Branchen oder Berufe, die zwar (aus verschiedenen berufsspezifischen oder institutionellen Gründen) eine tiefe Migrationsquote haben, trotzdem aber von Fachkräftemangel betroffen sind. Der Index sollte also nicht für detaillierte Konklusionen herangezogen werden. Er soll und kann vielmehr einen ersten Überblick über die Fachkräftesituation verschaffen und zudem die Entwicklung über die Zeit in einer Weise aufzeigen, die so bis dato nicht möglich war. Regionale Unterschiede Die Landkarte bildet die Resultate für elf Arbeitsmarktregionen der Schweiz ab. Dabei sind deutliche Unterschiede erkennbar. In der Westschweiz, dem Wallis, dem Kanton Bern und dem Tessin liegen die Indexwerte unter dem Referenzwert von 100, im Tessin ist der Wert mit 73 besonders tief. Demgegenüber liegen die Indexwerte in der Nordwestschweiz, Zürich und Zug, der Zentralschweiz und der Ostschweiz über dem Referenzwert. In diesen Regionen deutet der Fachkräfteindex auf eine angespannte Fachkräftesituation hin. Im Vergleich zum Jahr 2014 hat sich die Situation in all diesen Regionen jedoch leicht entspannt (für intertemporäre Vergleiche siehe www.bss-basel.ch/fachkraefteindex). Aggregation: Vom Beruf zur Region oder zur Branche Während für viele Fragestellungen eine Analyse auf Ebene der Berufe bzw. Berufsfelder zielführend ist, wurde in der Vergangenheit wiederholt auch der Wunsch geäussert, die Fachkräftesituation auf regionaler Ebene oder differenziert nach Branchen beobachten zu können. Der Index kann genau das leisten. Die Daten werden so zusammengefasst, dass man Regionen und Branchen als Ganze vergleichen kann. Dafür haben wir die Indikatorenwerte auf der Stufe der kleinsten Berufszellen berechnet und anschliessend auf die Ebene der Regionen und Branchen aggregiert. Der Ausgangspunkt des Index ist die Arbeitsmarktsituation im Jahr 2010; in diesem Jahr ist der Index im gesamtschweizerischen Durchschnitt über alle Kantone und über alle Branchen auf den Wert 100 normiert. Ein höherer Wert steht für eine angespanntere Fachkräftesituation in der Branche oder in der Region im Vergleich zum gesamtschweizerischen Durchschnitt im Jahr 2010; ein tieferer Wert für eine entspanntere Fachkräftesituation. Bei der Interpretation sind folgende Aspekte zu beachten: Der Index zeigt immer den Vergleich zur Schweiz im Jahr 2010 auf. Ein Indexwert von unter 100 bedeutet daher nicht, dass die Branche/Region kein Fachkräfteproblem hat, sondern, dass das Problem kleiner als im gesamtschweizerischen Durchschnitt im Jahr 2010 ist. Der Index stellt die Durchschnittssituation in einer Branche oder Region dar; in einer Branche, in der die Fachkräftesituation über alle Berufe hinweg insgesamt eher entspannt ist, können Subbranchen oder einzelne Berufe trotzdem von Fachkräftemangel betroffen sein. So zeigt der Index z.b. für die Branche «Gesundheits- und Sozialwesen» als Ganzes einen mehr oder weniger durchschnittlichen Wert, während detaillierte Auswertungen aufzeigen, dass verschiedene Berufe wie z.b. Arzt/Ärztin von Fachkräftemangel betroffen sind. Getrieben werden die Ergebnisse für die lateinische Schweiz durch eine hohe Arbeitslosenquote und eine tiefe Quote der offenen Stellen. Im Kanton Graubünden und der Zentralschweiz hingegen sind entsprechend primär die tiefe Arbeitslosenquote und die hohe Quote der offenen Stellen für die relativ hohen Indexwerte verantwortlich. Ein Grund für die regionalen Unterschiede ist dabei auch in der jeweiligen Branchenstruktur zu sehen. Branchenspezifische Unterschiede Das Diagramm links zeigt die Indexwerte auf Branchenebene für das Jahr 2015. Wir haben dabei nur Branchen in die Abbildung aufgenommen, in denen mindestens 3% der Erwerbstätigen der Schweiz arbeiten, also nur diejenigen Branchen, die von ihrer Grösse her eine gewisse Bedeutung haben. In der Abbildung sind die Branchen nach der Höhe des Indexwertes geordnet; es ist jeweils angegeben, welche Grösse die Branche hat (in Prozent aller Erwerbstätigen, inkl. der nicht in der Grafik abgebildeten Branchen). Wiederum erlaubt der Index einen Vergleich über die Jahre. So ist z.b. der Fachkräftemangel in der Branche Information und Kommunikation im Jahr 2015 ausgeprägter als im Jahr 2010. Weitere Informationen und die detaillierten Zahlen (insbesondere die im Text erwähnten intertemporalen Vergleiche) finden Sie auf unserer Homepage: www.bss-basel.ch/fachkräfteindex Ihr Ansprechpartner: Michael Morlok michael.morlok@bss-basel.ch / Tel. 061 262 05 52 Definition und Normierung Als Basis für den Index wird der gesamtwirtschaftliche Wert aus dem Jahr 2010 verwendet. Überdurchschnittliche Werte (>100) deuten auf eine (relativ) angespannte, unterdurchschnittliche Werte (<100) auf eine (relativ) entspannte Fachkräftesituation hin. Datengrundlagen Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE) des BFS, Informationen zum Arbeitsmarkt aus AVAM und von jobagent.ch.

Neuenburg, Jura 84 BS, BL, Solothurn, Aargau 109 Zürich, Zug 112 St. Gallen, AI, AR, Thurgau, Glarus, Schaffhausen 105 Waadt, Freiburg 88 Bern 92 Luzern, Schwyz, NW, OW, Uri 112 Graubünden 117 Genf 84 Wallis 76 Tessin 73 Index > 100 Index < 100 Fachkräfteindex in Regionen, Jahr 2015 Quelle: SAKE 2010-2015 (BFS), AVAM (SECO) und jobagent.ch; Auswertungen B,S,S.

Anteil Erwerbstätige (in %) Information und Kommunikation 123 3.5% Freiberufliche, wiss. und techn. Dienstleistungen Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Baugewerbe/Bau Verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren Gesundheits- und Sozialwesen Gesamtwirtschaft Erziehung und Unterricht Handel; Instandhaltung und Rep. von Fahrz. Verkehr und Lagerei Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen Sonstige Dienstleistungen 107 106 105 105 101 98 96 94 94 92 89 88 9.0% 5.8% 5.9% 12.8% 14.4% 8.2% 12.6% 4.6% 4.1% 3.6% 3.1% Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 71 3.3% Öffentl. Verwaltung, Verteidigung; Sozialvers. 66 5.3% Fachkräfteindex in Branchen, Jahr 2015 Quelle: SAKE 2010-2015, AVAM (SECO) und jobagent.ch; Auswertungen B,S,S.

Aus der Praxis Interview mit Kareen Vaisbrot, Mitglied der Geschäftsleitung von Swissmem Wie macht sich das Phänomen Fachkräftemangel in der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) bemerkbar? Wir erhalten von etlichen Swissmem-Mitgliederfirmen die Rückmeldung, dass es schwierig ist, Vakanzen adäquat zu besetzen. Die demographische Entwicklung und die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative werden diesen Fachkräftemangel in Zukunft weiter verstärken. Die 2014 von B,S,S. durchgeführte Studie zur Fachkräftesituation in der MEM-Branche 1 zeigte, dass in 5 von 11 zentralen Berufsfeldern der Branche ein Fachkräftemangel besteht. Und sie identifizierte drei Gruppen mit Handlungsbedarf: Nachwuchs, Frauen und ältere Arbeitnehmende. Welche Handlungsfelder hat Swissmem identifiziert? Seit Gründung war der Verband stets in der Nachwuchsförderung aktiv. Diese Anstrengungen haben wir Jahr für Jahr intensiviert. Entsprechend haben wir nun bei unserer Fachkräftestrategie den Fokus auf die anderen beiden Gruppen gelegt. Bei den Frauen stehen Rollenbilder im Vordergrund. Gerade die MEM-Branche ist von einer Männerkultur geprägt. Es geht aber auch um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ältere Arbeitnehmende wiederum haben ein grosses Knowhow, welches wir bei Frühpensionierungen verlieren. Diese Mitarbeitenden können kaum durch Junge ersetzt werden. Praxisbeispiele enthalten, wie ältere Mitarbeitende länger im Betrieb gehalten werden können. Ein Beispiel ist die Altersteilzeit: Ab einem bestimmten Alter könnten Mitarbeitende das Angebot erhalten, Teilzeit zu arbeiten. Auch hier ist das Interesse gross: Wir haben sehr viele Besuche auf der PowerMEM-Webseite registriert. Welche Rückmeldungen erhalten Sie aus der «Praxis» auf die Fachkräftestrategie? Die Mitgliedsfirmen sagen, dass diese Strategie Sinn macht. Sie sind froh, dass wir diese Strategie erarbeitet haben. Sie sind dankbar um jede Unterstützung. Trotzdem sind viele Unternehmen noch zurückhaltend, Massnahmen umzusetzen. Gewisse Firmen sind schon seit langem bei der Gewinnung und dem Halten von Fachkräften sehr aktiv. Sie kennen keinen Fachkräftemangel, weil sie sich vorbereitet haben. Wir hoffen, dass sich mit solchen Champions ein Schneeballprinzip ergibt. Im Swissmem Newsletter stellen wir alle zwei Wochen ein Best Practice Beispiel vor. Wir pushen die Firmen nicht, eine riesige Strategie zu entwickeln. Auch kleine Massnahmen können Wirkung zeigen. Ausserdem haben wir gelernt, dass die Fachkräftestrategie nicht einheitlich sein muss. Unsere Botschaft an die Firmen ist: Prüft, wo das Problem liegt und setzt dort Massnahmen um. Swissmem unterstützt sie dabei. Wie ist Swissmem bei der Erarbeitung der Fachkräftestrategie vorgegangen? In drei Schritten: Erstens haben wir mit der Studie eine Grundlage bezüglich der Fakten geschaffen. Dann haben wir zweitens Massnahmen in Arbeitsgruppen erarbeitet und eine Umfrage bei den Firmen durchgeführt, um zu ermitteln, wo wir zurzeit stehen. Und drittens haben wir eine Sensibilisierungskampagne bei den Firmen durchgeführt. Können Sie eine konkrete Massnahme nennen, wie Unternehmen der MEM-Industrie dem Fachkräftemangel begegnen können? Um Frauen in der MEM-Branche zu halten, zu vernetzen und zu motivieren, haben wir den SwisswoMEM Club lanciert. Die 26% Frauen in der Branche kennen sich zu wenig. Es besteht ein grosses Bedürfnis, sich mit Gleichgesinnten innerhalb der Branche auszutauschen. Nach der Lancierung erhielten wir innert Stunden hundert Anmeldungen. Der Club organisiert beispielsweise Workshops, Vorträge und Networkinganlässe. Bei den älteren Mitarbeitenden haben wir nach dem Rentenalter praktisch null Erwerbstätigkeit. Um dem Abhilfe zu schaffen, haben wir ein Nachschlagewerk das «PowerMEM» erarbeitet und in unserem Extranet publiziert. Darin sind rund 20 Konzepte und Gibt es bereits erste «Erfolgsmeldungen»? Es gibt Firmen, die machen sehr viel und es gibt solche, die machen noch wenig. Seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses arbeiten die Firmen prioritär daran, ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen. Das sind die Themen, die zurzeit mehr bewegen. Das Thema Fachkräftemangel ist wichtig, aber man kann nicht alles gleichzeitig angehen. Der Leidensdruck wird wachsen, wenn die Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt wird. In Zukunft wird es sehr problematisch werden. Der Wandel braucht Zeit. Es ist ein Umdenken erforderlich nicht nur in den Firmen, sondern auch in der Gesellschaft. Frauen müssen sich beispielsweise bewusst werden, dass es wichtig ist, nach dem Studium in das Erwerbsleben einzusteigen. Auch ältere Mitarbeitende sollten umdenken. Inwieweit sind Grundlageninformationen zum Ausmass des Fachkräftemangels für die Verbandsarbeit von Swissmem wichtig? Was hat Ihnen die Studie, die wir für Sie erarbeitet haben, konkret gebracht? Die Studie war matchentscheidend. Ohne Studie hätten wir nicht gewusst, wie wir das Problem an die Hand nehmen sollten. Sie hat zudem der Strategie Glaubwürdigkeit gegeben. B,S,S. Volkswirtschaftliche Beratung in Basel ist renommiert und hat das Fachkräftetool für das SECO erarbeitet. Geholfen hat auch, dass die Studie und ihre Aussagen sehr konkret waren. 1 B,S,S. (2014): Fachkräftesituation in der MEM-Branche Analyse zum Fachkräftebedarf in elf ausgewählten Berufsfeldern der MEM-Branche. http://www.bss-basel.ch/de/projekte-studien/downloads

«Die B,S,S.-Studie war matchentscheidend.»

Der B,S,S. Fachkräfteindex erlaubt Vergleiche zwischen Regionen, zwischen Branchen und zwischen Berufen sowie Vergleiche über die Zeit. Der Fachkräfteindex wird jährlich aktualisiert. Weitere Informationen und die detaillierten Zahlen finden Sie auf unserer Homepage: www.bss-basel.ch/fachkräfteindex B,S,S. Volkswirtschaftliche Beratung AG Steinenberg 5 CH-4051 Basel Tel. +41 (0) 61 262 05 55 E-Mail: contact@bss-basel.ch www.bss-basel.ch Redaktion: Michael Lobsiger und Michael Morlok (B,S,S.) Grafik: www.eigelb.ch, Cyril Brühlmann Download: www.bss-basel.ch/fachkräfteindex 2016: B,S,S. Volkswirtschaftliche Beratung AG