Prostatakrebs: Abwarten, Operieren, Bestrahlen? Oktober 2014 T. Knoll, Urologische Klinik Sindelfingen P. Stadler, rocc Böblingen
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Todesfälle
Welche Therapien gibt es? Operative Prostataentfernung Strahlentherapie } heilend Hormontherapie Chemotherapie } nicht heilend Aktives Beobachten Kontrolliertes Zuwarten }?
Experten- Meinungen 6
Risiko Abschätzung
Überleben mit Prostatakrebs % Überleben Percent survival 100 80 60 40 20 0 0 5 10 15 Time after diagnosis (years) Jahre nach Diagnose 8 Bezogen auf Prostatakrebs Alle PC specific Overall
Überdiagnose? Nicht alle sterben an Prostatakrebs Aber wer wird daran sterben?
Operation vs. Zuwarten Prostatakrebs Tod (%) Zuwarten Operation Jahre nach Diagnose/Therapie
Operation vs. Zuwarten Operation Abwarten Risiko Metastasen Jahre nach Diagnose/Therapie 12
Wie kann man das Risiko einschätzen?
PSA > 10 ng/ml Zeit bis Fortschreiten (Monate) 14
Tumor Ausdehnung T1/T2 T2 T3 T4 T2 = auf Prostata beschränkt T3/T4 = Wachstum über die Prostata hinaus
Aggressivität - Gleason Score normal Gleason 4 Gleason 5 Score 5-10 aus beiden häufigsten Befunden >7 schlechtere Prognose <7 bessere Prognose
Gesundheit/Alter
Therapie oder Abwarten?
Überwachen oder Warten? Active surveillance Aktives Beobachten eventuell kurative Therapie Watchful waiting Beobachtendes Warten palliative (kontrollierende) Therapie
Aktives Beobachten für wen? Lebenserwartung >10 Jahre PSA < 10 ng/ml Organbegrenzter Tumor Geringe Tumorlast (max. 2/12 Biopsien befallen, max 50% der Biopsie befallen) Geringe Aggressivität (Gleason <7)
Was bedeutet aktives Beobachten? Regelmäßige Tast- und PSA- Kontrolle, anfangs alle 3, später alle 6 Monate Prostatabiopsie nach 12-18 Monaten, danach alle 3 Jahre
Beobachten Eingreifen Wenn PSA Verdopplungszeit <3 Jahre Wenn Gleason Score >6
Was spricht gegen Aktives Beobachten? Patienten wünschen meist eine Therapie Ärzte wünschen meist eine Therapie Wenig Langzeitergebnisse
PRIAS Studie Internationale Studie zur Untersuchung von aktivem Beobachten Teilnahme in Sindelfingen möglich Kontakt: Herr OA Dr. Steiner
Kurative (=heilende) Therapien
Therapie Prostatakarzinom Bislang: Krebskontrolle im Vordergrund Bei besserem Überleben der Patienten sowie biologisch jüngeren Patienten: Funktionelle Ergebnisse wichtig!
Operation
Was wird entfernt? 28
Prostatakrebs Operation Weitere Therapieziele Normales Wasserlassen Keine Inkontinenz Sexualfunktion Intaktes Körperbild
Anatomie Äußerer Schließmuskel 30
Nerven- Gefäß- Bündel (Potenz) Prostata Blase Nervengefäß- bündel Enddarm 31
Operationstechnik 32
Ablauf OP in Vollnarkose Krankenhaus Aufenthalt 8 Tage Harnröhrenkatheter 6 Tage Anschließend Reha Maßnahme sinnvoll
Operativer Zugang offen Minimal- invasiv 15 cm 10mm 5mm 34
Da Vinci- SI System
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Warum computer- assistierte OPs? Schlüsselloch Technik auch für komplexe Operationen 3D- Sicht 10- fache Vergrößerung Funktionell bessere Ergebnisse
Blutverlust (ml) davinci Lap Offen 0 175 350 525 700
Weltweite Verbreitung des Da Vinci Systems 27% aller Prostatakrebs Operationen in Europa, 82% in USA
Neue Entwicklung ist Standard geworden
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Harnröhren- und Schließmuskel OP Technik: Kontinenzerhalt Präparation 42
OP Technik: Erhalt Potenznerven hoher Nerverhalt 43
Annaht Blase- Harnröhre 44
Fazit Operation Funktionserhalt heute besser möglich Minimal- invasive Verfahren verfügbar Da Vinci Verfahren hat sich durchgesetzt
Bestrahlung von innen (Brachytherapie) von aussen
Bestrahlung von innen: Jod Seeds Therapie
Brachytherapie Strahlenwirkung betrifft nur ein sehr aber: begrenztes Gebiet um die Strahlenquelle Reduktion der Strahlung für gesundes Gewebe nur für Tumore mit Strahlenquellen halten ihre genaue Position in Bezug auf den Tumor niedrigem Risiko geeignet
Zeitgleich Planung + Implantation
Brachytherapie - Planung 50
Ablauf OP in Teil- oder Vollnarkose Krankenhausaufenthalt 3 Tage Anschließend keine spezifischen Schutzmaßnahmen erforderlich 4 Wochen nach Implantation Computertomographie zur Nachplanung Sinken des PSA über 1-2 Jahre
Externe Bestrahlung
radiooncologisches competence center Hochpräzisions-Strahlentherapie bei Prostatakrebs radiooncologisches competence center Böblingen Referent: Dr. med. Peter Stadler rocc Böblingen A. Volk, Dr. A. Brandes, Dr. P. Stadler
Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft 2011 Die perkutane Strahlentherapie auf Basis der dreidimensionalen Bestrahlungsplanung ist eine primäre Therapieoption beim lokal begrenzten Prostatakarzinom aller Risikogruppen. Patienten mit lokal begrenztem Prostatakarzinom aller Risikogruppen sollten mit einer Dosis von ca. 74 Gy bis < 80 Gy in Standardfraktionierung bestrahlt werden.
Prostatakrebs ist heilbar Hochrisikogruppe Rückfallfreies Überleben 100% 80% 60% 40% 20% Strahlentherapie 72 Gy Operation Strahlentherapie < 72 Gy Zeit in Jahren
Strahlentherapie und OP sind gleichwertig Niedrigrisikogruppe 100% Strahlentherapie Rückfallfreies Überleben 80% 60% 40% 20% Operation Zeit in Jahren
Strahlentherapie und OP sind gleichwertig Gruppe mit mittlerem Risiko 100% Rückfallfreies Überleben 80% 60% 40% 20% Operation Strahlentherapie 0 Zeit in Jahren
Ziel der modernen Strahlentherapie Hohe Heilungsraten Wenig Nebenwirkungen
Ziel der modernen Strahlentherapie Nebenwirkungen abhängig von Dosis am Normalgewebe Heilungsraten abhängig von Dosis in der Tumorregion
Übliche Technik der Strahlentherapie 3D-geplante Strahlentherapie (leitliniengerecht)
Die Tomotherapie Hochpräzise Strahlenchirurgie vermeidet Schäden an gesunden Geweben.
Optimierung der Strahlentherapie durch moderne Planungs- und Therapie-Systeme Helikale Tomotherapie
Tomotherapie Seit 2009 in Böblingen ca. 500 Patienten primär an der Tomotherapie behandelt bisher kein Fall von Blaseninkontinenz in der Nachsorge bei nicht operierten Patienten gelegentlich Enddarmprobleme in der Nachsorge sehr gute Lebensqualität unserer Patienten
Vorteile einer Primärtherapie an der Tomotherapie Inkontinenzrisiko statt ca. 5-10% bei maximal 1% Sexualfunktion in den ersten 5 Jahren nach Therapie besser Notwendigkeit einer zweiten Therapie (Salvage-OP) seltener Keine Narkose-Risiken, keine Herzrisiken
Quo vadis 65
fragt Paul 66
Beratungsvoraussetzung: Expertise! Beratung und Therapie durch Urologen Strahlentherapeuten Optimale Versorgung
Sowohl OP als auch RT mit guten Heilungschancen Moderne Techniken reduzieren Nebenwirkungen
- Onkologische Voraussetzungen Was für einen Tumor habe ich? - Interdisziplinär: Therapeutische Optionen Welche Möglichkeiten habe ich? - Interdisziplinär: Aufklärung des Patienten Was bedeutet dies für mich? Entscheidung des Patienten
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!