Ablenkung im Straßenverkehr Nach wie vor eine unterschätzte Gefahr VERKEHRSUNFALLSTATISTIK 2017
Für das Unfallgeschehen im Jahr 2017 zieht das Polizeipräsidium eine gemischte Bilanz. Mit 28.216 Verkehrsunfällen wurde der höchste Stand seit 2008 erreicht. 77-mal pro Tag rückten die Beamten 2017 zur Unfallaufnahme aus, die von einfach gelagerten Blechschäden, die nahezu 85 Prozent des Unfallgeschehens ausmachen, bis hin zu Verkehrsunfällen mit tödlichem Ausgang reicht. Verkehrsunfälle mit verletzten Personen nahmen um ein Prozent, Verkehrsunfälle mit Sachschaden um rund sechs Prozent zu. Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang reduzierte sich dagegen von 66 auf 57 (- 1,6 Prozent), jedoch liegt die Zahl der tödlich Verletzten mit 70 nur geringfügig (- 4,1 Prozent) unter dem Vorjahr (7). Somit konnte das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West einem der Ziele des Verkehrssicherheitsprogramms 2020 Bayern mobil sicher ans Ziel, die Senkung der Verkehrstoten aus dem Jahr 2011 (69) um 0 Prozent bis zum Jahr 2020 (48), im zweiten Jahr in Folge nicht näher kommen. Die nach wie vor hohe Zahl der tödlich Verunglückten ist auf die Häufung schwerer Verkehrsunfälle zurückzuführen, bei denen jeweils mehrere Personen ums Leben kamen. Allein bei drei Unfällen starben dreizehn Personen!! Tragisch endeten ein Verkehrsunfall mit sechs Toten auf der BAB A7 bei Woringen in der Neujahrsnacht 2017 und ein Motorradunfall in Immenstadt im August mit vier Toten. Im Landkreis Günzburg wurden im März bei einem Reifenwechsel auf dem Standstreifen der BAB A 8 zwei Personen von einem Lkw erfasst und getötet. Im April starben zwei Pkw-Insassen, als deren Fahrzeug wegen überhöhter Geschwindigkeit gegen einen Baum prallte. Ebenfalls zwei Todesopfer forderte im Mai ein Verkehrsunfall im Landkreis Unterallgäu, als eine Pkw-Fahrerin die Vorfahrt eines Krades missachtete. Beide Fahrzeugführer kamen hierbei ums Leben. Drei Tote waren bei einem Unfall im Landkreis Ostallgäu zu beklagen, als im Juli ein mit sechs Personen besetzter Pkw gegen einen Baum prallte.
Gesamtüberblick Verkehrsunfälle PP Schwaben Süd/West - Unfälle gesamt Entwicklung 28.216 26.72 26.772 25.52 25.89 24.940 2.604 24.089 2.851 2.029 Getötete Personen: 10-Jahres Diagramm 86 Getötete Personen 69 7 70 55 47 48 45 50 50 Seit 201 steigt die Zahl der Verkehrstoten an.
Getötete nach Fortbewegungsart Kfz zweispurig Kräder Fußgänger Fahrräder davon Pedelecs/E-Bikes (*) 42 9 7 6 17 1 10 2 26 24 21 10 11 9 6 7 8 5 5 6 7 0 2 17 15 16 14 12 12 8 9 9 9 11 10 6 6 7 1 2 2 0 1 (*) Pedelecs/E-Bikes erfasst ab 201, Anzahl in der Gesamtzahl Fahrräder enthalten Mit 5.672 verletzten Personen ist die Anzahl geringfügig niedriger als im Jahr 2016 (5.687). Auffällig ist die deutliche Steigerung bei den Kradfahrern: Die Anzahl der Verletzten stieg hier im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 0 Prozent! Insgesamt fallen mehr als 1/ der verletzten Personen (gesamt) in die Kategorie der Krad- und Radfahrer. Verletzte Personen: 10-Jahres Diagramm Verletzte gesamt Entwicklung 5.706 5.687 5.672 5.585 5.40 5.507 5.584 5.491 5.499 5.150
Verletzte Personen nach Fortbewegungsart Kfz (zweispurig) Kräder.48.40.176.446.45.46.492.228.226.222 79 640 578 68 662 64 492 474 46 686 Fußgänger Fahrräder davon Pedelecs/E-Bikes (*) 1.119 1.072 1.057 1.058 1.101 892 1.206 1.02 1.5 1.284 14 262 21 8 11 09 299 9 128 20 44 51 88 160 (*) Pedelecs/E-Bikes erfasst ab 201, Anzahl in der Gesamtzahl Fahrräder enthalten
Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West setzt auch im Jahr 2018 einen der Schwerpunkte in der Beibehaltung der Intensivierungsmaßnahmen zur Bekämpfung der Unfallursache Ablenkung. Die Auswertung der Ursachen bei Verkehrsunfällen, die schwerwiegende Verkehrsordnungswidrigkeiten oder Straftatbestände erfüllen, ergab, dass im Jahr 2017 vor allem Fehler beim Abbiegen/Wenden und Rückwärtsfahren, das Nichtbeachten der Vorfahrt und nichtangepasste Geschwindigkeit ursächlich waren. Genauso oft waren falsche Straßenbenutzung, ungenügender Sicherheitsabstand und übrige Ursachen als Unfallgrund angegeben. Gerade diese Letztgenannten stellen oft nicht nur Ursachen, sondern auch Folgen eines vorangegangenen Fehlverhaltens dar, welches möglicherweise auf Unachtsamkeit oder Ablenkung im Straßenverkehr zurückzuführen ist. Eine offizielle Statistik zur Unfallursache Ablenkung im Straßenverkehr gibt es zwar nicht, jedoch gehen verschiedene Studien davon aus, dass Ablenkung und Unaufmerksamkeit für bis zu 0 Prozent aller Verkehrsunfälle ursächlich sein könnten. Die Teilnahme am immer komplexer werdenden Straßenverkehr erfordert von jedem, egal ob Fahrzeugführer oder Fußgänger, volle Konzentration und Aufmerksamkeit. Selbst kurze Ablenkung und vermeintlich kleine Unachtsamkeiten können zu schwerwiegenden Unfällen führen. Insbesondere auf schwache Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Radfahrer muss besonders geachtet werden. Ablenkung im Straßenverkehr ist nach wie vor eine oft unterschätzte Gefahr im Straßenverkehr. Weit verbreitet scheint das Bewusstsein, dass nur die Anderen betroffen sind und man selbst frei von Fehlern ist. Fakt ist, dass nahezu jeder von Ablenkung im Straßenverkehr betroffen sein kann. Nicht nur die Nutzung eines Mobiltelefons oder von Navigationsgeräten lenken ab. Banale, nicht sanktionierte Tätigkeiten wie beispielsweise Essen, Trinken, Rauchen am Steuer, Gespräche mit den Mitfahrern und schlecht verstaute Dinge können zu Unaufmerksamkeit und unerwünschten Folgen führen. 2017 wurden rund.200 (Vorjahr 2.650) Verkehrsunfälle innerhalb geschlossener Ortschaften erfasst, deren Ursache unzureichender Abstand war. Hierbei handelte es sich hauptsächlich um Auffahrunfälle. Polizeivizepräsident Guido Limmer stellt klar: Der Auffahrunfall schildert nur das Ergebnis, nicht die Ursache eines Fehlverhaltens. Diese ist auch hier stets Ablenkung, zu wenig Sicherheitsabstand oder nicht angepasste Geschwindigkeit. Außerorts sind die Ursachen meist spekulativ, da Ablenkung als solche statistisch nicht abrufbar ist und eine hohe Dunkelziffer dahinter stehen dürfte. Typische Beispiele könnten das Auffahren am Stauende, das Abkommen von der Fahrbahn nach rechts oder links und auch die Kollision mit dem Gegenverkehr sein. Polizeivizepräsident Guido Limmer appelliert an die Verkehrsteilnehmer: Schon wenn jeder Verkehrsteilnehmer sich nur an die bestehenden Vorschriften hielte, würden viele Unfälle erst gar nicht geschehen. Unser Ziel ist es, eine Verhaltensänderung zu erreichen. Dazu werden wir einerseits auf die Gefahren aufmerksam machen, die durch Ablenkung im Straßenverkehr entstehen. Andererseits werden wir durch gezielte Geschwindigkeits- und Abstandsmessungen festgestellte Verstöße konsequent ahnden. Die Kernbotschaft für die Teilnahme am Straßenverkehr nennt 1 der Straßenverkehrsordnung: Ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme. Ziel eines Jeden sollte sein, sicher, und möglichst entspannt, am Ziel anzukommen.
Regionale Entwicklung in den Landkreisen/Kreisfreien Städten Verkehrsunfälle 2016 Verkehrsunfälle 2017.497.760.014.209.762.828.51.850.672.494 2.05 1.919 2.472 2.562 2.416 2.48 1.614 1.60 1.12 1.16 Günzburg Lindau Neu- Stadt Neu- Oberallgäu Kempten Ostallgäu Kaufbeuren Unterallgäu Memmingen Verletzte 2016 Verletzte 2017 64 720 607 581 901 889 84 81 787 709 445 440 448 465 450 46 1 22 241 28 Günzburg Lindau Neu- Stadt Neu- Oberallgäu Kempten Ostallgäu Kaufbeuren Unterallgäu Memmingen
Getötete 2016 Getötete 2017 17 19 15 15 1 11 11 10 7 5 2 0 2 0 1 Günzburg Lindau Neu- Stadt Neu- Oberallgäu Kempten Ostallgäu Kaufbeuren Unterallgäu Memmingen Terminhinweis Save the Date 8. Bayerischer Landestag der Verkehrssicherheit Samstag, 02. Juni 2018 10:00 bis 15:00 Uhr Kaufbeuren Altstadt