Der erste kommunale Bildungsbericht für Radolfzell

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Transkript:

Hans Döbert Der erste kommunale Bildungsbericht für Radolfzell - Zweck, Mehrwert, konzeptionelle Grundlagen und Arbeitsschritte - Vortrag, Bildungskonferenz Radolfzell, 23.05.2017

Gliederung 1. Was ist ein Bildungsbericht? Was ist sein Zweck und was sind seine Grenzen? 2. Was sind die wichtigsten konzeptionellen Grundlagen eines kommunalen Bildungsberichts? 3. Worin besteht der Mehrwert eines Bildungsberichts? 4. Was sind notwendige Arbeitsschritte bei der Erstellung? 5. Wie sieht das Indikatorenset des ersten kommunalen Bildungsberichts der Stadt Radolfzell aus? 6. Was sind die terminlichen Eckpunkte bei der Erstellung?

1. Was ist ein Bildungsbericht? Was ist sein Zweck und was sind seine Grenzen? Bildungsberichte sind bildungsbereichsübergreifende, indikatorengestützte, problemorientierte und auf Entwicklungen im Zeitverlauf angelegte (Gesamt-) Darstellungen über die Situation von Bildung in. - einem Staat (z.b. Deutschland), - einem Bundesland (z.b. Baden-Württemberg), - einer Region (z.b. Ruhrgebiet) - einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt (als Kommune bezeichnet; z.b. Freiburg i. Br.) - einer kreisangehörigen Stadt (z.b. Radolfzell). Kommunale Bildungsberichte sind das wohl wichtigste Produkt eines kommunalen Bildungsmonitorings Ein Bildungsmonitoring ist ein datengestützter, kontinuierlicher Beobachtung- und Analyseprozess des Bildungswesen bzw. einzelner seiner Bereiche mittels empirisch-wissenschaftlicher Methoden Gibt es ein System von Bildungsberichten und werden Bildungsberichte somit regelmäßig erstellt, spricht man von der Bildungsberichterstattung

Stand der kommunalen Bildungsberichterstattung Bundesland Anzahl der Kommunen mit Berichten davon 2 oder mehr Berichte davon kreisangehör. Städte BW 16 5 2 (Ravensburg, Schwäbisch-Gmünd) BAY 10 4 - BE 1 1 - BRA 3 1 - HB 1 1 - HH 2 1 - HE 6 2 2 MV 4 1 - NI 8 2 - NRW 18 5 3 RP 1 1 - SL 1 - SN 4 2 - ST 2 - SH 4 2 - TH 2 1 - Gesamt 83 29 7 (Quelle: Deutscher Bildungsserver, Stand 20.11.2016, eigene Auszählung) ca. 130 Kommunen mit Bildungsberichten (bei über 400 Kommunen)

Zweck Ein Bildungsbericht dient der Aufbereitung und Darstellung, von Daten und Informationen über Bildung aus der Systemperspektive. Ein Bildungsbericht: Grenzen eines indikatorengestützten Bildungsberichts liefert systematische Informationen und Maßstäbe darüber, wie gut das Bildungswesen funktioniert (auch im Vergleich mit anderen); sorgt für Transparenz im Bildungswesen; schafft eine verlässlich Basis für eine breite öffentliche Diskussion zu Bildungsfragen; bietet eine verlässliche Grundlage für bildungspolitische Entscheidungen; gibt Impulse für Interventionen und weitere Entwicklungen im Bildungswesen. - Nur Abbildung eines Ausschnitts aus dem Gesamtgeschehen von Bildung (Bildung ist mehr als durch Indikatoren darstellbar ist) - Notwendige Abstriche an der Aktualität der Aussagen (Datenverfügbarkeit) - Fragen nach Ursachen- und Wirkungszusammenhängen können indikatorenbasiert meist nicht beantwortet werden (dazu wären vertiefende Ursachenanalysen erforderlich) - Zu geringe Berücksichtigung des Zusammenwirkens von formaler Bildung sowie non-formaler Bildung und informellen Lernen (einschließlich der Kinder- und Jugendarbeit); Hauptproblem: belastbare Daten

2. Was sind die wichtigsten konzeptionellen Grundlagen eines kommunalen Bildungsberichts? er folgt der Perspektive der Bildung im Lebenslauf Ziel: Informationen über Bildungsverläufe und kritische Phasen in ihnen Die Leitidee der Bildung im Lebenslauf umspannt den Weg des Individuums durch das institutionelle Gefüge des Bildungswesens, angefangen bei der - frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in Tageseinrichtungen über die - allgemein bildende Schule, - die berufliche Bildung und die - Hochschule bis zur - Weiterbildung im Erwachsenenalter. - Es schließt in Ansätzen auch jenes Bildungsgeschehen ein, das sich mit nonformaler und informeller Bildung kennzeichnen lässt. - Und nicht zuletzt geht es auch um den Übergang in den Arbeitsmarkt sowie um die langfristigen Wirkungen und Erträge von Bildung. er stützt sich auf Indikatoren: Das sind theoretische Konstrukte, die sich wissenschaftlich begründet aus verschiedenen statistischen Kennzahlen oder anderen empirischen Messgrößen zusammensetzen

Exkurs: Indikatoren Indikatoren stellen eine auf ein bestimmtes Ziel hin gerichtete Auswahl, Transformation und Kombination von Daten und Kennziffern dar, die normative und definitorische Bezüge (theoretischer Hintergrund) benötigen. Indikatoren (wörtlich Anzeiger ) sollen in diesem Sinne einen möglichst einfachen und verständlichen Statusbericht über komplexere, in der Regel mehrdimensionale Zusammenhänge, insbesondere über deren Qualität, liefern sollen. Der entscheidende Unterschied zwischen Indikatoren und Kennziffern: Kennziffern werden in der Regel dargestellt als Anzahl der..., Quote der... Anteil von... u.ä.); sie erlauben lediglich Aussagen zu vorhandenen Quantitäten (z.b. Anzahl der Abgänger mit einem bestimmten Schulabschluss oder Zahl der Schulabbrecher) in einem eng begrenzten thematischen Bereich Indikatoren beschreiben komplexere Zusammenhänge (z.b. Übergänge im Schulsystem), liefern dabei Hintergrundinformationen, stellen Bezüge her und sind somit wesentlich informativer und steuerungsrelevanter!

Beispiel: Übergänge im Schulwesen Ziel/ konzeptioneller Hintergrund des Indikators Bezeichnung des Indikator Erhöhung der Durchlässigkeit im Schulsystem, Reduzierung des Wiederholeranteils und zugleich Erhöhung des Anteils mit einem erfolgreichen Schulabschluss Übergänge im Schulwesen Kennziffern, aus denen der Indikator besteht - Quote der Übergänge vom Primarbereich in die Schularten des Sekundarbereichs I, - Quote der Schulartwechsel im Sekundarbereich I, - Verhältnis der Auf- und Abstiege bei den Schulartwechseln, - Quote der Übergänge an und von Sonderschulen/SBBZ, - Übergangsquoten in den Sekundarbereich II, - Quote der Klassenwiederholungen - usw... Ausdifferenzierung der Kennziffern nach... Abschlussarten Geschlecht Nationalität/Mi gration Alter...

Warum Indikatoren und nicht Kennziffern darstellen? Anders als Daten oder statistische Kennzahlen, die nur eine partielle und situative Aussage zulassen, ermöglichen es Indikatoren, komplexere Zusammenhänge darzustellen, die Aussagen über die Qualität eines bestimmtes Sachverhalts und seine Rahmenbedingungen sowie weitere Zusammenhänge beinhalten. Sie erzählen quasi eine "Geschichte" und enthalten so auch klare "Botschaften" für politisches und administratives Handeln. Vorteil des wissenschaftlichen Indikatorenverständnisses: Anhäufung einer Vielzahl von Kennziffern ( Indikatoren ), die ansonsten für eine hinreichende Beschreibung von Bildungsprozessen und ergebnissen erforderlich wären, lässt sich vermeiden und wenige zentrale Indikatoren mit hoher Aussagekraft darstellen

Hinsichtlich der Übergänge von der Grundschule auf weiterführende Schulen zeigte sich, dass der Anteil der Übergänge auf Haupt-/Werkrealschulen sowohl im Landesdurchschnitt als auch im Kreis im Zeitraum von 2010/11 bis 2014/15 deutlich gesunken ist. Bei den Gymnasien und bei den Realschulen gab es eine tendenzielle Zunahme der Übergänge. Mit jeweils über 38% dominierten im Schuljahr 2014/15 die Übergänge auf das Gymnasium und auf die Realschule. Mit jeweils über 11% folgten die Übergänge auf die HS/WRS und die Gemeinschaftsschule. Hinsichtlich der Übergänge nach Herkunft der Schülerinnen und Schüler zeigt sich, dass die Schüler türkischer Herkunft den größten Anteil (ca. 30%) an den Übergängen aller ausländischen Schüler auf alle Schularten (GR, HS/WRS, RS, GY und GMS) ausmachten.

das analytische Potenzial eines Bildungsberichts beruht im Wesentlichen darauf, dass statistische Größen verknüpft und nach verschiedenen Hintergrundaspekten aufgegliedert werden. Die wichtigsten Differenzierungsaspekte sind: Geschlecht; Art der Institution, Trägerschaft; Alter; Nationalität/Migrationshintergrund; sozioökonomischer Kontext; Land, Region, Kreis als Referenzangabe. eine Bildungsberichterstattung verlangt die Darstellung wiederkehrender Informationen zum Bildungswesen oder seiner Teilbereiche in einer Zeitreihe; erst wenn ein Bildungsmonitoring regelmäßig gemacht wird, können Entwicklungen über längere Zeiträume aufgezeigt, wichtige Problemlagen identifiziert und Aufschluss über Veränderungen gegeben werden In einer solchen Darstellung in Zeitreihe liegt letztlich der entscheidende Ansatzpunkt für Interpretation, Analyse und letztlich für die politische Bewertung der dargestellten Informationen.

Darstellung und Orientierung der Indikatoren an einem Ordnungsrahmen Kontext-Input-Prozeß-Output/Outcome-Modell (KIPO-Modell) (Grundkonzeption nationale Bildungsberichterstattung und der Konzeption des kommunalen Bildungsmonitorings) Kontext Input Prozess (Systemperspektive) Output/Outcome z.b. Demographie, wirtschaftliche Infrastruktur, Arbeitsmarkt z.b. Bildungsausgaben, Bildungsbeteiligung/- teilnehmer, Personalressourcen, Bildungsangebote, Bildungseinrichtungen z.b. Übergänge, Qualitätssicherung/Evaluierung z.b. Abschlüsse, Kompetenzen, Bildungserfolge Darstellung von Indikatoren in einem Bildungsbericht Matrix aus Lebenslaufperspektive KIPO-Modell

3. Worin besteht der Mehrwert eines Bildungsberichts? Ein Bildungsbericht soll in erster Linie dazu beitragen, kommunalen Entscheidungsträgern in Bildungspolitik und -verwaltung sowie allen an Bildung verantwortlich beteiligten Akteuren ein tieferes Verständnis der Faktoren, die Einfluss auf die Qualität der Bildung haben, zu vermitteln, und ihnen damit eine größere Bandbreite politischer Handlungsalternativen zu eröffnen. Ein Bildungsbericht erleichtert die Steuerung im Bildungswesen einer Kommune vor allem durch eine strategische Ausrichtung der Bildungsentwicklung, die auf übergreifenden Zielsetzungen und inhaltlichen Leitfragen in einer Kommune beruht; eine fundierte Analyse von Problemen auf einer validen Datenbasis, die zentral für die Entwicklung von Qualität, die Schaffung von Chancengerechtigkeit und optimaler Entwicklungsbedingungen ist; die Bereitstellung vor allem quantitativer Informationen zu ausgewählten Steuerungsaspekten im Zeitverlauf; die Darstellung intendierter und nichtintendierter Folgen ergriffener oder unterlassener Steuerungsmaßnahmen; die empirisch fundierte Aufbereitung und Darstellung von Stärken und Herausforderungen in der Entwicklung des Bildungswesens; die Darstellung von impliziten oder expliziten Handlungsempfehlungen.

Quelle: LvO, 2012

4. Was sind notwendige Arbeitsschritte bei der Erstellung? a) Prozess der Themen- und Produktfindung unter breiter Mitwirkung aller relevanten Partner Die Auswahl von Themen kann sich u.a. an folgenden Kriterien orientieren: (1) wichtigstes Kriterium sind die hinsichtlich der Bildung verfolgten Ziele in einer Kommune, also gewissermaßen die Gesamtstrategie, (2) hinzu kommen die Orientierung an aktuellen Problemlagen und Fragestellungen des Bildungswesens (öffentliche Aufgeregtheiten ) (3) Inhalte sollten auch immer unter dem Kriterium der Relevanz für bildungspolitische Steuerungsfragen ausgewählt werden (4) schließlich ist der Aspekt der Machbarkeit und der Datenverfügbarkeit zu berücksichtigen. z.b. im Rahmen einer Bildungskonferenz b) Prüfung der Operationalisierbarkeit der gewählten Themen Nicht alle die Öffentlichkeit bewegenden sowie steuerungsrelevanten Themen lassen sich derzeit empirisch fundiert und hinreichend abbilden (vor allem wegen der Nicht-Verfügbarkeit verlässlicher Daten)

c) Sichtung der Datengrundlagen Daten aus der amtlichen Statistik (überwiegend zugänglich): Schulstatistik, Berufsbildungsstatistik, Hochschulstatistik, Statistik regional, Kinder- und Jugendhilfestatistik, Daten der Bundesanstalt für Arbeit (Beschäftigungs- und Arbeitsmarktstatistik), Statistisches Landesamt Mit Einschränkungen verfügbare Daten und Informationen (einschließlich Leistungsdaten): externe Evaluationen, SEIS, Bildungsdaten aus der Raumbeobachtung des BBSR, Einschulungsuntersuchungen, Einwohnermeldedaten, Daten aus Schulleistungsuntersuchungen Daten und Informationen, die oft selbst erhoben werden müssen bzw. von einem Auftragnehmer erhoben werden: spezielle Befragungen, Umfragen und Analysen d) Auch qualitative Informationen nutzen In jedem Bildungsbericht sollten über die datengestützten Teile hinaus stets auch weitere bildungspolitisch besonders relevante Problembereiche behandelt und dargestellt werden, die nicht (oder noch nicht) in Form von Daten fassbar sind. Hier können auch Beschreibungen von Maßnahmen und Arbeitsschritten, Aktivitäten von Bildungsträgern usw. eingehen. In diesem Teil könnten damit wesentliche Entwicklungsfelder des Bildungswesens in der Stadt thematisch breiter aufgegriffen, Optionen für eine qualitätsorientierte Weiterentwicklung diskutiert und damit der spezifische regionale Zuschnitt des Bildungsberichts gestärkt werden. Und schließlich sollte auch die Vielfalt der Aktivitäten der verschiedenen Träger von Bildung einen würdigenden Platz finden.

e) Wenn möglich: Durchführung kleinräumiger Analysen und Verknüpfung von Bildungsdaten mit Sozialdaten Üblich sind Raumabgrenzungen unterhalb der Grenzen einer (kreisfreien) Stadt oder eines (Land-)Kreises. Wie die Einordnung der genutzten Kleinräume dabei erfolgt (z.b. Stadtteile/-gebiete oder Gemeinden/Gemeindeteile), hängt vor allem von der Datenverfügbarkeit ab. f) Berücksichtigung von Jugendhilfe und Jugendarbeit Die Erfahrungen aus LvO machen auf drei Hauptprobleme aufmerksam: 1. auf ein inhaltliches Problem: Bisher ist Kinder- und Jugendarbeit nicht im Zentrum eines kommunalen Bildungsmonitorings und einer entsprechenden Berichterstattung, damit offenbar auch nicht immer im Zentrum kommunaler Bildungssteuerung. (Selbst in den Indikatoren und Kennziffern zu Ganztagschulen werden eher formale Aspekte dargestellt und weniger die Verknüpfung von institutioneller Bildung und Kinder- und Jugendarbeit 2. auf ein Datenproblem: Zur institutionellen Bildung stehen umfangreichere Daten als zur non-formalen Bildung und zum informellen Lernen und insbesondere in der Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung. 3. auf ein Ressourcenproblem: meistens fehlen die erforderlichen Ressourcen, um über Abfragen oder Befragungen verlässliche quantitative Informationen zur Jugendarbeit zu bekommen

5. Wie sieht das Indikatorenset des ersten kommunalen Bildungsberichts der Stadt Radolfzell aus? A Rahmenbedingungen für Bildung in Radolfzell A1 - Bevölkerungssituation und demografische Entwicklung A2 - Bevölkerung mit Migrationshintergrund A3 - Wirtschaftliche Infrastruktur und Arbeitsmarkt A4 - Soziale Kontexte des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen A5 - Bildungsinfrastruktur in Radolfzell (hier werden alle Bildungsbereiche und Themen angesprochen werden, die noch nicht als Indikatoren dargestellt werden) B Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung B1 - Angebote und Nutzung frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung B2 - Übergänge in die Schule C Bildung im Schulalter C1 - Übergänge und Wechsel im Schulwesen C2 - Ganztägige Bildung, Förderung und Betreuung C3 - Schulabschlüsse an allgemeinbildenden Schulen C4 - Sonderpädagogische Förderung und inklusive Bildung D Berufliche Ausbildung D1 - Berufliche Schulen und Übergänge in die berufliche Ausbildung

6. Was sind die terminlichen Eckpunkte bei der Erstellung? Beratungs- und Abstimmungsgespräch mit dem Auftraggeber im Dezember 2016 Abstimmungen über das Konzept, die möglichen Inhalte und das Vorgehen bei der Erstellung des Bildungsberichts (laufend, v.a. mit Fr. Schlums) Auftragserteilung durch die Stadt Radolfzell (April 2017) Bildungskonferenz am 23.05.2017 zur Vorstellung und Diskussion des Konzepts und der Indikatoren Arbeitssitzung mit allen Datenhaltern in der Stadt zur Umsetzung der Ergebnisse der Bildungskonferenz und zur Bereitstellung der Daten entsprechend den ausgewählten Indikatoren und Kennziffern bis September 2017 (am 24.05.2017) Coaching von Fr. Schlums bei der Datenrecherche und den Zuarbeiten (laufend) Erstellung und Diskussion erster Texte zu ausgewählten Indikatoren (September/Oktober 2017) Fertigstellung aller Textteile und des Entwurfs des Berichts (bis Anfang Dezember 2017) Einsichtnahme des Aufraggebers in den Entwurf des Berichts und Rückmeldung bis Anfang Januar 2018 Abschließende Bearbeitung und Abschlussredaktion sowie Abgabe einer inhaltlichen druckreifen Fassung (30.01.2018). Leistungen durch den Auftragnehmer Eigenleistung der Stadt: Lektorat, Layout, Teil der Datenrecherche (insbesondere Daten zur schulischen Bildung)

Kontakt: Prof. Dr. Hans Döbert www.hansdoebert.de doeberthans@gmx.de

Leitfragen für die Diskussion in den Arbeitsgruppen 1. Fragen für den Bereich frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung a) Was sind Ihrer Meinung nach die besonderen Stärken und die zentralen Probleme im frühkindlichen Bereich in Radolfzell? b) Welche Themen und Herausforderungen zu den Angeboten und zur Nutzung der Angebote im frühkindlichen Bereich in der Stadt bewegen Sie besonders? c) Welchen Themen und Herausforderungen zum Übergang in die Schule sollte Ihrer Meinung nach in der Stadt besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden? d) Zu welchen Fragen und Themen im frühkindlichen Bereich hätten Sie gerne Antworten bzw. Informationen im Bildungsbericht von Radolfzell?

2. Fragen zum Bereich der Bildung im Schulalter a) Was sind Ihrer Meinung nach die besonderen Stärken und die zentralen Probleme im schulischen Bereich in Radolfzell? b) Welche Themen und Herausforderung zu den Übergängen und Wechseln im Schulwesen in der Stadt bewegen Sie besonders? c) Welchen Themen und Herausforderungen zur ganztägigen Bildung, Förderung und Betreuung sollte Ihrer Meinung nach in der Stadt besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden? d) Welche Themen und Herausforderungen zu den Schulabschlüssen in der Stadt bewegen Sie besonders? e) Welche Themen bzw. Aspekte der sonderpädagogischen Förderung und der inklusiven Bildung besitzen Ihrer Meinung nach in der Stadt besondere Priorität? f) Zu welchen Fragen und Themen im schulischen Bereich erwarten Sie Antworten bzw. Informationen im Bildungsbericht von Radolfzell?

3. Fragen zum Bereich der beruflichen Ausbildung a) Was sind Ihrer Meinung nach die besonderen Stärken und die zentralen Probleme im Bereich der beruflichen Ausbildung in Radolfzell? b) Welchen Themen und Herausforderungen zum Übergang in die berufliche Ausbildung sollte Ihrer Meinung nach in der Stadt mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden? c) Zu welchen Fragen und Themen im Bereich der beruflichen Ausbildung hätten Sie gerne Antworten bzw. Informationen im Bildungsbericht von Radolfzell?