Regionales Zentren- und Märktekonzept Neckar-Alb

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Transkript:

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Aktualisierte Datenbasis für die künftige Einzelhandelssteuerung und -entwicklung in der Region Neckar-Alb Regionales Zentren- und Märktekonzept Neckar-Alb: Kennziffern 2017 & Konsequenzen für die künftige Einzelhandelsentwicklung imakomm AKADEMIE GmbH Ulmer Str. 130 73431 Aalen www.imakomm-akademie.de Impressum: imakomm AKADEMIE: Regionalverband Neckar-Alb: Projektleitung: ppa. Matthias Prüller Projektleitung: Heike Bartenbach Projektbearbeitung: Teresa Nitsche Projektbearbeitung: Marion Renz, Julian Bartsch, Christina Bondarew, Axel Dreher, Andreas Weschenfelder Mössingen / Aalen / Stuttgart, im Januar 2018

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Inhaltsverzeichnis 1 Anlass der Fortschreibung des Regionalen Zentren- und Märktekonzeptes Neckar-Alb... 7 2 Ausgangssituation und Methodik... 9 2.1 Trends im Einzelhandel... 9 2.1.1 Einzelhandelsentwicklung im stationären Einzelhandel in Deutschland... 9 2.1.2 Online-Handel... 12 2.2 Methodik... 22 3 Analyse zentraler Einzelhandelskennziffern... 23 3.1 Einzelhandelskennziffern der Region Neckar-Alb... 23 3.2 Zentrale Kennziffern... 28 3.3 Kennziffern im Detail... 31 4 Einzelhandelsentwicklung der Region Neckar-Alb... 33 4.1 Entwicklung der Einzelhandelskennziffern der Region Neckar-Alb... 33 4.2 Einzelhandelsentwicklung Kennziffern... 43 5 Fazit / Perspektiven / weiteres Vorgehen... 45 5.1 Zentrale Analyseergebnisse... 45 5.2 Evaluation des Ziels: flächendeckende Grund- und Nahversorgung... 46 5.3 Evaluation des Ziels: Stärkung der Innenstädte und Ortsmitten... 46 5.4 Empfehlungen... 47 6 Anhang... 53 6.1 Zentrale Kennziffern der Kommunen... 53 6.2 Kennziffern im Detail... 62 6.2.1 Sortimentsscharfe Kennziffern der Kommunen... 62 6.2.2 Sortimentsscharfe Kennziffern ohne Fabrikverkäufe... 70 6.3 Einzelhandelsentwicklung in der Region Neckar-Alb Kommunen im Detail... 78 6.4 Einzelhandelsentwicklung in der Region Neckar-Alb (ohne Fabrikverkäufe)... 88 6.5 Erläuterungen zur Methodik... 90 6.6 Ausgewählte Flächenleistungen einzelner Anbieter im Bundesdurchschnitt... 94 6.7 Glossar... 96 Seite 5 von 106

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1 Anlass der Fortschreibung des Regionalen Zentren- und Märktekonzeptes Neckar- Alb Handel ist Wandel : Ebenso wie sich Geschäftsmodelle ändern und Läden eröffnen und schließen, muss sich auch die regionalplanerische Handelssteuerung anpassen und ihre Steuerungswirkung überprüfen. 2010/2011 hat der Regionalverband zum ersten Mal ein regionales Zentren- und Märktekonzept Neckar-Alb (rezum NA) erstellt. Anlass war damals die Aufstellung des neuen Regionalplans. Eine Vollerhebung des Einzelhandels (ergänzt durch die einzelhandelsnahen Dienstleistungen in den Stadtmitten und Ortskernen) war damals Grundlage für die Abgrenzung der zentralörtlichen Versorgungskerne (Vorranggebiete für großflächigen Einzelhandel) und der Ergänzungsstandorte (Vorbehaltsgebiete für nicht-zentrenrelevante Sortimente) in den Ober-, Mittel- und Unterzentren. Ferner wurden damals in der AG Wirtschaft auf einer breiten fachlichen und politischen Basis Leitideen zur künftigen Steuerung des Einzelhandels entwickelt, welche Grundlage für die Plansätze zum großflächigen Einzelhandel im Regionalplan 2013 waren. Diese wurden mit sehr großer Mehrheit beschlossen und sind nun rechtskräftige Grundlage für großflächige Einzelhandelsvorhaben in der Region Neckar-Alb. Die Einzelhandelsdatenbank dient der Verbandsverwaltung darüber hinaus als wertvolle Grundlage für die Beurteilung von Vorhaben. Vielfach wurden sie auch den Kommunen zur Verfügung gestellt für eigene Konzepte. Mit der zweiten Regionalplanänderung wurden die Möglichkeiten zur verbrauchernahen Nahversorgung erweitert. Großflächige Lebensmittelmärkte sind nun auch außerhalb der Vorranggebiete zulässig, wenn sie die fußläufige Nahversorgung verbessern und selbstverständlich keine schädlichen Auswirkungen auf andere Versorgungsstandorte haben. Denn werden die Märkte zu groß, bekommt der Nachbarort keinen. Deshalb ist eine regionale und interkommunale Abstimmung sinnvoll. Im Einzelhandel hat sich in den vergangenen Jahren vieles verändert, der Strukturwandel trifft auch die Region Neckar-Alb. Vielerorts wurden kleine Geschäfte geschlossen, mit Seite 7 von 106

Schlecker- und Praktiker-Pleite sind Geschäfte verschwunden, anderswo haben neue Märkte eröffnet. Deshalb hat die Verbandsversammlung beschlossen, das rezum NA zu aktualisieren und die Einzelhandelsdaten neu zu erheben. Die Erhebung der Daten erfolgte im Frühjahr und Sommer 2017, die Auswertung im Sommer und Herbst 2017. Mit der Neuerhebung können die Entwicklungen der letzten Jahre dargestellt werden. Darüber hinaus kann überprüft werden, ob die regionalplanerische Steuerung erfolgreich ist. Ziele der regionalplanerischen Einzelhandelssteuerung sind 1. eine möglichst gut erreichbare Nahversorgung für alle Gruppen der Bevölkerung, 2. der Schutz und die Weiterentwicklung lebendiger Ortsmitten. Am 28.06.2017 fand ein Termin mit der AG Wirtschaft statt, bei dem die Imakomm Akademie und die Verbandsverwaltung erste Ergebnisse für die Region Neckar-Alb vorgestellt und mit den Teilnehmern diskutiert haben. Für die Bewohner in zahlreichen und insbesondere auch in kleinen Gemeinden konnte die Nahversorgung mit einem neuen Lebensmittelmarkt verbessert werden. Starke Mittelzentren sind weiterhin stark und konnten trotz des anhaltenden Trends zum Einkauf im Internet den Anteil der, insbesondere mit zentrenrelevanten Sortimenten, in den Innenstädten stärken. Es zeigt sich vielerorts, dass eine konsequente und langfristige Steuerung des Einzelhandels tatsächlich zu attraktiven Innenstädten und Ortsmitten beiträgt. In diesem Sinne haben zahlreiche Kommunen in der Region bestehende Einzelhandelskonzepte fortgeschrieben und auch neue Stadtentwicklungs-, Einzelhandels- und Nahversorgungskonzepte aufgestellt. Dies wird vom Regionalverband gerne unterstützt, damit es auch in Zukunft noch attraktive Innenstädte und Ortsmitten gibt, in denen sich Einkäufer, Bewohner, Beschäftigte und Gäste gerne aufhalten. Eugen Höschele, Verbandsvorsitzender Regionalverband Neckar-Alb, 15.01.2018. Seite 8 von 106

2 Ausgangssituation und Methodik 2.1 Trends im Einzelhandel 2.1.1 Einzelhandelsentwicklung im stationären Einzelhandel in Deutschland Differenziert nach Sortiment besteht eine Vielzahl einzelner Trends. Einige wenige lassen sich allerdings generalisieren bzw. sind für die Entwicklung einer Region von besonders hoher Bedeutung. Insgesamt lässt sich in den letzten zehn Jahren ein stetiger Rückgang an Einzelhandelsbetrieben in Deutschland feststellen. Während bis ca. 2010 ein nwachstum zu beobachten war, bleibt die Summe der n nun weitgehend konstant. Das heißt: Die n pro Betrieb werden im Schnitt größer. Dies zeigt sich insbesondere auch im Lebensmittelbereich, wo neben den Vollsortimentern auch Anbieter aus dem Discountbereich (wie Aldi Süd oder Lidl) inzwischen Konzepte mit n über 1.000 bis zu ca. 1.600 m² in Süddeutschland anstreben. Kleinere Einzelhandelsflächen werden nur noch von wenigen Anbietern (beispielsweise Netto, Penny, Norma, Treff 3.000) umgesetzt. Dabei stellt die Grenze zur Großflächigkeit (800 m² ) die ungefähre Mindestanforderung für diese Anbieter dar. In Summe zeigte sich im Lebensmittelbereich noch eine positive nentwicklung in Deutschland zwischen 2010 und 2016 mit einem Plus von ca. 5 %. Verluste sind allerdings im Lebensmittelhandwerk zu verzeichnen: Die Anzahl der Bäckereifachgeschäfte hat zwischen 2008 und 2014 um ca. 6 % abgenommen, Betriebe aus dem Fleischerhandwerk zwischen 2009 und 2016 um ca. 8 % 1. Festzustellen ist zudem, dass der verstärkt durch größere Betriebe gebunden werden kann. Bei Betrieben mit weniger als 20 Beschäftigen ist ein kontinuierlicher Rückgang der anteile zu verzeichnen. Dieser Trend wird sich fortsetzen, wenn aufgrund mangelnder Betriebsnachfolgen und vorhandenem Fachkräftemangel weitere, vor allem kleine, Betriebe wegfallen werden. 1 Quelle: EHI, handelsdaten.de, 2017. Seite 9 von 106

Grafik: n- und Betriebsanzahlentwicklung in Deutschland Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017, nach EHI, handelsdaten.de, 2017. Seite 10 von 106

Grafik: Verteilung des Nettoumsatzes im Einzelhandel in Deutschland Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017, nach EHI, handelsdaten.de, 2017. Fazit: Blickt man auf die aktuellen Trends im Einzelhandel in Deutschland lassen sich folgende Schlussfolgerungen ableiten: Verschärfte Flächennachfrage im Lebensmittelbereich zur Umsetzung neuer, flächenintensiverer Konzepte. Weitere Abnahme im Bereich Lebensmittelhandwerk zu erwarten. Neue Nahversorgungsangebote (zum Beispiel mobile Angebote, Automaten etc.) werden insbesondere außerhalb von Ballungsräumen wichtig werden. Anbieter regionaler Produkte gewinnen weiter an Bedeutung. Abnahme von Einzelhandelsbetrieben, dafür tendenziell größere Flächen der verbleibenden Betriebe. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren durch Effekte der ungeklärten Betriebsnachfolge noch weiter verschärfen. Seite 11 von 106

2.1.2 Online-Handel Einen ganz wesentlichen Faktor für einen zunehmenden Kaufkraftabfluss stellt der steigende Einfluss des Online-Handels dar. Für das Jahr 2017 wurde in Deutschland von einer erneuten Steigerung um ca. 10 % (absolut ca. 4,5 Milliarden netto) auf ca. 48,7 Milliarden netto ausgegangen. Dies entspricht einem Anteil von knapp 10 % am gesamten Einzelhandelsumsatz in Deutschland von ca. 493 Milliarden. 2 Zusätzlich sind anteile des Versandhandels zu berücksichtigen, so dass von einem anteil des Online- und Versandhandels von aktuell ca. 12-13 % ausgegangen werden kann. 3 Die Betrachtung der Entwicklung des Online-Handels in den vergangenen Jahren zeigt, dass ein stetiges Wachstum zu verzeichnen war, die Steigerungsraten aber abnehmen. In Kommunen mit unter 50.000 Einwohnern wurden im letzten Jahr überproportional höhere Steigerungsraten von ca. 17,1 % festgestellt. Insgesamt bestehen nun jedoch ähnliche Anteile bei der Nutzung des Online-Handels bei Stadt- und Landbevölkerung und die Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Regionen haben sich angeglichen. Der Anteil des klassischen Versand-Handels sowie auch der absolute nehmen kontinuierlich ab. Als klassischer Versand-Handel ist die Bestellung per Katalog/Telefon (beispielweise Otto, Baur, Teleshopping) zu verstehen. Im Online-Handel verläuft der Bestellprozess immer über das Internet. Bei Anbietern mit Mischformen beider Angebote ist immer der jeweilige Bestellprozess (online oder offline) entscheidend. 2 Quelle: handelsjournal, 06/2017: Mittendrin statt nur dabei, 2017. Alle Angaben Nettoumsätze. Zum Vergleich im Einzelhandel konnte auf Basis dieser erwartungen nur ein plus von ca. 1-2 % erzielt werden. 3 Quelle: EHI, handelsdaten.de, 2017: Prozentualer Anteil des Online- und Versandhandels am Einzelhandelsumsatz in Deutschland. Seite 12 von 106

Grafik: entwicklung im Versand- und Online-Handel Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017, nach EHI, handelsdaten.de, 2017. Grafik: entwicklung im Versand- und Online-Handel Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017, nach EHI, handelsdaten.de, 2017. // B2C = Business to Consumer (Verkauf an Endkunden). Seite 13 von 106

Dabei ist insbesondere zu beachten, dass ca. 40 41 % der Kaufkraft in die Sortimentsgruppe Nahrungs- und Genussmittel fließt, welche lediglich einen Online-Anteil von unter 1 % aufweisen kann. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Andere Sortimentsgruppen (wie beispielsweise Elektrowaren, Bücher/Zeitschriften/PBS 4 /Spielwaren) weisen deutlich höhere Anteile im Online-Handel auf. Die Bedeutung der notwendigen Differenzierung einzelner Sortimente in Bezug auf den Online-Handel zeigt auch der aktuelle HDE-Online-Monitor 2017 auf, der deutliche Unterschiede in den Branchenstrukturen zwischen Online-Handel und Offline-Handel identifiziert. 4 PBS = Papier, Bürobedarf, Schreibwaren Seite 14 von 106

Grafik: Branchenstruktur im Offline-Handel Quelle: Eigene Darstellung nach HDE-Online-Monitor 2017, imakomm AKADEMIE 2017. Grafik: Branchenstruktur im Online-Handel Quelle: Eigene Darstellung nach HDE-Online-Monitor 2017, imakomm AKADEMIE 2017. Hinweis: Prozentwerte offline beziehen sich auf den Gesamtumsatz offline. Alle Sortimente zusammen ergeben damit insgesamt 100 %. Beispiel: Im Bereich Fashion & Accessoires wird im Offline-Handel ein anteil von 8,5 % am gesamten Offline- im Einzelhandel generiert, während im Online-Handel ca. 25,2 % der Umsätze des gesamten Online-Handels auf den Bereich Fashion & Accessoires entfallen. Seite 15 von 106

Anhand der Grafik wird deutlich, dass es klare Sortimentsunterschiede hinsichtlich der jeweilig absatzstärksten Sparten gibt. So dominieren im Online-Handel die Rubriken Fashion & Accessoires, CE/Elektro sowie Freizeit & Hobby das volumen mit insgesamt 64,8 % am gesamten des Online-Handels. Im klassisch stationären Geschäft überwiegt mit eindeutigem Vorsprung die Branche FMCG 5. Die hierunter fallenden Güter wie Lebensmittel, Delikatessen oder Drogeriewaren sind Güter des täglichen Bedarfs. Die Absatzstruktur dieser Waren hat sich über Jahrzehnte in Deutschland mit einem dichten Filialnetz solcher FMCG-Anbieter etabliert. Die Nahversorgung, besonders mit Lebensmitteln, spielt eine bedeutende Rolle im Offline Handel und besitzt bei jährlichen Wachstumsraten von max. 0,2-1 % im Online-Handel bei diesen Gütern noch kaum Bedeutung. Zudem verfügen die Online-Anbieter aktuell noch über unzureichend ausgebaute Logistikabläufe, um Transport, Kühlkette, zeitgenaue Lieferung etc. problemlos zu bewerkstelligen. Auch das Marktgebiet der großen Anbieter wie Amazon beschränkt sich auf einige Großstädte Deutschlands. Handelsketten wie Rewe, Edeka und Aldi bieten neben den etablierten Ladengeschäften den Online-Lieferservice ihrer Waren an. Doch dass die Rentabilität und der Einstieg in diesen Markt mühsam sind, zeigt der jüngst eingestellte Lieferservice des Anbieters Kaufland. 6 Allerdings ist mit stetigen Verbesserungen der Technik und Abläufe zu rechnen, sodass durchaus auch Konkurrenzdruck für das Sortiment FMCG besteht. Dass der Online-Handel mit diesen Produkten einen größeren Anteil am volumen haben kann, zeigen Beispiele aus Ländern wie Frankreich und Großbritannien. So liegt in Frankreich der Anteil des Online-Handels am Gesamtumsatz mit Lebensmitteln bei 2,2 % im Jahr 2015, in Großbritannien bei 4,5 % im selben Jahr. 7 Abseits des Sortiments Nahrungs- und Genussmittel, gibt es im weiteren direkten anteils-vergleich hinsichtlich der einzelnen Sortimente deutliche Unterschiede. So nimmt der Online Handel erneut unterschiedlich große Anteile je Sortiment ein, setzt man dessen in Relation zum gesamten Handelsvolumen. So schöpfen auch in diesem Vergleich die starken Rubriken Fashion & Accessoires, CE/Elektro sowie Freizeit & Hobby mit jeweils knapp einem Viertel den des Offline-Handels ab. Hinzu kommt mit circa demselben Anteil das Sortiment Büro- und Schreibwaren. 5 FMCG = Fast Moving Consumer Goods 6 Quelle: https://www.kaufland.de/kaufland-lieferservice.html 7 Quelle: handelsdaten.de, 2016. Seite 16 von 106

Grafik: anteil des Online-Handels am gesamten Handelsvolumen Quelle: Eigene Darstellung nach HDE-Online-Monitor 2017, imakomm AKADEMIE 2018. Die Marktmacht einzelner Anbieter wird bereits bei Betrachtung des größten Anbieters Amazon deutlich. Vom Unternehmen werden heute bereits über 30% der Umsätze im Online-Handel gebunden. Grafik: Marktanteile von Amazon im Online-Handel in Deutschland Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017, nach EHI, handelsdaten.de, 2017. Seite 17 von 106

Insgesamt können im Online-Handel fünf verschiedene Angebotsformen unterschieden werden: Pure-Online-Handel Reine Internetanbieter 8 (z. B. Zalando, redcoon) Multi-Channel-Handel Stationär & Online (z. B. Douglas, Sport Scheck) Vertikaler Online-Handel Herstellervertrieb (z. B. Nike, Hugo Boss) Kooperierender Online-Handel Portale mit Partnerschaften (z. B. ebay, amazon (marketplace) ) Hybrider Online-Handel Klassischer Versand & Online (z. B. Otto, Baur) Dass der anteil des Online-Handels stetig wächst, ist unumstritten. Interessant ist die Entwicklung der Internetnutzer über die vergangenen Jahre. Tabelle: Internetnutzer in Deutschland nach Altersgruppen Quelle: Eigene Darstellung nach handelsdaten.de 2017, imakomm AKADEMIE 2018. Während besonders die Entwicklung der jüngeren Altersgruppen stagniert, erfährt die Gruppe der über 60-Jährigen einen starken Zuwachs. Die Hinwendung der Gruppe zu diesem Medium verlief deutlich langsamer als innerhalb der jüngeren Generation, jedoch ist die positive Entwicklung steigend und die potenzielle Kundschaft für den Online-Handel somit ebenso. 8 Der Wandel in der gesamten Einzelhandelsentwicklung lässt sich auch an den Online-Anbietern feststellen. So besitzt der aus dem Pure-Online-Handel stammende Anbieter Zalando inzwischen auch Shops im stationären Einzelhandel. Ebenso bestehen bei Amazon Planungen verstärkt den stationären Markt zu besetzen. Seite 18 von 106

Die bereits aufgezeigten Unterschiede innerhalb der Sortimente in Bezug auf den Online- Handel sind auch bezüglich der Bestellzeiten festzustellen. So werden die Güter des täglichen Bedarfs häufiger zwischen 12-18 Uhr online gekauft, als dies für Non-Food Produkte der Fall ist. Diese werden hingegen vorwiegend zwischen 18 und 24 Uhr online bestellt. Grafik: Tageszeit der Online-Einkäufe nach den Hauptwarengruppen Quelle: Eigene Darstellung nach Boniversum/bevh 2017, imakomm AKADEMIE 2018. Unabhängig von der Tageszeit gibt es verschiedene Wege, die Waren nicht im Offline- Handel zu kaufen. So ist die Bestellung im Internet (E-Commerce) und über den Versandhandel üblich. Auch hier überwiegt das Internet mit ca. 90 %. Die restlichen ca. 10 % verteilen sich auf das Telefon, E-Mail, Brief, Postkarten, Fax und sonstige Wege, deren Nutzung vermutlich den Versandhandel betrifft. Seite 19 von 106

Grafik: anteil der Bestellwege Quelle: Eigene Darstellung nach bevh 2015, imakomm AKADEMIE 2018. Der Bestellweg per mobilem Internet (Smartphone, Tablet) gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dies ist insofern zentral, da hierdurch auch der Einkauf von unterwegs an Bedeutung gewinnt. Das heißt: Der mobile Kunde wird für den stationären Einzelhandel wieder vor Ort greifbar. Angebote müssen aber nicht mehr nur über das Schaufenster und Werbung kommuniziert werden, die entscheidende Bedeutung gewinnt das digitale Schaufenster mit Interaktionsmöglichkeiten (aktiv und passiv). Grafik: Entwicklung der anteile der Bestellwege Quelle: nach EHI Handelsdaten 2016 (nach Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.v. (bevh)). Seite 20 von 106

In dieser Betrachtung ist auch eine Differenzierung nach Altersgruppen möglich. So bestellen Personen über 50 Jahre bevorzugt über das stationäre Internet, also per PC und Laptop. In der Altersgruppe der 14-29-Jährigen wird hingegen das mobile Internet am Smartphone oder Tablet fast gleichermaßen wie der stationäre Bestellweg genutzt. Tabelle: Nutzung der Bestellwege nach Altersgruppen Quelle: Eigene Darstellung nach handelsdaten.de 2017, imakomm AKADEMIE 2018. Schlussfolgerungen: Folgende Schlussfolgerungen lassen sich aus den aktuellen Trends ableiten: Mit steigenden Anteilen des Online-Handels in Kombination mit offenen Betriebsnachfolgen wird eine weitere Ausdünnung des stationären Einzelhandels erfolgen. Wenn Geschäfte schließen, können vielerorts keine Nachfolger gefunden werden, insbesondere wenn das Angebot insgesamt und die Kundenfrequenz eher gering sind. Dies betrifft insbesondere kleinere Städte und Gemeinden. Zentral für den Erhalt der Handelsstandorte ist die Konzentration des Einzelhandels, um durch Fühlungsvorteile profitierten zu können. Auf kommunaler Ebene muss hier auch städtebaulich und konzeptionell beigetragen werden. Zunehmende Bedeutung des mobilen Internets und damit bessere Möglichkeiten, den ROPO-Effekt 9 verstärkt zu nutzen. Dazu ist ein Multichannel-Ansatz ganz we- 9 ROPO: Research Online Purchase Offline: Kunden informieren sich online und kaufen offline. Seite 21 von 106

sentlich von Vorteil. Zudem besteht damit auch für regionale Unternehmen die Chance, vom Anteil des Online-es zu profitieren. Der Trend zum mobilen Internet kann von lokalen/regionalen Händlern genutzt werden. Zu verweisen ist beispielsweise auf die Strategien click & collect und same day delivery. 2.2 Methodik Die Erfassung der Daten erfolgte auf Grundlage der methodischen Vorgehensweise von 2011, die eine zuverlässige Vorgehensweise vor dem Hintergrund der Komplexität sicherstellt und ermöglicht, eine Vergleichbarkeit zwischen den beiden Jahren zu erreichen. Details zur Vorgehensweise im Detail finden sich im Anhang in Kapitel 6.5 Erläuterungen zur Methodik. Im Folgenden werden die zentralen Ansätze zur Bestandserhebung und Kennzahlenermittlung wiedergegeben: Erhoben wurden alle Einzelhandelsbetriebe in allen Kommunen der Region Neckar- Alb. Die Bestandserhebung erfolgt nicht sortimentsscharf. Das heißt: Die Gesamtverkaufsfläche wurde dem jeweiligen Hauptsortiment zugeordnet. Als Datenquellen für Kaufkraftkennziffern wurden Grundlagendaten der GfK verwendet. Als Datenquelle für Flächenproduktivitäten wurde auf Grundlagendaten von EHI, BBE: Struktur- und Marktdaten im Einzelhandel (Bayern), Daten der Handelsverbände und der Standortdatenbank der imakomm AKADEMIE zurückgegriffen. Seite 22 von 106

3 Analyse zentraler Einzelhandelskennziffern 3.1 Einzelhandelskennziffern der Region Neckar-Alb a) n und volumina Die Region Neckar-Alb weist bei einer von ca. 1,17 Mio. m² ein volumen von ca. 4,20 Milliarden auf. Die wesentlichen anteile werden in den Städten des Oberzentrums (ca. 1,38 Milliarden = ca. 33 %) sowie den Mittelzentren (ca. 1,52 Milliarden = ca. 36 %), gefolgt von den Unterzentren (ca. 0,57 Milliarden = ca. 14 %) generiert. Eine Besonderheit in der Region Neckar-Alb stellt die Position der Ober- und Mittelzentren dar. Die Städte des Oberzentrums in der Region nehmen keine herausragende Position ein, können aber dennoch ihre oberzentrale Funktion erfüllen 10. Insgesamt bestehen dafür starke Mittelzentren. Die Mittelzentren weisen (mit Ausnahme von Rottenburg 11 ) en von 112-153 % 12 auf, einzelne Mittelzentren wie Balingen (153 %) besitzen dabei sogar eine höhere wie die vorhandenen Städte des Oberzentrums(Durchschnitt: 118 %). Bei den Unterzentren bestehen sowohl sehr starke als auch eher schwächere Standorte (en von 55-147 %). Die Leistungsfähigkeit einzelner Zentraler Orte gemäß dem Zentrale-Orte-System kann bereits an dieser Stelle bestätigt werden, auch wenn sich die Ausstattungsmerkmale nicht auf einzelne starke Oberzentren konzentrieren wie in anderen Regionen (z. B. Stuttgart (Region Stuttgart), Ulm/Neu-Ulm, Memmingen (Region Donau-Iller)), sondern die Versorgungsstruktur dezentral über alle Orte einer höheren zentralörtlichen Stufe erfolgt. Damit folgt die Einzelhandelsverteilung dem regionalplanerischen Prinzip der dezentralen Konzentration und eine gute, verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung mit den Gütern des periodischen und langfristigen Bedarfs ist in der Region Neckar-Alb flächig gewährleistet. 10 Zum Vergleich: Oberzentren mit einer sehr starken Position in ihrer Region: Memmingen (: ca. 209 %), Ravensburg (ca. 182 %), Koblenz (ca. 162 %), Mannheim (ca. 144 %, Ulm/Neu-Ulm (ca. 139 %) - vgl. Praxisorientiertes Einzelhandelskonzept für die Region Nordschwarzwald, 2015. 11 In Bezug auf Rottenburg muss erwähnt werden, dass sich trotz eines vergleichsweise geringeren Angebotes (auch begründet durch die Struktur mit vielen Teilorten) ein hoher Anteil der (ca. 42 %) innerhalb des zentralörtlichen Versorgungskerns befindet. 12 Hinweis: swerte ohne alle vorhandenen Fabrikverkäufe in der Region Neckar-Alb. Seite 23 von 106

b) Einzelhandelszentralitäten Die Region Neckar-Alb weist insgesamt mit einem Wert von 103 % eine skennziffer von über 100 % auf, was einen Kaufkraftzufluss bedeutet. Dieser Kaufkraftzufluss ist überwiegend auf die zusätzlichen Umsätze durch die in der Region traditionell stark verankerten Fabrikverkäufe zurückzuführen. Ohne diese wäre in der Region ein Kaufkraftabfluss zu verzeichnen. Gründe/Faktoren für diesen Kaufkraftabfluss: Kaufkraftabfluss: Faktor Region Stuttgart Dies ist einerseits auf die Strahlkraft der Region Stuttgart zurückzuführen, was sich in den nördlichen Mittelbereichen Tübingen, Reutlingen und Rottenburg widerspiegelt. In der Region Stuttgart ist hier vor allem auf einzelne Großprojekte zu verweisen, die in den letzten Jahren entstanden sind. Diese haben das bereits bestehende Angebot in Stuttgart (: 108 %) nochmals erweitert, zudem sind auch starke weitere Zentren wie Sindelfingen (147 %) und Böblingen (116 %) zu benennen. 13 Das heißt konkret: In einigen Sortimenten mit einer von deutlich unter 100 % in der Region Neckar-Alb besteht tatsächlich ein Kaufkraftabfluss in die Region Stuttgart, in anderen mit einer von ca. 100 % (oder größer) lediglich ein Kaufkraftaustausch zwischen den Regionen. Kaufkraftabfluss: Faktor Online-Handel Einen zweiten wesentlichen Faktor für einen zunehmenden Kaufkraftabfluss stellt der steigende Einfluss des Online-Handels dar. Wie dargestellt, kann von einer weiteren steigerung im Online-Handel in den nächsten Jahren ausgegangen werden. 13 Quelle: IHK Stuttgart, 2017: Kennzahlen für den Einzelhandel 2017: // Hinweis: Die von Stuttgart weist nur einen Kaufkraftzufluss von +8 % aus, aufgrund der Bevölkerungszahl bedeutet dies real allerdings einen Kaufkraftzufluss von ca. 386,7 Mio.. Dies entspricht knapp 10 % des Gesamtumsatzes der Region Neckar-Alb. Seite 24 von 106

Grafik: skennziffern in den Mittelbereichen und der Region Neckar-Alb Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017, Kartengrundlage: Regionalverband Neckar-Alb. // Hinweis: Alle Angaben gerundete Werte. Die Effekte des Online-Handels spiegeln sich auch in den skennziffern nach einzelnen Sortimentsgruppen wider. Es wird deutlich, dass lediglich noch in den Sortimentsgruppen Nahrungs- und Genussmittel, Bekleidung/Schuhe/Sport sowie Hausrat/Einrichtung /Möbel tatsächlich Kaufkraftzuflüsse in die Region stattfinden. Kaufkraftzuflüsse in die Region können dabei aus verschiedenen angrenzenden Bereichen erreicht werden. Zu nennen sind hier insbesondere Kommunen aus der Region Nordschwarzwald, die abseits der Städte Calw und Nagold keine Kommunen im Randbereich zur Region Neckar-Alb aufweisen, die Kaufkraftzuflüsse zu verzeichnen haben. 14 Auch zu berücksichtigen (wenn auch in geringerem Maße) sind Kommunen aus den Landkreisen Göppingen und Esslingen in der Region Stuttgart, die Kaufkraftabflüsse zu verzeichnen haben. 15 Ein Teil davon ist selbstverständlich der Stadt Stuttgart zuzurechnen. In Summe heißt das: In Richtung Region Stuttgart findet ein wechselseitiger Kaufkraftaustausch (je nach Sortiment in unterschiedliche Richtung) statt, in Richtung Region Nordschwarzwald hat die Region Neckar-Alb einen Kaufkraftzufluss zu verzeichnen. 14 Quelle: imakomm AKADEMIE, 2015: Praxisorientiertes Einzelhandelskonzept für die Region Nordschwarzwald. 15 Quelle: IHK Region Stuttgart, 2017: Kennzahlen für den Einzelhandel 2017. // Beispielsweise weist der Landkreis Esslingen eine -Kaufkraft-Relation (=) von ca. 80 % auf. Das heißt 20 % der vorhandenen Kaufkraft fließen an Standorte im Umland. Seite 25 von 106

Methodische Hinweise zur Interpretation der nachfolgenden Grafik: Aufgrund der Erhebungsmethodik nur nach Hauptsortimenten ergibt sich ein statistischer Angebotsüberhang im Sortimentsbereich Nahrungs- und Genussmittel. Würde man die bestehenden Randsortimente (im Schnitt mindestens Anteile von ca. 10 % (insbesondere Drogeriewaren) bei SB- Warenhäusern auch deutlich größere Sortimentsanteile)) abziehen, zeigt sich, dass tatsächlich lediglich eine Versorgung mit Nahrungs- und Genussmitteln der Region Neckar- Alb bei einer um 100 % besteht. Eine ähnliche um ca. 100 % ist ebenso im Umkehrschluss in der Realität im Sortimentsbereich Gesundheit/Körperpflege durch die bestehenden Randsortimente zu erwarten. Diese übersteigen die zu berücksichtigen Randsortimente der Drogeriewarenanbieter in Summe deutlich. Grafik: skennziffern der Region Neckar-Alb nach Sortimentsgruppen Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017. // Hinweis: ohne Fabrikverkäufe. Zudem ist auf die Kaufkraftanteile einzelner Sortimentsgruppen zu verweisen. So können in den Sortimenten Bekleidung/Schuhe/Sportbekleidung und Hausrat/Einrichtung/Möbel insgesamt nur ca. 20-21 % der vorhandenen Kaufkraft gebunden werden. Abzüglich der Sortimente Nahrungs- und Genussmittel und Gesundheit/Körperpflege (insgesamt ca. 48-49 %) verbleiben damit in den restlichen Sortimenten Anteile von ca. 30-31 %, woraus insgesamt ein Kaufkraftabfluss resultiert. Konkret: Der Kaufkraftabfluss im Bereich Elektrowaren kann durch das Sortiment Bekleidung/Schuhe/Sportbekleidung (Kaufkraftzufluss) insgesamt nicht kompensiert werden. Seite 26 von 106

c) Räumliche Ausstattungsmerkmale Mit der Kennziffer pro 1.000 Einwohner kann die Angebotsdichte für die einzelnen Mittelbereiche im Vergleich dargestellt werden. Es wird deutlich, dass vor allem die Mittelbereiche Albstadt, Balingen und Reutlingen ein überdurchschnittliches Angebot aufweisen, während die Mittelbereiche Rottenburg und Münsingen noch Ausbaupotenziale besitzen, damit ein räumliches Gleichgewicht in der Region Neckar-Alb erreicht werden kann. Grafik: pro 1.000 Einwohner in den Mittelbereichen und der Region Neckar- Alb Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017, Kartengrundlage: Regionalverband Neckar-Alb. // Hinweis: Alle Angaben gerundete Werte. Seite 27 von 106

3.2 Zentrale Kennziffern Folgende Tabellen geben eine Übersicht über die zentralen Kennziffern für die Region Neckar-Alb, die Mittelbereiche sowie gemäß der Einordnung nach der zentralörtlichen Stufe. Tabelle: Einzelhandelskennziffern - Region Neckar-Alb und nach zentralörtlicher Funktion I Region Neckar-Alb Städte des Oberzentrums Alle Sortimente ohne Alle Sortimente ohne Alle Sorti- Nahrungs- Nahrungs- Alle Sortimente Fabrikvermente Fabrikver- und Genussmittenussmittel und Gekäufkäufe 1.173.675 1.118.490 334.335 418.610 417.970 82.775 pro 1.000 Einwohner 1.695 1.615 485 2.075 2.070 410 4.197,9 3.843,0 1.849,8 1.381,8 1.379,8 479,8 pro 1.000 Einwohner 103 94 112 118 118 101 Mittelzentren Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017. Unterzentren 410.650 366.860 98.180 174.755 169.515 55.435 2.329 2.081 555 1.835 1.780 580 1.522,1 1.211,4 548,1 570,7 555,3 304,1 146 116 130 110 107 144 Seite 28 von 106

Tabelle: Einzelhandelskennziffern - nach zentralörtlicher Funktion II Kleinzentren Orte ohne zentralörtliche Funktion Alle Sortimente ohne Alle Sortimente ohne Alle Sorti- Nahrungs- Nahrungs- Alle Sortimente Fabrikvermente Fabrikver- und Genussmittenussmittel und Gekäufkäufe 74.790 73.055 48.315 94.870 91.095 49.630 pro 1.000 Einwohner 760 740 490 785 755 410 332,6 326,8 255,5 390,7 369,8 262,2 Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017. 54 53 101 53 51 88 Tabelle: Einzelhandelskennziffern - Mittelbereiche I Mittelbereich Albstadt Mittelbereich Balingen Alle Sortimente ohne Alle Sortimente ohne Alle Sorti- Nahrungs- Nahrungs- Alle Sortimente Fabrikvermente Fabrikver- und Genussmittenussmittel und Gekäufkäufe 117.780 112.050 37.270 159.315 158.590 27.220 pro 1.000 Einwohner 1.620 1.540 510 2.832 2.819 485 445,4 427,0 201,7 414,3 411,7 149,0 pro 1.000 Einwohner 105 100 117 121 120 107 Mittelbereich Hechingen Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017. Mittelbereich Metzingen 104.350 99.060 33.055 116.535 77.980 33.230 1.750 1.660 555 1.985 1.330 565 340,8 324,4 186,2 598,2 185,5 305,0 101 96 135 164 84 126 Seite 29 von 106

Tabelle: Einzelhandelskennziffern - Mittelbereiche II Mittelbereich Münsingen Mittelbereich Reutlingen Alle Sortimente ohne Alle Sormente ohne Alle Sorti- Nahrungs- Nahrungs- Alle Sortimente Fabrikvertimente Fabrikver- und Genussmittenussmittel und Gekäufkäufe 49.610 49.060 26.210 368.380 367.940 76.140 pro 1.000 Einwohner 1.125 1.110 595 2.055 2.055 425 202,3 200,4 135,3 1.144,4 1.143,0 440,2 pro 1.000 Einwohner 81 80 133 106 106 101 Mittelbereich Rottenburg Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017. Mittelbereich Tübingen 41.815 41.565 16.610 215.890 212.250 84.605 770 770 305 1.290 1.265 505 173,6 172,5 97,3 878,9 859,0 454,6 56 56 78 90 88 115 Seite 30 von 106

3.3 Kennziffern im Detail Tabelle: Einzelhandelskennziffern im Detail (sortimentsscharf) - Region Neckar-Alb Einzelhandel Nahrungs- und Genussmittel Gesundheit / Körperpflege Blumen, Pflanzen, Zoologischer Bedarf Bücher, PBS 17, Spielwaren Bekleidung, Schuhe, Sportbekleidung Elektrowaren Neckar-Alb Ø Flächenproduktivität Anteil il 16 / nil 112% 5.533 17% 83% 89% 6.679 54% 46% 63% 1.732 11% 89% 38% 3.605 63% 37% 194% 3.606 65% 35% 44% 6.016 62% 38% Hausrat, Einrichtung, Möbel 117% 1.491 10% 90% Sonstiger 18 Einzelhandel 75% 2.523 13% 87% Alle Sortimente 103% 3.577 25% 75% Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017. 16 il = integrierte Lage entspricht zentralörtlicher Versorgungskern = ZöV // nil = nicht integrierte Lage 17 Papier, Bürobedarf, Schreibwaren 18 Sonstiger Einzelhandel = z. B. Bau- und Heimwerkerbedarf, Optik, Uhren/Schmuck, Fahrrad Seite 31 von 106

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4 Einzelhandelsentwicklung der Region Neckar-Alb 4.1 Entwicklung der Einzelhandelskennziffern der Region Neckar-Alb Im Vergleich der 2017 erfassten Daten mit den erstmals erfassten Daten für die Region Neckar-Alb im Jahr 2010 (Jahr der Bestandserhebungen), lassen sich unterschiedliche Entwicklungen in der Region aufzeigen. a) Entwicklungen in der Region In Summe zeigt sich, dass in der Region Neckar-Alb zwar ein wachstum (+8,0 %) zu verzeichnen war, dieses aber nicht mit dem Kaufkraftwachstum im gleichen Zeitraum Schritt halten konnte. Dies bedeutet: Nicht alle Kaufkraftzuwächse können auch vor Ort gebunden werden. Hierbei sind allerdings auch externe Entwicklungen zu berücksichtigen. So ist im gleichen Zeitraum der Anteil des Online- und Versandhandels deutschlandweit um ca. 5,5 % 19 gestiegen. Dies entspricht ziemlich genau den fehlenden zuwächsen in der Region. Vor diesem Hintergrund kann das wachstum in Summe als Erfolg bewertet werden. Grafik: Kaufkraft- und entwicklung in der Region Neckar-Alb Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017, *Basisdaten Kaufkraft: GfK, 2017. // Hinweis: Alle Angaben gerundete Werte. 19 Quelle: EHI, handelsdaten.de, 2017. Seite 33 von 106

Die und die Anzahl der Betriebe konnte in etwa konstant gehalten werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass im Vergleich zu den Datenerhebungen im Jahr 2010 nun auch Hofläden gezielt berücksichtigt wurden. Ohne diese ist ein geringer Verlust hinsichtlich der Betriebsanzahl festzustellen. Diese Entwicklung deckt sich mit dem deutschlandweiten Trend. Hier zeigt sich, dass die Betriebsanzahl zurückgeht, während die n konstant bleiben, Betriebe somit im Schnitt an zunehmen. Grafik: n- und Betriebsanzahlentwicklung in der Region Neckar-Alb Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017, Basisdaten Kaufkraft: GfK, 2017. // Hinweis: Alle Angaben gerundete Werte. * Wichtig: 2017 Aufnahme zusätzlicher Betriebe, die eine größer werdende Bedeutung in der Nahversorgung aufweisen (v. a. Hofläden). Ohne diese: -2,8 %. Auffallend ist in der gesamten Entwicklung, dass Verluste in der Einzelhandelsausstattung bezüglich der n vor allem in den Ober-, Mittel- und Unterzentren festzustellen sind, während in den Kleinzentren und den Orten ohne zentralörtliche Funktion Gewinne zu verzeichnen sind. Dies lässt sich vor allem auf zwei Faktoren zurückführen: Wachstum der n im Bereich Nahrungs- und Genussmittel in den Unter- und Kleinzentren sowie nicht zentralen Orten (=absolute Zunahme) durch neue Lebensmittelmärkte. Überwiegend Verluste in den Sortimentsgruppen des langfristigen Bedarfs Hausrat/Einrichtung/Möbel und sonstiger Einzelhandel (v. a. Bau- und Heimwerkerbedarf) durch den Wegfall eines großen Möbelhauses sowie eines großen Baumarktes. (= relative Zunahme in den Orten niedriger sstufe bzw. ohne zentralörtliche Funktion). Seite 34 von 106

Gewinne bzw. Verluste in der Einzelhandelsausstattung sind bei den n vor allem in folgenden (Teil-)Sortimenten festzustellen: Zunahme (Hauptsortiment) Lebensmittelmärkte Apotheken Bekleidung Elektrowaren Haus- und Heimtextilien Optik, Uhren/Schmuck Abnahme (Hauptsortiment) Lebensmittelhandwerk Drogeriewaren Zoologischer Bedarf Haushaltswaren Bücher, Zeitschriften Spielwaren Möbel Entwicklung in den Sortimentsbereichen des kurzfristigen Bedarfs: In den Sortimentsbereichen des kurzfristigen Bedarfs konnte seit 2010 eine insgesamt positive Entwicklung festgestellt werden (+ ca. 10.170 m² ). Im Lebensmittelbereich ist eine differenzierte Entwicklung zwischen den Lebensmittelgeschäften und dem Lebensmittelhandwerk zu erkennen. Während die n insgesamt zunehmen, sind im Lebensmittelhandwerk deutliche Verluste zu erkennen. Gleiches spiegelt sich auch bei der Betriebsanzahl wider. Grafik: Entwicklung der n und der Betriebsanzahl im Lebensmittelbereich in der Region Neckar-Alb Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017. Seite 35 von 106

Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Bedeutung von Hofläden in der Region deutlich zunimmt, was statistisch auch zu einer entsprechenden Steigerung der Betriebsanzahl führt. Eine Steigerung der n bei den Lebensmittegeschäften ist in Summe auch ohne Berücksichtigung von Hofläden festzustellen. Die Abnahme von Betrieben im Lebensmittelhandwerk deckt sich mit dem deutschlandweiten Trend. Hier sind in den letzten sieben Jahren Verluste von 6-8 % festzustellen. Differenziert nach der zentralörtlichen Funktion zeigt sich, dass eine Stärkung der Unter- und Kleinzentren sowie der Orte ohne zentralörtliche Funktion (sonstige Orte) stattgefunden hat. Die ortsnahe Grund- und Nahversorgung konnte damit klar verbessert werden. Wesentliche Verluste sind vor allem in den Städten des Oberzentrums durch den Wegfall größerer Anbieter zu verzeichnen (gleichzeitig konnten aber dennoch auch nerweiterungen und Neuansiedlungen durchgeführt werden). Hier gilt es weiterhin eine von über 100 % anzustreben, um eine flächendeckende Versorgung aufrechterhalten zu können. Eine Unterversorgung ( <100%) besteht auf Mittelbereichsebene derzeit einzig im Mittelbereich Rottenburg, welcher jedoch auf Grund der Struktur mit zahlreichen Teilorten eine besondere Ausgangslage aufweist. Grafik: Entwicklung der nausstattung im Lebensmittelbereich Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017. // Hinweis: Alle Angaben gerundete Werte. Seite 36 von 106

Entwicklung in den Sortimentsbereichen des mittelfristigen Bedarfs: Im Sortimentsbereich des mittelfristigen Bedarfs kann in Summe eine positive Entwicklung festgestellt werden. Diese ist jedoch differenziert zu betrachten. Während im Sortiment Bekleidung/Schuhe/Sportbekleidung klare n- und zuwächse zu verzeichnen sind (+19.600 m² (ohne Fabrikverkäufe 20 : +12.330 m²)), sind im Sortimentsbereich Bücher, PBS, Spielwaren Verluste zu erkennen (-4.670 m²). Insbesondere im Bereich Bücher, PBS, Spielwaren treten dabei die Auswirkungen durch hohe anteile des Online-Handels stark auf. Grafik: Entwicklung der nausstattung der Sortimente des mittelfristigen Bedarfs Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017. // Hinweis: Alle Angaben gerundete Werte. PBS = Papier, Bürobedarf, Schreibwaren. Entwicklung in den Sortimentsbereichen des langfristigen Bedarfs: Auch wenn in den langfristigen Sortimentsbereichen in Summe in der Region Neckar-Alb starke nverluste (ca. 24.940 m²) zu verzeichnen sind 21, findet weiterhin eine Konzentration der Sortimente des langfristigen Bedarfsbereichs in den Ober- und Mittelzentren statt. Die Entwicklung im Sortimentsbereich des langfristigen Bedarfs stellt in Summe aber einen der ganz wesentlichen Gründe für die insgesamt nur konstante nentwicklung in der Region Neckar-Alb dar. 20 Berücksichtigung aller Fabrikverkäufe in der Region Neckar-Alb. 21 resultierend aus der Schließung von einzelnen großflächigen Einzelhandelsbetrieben (dabei aber auch einige Betriebe unter 2.500 m²). Seite 37 von 106

Grafik: Entwicklung der nausstattung der Sortimente des langfristigen Bedarfs Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017. // Hinweis: Alle Angaben gerundete Werte. Positiv ist außerdem zu bewerten, dass in den ausgewiesenen Ergänzungsstandorten (Vorbehaltsgebiete) ein nwachstum von ca. 5 % auf ca. 215.190 m² festzustellen ist. b) Entwicklungen auf Mittelbereichsebene Bei räumlicher Betrachtung der Entwicklung kann insgesamt festgestellt werden, dass die vorhandenen positiven entwicklungen nicht an anderer Stelle zu einem zu hohen Konkurrenzdruck und damit einem nabbau führen. Weder in Bezug auf die entwicklung noch auf die nentwicklung können stark negative Entwicklungen in den Mittelbereichen festgestellt werden. Es sind keine wesentlichen Kannibalisierungseffekte innerhalb der Region Neckar-Alb aufgetreten. Wird die entwicklung im Zusammenhang mit der -Stärke einzelner Mittelbereiche betrachtet, sind steigerungen in den bisher umsatzschwächeren (ländlich strukturierten) Mittelbereichen (Münsingen, Rottenburg) bzw. durchschnittlich starken Mittelbereichen (Tübingen, Hechingen) festzustellen, was bei einer Fortsetzung des Trends zu einer räumlich ausgewogenen Entwicklung der Region führen würde. Seite 38 von 106

Grafik: Entwicklung der n und des es in den Mittelbereichen der Region Neckar-Alb Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017, Kartengrundlage: Regionalverband Neckar-Alb. // Hinweis: Alle Angaben gerundete Werte. Grafik: entwicklung seit 2010 und aktueller pro Einwohner nach Mittelbereichen Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017, Kartengrundlage: Regionalverband Neckar-Alb. // Hinweis: Alle Angaben gerundete Werte. Seite 39 von 106

c) Entwicklungen in den zentralörtlichen Versorgungskernen Neben der Entwicklung der Nahversorgung ist die Entwicklung starker Innenstädte (= zentralörtliche Versorgungskerne) das zweite ganz wesentliche Ziel in der Region Neckar-Alb. Insgesamt kann in Hinblick auf die Entwicklung der zentralörtlichen Versorgungskerne ein positives Fazit gezogen werden. Insgesamt kann ein nwachstum festgestellt werden, das sich auch in einzelnen Sortimenten widerspiegelt. Besonders positiv hervorzuheben ist ein Anstieg der frequenzbringenden Sortimente Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheit/Körperpflege sowie Bekleidung/Schuhe/Sportbekleidung. In der Sortimentsgruppe Hausrat, Einrichtung, Möbel beziehen sich die nzuwächse vor allem auf Angebote aus dem Bereich Haushaltswaren/GPK 22 sowie Haus- und Heimtextilien. Grafik: Entwicklung der n in den zentralörtlichen Versorgungskernen nach Sortimentsgruppen Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017. // Hinweis: Alle Angaben gerundete Werte. Zentral für eine Bewertung des nanteils sowie der Entwicklung der n ist nicht die Gesamtverkaufsfläche, sondern insbesondere die Entwicklung der zentrenrelevanten Sortimente. Damit werden auch Effekte durch großflächige Vorhaben mit nicht zentrenrelevanten Sortimenten (Möbel, Bau- und Heimwerkerbedarf), die statistisch zu Ungunsten der nanteile der zentralörtlichen Versorgungskerne wirken, berücksichtigt. 22 GPK = Glas/Porzellan/Keramik Seite 40 von 106

Die nanteile der zentrenrelevanten Sortimente in den zentralörtlichen Versorgungskern bleiben weitgehend stabil und konnten teilweise sogar gestärkt werden. Von den Mittelbereichen mit bisher vergleichsweise geringeren nanteilen konnte zumindest der Mittelbereich Münsingen zusätzliche n im zentralörtlichen Versorgungskern umsetzen. Insgesamt kann festgehalten werden, dass bei Betrachtung der zentrenrelevanten Sortimente in der Region Neckar-Alb im Schnitt eine positive nentwicklung in den zentralörtlichen Versorgungskernen zu verzeichnen ist. Grafik: Entwicklung der nausstattung in den zentralörtlichen Versorgungskernen in den Mittelbereichen in allen zentrenrelevanten Sortimenten Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017, Kartengrundlage: Regionalverband Neckar-Alb. // Hinweis: Alle Angaben gerundete Werte. Das zentrenrelevante Sortiment Gesundheit/Körperpflege wurde auch vor dem Hintergrund der Schlecker-Pleite besonders betrachtet. Dieses frequenzbringende Sortiment kann, ebenso wie Lebensmittel, als wesentlicher Anker und Frequenzbringer für die Entwicklung der Innenstädte genutzt werden. Seit 2010 haben sich gerade in diesem Sortiment bedeutsame Änderungen ergeben, ganz wesentlich bedingt durch die Schlecker-Pleite. Frei gewordene Kaufkraftanteile konnten nun neu zwischen den bestehenden Akteuren auf dem Markt aufgeteilt werden, wobei auch die Lebensmittelanbieter bedeutende anteile binden. Dies wird insbesondere bei Be- Seite 41 von 106

trachtung der skennziffer für die Region Neckar-Alb von 89 % deutlich (der suggerierte Kaufkraftabfluss wird in der Realität von den Randsortimenten der Lebensmittelanbieter vor Ort gebunden). Mit Blick auf die einzelnen Mittelbereiche zeigt sich: Die Effekte der Schlecker-Pleite konnten noch nicht in allen Mittelbereichen durch Angebote mit dem Hauptsortiment Drogeriewaren aufgefangen werden. Dass eine Ansiedlung von Drogeriemärkten aber auch tatsächlich in den zentralörtlichen Versorgungskernen umsetzbar ist, zeigen die Beispiele der Mittelbereiche Albstadt, Metzingen oder Tübingen, die eine positive nentwicklung zu verzeichnen haben. Grafik: Entwicklung der nausstattung in den zentralörtlichen Versorgungskernen in den Mittelbereichen im zentrenrelevanten Sortiment Gesundheit/Körperpflege Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017, Kartengrundlage: Regionalverband Neckar-Alb. // Hinweis: Alle Angaben gerundete Werte. Seite 42 von 106

4.2 Einzelhandelsentwicklung - Kennziffern In nachfolgender Tabelle werden zentrale Kennziffern zur Einzelhandelsentwicklung seit der ersten Bestandserhebung im Jahr 2010 bis zum Jahr 2017 für die Region Neckar-Alb dargestellt. Details für einzelne Kommunen finden sich im Anhang. Tabelle: Entwicklung der Bestandsdaten von 2010 bis 2017 - Region Neckar-Alb Anzahl der Betriebe nentwicklung pro 1.000 Einwohner entwicklung Flächenproduktivität Anteil integrierte Lage 23 Anteil nicht integrierte Lage nentwicklung integrierte Lage Quelle: imakomm AKADEMIE, 2017 Region Neckar-Alb 2010 2017 3.529 3.575 1.173.518 1.143.673 0% 1.698 1.695 3.888,1 4.197,9 +8,0 3.313 3.577 108 103 27 25 73 75 +5 23 Integrierte Lage entspricht zentralörtlicher Versorgungskern. Seite 43 von 106

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5 Fazit/Perspektiven/weiteres Vorgehen 5.1 Zentrale Analyseergebnisse Zusammenfassend lassen sich zentrale Aspekte aus den Analyseergebnissen festhalten: Insgesamt besteht eine Abstufung der Leistungsfähigkeit einzelner Zentraler Orte gemäß dem Zentrale-Orte-System. Ein ungefähres räumliches Gleichgewicht mit ähnlicher Leistungsstärke zwischen allen Mittelbereichen kann hingegen (noch) nicht festgestellt werden. Zusätzliche Kaufkraft aufgrund von Einkommens- und/oder Einwohnerzuwächsen kann durch den Einzelhandel nicht ausreichend gebunden werden, auch wenn noch ein wachstum im regionalen Handel besteht. Das wachstum fällt geringer aus als das Kaufkraftwachstum, es hält also nicht mit dem Kaufkraftwachstum mit. Externe Einflüsse wie die Auswirkungen des Online-Handels binden Kaufkraft aus der Region Neckar-Alb, so dass positive Effekte durch das regionale Kaufkraftwachstum nicht in der Region spürbar ankommen. Ein nwachstum findet erfreulicherweise in Mittelbereichen mit heute noch unterdurchschnittlicher Ausstattung statt. Das bestehende Ungleichgewicht in der Leistungsstärke zwischen einzelnen Mittelbereichen verringert sich damit etwas. Hier ist dennoch weiterhin Handlungsbedarf gegeben. Verluste sind in der Region vor allem in Sortimenten des langfristigen Bedarfsbereichs zu verzeichnen, was vor allem auf den Verlust eines großen Möbelhauses und eines großen Baumarktes zurückzuführen ist. Eine Konzentration auf die zentralen Orte höherer Stufe findet in diesen Sortimentsbereichen, da es sich hierbei um Einzelfälle handelt, weiterhin statt. Vor diesem Hintergrund wurden deshalb mit der bisherigen Strategie der Einzelhandelssteuerung in der Region Neckar-Alb zwei zentrale Ziele verfolgt: (1) Die Stärkung der flächendeckenden Grund- und Nahversorgung 24 und (2) eine Stärkung der Innenstädte und Ortsmit- 24 vgl. Regionalplan Neckar-Alb 2013, Kapitel 2.4.3.2 G (2) und Z (4). Seite 45 von 106

ten. 25 Die Umsetzungsstrategie zum Erreichen dieser Ziele ist nachweislich erfolgreich. (Details siehe Folgekapitel: Evaluation der Ziele) 5.2 Evaluation des Ziels: Flächendeckende Grund- und Nahversorgung Die Entwicklung von Supermärkten und Discountern führt zwar zu einem Flächenwachstum, allerdings ist im Lebensmittelbereich ein Verdrängungswettbewerb gegeben (siehe der Region). Ein Rückgang des Lebensmittelhandwerks (siehe Zahl der Betriebe, siehe nanteil) ist deutschlandweit zu verzeichnen, dies gilt auch in der Region Neckar-Alb. Zur Sicherung der Nahversorgung können neben Kleinflächenkonzepten (Genossenschaftsläden etc.) auch Angebote wie beispielsweise Hofläden und regionale Produktverkäufe Alternativen bieten (die Region verfügt derzeit über mehr als 140 solcher Angebote!). Diese können insbesondere dort erfolgreich betrieben werden, wo sie neben Einheimischen auch Touristen Angebote bieten. In Unterzentren, Kleinzentren und nicht zentralen Orten konnte die Versorgungssituation im Lebensmittelbereich in Summe im Vergleich zu 2010 verbessert werden. Insgesamt kann damit das Ziel der Stärkung der flächendeckenden Grund- und Nahversorgung positiv bewertet werden. 5.3 Evaluation des Ziels: Stärkung der Innenstädte und Ortsmitten Eine Stärkung der Innenstädte gelingt. Insgesamt ist ein nwachstum in den zentralörtlichen Versorgungskernen zu verzeichnen. Dies gilt insbesondere auch in den zentrenrelevanten Sortimenten. 25 vgl. Regionalplan Neckar-Alb 2013, Kapitel 2.4.3.2 Z (5). Seite 46 von 106

Auch in den frequenzbringenden Sortimenten Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheit/Körperpflege und Bekleidung/Schuhe/Sportbekleidung ist ein nwachstum in den zentralörtlichen Versorgungskernen festzustellen. Dies ist positiv. Die verlagerungen auf andere Betriebe/Betriebsformen durch die Schlecker- Pleite sind in der Region im Sortiment Gesundheit/Körperpflege noch nicht abgeschlossen. Viele Lebensmittelanbieter übernehmen heute durch das Randsortiment die Versorgungsfunktion. Drogeriemärkte können als wesentliche Frequenzbringer für die Innenstädte dienen. Dies konnte immerhin in einigen Kommunen tatsächlich umgesetzt werden. Insgesamt kann damit zum Ziel der Stärkung der Innenstädte und Ortsmitten ein positives Zwischenfazit gezogen werden. 5.4 Empfehlungen Vor dem Hintergrund der dargestellten Ergebnisse aus Analyse und Prognose sowie Evaluation der Umsetzungsstrategie zu den Zielen flächendeckende Grund- und Nahversorgung und Stärkung der Innenstädte und Ortsmitten lassen sich nachfolgende Empfehlungen für die künftige Einzelhandelssteuerung in der Region Neckar-Alb ableiten. Zentrale Aspekte hiervon wurden bereits in der AG Wirtschaft diskutiert. Nahversorgungsstandorte: Die Grund- und Nahversorgung konnte insbesondere in den Unter- und Kleinzentren sowie den nicht zentralen Orten bereits verbessert werden. Hier konnten auch großflächige Vorhaben zur Sicherung der Grundversorgung in den vergangenen Jahren realisiert werden. Zukünftig gilt es weiterhin, den Erhalt der Versorgung einerseits sicherzustellen und andererseits noch bestehende Versorgungslücken - auch in Orten mit zentralörtlicher Funktion - zu schließen. Dies gilt auch für die Städte des Oberzentrums in einzelnen Stadtteilen, die im Vergleich zu den Mittelzentren eine niedrigere Ausstattung aufweisen. Seite 47 von 106