Grundbegriffe Mengenlehre und Logik

Ähnliche Dokumente
Vorlesung 3: Logik und Mengenlehre

Kapitel 1: Grundbegriffe

Mathematik I für Studierende der Informatik und Wirtschaftsinformatik (Diskrete Mathematik) im Wintersemester 2015/16

Vorkurs Mathematik. Prof. Udo Hebisch WS 2017/18

Grundbegriffe aus Logik und Mengenlehre

Mengenlehre. Mengenlehre. Vorkurs Informatik WS 2013/ September Vorkurs Informatik - WS2013/14

0 Mengen und Abbildungen, Gruppen und Körper

Mathematik I für Studierende der Informatik und Wirtschaftsinformatik (Diskrete Mathematik) im Wintersemester 2017/18

Vorsemesterkurs Informatik

Technische Universität München. Ferienkurs Lineare Algebra 1. Mengenlehre, Aussagen, Relationen und Funktionen. 21. März 2011.

Diskrete Strukturen. Vorlesung 3: Naive Mengenlehre. 30. Oktober 2018

1. Grundlagen. Gliederung 1.1 Was ist Analysis? 1.2 Aussagen und Mengen 1.3 Natürliche Zahlen 1.4 Ganze Zahlen, rationale Zahlen

1. Grundlagen. 1.1 Was ist Analysis? 1.2 Aussagen und Mengen

Grundlegendes der Mathematik

Einführung in die Informatik 2

Kapitel 1. Grundlagen Mengen

Vorkurs Mathematik und Informatik Mengen, natürliche Zahlen, Induktion

Analysis I für Studierende der Ingenieurwissenschaften

Kapitel 1. Grundlagen

Euler-Venn-Diagramme

Mengenlehre und vollständige Induktion

Mengenlehre Zahlbereiche. II Mengenlehre. Propädeutikum Holger Wuschke. 18. September 2018

1 Grundlagen. 1.1 Aussagen

Vorsemesterkurs Informatik

Brückenkurs Mathematik 2015

Analysis I für Studierende der Ingenieurwissenschaften

Analyis I - Grundlagen

Logik. III Logik. Propädeutikum Holger Wuschke. 19. September 2018

Logik, Mengen und Abbildungen

Zusatzmaterial zur Mathematik I für E-Techniker Übung 1

Formale Methoden 2. Gaetano Geck Lehrstuhl I Logik in der Informatik WS 2014/2015

Brückenkurs Mathematik 2018

Brückenkurs Mathematik

Vorsemesterkurs Informatik

Kapitel 1. Grundlagen

HM I Tutorium 1. Lucas Kunz. 27. Oktober 2016

definieren eine Aussage A als einen Satz, der entweder wahr (w) oder falsch (f) (also insbesondere nicht beides zugleich) ist 1. Beispiel 1.1.

Mengenlehre. Mengenlehre. Quick Start Informatik Theoretischer Teil WS2011/ Oktober QSI - Theorie - WS2011/12

Elemente der Analysis I Kapitel 3: Einführung III, Summen, Logik, Mengen, Beweise

Einleitung. R 2 = R R := { (x, y) ; x, y R }

2 Mengen. Menge. Die Summenformel. Die leere Menge. Das kartesische Produkt. Die Produktformel. Die Potenzmenge. Die Binomialzahlen.

Für unseren Gebrauch ist eine Menge bestimmt durch die in ihr enthaltenen Elemente. Ist M eine Menge, so ist ein beliebiges Objekt m wieder so ein

Mathematik 1, Teil B

2 Mengenlehre. 2.1 Grundlagen Definition

Kapitel 1 Grundbegriffe der Mengenlehre und der Logik

( ) ( ) für x = 9 gilt:

Warum Mathe? IG/StV-Mathematik der KFU-Graz. 1 Mengen Mengenoperationen Rechenregeln Mengen 4. Funktionen 7

Logik und Mengen. Jörg Frochte und Markus Lemmen

Mathematische Grundlagen der Computerlinguistik I. Mengen und Mengenoperationen (Teil 1)

1 Sprechweisen und Symbole der Mathematik

Brückenkurs Mathematik. Dienstag Freitag

1.3 Aussagen. Beispiel: Das Bruttosozialprodukt der Bundesrepublik Deutschland ist höher als das der USA ist eine offenbar falsche Aussage.

Mengenlehre. Begriff der Mengenzugehörigkeit x M, x Ê M >x : x { a 1. e e x = a n. } 2 x = a 1. >x : x { y P(y) } 2 P(x) Begriff der leeren Menge

2 Mengen, Relationen, Funktionen

2 Mengen, Relationen, Funktionen

Mengen. (Nicht-) Elemente einer Menge { 3, 4 } { 1, { 2 }, { 3, 4 }, { 5 } } 3 { 1, { 2 }, { 3, 4 }, { 5 } }

Lineare Algebra I. Anhang. A Relationen. Heinz H. GONSKA, Maria D. RUSU, Michael WOZNICZKA. Wintersemester 2009/10

Algebraische Grundlagen 1

Mathematischer Vorkurs. Prof. Dr. N.Mahnke

Fachwissenschaftliche Grundlagen

Mengen. Eigenschaften. Spezielle Mengen (1) Prominente Mengen. ! Mengenzugehörigkeit

Kapitel 1. Mengen und Abbildungen. 1.1 Mengen

Mathematischer Vorbereitungskurs für das MINT-Studium

Aussagen. Mathematik und Logik 2011W. Was ist Logik? Elementare Zahlentheorie. Logik. Aussagenlogik. Prädikatenlogik. Datentypen.

Vorbereitungskurs Mathematik zum Sommersemester 2015 Aussagen, Logik und Beweistechniken

WS 20013/14. Diskrete Strukturen

Mathematik für Techniker

Wissenschaftliches Arbeiten Quantitative Methoden

Grundlagen der Mengenlehre

Eine Aussage kann eine Eigenschaft für ein einzelnes, konkretes Objekt behaupten:

Indexmengen. Definition. n n n. i=1 A i := A 1... A n

Die Mengenlehre ist ein Grundelement der Sprache der Mathematik und geht als

Mathematischer Vorbereitungskurs für das MINT-Studium

Lineare Algebra. Jung Kyu Canci. Mit der Hilfe von: Stefano Iula, Olivia Ebneter, Katharina Laubscher, Viviane Wehrle

Lösungsmenge L I = {x R 3x + 5 = 9} = L II = {x R 3x = 4} = L III = { }

Diskrete Strukturen Kapitel 2: Grundlagen (Mengen)

Eine Menge A ist die Zusammenfassung gleichartiger Elemente zu einer Gesamtheit. Eine Menge kann definiert werden durch

Analysis I für Studierende der Ingenieurwissenschaften

2 Mengenlehre. Definition: Unter einer Menge M versteht man die Zusammenfassung von unterscheidbaren Objekten (den Elementen) zu einem Ganzen.

, 5;8 7,6 8;15;21 4/2,3/1,4 2; 4 3;15 7;7 3,2;3; 32 5,6,7 ; 8,2,1

ELEMENTARE DISKRETE MATHEMATIK Kapitel 2: Elementare Logik und Beweise

Mathematische Grundlagen der Computerlinguistik

B Grundbegriffe zu Mengen und Abbildungen

Brückenkurs Mathematik. Dienstag Freitag

Vorkurs Mathematik B

WS 2009/10. Diskrete Strukturen

Lösungen 1 zum Mathematik-Brückenkurs für alle, die sich für Mathematik interessieren

Elementare Mengenlehre

Rudolf Brinkmann Seite

Mengen, Logik. Jörn Loviscach. Versionsstand: 17. Oktober 2009, 17:42

Alphabet der Prädikatenlogik

Informatik Vorkurs: Etwas Mathematik. Werner Struckmann WS 2014/2015

Mengenlehre. Aufgaben mit Lösungen

Beispiel 1.10 Das Bruttosozialprodukt der Bundesrepublik Deutschland ist höher als das der USA ist eine offenbar falsche Aussage.

2008W. Vorlesung im 2008W Institut für Algebra Johannes Kepler Universität Linz

1 Mengen. 1.1 Definition

1 Mengen. 1.1 Elementare Definitionen. Einige mathematische Konzepte

Transkript:

Grundbegriffe Mengenlehre und Logik Analysis für Informatiker und Lehramt Mathematik MS/GS/FS WS 2016/2017 Agnes Radl

Mengen Georg Cantor (1895) Unter einer Menge verstehen wir jede Zusammenfassung M von bestimmten wohlunterschiedenen Objekten m unserer Anschauung oder unseres Denkens (welche die Elemente von M genannt werden) zu einem Ganzen. Notation m M oder M m, falls m ein Element der Menge M ist. m M oder M m, falls m kein Element der Menge M ist. M = {1, 2, 3, 5}; dann 5 M, 4 M; beachte: {1, 2, 2} = {1, 2} N (Menge der natürlichen Zahlen); {m N : m gerade}

leere Menge oder {} Menge, die kein Element enthält.

Teilmenge, Obermenge Seien A und B Mengen. A B, falls für alle x A auch x B gilt. A ist eine Teilmenge von B bzw. B ist eine Obermenge von A. {1, 4} {1, 2, 4, 5} {2n : n N} N Bemerkung Für jede Menge A gilt: A, A A. A = B bedeutet A B und B A. A B

Durchschnitt Seien A und B Mengen. Durchschnitt von A und B: A B = {x : x A und x B} A B A = {1, 2, 5}, B = {1, 5, 12}, A B ={1, 5} A = {1, 2, 5}, B = {3, 4}, A B = A =, B beliebige Menge: A B = Ist A B, dann ist A B =A. A A =A Bemerkung A und B heißen disjunkt, falls A B =.

Vereinigung Seien A und B Mengen. Vereinigung von A und B: A B = {x : x A oder x B} A B A = {1, 2, 5}, B = {1, 5, 12}, A B ={1, 2, 5, 12} A =, B beliebige Menge: A B =B A A =A Bemerkung disjunkte Vereinigung: A B bedeutet A B, wobei A B =.

Differenz Seien A und B Mengen. Differenz von A und B: A \ B = {x : x A und x B} A B A = {1, 2, 5}, B = {1, 5, 12}, A \ B= {2} A = {1, 2, 5}, B = {1, 2, 3, 4, 5}, A \ B = A \ =A \ A = A \ A =

Veranschaulichung durch Venn 1 -Diagramme A B A B A B A B A \ B A B 1 John Venn (1834 1923), englischer Mathematiker

Potenzmenge Sei A eine Menge. Potenzmenge von A: P(A) = {M : M A} Menge aller Teilmengen von A A = {2, 5}, P(A) = {, {2}, {5}, {2, 5}} P( ) = { } {1, 3, 7} P(N), {3n : n N} P(N)

kartesisches Produkt Seien A und B Mengen. Kartesisches 1 Produkt von A und B: A B = {(x, y) : x A, y B} A = {2, 5}, B = {1, 2, 3}, A B = {(2, 1), (2, 2), (2, 3), (5, 1), (5, 2), (5, 3)} A = oder B = : A B = 1 René Descartes (1596 1650); französischer Mathematiker

Bemerkung und für endlich viele Mengen A 1,..., A n : n A k = A 1 A n = {x : x A 1 und... und x A n }, k=1 n A k = A 1 A n = {x : x A 1 oder... oder x A n }, k=1 ebenso das kartesische Produkt: A 1 A n = {(x 1,..., x n ) : x 1 A 1,..., x n A n }.

Aussagen und ihre Verknüpfungen Eine mathematische Aussage A beschreibt einen mathematischen Sachverhalt, dem ein Wahrheitswert wahr (w) oder falsch (f) zugeordnet werden kann. 2 ist eine gerade Zahl. 2 ist eine ungerade Zahl. (w) (f) Aus mathematischen Aussagen A und B kann man folgendermaßen neue mathematische Aussagen bilden.

Aussagen und ihre Verknüpfungen Negation: A A gilt nicht. A A w f f w A: 2 ist eine gerade Zahl. (w) A: Es gilt nicht, dass 2 eine gerade Zahl ist. (f)

Aussagen und ihre Verknüpfungen Konjunktion (und): A B Sowohl A gilt als auch B. A B A B w w w w f f f w f f f f A: 2 ist eine gerade Zahl. (w) B: 3 ist eine gerade Zahl. (f) A B: 2 ist eine gerade Zahl und 3 ist eine gerade Zahl. (f)

Aussagen und ihre Verknüpfungen Disjunktion (oder): A B A gilt oder B gilt. Beachte: Dies ist kein ausschließendes oder. Auch beide dürfen gelten. A B A B w w w w f w f w w f f f A: 2 ist eine gerade Zahl. (w) B: 3 ist eine gerade Zahl. (f) A B: 2 ist eine gerade Zahl oder 3 ist eine gerade Zahl. (w)

Aussagen und ihre Verknüpfungen Desweiteren Implikation: A B Wenn A, dann B. Aus A folgt B. A ist hinreichend für B. B ist notwendig für A. A B A B w w w w f f f w w f f w A B A A B w w f w w f f f f w w w f f w w

Aussagen und ihre Verknüpfungen Äquivalenz: A B A B bedeutet (A B) (B A) A genau dann, wenn B. A ist notwendig und hinreichend für B. A und B sind äquivalent. A B A B B A A B w w w w w w f f w f f w w f f f f w w w

Quantoren Ist M eine Menge und A(m) eine Aussage über m, so schreibt man m M : A(m) Für alle Elemente m der Menge M gilt A(m). m M : A(m) Es gibt (mindestens) ein Element m in der Menge M, für das A(m) gilt. (Der Doppelpunkt wird manchmal weggelassen.) Allquantor Existenzquantor

Quantoren A(m): m ist durch 2 teilbar. M = {2, 8, 10, 11}. m M : A(m) Jedes m M ist durch 2 teilbar., m M : A(m) Es gibt ein m M, das durch 2 teilbar ist. (falsch) (wahr) M = {2, 8, 10} m M : A(m) Jedes m M ist durch 2 teilbar., m M : A(m) Es gibt ein m M, das durch 2 teilbar ist. (wahr) (wahr)

Quantoren M = {2, 8, 10, 11}. A(m): m ist durch 2 teilbar. Negation von m M : A(m) m M : A(m) (wahr) Es gibt ein m M, welches nicht durch 2 teilbar ist. Negation von m M : A(m) m M : A(m) (falsch) Für jedes m M gilt, dass es nicht durch 2 teilbar ist. Kein m M ist durch 2 teilbar. Allgemein Negation von Negation von m M : A(m) m M : A(m) m M : A(m) m M : A(m)

Negation bei mehreren Quantoren Erinnerung: N = {1, 2, 3,...} Zu jedem x N existiert ein y N, so dass y < x gilt. (falsch) Mit Quantoren: x N y N : y < x ( ) }{{} A Negation von x N : A wie oben: x N : A Negation von A wie oben: y N : (y < x) bzw. y N : y x Insgesamt Negation von ( ): x N y N : y x Es existiert ein x N, so dass für alle y N gilt, dass y größer oder gleich x ist. (wahr)