Asien Entwicklung, Finanzmärkte, Infrastruktur und Konsum, China



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Transkript:

Asien Entwicklung, Finanzmärkte, Infrastruktur und Konsum, China

«Asien hat sich in den letzten Jahren mit hohem Tempo von einer Entwicklungsregion zum Wachstumsmotor der Weltwirtschaft entwickelt. Da das Wachstum in Asien zunehmend selbsttragend ist, bieten die asiatischen Finanzmärkte langfristig orientierten Anlegern ausserordentliche Chancen.» Dennis Essrich, M. Sc., der Autor der vorliegenden Studie, ist Portfoliomanager im Fixed-Income-Asia-Team der Credit Suisse. Sein Aufgabengebiet umfasst die Portfoliokonstruktion und -analyse sowie das Management von globalen Staats- und Unternehmensanleihenportfolios, inflationsindexierten Fonds und Währungs-Overlays. 2 / 7

Vorwort Nach einem Jahrzehnt des Überflusses tun sich Industrieländer wie die USA und zahlreiche Staaten in Europa schwer, ihren Volkswirtschaften neuen Schwung zu verleihen. Vor diesem Hintergrund rücken aufstrebende Volkswirtschaften als Quelle nachhaltigen Wachstums in den Vordergrund. Insbesondere die Region Asien steht im Fokus von Anlegern und Ökonomen. Ihre Stellung als neuer Wachstumsmotor der Weltwirtschaft gehört zu den am häufigsten diskutierten gesamtwirtschaftlichen Trends unserer Zeit. Die Volkswirtschaften Asiens verzeichnen ein nachhaltiges Wachstum, das durch bessere Ressourcen, gesündere Staatshaushalte und eine jüngere arbeitsfähige Bevölkerung vorangetrieben wird. Mit der Entstehung einer Mittelklasse in Asien steht zudem eine neue Generation wohlhabender Konsumenten bereit. Im Zuge des Wandels der asiatischen Volkswirtschaften von exportabhängigen, kostengünstigen Produzentenländern zu autarken Konsummärkten könnte der asiatische Konsument zum Megatrend des kommenden Jahrzehnts avancieren. Gleichzeitig haben eine zunehmende Urbanisierung und Industrialisierung eine steigende Infrastrukturnachfrage zur Folge. Die Prognosen der Ökonomen lassen kaum Zweifel daran, dass China in den nächsten 1 bis 15 Jahren die USA als weltweit grösste Volkswirtschaft überflügeln wird. Chinas Wachstum ist geprägt von bemerkenswerter Konstanz und Dauerhaftigkeit. Die Entwicklung in China hat allerdings auch vor Augen geführt, weshalb die globalen Anleger Vorbehalte gegenüber der Nachhaltigkeit des Wirtschaftswachstums in Asien hegen. Die wichtigsten Herausforderungen bestehen in einer weiteren Liberalisierung der Kapitalmärkte und einer Ablösung der Exportabhängigkeit durch ein konsumbasiertes Wachstum. Für Anleger stellt sich die Frage, wie sie am enormen Wachstumspotenzial der asiatischen Volkswirtschaften partizipieren können, zumal sich die lokalen Kapitalmärkte sowohl aus regionaler Sicht als auch in Bezug auf die einzelnen Anlagekategorien unterschiedlich entwickelt haben. Gut funktionierende, liquide Finanzmärkte sind eine unabdingbare Voraussetzung für ein künftig nachhaltiges Wachstum in Asien. In diesem Kontext waren die jüngsten Entwicklungen über die diversen Anlageklassen hinweg vielversprechend. Die Volkswirtschaften Asiens wachsen und werden komplexer. Als Konsequenz gewinnen die Finanzmärkte an Breite und eröffnen den Anlegern zusätzliche Möglichkeiten. Dies trifft nicht nur auf die traditionellen Aktienmärkte zu. Auch die Immobilien-, Infrastruktur- und Unternehmensanleihenmärkte können in- und ausländischen Anlegern neue Investmentchancen bieten. Wie jede wirtschaftliche Restrukturierung geht auch diese mit Problemen und Risiken einher. Allerdings haben die asiatischen Volkswirtschaften eine starke Ausgangsbasis, die von einer geringen Verschuldung und starkem Wachstum gekennzeichnet ist. Es gibt zahlreiche Gründe für eine vielversprechende Perspektive Asiens. Die vorliegende Studie analysiert das Wachstumspotenzial Asiens und die damit einhergehenden Risiken. Des Weiteren zeigt sie auf, inwieweit die asiatischen Kapitalmärkte in der Lage sind, den Anlegern angemessene Instrumente für eine Partizipation am künftigen Wirtschaftswachstum der Region zu bieten. Die Credit Suisse hat in Asien eine umfangreiche Präsenz aufgebaut, mit dem Ziel, den Anlegern die bestmöglichen Lösungen zu bieten, um am beeindruckenden Wachstumspotenzial Asiens teilzuhaben. Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre. Francesco de Ferrari Leiter Private Banking Asia Pacific Michel Degen Co-Leiter Fixed Income Asien 3 / 7

Farbenprächtige Körbe, die an einem Markt in Ubud auf der indonesischen Insel Bali zum Verkauf angeboten werden. 4 / 7

Inhalt Zusammenfassung 7 Asien auf dem Wachstumspfad 9 Auf der Überholspur Asien übernimmt das Steuer 1 Grundlagen für den Aufstieg Asiens 11 Blick in die Zukunft Potenzial und Risiken 12 Finanzmärkte Vergangenheit und Zukunft 17 Aktien Partizipation am Wachstum Asiens 19 Anleihen Treiber der weiteren Kapitalmarktliberalisierung 22 Währungen langfristige Aufwertung trotz kurzfristiger Rückschläge 35 Immobilien strukturelle Nachfrage nach asiatischen Immobilien 36 Fokus: Infrastruktur und Konsum 41 Rasante Urbanisierung steigert Investitionsbedarf 42 Hunger nach Konsum Asien wächst, Asien konsumiert 44 Fokus: China 51 China als Motor der Weltwirtschaft 52 Anlegersicht: Zugang ist erfolgsentscheidend 56 Bibliografie 63 Credit Suisse Anlageexperten für die Region Asien 66 Asien 5 / 7

Chinesische Figuren in einem Tempel in Georgetown, Penang, Malaysia. Laut chinesischer Tradition sollen sie positive, aufbauende Energien anziehen. 6 / 7 Zusammenfassung

Zusammenfassung Die vorliegende Studie gliedert sich in vier Kapitel. Die ersten beiden Kapitel beschreiben (1) die rasante Entwicklung der asiatischen Volkswirtschaften im vergangenen Jahrzehnt und untersuchen, (2) in welchem Ausmass die Finanzmärkte Schritt halten und den Anlegern eine Partizipation am bemerkenswerten Wachstum Asiens ermöglichen konnten. Kapitel 2 analysiert die historische Performance und das künftige Potenzial der verschiedenen Anlagekategorien, die den Investoren Zugang zu Asien eröffnen. Kapitel 3 erläutert die Bedeutung des Infrastrukturausbaus und die Auswirkungen der aufstrebenden asiatischen Mittelklasse auf den regionalen Konsum. Kapitel 4 gewährt vertiefte Einblicke in China, beleuchtet seine Stellung als Wirtschaftslokomotive Asiens und zeigt auf, wie Anleger Zugang zu diesem Markt erhalten. Asien auf dem Wachstumspfad Im vergangenen Jahrzehnt war das Weltwirtschaftswachstum zunehmend von der Entwicklung in den Schwellenländern (Emerging Markets) abhängig. Die Region Asien wächst seit vielen Jahren schneller als die westlichen Industrieländer. Damit gewinnt sie auch wirtschaftlich an Bedeutung und steht vermehrt im Fokus der Ökonomen und Anleger. Dieses Kapitel erläutert die Grundlagen des asiatischen Wirtschaftswachstums in einer Zeit, in der die Volkswirtschaften des Westens mit diversen Problemen zu kämpfen haben. Es beschreibt zudem die Herausforderungen, wie zum Beispiel die Liberalisierung der Kapitalmärkte, Inflation und interregionaler Handel, die die asiatischen Staaten zur vollumfänglichen Realisierung ihres Potenzials annehmen müssen. Finanzmärkte Vergangenheit und Zukunft Die asiatische Finanzkrise Ende der 199er-Jahre war eine lehrreiche Erfahrung für die Volkswirtschaften Asiens. Sie offenbarte die Risiken, die mit globalen Kapitalmärkten einhergehen können. Eine vorsichtige Kapitalmarktentwicklung sollte daher zu den wichtigsten Grundlagen eines nachhaltigen Wachstums in Asien gehören. Reibungslos funktionierende Kapitalmärkte sind nicht nur als Finanzierungsquellen für Regierungen und Unternehmen von entscheidender Bedeutung, sondern eröffnen auch neue Gelegenheiten für Anleger, am Wirtschaftswachstum in Asien teilzuhaben. Dieses Kapitel analysiert zudem die Entwicklung und historische Performance der Immobilien-, Aktien- und Anleihenmärkte in Asien. Es bewertet das künftige Potenzial dieser Anlagekategorien und zeigt potenzielle Anlagechancen auf. Zu guter Letzt befasst es sich mit asiatischen Währungen und deren Attraktivität für Investoren. Fokus: Infrastruktur und Konsum Die Steigerung der Binnennachfrage gehört zu den wichtigsten politischen Anliegen der Regierungen Asiens und ist Teil des jüngsten chinesischen 5-Jahres-Plans. Viele asiatische Länder müssen erst noch von einem exportbasierten und folglich vom globalen Wachstum abhängigen Modell zu einem solchen finden, das auf inländischen Konsum- und Investitionsausgaben beruht. Infolge unterentwickelter Infrastrukturen sind in zahlreichen Ländern Asiens substanzielle zusätzliche Investitionen in diesem Bereich erforderlich, um mit der rasanten Urbanisierung Schritt zu halten und das Wachstum zu untermauern. Der zweite Teil des Kapitels untersucht den Megatrend der aufstrebenden asiatischen Konsumenten. Das bevölkerungsreiche Asien präsentiert sich zunehmend ausgabefreudig. Insbesondere das starke Wachstum der asiatischen Mittelklasse bewirkt eine Zunahme des Konsums. Wir verweisen auf die Sektoren Luxusgüter und Glücksspiele als zwei der vielversprechendsten Konsummärkte in Asien. Fokus: China China ist für das künftige Wirtschaftswachstum Asiens von grosser Bedeutung. Das Land wird die USA voraussichtlich in den nächsten 1 bis 15 Jahren als weltgrösste Volkswirtschaft ablösen. Der erste Teil dieses Kapitels wirft einen Blick auf die Treiber des wirtschaftlichen Aufstiegs Chinas sowie die Herausforderungen, mit denen sich das «Reich der Mitte» konfrontiert sieht. Der zweite Teil befasst sich mit den Fortschritten bei der Liberalisierung der chinesischen Kapitalmärkte und deren Implikationen für Anleger. Asien 7 / 7

Farbige Papierlaternen in einem taoistischen Tempel in Taipeh, Taiwan. In der taiwanesischen Kultur symbolisieren Laternen die Hoffnung auf eine gute Zukunft und Glück. 8 / 7 Asien auf dem Wachstumspfad

Asien auf dem Wachstumspfad Auf der Überholspur Asien übernimmt das Steuer Die asiatischen Volkswirtschaften sind seit einem Jahrzehnt auf dem Vormarsch. Dank ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen wirtschaftlichen Schocks wurde ihre erfolgreiche Entwicklung auch durch die weltweite Finanzkrise kaum beeinträchtigt. Strukturelle Herausforderungen, wie zum Beispiel der Übergang von einem exportabhängigen hin zu einem binnenwirtschaftlich getriebenen asiatischen Wachstum, bleiben jedoch bestehen. Grundlagen für den Aufstieg Asiens Die asiatischen Volkswirtschaften verzeichnen beinahe zweistellige Wachstumsraten und sind daher besonders gut positioniert: Solide Haushalts- und Geldpolitik und ein dementsprechend geringer Verschuldungsgrad, insbesondere im Vergleich zu den in Schieflage geratenen westlichen Volkswirtschaften; positive demografische Trends mit einer Zunahme der erwerbsfähigen Bevölkerung und steigenden Löhnen, die zur Ankurbelung der Binnennachfrage beitragen; verbesserte gesetzliche Rahmenbedingungen erhöhen die Glaubwürdigkeit und Transparenz politischer und wirtschaftlicher Strukturen; Kapitalzuflüsse von Anlegern aus aller Welt, die von den mageren Wachstumsraten und den niedrigen Anlagerenditen der Industrieländer enttäuscht sind. Blick in die Zukunft Potenzial und Risiken Die Region wird schon bald den grössten Teil zur globalen Wirtschaftsleistung beisteuern, sofern Asien seine Wettbewerbsvorteile wahren kann. Die asiatischen Volkswirtschaften befinden sich in einer guten Ausgangslage, um Herausforderungen wie Inflationsdruck und negative demografische Entwicklungen zu meistern. Die Zunahme der intraregionalen Beziehungen sollte es Asien erlauben, seine Abhängigkeit von den industrialisierten Volkswirtschaften zu verringern und sich damit gegenüber künftigen Turbulenzen in der westlichen Welt weiter zu desensibilisieren. Asien 9 / 7

Auf der Überholspur Asien übernimmt das Steuer Asien auf dem Vormarsch Die globalen Wachstumsimpulse gingen in den letzten Jahrzehnten zunehmend von den Schwellenländern aus. Diese entwickelten sich zum neuen Wachstumsmotor der Weltwirtschaft und zu einem der am häufigsten diskutierten makroökonomischen Trends. Abbildung 1 illustriert, dass Lateinamerika, Osteuropa und vor allem Asien in den letzten Jahren deutlich höhere Wachstumsraten erzielten als die Industrieländer. Durchschnittliches BIP-Wachstum 18% 16% 14% 12% 1% 8% 6% 4% 2% % Asien Lateinamerika CEEMEA Eurozone Industrieländer 26-21 Abb. 1: Nominales durchschnittliches BIP-Wachstum nach Regionen Quelle: HSBC (November 211) Gemäss Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) belief sich der Anteil der asiatischen Schwellenländer am weltweiten Bruttoinlandprodukt (BIP) 1992 auf lediglich 11%. Aus Abbildung 2 ist ersichtlich, dass dieser Anteil bis 21 auf 24% hochschnellte, während jener der Industrieländer im selben Zeitraum von 64 auf 52% fiel. 2 215 (Schätzungen) 63% 15% 9% 6% 4% 3% 47% 29% 8% 8% 4% 3% 21 Industrieländer Schwellenländer Asien Lateinamerika und Karibik Naher Osten, Nordafrika, Subsahara-Afrika GUS Mittel- und Osteuropa Abb. 2: Der Anteil der Industrieländer am weltweiten Ausstoss ist rückläufig (Anteile basieren auf Kaufkraftparität, Daten per April 211) Quelle: Internationaler Währungsfonds, World-Economic-Outlook-Datenbank, BlackRock (Oktober 211) 52% 24% 9% 7% 4% 3% Die aufstrebenden Volkswirtschaften haben nicht nur stärker zum globalen BIP beigetragen, sondern wuchsen auch in einem deutlich schnelleren Tempo, verglichen mit den Industrienationen. In den 198er-Jahren legten sie noch im selben Tempo zu. Doch seit der Jahrtausendwende hat sich das durchschnittliche Wachstum der Schwellenländer gegenüber den industrialisierten Ländern verdreifacht. Die Impulse hierfür gingen mehrheitlich von den Volkswirtschaften in Asien aus. Ein florierendes Asien sorgte dafür, dass der Anteil am globalen BIP zulasten der Industrieländer stieg. Gemäss IWF-Schätzungen wird der Anteil der Industrienationen am globalen BIP zwischen 1992 und 215 mit 17% stärker als je zuvor abnehmen. Gleichzeitig dürfte Asiens Beitrag zur globalen Wirtschaftsleistung um 18% zunehmen. Viele Industrieländer sind derzeit gezwungen, ihre Finanzsysteme und Staatshaushalte unter grossen Opfern zu sanieren. Derweil erfreuen sich asiatische Volkswirtschaften wie China, Indien und die Länder der Association of Southeast Asien Nations (ASEAN) 1 eines nachhaltigen Wachstums, das auf besseren Ressourcen, solideren Staatshaushalten, einer jüngeren arbeitsfähigen Bevölkerung und moderaten Verschuldungsniveaus beruht. Die Entstehung einer Mittelklasse hat eine neue Generation von Konsumenten mit starkem Bedarf an Konsumgütern hervorgebracht. 2 Die zunehmende Urbanisierung facht darüber hinaus die Infrastrukturnachfrage an. Eine steigende Binnennachfrage und Produktion haben eine sprunghafte Zunahme der Handelsvolumen bewirkt. Laut dem World Shipping Council 3 liegen seit 21 acht der zehn grössten Containerhäfen 4 in Asien, davon sechs alleine in China. Zunehmende Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Schocks Externe Schocks wie die Finanzkrise, die Schuldenkrise der Eurozone und das schleppende Wachstum in den USA haben das Wachstum Asiens möglicherweise gebremst, aber der strukturellen Wachstumsstory in der Region nicht geschadet. Die Realwirtschaft Asiens litt zwar unter der Finanzkrise 28/29, die zu einem Einbruch beim Handel und BIP-Wachstum sowie Kapitalabflüssen in sichere Vermögenswerte infolge der starken Risikoaversion führte. Allerdings waren diese Abflüsse nur vorübergehender Natur. Dank hoher Liquiditätsreserven und politischer Flexibilität kehrten die asiatischen Volkswirtschaften nach den Turbulenzen wieder auf den Wachstumskurs zurück. Darüber hinaus lehrte die Asienkrise Ende der 199er-Jahre die Unternehmen und Regierungen, der Haushaltsdisziplin eine hohe Priorität einzuräumen. 5 1 Zur Association of Southeast Asian Nations gehören Brunei Darussalam, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam. 2 BlackRock Investment Institute, Are Emerging Markets the Next Developed Markets?, August 211. 3 Siehe http://www.worldshipping.org/about-the-industry/global-trade/top-5-world-container-ports (konsultiert am 5. September 212). 4 Gemessen an abgefertigten Twenty-Foot-Equivalent-Units (TEU). 5 Aberdeen, Asian Bonds: A misunderstood opportunity, 212. 1 / 7 Asien auf dem Wachstumspfad

Tief greifende Reformen der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und des Finanzsektors haben die Anfälligkeit der Region für externe Schocks erheblich verringert. Die Verschuldung der asiatischen Volkswirtschaften dürfte weiter abnehmen, wogegen die Kreditwürdigkeit westlicher Nationen zunehmend in Frage gestellt wird. Allen Widrigkeiten zum Trotz Diese Widerstandsfähigkeit ist umso bemerkenswerter, als Asien in hohem Tempo strukturelle Änderungen durchläuft. Es wandelt sich von einer Region mit hoher Handelsabhängigkeit von der westlichen Welt zu einer Region mit zunehmendem Fokus auf den intraregionalen Handel. Die Länder Asiens gehen von einem exportorientierten Modell zu einem vom Binnenkonsum getragenen Wachstumsmodell über. China und Indien sind zweifelsohne die Giganten unter den asiatischen Volkswirtschaften. Indes haben sich die kleineren Länder der Region als besonders flexibel und widerstandsfähig gegenüber dem jüngsten Chaos in der Eurozone erwiesen. 6 Während Chinas und Indiens Wachstum durch interne Probleme gebremst wird, konnten die kleineren Volkswirtschaften Asiens ihre Industrieproduktion, ihre Exporte und ihren lokalen Konsum steigern. Gemäss Research von HSBC sind die ASEAN-Mitglieder sowie Hongkong, Korea und Taiwan weniger stark von fundamentalen Ungleichgewichten wie zum Beispiel steigender Inflation und aufgeblähten Immobilienmärkten betroffen. Diese Länder haben sich für ausländisches Kapital geöffnet und könnten am stärksten von globalen Geldströmen profitieren, die in Asien nach neuen Anlagemöglichkeiten suchen. Abbildung 3 illustriert, dass die aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens zu den wichtigen Akteuren der Weltwirtschaft avanciert sind (gemessen am BIP-Wachstum). BIP-Wachstum (gegenüber Vorjahr) 1 9 8 7 6 5 4 3 2 1 China Indien Indonesien Vietnam Singapur Malaysia Hongkong Taiwan Asien/Pazifik Philippinen Südkorea Welt Australien Thailand Neuseeland Japan 212P 213P Abb. 3: BIP-Wachstum nach Ländern Quelle: Oxford Economics, CBRE (1. Quartal 212) Aus Abbildung 4 ist ersichtlich, dass Asien sich bereits zu einer vielversprechenden Region für Anleger entwickelt hat. Laut Wirtschaftsprognosen sollte dieser Trend in absehbarer Zukunft anhalten. Vor diesem Hintergrund werden eine Liberalisierung des Handels und Wirtschaftsreformen immer wichtiger, da auf diese Weise westlichen Anlegern die Möglichkeit eröffnet wird, am rasanten Wachstum Asiens zu partizipieren. Marktkapitalisierung BIP zu Marktpreisen Exporte BIP zu Kaufkraftparität Energieverbrauch Devisenreserven Landmasse Bevölkerung % 1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% 8% 9% 1% Asien Lateinamerika Andere Schwellenländer Mittel-/Osteuropa und Russland Naher Osten und Afrika Industrieländer Abb. 4: Emerging Markets im strukturellen Vergleich (letzter Datenpunkt: 19. September 212) Quelle: Bloomberg, Datastream, Credit Suisse Grundlagen für den Aufstieg Asiens Viele der derzeitigen Emerging Markets werden auf lange Sicht den Status industrialisierter Märkte erhalten. Insbesondere asiatische Länder werden im Zuge ihres nachhaltig hohen Wachstums regelmässig auf eine Heraufstufung überprüft. Der steile Aufstieg der Emerging Markets im Allgemeinen und asiatischer Länder im Besonderen ist verschiedenen Faktoren und Entwicklungen zuzuschreiben. In einer Rede vor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) 7 nannte der Gouverneur der Bank of Japan, Masaaki Shirakawa, das grosse Humankapital, die rasante Urbanisierung und eine wettbewerbsfähige Technologiebasis als Grundlagen für das asiatische Wachstum. Nach der Finanzkrise Ende der 199er-Jahre wurden zudem weitreichende Reformen umgesetzt, wie zum Beispiel eine Konsolidierung der Staatshaushalte, eine auf Preisstabilität abzielende Geldpolitik, eine umsichtige Finanzaufsicht und die Entwicklung regionaler Finanzmärkte. Nachhaltiges Wachstum dank verantwortungsvoller Haushaltsplanung Die Staatsverschuldung stieg nach der Finanzkrise 28/29 dramatisch, da viele Länder einen vollständigen Zusammenbruch ihrer Volkswirtschaft zu verhindern suchten. Wie aus Abbildung 5 ersichtlich ist, war dieses Phänomen allerdings hauptsächlich in den westlichen Ländern zu beobachten. 6 HSBC Global Research, Asian Economics Comment: Little Asia vs. Big Asia, 19. März 212. 7 Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Grundsatzrede von Masaaki Shirakawa, Gouverneur der Bank of Japan, beim von der Japan Securities Dealers Association ausgerichteten Abendessen im Rahmen der internationalen Konferenz in Tokio vom 9. Februar 212 zum Thema «Finance in Asia Banking Business and Capital Markets 212». Asien 11 / 7

Verhältnis Schulden/BIP 25% 2% 15% 1% 5% % China Indien Malaysia Philippinen Thailand Vietnam Indonesien Singapur Japan Durchschnitt G7 (ohne Japan) Abb. 5: Staatsverschuldung in Asien ist mehrheitlich niedriger als in den G7-Ländern. (Daten per April 212) Quelle: Internationaler Währungsfonds, World-Economic-Outlook-Datenbank, Credit Suisse Infolge der strikten Budgetdisziplin nach der Asienkrise im Jahr 1997 sind die Unternehmensbilanzen robust und ist die Verschuldung der öffentlichen Hand (ausgenommen in Japan und Singapur) niedrig. Vorteilhafte Demografie Positive demografische Trends sind für das Wachstum der Schwellenländer von entscheidender Bedeutung. Während die westlichen Volkswirtschaften mit einer alternden Bevölkerung und steigenden Altenquotienten zu kämpfen haben, ist die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter in den Emerging Markets dank des starken Bevölkerungswachstums rasch gestiegen. Infolge der Zunahme der Erwerbsquote vergrösserte sich die Konsumentenbasis, was wiederum dem Konsum zugutekam. Dies ist besonders für Volkswirtschaften, die von einem exportgetriebenen Wirtschaftsmodell zu einem Modell mit mehr Binnennachfrage streben (siehe Fussnote 2), wichtig. 4% 36% Durchschnitt G7 Abbildung 6 illustriert, dass der Anteil der Schwellenländer am globalen Konsum bereits höher ist als jener der USA. Gestiegene Glaubwürdigkeit dank verbesserter rechtlicher Rahmenbedingungen Die Annäherung der asiatischen Volkswirtschaften an wirtschaftliche Grossmächte wie Deutschland und die USA ist nicht ausschliesslich ökonomischen Faktoren wie der niedrigen Staatsverschuldung und der vergleichsweise günstigen Demografie zu verdanken. Diese Länder haben auch erhebliche Fortschritte bei den politischen und rechtlichen Institutionen erzielt. Die Glaubwürdigkeit und Transparenz der Fiskal-, Finanz- und Zentralbankstrukturen haben sich in den letzten Jahren erheblich verbessert, denn die Behörden haben die Bedeutung von Bereichen wie zum Beispiel Eigentumsrechten für die Stärkung des globalen Vertrauens in die Volkswirtschaften Asiens erkannt. Kapitalflüsse unterstützen Asiens Wachstum Den politischen Institutionen wird nun vermehrt zugetraut, dass sie die Stabilität der Wirtschaft und der Finanzmärkte gewährleisten können. Dies hat zur Folge, dass immer mehr ausländische Direktinvestitionen (FDI) in die Region fliessen. Laut der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) stiegen die FDI-Zuflüsse in die asiatischen Emerging Markets von USD 854 Mio. im Jahr 197 auf USD 423 Mrd. im Jahr 211, was einem durchschnittlichen Wachstum von 16% p.a. entspricht. Allgemein sind starke Kapitalzuflüsse eine wichtige Grundlage für das Wachstum und die Stabilität in der Region Asien. Die westlichen Zentralbanken überfluten die Kapitalmärkte mit Liquidität, was Inflationsdruck erzeugt und den Euro sowie den US-Dollar belastet. Obwohl in jüngster Zeit auch die asiatischen Zentralbanken ihre Geldpolitik lockerten, sind die Zinsen in der Region nach wie vor deutlich höher als in Europa oder den USA. Der Wunsch nach Währungsdiversifikation sowie der Renditevorteil gegenüber US-Treasuries und deutschen Bundesanleihen sorgen für Kapitalzuflüsse aus dem Ausland ein Trend, der auf absehbare Zukunft anhalten dürfte. % des globalen Konsums 32% 28% 24% 2% 16% 199 USA 1992 1994 1996 1998 Schwellenländer 2 22 24 26 Abb. 6: Emerging Markets mit höherem Anteil an globalem Konsum als die USA (Daten per Januar 211) Quelle: JP Morgan, BlackRock (August 211) 28 21 Blick in die Zukunft Potenzial und Risiken Für Anleger stellt sich im Hinblick auf den beeindruckenden Aufstieg der asiatischen Volkswirtschaften in den vergangenen Jahren die Frage, ob sie dieses Tempo beibehalten können. Der künftige wirtschaftliche Erfolg wird eine andere Art Wachstum erfordern und von der Lösung einer breiten Palette wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Probleme abhängen. Rosige Zukunft... Unter der Annahme, dass Asien seine Wettbewerbsvorteile wahren, sich an das verändernde globale Wirtschaftsund Technologieumfeld anpassen und den jüngsten 12 / 7 Asien auf dem Wachstumspfad

Entwicklungspfad weiterverfolgen kann, rechnet die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) 8 damit, dass sich das Pro-Kopf-BIP der Region auf Basis der Kaufkraftparität bis 25 versechsfachen könnte und damit das heutige Niveau Europas erreichen würde. Gemäss Abbildung 7 sollte der Anteil Asiens am globalen BIP bis dann auf über 5% steigen. Damit würde sich die Region ihre wirtschaftliche Vormachtstellung zurückerobern, die sie vor über drei Jahrhunderten, vor Beginn der Industrialisierung im Westen, innehatte. % des globalen BIP 7% 6% 5% 4% 3% 2% 1% % 17 187 195 198 21 23 25 Abb. 7: Asiens Anteil am globalen BIP zwischen 17 und 25 Quelle: Maddison (17 195) (Daten von 27), Schätzungen Centennial Group International (1951 25) (Daten von 211), Asiatische Entwicklungsbank (August 211) Die künftige Entwicklung Asiens wird vor allem immer weniger von der Rolle als Hersteller von Gütern abhängen. Dank ihrer steigenden Bedeutung für den globalen Konsummarkt wird die Region vielmehr ihre Abhängigkeit von Exporten in die Industrieländer verringern und engere intraregionale Beziehungen knüpfen können. Laut der ADB wird der Wirtschaftsmotor Asiens auf dem «Weg zum Wohlstand» hauptsächlich von folgenden sieben Ländern angetrieben, die 21 für 87% des asiatischen BIP verantwortlich waren: China, Indien, Indonesien, Japan, Republik Korea, Thailand und Malaysia. Im Rahmen des eben erläuterten Szenarios würden diese Länder bis 25 nicht nur ihren Anteil am asiatischen BIP auf 91% steigern, sondern zusammen auch rund 5% zum globalen BIP beisteuern und damit zum Motor der Weltwirtschaft avancieren.... wenn die Herausforderungen gemeistert werden Inflation Unter der Voraussetzung eines weiterhin stabilen Wirtschaftswachstums in Asien könnte die Inflation zu einer der wichtigsten politischen Herausforderungen werden. Wirtschaftlich protektionistische Länder sind für importierte geldpolitische Massnahmen aus dem Westen anfällig (siehe Fussnote 2), zumal sich eine wahre Liquiditätsflut an westlichem Zentralbankgeld über die Emerging Markets ergiesst. Angesichts der globalen Handelsungleichgewichte und praktisch bei null liegenden Produktionslücken besteht für diese aufstrebenden Volkswirtschaften daher ein Überhitzungsrisiko. Der markante Anstieg der weltweiten Nahrungsmittel- und Treibstoffpreise hat die Gesamtinflation 9 angefacht, wie Abbildung 8 illustriert. In jüngster Zeit hat zudem auch die Kerninflation zugenommen. Das schwache Wirtschaftsumfeld in den Industrieländern hat die Inflation zwar abklingen lassen, die asiatischen Zentralbanken sehen sich dennoch mit einem Dilemma konfrontiert: Wenn sie geldpolitisch angemessen reagieren und die Zinsen zwecks Reduktion des Inflationsdrucks erhöhen, werden sie weitere renditehungrige Anleger aus Europa und den USA anziehen, wo die Zinsen im Bereich von null liegen. Die asiatischen Zentralbanken zeigen allgemein wenig Bereitschaft für Zinserhöhungen, weil sie sich auf ein robustes Wachstum und nicht auf eine niedrige Inflation fokussieren. Saisonbereinigte Jahresrate in %, gleitender 3-Monats-Durchschnitt Saisonbereinigte Jahresrate in %, gleitender 3-Monats-Durchschnitt 2% 15% 1% 5% % 5% 1% 8% 6% 4% 2% % 2% 4% 2 2 21 22 23 24 25 26 27 28 Asien ohne Japan ASEAN NIEs 21 22 23 24 25 26 27 28 Asien ohne Japan ASEAN NIEs Abb. 8: Gesamt- und Kerninflation in Asien (Newly Industralizing Countries (NIEs) bezieht sich auf Korea, Taiwan, Singapur und Hongkong) Quelle: CEIC, HSBC (2. Quartal 212)) 29 29 21 21 211 211 212 212 8 Asian Development Bank, Asia 25 Realizing the Asian Century, August 211. 9 Die Gesamtinflation entspricht der prozentualen Veränderung des Konsumentenpreisindex (KPI), der den Durchschnittspreis eines standardisierten, von einer Durchschnittsfamilie konsumierten «Güter- und Dienstleistungskorbs» misst. Sie spiegelt die Veränderungen der Lebenskosten auf Basis der Preisbewegungen für im Korb enthaltene Rohstoffe und Dienstleistungen wider, wie sie von einem typischen Haushalt verbraucht werden. Asien 13 / 7

Ein interessantes, von HSBC 1 analysiertes Phänomen ist, dass die Gesamtinflation in Asien «hartnäckiger» geworden ist. Das bedeutet, dass jeder Anstieg der Wachstumsrate einen stärkeren Anstieg der Inflation zur Folge hat. HSBC schreibt dies teilweise den allgemein steigenden Inflationserwartungen zu, aber auch strukturellen Faktoren wie einer zunehmenden Arbeitskräfteknappheit, der ökologischen Schädigung von Agrarland, demografischen Herausforderungen und einer Verlagerung der Nachfrage von Exporten hin zu den Sektoren Dienstleistungen und Bau. Vor diesem Hintergrund hat sich zwar die zyklische Inflation in den letzten Monaten abgeschwächt, die strukturellen Inflationseffekte bleiben indes erhöht. Demografischer Gegenwind zu erwarten Für die weitere Entwicklung Asiens werden die demografischen Trends ausschlaggebend sein. Die demografische Entwicklung war über längere Zeit günstig für Asien und bildete die Basis für das Wirtschaftswachstum der Region. Allerdings dürfte sich das Wachstum der erwerbsfähigen Bevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren in den kommenden Jahren in der gesamten Region beträchtlich abschwächen. Laut Daten der Vereinten Nationen (UNO) wird die erwerbsfähige Bevölkerung Chinas ab 217 schrumpfen (siehe Abb. 9). Danach wird dies in Singapur, Korea und Taiwan der Fall sein. Abbildung 9 illustriert, dass die erwerbsfähige Bevölkerung Japans schon seit fast 2 Jahren rückläufig ist. Die sich daraus ergebende Schwäche der Wirtschaft ist kein Zufall. Wachstum erwerbsfähige Bevölkerung 4% 3% 2% 1% % 1% 2% 1951 1957 1963 1969 1975 1981 1987 1993 1999 25 211 217 223 229 235 241 247 China Indien Japan Abb. 9: Erwerbsfähige Bevölkerung Japans bereits rückläufig; China wird dieser Entwicklung schon bald folgen; Indien hat noch etwas Zeit (Daten per 23. Februar 212) Quelle: UNPD, HSBC (24. Februar 212) Laut Research von HSBC könnte China dem Rückgang seiner erwerbsfähigen Bevölkerung entgegenwirken, indem Arbeiter aus ländlichen Gegenden mobilisiert werden. Dennoch wird das Land letztlich seine Produktivität steigern müssen, um das künftige Wirtschaftswachstum zu gewährleisten. Indien sieht sich einem ähnlichen Problem gegenüber, obschon das Land in einem geringeren Masse verschuldet ist als Japan oder China. Wachstum des Pro-Kopf-BIP nicht aufrechterhalten können, sehen sich oft mit unsteten oder stagnierenden Wachstumsraten konfrontiert. Sie sind einerseits nicht in der Lage, mit Niedriglohnländern zu konkurrieren, andererseits können sie aber auch nicht mit industrialisierten Volkswirtschaften mit hoch qualifizierten Arbeitskräften und hoher Innovationsfähigkeit mithalten. Gemäss Ausführungen der ADB (siehe Fussnote 8) sind solche Länder nicht fähig, den Übergang von durch Ressourcen oder niedrige Arbeitskosten getriebenem Wachstum zu hoher Produktivität zu vollziehen. Abbildung 1 zeigt auf, dass unter anderem Brasilien und Südafrika in diese Falle getappt sind. Im Gegensatz dazu war beispielsweise Korea imstande, seinen Pro-Kopf-Ausstoss kontinuierlich zu steigern. Pro-Kopf-BIP (in USD) 21 18 15 12 9 6 3 1975 198 1985 199 1995 2 25 Südkorea Brasilien Südafrika Abb. 1: In der «Mitteleinkommensfalle» gefangen (Daten per Oktober 21) Quelle: Asiatische Entwicklungsbank (August 211) Asiens Verknüpfung mit den Industrieländern und ihren Problemen Asien ist zwar von den Handelspartnern Europa und USA weniger abhängig als früher, kann sich jedoch von den wirtschaftlichen Herausforderungen dieser angeschlagenen Giganten nicht gänzlich abkoppeln. Über den Handel und die Finanzkanäle sind die asiatischen Volkswirtschaften nach wie vor eng mit dem Westen verbunden. Die Länder und Unternehmen Asiens weisen zwar solide Haushalte bzw. Bilanzen auf, aber das Wachstum der Region ist dennoch systemischen Risiken unterworfen, die von einer globalen Wachstumsabschwächung und der erhöhten makroökonomischen Volatilität infolge der Schuldenkrise in Europa ausgehen. Sollten die Eurozone oder die USA eine ernste Rezession erleiden, würde sich dies höchstwahrscheinlich auch auf das Wachstum in Asien auswirken. Externe Turbulenzen könnten vor allem Länder wie Hongkong, Singapur und Taiwan treffen, die nach wie vor stark von Exporten abhängig sind. Letztlich wird für das weitere Wachstum Asiens ausschlaggebend sein, ob die Region die Binnennachfrage anzukurbeln und Handelsbeziehungen mit anderen expandierenden Volkswirtschaften zu knüpfen vermag. Die «Mitteleinkommensfalle» Zahlreiche asiatische Volkswirtschaften rücken in die Gruppe der Länder mit mittleren Einkommen auf. 11 Damit könnte ihr künftiges Wachstum durch ein als «Mitteleinkommensfalle» bekanntes Phänomen bedroht sein. Länder, die ein konstantes 1 HSBC Global Research, Asian Economics: When you least expect it, 2. Quartal 212. 11 Gemäss Einstufung der Weltbank. 14 / 7 Asien auf dem Wachstumspfad

In den vergangenen Jahren verzeichnete Asien enorme Kapitalzuflüsse. Die quantitative Lockerung, die zur Unterstützung des kränkelnden Wirtschaftswachstums von den Zentralbanken der Industrieländer eingeleitet wurde, liess billiges Kapital in renditestärkere Investments in Emerging Markets fliessen. Die Investoren wollten am Wachstum Asiens teilhaben und beispielsweise von der Aufwertung der regionalen Währungen profitieren. Diese Kapitalflüsse schufen starke Impulse für die asiatische Wirtschaft, indem sie die dortigen Regierungen und Unternehmen des Privatsektors finanzierten. Gleichzeitig könnten die Aussichten auf weitere Turbulenzen in Europa oder den USA eine Kapitalflucht in als sichere Häfen geltende Märkte auslösen. Gemäss einer Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) 12 verfügen die asiatischen Märkte möglicherweise noch nicht über die erforderliche Tiefe zur Aufnahme dieser Zuflüsse, was sich destabilisierend auf die Wirtschaft auswirken könnte. Rasche Veränderungen der Risikobereitschaft können eine höhere Volatilität der Kapitalflüsse zur Folge haben. Dies macht sich nicht nur in volatilen Kursen an den Anleihen-, Aktien- und Devisenmärkten bemerkbar, sondern schadet auch der Realwirtschaft. Weitere Herausforderungen Das zukünftige Wachstum Asiens wird auch davon abhängen, wie Länder potenzielle Hindernisse wie knappe natürliche Ressourcen, mögliche Turbulenzen innerhalb der Region und insbesondere die Entwicklung ihrer Finanzmärkte angehen. Der dritte Aspekt wird in einem späteren Kapitel eingehender beleuchtet. Entscheidend für die Partizipation der Anleger am Wirtschaftswachstum der Region wird sein, wie erfolgreich die asiatischen Volkswirtschaften den Marktzugang und die Liquidität an den Sekundärmärkten verbessern und gewisse rechtliche Beschränkungen beseitigen werden. In diesem Kontext sollte nicht vergessen werden, dass Asien keine homogene Region ist und es beträchtliche Unterschiede zwischen den asiatischen Ländern gibt. Folglich sehen sich die einzelnen Länder mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Zu ergreifende Massnahmen Die Entscheidungsträger müssen unter Umständen gewisse Massnahmen ergreifen, um das Wachstum aufrechtzuerhalten. Die Zukunft Asiens hängt stark von der Entwicklung neuer Wachstumsquellen und -treiber für die Wirtschaft ab. Dies bedeutet laut der ADB 13, dass die Politikverantwortlichen das Produktivitätswachstum vorantreiben und Schlüsselbereiche wie Humankapital, Infrastruktur und Entwicklung der Finanzmärkte angehen müssen. Da sich die Nachfrage aus der Eurozone und den USA in naher Zukunft abschwächen dürfte, vertritt die ADB zudem den Standpunkt, dass Asien den interregionalen Handel vermehrt fördern muss. So sollte die Region, um von Europa und den USA unabhängiger zu werden, ihre Beziehungen zu anderen aufstrebenden Volkswirtschaften ausbauen. Dazu müssen Handelsbarrieren beseitigt und ungenügende handelsrelevante Infrastrukturen sowie die Logistik verbessert werden. Gemäss der ADB (siehe Abb. 8) werden folgende Faktoren für die Zukunft Asiens von entscheidender Bedeutung sein: (1) Förderung von Unternehmergeist, Innovation und technologischer Entwicklung; (2) Bereitstellung der Infrastruktur zur Bewältigung der massiven Urbanisierung; (3) regionale Zusammenarbeit; (4) Senkung der Energie- und Ressourcenintensität und damit Verlangsamung des Klimawandels; (5) Übernahme einer Führungsrolle durch die hoch entwickelten Länder wie Japan, Korea und Singapur für das restliche Asien; und (6) Vermeidung der «Mitteleinkommensfalle». Japan, der angeschlagene Wirtschaftspionier, muss gemäss ADB 14 seine Wachstumsstrategie als Ganzes überprüfen. Das Land sollte nicht versuchen, das Wachstum mittels Exporten in die USA und andere Industrieländer anzukurbeln, sondern sich auf die Zusammenarbeit mit seinen asiatischen Nachbarn konzentrieren, um von der vorherrschenden Dynamik der lokalen Emerging Markets zu profitieren. Potenzial überwiegt Risiken Die gute Nachricht ist, dass alle asiatischen Volkswirtschaften ausreichend gewappnet sind, um die erforderlichen Reformen umzusetzen. Ihre grösste Herausforderung wird zweifellos darin bestehen, das Wirtschaftswachstum der Region gegen die Bedrohung einer globalen Krise abzuschirmen. Dank der robusten finanziellen Verfassung seiner Regierungen, Privathaushalte und Unternehmen, eines zunehmenden intraregionalen Handels und enormer Devisenreserven (siehe Abb. 11) ist Asien hervorragend positioniert, um einem weiteren globalen Schock zu widerstehen und seinen aktuellen Wachstumspfad fortzusetzen. Vietnam Hongkong, China Singapur Indonesien Thailand Südkorea Malaysia Indien Taiwan 6 12 18 24 Monate an Importen 27 211 Abb. 11: Devisenreserven ausgewählter Länder Asiens, 27 und 211 (Daten per 3. März 212). Jüngste Daten für Indien beziehen sich auf 21; Importe beziehen sich auf Güter und Dienstleistungen. Quelle: Berechnungen der Asiatischen Entwicklungsbank auf Basis der Asian-Development- Outlook-Datenbank, von Daten der CEIC Data Company sowie der International-Statistics- Online-Datenbank des Internationalen Währungsfonds 12 PricewaterhouseCoopers, Emerging Trends in Real Estate Asia Pacific 212, November 211. 13 Asiatische Entwicklungsbank (ADB), Asia Economic Monitor 12/211, Dezember 211. 14 The 21st Century Public Policy Institute, Asian Bond Markets Development and Regional Financial Cooperation, Februar 211. Asien 15 / 7

Die Trommel ist in praktisch allen Aspekten des gesellschaftlichen Lebens in Asien präsent: bei Opferfeiern und Gottesdiensten, in der Landwirtschaft und im Krieg. Über die Jahrhunderte erlangte sie eine tiefe kulturelle Symbolik. 16 / 7 Finanzmärkte Vergangenheit und Zukunft

Finanzmärkte Vergangenheit und Zukunft Liquide Finanzmärkte sind die Grundlage für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum in Asien. Nach der Asienkrise der 199er-Jahre reagierten die regionalen Entscheidungsträger und begannen damit, Ineffizienzen zu beseitigen. Die Abhängigkeit von Finanzierungen durch ausländische Banken wurde zum Beispiel schrittweise zugunsten von Finanzierungen über die Kapitalmärkte reduziert. Der Entwicklungsstand asiatischer Kapitalmärkte hinkt dem der Industrieländer allerdings bisher hinterher. Dies erfordert weitere Massnahmen, um verlässliche Finanzierungsquellen für Regierungen und Unternehmen zu gewährleisten. Funktionierende Kapitalmärkte sind insbesondere auch für globale Anleger wichtig, die in Asien investieren möchten. Das folgende Kapitel befasst sich mit der Entwicklung, der Performance und dem künftigen Potenzial verschiedener Anlagekategorien vor dem Hintergrund der vielversprechenden wirtschaftlichen Zukunft Asiens. Aktien Partizipation am Wachstum Asiens Die Aktienmärkte sind in Asien nach wie vor die bedeutendste Kapitalquelle. Die asiatischen Kapitalmärkte haben den regionalen Wirtschaftsboom mehr oder weniger nachvollzogen. Allerdings korreliert die Aktienmarktperformance nicht perfekt mit dem Wirtschaftswachstum, daher ist eine sorgfältige Auswahl der Sektoren und Einzeltitel erfolgsentscheidend. Zwei Aktienexperten der Credit Suisse erklären in einem Interview, weshalb die Anleger selektiv vorgehen und jene Sektoren und Themen identifizieren müssen, die über das grösste Performance- und Wachstumspotenzial verfügen. Anleihen Treiber der weiteren Kapitalmarktliberalisierung Die Entwicklung der Anleihenmärkte Asiens hat grosse Fortschritte gemacht. Rückblickend markierte die Finanzkrise in Asien den Beginn ihres Aufstiegs. Das dynamische Wirtschaftswachstum der Region, der damit einhergehende Bedarf an Infrastrukturinvestitionen, die Finanzierungsbedürfnisse der Unternehmen und Fortschritte in Bezug auf das Pensionssystem sollten zur Entwicklung eines gut funktionierenden Anleihenmarkts beitragen. Dieses Kapitel analysiert die regionalen Unterschiede der Anleihenmärkte in Asien. Es erläutert zudem das beträchtliche Entwicklungspotenzial der Unternehmensanleihenmärkte und zeigt auf, wie das sich verbessernde Risikoprofil dieser Märkte zur Verbreiterung der Anlegerbasis beiträgt. Des Weiteren weist es auf die Risikofaktoren hin, die zu berücksichtigen sind. Der Zugang zu den Märkten für Lokalwährungsanleihen ist insbesondere in Indien und China für Anleger bisher beschränkt. Es wurden diverse Vorschriften erlassen, die den Marktzugang institutioneller und privater Investoren aus dem Ausland regeln. Währungen langfristige Aufwertung trotz kurzfristiger Rückschläge Der Wunsch der Anleger, in asiatische Währungen zu investieren, ist einer der Haupttreiber für die Entwicklung der asiatischen Märkte für Lokalwährungsanleihen. Aufgrund der strukturellen Änderungen der Volkswirtschaften Asiens ist mit weiterem Aufwertungspotenzial zu rechnen. Immobilien strukturelle Nachfrage nach asiatischen Immobilien Die asiatischen Immobilienmärkte vermochten in den letzten Jahren immer mehr regionales, aber auch westliches Anlagekapital anzuziehen. Langfristig orientierte Anleger dürften zunehmend Interesse am attraktiven Rendite- und Diversifikationspotenzial der asiatischen Immobilienmärkte zeigen. Asien 17 / 7

Gemäss der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich kann die Bedeutung liquider und effizienter Finanzmärkte nicht hoch genug eingeschätzt werden. 15 Kapitalmärkte sind eine unerlässliche Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum. Sie tragen zur Mobilisierung der Ersparnisse in einer Volkswirtschaft und ihrer Allokation in produktive Sektoren bei (zum Beispiel Unternehmenssektor). 16 Darüber hinaus benötigen Regierungen die Kapitalmärkte, um ihre Fiskalund Geldpolitik umzusetzen. Aus diesem Grund haben Regierungen und Zentralbanken ein besonderes Interesse an der Entwicklung liquider und effizienter Finanzmärkte, die mit tragfähigen regulatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen unterlegt sind. Eine finanzmarktfreundliche Regierungspolitik sollte darüber hinaus weitere Emittenten, wie zum Beispiel Unternehmen aus dem Privatsektor, anziehen. Letztlich ermöglicht dies die Entwicklung eines Staatsanleihenmarkts und einer Zinskurve, die unter anderem als Benchmark für den Kreditmarkt herangezogen werden kann. Für Asien ist die Globalisierung der Finanzmärkte ein zweischneidiges Schwert. In den 199er-Jahren profitierte die Region von zunehmenden Kapitalzuflüssen, einer verbesserten Corporate Governance und damit einhergehend von Finanzinstituten, die zunehmend internationalen Standards entsprachen. Zudem verbesserten sich die technologischen und Managementkompetenzen der Unternehmen substanziell. Die asiatische Finanzkrise Ende der 199er-Jahre zeigte jedoch, dass eine Öffnung der Kapitalmärkte eine Volkswirtschaft auch anfällig für externe finanzielle Schocks macht. Dies verleitete die Region allerdings nicht dazu, sich von den Kapitalmärkten abzuwenden. Vielmehr führte die Krise dazu, dass verstärkt inländische Finanzierungsquellen erschlossen wurden und die Abhängigkeit von ausländischen Banken reduziert wurde. Die inländischen Kapitalmärkte verfügten über eine breitere und solidere finanzielle Basis und erwiesen sich damit als tragfähigere Säule der regionalen Wirtschaftsentwicklung. Das Fehlen gut entwickelter inländischer Kapitalmärkte erhöht das Risiko einer Überbeanspruchung des Bankensystems, was beispielsweise zu Fälligkeits- und Währungsinkongruenzen führen kann. Darüber hinaus sind die Unternehmensbilanzen finanzierungsseitig ungenügend diversifiziert und ihre Anfälligkeit für finanzielle Schocks daher erhöht. Als Konsequenz muss Asien seine inländischen Kapitalmärkte entwickeln, um die Sensibilität gegenüber internationalen Krisen zu senken. Drittens müssen die Entscheidungsträger erkennen, dass robuste rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Finanzmärkten und deren Glaubwürdigkeit in den Augen der Investoren entscheidend sind. Indessen sind Asiens Kapitalmärkte stark darauf angewiesen, dass die finanzielle Infrastruktur über die gesamte Region hinweg verbessert wird. Damit Asien als Region wachsen kann, müssen letztlich auch die intraregionalen Beziehungen zwischen den nationalen Kapitalmärkten vertieft werden, um eine effiziente Allokation der regionalen Ersparnisse in die produktivsten Investitionen zu gewährleisten. Die asiatischen Volkswirtschaften haben erkannt, dass sie die Entwicklung ihrer Kapitalmärkte entsprechend fördern müssen, um weiterhin nahezu zweistellig zu wachsen. Die Bemühungen Chinas zur Internationalisierung des Renminbi belegen, dass sich die regionalen Entscheidungsträger der Herausforderung sehr wohl bewusst sind. Effektiv ist der Finanzsektor seit der Jahrtausendwende gewachsen. Es ist daher zu erwarten, dass die asiatischen Finanzmärkte künftig weltweit eine immer wichtigere Rolle spielen werden, die dem regionalen BIP-Wachstum angemessen ist. Trotz der erzielten Fortschritte unterstreicht die Asiatische Entwicklungsbank 17, dass sich der Finanzsektor der Region in den kommenden Jahren weiterhin substanziellen Herausforderungen stellen muss, um mit dem regionalen Wirtschaftswachstumspotenzial Schritt halten zu können. Erstens hinkt die Entwicklung des Finanzsektors zurzeit der Realwirtschaft hinterher und kann daher die Finanzierungsbedürfnisse des Privatsektors nicht vollständig erfüllen. Zweitens hat die asiatische Finanzkrise offenbart, dass eine hohe Abhängigkeit vom Bankensystem die strukturelle Widerstandsfähigkeit und die systemische Stabilität schwächen. Historische Performanceangaben und Finanzmarktszenarien sind keine Garantie für laufende oder zukünftige Ergebnisse. 15 Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, The international financial crisis and policy challenges in Asia and the Pacific, Juli 21. 16 Tokyo Club Foundation for Global Studies, Capital Markets in Asia: Changing Roles of Economic Development, Herausgeber Donna Vandenbrink und Denis Hew, 25. 17 Asiatische Entwicklungsbank, ADB Economics Working Paper Series, Asian Financial System: Development and Challenges, November 211. 18 / 7 Finanzmärkte Vergangenheit und Zukunft

Aktien Partizipation am Wachstum Asiens Entwicklung asiatischer Aktienmärkte trotz starken Wachstums weiteres Potenzial Die Aktienmärkte sind in Asien nach wie vor die bedeutendste Kapitalquelle. Abbildung 12 illustriert, dass die Finanzierung über die Aktienmärkte 21 am stärksten zur Finanzmarkttiefe beitrug (neben Kreditfinanzierungen im Fall von China) und ihr Anteil im globalen Vergleich hoch war. 1% = 462 457 4 388 28 29 19 168 148 142 Aktienmarktkapitalisierung Ausstehende Anleihen öffentliche Hand Ausstehende Anleihen Finanzinstitute Ausstehende Anleihen Nicht-Finanzunternehmen Ausstehende Anleihen, besichert Ausstehende Anleihen, nicht besichert USA Japan Westeuropa Andere Industrieländer China 1 Mittel- und Osteuropa sowie Gemeinschaft unabhängiger Staaten. 26 16 25 7 17 1 16 48 7 4 23 17 18 29 5 4 28 39 13 12 5 7 23 35 1 6 4 45 44 21 3 29 Indien 51 8 3 3 35 Naher Osten und Afrika 37 2 4 6 32 Andere asiatische Länder 39 26 14 18 Lateinamerika 34 17 4 44 CEE und GUS 1 So sind beispielsweise Glencore, einer der weltweit grössten Rohstoffhändler, und Prada, einer der renommiertesten Luxusgüteranbieter, an der Börse von Hongkong kotiert. Laut McKinsey waren die Emerging Markets im Jahr 21 für mehr als die Hälfte des globalen IPO-Volumens (Börsengänge) verantwortlich, wobei 44% allein auf China entfielen (siehe Abb. 13). 2 Gemessen an ihren Umsätzen boomen chinesische Unternehmen und haben zu den global führenden Unternehmen aufgeschlossen. Gemäss einem globalen Ranking von Fortune 5 21 waren per 23. Juli 212 drei der zehn umsatzmässig grössten Unternehmen der Welt in China ansässig. Noch im Jahr 28 war in dieser Gruppe kein einziger chinesischer Teilnehmer zu finden. Zudem hat China 212 Japan auf der Liste der 5 umsatzstärksten Unternehmen weltweit überholt und liegt nun hinter den USA auf Rang 2. Per Ende 212 waren 73 dieser 5 Unternehmen chinesisch (132 waren US-amerikanisch und 68 japanisch). Zu dieser 5er-Gruppe gehören auch 13 südkoreanische, acht indische und sechs taiwanesische Gesellschaften. In der Region Asien (ohne Japan) waren 212 2% der 5 umsatzstärksten Unternehmen weltweit ansässig. Die asiatischen Aktienmärkte weisen weiterhin enormes Entwicklungspotenzial auf. Die Marktkapitalisierung beträgt in Asien lediglich 66% des BIP, während es in den USA 14% sind. Berücksichtigt man nur die Schwellenländer im asiatischpazifischen Raum, sinkt dieser Anteil sogar auf 5%. Chinas Marktkapitalisierung beläuft sich auf nur gerade 46% des BIP. 22 Zur Erschliessung dieses Entwicklungspotenzials sind allerdings Reformen unerlässlich, allen voran eine Lockerung der Einschränkungen, mit denen sich institutionelle Anleger wie Pensionskassen und Versicherungsgesellschaften konfrontiert sehen. Abb. 12: Finanzmarkttiefe (per Ende 21, % des regionalen BIP), berechnet als gesamthaft ausstehendes regionales Fremd- und Eigenkapital, dividiert durch das regionale BIP Quelle: BIZ, Dealogic, SIFMA, Standard & Poor s, McKinsey & Company (August 211) Die asiatischen Aktienmärkte sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark gewachsen. Der Anteil des asiatischpazifischen Raums an der globalen Aktienmarktkapitalisierung betrug 23 21% und stieg bis Ende 211 um 1% auf 31%. 18 Dieser Anstieg war hauptsächlich internationalen Investoren zu verdanken, die ihre Anlagen diversifizierten. Eine wichtige Rolle spielten aber auch die Vertiefung der finanziellen Integration innerhalb der Region, die Zunahme inländischer institutioneller Anleger sowie strukturelle Verbesserungen der Marktinfrastruktur. 19 Gleichzeitig hatte die laufende Liberalisierung des Kapitalverkehrs eine verbesserte Marktliquidität und -tiefe mit steigenden Handelsumsätzen an den asiatischen Aktienmärkten zur Folge. Diese Entwicklungen ziehen auch regionale und ausländische Unternehmen an, die von den asiatischen Aktienmärkten profitieren möchten. Andere Schwellenländer China Andere Industrieländer New York London 8 134 5 14 2 32 41 12 21 23 26 23 12 5 6 22 23 12 6 72 35 11 24 16 25 82 26 25 25 21 41 16 32 56 26 62 38 1 47 52 27 22 8 13 29 11 Abb. 13: Handelsvolumen an verschiedenen Aktienbörsenstandorten (in USD Mrd., aufgrund von Rundungen können sich bei Summenbildungen geringfügige Abweichungen ergeben) Quelle: Dealogic, McKinsey & Company (August 211) 28 18 54 21 19 29 4 125 68 35 13 21 Historische Performanceangaben und Finanzmarktszenarien sind keine Garantie für laufende oder zukünftige Ergebnisse. 18 Laut Daten der World Federation of Exchanges. 19 IMF Working Paper, Asian Equity Markets: Growth, Opportunities, and Challenges, Dezember 26. 2 Inklusive Börse Hongkong. 21 Siehe http://money.cnn.com/magazines/fortune/global5/212/full_list/. 22 Sämtliche Daten zum Verhältnis Kapitalisierung/BIP von der Weltbank. Asien 19 / 7

Kapitalflüsse der jüngsten Zeit Die Kapitalflüsse in asiatische Aktienmärkte bleiben volatil. Asien zieht bisher hauptsächlich Investoren mit eher hoher Risikobereitschaft an. Aus Abbildung 14 ist ersichtlich, dass die Kapitalabflüsse der Jahre 28 und 211 durch Kapitalzuflüsse in den folgenden Jahren aufgewogen wurden. Einerseits fliesst damit Kapital in die asiatischen Aktienmärkte, wenn die Stimmung überwiegend optimistisch ist. Andererseits leidet das Anlegervertrauen tendenziell dann, wenn sich die Stimmung aufgrund der Lage der Weltwirtschaft verschlechtert. Kommt es zu einschneidenden globalen Wirtschaftsschocks, wie zum Beispiel der Bonitätsherabstufung der USA im August 211, ziehen die Anleger ihr Kapital aus asiatischen Aktien ab und investieren es in als sicher geltende Anlagen wie US-Staatspapiere. Als die Krise in der Eurozone in vollem Gange war, begannen die asiatischen Aktienbörsen, wieder substanzielle Kapitalzuflüsse zu verzeichnen. In den ersten zweieinhalb Monaten des Jahres 212 waren die Zuflüsse in die Aktienmärkte der Region Asien (ohne Japan) bereits beinahe doppelt so hoch wie die in 211 registrierten Abflüsse. Mehr als die Hälfte dieser Zuflüsse wurde in Taiwan und Korea angelegt (siehe Abb. 14). Taiwan Südkorea Thailand (in USD Mrd.) TW KR TH ID PH IN AEJ 25 22,2 4, 2,9 2,3,4 1,8 34,7 26 17,4 12,1 2,1 1,9,9 8,1 18,3 27 2,1 29,4 1,6 3,2 1,4 17,8 3,4 28 14,7 33,3 4,8 1,7 1,1 12,9 65,1 29 14,8 24,8 1,1 1,4,4 17,6 6,1 21 9,2 19, 2,7 2,3 1,2 29,3 63,8 211 9,6 7,2,2 2,9 1,3,7 13,4 212 4,7 9,2 2,,5,6 8,2 25,2 Indonesien Philippinen Indien Asien ohne Japan 3 25 2 15 1 5 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2 21 22 23 24 25 26 27 28 29 21 211 MSCI AC Asia ex-japan Index BIP Asien Abb. 15: Performance asiatischer Aktien und asiatisches BIP-Wachstum (1992 212; 1. Januar 1992 = 1; letzter Datenpunkt: 3. Dezember 211) Quelle: Bloomberg, Weltbank, Credit Suisse China ist ein Sonderfall. Obwohl die chinesische Wirtschaft seit den 198er-Jahren stark expandiert, entsprach die Performance der Aktienmärkte erst im vergangenen Jahrzehnt dem BIP-Wachstum des Landes. Zwischen 1992 und 22 stieg das BIP Chinas in US-Dollar um 244% 23, während der MSCI China Index um 85,9% einbrach. Damit blieb die Performance des chinesischen Aktienmarkts in diesem Zeitraum deutlich hinter dem Wirtschaftswachstum zurück, was eine breit diskutierte Theorie untermauert: Die Korrelation zwischen Wirtschaftswachstum und Aktienmarktperformance ist oft nur gering. Allerdings lag der chinesische Aktienmarkt in den 199er- Jahren in seiner Entwicklung noch um Längen hinter seinen Pendants in den Industrieländern zurück. China hatte damals keinen liquiden, effizienten und diversifizierten Aktienmarkt, an dem Anleger problemlos Aktien erwerben konnten. Vor der Jahrtausendwende war nur ein Bruchteil der chinesischen Unternehmen börsenkotiert, und von diesen stand ein sogar noch geringerer Teil ausländischen Investoren offen. Abb. 14: Zuflüsse ausländischen Kapitals in asiatische Märkte (Kapitalflussdaten 212 per 14. März 212) Quelle: Bloomberg, HSBC (26. März 212) 3% Lässt sich mit asiatischen Aktien am Wirtschaftswachstum teilhaben? Die asiatischen Aktienbörsen haben den regionalen Wirtschaftsboom nachvollzogen. Zwischen 1992 und 212 entsprach die Rendite einer Anlage im breiten asiatischen Aktienmarkt mehr oder weniger dem BIP-Wachstum der Region (siehe Abb. 15). Im vergangenen Jahrzehnt erzielten die asiatischen Aktienmärkte höhere Renditen als Anlagen in Industrieländern (siehe Abb. 16). In Zeiten konjunktureller Schwäche waren die Anleger jedoch mit einer erhöhten Volatilität an den asiatischen Märkten konfrontiert. 2% 1% % 1% 23 24 25 26 27 28 29 21 211 212 MSCI World Index MSCI AC Asia ex-japan Index S&P 5 Index Abb. 16: Asiatische Aktien entwickelten sich besser als ihre Pendants in den Industrieländern (1. August 22 = 1; letzter Datenpunkt: 31. August 212) Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Historische Performanceangaben und Finanzmarktszenarien sind keine Garantie für laufende oder zukünftige Ergebnisse. 23 Was einem annualisierten BIP-Wachstum von 13,1% entspricht (Daten der Weltbank). 2 / 7 Finanzmärkte Vergangenheit und Zukunft