ÜBERTRAGUNG VON URHEBERRECHTEN AUF ARBEITGEBER *



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Transkript:

ÜBERTRAGUNG VON URHEBERRECHTEN AUF ARBEITGEBER * Der Einfluss von arbeitsvertraglichen Regelungen in der Vertragspraxis des Urheberrechts ist nicht zu unterschätzen. Der ganz überwiegende Teil der urheberrechtlich geschützten Werke entsteht heutzutage in Erfüllung von Verpflichtungen aus einem Arbeitsverhältnis. Zu klären ist daher am besten vorab -, ob und inwieweit ein Arbeitgeber schon durch das Bestehen eines Dienstverhältnisses die für die Verwertung der entstandenen Werke erforderlichen urheberrechtlichen Nutzungsrechte erwirbt, und ob er sie gesondert bezahlen muss? 1. Problemstellung - Rechtliche Zuordnung von Arbeitnehmerwerken Das Arbeitsverhältnis stellt ein typisches Dauerschuldverhältnis dar, da es nicht durch Erfüllung erlischt, sondern die vertraglich festgelegte Tätigkeit des Arbeitnehmers im Austauschverhältnis zum vereinbarten Arbeitsentgelt steht. Der Dienstnehmer schuldet seine Arbeitsleistung im Sinne eines Bemühens nach Kräften, jedoch keinen Erfolg. Demgegenüber gebührt das Ergebnis der Tätigkeit grundsätzlich dem Arbeitgeber. Er bleibt auch Eigentümer der von ihm zur Erbringung der Arbeitsleistung zur Verfügung gestellten Materialien bzw. Einrichtungen (z.b. PC, Software etc.) sowie eines allfällig entstandenen Werkstückes, da der Dienstgeber im Rahmen fremdwirkender Verarbeitung als Hersteller im Sinne des 415 ABGB gilt. 1 Diese arbeitsrechtliche Grundregel, dass der Erfolg der Arbeit dem Dienstgeber zusteht, lässt sich bereits unmittelbar aus der gesetzlichen Wertung des 401 ABGB entnehmen. Der Arbeitnehmer hat also kein Eigentumsrecht am Arbeitsergebnis und keinen (Miteigentums-)Anteil am Produkt. Damit tritt ein Spannungsverhältnis 2 zu den urheberrechtlichen Regelungen auf: Der urheberrechtliche Schutz eines Werkes findet seine Rechtfertigung in der in ihm niedergelegten Individualität seines Schöpfers. Nach dem Schöpferprinzip des 10 Abs 1 UrhG kommt als Urheber nur jene physische Person in Betracht, die das Werk geschaffen hat. Eine Begründung des Urheberrechts durch Stellvertretung kommt nicht in Betracht. Ein originäres Urheberrecht juristischer Personen oder der Dienstgeber an den Werken ihrer Dienstnehmer besteht daher nach der (ursprünglichen) Konzeption des Urheberrechtsgesetzes nicht. 3 Während also die sachenrechtliche Zuordnung der geschaffenen Werkstücke den Arbeitgeber begünstigt, verbleibt das Immaterialgut Urheberrecht beim schöpferischen Arbeitnehmer. 4 2. Übertragung von Werknutzungsrechten im Arbeitsverhältnis Der Arbeitgeber ist zur Nutzung der Werke seiner Angestellten auf die Einräumung von Nutzungsrechten nach den 26 ff UrhG angewiesen. Sie kann durch Gesetz, durch Individualvereinbarung (Arbeitsvertrag) oder durch einen Kollektivvertrag erfolgen. Zentrale Bedeutung für die Reichweite urheberrechtlicher Lizenzeinräumungen im Arbeitsverhältnis hat die Unterscheidung zwischen solchen Werken, die in unmittelbarere Erfüllung arbeitsvertraglicher Pflichten entstanden sind, und solchen, die nur bei Gelegenheit oder außerhalb des arbeitsvertraglichen Pflichtenkreises geschaffen wurden. * RA Dr. Clemens Thiele, LL.M. Tax (GGU), Anwalt.Thiele@eurolawyer.at. 1 Spielbüchler in Floretta/Spielbüchler/Strasser, Arbeitsrecht I 4, 161 f mwn. 2 Zutreffend Walter, Entscheidungsanmerkung, MR 1992, 248. 3 OGH 7.4.1992, 4 Ob 36/92 Bundesheer Formular, EvBl 1993/36 = MR 1992, 199 m Anm Walter = ÖBl 1992, 81 = SZ 65/51 = WBl 1992, 340. 4 Für die Urheberpersönlichkeitsrechte der 19 ff UrhG, insbes. der Urheberbezeichnung, gilt dies ohne Einschränkung.

2.1 Übertragung ex lege Das Gesetz selbst hält seit der UrhG-Novelle 1993 5 eine ausdrückliche Regelung hinsichtlich der Verwertungsrechte an Werken bereit, die von Dienstnehmern geschaffen wurden. 6 Wird nach 40b UrhG ein Computerprogramm von einem Dienstnehmer in Erfüllung seiner dienstlichen Obliegenheiten geschaffen, so steht dem Dienstgeber hieran ein unbeschränktes Werknutzungsrecht zu, wenn er mit dem Urheber nichts anders vereinbart hat. 7 In solchen Fällen ist der Dienstgeber auch zur Ausübung der in den 20, 21 Abs 1UrhG bezeichneten Urheberpersönlichkeitsrechte befugt. 8 Das Recht des Arbeitnehmers, nach 19 UrhG die Urheberschaft für sich in Anspruch zu nehmen, bleibt unberührt. 9 Das überwiegend als gesetzliche Lizenz zu verstehende Benutzungs- und Verwertungsrecht gem. 40b UrhG fällt dem Arbeitgeber in jedem Stadium der Entstehung an. 10 2.2 Übertragung qua Arbeitsvertrag Abgesehen von den gesetzlichen Ausnahmen 11 müsste also der Arbeitgeber mit seinen Arbeitnehmern für die Verwertungsrechte an jedem einzelnen von ihnen geschaffenen Werk einen gesonderten (Verwertungs-)Vertrag abschließen, was sich jedoch als wenig praktikabel herausstellt. 12 2.2.1 Sachliche Schranken Ein Teil der Lehre 13 hält daher die auf EU-Recht 14 zurückgehende Bestimmung des 40b UrhG für durchaus verallgemeinerungsfähig, sodass dem Dienstgeber schon kraft Arbeitsvertrag immer dann unbeschränkte Verwertungsrechte an einem von seinem Dienstnehmer geschaffenen Werk zustehen, wenn der Dienstnehmer das Werk in Erfüllung seiner Dienstpflicht geschaffen hat. Urheberrechtliche Nutzungsrechte können dem Arbeitgeber kraft Arbeitsvertrag grundsätzlich nur an solchen Werken zustehen, für deren Entstehung er den Urheber auch als Arbeitnehmer beschäftigt und entlohnt hat. In diesem Zusammenhang spricht man von sog. Pflichtwerken. 15 Entstehen Schöpfungen ohne Eingliederung in die Arbeitsorganisation des Arbeitgebers, ohne dessen Auftrag und 5 Richtlinie 91/250/EWG des Rates über den Rechtsschutz von Computerprogrammen vom 14.5.1991, ABl. EG Nr. L 122/42, umgesetzt durch BGBl 1993/93. 6 Die ältere Bestimmung des 38 Abs 1 UrhG hat die Verwertungsrechte an gewerbsmäßig hergestellten Filmwerken bereits grundsätzlich dem Inhaber des Unternehmens (Filmhersteller) zugeordnet. 7 OGH 17.8.2000, 4 Ob 190/00w Programmpaket, MR 2000, 382. 8 Urheberbezeichnung und Werkschutz. 9 Vgl Walter, Softwareschutz nach der EG-Richtlinie und nach österreichischem Recht, EDVuR 1992/1, 12 mwn. 10 Ähnlich für das deutsche Recht Schricker/Löwenheim, UrhG 2, 69b Rz 11. 11 Gem. 7 MusterSchG steht dem Arbeitgeber der Musterschutz zu, wenn der Schöpfer es im Rahmen seiner dienstlichen Obliegenheit geschaffen hat. Der Arbeitnehmer ist allerdings als Schöpfer zu nennen; ebenso der Erfinder eines Gebrauchsmusters gem 8 GMG. 12 Zur schlüssigen Einwilligung des Arbeitnehmers in die Übertragung aller Werknutzungsrechte kraft jahrelanger Übung siehe OGH 28.10.1997, 4 Ob 304/97b - Buchhaltungsprogramm, MR 1998, 72 m Anm Walter = ÖBl 1999, 57 = wbl 1998/144. 13 Ciresa, Urheberrecht aktuell (1997), 28. 14 Kritisch zur Entstehung Schwarz/Löschnigg, Arbeitsrecht aus trüber Quelle, ÖJZ 1994, 217 mwn. 15 Als in Erfüllung seiner Dienstpflicht vom Arbeitnehmer geschaffene Werke, vgl. OGH 16.6.1992, 4 Ob 65/92 - Übungsprogramm, EDVuR 1992/2, 133 = JBl 1993, 116 = MR 1992, 244 m Anm Walter = ÖBl 1992, 281 = SZ 65/89.

Finanzierung, sind sie als (dienst-)freie Werke auch nicht als im Arbeitsverhältnis entstanden zu werten. 16 2.2.2 Zeitliche Schranken In zeitlicher Hinsicht ergibt sich ebenfalls eine Einschränkung: Werke, die der Arbeitnehmer vor Beginn des Arbeitsverhältnisses geschaffen hat, gehören ebenso wenig zu den im Rahmen der Dienstpflichten geschaffenen Werken, wie solche, die erst nach Beendigung des Arbeitsvertrages geschaffen wurden. Letzteres gilt grundsätzlich auch dann, wenn das Werk während der Dauer des Dienstverhältnisses begonnen, aber erst später vollendet wurde. Allerdings gehört der Torso eines Werkes, der in Erfüllung arbeitsvertraglicher Pflichten begonnen wurde, zum Rechtsbereich des Arbeitgebers. Er kann ihn von einem anderen Mitarbeiter vollenden lassen. Der Dienstnehmer ist nicht berechtigt, angefangene Pflichtwerke zu zerstören oder mitzunehmen. Nur wenn es sich um freies Werk handelt, kann der Dienstnehmer es selbst vollenden und verwerten. Bei den freien Werken ist me zu klären, ob sich aus dem Arbeitsvertrag oder der arbeitsrechtlichen Treuepflicht nicht eine eigenständige Anbietungspflicht des Dienstnehmers für eine Nutzungsübertragung ergeben kann? Eine Anbietungspflicht ist der deutschen Meinung folgend 17 dann anzunehmen, wenn die Nutzung der Werke in den Arbeitsbereich des Betriebes fällt. Sie ist allerdings nur zu bejahen, wenn das Werk unmittelbar aus der pflichtigen Tätigkeit des Arbeitnehmers hervorgeht, wenngleich es nicht das unmittelbare Ergebnis einer weisungsgebundenen Arbeitsleistung war. 18 2.2.3 Vergütungsanspruch des Arbeitnehmers? Eng damit verknüpft ist die Frage, ob bei Pflichtwerken dem Dienstnehmer für Verwertungshandlungen des Dienstgebers, die außerhalb des Betriebs- bzw. Vertragszwecks liegen, nicht ein Anspruch auf Sondervergütung zusteht? Der in 40b UrhG gesetzlich normierte Übergang der wirtschaftlichen Verwertungsrechte wird nicht von einer Gegenleistung des Arbeitgebers abhängig gemacht. 19 Das lässt me nur den Schluss zu, dass der von der Regelung betroffene Arbeitnehmer eine solche Grundvergütung jedenfalls grundsätzlich nicht beanspruchen kann. Dem liegt ebenso wie der vor der UrhG-Nov 1993 geltenden Rechtslage die Vorstellung zugrunde, dass dieser Leistungserfolg dem Arbeitgeber gebührt. Für seine Leistung und die Überlassung von deren Ergebnis ist der Arbeitnehmer, soweit die Erstellung solcher Werke zu seinen arbeitsvertraglichen Pflichten gehört, regelmäßig mit dem Arbeitslohn bezahlt worden. 20 Für eine weitere Vergütung ist in diesem Rahmen regelmäßig kein Platz mehr. Außerhalb des Betriebs- oder Vertragszwecks erhält eine allfällige Sondervergütung durchaus Relevanz, weil nach dem ehernen Grundsatz der Urheber so angemessen wie 16 Sachliche Beschränkung; vgl. Ciresa, aao, 31. 17 BGH 27.9.1990, I ZR 244/88 Grabungsmaterialien, BGHZ 112, 243 = ZUM 1991, 580, 585; Ullmann, Das urheberrechtlich geschützte Arbeitsergebnis Verwertungsrecht und Vergütungsrecht, GRUR 1987, 6, 9; Fromm/Nordemann/Vinck, UrhG 9, 43 Rz 3b; Brandi-Dohrn, Arbeitnehmererfindungsschutz bei Softwareerstellung, CR 2001, 285, 290 mwn. 18 Zu restriktiv OGH 16.6.1992, 4 Ob 65/92 - Übungsprogramm, EDVuR 1992/2, 133 = JBl 1993, 116 = MR 1992, 244 m Anm Walter = ÖBl 1992, 281 = SZ 65/89. 19 Deutlich die Ursprungsnorm des Art 2 Abs 3 RL 91/250/EWG; Walter in Europäisches Urheberrecht (Hrsg Walter) Art 2 Rz 23 Software-RL. 20 Walter, Entscheidungsanmerkung, MR 1993, 248; Ciresa, aao, 29 f.

möglich am wirtschaftlichen Erfolg des von ihm geschaffenen Werkes zu beteiligen ist. 21 So kann der Umstand, dass das geschaffene Werk zu Vorteilen bei dem Nutzungsberechtigten geführt hat, die in einem groben Missverhältnis zu der von ihm gezahlten Vergütung stehen, eine Anpassung der Vereinbarungen verlangen, die der Einräumung des Nutzungsrechtes zugrunde liegen. 22 Fraglich ist ferner, ob der allfällige Sondervergütungsanspruch nach Beendigung des Dienstverhältnisses entfällt, da der Anspruch als eine Konkretisierung des allgemeinen Grundsatzes vom Wegfall der Geschäftsgrundlage bei der Bemessung der Vergütung aufgefasst werden kann, mit dem die Überlassungspflicht abgegolten wird. In einem vergleichbaren Fall hat der OGH 23 entschieden, dass die Annahme, die Vertragsparteien hätten die dem Dienstgeber gegen Ersatz von Film- und Entwicklungskosten eingeräumte Nutzungsbewilligung, die ihm die Anschaffung teurer Agenturfotos erspart, auf die Zeit des Dienstverhältnisses beschränkt, durchaus vertretbar ist. 3. Exkurs: Diensterfindungen 24 Im technischen Bereich des Patentes hat der Gesetzgeber ausdrücklich für die sog. Diensterfindungen in den 7 bis 17 PatG Vorsorge getroffen. Bei der Interessenabwägung zwischen der Dienstgeberseite und demjenigen des Dienstnehmererfinders an der kommerziellen Verwertung seiner Erfindung geht das Patenrecht davon aus, dass das Arbeitsergebnis, m.a.w. die Erfindung des Arbeitnehmers, nicht pauschal dem Dienstgeber zuzuordnen ist, sondern vielmehr eine differenzierte Regelung Platz greift. Hintergrund dürfte sein, dass es eben einen Unterschied macht, ob jemand als Erfinder angestellt und dafür bezahlt wird, oder bloß anlässlich seiner Arbeitsleistung zu einer Erfindung Anregungen erhält. 25 Gelingen einem Arbeitnehmer (patentierbare) Erfindungen oder technische Verbesserungsvorschläge, ist gem. 6 PatG grundsätzlich das Recht des Schöpfers der Diensterfindung isd 7 PatG geschützt. Vertragliche Vereinbarungen, die zwingend schriftlich abgefasst sein müssen, können dem Dienstgeber ein Benützungsrecht an der Diensterfindung verschaffen. Jedenfalls gebührt dem Arbeitnehmer eine angemessene besondere Vergütung nach 8 Abs1 PatG, weil der dem Dienstnehmer zustehende Arbeitslohn regelmäßig nicht Entgelt für Erfindertätigkeit ist. 26 Die Rechte des Dienstnehmers aus der Erfindung sind einseitig zwingend zu seinen Gunsten gem. 17 PatG und wirken selbst nach Auflösung des Dienstverhältnisses fort gem 16 PatG. 27 4. Zusammenfassung 21 Dittrich, UrhG 3, 1 E.1. 22 Vgl. BGH 23.10.2001, X ZR 72/98 Wetterführungspläne II, CR 2002, 249 m Anm Brandi-Dohrn = JurPC Web-Dok. 254/2001. 23 21.11.1995, 4 Ob 1101/95 - Urlaubsfotos, MR 1996, 68 m Anm Walter. 24 Weiterführend Karner, Der Dienstnehmer als Erfinder, ecolex 2000, 700; derselbe, Checkliste: Klassifizierung von Erfindungen, ecolex 2000, 703; Kapferer, Abgabenrechtliche Behandlung von Diensterfindungen, ecolex 2000, 704; K.Mayr, Vergütung für Erfindungen von Dienstnehmern (1997); derselbe, Der Eigentumserwerb an Diensterfindungen, ÖJZ 1997, 691; derselbe, Das Recht der Diensterfindungen in den Mitgliedstaaten der EU, ecolex 1998, 781 mwn. 25 Siehe auch Ciresa, aao, 27. 26 OGH 14.9.1994, 9 Ob A 136/94, Arb 11.245 = EvBl 1995/67 = Ind 1995 H 3, 12 = infas 1995 H 2, 29 A 47 = PBl 1995, 175 = SZ 67/148. 27 Weiterführend K. Mayr, Rechtsfragen zum angestellten Erfinder gem PatG, RdW 1998, 753; Marterer, Diensterfindungsrecht in Österreich, ecolex 1992, 425; Wolff, Die Rechte an durch Arbeitnehmer entwickelter Software, EDVuR 1986/1, 6; jüngst Schwartz, Zur Übertragbarkeit der Rechte und Pflichten an Diensterfindungen aus öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnissen, ÖBl 2001, 7.

Der Wertungswiderspruch zwischen Arbeitsrecht und Urheberrecht für schöpferische Erzeugnisse der Arbeitnehmer ist durch 40a UrhG nur ansatzweise gelöst. Anders als z.b. bei der Diensterfindung nach 6 ff PatG fehlen umfassende gesetzliche Zuordnungsregeln. Entscheidende Bedeutung erlangen dem gemäß einzelvertragliche Regelungen, die vor unliebsamen Überraschungen schützen (sollen).