FAUNISTISCHES GUTACHTEN - BRUTVÖGEL -

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1 FAUNISTISCHES GUTACHTEN ZUR BAULEITPLANUNG GEWERBEGEBIET VOR DEM KARRENBRUCH STADT BASSUM - BRUTVÖGEL - Stand: Bearbeiter: Dr. Marc Reichenbach (Dipl.-Biol., Dipl.-Ökol.) Philip Steinmann, M.Sc. Landschaftsökologie Escherweg Oldenburg Postfach Oldenburg Telefon Telefax info@nwp-ol.de Internet NWP Planungsgesellschaft mbh Gesellschaft für räumliche Planung und Forschung

2 Brutvogelgutachten Gewerbegebiet vor dem Karrenbruch, Stadt Bassum INHALT 1. Einleitung Brutvögel Methode Ergebnisse Überblick Besondere Vorkommen Bewertung Hinweise zum Artenschutz Literatur... 6

3 Brutvogelgutachten Gewerbegebiet vor dem Karrenbruch, Stadt Bassum 1 1. EINLEITUNG Die Stadt Bassum plant die Erweiterung von Gewerbeflächen im Bereich Bramstedter Kirchweg. Als Basis für die Bearbeitung der bauplanungsrechtlichen Eingriffsregelung sowie der artenschutzrechtlichen Anforderungen wurden für dieses Gutachten auf den entsprechenden Flächen Bestandserfassungen von Brutvögeln vorgenommen. Das Untersuchungsgebiet ist durch Ackerflächen geprägt. Zentral durch das Plangebiet verläuft die Straße Bramstedter Kirchweg (vgl. Titelblatt). Von Süden nach Norden führt ein Feldweg durchs Gebiet, an dessen Seite ein größeres Feldgehölz zu finden ist. Weitere größere Gehölze befinden sich im Westen und an der südlich verlaufenden Eisenbahntrasse (Abb.1-4). Nachfolgend werden die Ergebnisse der durchgeführten Erhebungen dargestellt und entsprechende Bestandsbewertungen durchgeführt. Auf dieser Basis werden Hinweise zu den rechtlichen Anforderungen des Artenschutz gegeben. Abb.1: Blick in den nordwestlichen Teil der Potenzialfläche

4 Brutvogelgutachten Gewerbegebiet vor dem Karrenbruch, Stadt Bassum 2 Abb.2: Blick in den nordöstlichen Teil der Potenzialfläche mit Feldweg und größerem Feldgehölz Abb.3: Blick in den südöstlichen Teil der Potenzialfläche

5 Brutvogelgutachten Gewerbegebiet vor dem Karrenbruch, Stadt Bassum 3 Abb.4: Blick auf den südwestlichen Teil der Potenzialfläche 2. BRUTVÖGEL 2.1 Methode Zur Erfassung der Brutvogelfauna wurden im Zeitraum März bis Juni 2016 sieben Erfassungstermine durchgeführt (Tab. 1). Diese gliedern sich in 5 frühmorgendliche Termine zu Zeiten der höchsten Gesangsaktivität (ca. ab 15 min. vor Sonnenaufgang), sowie zwei Abend- und Nachtkartierungen. Der Brutvogelbestand wurde mit der Methode der Revierkartierung (SÜDBECK et al. 2005) erfasst. Das Untersuchungsgebiet wurde dabei zu Fuß begangen. Es wurden sämtliche Vögel mit territorialem oder brutbezogenem Verhalten (z.b. Balzflüge, Gesang, Nestbau, Fütterung) kartiert. Zusätzlich wurden nahrungssuchende und fliegende Tiere erfasst. Mitte März wurde mit Hilfe von Klangattrappen gezielt nach Eulenrevieren gesucht. Anfang Juni wurde gezielt nach rufenden Wachteln, Rebhühnern und bettelrufenden Jungeulen gesucht, auch mit Hilfe der Klangattrappe. Ansonsten wurde die artspezifische Erfassung und Auswertung nach SÜDBECK et al. (2005) durchgeführt. Es erfolgte eine Aufnahme des Gesamtartenspektrums, Rote-Liste-Arten und ökologisch anspruchsvollere oder besonders störungsempfindliche Arten wurden punktgenau kartiert.

6 Brutvogelgutachten Gewerbegebiet vor dem Karrenbruch, Stadt Bassum 4 Tab. 1: Termine und Witterung der Brutvogelerfassung Datum Witterung (Abend-/Nachttermin) 10% bedeckt, 6 C, Wind NO % bedeckt, 11 C, Wind: S % bedeckt, 7 C, Wind: W % bedeckt, 4 C, Wind: SO % bedeckt, 15 C, Wind: O % bedeckt, 15 C, Wind: N (Abend-/Nachttermin) 20% bedeckt, 22 C, Wind: N Ergebnisse Überblick Insgesamt wurden 15 Vogelarten nachgewiesen, davon 12 Brutvögel. Drei weitere Arten wurden als Nahrungsgäste registriert (Tab. 2). Bei dem vorgefundenen Artenspektrum handelt es sich ausschließlich um gehölzbewohnende Arten, Offenlandarten wie auch Eulen wurden nicht festgestellt. Tab. 2: Nachgewiesenes Artenspektrum Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Gefährdungsgrad Niedersachsen 1 Gefährdungsgrad Deutschland 2 Status bzw. Anzahl Brutreviere Amsel Turdus merula 4 Blaumeise Parus caerulerus 5 Buchfink Fringilla coelebs 2 Gartengrasmücke Sylvia borin Vorwarnliste 2 Goldammer Emberiza citrinella Vorwarnliste 1 Grünfink Carduelis chloris 1 Kohlmeise Parus major 3 Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla 1 Nilgans Alopochen aegyptiaca Nahrungsgast Rabenkrähe Corvus corone Nahrungsgast Ringeltaube Columba palumbus 1 Rotkehlchen Erithacus rubecula 1 Schafstelze Motacilla flava Nahrungsgast Zaunkönig Troglodytes troglodytes 6 Zilpzalp Phylloscopus collybita 3 1 KRÜGER & NIPKOW (2015) 2 GRÜNEBERG ET AL. (2016)

7 Brutvogelgutachten Gewerbegebiet vor dem Karrenbruch, Stadt Bassum Besondere Vorkommen Im Untersuchungsgebiet konnten keine Arten nachgewiesen werden, die laut Roter Liste in Niedersachsen (2015) oder in Deutschland (2016) als gefährdet gelten. Jedoch kamen mit Goldammer und Gartengrasmücke zwei Arten der Vorwarnliste vor. Ihre Vorkommen konzentrierten sich entlang der Gehölzstrukturen im zentralen und nordwestlichen Teil des Untersuchungsgebietes (Abb. 5). Bei den weiteren festgestellten Brutvogelarten handelt es sich um häufige und ökologisch wenig anspruchsvolle Arten, die in typischer Weise in geeigneten Gehölzstrukturen innerhalb von Feldfluren und Siedlungsgebieten vorkommen. Das Auftreten von Rotkehlchen und Mönch- und Gartengrasmücke zeigt ein dichtes und abwechslungsreiches Angebot an Sträuchern und niedrigen Gehölzen an. Außerdem traten Rabenkrähe und Schafstelze im Gebiet als Nahrungsgäste auf. Nilgänse wurden nur überfliegend beobachtet. Gg Gg G G Abb.5: Vorkommen ausgewählter Brutvogelarten 2016 im Untersuchungsgebiet G = Goldammer (gelb), Gg = Gartengrasmücke (grün) 2.3 Bewertung Die Bedeutung von Vogelbrutgebieten wird in Niedersachsen üblicherweise nach dem standardisierten Verfahren von BEHM & KRÜGER (2013) auf der Grundlage des Vorkommens von Rote-Liste-Arten ermittelt. Hierbei werden den festgestellten Brutpaaren von Rote-Liste- Arten definierte Punktezahlen zugeordnet, die in ihrer Summe, nach Division durch einen Flächenfaktor (bei Gebietsgrößen über 100 ha), eine Einstufung als Brutgebiet von lokaler ( 4 Punkte), regionaler ( 9 Punkte), landesweiter ( 16 Punkte) oder nationaler ( 25

8 Brutvogelgutachten Gewerbegebiet vor dem Karrenbruch, Stadt Bassum 6 Punkte) Bedeutung ermöglichen. Die Größe der zu bewertenden Gebiete soll ca ha aufweisen und sich in ihrer Abgrenzung an Biotoptypengrenzen orientieren. Das hier vorliegende Untersuchungsgebiet weist allerdings bei weitem nicht die erforderliche Größe zur Anwendung dieses Verfahrens auf. Es wird daher eine verbal-argumentative Bewertung vorgenommen. Das fehlende Vorkommen von Rote-Liste-Arten, die mind. gefährdet sind, zeigt jedoch, dass mit diesem Verfahren keine besondere Bedeutung zu ermitteln wäre. Das Untersuchungsgebiet am Bramstedter Kirchweg ist aus ornithologischer Sicht nicht durch eine besondere Bedeutung gekennzeichnet. Er weist vor allem häufige und ökologisch wenig anspruchsvolle Arten der Gärten und Feldfluren auf. Auf den landwirtschaftlichen Flächen wurden keine Brutvorkommen festgestellt, Arten wie Kiebitz oder Feldlerche fehlen vollständig, die Schafstelze trat nur als Nahrungsgast auf. Eulen konnten ebenfalls nicht nachgewiesen werden. Hervorzuheben sind somit lediglich die Vorkommen von Gartengrasmücke und Goldammer als Arten der Vorwarnliste im Bereich der zentralen Gehölzstruktur. Unter diesen Gesichtspunkten kann dem Untersuchungsgebiet nur eine geringe bis allgemeine (mittlere) Bedeutung für Brutvögel zugewiesen werden. 3. HINWEISE ZUM ARTENSCHUTZ Unter der Voraussetzung, dass die linearen Gehölzstrukturen als Brutstandort von Goldammer und Gartengrasmücke sowie den weiteren festgestellten Vogelarten erhalten bleiben, kommt es durch die geplante Gewerbegebietsentwicklung nicht zu einer Zerstörung von Fortpflanzungsstätten im Sinne von 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG. Brutvorkommen von Offenlandarten sind nicht betroffen. 4. LITERATUR BEHM, K. & T. KRÜGER (2013): Verfahren zur Bewertung von Vogelbrutgebieten in Niedersachsen. Inform.d.Naturschutz Niedersachs. 33 (2): GRÜNEBERG, C. H.-G. BAUER, H. HAUPT, O. HÜPPOP, T. RYSLAVY & P. SÜDBECK (2016): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands. 5. Fassung, 30. November Berichte zum Vogelschutz 52 (2007): KRÜGER, T. & M NIPKOW (2015): Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel. Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 4/2015. SÜDBECK, P., H. ANDRETZKE, S. FISCHER, K. GEDEON, T. SCHIKORE, K. SCHRÖDER & C. SUDFELDT (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.