Textproseminar Hilary Putnam: SS 2012
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- Siegfried Rothbauer
- vor 5 Jahren
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1 Mi (5) ()[14:50 16:20] WIL C133 Philosophische Fakultät Institut für Philosophie, Lehrstuhl für Theoretische Philosophie, Holm Bräuer M.A. Textproseminar : Büro: BZW A 416 Sprechstunde: Mi 13:00 14:00 Fon: holm.braeuer@tu-dresden.de Homepage:
2 Semesterablaufplan Organisatorisches Protokoll 1: Protokoll 2: Protokoll 3: Protokoll 4: dies academicus Protokoll 5: Protokoll 5: Pfingsten Protokoll 7: Protokoll 8: Protokoll 9: Protokoll 10: Protokoll 11: Abschlussdiskussion
3 Hinweise zum Erwerb von Leistungsnachweisen Protokoll Versuchen Sie den Text anhand der wichtigsten Grundgedanken zu gliedern. Gehen Sie auf die einzelnen Argumente und Thesen des Textes ein. Stützen Sie sich dabei auf den Originaltext sowie die Diskussion im Seminar. Das Protokoll ist jeweils zur nächsten Sitzung fällig. Bereiten Sie für diese Sitzung ein Handout oder eine Folie vor. Ich bitte um eine EDV-Version des Textes ( , Diskette, CD-Rom etc.). Referat/Lektürebericht Stellen Sie Ihr Protokoll Ihren Kommilitonen in einem Referat vor! Bereiten Sie ein Handout oder eine Folie vor! Das Handout bzw. die Folie dient dazu, einen effizienten Überblick über die letzte Sitzung zu vermitteln. Es enthält eine Gliederung, Begriffsklärungen, Argumentstrukturen usw.! Strukturieren Sie Ihren Vortrag so klar wie möglich! Gehen Sie auf Fragen Ihrer Kommilitonen ein!
4 (*1926) Putnam ist ein einflussreicher amerikanischer Philosoph, der vor allem bekannt ist wegen seiner Arbeiten auf den Gebieten der Wissenschaftstheorie, der Philosophie des Geistes, des Pragmatismus und der Sprachphilosophie.
5 Vita und Werk Hilary Whitehall Putnam (* ) Undergraduate student an der University of Pennsylvania PhD an der UCLA (Doktorvater: Hans Reichenbach) Lehre in Princeton, am MIT und an der Havard University heute: Professor Emeritus an der Havard University Putnams wichtigsten t Positionen in Stichworten t Philosophie des Geistes: Mitbegründer des Funktionalismus (später Kritik) Philosophie der Mathematik: Mathematik benutzt quasi-empirische Methoden (stützt sich zum Teil auf Vermutungen statt auf strikte Beweise) Wissenschaftstheorie: Kritik am logischen Empirismus; Entwicklung der Position des internen/pragmatischen Realismus Erkenntnistheorie: Kritik am Skeptizismus (Gehirne-im-Tank Beispiel) Sprachphilosophie: Kausale Theorie der Bezugnahme, These der sprachlichen Arbeitsteilung
6 Putnams sprachphilosophische Positionen Kritische Positionen Kritik an der Verifikationstheorie der Bedeutung (Logischer Empirismus) Kritik am Bedeutungsskeptizismus (W.V.O. Quine) Kritik an der klassischen Unterscheidung zwischen Extension und Intension Positive Positionen Stereotypen statt Intensionen Festlegung der Extension durch sprachliche Arbeitsteilung und Kausalität
7 Putnams Kritik am traditionellen Bedeutungsbegriff g Der Begriff der Bedeutung ist der Grundbegriff der Sprachphilosophie. p p Traditionell unterscheidet man zwischen zwei Aspekten von Bedeutung: Sachbezug (Extension) Das, worauf ein Ausdruck zutrifft: Heißluftballon Kognitive Bedeutung (Intension) Engerer Begriff von Bedeutung. Das, was wir verstehen, wenn wir einen Ausdruck lernen, anwenden: Lebewesen mit Nieren vs. Lebewesen mit Herz dieselbe Extension verschiedene Intension These 1: Das Kennen einer Bedeutung (Intension) besteht darin, in einem kognitiven Zustand zu sein. These 2: Die Intension legt die Extension fest. Konklusion: Der psychische Zustand, der die Intension des Ausdrucks verkörpert, legt den Sachbezug (die Extension) dieses Ausdrucks fest.
8 Putnams Kritik am traditionellen Bedeutungsbegriff g Das Twin Earth Gedankenexperiment Stellen wir uns zunächst vor, es gäbe eine Doppelerde (Twin Earth), die in allen Aspekten mit unserer wirklichen Erde identisch ist insbesondere in Bezug auf die sichtbaren Eigenschaften eines Stoffes, der dort Flüsse und Seen füllt, geruchsneutral und durchsichtig ist. Stellen wir uns weiter vor, dass dieser Stoff dort nicht die Zusammensetzung von Wasser (nämlich H 2 O), sondern eine andere Zusammensetzung hätte, nehmen wir an es sei XYZ. Nehmen wir an, dass die Zwerdlinge diesen Stoff Wasser nennen. Frage: Würden wir die Flüssigkeit auf der Doppelerde, die ganz genauso aussieht wie Wasser aber die Zusammensetzung XYZ hat, auch Wasser nennen? Antwort: Nein. Diesen Stoff würden wir nicht Wasser nennen, auch wenn es dem (echten) Wasser auf unserer Erde in allen anderen phänomenalen Eigenschaften gleicht. Wasser im Deutschen bezeichnet H 2 O und nicht XYZ!
9 Putnams Kritik am traditionellen Bedeutungsbegriff g Das Twin Earth Gedankenexperiment Stellen wir uns jetzt vor, dass es auf der Doppelerde einen Molekül für Molekül identischen Gerhard Schröder gibt. Nennen wir ihn Doppelschröder. Schröder und Doppelschröder äußern nun im selben Moment den Satz: Ich möchte ein Glas Wasser. Obwohl beide sich in demselben Gehirnzustand befinden, haben die Worte aus Schröders und Doppelschröders Mund eine unterschiedliche Bedeutung. Schröder möchte H 2 O und Doppelschröder XYZ! These: Die Bedeutungen unserer Worte werden nicht festgelegt durch die kognitiven Zustände, in denen wir uns befinden, denn diese sind nach den Voraussetzungen unseres Gedankenexperiments identisch wobei die Bedeutungen (Extensionen) der Worte verschieden sind!
10 Putnams Kritik am traditionellen Bedeutungsbegriff g Sprachliche Arbeitsteilung Unsere natürliche Sprache enthält viele Ausdrücke wie Gold, Wasser, Ulme, deren korrekte Extension einem durchschnittlichen Sprachbenutzer nicht vertraut ist. Er muss sich bei der eindeutigen Bestimmung dessen, worauf diese Ausdrücke zutreffen, auf Experten verlassen.? Wer kennt den Unterschied zwischen: Gold und Pyrit (Katzengold) Buchen und Ulmen Aluminium und Molybdän These: Die Bedeutungen unserer Worte werden nicht festgelegt durch die kognitiven Zustände, in denen wir uns befinden, denn wenn ein Wort der sprachlichen Arbeitsteilung unterliegt, kann der seine Bedeutung ausmachende kognitive Zustand eines durchschnittlichen Sprachbenutzers dessen Extension nicht festlegen!
11 Putnams Kritik am traditionellen Bedeutungsbegriff g Die kausale Theorie der Bezugnahme Nicht immer kann die Extension durch Experten festgelegt werden. Beispielsweise, wurde in einem bestimmten historischen Abschnitt der Entwicklung der Physik mit dem Ausdruck Elektrizität auf das Bezug genommen, was in bestimmten Situationen für gewisse physikalische Wirkungen verantwortlich war, ohne dass man dabei schon das Wesen der Elektrizität zu kennen brauchte. Auch die Expertenmeinungen und deren Theorien können sich ändern, ohne dass die Extension des entsprechenden Ausdrucks dabei variiert. Hier legen nicht die Kenntnisse der Fachleute, sondern die Welt selbst die Extension fest. These: Die Bedeutungen unserer Worte werden nicht festgelegt durch die kognitiven Zustände, in denen wir uns befinden, denn wenn ein Wort in einer Situation eingeführt wurde, in welcher es etwas bezeichnen soll, was in dieser Situation präsent war, kann der seine Bedeutung ausmachende kognitive Zustand dessen Extension nicht festlegen! Vielmehr ist es die Welt selbst und die in ihr vorkommenden Kausalbeziehungen, die die Extension festlegen.
12 Putnams Kritik am traditionellen Bedeutungsbegriff g Die Konklusion: Der psychische Zustand, der die Intension des Ausdrucks verkörpert, legt den Sachbezug (die Extension) dieses Ausdrucks fest. ist falsch! These 1: Das Kennen einer Bedeutung (Intension) besteht darin, in einem kognitiven Zustand zu sein. These 2: Die Intension legt die Extension fest. Welche der beiden Thesen stimmt nicht? Alternative A: Wenn die These 1 angenommen wird, dann kann die These 2 nicht stimmen. Das Kennen der Bedeutung eines Ausdrucks besteht in einem kognitiven Zustand, aber dieser legt die Extension (den Sachbezug) nicht fest. Alternative B: Wenn die These 2 angenommen wird, dann kann die These 1 nicht stimmen. Die Intension legt die Extension fest, jene besteht aber nicht in einem kognitiven Zustand.
13 Meanings are not in the head. ()
14 Stereotypen Ein durchschnittlicher Sprachbenutzer assoziiert, wenn er einen Ausdruck gebraucht, mit diesem deskriptive Stereotypen, anhand deren er die Gegenstände, die unter den jeweiligen Ausdruck fallen, identifizieren kann: Wasser = die klare, geschmacklose Flüssigkeit, die als Regen vom Himmel fällt und Seen und Flüsse füllt Tiger = der katzenähnliche, schwarz-orange gestreifte Fleischfresser, welcher einzeln durch die Wälder von Asien streift Kupfer = das rotbraune, metallische Material, welches sich leicht erwärmen lässt, relativ biegsam ist und den Strom leitet Diese Stereotypen machen zwar unser Sprachwissen aus, aber sie können keine Extensionen festlegen: twin earth Fälle sprachliche Arbeitsteilung abnormale Exemplare: dreibeinige Hunde, Albinotiger,... unterbestimmte Stereotypen: Ulme vs. Buche, Aluminium vs. Molybdän
Textproseminar. Hilary Putnam
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