Chancen des BTHG: Leistungen wie aus einer Hand mit gemeindepsychiatrischen Verbundstrukturen
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- Kristian Steinmann
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1 Chancen des BTHG: Leistungen wie aus einer Hand mit gemeindepsychiatrischen Verbundstrukturen Dr. Michael Konrad, Referent für die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes, Jahrestagung 2018 des Dachverbandes Gemeindepsychiatrie, Juni 2018 in Dresden: Lebensweltorientierte Komplexleistungen von Schnittstellen zu Nahtstellen
2 BTHG Gestaltung der Schnittstellen an den Sozialgesetzbüchern Chance für Menschen mit schweren psychischen Beeinträchtigungen Kennzahlenvergleich BAGüS Leistungsempfänger im betreuten Wohnen der Eingliederungshilfe mit seelischer Behinderung in stationären Wohnformen LVR Ambulantierungsgrad 80%, aber insges. nahezu doppelt so viele Leistungsempfänger wie Ba-Wü Folie 2
3 TITEL DES VORTRAGS Von der Krankenrolle zur Person mit Teilhabeeinschränkungen Goffman: Zitat Stigma Techniken zur Bewältigung beschädigter Identität Bei Stigmatisierung ist davon auszugehen, dass das stigmatisierte Individuum sich als nicht anders als irgendein anderes menschliches Geschöpf definiert, während es von sich und den Menschen seiner Umgebung zur gleichen Zeit als jemand, der abgesondert ist, definiert wird (ebd., S. 136). Folie 3
4 Von institutionszentrierten Hilfen zu personenzentrierten Hilfen Fengler & Fengler (1980): Alltag in der Anstalt Wir sprechen mit den Patienten wenn wir Zeit dazu haben Folie 4
5 Der Systemwechsel des BTHG Neugestaltung der Bedarfsdeckung in der Sozialgesetzgebung SGB XII Sozialhilfe Bedarfsdeckung Leistung der Eingliederunshilfe Existenzsicherun g Medizinische Reha SGB V Behandlung Bedarfsermittlung als Individuelle Teilhabeplanung Teilhabe am Arbeitsleben Teilhabe an Bildung SGB VI Rentenversicherung SGB IX Rehabilitation Teil 1 Allgem ein Teil 2 EGH Teil 3 SchwBG Soziale Teilhabe Assistenzleistungen Träger der Eingliederungshilfe (Stadt- und Landkreise) SGB III Arbeitsförderung SGB XI Pflegeversiche rung Ambulante und stationäre Pflegeleistungen Teilhabeorientierter Pflegebegriff
6 Lebensweltorientierung: 104 SGB IX: Gewünschte Wohnform <> Kosten In der Lebenswelt handeln die Akteure im Gegensatz zu milieutherapeutischen Angeboten (Heim 1967) fraglos, undistanziert und unreflektiert (Hitzler & Honer 1984). Folie 6
7 Vom psychisch Kranken zur leistungsberechtigten Person Folie 7
8 Der Weg zu Teilhabeleistungen Folie 8
9 Teilhabe an Bildung Medizinische Feststellung der Behinderung Bedarfsermittlung als zielorientierte Teilhabeplanung Tielhab am Arbeitsleben Gesamtplanverfahren Medizinische Reha Soziale Teilhabe Ermittlung, Feststellung und Bemessung der Leistungen des Trägers der Eingliederungshilfe Mitwirkung Menschen m. Behinderung - personenzentriert - Interessenvertret. ICF basierter Bedarf Gesetzliche Leistungstatbestände 76 ff. Inhalt, Umfang und Qualität der Leistungen z. Sozialen Teilhabe Lernen u. Wissensanwendung Allgemeine Aufgaben 77 Leistungen f. Wohnraum 83 Leistungen f. Mobilität Leistungspauschalen für die Fachleistung nach Leistungsmerkmalen gem. 125 Abs. 2 Kommunikation Mobilität Selbstversorgung Häusliches Leben Interpersonelle Interaktion Bedeutende Lebensbereiche Gemeinschaftsleben Pflege SGB XI 78 Assistenzleistungen - Allg. Erledigungen des Alltags wie die Haushaltführung, - Gestaltung sozialer Beziehungen - persönliche Lebensplanung - Teilhabe am gemeinschaftlichen und kulturellen Leben - Freizeitgestaltung einschl. sportlicher Aktivitäten - Bereitschaftsdienst Sie beinhalten die Verständigung mit der Umwelt in d. Bereichen Sie umfassen Leistungen an Eltern mit Behinderung zur Versorgung der Kinder Ergänzende Aufwändungen der Assistenzkraft Aufwändung zur Unterstützung bei Ausübung Ehrenamt 81 Leistungen zum Erwerb u. Erhalt praktischer Kenntnisse u. Fähigkeiten in der Gemeinschaft 82 Leistungen zur Förderung u. Verständigung Nach Gruppen von Leistungsberechtigten m. vergleichbarem Bedarf Nach Stundensätzen Für die gemeinsame Inanspruchnahme durch mehrere Leistungsberechtigte Mit anderen geeigneten Verfahren Prüfung von Qualität und Wirtschaftlich keit Erreichung der Teilhabeziele
10 Gesamtplankonferenz Folie Dezember 2012
11 Teilhabe: Von der Hilfe zur Assistenz 78 SGB IX Assistenzleistungen Zur selbstbestimmten und eigenständigen Bewältigung des Alltages einschließlich der Tagesstrukturierung werden Leistungen für Assistenz erbracht. Sie umfassen insbes.: Leistungen für die allgemeinen Erledigungen des Alltags wie die Haushaltsführung, die Gestaltung sozialer Beziehungen, die persönliche Lebensplanung, die Teilhabe am gemeinschaftlichen und kulturellen Leben, die Freizeitgestaltung einschließlich sportlicher Aktivitäten Folie 11
12 Assistenzleistungen können: 1. die vollständige und teilweise Übernahme von Leistungen zur Alltagsbewältigung sowie die Begleitung der Leistungsberechtigten und 2. die Befähigung der Leistungsberechtigten zu einer eigenständigen Alltagsbewältigung umfassen. Sie beinhalten: die Verständigung mit der Umwelt in diesen Bereichen Leistungen an behinderte Eltern zur Versorgung der Kinder ergänzende Aufwendungen der Assistenzkraft zur Unterstützung bei Ausübung einer Ehrenamts Leistungen zur Erreichbarkeit einer Ansprechperson Folie 12
13 Leistung: Persönliche Lebensplanung Koordinierende Bezugsperson Wissensanwendung d 175 Probleme lösen d 177 Entscheidungen treffen Kommunikation d 355 Diskussion Bedeutende Lebensbereiche d 810 Informelle Bildung/Ausbildung d 840 Vorbereitung auf Erwerbstätigkeit d 845 Eine Arbeit erhalten, behalten und beenden d 855 Unbezahlte Tätigkeit Folie 13
14 Gestaltung sozialer Beziehungen Folie 14
15 Herr Rudolff und sein Kampf um Anerkennung und Selbstbestimmung Krankheitsuneinsichtig unbehandelt auf Platte Lebensstil: Abkehr vom Establishment Herausforderndes Verhalten in der Öffentlichkeit Affektive Störungen mit großer Hoffnungslosigkeit sowie körperlichen Missempfindungen Psychiater, der ihn überzeugen konnte, dass die verordneten Medikamente ihn nicht entmündigen, sondern Chance bieten, sein Leben wieder gestalten zu können Folie 15
16 Bedarfsermittlung nach 118 SGB IX Wenig integrationsfreundliche Lebensgrundsätze standen unumstößlich außer Frage: - Das Schlafen im Schlafsack möglichst bodennah - gelegentliches Duschen maximal alle zwei Wochen in jedem Fall ohne Seife und Shampoo - Verweigerung von Unterwäsche und Socken - Unabhängig von Witterungsbedingung bei dauerhaft geöffneter Tür zum Garten - auch im Winter nicht heizen - die eindringenden Tierchen des Gartens wie Mäuse und Spinnen in Lebensraum integrieren - Zwischenmenschliche Kontakte: keine Bevormundung, keine Verbindlichkeiten und schon gar keine Verantwortung Folie 16
17 Bedarfsermittlung, ressourcenorientiert - Verbal versiert, - sehr diskussionsfreudig, - verbal konfliktfähig, - nicht nachtragend. - Unter der rauen Schale und dem verfilzt abstehenden Haarschopf steckt ein gelegentlich aufblitzender Charme, der seine Dreistigkeiten relativiert Folie 17
18 Bedarfsfeststellung unt. Berücksichtigung fördernder Umweltfaktoren - Gastfamilie, deren Lebensstil zu der Lebensphilosophie von Herrn Rudolff passt: Spezielle Spezialfamilie - Separate Wohneinheit im Garten der Gastfamilie - Bedingung für Zusammenleben: gemeinsame Einnahme der Mahlzeiten - und die damit verbundene Medikamenteneinnahme - Coaching durch ein qualifiziertes Assistenzteam, das den Integrationsprozess begleitet Folie 18
19 Befähigung z. selbstbestimmten Teilhabe Über regelmäßige Kontakte Einblick ins Familienleben Motiviert, aus vielfältigen Lebenserfahrungen zu erzählen. Gewonnene Aufmerksamkeit und Anerkennung seiner Person Genoss Begegnungen und verweilte zunehmend zu Plausch Unverbindliches Interesse an vielfältigen Aktivitäten im Wohnumfeld. Mal half er bei einer Autoreparatur, mal beim Entrümpeln. Im Tonstudio entdeckte er seine Leidenschaft fürs Schlagzeug. Nie ließ er sich auffordern, er beschenkte mit Aktivitäten. Deutlich wurde, dass er vor allem durch die Kontakte motiviert war. Zunehmend entwickelte sich eine Beziehung zu den Gasteltern Folie 19
20 Von Tabuthemen zur Unterstützten Entscheidung - Hygienedebatte ebenso kontrovers und offen geführt wie der unterschiedliche Musikgeschmack. - Beharrlich verhinderte Gastfamilie die Verwahrlosung, durch wöchentliche Reinigungsaktionen in Wohnbereich, die er als Einschränkung seiner Freiheit bewertete. - Gastfamilie argumentierte mit Sorge um Wohnraum und bot Eigeninitiative zur Vermeidung ihrer Aktivitäten an. - Hartnäckige Wortgefechte auf Augenhöhe und härtesten Auseinandersetzungen hinterließen keine Spuren der Verletzung - Gelegentlich drastische Maßnahmen wie Abstellen des Hauptwasserhahns dazu, zur Verhinderung einer Überflutung Folie 20
21 Spinner in speziellem, aber integrierten Umfeld Die meisten seiner Eigenarten hat er beibehalten. Lebt mittlerweile seit 13 Jahren bei der Gastfamilie zwei behandlungsbedürftige psychotische Krisen Seit 11 Jahren in einer WfbM. Im Gemeinwesen ist er bekannt und trotz seines wilden Aussehens nicht gefürchtet, zum Teil beliebt. Folie 21
22 Folie 22
23 Tchancen des BTHG Vielen Dank für Ihr Interesse! Folie 23
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