Individuelle Lösungen statt Maßnahmenkatalog
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- Karoline Boer
- vor 5 Jahren
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1 Individuelle Lösungen statt Maßnahmenkatalog Mit 45 Beschäftigten gehört Filtrak Brandt nicht zu den Großunternehmen, bei denen sich ein standardisierter Katalog an familienfreundlichen Angeboten rentiert. Geschäftsführer Albert Brandt setzt auf Flexibilität im Einzelfall, gutes Betriebsklima und ein Signal für Angestellte mit Kinderwunsch. Krisenfestigkeit durch starke Familien Spricht Albert Brandt von Krise, so meint er auch die noch Bevorstehende: Gegen die Umkehrung der Alterspyramide und schwindende Zukunftsperspektiven für junge Menschen gerade im Osten stellt er eine familienfreundliche Personalpolitik. Auch in der aktuellen Wirtschaftslage. Kinderfreundliche Personalpolitik trotz Wirtschaftskrise Die Unternehmensgeschichte von Filtrak Brandt ist selbst eine Familiengeschichte mit Unterbrechung: 1992 beginnt die Reprivatisierung des Betriebs, der von Albert Brandts Großvater gegründet worden und zu DDR-Zeiten verstaatlicht worden war. Nach und nach baut der Enkel das Geschäft mit Kraftfahrzeugluftfiltern aus. Finanzielle Verluste, Personalabbau und niedriges Lohnniveau bleiben in der Sanierungsphase nicht aus. Doch als das Unternehmen eine gewisse Stabilität erreicht, nutzt der gebürtige Schwabe den entstehenden Spielraum für familienfreundliche Maßnahmen darunter ein betriebliches Kindergeld. Auslöser Als der Betrieb nach harten Zeiten der Reprivatisierung, die auch die Mitarbeiter betroffen haben verlässliche Gewinne einbringt, sieht Albert Brandt Kapazitäten für Maßnahmen zugunsten der Beschäftigten. Als Unternehmer ist ihm gesellschaftliches Engagement ein wichtiges Anliegen. Besorgniserregenden Entwicklungen wie der Abwanderung junger Menschen aus dem Osten, ihrer zunehmenden Unsicherheit in Hinsicht auf berufliche Perspektiven sowie dem bröckelnden sozialen Zusammenhalt möchte Brandt an der Wurzel entgegenwirken: durch die Förderung
2 von Familie im Rahmen der Personalpolitik. Dabei sind die Möglichkeiten im Betrieb nicht grenzenlos: Es wird in Schichten gearbeitet und die Produktion ist nachfragebestimmt, sodass sich etwa flexible Arbeitszeiten nur in der Verwaltung problemlos umsetzen lassen. Deshalb entscheidet sich Albert Brandt für eine Maßnahme, die alle Eltern gleichermaßen erreicht und die Wichtigkeit des Familienlebens betonen soll: ein betriebliches Kindergeld. Initiierung 2007 führt Albert Brandt das Kindergeld für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein: Mütter und Väter erhalten 50 Euro monatlich für jedes im Haushalt lebende Kind bis zum Abschluss der allgemeinbildenden Schule (Realschule, Gymnasium), und zwar unabhängig vom Alter des Kindes. Mit der Maßnahme möchte Brandt ein Signal setzen, das der demografischen Entwicklung gerade im Osten Deutschlands entgegensteht: Kinder und familiärer Zusammenhalt sind erwünscht, Bildung ist eine wichtige Investition. Einführungsprozess und Kommunikation Die Einführung der Maßnahme ist nicht aufwändig: Das Mitarbeiterkindergeld wird Elternteilen zusammen mit ihrem Lohn überwiesen und bringt keine außergewöhnlichen Arbeitsabläufe mit sich. In Form eines Rundschreibens wird es direkt an die Mitarbeiter kommuniziert (s. Zusatzmaterial zum Herunterladen auf der Erfahrungsbericht Übersichtsseite). Die begleitende Pressearbeit bewirkt ein deutliches Medienecho: Zeitung und Regionalfernsehen berichten mehrfach (s. Zusatzmaterial). Außerdem greift Filtrak Brandt das Thema Kinder und Familie auch im Marketing auf: Bei einer Technikmesse sorgt das emotionale Plakatmotiv zum Thema Wachstum fünf Filtrak-Kinder mit Lätzchen inklusive Logo für große Resonanz unter den Besuchern. Erfahrungen im Zusammenhang mit der Maßnahme Die Reaktionen im Betrieb auf die Einführung des Kindergeldes sind sehr positiv. Die Beschäftigten verstehen es als ein Signal, dass ihr Arbeitgeber Familienplanung unterstützt. Auch diejenigen, die aufgrund ihres Alters oder ihrer Lebensumstände nicht selbst profitieren, begrüßen die Maßnahme, und die von Albert Brandt befürchteten Anzeichen von Sozialneid bleiben aus. Gleichzeitig sind sich Arbeitgeber und Angestellte einig, dass es sich um eine Geste handelt und nicht um eine umfangreiche finanzielle Leistung: denn das Kindergeld ist voll versteuerungspflichtig. Insofern kommen letztlich verschieden hohe Beträge bei den Eltern tatsächlich an. Laut Brandt ist die Maßnahme für den Arbeitgeber zwar nicht mit großen Kosten verbunden, doch die Effizienz der eingesetzten Mittel ist verbesserungsfähig. Sein Wunsch wäre gezielte Steuerfreiheit für Sozialleistungen, die Familien zu Gute kommen.
3 Faktoren, die ausschlaggebend für den Erfolg waren Als Geschäftsführer seines kleinen Betriebs ist Albert Brandt in Entscheidungen der familienfreundlichen Personalpolitik ungebunden: Seine Idee vom Mitarbeiterkindergeld kann er ohne weitere bürokratische Hürden umsetzen. Dass die Maßnahme von allen Beschäftigten auch den kinderlosen positiv aufgenommen wird, ist auf die grundsätzliche Wertschätzung von Familie und die Kommunikation ihrer gesellschaftlichen Bedeutung zurückzuführen. Ohne ein generell familienfreundliches Betriebsklima würde es der finanziellen Geste an Glaubwürdigkeit fehlen. Die Themen Bildung und Erziehung, Familienleben und sozialer Zusammenhalt sind auch unabhängig vom betrieblichen Kindergeld bei Filtrak Brandt präsent: beispielsweise bei Betriebsfesten wie der Weihnachtsfeier, an der auch das Kinderheim vor Ort mit von der Partie ist. Ist der Erfolg messbar? Den Erfolg der Maßnahme macht Albert Brandt augenzwinkernd an der Zahl der neugeborenen Babys fest: Nach Einführung des Kindergeldes kamen in zwölf Monaten fünf Kinder zur Welt. Auch wenn dies sicherlich nicht unmittelbar auf die finanzielle Unterstützung durch den Arbeitgeber zurückzuführen ist, zeigt sich in der Zufriedenheit der bei Filtrak Brandt beschäftigten Eltern doch, dass die Personalpolitik im Ganzen erfolgreich ist. Das gute Betriebsklima zeigt sich auch in den überraschenden Kennzahlen zur Belegschaft und Weiterbildung: Die Beschäftigten sind überdurchschnittlich jung und motiviert das Durchschnittsalter liegt bei etwa 30 Jahren, jeder zweite Lehrling macht den Meister, und nebenberufliche Weiterbildungen werden finanziert und häufig wahrgenommen. Knapp die Hälfte der 45 Angestellten sind Frauen. Wenn auch in Zukunft die Arbeit bei Filtrak Brandt kein Hindernis für die Familienplanung darstellt, sondern die Beschäftigten dazu ermuntert, brächte dies nach Brandts Einschätzung gewissermaßen einen überbetrieblicher Erfolg mit sich: mehr junge Menschen in der Region.
4 Der Gedanke zählt Peter Claußner, 27, ist seit 2006 als Programmierer bei Filtrak Brandt angestellt. Als Vater eines einjährigen Kindes erhält er von seinem Arbeitgeber Mitarbeiterkindergeld. Herr Claußner, Ihr Kind ist jetzt ein Jahr alt also nach der Einführung der Maßnahme geboren. Wann haben Sie zum ersten Mal davon gehört, dass es bei Filtrak Brandt Kindergeld gibt? Peter Claußner: Vermutlich, als es ganz neu wahr solche Informationen bekommen wir meist mit einem Rundschreiben, das der Gehaltsabrechnung beiliegt. Zu dem Zeitpunkt war ich aber ehrlich gesagt noch weit von Familienplanung entfernt, insofern kann ich mich daran nicht mehr wirklich erinnern. Als das Thema Kind dann bei uns aktuell wurde, haben mich meine Kollegen wieder darauf aufmerksam gemacht. Wie kommt das Kindergeld bei den Beschäftigten an? Peter Claußner: Sehr positiv: Das ist eine gute Sache. Auch wenn man damit natürlich nicht wirklich große Sprünge machen kann. Wieviel bleibt Ihnen denn netto von dem Geld für die kleineren Sprünge? Peter Claußner: Als Verheirateter bekomme ich knapp 40 Euro. Ledige sehen sicherlich etwas weniger davon je nach Steuerklasse. Aber wie gesagt: Wir sind wirklich zufrieden, dass es das Kindergeld gibt. Die tatsächliche Höhe ist dabei nicht das Allerwichtigste. Was dann? Peter Claußner: Die Geste. Es ist ein schönes Zeichen, wenn der Chef über so etwas überhaupt nachdenkt und konkret etwas für Familien tut.
5 FILTRAK BRANDT GMBH (Unterzeichner der "Gemeinsamen Erklärung Erfolgsfaktor Familie") Unternehmenskategorie Unternehmen/öffentliche Verwaltung/Hochschule/Einrichtung der freien Wohlfahrtspflege etc. Stammsitz Plattenthalstr Thermalbad Wiesenbad OT Plattenthal Bundesland: Sachsen Telefon: / Telefax: / info@filtrak-brandt.de Internet: Branche Produzierendes Gewerbe Produkte/Dienstleistungen Hersteller von Luft-, Öl-, Hydraulik- und Kraftstoff-Filtern für Kraftfahrzeuge und Industrie Zahl der Beschäftigten 1-50 Familienfreundliche Maßnahmen Es sind bereits folgende familienfreundliche Maßnahmen eingeführt worden: Familienbewusste Arbeitsorganisation Verzicht auf Zeitarbeit und zeitliche Befristung von Arbeitsverträgen (nur Festanstellung). Personalentwicklung Förderung von Aus- und Weiterbildung (Meisterausbildung) Ziel Höherqualifizierung - Einkommensentwicklung) Entgeltbestandteile Betriebliches Kindergeld Hauptansprechpartner Albert Friedrich Brandt, Geschäftsführender Gesellschafter
6 Geschäftsleitung Telefon: 03733/ Telefax: 03733/
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