Value Based Healthcare eine Idee für Europa?!
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- Joachim Lenz
- vor 5 Jahren
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1 Ä R Z T E K A M M E R B E R L I N [Foto: Stefanie Seuffert] Value Based Healthcare eine Idee für Europa?! Dr. med. Günther Jonitz 10. Europäischer Medizin Rechtstag, , Wien Dr. med. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin
2 Die Medizin ist eine beispiellose Erfolgsstory weltweit!
3 [Quelle: Tate Images] Nobody else but the child s parents are there; All doctors have a romantic notion of what it means to be a doctor. Many British doctors, for instance, remember Sir Luke Filde s famous picture of a doctor treating a sick child. The room is dark; the pale child sick unto death; and the bearded, besuited doctor worried. The focus is on the intense relationship between the doctor and the child. certainly no economists. [BMJ 1998;316 (30 May) Editor s choice]
4 Was hat sich geändert? Leistungsfähigkeit der Medizin Onkologie Chronische Krankheiten (Diabetes mellitus) Herz Kreislaufkrankheiten (Herzinfarkt, Schlaganfall) Infektionskrankheiten (HIV, Pneumonie) Risikogruppen (Frühgeborene, alte Menschen) Zugänglichkeit, Erreichbarkeit Foto: ddp images Schriftliche Erfolgsbilanz?? Diabetes mellitus Typ I
5 Was hat sich geändert? Demographischer Wandel Durchschnittsalter in Klinik und Praxis steigt Multimorbidität steigt Belastbarkeit sinkt (m. E.) Gesellschaft des langen Lebens
6 Was hat sich NICHT geändert? Organisationsmuster/Verhaltensmuster Fließbandprinzip : Ziele der Akteure unterschiedlich/gegensätzlich Beteiligte in Konkurrenz (Kassen, ambulant/stationär, Politik) Ergebnisse unklar Fehlende Zusammenarbeit und Kommunikation der Akteure Fehlende gemeinsame Verantwortung Schwarzer Peter Prinzip
7 Summe des Eigennutzes der Beteiligten führt nicht zum Gesamtnutzen des Systems, sondern zum Gesamtschaden. Das Spiel heißt schwarzer Peter. Für Politik und Medien sehr praktisch, immer was Negatives los, immer jemand Schuld
8 Beispiel Deutschland Erfolglose Kostendämpfung und weiche Rationierung (Fachkräftemangel, Ärztemangel, Versorgungsengpässe bei Routinemedikamenten)
9 Wenn wir auf Intensivstationen die Zahl der Schwestern von 5 auf 4 reduzieren, erhöht sich die Zahl der Infektionen um 23%. Prof. Dr. N. N., ÄD einer Uniklinik, März 2012
10 Krise international Anforderungen an Gesundheitssysteme steigen Finanzierungskrise, Personalmangel Komplexität steigt Führungskrise (Politik)
11 Vorherrschendes Denkmuster Gesundheitssysteme werden vorwiegend anhand von Input Ansätzen gesteuert Wieviel Geld geben wir aus für Medikamente, für Krankenhäuser, Ärztinnen und Ärzte? Die Output Orientierung was braucht der individuelle Patient tatsächlich/ subjektiv, was kommt zum Nutzen der Patienten an spielt eine untergeordnete Rolle.
12 These Das Gemeinsame fast aller Gesundheitssysteme, ist das Organisationsprinzip Fließband. (bis hin zum Ich will dass du Syndrom, = erlebte Fremdbestimmung und Entmündigung)
13 Vorschlag: Paradigmenwechsel für gesundheitspolitische Steuerung international [Sir Muir Gray, Offox Press 2011] [Quelle: Vortrag Sir Muir Gray, UK 2012] [Sir Muir Gray, Offox Press 2011]
14 Value Based Healthcare?! Forderung: Wandel der Gesundheitssysteme im 21. Jhdt Professional centered Effectiveness & efficiency Opinion based Event Organisation Structure Clinical practice peripheral Money driven Patient centered Value Evidence based Pathway Network System Clinical practice central Knowledge driven [Quelle: Sir John Muir Gray, UK, 2004/
15 1. Deutscher Kongress Value Based Healthcare am in Berlin Sir John Muir Gray Value Leitfragen: Werden Ressourcen angemessen auf verschiedene Populationsuntergruppen verteilt Verteilungswert, Allokation? Werden die Ressourcen angemessen eingesetzt technischer Wert? Entsprechen die Behandlungsentscheidungen den Werten und Präferenzen des einzelnen Patienten personalisierter Wert? Individuelle Behandlungsziele [Foto: Kathleen Friedrich]
16 Beispiel: Jahresbericht NHS Scot 2015 Catherine Calderwood, realistic medicine [Quelle: Catherine Calderwood] Wer fragt, führt! Grundkurs Rhetorik 1995
17 Beispiel: Klug entscheiden Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin [Quelle: Deutsches Ärzteblatt Sonderdruck Heft 13, , Köln]
18 Beispiel: Gemeinsam klug entscheiden, Initiative der AWMF [Quelle: versorgung/gemeinsamklug entscheiden.html, abgerufen am ]
19 Strategie Systematisieren Optimieren (Marc Roberts, Harvard University) Humanisieren (Günther Jonitz)
20 Systematisieren! Pareto Regel 20 : 80 Gezielte gemeinsame Aktion z. B. via DMPs, problemorientierte i. v. Verträge (KKH), Lebensqualität im Alter (LIA),
21 1 / 2000 Systematisieren, Optimierung der Versorgungs Qualität Mediane HbA1c Spiegel Typ 2 Diabetes (Sachsen) 4 / 2001 Lernendes System!
22 Humanisieren Es sind Menschen im System Gesundheitswesen, mit Gefühlen und Bedürfnissen. Menschen sind emotionale Lebewesen. Ihr Verhalten ist nicht immer rational. Jede Begegnung zwischen Arzt und Patient, auch auf höchstem medizinischen Niveau, ist eine Begegnung zweier Menschen. A G sunder hat viele Wünsch. A Kranker bloß oin [Schwäbisches Sprichwort] Who is caring for people who care for patients? [Frage einer jungen Ärztin an Sir Simon Stevens, NHS, Juli 2015]
23 Definition individueller Behandlungsziele [Quelle: bayerwald.de/projekte/archiv/lia, abgerufen am ] [Quelle: Abruf am ]
24 Geriatrisches Assessment Was ist ihr Ziel? Ich hob mei m Sohn versprocha, eahm beim Dachdecka zu helfa. Des koan er ned alloans. Was belastet sie am meisten? Den Tod vo moaner Frau vor am hoiben Joahr hob I no ned verwund n.
25 Schweizerische Akademie der med. Wissenschaften Nachhaltige Medizin
26 1. Der Nutzen medizinischer Interventionen ist nicht immer vorhanden, oft wird er überschätzt bzw. falsch interpretiert. Bei bestehenden und neuen Therapien braucht es den Nachweis eines Nutzens, der sich an den Patientenbedürfnissen orientiert. Dies soll durch unabhängige Health Technology Assessments (HTA), durch eine Ausweitung von Medical Boards und durch den Ausbau von Versorgungsforschung erreicht werden. Zentral dabei ist das Triple E Konzept (evidence, ethics, economy), das auch juristische und soziale Aspekte wie Chancengleichheit für den Zugang zu medizinischen Leistungen berücksichtigt. Medizinische Leistungen sollen nur vergütet werden, wenn sie diesen Kriterien genügen.
27 2. Die Medizin weckt unrealistische Erwartungen und ist auch mit solchen konfrontiert. Es braucht unabhängige Guidelines, die die einvernehmliche Entscheidungsfindung zwischen Arzt und Patient ermöglichen. Die Fachgesellschaften sind aufgefordert, eine Liste jener Interventionen zu erstellen, die unnötig und damit verzichtbar sind. 3. Die Ressourcen an Gesundheitsfachleuten sind nicht gesichert. Anachronistische standespolitische Besitzstände von Gesundheitsfachleuten sollen abgebaut werden. Zudem braucht es einen sinnvollen Grade Skill Mix durch koordinierte Aus, Weiter und Fortbildung der Gesundheitsfachleute und durch neue gesetzliche Rahmenbestimmungen für angepasste Tarif und Lohnstrukturen.
28 4. Die finanziellen Ressourcen des Gesundheitswesens sind nicht unbegrenzt. Um die Mittel richtig und sinnvoll einsetzen zu können, braucht es Register, Outcomeforschung und die Orientierung am Patientennutzen. Zudem ist ein gesellschaftspolitischer Diskurs notwendig, um die Frage nach der Höhe des Kostenniveaus zu beantworten. 5. Das Gesundheitswesen setzt oft falsche Anreize. Solche Anreize entstehen z.b. durch unterschiedliche Finanzierungsschlüssel (für ambulante bzw. stationäre Versorgung, Spitex, Pflegeheime), durch Einzelleistungssysteme und durch die Verzerrung von Pauschalfinanzierungen (DRG). Erforderlich ist ein neues Finanzierungssystem, das sich an Qualität, Effizienz, Verteilungsgerechtigkeit und volkswirtschaftlichen Gesamtkosten orientiert. Zudem soll es kantonale Grenzen sprengen und den Schutz vor Übermedikalisierung ermöglichen.
29 Mehr Arzt und weniger Medizin ist für alle das Beste! (Quelle: Günther Jonitz, MBZ, 11/1994) BERLINER ÄRZTE; HEFT
30 Praxisworkshops in ganz Europa [Quelle: Joint Action for Patient Safety ]
31 Strategischer Ansatz der EU? Die EU Führungsstrategie ist geprägt durch top down Regulierung bzw. Definition, was richtig ist. Value ernstgenommen bedeutet bottom up nach dem zu fragen, was tatsächlich gebraucht wird und für den, der es braucht, auch wirkt. DIESES sollte dann aktiv gefördert und unterstützt werden ( voneinander lernen, Netzwerke bilden, vgl. PaSQ etc.)
32 Gesundheitspolitik braucht Humanisierung nicht Mechanisierung. Die Grundlage unseres Gemeinwesens, unseres Gesundheitswesens und des Ansehens unserer Berufe ist Humanismus, nicht Kapitalismus.
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