Gemeinsam verschieden in der Schule - Entwicklungsunterschiede ernst nehmen
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- Franziska Friedrich
- vor 8 Jahren
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1 Gemeinsam verschieden - Entwicklungsunterschiede ernst nehmen Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
2 Praxis Forschung Lehre Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
3 Fallbeispiel In einer Erziehungsberatungsstelle wird der neunjährige Max vorgestellt. Seine Eltern machen sich Sorgen, weil Max oft traurig ist, sich mer mehr Freunden zurückzieht und häufig über Kopf- und Bauchschmerzen klagt. Max besucht die dritte Klasse einer Grundschule. Seine Schulleistungen sind insgesamt mittelmäßig, seine Klassenlehrerin traut ihm Fach Mathematik mehr zu als Fach Deutsch. Im Gegensatz zu seinen Klassenkameraden fällt ihm das Lesen fremder Texte noch mer schwer, und auch in Diktaten und Aufsätzen schreibt Max viele Wörter falsch. Seine Lehrerin führt diese Probleme auf seine etwas schwankende Aufmerksamkeit zurück und ist überzeugt, dass er besser abschneiden könnte, wenn er besser aufpassen und sich mehr anstrengen würde. Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
4 Determinanten Schulleistungen Individuelle Determinanten Familiäre Determinanten Unterrichtsqualität Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
5 Individuelle Voraussetzungen erfolgreichen s Hasselhorn & Gold, 2006 Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
6 Prevalence of special educational need by gestation at delivery Prävalenz für besonderen Förderbedarf MacKay DF, Smith GCS, Dobbie R, Pell JP. Gestational Age at Delivery and Special Educational Need: Retrospective Cohort Study of 407,503 Schoolchildren. PLoS Med. 2010;7(6):e Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
7 Ausgewählte Befunde Frühgeborene haben ein höheres Risiko für - verschiedene kognitive Defizite - Lernstörungen (Legasthenie, Dyskalkulie) - Aufmerksamkeitsstörungen - Psychosoziale Probleme Frühgeborene zeigen noch Erwachsenenalter - Schwächere Leistungen in Intelligenztests - Probleme bei Exekutiven Funktionen - Probleme in der Aufmerksamkeit Und vor allem: Multiple, nicht spezifische einzelne Probleme! (Wolke, D., Vortrag September 2015) Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
8 Entwicklung spezifischer Kompetenzen Projekt KoKo: Differentielle Entwicklungsverläufe kognitiver Kompetenzen Kindergarten- und Schulalter (Prof. Grube, Oldenburg & Prof. Mähler, Hildeshe) Untersuchung verschiedenster Aspekte kognitiver Entwicklung Kindergartenalter ( 3;6 bis 6;6 Jahre) 200 Kinder in 15 KiTas in Hildeshe Längsschnitt seit Oktober 2008 Begleitung bis zur Einschulung und anschließend bis zum Ende der 4. Klasse Ziele der Studie: Schulfähigkeitsberatung Vorhersage Schulleistungen durch Vorläuferkompetenzen Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
9 Projekt KoKo Untersuchungsbereiche: 1. Bereichsübergreifende Kompetenzen Intelligenz (verbal und non-verbal) Sprache (Wortschatz, Grammatik) Arbeitsgedächtnis (verbal und visuell) Konzentration Verarbeitungsgeschwindigkeit kognitive Flexibilität Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
10 Projekt KoKo 2. Bereichsspezifische Kompetenzen Numerische Kompetenzen Phonologische Bewusstheit Buchstabenkenntnisse Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
11 Numerische Kompetenzen Numerische Kompetenz arabisches Zahlwissen Zählfertigkeiten Rechenfertigkeiten Mengenvergleich Aufsagen der Zahlenreihe Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
12 Differentielle Entwicklungsverläufe kognitiver Kompetenzen Benennen arabischer Zahlen Mittelwert Mittelwert Kind A ;6 4;0 4;6 5; Kind B Kind C Kind D 3;6 4;0 4;6 5;0 Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
13 Vorläuferkompetenzen für den Schriftspracherwerb Sprachentwicklungsstand (Wortschatz und Grammatik) Phonologische Bewusstheit Phonologisches Arbeitsgedächtnis Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
14 Differentielle Entwicklungsverläufe kognitiver Kompetenzen Phonologische Bewusstheit in Abhängigkeit der Arbeitsgedächtniskapazität 1 0,5 0-0,5-1 -1,5 4;6 Jahre 5;0 Jahre 5;6 Jahre 6;0 Jahre hohe AG-Kapazität durchschnittliche AG- Kapazität niedrige AG-Kapazität Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
15 Vorhersage der Lesefähigkeit vom zum Ende der ersten Klasse (Regressionsanalysen) Intelligenz Sprachstand Arbeitsgedächtnis Phonologische Bewusstheit.36**.23* Lesen Numerische Fertigkeiten Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst R² =.27; * p<.05; ** p<.01 (Mähler et al., 2015)
16 Vorhersage des Rechtschreibens vom zum Ende der ersten Klasse (Regressionsanalysen) Intelligenz Sprachstand Arbeitsgedächtnis Phonologische Bewusstheit.27*.26* Rechtschreiben Numerische Fertigkeiten Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst R² =.28; * p<.05; ** p<.01 (Mähler et al., 2015)
17 Vorhersage des Rechnens vom zum Ende der ersten Klasse (Regressionsanalysen) Intelligenz Sprachstand Arbeitsgedächtnis Rechnen Phonologische Bewusstheit Numerische Fertigkeiten.25* R² =.31; * p<.05; ** p<.01 (Mähler et al., 2015) Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
18 10 Förderspiele (Jörns, C., 2010) Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
19 Numerische Kompetenz * Trainingseffekte TG(Brennpunkt) KG(Brennpunkt) TG(Mittelschicht) KG(Mittelschicht) Pretest Posttest Follow-Up 4 Wochen Spielzeit in den Kitas, 6 Monate bis follow-up Brennpunktkindergärten: 56% Kinder mit Migrationshintergrund Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
20 Förderung der phonologischen Bewusstheit zur Vorbereitung auf den Schriftspracherwerb Hören, lauschen, lernen 1 und 2 (Küspert & Schneider, 2001; Plume & Schneider, 2004) Förderung der phonologischen Bewusstheit Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
21 Die inklusive Schule Anerkennung Heterogenität und interindividuellen Unterschieden! be : Intelligenzunterschiede Sprachunterschiede Gedächtnisunterschiede Motivations- und Volitionsunterschiede bei den sozialen Kompetenzen: Verhalten in Gruppen / in Gemeinschaft Umsetzung Regeln und Normen bei der Selbständigkeit: Motorik Hören und Sehen... Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
22 Prävalenzen in % (N = 2195) Prävalenzraten für Lernschwächen und Lernstörungen Lernschwächen vs. Lernstörungen bersicht. Definitionen in ICD-10 und DSM 5. Argumente und Befunde. Schwerpunkt Arbeitsgedächtnis. Schlussfolgerungen Lesen & Schreiben Lesen Schreiben Rechnen Kombiniert Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
23 Arbeitsgedächtnismodell (Baddeley, 1986) Visuell-räumlicher Notizblock Phonologische Schleife Zentrale Exekutive Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
24 Arbeitsgedächtnisfunktionen bei Lese-Rechtschreibschwierigkeiten Kontrollgruppe Lese-Rechtschreibschwierigkeiten Phonologische Schleife * * * Notizblock Zentrale Exekutive * * * o Kunstwörter Nachsprechen Ziffernspanne Wortspanne 1-silbig 3-silbig Sprechrate Matrixspanne Corsispanne Ziffern rückw. Wörter rückw. Zählspanne Objektspanne * p <.05 o p <.10 (Brandenburg et al., 2013) Claudia Mähler Frühgeborene BMBF-Treffen Ermutigt (Frankfurt) oder ausgebremst
25 Arbeitsgedächtnisfunktionen bei isolierten Rechenschwierigkeiten Kontrollgruppe Rechenschwierigkeiten Phonologische Schleife Notizblock Zentrale Exekutive Kunstwörter nachsprechen Ziffernspanne Wortspanne 1-silbig 3-silbig Sprechrate o * Matrix- Corsispanne spanne * Ziffern rückw. * Wörter rückw. * Zählspanne Objektspanne * p <.05 o p <.10 Claudia Mähler Frühgeborene BMBF-Treffen Ermutigt (Frankfurt) oder ausgebremst
26 in der inklusiven Schule Lernvoraussetzungen und Lernmöglichkeiten feststellen Modifikationsdiagnostik statt Selektionsdiagnostik Prozessdiagnostik statt Statusdiagnostik Schwierigkeiten und Ressourcen / Risiko- und Schutzfaktoren Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
27 Diagnostische Instrumente Multodales Vorgehen (Schmidt-Atzert & Amelang, 2012) Verschiedene Erhebungsdensionen (z.b. psychologische, soziale, medizinische Informationen) Verschiedene Funktionsbereiche (z.b. kognitive Fähigkeiten, Gefühle und Erlebnisweisen, soziale Integration) Verschiedene Datenquellen (z.b. Kind, Eltern, Lehrer, Therapeuten) Verschiedene Untersuchungsmethoden Lernstandsfeststellungen (bezogen auf die Unterrichtseinheit) Verhaltensbeobachtungen (systematische Beobachtung schulischen Alltag) psychologische Testverfahren (z.b. Schulleistungstests, Sprachentwicklungstests) Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
28 Response to Intervention Förderebene 3 tertiäre Prävention Intensive Einzelfallförderung für Kinder mit deutlichen Lernschwierigkeiten (ca. 1 5%) Förderebene 2 sekundäre Prävention Zusätzliche, gezielte Kleingruppenförderung für Schüler mit Lernschwierigkeiten (ca. 20%) Förderebene 1 präre Prävention Hochwertiger Klassenunterricht für alle Schüler Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
29 Zurück zu Max (und anderen Kindern) braucht eine Begründung und wird nicht zum Selbstzweck durchgeführt. Wenn Lernschwierigkeiten auftreten, ist unerlässlich zum Verständnis. Sie ist nötig, um Fördermöglichkeiten zu eröffnen (auch außerschulische Lerntherapie). Sie ist nötig für eine individualisierte Förderplanung. ist unerlässlich in der inklusiven Schule, wenn man Entwicklungsunterschiede ernst nmt! Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
30 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! FRAGEN? Copyright: Dieter Wolke Wolke, 2015 Claudia Mähler Frühgeborene Ermutigt oder ausgebremst
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