Zustand wirtschaftlich wichtiger Fischbestände
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- Nelly Weber
- vor 8 Jahren
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1 Zustand wirtschaftlich wichtiger Fischbestände Der Zustand wirtschaftlich wichtiger Fischbestände wird durch das Institut für Seefischerei in Hamburg und das Institut für Ostseefischerei in Rostock laufend überwacht. Beide Institute sind Teil des Johann Heinrich von Thünen-Instituts, das die Ressortforschungseinrichtungen der Landund Forstwirtschaft und der Fischerei bündelt. Die Bewirtschaftung der Fischbestände richtet sich, wie auf dem Weltgipfel über Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg 2002 beschlossen, nach dem MSY-Prinzip, dem höchstmöglichen Dauerertrag. Allgemein gesagt bedeutet dies, dass die Fangquoten so gewählt werden sollen, dass alle bewirtschafteten Fischbestände ihre volle Reproduktionskapazität und Wachstumsleistung erreichen sollen, also in der Bewirtschaftung im Mittel optimale Erträge erzielen. Dazu kommt, dass die Ökosysteme, in denen die Fische leben, durch die Fischerei nicht nachhaltig geschädigt werden. Die Charakterisierung des Zustands eines Bestandes erfolgt daher in Bezug auf den höchstmöglichen Dauerertrag und gliedert sich in die Klassen volle Reproduktionskapazität (d. h. nachhaltige oder optimale Bewirtschaftung. Je nach Lage kann die Fangquote erhöht werden.) reduzierte Reproduktionskapazität (d. h. nachhaltige Bewirtschaftung gefährdet. Die Fangquote sollte, abhängig von weiteren Faktoren, eventuell verringert werden.) keine ausreichende Reproduktionskapazität (d.h. keine nachhaltige Bewirtschaftung, da sich der Bestand außerhalb sicherer biologisch Grenzen befindet. In der Konsequenz muss die Fischerei deutlich verringert werden) Im Zusammenhang mit der Bestandsbewirtschaftung wird gern der Begriff Überfischung verwendet. Zur Erläuterung dieses Begriffes ist ein eigenes Faktenblatt vorgesehen.
2 Nordsee Seelachs (Pollachius virens) Der Seelachs-Bestand befindet sich innerhalb sicherer biologischer Grenzen und besitzt die volle Reproduktionskapazität. Er wird nachhaltig bewirtschaft. Der Bestand erreichte sein Maximum Anfang der 1970er Jahre. Danach erfolgte durch die Kombination aus Überfischung und schlechterem Rekrutierungserfolg ein Zusammenbruch des Bestandes. Anfang der 1990er Jahre erreichte der Elterntierbestand einen kritischen Wert. Durch Anstrengungen, die fischereiliche Sterblichkeit zu senken und die Fangquoten stärker nach wissenschaftlichen Kriterien festzulegen, konnte eine Erholung des Bestandes erreicht werden. Heute ist der Bestand wieder innerhalb sicherer biologischer Grenzen und auf das Niveau von 1977 zurückgekehrt. Der Bestand wird basierend auf einem Management-Plan bewirtschaftet. Im letzten Jahr (2008) wurden ca t Seelachs in der Nordsee gefangen. Kabeljau (Gadus morhua) Der Kabeljau-Bestand befindet sich derzeit noch außerhalb sicherer biologischer Grenzen, d.h. der Bestand weist eine verminderte Reproduktionskapazität auf. Der Bestand erreichte in den 1970er Jahren sein Maximum, nahm in der Folgezeit aufgrund von Überfischung und ungünstigen Umweltbedingungen ab und befindet sich seit Ende der 1990er außerhalb sicherer biologischer Grenzen. Ein Problem waren neben starker Befischung die schwachen Nachwuchsjahrgänge (mit Ausnahme von 2005). Seit 2004 gibt es einen Wiederaufbauplan, der jedoch in seiner Wirkung beschränkt war wurde deshalb ein neuer Aufbauplan von der EU verabschiedet. In jüngster Zeit erholt sich der Bestand langsam. Im letzten Jahr (2008) wurden ca t Kabeljau in der Nordsee gefangen. Die Fangempfehlung trägt dem Aufwärtstrend Rechnung und liegt für das aktuelle Jahr 17% über dem Vorjahreswert. Zustand: Positive Entwicklung des Laicherbestands, aber noch außerhalb sicherer biologischer Grenzen Schellfisch (Melanogrammus aeglefinus) Der Schellfisch-Bestand befindet sich innerhalb sicherer biologischer Grenzen und besitzt die volle Reproduktionskapazität. Er wird nachhaltig bewirtschaft wurde ein Management-Plan für diesen Bestand implementiert, der hohe Erträge und eine nachhaltige Fischerei gewährleisten soll. Im letzten Jahr (2008) wurden ca t Schellfisch in der Nordsee gefangen. Scholle (Pleuronectes platessa) Der Bestand der Nordsee-Scholle befindet sich innerhalb sicherer biologischer Grenzen. Er besitzt die volle Reproduktionskapazität. Die Bestandsgröße der Scholle erreichte in den 1980er Jahren ihren Höhepunkt, nahm aber als Folge von starker Befischung und schwachen Nachwuchsjahrgängen stark ab. Seit den 1990er Jahren erholt sich der Bestand und vergrößert sich zusehends. Derzeit wird die Scholle gemäß eines 2007 eingeführten Management-Plans nachhaltig bewirtschaftet und es ist zu erwarten, dass sich der Bestand in Zukunft noch weiter aufbauen wird. Im letzten Jahr (2008) wurden ca t (Anlandungen und Rückwürfe) Scholle in der Nordsee gefangen. 2
3 Seezunge (Solea vulgaris) Der Bestand der Nordsee-Seezunge befindet sich innerhalb sicherer biologischer Grenzen. Er besitzt die volle Reproduktionskapazität. Im Vergleich zu den sehr hohen Abundanzen in den 1960er Jahren und zum Teil in den 1990er Jahren hat sich der Bestand im letzten Jahrzehnt auf einem niedrigeren Bestandsniveau stabilisiert. Derzeit wird die Seezunge gemäß eines 2007 eingeführten Management-Plans nachhaltig bewirtschaftet, der eine Reduzierung der fischereilichen Sterblichkeit vorgibt. Im letzten Jahr (2008) wurden ca t Seezunge in der Nordsee gefangen. Nordseegarnele (Crangon crangon) Bislang war es nicht möglich, für die Nordseegarnele eine den Fischen äquivalente Bestandsabschätzung durchzuführen, da diese Art aus fischereilicher Sicht kurzlebig (1 Jahr) ist und die Einflussgrößen, welche die Jahrgangsstärken bestimmen, nicht genau bekannt sind. Der Bestand befindet sich auf einem historisch betrachtet hohen Niveau, mit einer leicht rückläufigen Tendenz. Die Einschätzung dieser Bestandslage basiert auf den jährlichen Anlandungen der Speisegarnele, die 2005 mit ca t den höchsten Stand aller Zeiten erreichten. Im letzten Jahr (2008) wurden ca t Nordseegarnele in der Nordsee gefangen. Ostsee Dorschbestände der Ostsee zeigen Erholungsanzeichen Die beiden Dorschbestände in der Ostsee haben nun eine echte Erholungschance. Beim östlichen Bestand, der zwischen Bornholm und Südfinnland verbreitet ist, haben die Fischereiforscher den dritten stärkeren Jahrgang in vier Jahren ausmachen können. Gleichzeitig ist die Entnahme durch die Fischerei stark zurückgegangen, bedingt vor allem durch die starke Verringerung der illegalen Fischerei. Diese hatte in den vergangenen Jahren 35-45% zusätzlich zu den legalen Anlandungen ausgemacht. Modellrechnungen haben gezeigt, dass nur beide Faktoren zusammen zu der Erholung des Bestandes führen konnten. Da die Zunahme der Fangmengen durch einen EU-Managementplan auf jährlich 15% begrenzt ist, ist die Erholung des Bestandes nun gesichert. Zum Jahresanfang 2009 wurde das Gesamtgewicht der erwachsenen Tiere schon auf fast t geschätzt, zum Jahresanfang 2011 könnte dieser Bestand auf t anwachsen und sich damit im Vergleich zum historischen Tief 2005 versechsfacht haben. Die Ziele des Managementplans sind damit erreicht, der Bestand wird nachhaltig bewirtschaftet und ein weiterer Anstieg der Fangmengen in den nächsten Jahren ist zu erwarten. 3
4 Auch für den westlichen Dorschbestand, der von den dänischen Inseln bis Bornholm verbreitet ist, gibt es Hoffnung: der Jahrgang 2008 ist nach ersten Erkenntnissen der stärkste seit 5 Jahren und könnte den Bestand bis 2011 wieder aufbauen. Allerdings sind die Unsicherheiten über die tatsächliche Stärke des Jahrgangs noch groß, und die Biomasse erwachsener Tiere wird in diesem Jahr zunächst weiter abnehmen. Auch hier kann der Managementplan dafür sorgen, dass der Bestand langfristig in gutem Zustand gehalten wird. Im nächsten Jahr ist, um dies zu erreichen, allerdings noch einmal eine Reduzierung der erlaubten Seetage für die kommerzielle Fischerei vorgesehen, bei gleichzeitigem Anstieg der erlaubten Fangmenge um knapp 8 %. Getrübt werden die positiven Nachrichten jedoch durch die sehr geringen Erzeugerpreise, die die Fischerei für den angelandeten Dorsch derzeit bekommt: mancherorts werden nur noch 40 ct pro Kilogramm Frischfisch erlöst. Eine kostendeckende Fischerei ist bei diesen Preisen trotz steigender Quoten kaum möglich. Die deutsche Flotte hat 2008 aus dem östlichen Bestand Tonnen, aus dem westlichen Tonnen entnommen. Hering der westlichen Ostsee mit Nachwuchsproblemen Der Hering der westlichen Ostsee ist für die deutsche kleine Küstenfischerei eine besonders wichtige Ressource. Er wird vor allem in der stillen Fischerei, also mit Stellnetzen und Reusen gefangen, wenn er zum Laichen an die Küste zieht. Seit 5 Jahren produziert dieser Bestand immer weniger Nachwuchs, wie insbesondere die Datenreihen der deutschen Ressort-Fischereiforschung aus dem wichtigsten Laichgebiet des Bestandes, dem Greifswalder Bodden, zeigen. Die Ursachen dieser Reduzierung sind noch nicht klar, offenbar spielen aber veränderte Umweltbedingungen die entscheidende Rolle. Sie verringern schon die Anzahl der Larven, die aus den noch immer zahlreich abgelegten Eiern schlüpfen. Trotz der immer weniger werdenden Nachkommen hat die Eltern-Biomasse noch nicht merklich abgenommen, weil der Bestand ursprünglich in gutem Zustand war - eine breite Altersverteilung im Bestand kann auch mehrere schlechte Jahrgänge abpuffern. Nach dem fünften immer schwächer werdenden Jahrgang müssen die Fangmengen allerdings erneut erheblich reduziert werden, um eine sehr schnelle Abnahme der Bestandsstärke in naher Zukunft zu verhindern, und so auch mittelfristig die Fischerei zu erhalten. Im Jahr 2008 hat die deutsche Fischerei t Hering aus der westlichen Ostsee gefangen, für 2009 wurden die Fangmengen um 39% auf knapp t reduziert. Anders als beim Dorsch sind die Preise, die die Fischerei für Hering erzielen konnte, 2009 aber erheblich gestiegen. Zudem wanderten die Heringe 2009 so konzentriert in die Laichgebiete ein, dass die Fischerei in kurzer Zeit ihre Quote ausfischen konnte. 4
5 Fangmöglichkeiten 2009 Nordsee ((VO 43/2009) TAC EG TAC Deutschland Seelachs Kabeljau Schellfisch Scholle Seezunge Nordseegarnele Nicht quotiert Angepasste TAC Deutschland (Stand: )* Ostsee (VO 1322/2008) Sprotte Hering gesamt Hering/westlicher Bestand Hering/östlicher Bestand Dorsch gesamt Dorsch/westlicher Bestand Dorsch/östlicher Bestand TAC = Totally Allowable Catch = Quote * Die angepasste Quote ergibt sich durch Tausche mit anderen Mitgliedstaaten während des Fischereijahres 5
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