Erdöl in Deutschland Wichtig und gefragt

Transkript

1 Erdöl in Deutschland Wichtig und gefragt Wo wird Erdöl genutzt? In der Chemieindustrie als Rohstoff für die Herstellung von Kunststoffen wie z. B. Schaumstoff für Matratzen, Wasch- und Reinigungsmittel, Spielzeug oder auch für Solarzellen In der Pharmaindustrie zur Herstellung von Medikamenten wie z. B. Nasentropfen Weitere Informationen Unter: In der Lebensmittelindustrie z. B. zur Herstellung von künstlicher Kohlensäure in Erfrischungsgetränken Als Energiequelle z. B. in Heizungsanlagen oder als Kraftstoff für Autos und Flugzeuge Warum ist es wichtig, in Deutschland Erdöl zu fördern? Die deutsche Förderung leistet mit etwa 2,5 Millionen Tonnen Erdöl im Jahr einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Deutschland und trägt dazu bei, die Abhängigkeit von Erdölimporten zu verringern. Jede Tonne, die hier gefördert wird, muss nicht importiert werden. Das bedeutet weniger Umweltbelastung durch den Transport nach Deutschland. Die in Deutschland tätigen Öl- und Gasunternehmen sind ein bedeutender Arbeitgeber und lokaler Wirtschaftsfaktor. Davon profitieren nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Länder und Kommunen.

2 Das Projekt auf einen Blick Die zentrale Aufbereitung des Nassöls im 3-Phasen-Abscheider Aufbereitungsanlage BHKW Erdölbegleitgas Um in den langfristigen Förderbetrieb wechseln zu können, NASSÖL ist der Bau einer zentralen Aufbereitungsanlage für das Erdöl geplant. Als Standort ist das Industriegebiet am Speyerer Hafen vorgesehen. Die Aufbereitung, d.h. die WASSER setzt sich ab GAS Steigt nach oben ÖL Abtrennung von Begleitstoffen wie Erdölbegleitgas und Lagerstättenwasser vom Nassöl, geschieht momentan auf den Betriebsplätzen selbst und soll künftig zentral Tank für Lagerstättenwasser Trennwand für erdöl und Lagerstättenwasser Stapeltanks am Hafen erfolgen. Von dort ist der effiziente und Roherdöl zur Schiffsverladung umweltgerechte Weitertransport per Schiff möglich. Rückführung in die Lagerstätte Abgetrennte Begleitstoffe Das Erdölbegleitgas wird künftig in einem Blockheizkraftwerk, das der Anlage angeschlossen ist, genutzt, um den Eigenbetrieb mit Strom und Wärme zu versorgen. Überschüssig produzierter Strom wird in das Netz der Stadtwerke Speyer eingespeist. Das abgetrennte Lagerstättenwasser wird über die Feldleitung wieder an den Betriebsplatz gebracht und dort in die Lagerstätte zurückgeführt.

3 Das Projekt auf einen Blick Das Feldleitungssystem Die geplante Erweiterung der Produktionsanlagen umfasst neben dem Bau einer zentralen Aufbereitungsanlage die Installation einer Feldleitung (rote Linie in der Karte). Sie soll dem umweltfreundlichen Transport des Nassöls von den Betriebsplätzen zur zentralen Aufbereitungsanlage am Hafen dienen. Eine zweite, parallel verlaufende Leitung befördert das abgetrennte Lagerstättenwasser zurück an die Betriebsplätze. Dort wird es wieder in die Lagerstätte zurückgeführt. Bestehende Betriebsplätze In Speyer: A Betriebsplatz 1 in der Siemensstraße (Bohrung Römerberg 1 ) B Betriebsplatz 2 in der Franz-Kirrmeier-Straße (Bohrungen Römerberg 2 und Römerberg 3 sowie die Hilfsbohrungen H1 und H2) Geplant: Die Feldleitung in Zahlen und Fakten Die Leitung (rote Linie in der Karte) soll entlang der A61 und B9 im Westen um die Stadt Speyer herum zum Hafen führen und hat eine Länge von ca. 14,5 Kilometern. Momentan erfolgt der Transport des Roherdöls per Tanklastwagen zur Raffinerie nach Karlsruhe. Der geplante Bau der Feldleitung wurde bereits einer vereinfachten raumordnerischen Prüfung durch die Strukturund Genehmigungsdirektion Süd unterzogen. C Aufbereitungsanlage in Hafennähe sowie Feldleitungssystem (rote Linie), um die Betriebsplätze zu verbinden sowie das Nassöl und das Lagerstättenwasser zu transportieren

4 Erdölgewinnung in Deutschland eine über 150-jährige Tradition Die Anfänge Ölförderung in der Pfalz seit den 1950er Jahren In der Pfalz wurde man erstmals in Frankweiler auf Erdöl aufmerksam. Hier trat in einigen Kellern des Ortes das schwarze Gold natürlich zu Tage führte man dort vier Suchbohrungen bis 200 Meter Tiefe durch. Verbesserte Messverfahren und die Suche in tiefer abgesunkenen Erdschichten des Rheingrabens führten 1955 in Landau zum Erfolg. Dort wird bis heute Öl gewonnen. Die industrielle Förderung begann mit einem Irrtum. Teerkuhlen im niedersächsischen Wietze nahm man 1858 zum Anlass, um nach Braunkohle zu suchen. Statt Braunkohle trat Erdöl zu Tage und so wurde in Wietze die erste erfolgreiche Erdölbohrung der Welt durchgeführt. Erst 1963 wurden die Anlagen stillgelegt. Pferdekopfpumpen Ölfördermaximum Ende der 1950er Ein Erdölvorkommen in der Nähe des niedersächsischen Ortes Peine löste 1881 ein Ölfieber in Deutschland aus und ließ den Ort Ölheim entstehen. Seit 1938 gab es zahlreiche neue Ölfunde im Raum Hannover, im Emsland, in Schleswig-Holstein und im Oberrheintal. Ab 1950 stieg die deutsche Erdölförderung stark an. Acht Jahre später wurde die für Deutschland maximal geförderte Jahresmenge an Öl mit 8,2 Millionen Tonnen erreicht. im Emsland Die nach Mittelplate bedeutendsten deutschen Erdölfelder liegen westlich der Ems. Das dort geförderte Öl wird aus der Tiefe an die Oberfläche gepumpt. Die hierfür eingesetzten Pumpen werden gerne als Pferdekopf-Pumpen bezeichnet. Sie finden in Speyer keinen Einsatz und werden hier durch Kreiselpumpen ersetzt. Zufallsfund in Speyer Mittelplate ergiebigste deutsche Lagerstätte Der Ölfund in Speyer schreibt die Geschichte der Ölförderung im Rheintal weiter: Bei einer Bohrung in Speyer, die eigentlich auf die Produktion von Erdwärme abzielte, wurde in etwa Metern Tiefe unerwartet Erdöl im Buntsandstein entdeckt. Seit 2008 findet an zwei Betriebsplätzen die Förderung im Testbetrieb statt. Der Fund machte Speyer zur ergiebigsten Förderstelle Süddeutschlands und Rheinland- Pfalz zum drittgrößten Ölförderland. Neufunde wie die Nordsee-Lagerstätte Mittelplate bremsten 1980 den Förderrückgang. Mittelplate entwickelte sich zum bislang größten nachgewiesenen Vorkommen Deutschlands. Seit Inbetriebnahme förderte man hier bislang rund 27 Millionen Tonnen Erdöl.

5 Entstehung von Erdöl } DECKSCHICHTEN UNDURCHLÄSSIGE SCHICHT SPEICHERGESTEIN ERDöl Bioschlamm MUTTERGESTEIN MUTTERGESTEIN Vor ca. 180 Mio. Jahren sanken abgestorbene Meeresorganismen wie Algen und Plankton auf den Meeresgrund. Der Bioschlamm wurde durch auflagernde Gesteinsschichten luftdicht abgeschlossen und verdichtet. Druck und Temperatur stiegen im Zuge der Versenkung an und der Bioschlamm wandelte sich schließlich in ein Erdölmuttergestein um Das Muttergestein wandelt sich teilweise in Erdöl um. Über Klüfte und Poren bewegt sich das Öl in darüberliegende Schichten. Sobald das Öl durch eine undurchlässige Schicht am weiteren Aufstieg gehindert wird, kann sich in einem Speichergestein eine Lagerstätte bilden. 4 Aus dem Speichergestein wird das Erdöl zusammen mit darin gelöstem Erdölbegleitgas und Lagerstättenwasser zutage gefördert. SENDUNG AUFZEICHNUNG ERUPTIONSKREUZ Separator ROHERDÖL ERDÖLBEGLEITGAS/EIGENVERBRAUCH RAFFINERIE Wie kommt SPÜLKOPF Spülkopf Mitnehmerstange Spülpumpe Pumpe LAGERSTÄTTENWASSER NASSÖL das Erdöl Drehtisch Antrieb Dickspülung DICKSPÜLUNG ZEMENT ZEMENT VERUNG an die Erd- Rücklauf RÜCKLAUF Spültank Bohrteich GRUND- WASSER PRODUKTIONS- GRUND- WASSER oberfläche? REFLEXION BOHRMEISSEL STAND- STAHLE STAHLE STAND- 1 Zur Darstellung und Auflösung des tiefen Untergrundes werden seismische Messungen vorgenommen: Spezialfahrzeuge senden Schallwellen in den Untergrund. Dort werden sie von den Gesteinsschichten unterschiedlich reflektiert und wieder an die Erdoberfläche gelenkt, wo sie von Geophonen aufgezeichnet werden. 2 Erdöllagerstätten werden durch Bohrungen erschlossen. Dazu werden die Gesteinsschichten mit einem am Bohrgestänge befestigten Meißel aufgebohrt. Das zerkleinerte Bohrgut wird über das Spülsystem aus dem Bohrloch ausgetragen. 3 Das Bohrloch wird mit einem Eruptionskreuz verschlossen. So kann das Erdöl durch ein Produktionsrohr kontrolliert an die Oberfläche gelangen. Die Bohrung ist mittels mehrerer Stahlrohre unterschiedlichen Durchmessers gegen das Grundwasser abgesichert. 4 Bevor das Erdöl in die Raffinerie transportiert wird, werden Erdölbegleitgas und Lagerstättenwasser in einer Aufbereitungsanlage abgetrennt. Das Erdölbegleitgas kann in einem Blockheizkraftwerk zur Energiegewinnung eingesetzt werden. Das abgetrennte Lagerstättenwasser wird zum Druckerhalt über gesonderte Bohrungen in die Lagerstätte zurückgeführt.

6 Erdölförderung in Speyer: Wasser gesucht Öl gefunden Das Wichtigste in Kürze Projektstationen Seit 2008 fördern die Partner GDF SUEZ und Palatina GeoCon an zwei Plätzen in Speyer Erdöl: Bei einer Bohrung, die eigentlich auf die Produktion von Erdwärme abzielte, wurde 2003 unerwartet Erdöl in Speyer entdeckt. A B Betriebsplatz im Industriegebiet Siemensstraße Betriebsplatz an der Franz-Kirrmeier-Straße Geplant: C Aufbereitungsanlage in Hafennähe sowie Feldleitungssystem (rote Linie), um die Betriebsplätze zu verbinden und das Nassöl und das Lagerstättenwasser zu transportieren Lage des Ölfeldes: unterhalb des Stadtgebietes von Speyer Geschätzte Gesamtgröße: voraussichtlich 5-6 km Entdeckung (ursprünglich Bohrung GtB1 und später Römerberg 0) 2007 Gründung des Konsortiums zwischen Palatina GeoCon GmbH & Co. KG und GDF SUEZ E&P Deutschland GmbH 2008 Konsortium bestätigt Ölfund mit Bohrung Römerberg 1 (Betriebsplatz 1: Siemensstr.) 2009 Weitere Erkundung des Feldes mit Neubohrung Römerberg 2 (Betriebsplatz 2: Nähe Franz- Kirrmeier-Straße/Nähe Müllberg) 2010/2011 Dritte Bohrung Römerberg 3 (Betriebsplatz 2: Nähe Franz- Kirrmeier-Straße/Nähe Müllberg) 2011/2012 Hilfsbohrungen Römerberg H1 und H2 (Betriebsplatz 2: Nähe Franz-Kirrmeier-Straße/Nähe Müllberg); Errichtung obertägiger Anlagen wie Stapeltanks und Aufbereitungsanlage an den Betriebsplätzen 1 und Inbetriebnahme seismisches Monitoringsystem zur Überwachung natürlicher seismischer Aktivität Ab 2013 Vorbereitung und Durchführung des Planfeststellungsverfahrens Fördertiefe: etwa Meter Speichergestein: Buntsandstein Momentane Fördermenge im Testbetrieb: 500 Tonnen Erdöl täglich Geschätzte Förderdauer: 30 Jahre WER Zur Ölförderung in Speyer haben sich zwei Unternehmen zusammengeschlossen: die GDF SUEZ E&P Deutschland GmbH als Betriebsführer und die Palatina GeoCon GmbH & Co. KG als Lizenzinhaber. Beide Unternehmen beschäftigen sich mit der Erkundung, Förderung und Vermarktung von Erdöl und Erdgas.

7 Eine wasserdichte Sache: Gewässer- und Umweltschutz bei der Erdölförderung in Speyer Alle Arbeiten stehen unter Aufsicht des Landesamtes für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz. Diese und andere Fachbehörden wie etwa die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd und die lokalen Umwelt-, Gewässer- und Naturschutzbehörden achten darauf, dass die in Rheinland- Pfalz und ganz Deutschland geltenden, sehr hohen Umweltstandards eingehalten werden und überwachen diese laufend. Was passiert nach FÖRDERENDE? Beanspruchte Flächen werden nach Nutzung für die Erdölgewinnung Wie WERDEN Bohrloch und rekultiviert und in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Bohrplatz abgedichtet? Die Bohrlöcher werden zur dauer- ERUPTIONSKREUZ haften und sicheren Absperrung Zum Schutz von Grund- und Trinkwasser werden die oberen Teile des Bohrlochs durch ein Standrohr abgedichtet. Das Bohrloch wird außerdem durch ein System aus Stahl- rohren und Zementierung gegen- über der Umgebung hermetisch abgedichtet. Die erste Abdichtung Produktionsrohr STAND- ZEMENT STAHLE STAHLE ZEMENT STAND- GRUND- WASSER aller erbohrten Erdschichten gegenüber Erdoberfläche und Grundwasser mit Zement aufgefüllt. Alle Betriebseinrichtungen werden vollständig entfernt und umfangreiche Neubepflanzungen vorgenommen. reicht im Fall von Speyer bis zu 50 Meter tief. Die Dichtigkeit des Rohrsystems wird durch ständige Drucküberwachung SICHERHEITSVENTIL gewährleistet. In der Tiefe verhindert die Kombination von Stahlrohren mit Zementabdichtungen einen Austausch von geförderten Stoffen mit den verschiedenen Gesteinsschichten m Der gesamte Bohrplatz ist versiegelt und mit einem umlaufenden Rinnensystem und Auffangbecken ausgestattet. Der ausgebaute Raum rings um die Bohrstelle besteht aus wasserundurchlässigem Stahlbeton.

8 Ölförderung in Speyer: Eintritt ins Planfeststellungsverfahren Seit 2008 wird in Speyer Öl im Testbetrieb gefördert. Die momentane Fördermenge liegt bei bis zu 500 Tonnen Erdöl täglich. Das verantwortliche Konsortium aus GDF SUEZ E&P Deutschland GmbH und Palatina GeoCon GmbH & Co. KG strebt ein Planfeststellungsverfahren an, um in den langfristigen Förderbetrieb wechseln zu können. Zuständig für das Verfahren ist das Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz (LGB). Gegenstand des Planfeststellungsverfahrens: 1) Gewinnung von Erdöl mit einer Fördermenge von über 500 t/tag 2) Feldleitungssystem zum Transport des Nassöls von den Betriebsplätzen zur zentralen Aufbereitungsanlage, parallele zweite Leitung für den Rücktransport des mitgeförderten Lagerstättenwassers zurück zur Bohrung 3) Aufbereitungs- und Lagerungsanlage in Hafennähe zur Trennung der mitgeförderten Begleitstoffe (Erdölbegleitgas und Lagerstättenwasser) vom Rohöl nebst BHKW Ablauf des Verfahrens Ab Juli 2013 Information des LGB mittels ProjektBEschreibung an TöBs* Scoping-Termin (TöBs* und Konsortium) Einreichung der Unterlagen zu Rahmenbetriebsplan und UVS** LGB schickt Unterlagen an TÖBS* und veröffentlicht Unterlagen Einwendungserhebung Erörterungstermin mit beteiligten LGB gibt Beschluss bekannt * Vom LGB benannte Träger öffentlicher Belange (z. B. andere Behörden) sowie Umwelt- und Naturschutzverbände ** Umweltverträglichkeitsstudie