HINTERGRUND. Grünes Licht für REDD+
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- Christa Sachs
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1 HINTERGRUND 2010 Grünes Licht für REDD+
2 MAURI RAUtkARI/WWF-CANON Brandrodung im Amazonas-Regenwald (Brasilien) zur Erzeugung von Weideland für Viehzucht Waldschutz ist Klimaschutz Der Schutz insbesondere tropischer Wälder gilt als eine der wichtigen Herausforderungen im Kampf gegen den Klimawandel. 15 Prozent aller Treibhausgasemissionen haben ihre Ursache in der Vernichtung von Wäldern. Somit trägt deren Zerstörung erheblich zum anthropogenen Klimawandel bei. Um dramatische Klimafolgen abzuwenden und den globalen Temperaturanstieg auf unter zwei Grad Celsius zu halten, muss die Entwaldung weltweit bis 2020 gestoppt werden 1. Denn Wälderschutz ist Klimaschutz. Überdies sind konzentrierte und ambitionierte Anstrengungen zur Emissionsreduktion in allen Sektoren (Energie, Transport, Gebäude, Industrie, Landwirtschaft, etc.) nötig, damit die Emissionen bis 2015 nicht zunehmen. Den jährlichen Verlust von Wald schätzt die FAO auf 13 Millionen Hektar 2 eine Fläche so groß wie Österreich und die Schweiz zusammen. Durch Entwaldung und Waldschädigung gelangen dabei ungefähr sechs Gigatonnen CO2 in die Erdatmosphäre. Die Tropenländer Brasilien und Indonesien gehören allein aufgrund der hohen Emissionen durch Entwaldung zu den fünf größten CO2-Emittenten weltweit 3. Wenn wir die Erderwärmung unter der kritischen Schwelle von zwei Grad Celsius halten, zugleich die biologische Vielfalt schützen und die Lebensgrundlagen jener rund 1,6 Milliarden Menschen bewahren wollen, die auf Wälder angewiesen sind (FAO 2007) 4, führt kein Weg am Stopp der Waldvernichtung vorbei. Wälder stabilisieren das Klima und passen sich an die Folgen des Klimawandels bis zu einem gewissen Grad an. Als größte terrestrische Kohlenstoffspeicher steuern sie Verdunstung, Wasserkreisläufe und so das Wetter. Kraft ihrer Fähigkeit, das Treibhausgas CO2 zu binden und somit zu reduzieren, tragen sie erheblich zur Minderung der Erderwärmung bei. In ihrer Funktion als Ökosystem sind intakte Wälder besonders widerstandsfähig. Diese Eigenschaft hilft, den Klimawandel abzumildern und die Anpassung von Mensch und Biosphäre an die sich ändernden Bedingungen zu erleichtern. Der Schutz der Wälder erfordert praktisch keine neuen Technologien und kann sofort in Angriff genommen werden. - Wie lange Wälder diese vitalen Aufgaben erfüllen können, bleibt fraglich. 90% allen jährlich vernichteten Waldes gehen in den Tropen verloren. Besonders dort ist dringendes Handeln geboten. 1 Die Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger müssen bis 2050 gestoppt werden. 2 Für den Zeitraum von 1990 bis 2005: FAO 2005: Forest Resources Assessment. 3 Forging a Path for a High-Quality Compliance REDD Credits, Nicholas Institute, Duke University, forging_a_path_for_high_quality_compliance_redd_credits_1.pdf. 4 FAO, 2 3
3 Der REDD+ Mechanismus Industrieländer finanzieren Maßnahmen zum Stopp der Entwaldung in Entwicklungsländern, um Emissionen zu verringern die Grundidee Der Wert der Natur lässt sich beziffern. Die TEEB-Studie 2010 (The Economics of Ecosystems and Biodiversity) schätzt ihn auf mehrere Billionen US-Dollar. Allein die Halbierung der durch Walderhalt vermiedenen Treibhausgase bis 2030 werden auf 3,7 Billionen US-Dollar taxiert 5. Diesen Wert gilt es zu bewahren. Bereits 2006 zeigte der Stern-Review, dass der Schutz der tropischen Wälder eine der effizientesten Möglichkeiten ist, den rasanten Anstieg der Kohlendioxidemissionen zu bremsen. Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge sind 20 bis 33 Milliarden US-Dollar pro Jahr notwendig, um die gegenwärtigen Emissionen aus Waldvernichtung zu halbieren 6. Kurzum: Der Schutz von Wäldern ist ökonomisch weit vorteilhafter als ihre Zerstörung. Hier kommt REDD+ ins Spiel. REDD+ ist ein Instrument zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, die aus Entwaldung und Waldschädigung resultieren (REDD = Reduced Emissions from Deforestation and Forest Degradation). Neben der Verminderung von Kohlenstoffdioxidemissionen der Wälder als Quellen umfasst REDD+ auch den Schutz der Wälder als Kohlenstoff- Senken und - Speicher also die Fähigkeit, Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu binden. So gehören zum Geltungsbereich von REDD+ auch der Schutz von Wäldern, ihre nachhaltige Nutzung sowie die Erhöhung ihrer Kohlenstoffvorräte. Das wird durch das Plus (+) symbolisiert. Da der Wald überwiegend aus ökonomischem Kalkül vernichtet wird, ist die Grundidee von REDD+, den wirtschaftlichen Wert eines Waldes zu berechnen und den Entwicklungsländern für den Walderhalt einen entsprechenden Ausgleich zu zahlen. Die Waldländer sollen für entgangene Entwicklungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel den verhinderten Ausbau von Agrarflächen oder Transportwegen sowie für die Einrichtung und langfristige Verwaltung von Schutzgebieten, finanzielle Kompensationen erhalten. Zugleich will man den Menschen Alternativen anbieten, sodass die ihren Lebensunterhalt nicht mit der Vernichtung von Wäldern bestreiten müssen. REDD+ vermag es, durch Walderhalt das Klima zu schützen. Die richtige Ausgestaltung von REDD+ bringt zudem zusätzliche Vorteile für die biologische Vielfalt, die indigene Waldbevölkerung, das regionale Klima, die Süßwasservorräte einer Region, den Erosionsschutz und viele weitere Bereiche. REDD+ im internationalen Kontext Auf Initiative einer kleinen Gruppe von Regenwaldländern wurde die Funktion der Wälder als Kohlenstoffspeicher im Jahr 2007 von der UN-Klimakonferenz in Bali aufgegriffen und in die internationale UNFCCC-Klimadebatte eingebracht. Der verabschiedete Bali Aktionsplan ersann u. a. die Entwicklung von REDD+-Demonstrationsprojekten für den Tropenwaldbereich in einer Übergangsphase bis zur Verabschiedung eines rechtlich bindenden Abkommens und erweiterte den Geltungsbereich von REDD um das Plus (+). Langfristiges Ziel des UN-Prozesses ist es, REDD+ in ein völkerrechtlich verbindliches Klimanachfolgeabkommen für die Zeit nach 2012 zu integrieren. Dieses Abkommen wird von den UN-Mitgliedstaaten auf den kommenden Weltklimakonferenzen verhandelt Ende 2010 in Mexiko und Ende 2011 in Südafrika. Obwohl der unverbindliche Copenhagen Accord als ernüchterndes Ergebnis der UN-Klimaverhandlungen 2009 in die Geschichte eingegangen ist, fand REDD+ dennoch breite Akzeptanz und Zustimmung in den Verhandlungstexten. So wurde im Copenhagen Accord u. a. vereinbart, dass ein Teil der Gelder für Sofortmaßnahmen ( Fast Start ) der Finanzierung von REDD+ zugutekommen soll. Um REDD+ einen schnellen Start außerhalb der offiziellen Verhandlungen zu ebnen, haben durch Frankreich und Norwegen initiiert 52 Industrie- und Tropenländer im Mai 2010 in Oslo die freiwillige REDD+-Partnerschaft ins Leben gerufen. Bis 2012 sollen über die beteiligten Länder mehr als vier Milliarden US-Dollar für Maßnahmen gegen die Entwaldung zusammenkommen. Kernziel der Partnerschaft ist die Weiterentwicklung und Durchführung von REDD+ in einer Interimsphase, in der es noch kein neues internationales Klimaabkommen gibt. Die Partnerschaft soll u. a. zu mehr Transparenz und Koordination bei der Finanzierung von internationalen REDD+- Aktivitäten beitragen, die Effektivität multilateraler Initiativen überprüfen, Erkenntnisse guter Praxisbeispiele darstellen sowie Länderpartnerschaften und regionale Netzwerke fördern und stärken. Die Partnerschaft soll dabei die entsprechenden Verhandlungen der UN-Klimarahmenkonvention unterstützen, ohne diese zu ersetzen oder Teil dieser zu sein 7. Damit REDD+ als zentrales Instrument zur Bekämpfung von Waldvernichtung etabliert werden kann, müssen große Geldsummen bereitgestellt werden. In der finanziellen Pflicht stehen dabei die entwickelten Länder, da die eine besondere Verantwortung für den Klimawandel tragen. 5 The Economics of Ecosystem and Biodiversity, Mainstreaming the Economics of Nature A Synthesis of the Approach, Conclusions and Recommendations of TEEB, October STERN, N.: Key Elements of a Global Deal on Climate Change; STRASSBURG et al., 2008, An Empirically- Derived Mechanism of Combined Incentives to Reduce Emissions from Deforestation; UNFCCC, 2007, Investment and Financial Flows to Address Climate change. 7 Website der REDD-Plus Partnerschaft; 4 WWF Deutschland 5
4 Anforderung an REDD+ Bei den nächsten UN-Klimarahmenkonferenzen in Mexiko 2010 und in Südafrika 2011 werden Grundzüge und Details des Klimanachfolgeabkommens für 2012 verhandelt. Wie ein REDD+-Mechanismus in ein Abkommen einbezogen werden kann, wird ebenfalls Gegenstand der Verhandlungen sein. Dieser UN-Prozess bietet unter anderem die Chance, innovative Finanzierungsinstrumente für den Schutz der Wälder zu entwickeln. Gleichzeitig wird die internationale Staatengemeinschaft vor die sowohl politische als auch technische Herausforderung gestellt, folgende wichtige Eckpfeiler eines REDD+-Systems auszuarbeiten: - Die Entwaldung vielerorts in der Welt hat komplexe Ursachen, denen unterschiedliche politische und wirtschaftliche Interessen zugrunde liegen, die bei der Entwicklung geeigneter Gegenmaßnahmen berücksichtigt werden müssen lokal, national und regional. - Nationale Unterschiede bei Entwaldungsraten und CO2-Emissionen müssen berücksichtigt werden. Damit die Verringerung von Waldvernichtung als Methode zur Emissionsvermeidung weltweit anerkannt werden kann, müssen Vergleichswerte festgelegt werden, um auf deren Basis Ziele zu formulieren. Diese dürfen nicht nur durchschnittliche historische Entwaldungsraten bedenken, sondern müssen auch sozio-ökonomische Entwicklungstendenzen eines Landes einbeziehen. - Die langfristige Sicherung (Permanenz) von Wäldern muss garantiert werden insbesondere nachdem Ausgleichszahlungen für Emissionsreduktionen geleistet wurden. - Zusätzlich müssen zuverlässige Kontrollsysteme, wie z. B. die Fernerkundung, zur Messung der Maßnahmenerfolge beim Stopp der Entwaldung wie auch der Walddegradierung etabliert werden. - Es muss sichergestellt werden, dass die Entwaldung, die durch den Schutz der Wälder in einem Gebiet gestoppt wurde, nicht in einem anderen fortgesetzt bzw. dorthin verlagert wird (Leakage). - Die Industrieländer müssen sich zu anspruchsvollen Emissionsreduktionszielen im eigenen Land verpflichten, während die Entwicklungsländer ihrerseits eine signifikante Unterschreitung ihrer Business-as-usual-Szenarien für die künftig zu erwartenden Gesamtemissionen erreichen müssen. - Ein Finanzmechanismus muss genügend Gelder generieren, um Entwicklungsländer bei der Reduzierung ihrer Entwaldungsraten zu unterstützen. Diese Finanzierung muss langfristig angelegt sein und möglichst schnell bereitgestellt und eingesetzt werden. Besonders geeignet sind hierfür die Erlöse aus der Auktionierung von Emissionsrechten in Industrieländern oder die bereits von der Weltbank und verschiedenen Industrienationen eingerichteten Fonds 8. ELIZABEth Kemf/WWF-CANON Entwaldung im Norden von Laos - Langfristiges Ziel ist es, die Waldländer REDD+- ready zu machen, d. h. eine funktionierende nationale, institutionelle und strategische Infrastruktur für REDD+ aufzubauen. Die Umsetzung solcher nationalen REDD+-Programme sollte in drei Phasen erfolgen: Planung (Phase 1) Bewertung, Planung, Konsultation der Stakeholder und Aufbau institutioneller Kapazitäten zur Entwicklung eines nationalen REDD+-Plans Vorbereitung (Phase 2) Entwicklung, erstmalige Umsetzung und Überwachung der Richtlinien und Maßnahmen in Übereinstimmung mit dem nationalen REDD+-Plan Ausführung (Phase 3) Vollständige Umsetzung der Maßnahmen zur Emissionsminderung im Rahmen des nationalen REDD+-Plans. Bei einer gegenwärtigen Entwaldungsrate von km 2 pro Jahr das entspricht 36 Fußballfeldern pro Minute muss unverzüglich mit dem Aufbau der für REDD+ notwendigen technischen und administrativen Kapazitäten ( REDD+-Readiness ) in den Waldländern begonnen werden. - Forstüberwachungs-, Berichts- und Überprüfungssysteme (MRV) müssen dafür Sorge tragen, dass die Reduzierungen der durch Entwaldung und Waldschädigung verursachten Emissionen überwacht, gemessen und berichtet werden. Ein solches System hat sich an Standards zu orientieren, die durch den Weltklimarat (IPCC) entwickelt und von der UN-Klimarahmenkonvention aufgenommen werden. 8 Siehe Forest Carbon Partnership Facility, UN-REDD, Forest Investment Program, 6 WWF Deutschland 7
5 Adriano GAMBARINI/WWF-BraziL Der WWF beteiligt sich intensiv an der Entwicklung von Pilotprojekten zur Förderung waldbezogener Klimaschutzmaßnahmen. Die dadurch gewonnenen praxisbezogenen Erkenntnisse sollen zur Entscheidungsfindung bei den Verhandlungen um die künftige Ausgestaltung eines REDD+-Mechanismus beitragen. Der WWF erwartet jedoch, dass all jene beteiligten Länder und Unternehmen, die Wälder als aktive Klimaschutzmaßnahme zu bewahren versuchen, ihren Projekten hohe Qualitätsstandards zugrunde legen. Pilotprojekte im Wald- und Klimaschutz jetzt handeln Freiwillige Kohlenstoffmärkte also der Handel von Zertifikaten für vermiedene Entwaldung außerhalb völkerrechtlich verbindlicher Abkommen hatten einen schwierigen Start. Anfangs gab es nur wenige verlässliche Standards für die Zertifizierung waldbezogener Klimaschutzprojekte. Oft wurden Projekte ohne hohe Qualitätsmaßstäbe entwickelt. Wichtige Eckpfeiler wie Permanenz, Leakage oder etwa die Wahrung der Rechte indigener Bevölkerungsgruppen blieben unberücksichtigt. Mittlerweile entstehen jedoch immer zuverlässigere Modelle. Der Voluntary Carbon Standard (VCS) bietet bisher mit AFOLU (Agriculture, Forestry and other Land-Uses) die umfassendste Zertifizierungsmethode zur glaubwürdigen Berechnung von Kohlenstoffzertifikaten für verschiedene waldbezogene Projektarten. Der VCS sollte in Kombination mit dem CCB- Standard (Climate, Community and Biodiversity) verwendet werden. Somit wird neben der Klimawirksamkeit zusätzlich der Schutz der Biodiversität und die Einhaltung hoher sozialer Standards sowie die Nachhaltigkeit der Komponenten gewährleistet. 8 WWF Deutschland 9
6 Edward Parker / WWF-Canon Zertifizierter FSC-Wald im Norden Malaysias Was tut der WWF? - Der WWF unterstützt politische Entscheidungsprozesse mit dem Ziel, ambitionierte REDD+-Systeme in Tropenländern aufzubauen. Auf Bundes-, Europasowie globaler Ebene bringt der WWF seine Expertise und seine Standpunkte in die Politik ein und versucht dort mit dem Ziel Einfluss zu nehmen, einen anspruchsvollen und funktionierenden REDD+-Mechanismus durchzusetzen. Auf globaler Ebene sind dabei vor allem das WWF-Engagement bei den UN-Klimaverhandlungen und das bei der REDD Plus-Partnerschaft zu nennen. - In seiner Politikarbeit zu REDD+ kommen dem WWF allgemein seine jahrzehntelange Erfahrung aus der Arbeit in den Tropenwaldregionen sowie die aus den REDD+- Pilotprojekten gewonnenen Erkenntnisse zugute. - Der WWF unterstützt tropische Waldländer auf verschiedenen Ebenen beim Aufbau der Rahmenbedingungen für ein künftiges REDD+-System. Dazu gehören die Klärung von Landrechten, der Aufbau von Satellitensystemen zur Messung der im Wald gespeicherten Kohlenstoffvorräte und von Entwaldungsraten, der Aufbau administrativer Kapazitäten, die Einbeziehung indigener Bevölkerungsgruppen und vieles mehr. - Der WWF zeigt am praktischen Beispiel verschiedener Pilotprojekte, wie Kohlenstoffbestände und Emissionsreduktionen wissenschaftlich quantifiziert, überwacht und zertifiziert werden können. Diese Erkenntnisse werden der nationalen und internationalen Klimapolitikdebatte zur Verfügung gestellt. Seine Qualitätskriterien für glaubwürdige Wald- und Klima-Projekte hat der WWF in seinem Green Carbon Guidebook und dem Forest Carbon Standards Assessment Guide festgelegt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter greencarbon oder 10 WWF Deutschland 11
7 Mark Edwards/WWF-Canon Naturschutzgebiet Bukit Tigapuluh, Sumatra, Indonesien Das Ziel für 2012 ist es, einen REDD+-Mechanismus in einem UN-Klimanachfolgeabkommen zu integrieren einen, der wissenschaftlich fundiert, fair und technisch machbar ist, keine Schlupflöcher enthält und echte Anreize schafft, die Entwaldung zu stoppen. Eine Einigung auf der COP 16 in Cancún, Mexiko, über zumindest folgende vier Punkte ist dafür Voraussetzung: Nationale REDD+-Programme Um an dem Mechanismus teilhaben zu können, müssen Entwicklungsländer nationale Strategien und Systeme zur Erfassung, Berechnung und Verifizierung der Emissionsminderungen entwickeln. Aktivitäten zum Stopp der Entwaldung müssen in ein nationales Rahmenkonzept eingebunden werden, das einen Rahmenplan und ein Abrechnungssystem für REDD+ enthält. Kontrollmechanismen für die Einhaltung von Safeguards Ein künftiger REDD+-Mechanismus muss Sicherheitsklauseln ( Safeguards ) beinhalten, die geeignet sind, die biologische Vielfalt zu schützen sowie die Partizipation und Rechte der indigenen Waldbevölkerung zu sichern und zu fördern. Ein Kontrollmechanismus muss dafür Sorge tragen, dass solche Sicherheitsklauseln eingehalten werden. Identifizierung und Bekämpfung von Ursachen der Entwaldung und Waldschädigung Ursachen, die zu Entwaldung und Degradierung von Wäldern führen, müssen von Waldländern identifiziert und bearbeitet werden, um den Waldverlust langfristig zu stoppen. Gleichermaßen müssen auch Industrieländer in die Pflicht genommen werden, Konsummuster, die auf illegaler und/oder nicht nachhaltiger Wald- und Landnutzung basieren, zu hinterfragen und aufzulösen. Welche Erwartungen hat der WWF an die UN- Klimakonferenz 2010? Festlegung eines globalen REDD+-Ziels Der UN-Klimarahmenvertrag muss ein konkretes globales und ambitioniertes Klimaziel festlegen, das die Verringerung der Entwaldung und Waldschädigung zum Ziel hat. Nur durch die Bestimmung eines solchen Ziels können Unterziele und Indikatoren identifiziert werden, anhand derer Erfolge bei der Reduzierung globaler Emissionen aus Entwaldung gemessen werden können. Der WWF fordert deshalb die Absenkung der durch Entwaldung und Walddegradierung verursachten Netto-Emissionen 9 bis 2020 auf null. Auf dem Weg dorthin hat der Schutz von Naturwäldern, als Lebensräume für Menschen und Artenvielfalt, Vorrang. Die Brutto-Emissionen aus Waldverlust und Walddegradierung müssen daher um 75 % reduziert werden. Für den Ausgleich der verbleibenden Emissionen in Höhe von 25 % kann die Nutzung der Senkenfunktion des Waldes (Aufforstung, Wiederaufforstung, nachhaltige Forstwirtschaft) gegengerechnet werden. 9 Netto-Emissionen sind Emissionsmengen, bei denen die Senkenwirkung von gleichzeitigem Waldzuwachs an anderer Stelle gegengerechnet wurde. Das betrifft sowohl den natürlichen Zuwachs als auch den, der sich durch Forstwirtschaft (Aufforstung, Wiederaufforstung und nachhaltige Waldbewirtschaftung) ergibt. 12 WWF Deutschland 13
8 Martin Harvey/WWF-Canon Die 5 WWF REDD+-Prinzipien Klima: REDD+ trägt zur Reduzierung der Treibhausgase auf der Basis von nationalen Zielen und im Hinblick auf eine globale Zielvorgabe bei. Biodiversität: REDD+ erhält und/oder stärkt die Biologische Vielfalt der Wälder und Ökosysteme. Lebensgrundlagen: REDD+ trägt durch Stärkung der Lebensgrundlagen lokaler Gemeinden und vom Wald abhängiger Bevölkerungsgruppen zu deren nachhaltiger und gleichberechtigter Entwicklung bei. Rechte: REDD+ anerkennt und respektiert die Rechte indigener Völker und lokaler Gemeinden. Faire und effektive Finanzen: REDD+ mobilisiert sofortige, angemessene und planbare finanzielle Ressourcen für vorrangige Waldgebiete und stellt diese in gerechter, transparenter, koordinierter und gemeinschaftlicher Art und Weise zur Verfügung. 14 WWF Deutschland 15
9 Weitere Informationen Hermine Kleymann Referentin Wald- und Klimapolitik WWF Deutschland Tel.: Fax: TitEL: JOHN MACkINNON/WWF-CANON Guénola Kahlert Referentin Wald und Klima WWF Deutschland Tel.: Diese und weitere Hintergrundinformationen finden Sie im Internet unter: Hier können Sie sich auch in unseren kostenlosen WWF-News-Verteiler eintragen. Über eine Spende würden wir uns freuen! Bank für Sozialwirtschaft Konto 2000 BLZ Unser Ziel Wir wollen die weltweite Zerstörung der Natur und Umwelt stoppen und eine Zukunft gestalten, in der Mensch und Natur in Harmonie miteinander leben. wwf.de WWF Deutschland Reinhardtstraße Berlin Tel.: +49 (0) Fax: +49 (0) Copyright des WWF International Warenzeichen des WWF International Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
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