Green Procurement1) Einkauf online. Bestell-Nr.: ISBN: Autorin: Anja Kranefeld
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- Christian Frank
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1 AUSZUG EINES BEITRAGS VON ANJA KRANEFELD IM FOLGENDEN LESEN SIE DIE ERSTEN SEITEN DES BEITRAGS GREEN PROCURMENT Einkauf online Bestell-Nr.: OL2109J ISBN: Green Procurement1) Autorin: Anja Kranefeld Ziel dieses Beitrags ist, zu zeigen, was Green Procurement bedeutet, welche Möglichkeiten es gibt, Green Procurement praktisch im Einkaufs- und Beschaffungsprozess umzusetzen und welche Gemeinsamkeiten Green Procurement und Qualitätsmanagement haben. Schon seit einiger Zeit hören wir von einer zunehmenden Kritik am Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Indikator für Wohlstand und Fortschritt.2) In Zeiten einer stark wachsenden Weltbevölkerung und zunehmenden Industrialisierung hält man das BIP nicht mehr für ausreichend aussagekräftig und zeitgemäß. Inzwischen haben sehr unterschiedliche Seiten zahlreiche Vorschläge gemacht, welche Kriterien ein aussagekräftiger und moderner Wohlstands- und Fortschrittsindikator denn beinhalten müsse. Nachhaltigkeits- und Umweltkriterien gehörten eindeutig dazu, z.b.: nachhaltiges Wirtschaften Verteilungsgerechtigkeit Klima- und Artenschutz Sollte sich die nachhaltigkeitsorientierte Wohlstandsmessung tatsächlich durchsetzen, können wir auch von einem weiteren und allgemeinen Bedeutungszuwachs umweltbezogener Themen im Wirtschaftsleben ausgehen. Natürlich werden auch Einkauf und Beschaffung von diesem Trend erfasst. Der Begriff Green Procurement wird in aller Munde sein. Es stellen sich also die Fragen: 1. Was ist Green Procurement? 2. Was bedeutet Green Procurement für das strategische und operative Geschehen in Einkauf und Beschaffung? 3. Was hat Green Procurement mit dem Qualitätsmanagement in Einkauf und Beschaffung zu tun? Diese Fragen sollen im Folgenden zumindest grob beantwortet werden.
2 Ziel des Kapitels Dieses Kapitel beschäftigt sich damit, wie Nachhaltigkeits- und Umweltaspekte in den Einkaufs- und Beschaffungsprozess einbezogen werden können. Dabei wird schnell deutlich, dass alle Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung von Ressourcenverschwendung sowohl beim Green Procurement als auch im Qualitätsmanagement eine zentrale Rolle spielen. Was ist Green Procurement? Green Procurement, grüne Beschaffung oder auch umweltfreundliche Beschaffung, geht mit der stärkeren Berücksichtigung nachhaltigkeits- und umweltbezogener Fragestellungen im Einkaufs- und Beschaffungsprozess einher. Grüne Produkte und Dienstleistungen sollten von Anfang bis Ende grün sein Die grüne Beschaffung nimmt im Zuge einer verstärkten (Kunden-)Nachfrage umweltfreundlicher und ressourcenschonender Produkte und Dienstleistungen stark an Bedeutung zu. Denn nur nachhaltig und umweltfreundlich beschaffte und verarbeitete Ausgangsmaterialien und -leistungen führen zu tatsächlich grünen Produkten und Dienstleitungen. Das bedeutet, dass stets der gesamte Lebenszyklus eines Produkts oder einer Dienstleistung betrachtet werden muss, soweit man von grün sprechen möchte. Die einen Lebenszyklus umspannende Betrachtung eines Produkts oder einer Dienstleistung hinsichtlich seiner oder ihrer grüner Aspekte erfordert eine prozessorientierte Sichtweise, die z.b. durch ein QM-System gemäß DIN EN ISO 9001 unterstützt wird. Lebenszyklusphasen von Produkten (und Dienstleistungen) Der Lebenszyklus eines Produkts (oder einer Dienstleistung) umfasst: Entwicklung und Konstruktion Einkauf und Beschaffung Produktion und Lagerung Marketing und Vertrieb Distribution, Auslieferung (oder Leistungserbringung) Anwendung und Inanspruchnahme durch einen Abnehmer (Kunde, Verbraucher) Entsorgung oder Recycling Durch die Gegenüberstellung der zusätzlichen Kosten und der möglichen Kosteneinsparungen 2
3 durch grüne Produkte und Dienstleistungen über den gesamten Lebenszyklus hinweg wird deutlich, dass die erzielten Einsparungen oftmals die Ausgangsinvestitionen überschreiten. Gleichzeitig tritt ein nennenswerter Imagezuwachs und Kundenbindungseffekt ein, der grüne Produkte und Dienstleistungen nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für Wirtschaftsunternehmen und öffentliche Einrichtungen zunehmend attraktiv macht. Green Procurement und nachhaltige Unternehmensprozesse gehen aus einer verstärkten Nachfrage grüner Produkte und Dienstleistungen durch den Kunden hervor. Die Erfüllung grüner Anforderungen durch Wirtschaftsunternehmen und öffentliche Einrichtungen folgt dem QM-Gedanken, Kundenanforderungen zu ermitteln, aufzugreifen und zu erfüllen. Die hierbei langfristig umsetzbaren Kosten- und Rentabilitätsvorteile stellen eine Win- Win-Situation für alle Beteiligten her. Grüne Beschaffung öffentlich und privat3) Trotz der genannten Vorteile besteht noch kein ausreichendes Bewusstsein über die politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen, die praktische Umsetzung und die effizienzsteigernden Effekte einer grünen Beschaffung. Dies äußert sich z.b. in der bisher noch unzureichenden Verankerung des Umweltschutzes in den öffentlichen und unternehmensindividuellen Beschaffungsrichtlinien. Öffentliche Beschaffung Auf europäischer und nationaler Ebene existieren sowohl politische als auch gesetzliche Rahmenbedingungen, die den Weg für eine energie- und kosteneffiziente Beschaffung in öffentlichen Einrichtungen ebnen. Der folgende Kasten gibt einen Überblick über europäische und nationale Vorgaben, die die politischen Rahmenbedingungen für eine grüne öffentliche Beschaffung herstellen. Politische Rahmenbedingungen EDL-Richtlinie (2006/32/EG) Richtlinie über Endenergieeffizienz und Energiedienstleistungen Ökodesign-Richtlinie (2009/125/EG) Energy-Star-Verordnung (Nr. 106/2008) Richtlinie über die Förderung sauberer und energieeffizienter Straßenfahrzeuge (2009/33/EG) Gesetzliche Rahmenbedingungen für eine grüne Beschaffung Die öffentlichen Einrichtungen werden in Deutschland hinsichtlich ihrer umweltschutzorientierten Beschaffung nicht durch gesetzliche Vorgaben eingeschränkt. 3
4 Dennoch sind sie an zahlreiche rechtliche Vorgaben zur Auftragsvergabe (Vergaberecht) gebunden. Diese Vorgaben sind durch den Bund, die Länder, Kommunen und Institutionen des öffentlichen Rechts anzuwenden: Gesetze mit Vorschriften zum Vergaberecht europäische Richtlinie 2004/18/EG (Vergabekoordinierungsrichtlinie) europäische Richtlinie 2004/17/EG für (Sektorenrichtlinie) Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen ( 97 ff. GWB) Vergabeverordnung (VgV) Verdingungsordnungen (für Lieferungen und Leistungen VOL, für Bauleistungen VOB, für freiberufliche Leistungen VOF) Haushaltsordnungen Unterhalb bestimmter EU-Schwellenwerte bestehen die Grundsätze des nationalen Haushaltsrechts. Danach müssen öffentliche Aufträge in der Regel öffentlich ausgeschrieben werden. Bedingt sind auch beschränkte Ausschreibungen oder freihändige Vergaben möglich. Ziele der nationalen und internationalen Beschaffungsregeln Die nationalen und internationalen Beschaffungsregeln sollen folgende Punkte sicherstellen: Bezug zum Auftragsgegenstand (es werden die Anbieter ausgewählt, die die auftragsspezifischen Leistungskriterien am besten erfüllen, und nicht diejenigen, die nur durch ihre regionale Nähe punkten) Förderung des Handels zwischen den Staaten Förderung des Wettbewerbs der verschiedenen Anbieter untereinander Verhinderung der Bevorzugung und Diskriminierung einzelner Anbieter transparente und verifizierbare Einkaufs- und Beschaffungsbedingungen bestes Preis-Leistungs-Verhältnis bei Einkauf und Beschaffung Die Berücksichtigung nachhaltigkeits- und umweltbezogener Aspekte in öffentlichen Ausschreibungen geht mit dem geltenden europäischen und nationalen Recht konform. Dabei bietet in Deutschland vor allem die Verdingungsordnung für Lieferungen und Leistungen (VOL) diverse Möglichkeiten, Umweltaspekte im Vergabeverfahren zu beachten. Bei der Vergabe öffentlicher (Beschaffungs-)Aufträge sind Mehrkosten, die auf die Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit der bezogenen Produkte und Dienstleistungen zurückzuführen sind, grundsätzlich zulässig. Sie müssen jedoch über kurz oder lang mit Kosteneinsparungen einhergehen, die über die im Vergleich mit konventionellen Vergaben höheren Ausgangsinvestitionen hinausgehen. 4
5 Optimierung bestehender Beschaffungsrichtlinien Öffentliche Einrichtungen arbeiten mit internen Beschaffungsrichtlinien. Um aus einer konventionellen öffentlichen Beschaffung eine grüne öffentliche Beschaffung zu machen, sollten folgende Punkte ergänzend berücksichtigt werden: Optimierung der Lebenszykluskosten Formulierung messbarer umweltbezogener Leistungskriterien Verifizierung der Kriterienerfüllung Einbezug von regelmäßig aktualisierten Kriterien bestehender Energie- und Umweltlabels (siehe unten) Bedarfsanalyse umweltbezogene Definition des Auftragsgegenstands (z.b. Ökostrom, Recyclingpapier) Ergänzung der Leistungsbeschreibung um bestimmte Umweltanforderungen Umweltbezogene Leistungskriterien in die Leistungsbeschreibung aufnehmen Im Ausschreibungsverfahren bietet die Leistungsbeschreibung zahlreiche Möglichkeiten, umweltbezogene Leistungskriterien ausdrücklich zu nennen und damit zu einem relevanten Auftragsbestandteil zu machen. Anbieter müssen einen Nachweis darüber erbringen, dass sie die aufgeführten Leistungskriterien erfüllen können. Die Nichterfüllung der Mindestanforderungen führt zum Ausschluss aus dem Vergabeverfahren. Bei der öffentlichen Auftragsvergabe bzw. Beschaffung muss trotz der Verwendung umweltbezogener Leistungskriterien bereits bestehender Energie- und Umweltlabels der Grundsatz der Gleichheit erfüllt werden. Es darf nicht zu einer Beeinflussung weltweit agierender Anbieter in Richtung einer Konzentration auf umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen kommen. Inwieweit dies im Einzelnen umsetzbar ist, ist eine andere Frage. Schließlich passen fast alle Hersteller, Händler und Dienstleister ihr Angebot gemäß der bestehenden Nachfrage an, da sie dadurch die wirtschaftlich attraktivsten Ergebnisse erzielen. Wo fängt also die Beeinflussung der Anbieter durch die öffentliche Auftragsvergabe an? 5
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