STRESS UND BELASTUNGSMANAGEMENT
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- Käte Gerstle
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1 Mai 2014 Gesundheit und Bildung STRESS UND BELASTUNGSMANAGEMENT Now I want you to relax completely
2 2 Warum wir uns mit dem Thema beschäftigen sollten Stressbedingte Krankheiten wie etwa Burnout haben den Arbeitsunfall als Hauptursache für Fehlzeiten abgelöst. Die Zahl der Fehltage wegen (meist stressbedingter) psychischer Erkrankungen ist einem Langzeitvergleich zufolge drastisch gestiegen. Laut Bundesarbeitsministerium waren es 2001 deutschlandweit noch 33,6 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage. Im Jahr 2010 ist die Zahl auf 53,5 Millionen angewachsen. Der Anteil solcher Fälle an allen Arbeitsunfähigkeitstagen kletterte demnach von 6,6 auf 13,1 Prozent.
3 Arbeitsbezogene Stressoren und Gesundheitsstörungen: 3 15 % der Arbeitskräfte klagen über stressbedingte Kopfschmerzen, 23 % klagen über stressbedingte Schulter- und Nackenschmerzen, 23 % klagen über stressbedingte Schlafprobleme und damit verbundene Müdigkeit, 28 % klagen über stressbedingte Rückenschmerzen. Stress hat außerdem Auswirkungen auf viele andere, potenziell lebensbedrohende Krankheiten (z.b. Herz- Kreislauferkrankungen, Depressionen) (Untersuchung der Europäische Union, 2004)
4 Arbeitsbezogene Stressoren und Gesundheitsstörungen (aktuell): 4 28 % der Arbeitskräfte klagen über stressbedingte Kopfschmerzen, 23 % klagen über stressbedingte Schlafprobleme und damit verbundene Müdigkeit, 53 % klagen über stressbedingte Rückenschmerzen 12 % zeigen deutliche Anzeichen einer Depression, 31 % fühlen sich regelmäßig erschöpft und ausgebrannt, 9% hatten bereits einen Tinnitus/ klagen über Ohrenrauschen 12% leiden an Herz-Kreislauf-Erkrankungen 20% haben Angstzustände/ strake Nervosität 12% leiden unter Magenbeschwerden/ Übelkeit (Untersuchung der TK und des Bundesarbeitsministeriums 2010)
5 5 Stress verursacht Kosten In den EU-Mitgliedstaaten werden die Kosten für diese und die damit zusammenhängenden psychologischen Probleme auf durchschnittlich 4-5 % des BIP geschätzt, was ca. 300 Mrd. EUR jährlich ausmacht (2011).
6 Wozu Stress ursprünglich dient
7 Stress ist eine angeborene Reaktion 7
8 Unseren Vorfahren dienten die natürlichen Stressreaktionen in Gefahrensituationen. 8. Der Körper ist unter Stress innerhalb kürzester Zeit kampf- und fluchtbereit
9 Stress ist ein uraltes Programm unserer Gene 9 Es werden die Hormone Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Energien in Muskeln und Gehirn werden freigesetzt und es erfolgt eine blitzartige Mobilmachung aller Körperreserven. Puls, Blutdruck und Atemfrequenz steigen, der Magen-Darm-Bereich stellt die Verdauungsarbeit ein, der Blutgerinnungsfaktor nimmt zu und die Schmerztoleranz wird kurzfristig erhöht.
10 Der moderne Mensch kann in Situationen, die er als schädlich oder bedrohlich empfindet, meist weder fliehen noch kämpfen. Die frei werdenden Energien können nicht abfließen und richten sich oft gegen den eigenen Körper.
11 11 In vorübergehenden Stresssituationen fängt der Körper die Stressreaktionen auf. Bei Daueralarm können ernsthafte gesundheitliche Beeinträchtigungen entstehen. Das lebensnotwendige Phänomen wird dann zum Bumerang.
12 12 Stresstheorie- Wie genau entsteht Stress?
13 Stress (Ursprung des Wortes) Stress (engl.) kommt aus der verarbeitenden Industrie (Materialprüfung) und beschreibt die physikalische Anspannung und Verzerrung von Metallen und Glas wurde der Begriff Stress in der Humanmedizin von dem Arzt Hans Seyle eingeführt, der damit einen ähnlichen Zustand bei Menschen beschrieb.
14 14 Stress ist ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Bewältigungs-/ Antwortmöglichkeiten einer Person (R.Lazarus) Anforderungen an die Person Bewältigungsmöglichkeiten der Person
15 15 Stressmodell von Lazarus Lazarus (1974) ging davon aus, dass nicht die Reize oder Situationen für die Stressreaktion von Bedeutung sind, sondern die individuelle Bewertung der Betroffenen.
16 16 Zwei wesentliche Kriterien, nach denen wir potentiell stressrelevante Situationen bewerten Bedeutsamkeit (wichtig/ unwichtig?) Beeinflussbarkeit (kontrollierbar/ unkontrollierbar?)
17 Bewertungskriterien 17 Phase 1: Bewertet wird, ob eine Situation als relevant oder gar bedrohlich eingeschätzt wird (Betrifft mich das? Was steht für mich auf dem Spiel?) Phase 2: Bewertet wird, ob die Situation mit den verfügbaren Ressourcen bewältigt werden kann (Was kann ich dagegen tun?)
18 18 Stressoren- Was uns wirklich stresst
19 19 Definition Stressoren Stressoren sind Reize, Anforderungen oder Verpflichtungen, die auf uns einwirken
20 Stressoren 20 Wie Untersuchungen in den letzten Jahren gezeigt haben, nehmen psycho-soziale Stressoren massiv zu. Wer sich täglich am Arbeitsplatz mit Intrigen, Ärgernissen, Termindruck und schlechter Stimmung konfrontiert sieht oder sich in einer Dauerfehde mit dem Wohnungsnachbarn befindet, leidet unter chronischem Stress.
21 Stress ist individuell 21 Alle denkbaren Situationen, die vom Individuum als unangenehm und/oder bedrohlich erlebt werden, können Stressauslöser sein. Enttäuschungen, die Angst zu versagen, Überforderung und Unsicherheiten sind dabei besonders starke Stressoren
22 Unterschiedliche Arten von Stressoren (I) 22 Katastrophale Stressoren: Tiefgreifende und langanhaltende Ereignisse, die sich auf die gesamte Bevölkerung auswirken: Krieg Naturkatastrophen
23 Unterschiedliche Arten von Stressoren (II) 23 Persönliche Stressoren (Live-Events) Belastende Ereignisse, die viele Menschen zu irgend einem Zeitpunkt im Leben einmal treffen können
24 Typische Live-Events Trennung/ Scheidung 2. Krankheit 3. Heirat 4. Abschlussprüfungen 5. Schwangerschaft 6. Verlust eines Freundes 7. Wohnortwechsel 8. Weihnachten 9....
25 Unterschiedliche Arten von Stressoren (III) 25 Hintergrund-Stressoren (daily hassles) Dauerhafte Umstände, die anhaltende Spannung erzeugen Für sich allein genommen nicht stark schädlich, aber durch die Dauerhaftigkeit besonders gefährlich
26 26 Typische Hintergrundstressoren Stau Lärm PC-Probleme Missgeschicke Schlechtes Arbeitsklima Ständige Unterbrechungen Lange Schlange in der Mensa Überfüllte Seminarräume Lange Schlange im Supermarkt...
27 Unterschiedliche Arten von Stressoren 27
28 1. Stresserzeugende Einstellungen 28 Starke Menschen brauchen keine Hilfe Ich muss besser sein als die anderen Es gibt immer eine (perfekte) Lösung Ich darf Niemandem wehtun Wenn man Problemen und unangenehmen Situationen aus dem Weg geht, verschwinden sie mit der Zeit von selbst
29 29 2. Psychisch-mentale Stressoren Überforderung durch die Informationsflut und das Arbeitstempo Ständige Unterbrechungen Unvollständige Informationen Leistungs- und Zeitdruck Hohe Verantwortung für Personen oder Werte
30 3. Soziale Stressoren 30 Fehlende Anerkennung und Unterstützung durch Kommilitonen/ Dozenten/ Kollegen, Geringe Entwicklungsmöglichkeiten Schlechtes Betriebsklima Kollision der Arbeitsbedingungen mit Familienerfordernissen Konflikte Konkurrenzdruck Angst vor Arbeitsplatzverlust
31 4. Physische Stressoren 31 Lärm Kälte bzw. Hitze Nacht- und Schichtarbeit Falsche Beleuchtung Mangelhaft Ausstattung (Mobiliar, PC,...)
32 32 Stress kann auch nutzen
33 Flow-Erleben (Mihaly Csíkszentmihályi, 1975) 33 Flow ist das reflexionsfreie gänzliche Aufgehen in einer glatt laufenden Tätigkeit, die man trotz hoher Anforderungen unter Kontrolle hat.
34 Glücklich sein 34 Quelle: Flow der Weg zum Glück. Der Entdecker des Flow-Prinzips erklärt seine Lebensphilosophie. (2006)
35 Flow-Erleben und Risikomotivation Falko Rheinberg, Institut für Psychologie, Universität Potsdam 35 Das Wichtigste ist, sobald ich drauf sitze, ist alles weg - keine Probleme mit der Firma, den Kindern, nur fahren, fahren, fahren. (MOT) Abschalten: Man hat keinen anderen Gedanken im Kopf, ganz in der Tätigkeit aufgehen. (SURF) Abschalten, Abbau innerer Spannungen, Ausgeglichenheit, Zufriedenheit. (SKI) Störendes fällt weg: Wenn ich Musik mache, bin ich voll auf das, was ich spiele, konzentriert. Störende Gedanken, die Umwelt, ja sogar Schmerzen nehme ich nicht mehr wahr. Das ist ein angenehmer Zustand. (MUSIK)
36 Die 10 Flow-Items der Flow-Kurzskala FKS (Rheinberg & Vollmeyer, 2001) 36 Ich fühle mich optimal beansprucht. Meine Gedanken bzw. Aktivitäten laufen flüssig und glatt. Ich merke gar nicht, wie die Zeit vergeht. Ich habe keine Mühe, mich zu konzentrieren. Mein Kopf ist völlig klar. Ich bin ganz vertieft in das, was ich gerade mache. Die richtigen Gedanken/Bewegungen kommen wie von selbst. Ich weiß bei jedem Schritt, was ich zu tun habe. Ich habe das Gefühl, den Ablauf unter Kontrolle zu haben. Ich bin völlig selbstvergessen.
37 Stress und Leistungsvermögen 37 + Leistung Leistungsleck mittlere Stress-Dosis (Leistungspositiv) Leistungsverlust 0 Stress-Dosis +
38 38 Im Bereich der mittleren Stressdosis: man fühlt sich wohl Arbeit und Freizeit machen Spaß es treten nur wenige (neg.) Stressreaktionen auf man fühlt sich positiv angespannt man zeigt gute Arbeitsergebnisse
39 Stressreaktionen- 39 Was Stress mit uns macht
40 40 Definition Stressreaktion Als Stressreaktionen werden alle beobachtbaren und körperlichen und sonstige Verhaltensänderungen, sowie subjektive Berichte über Stress angesehen
41 41 Auf Stress reagieren wir mit unserer ganzen Person mit dem Verstand mit den Gefühlen mit dem Körper mit dem Verhalten
42 42 Mit dem Verstand (I) Kognitive Reaktionen Die Wahrnehmung ist eingeengt auf die Reize, die für die stressauslösende Situation wichtig sind. Reaktionen können sein: Gedanken, wie: Pass auf!, Das schaffe ich nie, Auch das noch, Das geht schief Leere im Kopf (Blackout) Konzentrationsmangel Denkblockaden Gedankenkreisel
43 Mit den Gefühlen (II) 43 Emotionale Reaktionen Es entstehen sehr unterschiedliche Gefühle. Solche Reaktionen können sein: Angst/ Panik Schreck Nervosität/ innere Unruhe Verunsicherung Gefühlsstau Ärger/ Wut/ Gereiztheit
44 Mit dem Körper (III) 44 Vegetativ-hormonelle Reaktionen Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin, Testosteron und Cortisol werden ausgeschüttet. Reaktionen können sein: Herz und Kreislauf arbeiten stärker Pupillen weiten sich Blutgefäße verengen sich der Blutdruck steigt Schweißdrüsen werden aktiviert Immunabwehr des Körpers sinkt ab Magen und Darm reduzieren ihre Aktivität Durchfall oder Erbrechen sind ebenso möglich
45 Weitere typische Körperreaktionen: 45 Trockener Mund Kloß im Hals Herzklopfen/Herzstiche Flaues Gefühl im Magen Erröten Kurzatmigkeit Tränen Weiche Knie Adern treten hervor Engegefühl in der Brust
46 Mit dem Verhalten (IV) 46 Verhaltensänderung und muskuläre Reaktionen Die gesamte Skelettmuskulatur ist angespannt, man ist sprungbereit und der Körper ist auf Flucht oder Angriff optimal eingestellt, was sich auch im Verhalten niederschlägt.
47 Solche Reaktionen können sein: 47 Starre Mimik Fingertrommeln, Fuß wippen Zittern, Zucken Zähneknirschen Spannungskopfschmerz Rückenschmerzen Faust ballen Stottern Verzerrtes Gesicht Nervöse Gestik
48 48 Bitte behaltet folgende Aspekte: Ob auf potentielle Stressoren mit Stress reagiert wird, hängt von der persönlichen Bewertung ab. Stress ist ein subjektives und individuelles Geschehen! D.h.: Nur wenn die zur Verfügung stehenden Ressourcen als nicht ausreichend eingeschätzt werden, wird eine Stressreaktion ausgelöst.
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