Gesamtgesellschaftliche Theorien = Makrotheorien
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- Paul Friedrich
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1 Gesamtgesellschaftliche Theorien = Makrotheorien 1. Karl Marx: >Klassentheorie< 2. Jürgen Habermas: >Kommunikative Theorie< 3. Max Weber: >Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus< 5. Niklas Luhmann: >Systemtheorie< 6. Pierre Bourdieu: >Habitustheorie< 4. Norbert Elias: >Figurationstheorie< 1
2 Weiterführende Literatur Kaesler, Dirk (Hrsg.) 1999: Klassiker der Soziologie. München Band 1: von Auguste Comte bis Norbert Elias Band 2 Von Talcott Parsons bis Bourdieu Korte, Hermann 1998: Einführung in die Geschichte der Soziologie. 4. Auflage. Opladen Morel, Julius et aliter 1997: Soziologische Theorie. Abriß der Ansätze ihrer Hauptvertreter. München Wien Treibel, Annette 1993: Einführung in soziologische Theorien der Gegenwart. Opladen 2
3 (1) Karl Marx: Grundbegriffe Die Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur, die Produktion ist die Basis des Lebens der Menschen. Produktion umfasst Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse Produktivkräfte = Produktionsmittel (u.a. Maschinen, Kapital) + Arbeitskraft Ideologischer Überbau: Recht, Religion, Philosophie usw. 3
4 (1) Karl Marx Der Gebrauchswert zur Reproduktion der Ware Arbeitskraft und der Mehrwert als Überschuss = Profit, den sich der Kapitalist = Unternehmer aneignet = Ausbeutung. 4
5 (1) Karl Marx: Historische Entwicklungsstufen 1 Urgesellschaft: Alle Menschen sind gleich (arm) 2 Sklavenhaltergesellschaft: Eigentum an Menschen 3 Feudalgesellschaft: Eigentum an Grund + Boden 4 Bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft: Eigentum an Produktionsmitteln 5 Sozialismus: Sozialisierung der Produktionsmit-tel 6 Kommunismus: Klassenlose Gesellschaft Gesellschaftliche Veränderungen als Klassenkampf 5
6 (2) Jürgen Habermas Habermas, Jürgen 1981: Theorie des kommunikativen Handelns Band 1 und 2. Frankfurt am Main 6
7 (2) Habermas: Lebenswelt und Systemwelt I Ausgangspunkt der Habermasschen Analyse ist, daß er das Handeln von Menschen bzw. die soziale Welt zweiteilt: in eine zweckrationales Handeln der Individuen in der Systemwelt und in eine kommunikatives Handeln in der Lebenswelt. Das zweckrationale Handeln ist zielgerichtet und erfolgsorien-tiert. Bezieht es sich auf Bereiche der objektiven Welt, dann ist es instrumentell, bezieht es auf Vorgänge der sozialen Welt, ist es strategisch (Treibel 1993: 162). Zweckrationales Handeln spielt sich in der gesellschaftlichen Systemwelt ab. Dieser Ansatz ist typisch für die individualistische Handlungstheorie der Soziologie. 7
8 (2) Habermas: Lebenswelt und Systemwelt II Diesem Ansatz stellt Habermas seine kommunikative Theorie gegen-über. Das kommunikative Handeln wird als verständigungsorientiertes intersubjektives Handeln definiert: "Hingegen spreche ich von kommunikativem Handlungen, wenn die Handlungspläne der beteiligten Aktoren nicht über egozentrische Erfolgskalküle, sondern über Akte der Verständigung koordiniert werden. Im kommunikativen Handeln sind die Beteiligten nicht primär am eigenen Erfolg orientiert; sie verfolgen ihre individuellen Ziel unter der Bedingung, daß sie ihre Handlungspläne auf der Grundlage gemeinsamer Situationsdefinitionen aufeinander abstimmen können. Insofern ist das Aushandeln von Situationsdefinitionen ein wesentlicher Bestandteil der für kommunikatives Handeln erforderlichen Interpretationsleistungen." (Habermas 1981: 385). 8
9 (2) Habermas: Lebenswelt und Systemwelt III Das kommunikative Handeln erfolgt in der sogenannten Lebenswelt. Diese ist der alltägliche selbstverständliche Erfahrungshorizont der Individuen, der ihnen meistens nicht bewußt ist. "Lebenswelt ist ein Konglomerat unserer sozialen Herkunft, unserer früheren und gegenwärtigen Gruppenzugehörigkeiten - allgemein unseres früheren und jetzigen Umfeldes.... Aus dieser Lebenswelt entnehmen die Individuen bestimmte Ressourcen ihres Handelns, bestimmte Wissensbestände." (Treibel 1993: 166). 9
10 (2) Habermas: Lebenswelt und Systemwelt IV Lebenswelt ist der Ort, an dem sich die Selbstrepro-duktion und Selbstinterpretation einer sozialen Gruppen vollzieht (ebd.: 167). Hier finden die alltäg-lichen Verständigungsprozesse statt. Das Lebenswelt-Konzept stellt den Anschluss der Handlungstheorie an die Gesellschaftstheorie her, die weitgehend als Systemwelt definiert und durch das zweckrationale Handeln bestimmt wird. Hierher gehören unter anderem das ökonomische, politische, Bildungs- und Wissenschaftssystem. Diese Systemwelt wird durch eine Vielzahl sozialer Institutionen gebildet, z.b. durch Firmen, Parlamente, Verwaltungen, Schulen, Universitäten usw. 10
11 (2) Habermas: Lebenswelt und Systemwelt V Kolonialisierung der Lebenswelt bedeutet das Eingreifen von Systemen in die Lebenswelten. Systemische Imperative drin-gen in die verschiedenen Handlungsbereiche der Individuen ein. Die Rationalisierung durch die Systemwelt kann soweit führen, dass eine völlige Unterwerfung der Lebenswelt unter die Systemwelt stattfindet. Diese zerstörerischen Auswirkun-gen zeigen sich in Sinnverlust, Anomie und Persönlichkeitsstörungen (Treibel 1993: 168). (b) Mit dem Vordringen der Systemwelt in die Lebenswelt, können Verständigungsprozesse in der Lebenswelt immer weniger ausgehandelt werden. Sie werden immer häufiger durch die Organisationsstrukturen der Systeme vorgegeben. Entscheidungen über Arbeit und Arbeitslosigkeit fallen heute einseitig in der ökonomischen Systemwelt. Die Lebenswelt kann diesen Mechanismen kaum gegensteuern. 11
12 (3) Max Weber Begründer der deutschen Soziologie Soziologie als Wissenschaft vom sinnhaften sozialen Handeln Idealtypus versus Realtypus 12
13 (3) Max Weber: Grundbegriffe Soziales Handeln ist 1. zwecktrational: Zweck-Mittel oder Kosten- Nutzen(-Analyse) 2. wertrational: Glauben an den Eigenwert eines Sichverhaltens 3. affektuell, insbes. emotional: Gefühlslagen 4. traditional: eingelebte Gewohnheit 13
14 (3) Max Weber: Grundbegriffe Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht. Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden. 14
15 (3) Max Weber: Diskursives Werk von 1905 Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus Calvinismus Prädestinationslehre 15
16 (4) Niklas Luhmann) Er lebte von Sein Hauptwerk erschien 1984: Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie 16
17 (4) Niklas Luhmann - Grundbegriffe Zwei zentrale Merkmale moderner Gesellschaften 1. Komplexität als Vielschichtigkeit (Weltkomplexität) 2. Funktionale Differenzierung in Subsysteme, z.b. Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Recht, Erziehung, Religion Funktional-strukturelle Systemtheorie Reduktion der Komplexität(sbewältigung) als Stabilisierung der 17
18 (4) Niklas Luhmann - Grundbegriffe Soziale Systeme als >Systeme sinnhafter Kommunikation< Selbstreferentielle Systeme = Autopoiesis = Selbstorgansiation Kontingenz bezeichnet die Möglichkeit, dass etwas geschieht oder dass es nicht geschieht oder alles, weder notwendig noch unmöglich ist 18
19 (5) Pierre Bourdieu Drei Kapitalbegriffe 1. Ökonomisches Kapital Traditional: Geld & Vermögen 2. Bildungskapital Erlerntes + materialisiertes + Titel 3. Soziales oder symbolisches Kapital Soziale Netzwerke & Beziehungen 19
20 (5) Pierre Bourdieu Definition: Soziales Kapital Das Sozialkapital ist die Gesamtheit der aktuellen und potentiellen Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes von mehr oder weniger institutionalisierten Beziehungen gegenseitigen Kennens oder Anerkennung verbunden sind; oder, anders ausgedrückt, es handelt sich dabei um Ressourcen, die auf der Zugehörigkeit zu einer Gruppe beruhen. (Bourdieu 1992: 63 20
21 (5) Pierre Bourdieu: Definition: Das kulturelle Kapital Drei Formen (a) Inkorporiertes Kulturkapital Körpergebunden + Verinnerlichung = Bildung (b) Objektiviertes Kulturkapital Materiell übertragbar, z.b. Schriften, Gemälde, Denkmäler, Instrumente usw. (c) Institutionalisiertes Kulturkapital Der schulische Titel ist ein Zeugnis für kulturel-le Kompetenz, das seinem Inhaber einen dauer-haften und rechtlich garantierten konventionel-len Wert überträgt. (Bourdieu 1992: 61) 21
22 Soziologische Grundlagen der Sozialarbeit 1. Auch persönliche Probleme der KlientInnen haben stets soziale Ursachen. 2. Soziologie untersucht soziale Ungleichheiten und damit die sozialen Ursachen. 3. Soziologisches Denken kann der Sozialen Arbeit helfen. 4. Soziologie hilft Ihnen auch persönlich, sozioökonomische Zusammenhänge zu verstehen. 5. Wer sich in der Gesellschaft orientieren kann, der/die kann sich besser politisch-demokratisch engagieren und entscheiden. 22
23 Figurationsanalyse Norbert Elias Er kombiniert drei Disziplinen: Soziologie + Psychologie + Geschichte = >Menschenwissenschaftler< Er will die Dichotomie von Mikro- und Makroanalyse/-soziologie überwinden. 23
24 Schlüsselbegriffe Figuration: Das Geflecht der Angewiesenheiten von Menschen aufeinander, ihre Interdependenzen, sind das, was sie aneinander bindet." Interdependenz(ketten) sind die gegenseitigabhängigen Beziehungsgeflechte der Individuen in der Gesellschaft. Diese Interdependenzketten sind historisch in der Neuzeit länger, komplizierter und damit komplexer geworden. 24
25 Figuration "Der Begriff der Figuration dient dazu, ein einfaches begriffliches Werkzeug zu schaffen, mit dessen Hilfe man den gesellschaftli-chen Zwang, so zu sprechen und zu denken, als ob 'Individuum' und 'Gesellschaft' zwei verschiedene und überdies auch antago-nistische Figuren seien, zu lockern.... Wenn vier Menschen um den Tisch herumsitzen und miteinander Karten spielen, bilden sie eine Figuration. Ihre Handlungen sind interdependent. Man kann ihn auf relativ kleine Gruppen ebenso wie auf Gesellschaften, die Tausende oder Millionen interdependenter Menschen miteinander bilden, beziehen. Lehrer und Schüler in einer Klasse, Arzt und Patienten in einer therapeutischen Gruppe, Wirtshausgäste am Stammtisch, Kinder im Kindergarten, sie alle bilden relativ über-schaubare Figurationen miteinander, aber Figurationen bilden auch Bewohner eines Dorfes, einer Großstadt oder einer Nation, obgleich in diesem Fall die Figuration deswegen nicht direkt wahrnehmbar ist, weil die Interdependenzketten, die die Menschen aneinander binden, sehr viel länger und differenzierter sind." (Elias 1986: 141 und 143) 25
26 Literatur Norbert Elias 1987: Die Gesellschaft der Individuen. Frankfurt am Main Norbert Elias 2004: Was ist Soziologie. 10. Aufl. München Norbert Elias 1976: Über den Prozeß der Zivilisation. Band 1 und 2. Frankfurt am Main Norbert Elias 1983: Die höfische Gesellschaft. Untersuchungen zur Soziologie des Königtums und der höfischen Aristokratie. Frankfurt am Main Norbert Elias / John L. Scotson 1990: Etablierte und Außenseiter. Frankfurt am Main 26
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