GRUNDBEGRIFFE DER SOZIOLOGIE. Markus Paulus. Radboud University Nijmegen DIPL.-PSYCH. (UNIV.), M.A.
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1 GRUNDBEGRIFFE DER SOZIOLOGIE Markus Paulus DIPL.-PSYCH. (UNIV.), M.A. Radboud University Nijmegen
2 II, WAS IST SOZIALES HANDELN?
3 1, SOZIALES HANDELN: MAX WEBER Soziologie: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will Handeln soll ein menschliches Verhalten (innerliches oder äußerliches Tun, Unterlassen oder Dulden) heißen, wenn und insofern der oder die Handelnden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden. Soziales Handeln [ ] soll ein solches Handeln heißen, welches [ ] auf das Verhalten Anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist. Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, 1980, S. 1ff
4 1, SOZIALES HANDELN: MAX WEBER VERHALTEN innerlich, äußerlich Tun (aktiv), Unterlassen und Dulden (passiv) HANDELN Subjektiver Sinn SOZIALES HANDELN Auf Verhalten Anderer bezogen
5 1, SOZIALES HANDELN: MAX WEBER Bestimmungsgründe sozialen Handelns 1, ZWECKRATIONAL Orientierung des Handelns an Zweck, Mitteln, (Neben-)Folgen; Abwägung gegeneinander Nutzung der Erwartungen des Verhaltens anderer Menschen als Mittel für eigene Zwecke 2, WERTRATIONAL bewusster Glauben an (ästhetischen, religiösen ) Eigenwert bestimmten Verhaltens, unabhängig vom Erfolg 3, AFFEKTUELL aktuelle Affekte und Gefühlslagen 4, TRADITIONELL eingelebt Gewohnheit 3 und 4 an der Grenze und oft jenseits dessen, was bewusst <sinnhaft> Sind konstruierte Idealtypen des Handelns zum Zwecke wissenschaftlicher Betrachtung, kein Abbild der Wirklichkeit helfen, den gemeinten Sinn des Anderen zu verstehen: Interaktion
6 1, SOZIALES HANDELN: MAX WEBER HISTORISCHE THESE Okzidentaler Rationalismus Rationale Betriebsgestaltung und Verwaltungsorganisation Methodische Gestaltung des Alltags der Gesellschaftsmitglieder
7 2, SOZIALES HANDELN: TALCOTT PARSONS Leitende Fragen: Wie Stabilität von Gesellschaft möglich? Welche Funktionen haben Einzelteile für System? Strukturfunktionalismus Gesellschaft Kulturelles System Werte Soziales System Normen Persönlichkeitssystem Rollen Quelle: Abels, 2009: 147ff
8 2, SOZIALES HANDELN: TALCOTT PARSONS Kulturelles System Verbindliche Werte sichern Funktionieren der Gesellschaft Orientierungsfunktion der Werte Soziale Systeme Bsp. Familie, Organisationen Ausdifferenzierung und Spezifikation der Werte in Normen Persönlichkeitssysteme Übernahme normativer Erwartungen in Rollen Individuelle Orientierung an gesellschaftlichen Werten: Commitment
9 2, SOZIALES HANDELN: TALCOTT PARSONS Übernahme Kulturmuster durch Lernen & Verinnerlichung Kontrolle Rolle der Sozialisationsinstanzen (bspw. Familie) Orientierungsmuster Bedürfnisdispositionen, Motivationen Verhaltensnormen Rollenmuster und Rollenerwartungen Rollenerwartungen: in jeder Situation Fülle von Erwartungen an den jeweils Handelnden Rolle: Bündel normativer Handlungserwartungen Vermittelt Ansprüche sozialen Systems an Person Regelmäßigkeit und Dauerhaftigkeit sozialen Handelns
10 Werte/Wertorientierungen Wünschenswertes, Leitbilder, Prinzipien der Handlungsorientierung legitimieren, bestimmen Normen Konkrete, explizite Verhaltenserwartungen für wiederkehrende Situationen Rollen Position/Status Normbündel Summe der Erwartungen Anderer (Soziales) Handeln
11 3, SOZIALES HANDELN: AUSTAUSCHTHEORIEN Austauschtheorie (George Homans, Peter Blau) Methodologischer Individualismus: Aussagen über soziale Sachverhalte letztlich rückführbar auf Aussagen über Individuen Verhaltensökonomie und Verhaltenspsychologie als Basisdisziplinen Grundannahmen: Menschen suchen Belohnungen, vermeiden Bestrafungen These der Nutzenmaximierung: Kosten-Nutzen-Kalkül soziales Handeln als Tauschvorgang Akteure gehen solche Beziehungen ein/ halten solche Beziehungen aufrecht, die Belohnungen bieten/ Bestrafungen vermeiden Quellen: Münch, 2002: 13ff; Treibel, 2000: 91ff
12 3, SOZIALES HANDELN: AUSTAUSCHTHEORIEN 1, Erfolgshypothese Je häufiger Handlung belohnt, desto häufiger ausgeführt 2, Reizhypothese Wenn in Vergangenheit bestimmter Reiz eine Aktivität begleitet hat, die belohnt worden ist, wird eine Person um so eher diese Aktivität ausführen, je ähnlicher aktueller dem vergangenen Reiz ist. 3, Werthypothese Je wertvoller Belohnung einer Aktivität, desto eher wird diese ausgeführt. 4, Entbehrungs- und Sättigungshypothese Je häufiger bestimmte Belohnung erhalten, desto weniger wertvoll 5, Frustrations-Aggressions-Hypothese Wenn Aktivität einer Person nicht wie erwartet belohnt, wird Person ärgerlich
13 3, SOZIALES HANDELN: AUSTAUSCHTHEORIEN Erwartungs-Wert-Modelle des Handelns Handeln = f(erwartung, Wert) p (Handeln) = p (Zielerreichung) x Profit (Ergebnis) Rational Choice
14 3, SOZIALES HANDELN: AUSTAUSCHTHEORIEN Sozialer Tausch von Belohnungen: Materiellen Gütern Immaterielle Güter (Informationen, Unterhaltung) Gefühle (Anerkennung) Trend zur Gegenseitigkeit Normen entstehen aus Erwartungen von Belohnungen: in der Vergangenheit erfahrene Belohnungen bringen Person dazu, etwas von dem Anderen zu erwarten Stabilität, Dauerhaftigkeit von sozialem Austausch homo oeconomicus
15 4, SOZIALES HANDELN: SYMBOLISCHER INTERAKTIONISMUS Symbolischer Interaktionismus Ausgangspunkt: Situation interpersonalen Handelns Interaktionismus: Mensch existiert immer schon in interaktiven Zusammenhängen Symbolisch: symbolvermitteltes Handeln, beruht auf Sprache, Gesten Quelle: Joas & Knöbl, 2004: 183ff; Treibel, 2000: 111
16 4, SOZIALES HANDELN: SYMBOLISCHER INTERAKTIONISMUS Annahmen über den Charakter menschlicher Handlungsfähigkeit und Kommunikation 1, Menschen handeln Dingen gegenüber aufgrund der Bedeutung, die sie für sie besitzen 2, Bedeutung abgeleitet aus sozialer Interaktion mit Mitmenschen 3, Bedeutungen in interpretativem Prozess gehandhabt und abgeändert
17 4, SOZIALES HANDELN: SYMBOLISCHER INTERAKTIONISMUS 1, Menschen handeln Dingen gegenüber aufgrund der Bedeutung, die sie für sie besitzen Menschliches Verhalten nicht determiniert durch Einwirken quasi objektiver Kräfte Objekten Bedeutung zugeschrieben in Handlungskontexten Auch Normen nicht objektiv, müssen situationsspezifisch interpretiert werden
18 4, SOZIALES HANDELN: SYMBOLISCHER INTERAKTIONISMUS 2, Bedeutung abgeleitet aus sozialer Interaktion mit Mitmenschen Kein rein innerpsychisches Geschehen Aus Interaktion zwischen Menschen; Sozialisation in eine bestimmte Kultur hinein
19 WAS IST SOZIALES HANDELN? 1, Unterschiedliche Betrachtungsweisen je nach Theorie und Fragestellung des Soziologen 2, Erhellen bestimmte Phänomene, aber keine universale Erklärung Sind Instrumente unseres Denkens
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