GRUNDBEGRIFFE DER SOZIOLOGIE. Markus Paulus. Radboud University Nijmegen DIPL.-PSYCH. (UNIV.), M.A.
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1 GRUNDBEGRIFFE DER SOZIOLOGIE Markus Paulus DIPL.-PSYCH. (UNIV.), M.A. Radboud University Nijmegen
2 III, WERTE, NORMEN, WERTEWANDEL
3 1, WERTE Werte: Allgemeinste Grundprinzipien der Handlungsorientierung G. Simmel Naturwissenschaft: Dinge gleichberechtigt Gesellschaftsmitglieder: Rangierung von Dingen nach Werten Man macht sich selten klar, dass unser ganzes Leben, seiner Bewusstheit nach, in Wertgefühlen und Wertabwägungen verläuft und überhaupt nur dadurch Sinn und Bedeutung bekommt, dass die mechanisch abrollenden Elemente der Wirklichkeit über ihren Sachgehalt hinaus unendlich mannigfaltige Maße und Arten von Wert für uns besitzen. (Simmel, Philosophie des Geldes) Vgl. Max Scheler (Zur Ethik und Erkenntnislehre) Wer den ordo amoris eines Menschen hat, hat den Menschen. Das Leben fundierendes Wertesystem (Werteorientierung) eines Menschen
4 1, WERTE Gesellschaftliche Wertvorstellungen sind dem Wandel unterworfen: Pluralisierung der Lebensverhältnisse Abnahme religiöser Wertbindungen im öffentlichen Leben zurückgehende Bedeutung festgefügter Wertbilder vgl. Ende der großen Erzählungen (Lyotard) Fragen nach Wertbindung und Wertewandel
5 2, WERTEWANDEL Ronald Inglehart (The silent revolution, 1977): Sozio-ökonomische Veränderungen beeinflussen die Wertpräferenzen von Menschen Bedürfnishierarchie (vgl. Abraham Maslow) Mangelhypothese: größten subjektiver Wert haben knappe Dinge Sozialisationshypothese: grundlegende Wertvorstellungen spiegeln Bedingungen der Jugendzeit wieder vereinfacht nach Maslow
6 2, WERTEWANDEL Quelle: Ingleheart, 1977
7 2, WERTEWANDEL
8 2, WERTEWANDEL Quelle: Ingleheart, 1977
9 2, WERTEWANDEL Shell-Jugendstudie 2002
10 Anmerkungen: 2, WERTEWANDEL Begriff Wertewandel : nicht unbedingt totaler Wandel der Werte, sondern anderer Stellenwert der Werte unter neuen Bedingungen Wertewandel führt zu Veränderung von Institutionen, Normen (incl. Gesetzen) und Formen des Zusammenlebens Verknüpft mit Fragen der Sinnsuche
11 Werte/Wertorientierungen Wünschenswertes, Leitbilder, Prinzipien der Handlungsorientierung legitimieren, bestimmen Normen Konkrete, explizite Verhaltenserwartungen für wiederkehrende Situationen Rollen Position/Status Normbündel Summe der Erwartungen Anderer (Soziales) Handeln
12 3, NORMEN Verhaltenserwartung an Rollenträger (Motivation) für wiederkehrende Situationen mit Sanktionen belegt (positiv/negativ) in Sozialisation erlernt verinnerlicht Ziel: Verhaltensregulierung, Integration
13 3, NORMEN Normen variieren nach: Grad des Bewusstseins, des Eingelebtseins Grad der Verbindlichkeit Art Erwartung Beachte! Unterschiedliche Normkonzepte Positive Sanktion Negative Sanktion Muss-Norm - Gerichtl. Bestrafung statistisch: was kommt im Mittel am häufigsten vor? funktionalistisch/normativ: Systemerfordernisse Bsp. Verein Schatzmeister Ehrliches Finanzgebaren Soll-Norm Sympathie Sozialer Ausschluss Aktives Klubleben Kann-Norm Wertschätzung Antipathie Freiw. Sammeln von Geldern (Nach Dahrendorf, Homo sociologicus) Präskriptiv/ethisch: Überlegungen, was sein sollte (aber nicht gilt)
14 3, NORMEN Geltungsgrad Ausmaß der Akzeptanz einer Norm (Sicht des Normsetzers) Wirkungsgrad Befolgen/Nichtbefolgen durch die Normadressaten Sanktionsbereitschaft Bereitschaft zur Bestrafung eines festgestellten Normbruchs (Nach Lamnek, Theorien abweichenden Verhaltens)
15 3, NORMEN Geltungs- Grad Wirkungs- Grad Sanktionsbereitschaft Norm Beispiel hoch hoch hoch Idealnorm Tötungsverbot hoch hoch gering Selbstverständlichkeitsnorm Zweikampfverbot hoch gering hoch Zwangsnorm Cannabis-/Züchtigungsverbot gering hoch hoch informelle Norm sexuelle Doppelmoral hoch gering gering Pseudonorm oben ohne gering hoch gering Residualnorm Sodomie gering gering hoch Formalnorm Homosexualität (vor Reform) gering gering gering Exnorm Homosexualität (Erwachsene) (Nach Lamnek, Theorien abweichenden Verhaltens)
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