Kollokationen. ein vernachlässigtes Gebiet der Fremdsprachendidaktik? Joanna Targońska. Uniwersytet Warmińsko-Mazurski in Olsztyn (Allenstein) / Polen
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- Dagmar Jutta Heidrich
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1 Kollokationen ein vernachlässigtes Gebiet der Fremdsprachendidaktik? Joanna Targońska Uniwersytet Warmińsko-Mazurski in Olsztyn (Allenstein) / Polen
2 Was sind (lexikalische) Kollokationen? Syntagmatische, nicht feie Wortverbindungen (Zweier- und Dreierverbindungen) Position zwischen freien und idiomatischen Wortverbindungen Syntagmen mit eingeschränktem Verbindungspotenzial (lexikalische Restriktionen) Phraseologismen? (im weiteren Sinne) - phraseologische Einheiten (Reder 2006) Verbindungen von Autosemantika, die durch Assoziativität und Gerichtetheit, außersprachliche oder konventionelle Bedingtheit, Nicht- oder Teilidiomatizität gekennzeichnet sind. Eine spezifische semantische Beziehung zwischen den Bestandteilen einer Wortverbindung (Abhängigkeit der Beziehungen zwischen den Gliedern der Kollokation) Basis behält seine Bedeutung, Kollokator verliert vollständig oder teilweise seine primäre Bedeutung
3 Rolle der Kollokationen im Fremdsprachenerwerbsprozess frequente sprachliche Erscheinung (mündliche und schriftliche Kommunikation) unauffällig bei der Rezeption (leicht erschließbar) keine produktiven Elemente der Sprache (reproduzierbar) Notwendigkeit der Abspeicherung für lernersprachliche Produktion nicht voraussagbar (Element der Sprachnorm und nicht der Sprachregeln) halbfertige Produkte (Hausmann 1984: 398) Als vorgefertigte Struktur hilfreich bei der Sprachproduktion (Beschleunigung des Redeflusses und Natürlichkeit des fremdsprachlichen Ausdrucks) (Handwerker 2010)
4 Rolle der Kollokationen im Fremdsprachenerwerbsprozess Kollokationen als Sinneinheiten (Bedeutung resultiert nicht aus Einzelwörtern Nur noch die Einheit als solche hat eine Bedeutung ) (Teubert 2004) semantische Einheit Kollokationen als Übersetzungseinheit Bewusstheit der Kollokationen Hilfe im Rezeptionsprozess Relevanz der Kollokationskompetenz in der lexikalischen Kompetenz Viele Wörter zu kennen, ohne zu wissen, mit welchen anderen Wörtern sie kookkurrieren, ist für die Verständigung ebenso wenig nützlich, wie einige Wörter in all ihren Bedeutungsnuancen zu kennen. (Aguado 2004)
5 Indizien für einen hohen Stellenwert von Kollokationen im DaF-Unterricht Erwähnung der Begriffe Kollokation und Kollokationskompetenz in Handbüchern zur DaF/DaZ-Didaktik Explizite Definition des Begriffs Kollokationskompetenz Empirische Studien zu Kollokationen bzw. Entwicklung der Kollokationskompetenz aus der Sicht der Fremdsprachenlehrund -lernforschung bzw. FSE. Bewusstheit (der Rolle) der Kollokationen und des kollokationalen Lernens im DaF-Lernprozess seitens der Lehrkräfte und der DaF-Lernenden Erwähnung des Begriffs in Lehrwerken Übungsreihen zu Kollokationen und zur Entwicklung der Kollokationskompetenz in Lehrwerken für verschiedene Alters- und Niveaustufen.
6 K. in Handbüchern zur DaF- und Fremdsprachendidaktik Fachlexikon Deutsch als Fremd- und Zweitsprache (Barkowski/Krumm 2010) Handbuch Fremdsprachenunterricht (Bausch/Christ/Krumm 1995) Didaktik des Fremdsprachenunterrichts (DaF) (Desselmann/Hellmich 1986) Fortbildung für Kursleitende Deutsch als Zweitsprache (Kaufmann/Zehnder/Vanderheiden/Frank 2008) Register Inhaltsver - zeichnis Kapitel /- Fremdsprachenerwerb-Fremdsprachendidaktik (Roche 2005) Deutsch als Fremdsprache. Ein internationales Handbuch (Krumm/ Fandrych/Hufeisen/Riemer 2010) Deutsch lehren (Heyd 1991) - / - Deutsch als Fremdsprache Eine Didaktik (Storch 1999) Metzler Lexikon Fremdsprachendidaktik (Surkamp 2010) Fremdsprachendidaktik. (Decke-Cornill/Köster 2010) - - /- Einführung in die Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache mit Videobeispielen. (Henrici/Riemer 2001) - - -
7 Zum Begriff Kollokation Unterschiedliche Auffassungen des Begriffs Breite Auffassung - alle syntagmatischen Wortverbindungen, die sich durch besondere Vorkommenshäufigkeit auszeichnen (Lehr 1996) (Bahns 1997, Pöll 1997, Teubert 2004) Enge Auffassung - eine spezifische Art der Wortverbindung (vgl. Hausmann, Reder 2006) Der basisbezogene Kollokationsbegriff ist der engere, der merkmalreichere, der elaboriertere, der genauere, der funktionalisiertere, der anwendungsbezogenere, folglich der unverzichtbarere. (Hausmann 2004)
8 Zum Begriff Kollokationskompetenz Keine explizite Definition des Begriffs in Nachschlagewerken. Erwähnung des Begriffs in Forschungsarbeiten (produktive und rezeptive Kollokationskompetenz) (vgl. Reder 2002, 2006; Rössler 2010) Keine empirischen Arbeiten zur Entwicklung der Kollokationskompetenz (DaF/DaZ) Müller (2011) Aware of Colloations. Ein Unterrichtskonzept zum Erwerb von Kollokationskompetenz für fortgeschrittene Lerner des Englischen
9 Kollokationen als Gegenstand der empirischen Forschung Sprachwissenschaftliche Kollokationsforschung Beschreibung des Begriffs, Klassifikationen von Kollokationen bilinguale vergleichende Untersuchungen von Kollokationen in verschiedenen Sprachkonstellationen Lexikographische Forschung Überlegungen zur Art der Darstellung der Kollokationen in Wörterbüchern und Online-Korpora Korpusbasierte Erstellung von Kollokationslisten Untersuchungen zur Erfassung der Kollokationen in Wörterbüchern verschiedener Sprachen Translatorische/dolmetscherische/übersetzerische Kollokationsforschung Gebrauch der Kollokationen beim Übersetzen und Dolmetschen
10 Desiderata der empirischen Kollokationsforschung (Fremsprachenerwerb und -gebrauch) Kollokationen aus Sicht der Fremdsprachenlehrund -lernforschung bzw. Fremdsprachenerwerbsforschung andere Fremdsprachen als DaF DaF Marton (1977) polnische EaF-Lernende Gabryś-Biskup (1990) polnische EaF-Lernende Müller (2011) deutsche EaF-Lernende größere Studien: Reder (2006) kleinere Studien: Reder (2008)
11 Bewusstheit der Kollokationen Studie (2012) 59 Probanden (Germanistikstudierende zum Studienanfang) Fragen: Kennst du den Begriff Kollokationen? Was bedeutet er? Ja 15% Nein 79% Auf welche Wortarten bezieht sich der Begriff? 5 Probanden Verb + Substantiv
12 Kollokationen in Wortschatzlernstrategien 149 Probanden, Lebensjahr (Studienanfänger ) Lernen des Substantivs mit einem dazu gehörigen Verb (syntagmatisches Wortschatzlernen) sehr oft/ immer 3,5 % oft 11,5% manchmal 27,3% selten 40% sehr selten/ nie 17,7% Lernen von Einzelwörtern sehr oft/ immer 24,2 % oft 44,3 % manchmal 23,5% selten 6,7 % sehr selten/ nie 1,3 %
13 Kollokationsübungen in Lehrwerken A1 Aus der Lehrwerkreihe Alles klar
14 Kollokationsübungen in Lehrwerken A2
15 Attraktivität der Kollokationsübungen Umfrage 96 Probanden ( Lebensjahr) Kollokationsübungen/Übungen zu Syntagmen hoher Grad der Attraktivität dieser Übungsart am motivierendsten Auswahlübungen (je weniger Distraktoren, desto attraktiver die Übung) Lp. Attraktivität der Kollokationsübungen Auswahl der angegebenen Kollokatoren 24,65% 49,65% 21,9% 3,8% 2. Selbstständige Angabe von Kollokatoren 8% 42% 38,5% 11,5% 5- sie gefällt mir sehr, 4- sie gefällt mir, 3- sie gefällt mir eher nicht, 2- sie gefällt mir nicht
16 Kollokation- ein vernachlässigtes Gebiet- Resümee Zu wenig thematisiert in Nachschlagewerken und Handbüchern zur DaF/DaZ-Didaktik Mangelnde empirische Forschung in Bezug auf DaF- Lernen/Lehren, DaZ-Erwerb/Unterricht Mangelnde Bewusstheit der Kollokationen unter den DaF-Lernenden Kein expliziter Hinweis auf Kollokationen als eine sprachliche Erscheinung Nachholbedarf bei der Berücksichtigung der Kollokationsübungen in Lehrwerken
17 Schlussfolgerungen für die schulische Praxis/ für die DaF-Didaktik Wortschatzarbeit vom Anfangsunterricht auf syntagmatischer Ebene (Löschmann 1986) Bewusstmachung des Kollokationsbegriffs im Fremdsprachenstudium und im FU (Handbücher, Lehrwerke, Lehrkraft) Schritte zur Entwicklung der Kollokationskompetenz Schulung der Kollokationswahrnehmung Kollokationales Lernen als Wortschatzlernstrategie.
18 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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