Wozu Werte? Wertewandel in Österreich und Europa. Christian Friesl 12. März 2013
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1 Wozu Werte? Wertewandel in Österreich und Europa Christian Friesl 12. März 2013
2 Themen Was sind eigentlich Werte? Woher kommen sie? Wie ist der Wertewandel zu deuten? Ausgewählte Daten, Ergebnisse An Werten orientierte Bildung? Warum Werte Schulen brauchen Warum Schulen Werte brauchen
3 Quelle: Europäische Wertestudie (EVS) Wissenschaftliche Initiative seit Werte- und Kulturvergleich in Europa - Schwerpunkte: Arbeit, Familie/Beziehung, Religion, Politik 46 teilnehmende Staaten in Österreich: 1990, 1999, 2008 Empirische Untersuchung - Random-Stichproben: n = jeweils ca repräsentativ für ÖsterreicherInnen ab 18 Jahre - Durchgeführt vom Institut für Praktische Theologie, Uni-Wien, Finanzierung: BMWF - Jugendstudie: 1990, 1999, 2006.
4 Werte-Wandel Gemeinsame Überzeugungen sind brüchiger geworden. Individualisierung und Pluralisierung bewirken eine Lockerung von Normen. - Freiheit bringt den Zwang zur Wahl (Ulrich Beck). Moral- und Sinnfragen werden privatisiert. Orientierungsbedarf, Suche nach Kriterien für das eigene Entscheiden. Konjunktur von Werte- und Ethikdebatten als Preis der Freiheit.
5 Werte soziologisch bewusste oder unbewusste Vorstellungen des Gewünschten - Schlagen sich als Präferenz bei der Wahl zwischen Handlungsalternativen nieder. persönliche Einstellungen, Ideale, Heiligtümer : - prosoziale Werte: Gemeinsinn, Ehrlichkeit, Verantwortung - materielle Werte: Lebensstandard, Vermögen - hedonistische Werte: Freizeit, Vergnügen, Genuss - Werte und Zugehörigkeit: Verein, Kirche, Partei zentral für die Organisation einer Gesellschaft. - Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichheit, Solidarität, Gemeinwohl, Verantwortung, Erfolg, Autonomie
6 Werte philosophisch Was ist im Leben gut, wünschenswert? Vorstellungen über das Wünschenswerte und nicht Wünsche (Hans Joas). - wandelbar (kulturell, geschichtlich) - erfahrungsbezogen - der ethischen Reflexion bedürftig Hintergrundfolien für Politik - Zusammenhang: Werte > Normen > Gesetze Christliche Werte? - Eine Frage des Gewichts (vgl. Bergpredigt) - Orientierung an Menschenbild und Gottesbezug
7 Werte - Ethik - Moral Das Wünschen: Werte sind Vorstellungen davon, was im Leben gut ist. Das Sollen: Werte bedürfen der Reflexion, die Ethik ist die Wissenschaft dazu. Das Tun: Die Moral ist die Schwester der Ethik auf der Handlungsebene - Wer tut? - Wie? - Was ist und geschieht?
8 Woher kommen Werte? Werte bilden sich durch Sozialisation. Vorbilder spielen eine wichtige Rolle. Werte bilden sich als Reflex auf Lebensverhältnisse und nicht umgekehrt. (Kunstmann) Werte sind nicht mit Absicht erzeugbar. Werte entstehen in Erfahrungen der Selbstbildung und Selbsttranszendenz (Joas) Werden verinnerlicht und angenommen. - Die Frage nach dem Guten stellt sich an der Schnittstelle von Vernunft und Erfahrung
9 Zentrale Lebensfelder in Österreich Familie Freunde Arbeit Freizeit Schweden 92 Türkei 84 Litauen 42 Finnland 34 Türkei 97 Italien 92 Litauen 63 Schweden 55 Türkei 74 Irland 73 Rumänien 29 Lettland 28 Irland 54 Niederlande 53 Lettland 25 Litauen 20 Religion Politik Türkei 80 Georgien 66 Tschechien 6 Estland 5 Schweden 47 Türkei 20 Slowenien 3 Litauen U sehr wichtig (1/4) - Angaben in Prozent Quelle: EVS
10 Demokratie und Alternativen Man sollte ein demokratisches politisches System haben Schweiz 97 Schweden 94 Deutschland 91 Ungarn 82 Experten und nicht die Regierung sollten darüber entscheiden, was für das Land das Beste ist Schweiz 39 Schweden 39 Deutschland 62 Ungarn 84 Man sollte einen starken Führer haben, der sich nicht um ein Parlament und um Wahlen kümmern muss Schweiz 24 Schweden 15 Deutschland 20 Ungarn 27 Das Militär sollte das Land regieren Schweiz 2 Schweden 5 Deutschland 2 Ungarn U30-99 U30-08 Angaben in Prozent Quelle: EVS
11 Der Antipathie-Index Quelle: Rosenberger/Seeber 2011
12 Der Glaube an Gott Quelle: Polak/Schachinger 2011
13 Wirtschaft und Werte Angaben in Prozent Quelle: EVS
14 Corporate Responsibility
15 Noch mehr Werte
16 Warum Werte Schulen brauchen Mangel an Visionen und Zielen - als ein Grund für die Verunsicherung in der Gesellschaft. - Ein wesentlicher Beitrag zur Entwicklung neuer Visionen und Ziele sind Prozesse der Wertklärung und -bildung. Prozesse der Wertklärung und Wertbildung - Meinen eine Reflexion der handlungsleitenden Werte. - Ermöglichen es dem/der Einzelnen und der Gesellschaft, sich der expliziten und impliziten Wertvorstellungen bewusst zu werden und sie weiterzubilden. - Können mehr Klarheit darüber schaffen, was Menschen wertschätzen, wonach sie handeln, wofür sie eintreten. Schulen können Orte der Wertbildung sein.
17 Werte bilden Durch wertkonstitutive Erfahrungen: - Erfahrungen der Selbstbildung und der Selbsttranszendenz / des Ergriffenseins (Joas) durch Bearbeitung von Wertkonflikten in der Auseinandersetzung mit - Normen/Wünschen - Haltungen anderer Personen, Gruppen, Kulturen eher über Personen als über Sätze Alle Wertevermittlung ist leer, die nicht tatsächlich auf Erfahrungen Bezug nimmt. (Joas) Quelle: Lehner-Hartmann, Wieser (IPrT, 2009)
18 Themen der Werte-Bildung Demokratische Kultur fördern Pluralismuspolitik: Wir und die Fremden Integrationspolitik für soziale Kohäsion Brennpunkte Pflege und Behinderung Vereinbarkeit von Familie und Beruf Gleichstellung von Frauen und Männern Religiösen Pluralismus leben und gestalten Zukunft für alle: Sustainability?
19 Werte und Religion Es bedarf nicht einer Religion zur Wertebildung, aber sie bietet einen Mehrwert - Durch Anerkennung einer Religion und deren Relevanz fürs eigene Leben übernimmt man einen Maßstab. - Vorbilder und Tugenden spielen eine große Rolle, beides stellt Religion zur Verfügung. - Integration und Gemeinschaft, positive Abgrenzung - persönliches Entlastungspotenzial - Motivierende Kraft durch das grundsätzliche Gefühl des Angenommen Seins von Gott. Religion im Kontext der Wertebildung - pluralismusfähig, versöhnungswillig und freiheitskompetent Quelle: Lehner-Hartmann, Wieser (IPrT, 2009)
20 Warum Schulen Werte brauchen Ein eigenes Profil finden. Werte Management - SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern, Stakeholder Dienst der Wert-Bildung ermöglichen. Wer Werte vermitteln will, muss reflektieren, was er/sie vermittelt - Hinter jedem Ansatz zur Wertevermittlung steht eine bestimmte Anthropologie, ein spezifisches Schul- und Bildungsverständnis - Institutionen haben selber Botschaften. - Lernende überprüfen die eigenen ethischen Leitlinien - Traditionen weiterschreiben, umschreiben
21 Ein Angebot Kontakt: Mag. Elisabeth Kümmel
22 Danke für Ihre Aufmerksamkeit
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