10. Fitnesstage 2015

Transkript

1 10. Fitnesstage 2015 Außerunterrichtliche schulische Veranstaltung der Baden-Badener Sportstiftung Kurt Henn für alle Erstklässler der Grundschulen in Baden-Baden und Sinzheim Termin: Mai 2015 Ort: Projektleitung: Sportschule Steinbach Hans-Reinhard Scheu Rahmeninformationen Zum Fitnesstest aufgerufen waren zum zehnten Mal in Folge alle Erstklässler aus diesmal 27 Klassen der 17 Baden-Badener und Sinzheimer Grundschulen. Inhalt und Zielsetzung der Fitnesstage wurden vom Projektleiter auf Elternabenden und per Info-Brief im Vorfeld der Testtage dargestellt. Für alle Teilnehmer war im Vorfeld der Testtage ein Fragebogen auszufüllen, auf dem die Eltern neben den persönlichen Daten Auskünfte über aktives Freizeitverhalten und eventuelle Vereinszugehörigkeit abgaben, um in Ergänzung des Tests das Bewegungsbild zur vervollständigen. Das Testprogramm und die Auswertung orientieren sich an den Modulen und Vorgaben der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft DVS (Deutscher Motoriktest/Klaus Bös u.a./czwalina-verlag 2009). Ergänzt wird dieses Testprogramm seit Jahren durch zwei Ballübungen (Hochwurf und Fangen/ Zielwurf), um - zumindest bei Grenzfällen - im Umgang mit dem Spielobjekt Nr. 1 einen zusätzlichen Leistungsparameter in die Fitness-Einstufungen einbringen zu können. Austragungsort war wiederum die Sportschule Steinbach, wo der Badische Sportbund Freiburg und die Schulleitung dankenswerter Weise Sporthalle und Laufbahn kostenfrei zur Verfügung stellten. Ergänzend zur Gewichtsbestimmung durch den Body-Mass-Index wurden alle Teilnehmer durch den Facharzt Dr. Fritz Schmutz und Ferdinand Weber/Fa. Stinus nach den drei Kriterien Rumpfmuskulatur/ Bein- und Fußstellung/ Haltung einer orthopädischen Untersuchung unterzogen. Jeweils 60 ehrenamtliche Helfer sorgten an den drei Testvormittagen für eine optimale Betreuung der Teilnehmer. Der Zauberer Mr. Magic Balloon nahm auch den Schüchternsten eventuelle Berührungsängste und stimmte die Kinder auf eine heitere" Herausforderung ein. Toben Macht Schlau Bilanz 2015 Seite 1 von 5

2 Testprogramm Der Ablauf der Fitnesstage erfolgte schon wegen der Vergleichbarkeit der Resultate über Jahre nach bewährtem Muster. Durchgeführt wurden: 1. Medizinische Testung: Gewichtsbestimmung und Haltungstest 2. Balltest a) Ballhochwurf und Fangen eines Gymnastikballs b) Zielwerfen (mit Tennisbällen auf Scheibe) 3. Sportmotorische Testung (statisch): a) Rumpfbeuge b) Einbeinstand (rechts und links auf 2 cm breitem Steg) c) Rückwärtsbalancieren (3 Holmen von 6 / 4,5 / 3 cm Breite) d) Spezial-Liegestütz 4. Sportmotorische Testung (dynamisch): a) Seitliches Hin- und Herspringen (beidbeinig über Mittelstrich) b) 20-Meter-Sprint c) Standweitsprung (beidbeinig) 5. 6-Minuten-Lauf (Start im 50m-Abstand, pro Kind ein Betreuer). Wegstrecke wird gemessen. Daten und Ergebnisse von TOBEN MACHT SCHLAU Erstklässler nahmen am Fitnesstest 2015 in vollem Umfang teil; zwei weitere, zuvor verletzte Kinder, absolvierten nur einzelne Übungen. Somit verbleiben 435 Kinder in der Wertung. Die Auswertung der Einzeldaten anhand der Normtabellen der DVS ergab folgende Bilanz: 273 Kinder (= 62,8%) sind fit, weisen keine motorische Schwächen auf. 80 von ihnen sind sogar als topfit einzustufen. 55 Kinder (= 12,6%) sind weitgehend fit. Diese Kinder liegen in zwei bis drei Disziplinen hinter dem Anforderungsprofil, gleichen diese Schwächen in anderen Modulen aber durch deutliche Stärken aus. 107 Kinder (= 24,6%) sind nicht fit. Sie verfehlen in den acht Modulen mindestens dreimal deutlich die Vorgaben, ohne ihren Schwächen signifikant gutes Abschneiden in anderen Übungen entgegensetzen zu können. Zu dieser Gruppe zählen auch Kinder mit Übergewicht und allenfalls durchschnittlichen Motorikwerten. Toben Macht Schlau Bilanz 2015 Seite 2 von 5

3 Im Vergleich zu den bisherigen Fitnesschecks seit 2006 hat der Testjahrgang 2015 überdurchschnittlich gut abgeschnitten. 80 Kindern auf Topniveau stehen etwa 50 Kinder gegenüber, die die Anforderungen der Sportwissenschaftler weit verfehlen, somit sehr großen Nachholbedarf aufweisen. Paradedisziplin des Testjahrgangs 2015 ist der 6-Minuten-Ausdauerlauf, bei dem 82% der Kinder gute bis sehr gute Werte erreichen und lediglich 43 von 435 Kindern (10%) die Norm verfehlen. Zweitbeste Disziplin ist der Liegestütz, bei dem 76% der Teilnehmer überdurchschnittliche Werte erreichen und nur 135 das Anforderungsprofil nicht erfüllen. Auch im Rückwärtsbalancieren (66%) und beim Hin- und Herspringen (63%) schneiden rund zwei Drittel der Teilnehmer gut bis sehr gut ab. Eher mittelmäßiges Abschneiden ist beim Einbeinstand und der Rumpfbeuge zu registrieren, wo nur 50% bzw. 46% der Kinder überdurchschnittliche Werte erreichen. Der Mehrheit der Kinder fehlt es an Schnellkraft, denn sowohl beim Weitsprung (53%) als auch beim 20-Meter-Sprint (47%) verfehlt jeweils etwa die Hälfte der Kinder die Normwerte, weitere ca. 20% schaffen die Vorgaben gerade so und nur jeweils ca. 30% erfüllen die Vorgaben gut bis sehr gut. Für die beiden Ballübungen (Fangen und Zielwurf) gibt es keine wissenschaftlichen Vorgaben; sie fließen daher nur bei Grenzfällen in die Bewertung ein. 81% der Kinder haben beim Fangen des Gymnastikballes gut abgeschnitten; beim Zielwerfen aber haben 43% der Teilnehmer das Ziel zu oft verfehlt. Außergewöhnlich ist beim Testjahrgang 2015 gemessen an den Vorjahren die relativ geringe Anzahl der übergewichtigen und stark übergewichtigen Kinder. Denn diesmal waren 24 übergewichtig und 19 stark übergewichtig insgesamt also 43 Teilnehmer (= 9,9%). Dem Trend aller Teilnehmer entspricht das Leistungsbild im Motorik-Test, da von den 43 übergewichtigen und stark übergewichtigen Kindern 20 voll umfänglich, 7 weitere gerade noch das Anforderungsprofil erfüllen und nur 16 die Norm verfehlen. Wie im Vorjahr waren wieder recht viele nämlich 33 Kinder (= 7,5%) untergewichtig, von denen 21 den Parcours gut bis sehr gut und weitere 5 noch ausreichend absolvierten. Nur 7 untergewichtige Kinder konnten die Anforderungen nicht erfüllen. Das Ergebnis in der orthopädischen Untersuchung nach den drei Kriterien Rumpfmuskulatur/ Bein- und Fußstellung/ Haltung ist nahezu deckungsgleich mit dem des Vorjahres: 167 Kinder (= 38,1%) sind als auffällig einzustufen (mindestens zweimal in den drei Kategorien), 44 von ihnen sogar in allen drei Untersuchungen. Auf die Einstufung fit/nicht fit hat das Ergebnis der orthopädischen Untersuchung keinen Einfluss, aber die Eltern der orthopädisch auffälligen Kinder erhalten die Empfehlung einer Kontrolluntersuchung bei einem Arzt ihres Vertrauens. Von den 405 Kindern, deren Eltern im Fragebogen Angaben über Freizeitverhalten und Zugehörigkeit im Sportverein machten, sind 273 (= 68,5%) Mitglied in mindestens einem Sportverein, 132 (= 31,5%) gehören keinem Sportverein an, d.h. auf zwei Mitglieder kommt ein Nichtmitglied. Toben Macht Schlau Bilanz 2015 Seite 3 von 5

4 Von den 273 Vereinsmitgliedern sind 199 (= 73%) fit, weitere 32 (= 12%) bedingt fit. Nur 40 Kinder (= 15%) der Vereinsmitglieder sind als nicht fit einzustufen. Von den 132 ohne Mitgliedschaft im Sportverein sind 48% fit, weitere 13% bedingt fit; 39% der Kinder ohne Vereinszugehörigkeit sind nicht fit. Von den Vereinsmitgliedern sind also fast drei Viertel, von den Nichtmitgliedern knapp die Hälfte fit; unter den nicht fitten Kindern sind mehr als doppelt so viele nicht im Sportverein als unter den Mitgliedern. Eine letzte Anmerkung: Es fällt auf, dass in den innerstädtischen Schule/Klassen wo die Kinder mit Migrantenhintergrund zum Teil deutlich in der Überzahl sind (Ausnahme Grundschule Oos Klasse 1f), weit unterdurchschnittlich wenige Kinder Mitglied in einem Sportverein sind, während in den Vororten (Steinbach, Varnhalt, Neuweier, Sandweier, Haeuneberstein) auch in Balg und Lichtental sowie Sinzheim, Kartung und Leiberstung der deutlich überwiegende Teil der Teilnehmer Mitglied in einem Sportverein ist. Für die Kinder mit ausländischen Wurzeln wie für die Sportvereine besteht folglich Nachholbedarf in Sachen Integration. Fazit Motorik: Ca. 63,5% fit, weitere 12% weitgehend fit, nur 24,3% nicht fit dieses Gesamtergebnis der zehnten Auflage von TOBEN MACHT SCHLAU liegt leistungsmäßig über dem der Vorjahre. Allerdings stehen den 276 Kindern mit gutem bzw. sehr gutem Abschneiden auch 106 Teilnehmer gegenüber, die deutlich bis alarmierend weit hinter den Anforderungen an ihre Altersstufe zurückbleiben und Nachholbedarf aufweisen. Gewicht: Im Test waren 24 übergewichtige, 19 adipöse und 33 untergewichtige Kinder. Von den 43 Kindern mit mehr oder weniger Übergewicht erfüllten immerhin 27 (= 63%) die Anforderungen im Motoriktest. Haltung: 176 (= 38%) der Teilnehmer weisen deutliche orthopädische Schwächen auf. Sollte sich der TMS-Check bei Kontrolluntersuchungen bestätigen, sind vermehrte Bewegung und ggf. therapeutische Behandlung angesagt. Mitgliedschaft im Sportverein: Kinder, die im Sportverein aktiv sind, weisen gegenüber Nichtmitgliedern ein recht deutlich besseres Abschneiden im Motoriktest auf. Toben Macht Schlau Bilanz 2015 Seite 4 von 5

5 Datenbehandlung Pauschaldaten fließen in wissenschaftliche Untersuchungen ein und werden medial veröffentlicht. Individuelle Daten werden selbstverständlich unter Wahrung des Datenschutzes ausschließlich den Eltern der betreffenden Kinder sowie den zuständigen Pädagogen zugänglich gemacht. Alle Eltern der Testteilnehmer erhielten zeitnah zu den Fitnesstagen schriftlich alle Informationen zum Abschneiden ihres Kindes mit präzisen Hinweisen zu Motorik, Gewicht und Haltung. Folgeangebot/Nachhaltigkeit Wie seit der ersten Auflage von TOBEN MACHT SCHLAU bietet die Sportstiftung Kurt Henn in Ergänzung des Tests wieder allen Kindern mit motorischem Nachholbedarf und/oder deutlichem Übergewicht ab Oktober 2015 unter Leitung erfahrener Pädagogen über ein Dreivierteljahr hinweg an wohnungsnahen Standorten eine wöchentliche Spiel- und Sportstunde mit dem motivierenden Titel ICH ZEIG S EUCH an. Die Teilnahme ist freiwillig und kostenfrei. Erklärtes Ziel der ICH ZEIG S EUCH -Stunde ist, dass die Kinder auf spielerische Weise und ohne Notendruck ihre Fitness verbessern und unter gleichstarken Altersgenossen so viel Spaß an Spiel und Sport gewinnen, dass sie sich gegebenenfalls nach Ende der Fördermaßnahme einem Verein ihrer Wahl anschließen, um somit weiterhin über den Schulsport hinaus regelmäßig unter qualifizierter Anleitung Sport zu treiben. Baden-Baden, im Juli 2015 Hans-Reinhard Scheu (Vorstand und Projektleiter) Toben Macht Schlau Bilanz 2015 Seite 5 von 5