M A C B E T H oder wie der Diener Mac um seine Zähne kam

Transkript

1 Ronald Mernitz M A C B E T H oder wie der Diener Mac um seine Zähne kam frei nach der Shakespeare schen Tragödie für Kindertheater 1

2 henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 1998 Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte, vorbehalten, insbesondere die der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Buchpublikation und Übersetzung, der Übertragung, Verfilmung oder Aufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder andere audiovisuelle Medien. Das Vervielfältigen, Ausschreiben der Rollen sowie die Weitergabe der Bücher ist untersagt. Eine Verletzung dieser Verpflichtungen verstößt gegen das Urheberrecht und zieht zivil- und strafrechtliche Folgen nach sich. Die Werknutzungsrechte können vertraglich erworben werden von: henschel SCHAUSPIEL Marienburger Straße Berlin Wird das Stück nicht zur Aufführung oder Sendung angenommen, so ist dieses Ansichtsexemplar unverzüglich an den Verlag zurückzusenden. F1 2

3 PERSONEN Mac Maggie Lady Banquo Lennox Hexen 3

4 Prolog Der Diener Mac sitzt am Fenster, beißt in einen Schinken, kaut und schlingt. Mac Es ist das Jahr des Herrn eintausendvierzig und hier in Schottland ist was los! Ich sitze so beim Essen, schau friedlich aus dem Fenster meiner Burg es ist nicht direkt meine, sie gehört meinem Herren denk nichts, plötzlich denk ich Da kommt doch was! Und da kommt was! Vom Norden segeln Drachenschiffe übers wilde Meer, brausen heran vor wilden Winden, knirschend fahren die Kiele auf unsren Strand, da der Bissen bleibt mir im Halse stecken entspringen Kerle diesen Schiffen, Helme mit Ochsenhörnern auf den Ochsenköpfen, brüllend wie aufgespießte Ochsen, waffenrasselnd brechen sie grimm und gierig in die Hütten, ohne anzuklopfen, latschen mit großen Schmuddel-Füßen in die guten Stuben, grapschen nach allem, zerwühln den Hausrat, stechen das Vieh ab, zertrampeln Feld und Ernte ich denk, mein Schwein pfeift! Da ist was los! In Angst und Jammer schreit das ganze Land, Fischer und Bauern, Hirten, Weiber, Kinder und meine Frau, die Maggie, schreit für drei. Ich schreie nicht, aber mein Appetit ist futsch. Ich sag Bleib ruhig, Weib, unsre Burg ist aus gutem Stein, der brennt nicht! in dem Moment erschallen die Trompeten., Schottlands alter König, ruft sein Heer zusammen. Mein Herr, der tapfere, stürzt los mit Schwert und Schild er ist ja Ritter, Held und Retter von Beruf. Die Krieger Schottlands legen den Harnisch an für Schlacht und harten Kampf. Sogar manch Bauer geht vom Pflug, manch Fischer von den Netzen, um nun mit Schwert und Schild für Weib und Kind zu streiten ich halt mich raus meiner Gesundheit wegen, ich habs doch mit dem Rückgrat! Die Schotten stellen sich den Horden Nordlands entschlossen in den Weg, und los geht eine wüste Keilerei. Die Fetzen fliegen, Köpfe rollen, Arm ab, Bein weg, Blut fließt in Bächen ins aufgewühlte Meer oh Mann, da ist was los! Doch plötzlich! Was ist das? Es gellen Hörner durch Lärm und Gemetzel. Die Schlacht steht still. Und vor die Reihen tritt ein Riesenkerl, der rauhe Führer aus dem rauhen Nordland. 5

5 1. Akt 1. Szene Schlachtfeld;,,, Banquo,, Lennox. Stimme Swenos Alle Hört, Schotten-Pfeifen, meine Worte! Die Schlacht ist schon drei Tage alt, doch keinem winkt der Sieg. Laßt uns nach altem Brauch zwei Männer wählen, zu kämpfen auf Leben oder Tod! Siegt euer Mann, verlassen wir das Land noch heute fällt er, ist Schottland unsre Beute! Für Nordland streite ich. Wählt einen Tapfren aus! Ich warte! Zu viele starben schon in dieser Schlacht. Mir wär ein Zweikampf recht. Wie aber könnt ich Schottlands Wohl und Wehe den alten Armen anvertrauen?! Was einst die Festung war, steht als Ruine da! Du hast die Kraft auf deinen Sohn vererbt! Ein fester Felsen in der Feinde Brandung! Hoch Prinz! (Die Edelleute drängen sich um den Prinzen, heben den sich Sträubenden auf die Schultern.) Alle Alle Der erste wäre ich, ging es nach Lust und Laune, der diesen Räuber Eisen schmecken läßt! Was könnt dich halten, Prinz? Mein Pflichtgefühl. Wie?! Stab sein dem Vater, Stütze seinem Lande, dies ist die Pflicht des Sohnes und des Erben. Als Erbe Schottlands muß ich mein Leben Schottland auch erhalten, darfs nicht leichtfertig wagen wie ihr. Leichtfertigkeit liegt in den Worten, Prinz. Eh du ans Erben denkst, denk ans Verdienen. Sonst gibts nichts mehr zu erben! Gesetzt, ich schlag den Räuber tot Bravo! 6

6 Banquo bevor der fällt, bohrt er sein Eisen tückisch tief mir in die Brust ich sterbe auch! Was wird aus Schottland?! Das wär ein schwerer Unglücksfall fürs Reich Tu deine Pflicht das Spätre wird sich finden! Sicher wird sich ein Erbe finden fürs Königreich da funkelt Gier in manchem Blick, ihr Herren! Bedenke, was du redest, Prinz! (Die Edelleute ziehen die Schwerter und drängen gegen den Prinzen; der König stellt sich schützend vor den Sohn.) Ich rede, was ich denke. Ich trau euch nicht! Hier steht ihr, edle Herrn des Reichs, und sprecht von Pflicht! Habt ihr denn keine Pflicht vor König, Heer und Volk?! ( erhebt sein Schwert.) Lennox Genug der Worte! Dem Treiben gilts mit Taten zu begegnen! Ich drück mich nicht. Schottland hat mich ernährt jetzt will ich es befreien. Oder es trinkt mein Blut! Ich, König, werde kämpfen! Bravo,! Da kamst du mir zuvor. ( blickt auf seinen Sohn, der weicht dem Blick aus.) Dank dir,! Das Schicksal Schottlands liegt in deinen Händen! Kämpfe! 2. Szene Schlachtfeld;, Sweno. MACBETH UND SWENO/ KRAFTVOLL UND WÜTEND/ EISEN GEGEN EISEN/ SCHWERTER BRECHEN SCHILDE BERSTEN/ ADERN SCHWELLEN ATEM STOCKT/ SCHWEISS RINNT GEMENGT MIT BLUT/ AM BODEN EIN KNÄUEL VON HASS/ VERZWEIFLUNG LEIHT MACBETH DIE LETZTE KRAFT/ LÄSST IHN DEN FÜRSTEN NORDLANDS NIEDERSCHMETTERN/ SWENO IN DEN BODEN SCHOTTLANDS DRESCHEN 7

7 3. Szene Vor dem Feldherrenzelt;,, im Hintergrund, Lennox, Banquo. Schweratmend, mit blutigem Schwert tritt vor den König, bricht da in die Knie., erhebe dich! Erschöpfung zwang mich in die Knie! (Der König reicht die Hand, der erhebt sich, bringt dabei den König zum Wanken.) Du bist mir wie ein Sohn. Dem Sohne gleich, der feige sich zurückhielt, oder an seiner Statt?! Die Klugheit wars, Weitblick des Staatsmannes, die meinen Mut in Zügel nahm. Der kluge Kopf, den du hoch trägst und nie riskierst wird er die Last der Krone tragen können? Vergiß nicht, wen du vor dir hast! Einen, der nicht sät doch ernten will. ( zieht das Schwert gegen.) Laß dieses Schwert, welches im Kriege ruhte, im Frieden friedlich weiterschlafen! Frieden! Wir haben ihn erkämpft, jetzt wolln wir ihn genießen und sichern. Ich verkünde:, mein Sohn, zur Würde schon geboren, zu höchster Macht vom Schicksal auserkoren, soll nun an schwerer Bürde Anteil haben, an meiner Seit die Krone künftig tragen weicht meines Lebens Tag der ewgen Nacht, trägt er allein die Last der Königsmacht. (Der König setzt eine Krone auf.) steht unserm Thron am nächsten als erster aller meiner Edelleute. 8

8 Als Erster unter Zweiten. Hohe Gunst! Ich danke König! Schwer wiegt sie, deine Gunst, schwer ist sie zu ertragen. (Abrupt wendet sich zum Gehen, der König hält ihn zurück, nestelt ihm einen Orden an.) Den Ernst und Wert der königlichen Worte dir aufzuzeigen, tapfrer Freund, zieh ich noch heut zu dir aufs Schloß mein Sohn und alle Edlen im Gefolge. Im Troß die kostbarsten Geschenke! Und morgen wird der Sieg gefeiert! Die Tafeln sollen knarren vom Gewicht des Wildbrets, die Hallen klingen von Musik! Dieser Tag,, wird dein Tag sein! Eil schon voraus, von unserm Sieg zu künden, der Abend soll auf deiner Burg mich finden. (Unbeschwichtigt wendet sich ab, geht davon.)! Lennox!! (, Lennox und ab.) Banquo Banquo!! (Banquo eilt nach, steht unentschlossen.) 9