Olja Muchina TANJA TANJA. (Tanja-Tanja) 14 Lieder über die Seltsamkeiten der Liebe. Aus dem Russischen von Marina Dalügge
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- Justus Joachim Lenz
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1 Olja Muchina TANJA TANJA (Tanja-Tanja) 14 Lieder über die Seltsamkeiten der Liebe Aus dem Russischen von Marina Dalügge 1
2 Die Uraufführung fand am 20. Januar 1996 in der Theaterwerkstatt von Pjotr Fomenko statt. henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 1996 Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte, vorbehalten, insbesondere die der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Buchpublikation und Übersetzung, der Übertragung, Verfilmung oder Aufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder andere audiovisuelle Medien. Das Vervielfältigen, Ausschreiben der Rollen sowie die Weitergabe der Bücher ist untersagt. Eine Verletzung dieser Verpflichtungen verstößt gegen das Urheberrecht und zieht zivil- und strafrechtliche Folgen nach sich. Die Werknutzungsrechte können vertraglich erworben werden von: henschel SCHAUSPIEL Marienburger Straße Berlin Wird das Stück nicht zur Aufführung oder Sendung angenommen, so ist dieses Ansichtsexemplar unverzüglich an den Verlag zurückzusenden. 2 F1
3 PERSONEN TÁNJA IWANÓW DER JUNGE DAS MÄDCHEN WASSÍLI OCHLOBÝSTIN SÍNA eine Frau, deren Jugend von der Geometrie ruiniert wurde DER ARBEITER 3
4 ERSTER TEIL Die Frauen lachen und tanzen immer hat ein großes Haus in Bibirevo. Um das Haus herum gibt es einen großen Garten, große Apfelbäume, alte Bänke, die in die Erde eingewachsen und weit hinein verwurzelt sind. Im Garten ist jeden Tag gutes Wetter, die Vögel singen ständig, im Teich gibt es viele große Barsche und im Haus Gäste und Frauen. Die Frauen lachen und tanzen immer. liebt sie mit Leib und Seele. Erstes Bild Das Haus von. Lustige, laute Musik und tanzen und lachen. und sitzen an einem großen Tisch. Sie schweigen., und was mögen Sie so? Tanzen bis zum Umfallen! Sonst nichts? Alles andere interessiert mich nicht! Was für einen Körper Sie haben! Unverschämter Kerl! Gleich beiße ich Sie! Ha-ha! Sie glauben mir nicht? (Setzt sich an den Tisch.) Mein Gott, was ist denn das für einer? Der will mich fressen! Essen Sie lieber etwas Huhn! Sie irren sich, das Huhn ist nicht besser. Das scheint Ihnen nur so. Ach, was für Hände! 5
5 (Wischt sich die Hände an der Serviette ab.) Also nein, das ist irgend so ein Wahnsinniger! Wieso umarmen Sie mich denn schon? Nur so. Um der Schönheit der Gefühle willen. Brauchen wir nicht, diese Schönheit. Finden Sie? Genosse! Ich verstehe Sie nicht., wo wohnen Sie eigentlich? Nehmen wir mal an, in der Leninstraße. Vielleicht nehmen wir noch irgendwas an? Nehmen wir mal an, vielleicht. Und was? Nehmen wir mal an, ich küsse Sie. Nehmen wir mal an, das gelingt Ihnen nicht. Weshalb sollten wir denn so was annehmen? Meine Hand sitzt locker. So eine sind Sie. Ich habe soviel Leid erlebt, soviel durchgemacht, bin schon ganz alt geworden, und Sie... Es wird ja alles gut. Darf ich Sie mal küssen? Nein. Sie sind überhaupt nicht alt. Sie sind ein wunderbarer Mensch. Sie trinken bloß zuviel. Darf ich Sie nun also küssen? Nein. Sie haben alles noch vor sich. Sie finden Ihr Glück noch. Vielleicht sind Sie ja mein Glück. Machen Sie nicht solche Scherze. Ich scherze eben nicht. Ich küsse Sie gleich. 6
6 Nein. Lassen Sie mir wenigstens eine Hoffnung. Trinken wir was. Ich trinke auf Sie. Es wird ja alles gut. Sie trinken. Wissen Sie,... Was? Ich werde Sie trotz allem küssen. Genosse! UND DAS MÄDCHEN LACHT UND LACHT, WIE EIN JUNGES MÄDCHEN betrachtet und lächelt. Vorsicht, ich verschütte gleich den Wein. Meinen Sie mich? Ja. Uns trennt ein Raum voll mit Menschen und Salaten. Die Äpfel kullern über die Tischdecke wie Äpfel! DIE ÄPFEL KULLERN WIRKLICH WIE ÄPFEL Tanzen Sie? Aber ja. Rauchen Sie? Weiß nicht. Möchten Sie eine Apfelsine? 7
7 Ja. Möchten Sie Konfekt? Ja. DIE APFELSINEN FALLEN VOM TISCH HERAB, KULLERN ÜBER DEN BODEN WIE APFELSINEN HERABFALLEN Da haben Sie Äpfel, Trauben, Birnen, Eis, werden Sie glücklich Danke Das ist noch längst nicht alles Wie schrecklich Wie heißen Sie Und Sie Warum waren wir früher Und Sie Das kann nicht sein Komisch DAS MÄDCHEN LACHT, ISST PFIRSICHE, WIRFT DIE KERNE ZUM OFFENEN FENSTER HINAUS BLÜHENDE PFIRSICHÄSTE SCHAUEN ZUM FENSTER HEREIN UND LACHEN ÜBER ALL DAS Wenn heute nicht Keiner würde etwas erfahren Ist das traurig? Wenn man davon nichts weiß, ist es nicht traurig Die Farbe? Rehbraun. Der Ton? 8
8 Eine Saite. Ist es der Winter? Der Herbst. Ist es ein Lachen? Ja, es ist noch rot, blau, sehr kindlich Es ist auch das, wovon Sie nichts wissen Oder ist es der Wind, der Abend, der Regen? UND DRAUSSEN HINTER DEM FENSTER STRÖMT/ DER REGEN STRÖMT HINTER DEM FENSTER Vier acht neun acht drei NICHTS ZU SEHEN DER WIND RAUSCHT DER ABEND WIRD SCHWARZ DIE FINSTERNIS BEDECKT ALLES RINGSUM TAUCHT ALLES IN DUNKLES LICHT (Lacht.) Ich weiß schon selbst nicht mehr, was ich rede UND DAS MÄDCHEN LACHT UND LACHT und weiß selbst nicht was hier komisch ist was ich hier komisch gefunden habe es ist einfach schön und komisch ein junges Mädchen lacht und lacht wie ein junges Mädchen lacht ohne aufzuhören aufhören kann es gar nicht mehr so komisch ist das für das junge Mädchen (Laut.) Was für ein trauriges Lied. Hören Sie? Worüber ist es? Alle Lieder, drehen sich um das Eine. Und worum? Es waren einmal zwei einsame Menschen. Der Mann und Die Frau. (Singt vor sich her.) Und da trafen sich zwei Verlassene... Eines Tages begegneten sie sich, einer dachte an den anderen. Sie verbrachten einige Tage zusammen... 9
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