Väter und neues Elterngeld
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- Helga Krause
- vor 7 Jahren
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1 Väter und neues Elterngeld Nutzertypen, Motive und betriebliche Erfahrungen Svenja Pfahl Tutzing, 02. Dez. 2010
2 Methoden der explorativen Studie Quantitative und qualitative Herangehensweise Ziele 29 Interviews mit erwerbstätigen Elterngeld-Vätern 23 Expert/inneninterviews mit betrieblichen Akteuren Onlinebefragung von 830 Elterngeld-Vätern (darunter: 624 erwerbstätig) Gemeinsame Nutzungspraxis von Elternpaaren Motive der Väter (Betriebliche) Erfahrungen der Väter erfassen Unterstützende/hemmende Rahmenbedingungen Nachhaltige Effekte Svenja Pfahl 2
3 Wer sind die Elterngeld-Väter? Eine soziodemographische Annäherung 80% haben eine erwerbstätige Partnerin 40% haben weitere Kinder (davon: 1/3 bereits früher Elternzeit) 35% von ihnen sind Jahre alt (30-44 J. : 85%) 2/3 wohnen in NRW, Bayern, Ba-Wü und Berlin 60% haben einen Hochschulabschluss 66% sind Angestellte und 26% sind Beamte 92% arbeiten in Betrieben mit betrieblicher Interessenvertretung 52% arbeiten in Großbetrieben (23% in Betrieben 100 Beschäftigte) 48% wohnen in Großstädten (18% in ländlicher Region bzw. 14% in Kleinstädten) diese Fakten decken sich mit der amtlichen Elterngeldstatistik bzw. der Elterngeld-Evaluation (BMFSFJ) Svenja Pfahl 3
4 Wie nutzen Väter die Elterngeldmonate? Dauer der Elterngeldzeit: 63% nur 2 Mon.; 25% 3-7 Mon.; 13% > 7 Mon. Lage der Elterngeldmonate Breit gestreut; 51% beginnen in ersten 6 Lebensmonaten Kind Auszeit oder Teilzeit? 24% (zumindest teilw.) in Teilzeit Kombination mit Partnerin: versetzt/parallel? 50% (teilw.) parallel; 50% versetzt zur Partnerin Ergänzung durch unbezahlte Elternzeit 15% ergänzen mit EZ; insg. 20% überhaupt Erfahrung mit EZ AZ im Anschluss an Elterngeldzeit 19% reduzieren ihre AZ-Dauer Svenja Pfahl 4
5 Einflüsse auf die Entscheidung von Vätern 1/3 Männer mit gleichberechtigten Vorstellungen von Partnerschaft, Berufsbeteiligung und Care-Verantwortung (Sinus-Männerstudie 2009) Zweiverdienermodell immer stärker Regelfall für Familien; zugleich zwei Einkommen immer notwendiger Väter erleben weiterhin: Mütter möchten Kinderbetreuung nicht an sie abgeben (2005: 44%; Allensbach) Breitere gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber aktiven Vätern (vgl. Medienberichterstattung 2007/2008) Familien-/Vereinbarkeitspolitik, die sich nur/überwiegend an Frauen richtet Hemmnisse auf der betrieblichen Ebene Svenja Pfahl 5
6 Einflüsse auf die Entscheidung von Vätern Skandinavische Studien belegen positiven Einfluss durch. höhere Bildung des Vaters & der Mutter (Sundström/Duvander 2002; Bygren/Duvander 2006, Lappegard 2008) Vollzeitbeschäftigung der Mutter vor der Geburt (Naz 2007) Betriebskultur: Väterfreundlichkeit, Berücksichtigung von Fürsorgeaufgaben, Geschlechtergerechtigkeit, Unterstützung durch Vorgesetzte (Haas 2002) Leistungsverständnis: nicht Anwesenheit sondern Zielerreichung (Haas 2002) Beschäftigung d. Vaters im ÖD, in großen Unternehmen, in eher frauenspezifischen Berufen (Bygren/Duvaner 2006,) Beschäftigung in mittelgroßen Unternehmen (Lappegard 2008) (Zusammenstellung der Ergebnisse: Nora Reich, HWWI Studie, 2010) Svenja Pfahl 6
7 Motive für die Inanspruchnahme der Elterngeldmonate durch Väter (2008) Svenja Pfahl 7
8 SowiTra-Studie: Wie nutzen Väter die Elterngeldmonate? Es gibt nicht den Elterngeld-Vater, sondern eine Vielfalt von Nutzungsmustern... 5 Nutzertypen 1. Vorsichtige Elterngeld-Väter 2. (Semi-)paritätische Elterngeld-Väter 3. Familienorientierte Elterngeld-Väter 4. Umgekehrte Elterngeld-Väter 5. Familienzentrierte Elterngeld-Väter Svenja Pfahl 8
9 Typ 1: Vorsichtiger Elterngeldvater (46%) Newcomer, die sich vorsichtig annähern Nehmen nur 1-2 Monate Fast immer als echte Auszeit Mehrheitlich im Anschluss an die Geburt Keine Vorerfahrung mit Elternzeit/Teilzeit Häufiger als andere: auf Wunsch d. Partnerin Motiv: frühzeitiges Zusammensein mit Kind Motiv: Schöne Familienzeit haben; Partnerin temporär entlasten Wollen ihr berufliches Fortkommen nicht gefährden Langfristig geteilte Familienverantwortung nicht zentral Svenja Pfahl 9
10 Typ 1: Vorsichtiger Elterngeldvater (46%) Wir hatten eine schöne gemeinsame Zeit, um was Schönes miteinander zu unternehmen. (Herr Mars) Für die Mutter alleine ist das zuviel. Wenn, dann auch direkt am Anfang helfen. (Herr Geißblatt) Svenja Pfahl 10
11 Typ 2: (Semi-)paritätischer Elterngeld- Vater (14%) Die Berufsorientierten mit egalitärem Anspruch Zwischen 3 und 8 Monaten Vor allem als Auszeit Meist versetzt zur ebenfalls erwerbstätigen Partnerin Motiv: kurze berufliche Auszeit für beide Partner Motiv: geteilte Familienverantwortung Motiv: Partnerin unterstützen (auch beruflich) Wollen sich gezielt von den vorsichtigen Elterngeld-Vätern absetzen Weniger Sorge um berufliche Konsequenzen Svenja Pfahl 11
12 Typ 2: (Semi-)paritätischer Elterngeld-Vater (14%) Das war für uns klar, das wir uns die Zeiten der Kinderbetreuung auf jeden Fall teilen wollten. (Hr. Storch) Haben sogar etwas Elterngeld verschenkt. Aber sie wollte auch nicht so lange aus der Abteilung raus. (Herr Malve) Svenja Pfahl 12
13 Typ 3: Familienorientierter Elterngeldvater (9%) Familie und Kind stehen im Mittelpunkt 1 bis 8 Monate gefolgt von (unbezahlter) Elternzeit häufiger als andere AZ-Reduktion im Anschluss Fast immer versetzt zur Partnerin Beginn erst im 2. Lebenshalbjahr des Kindes Motiv: Kinder sollen lange von den Eltern betreut werden (od. Mangel an Kinderbetreuung) Motiv: Gleichwertiger Elternteil sein Häufiger Vor-Erfahrungen mit Elternzeit/ Teilzeit Anspruch: Elterngeldzeit nach familialen Bedürfnissen gestalten; weniger Abstimmung auf berufliche Aufgaben Svenja Pfahl 13
14 Typ 3: Familienorientierter Elterngeldvater (9%) Das hat uns nach hinten den Zeitraum geöffnet, dass der Kleine länger betreut ist. (Herr Eibe) Anspruch:... Die wirklich harte Linie: wickeln, füttern, Krankheiten und alles was dazu gehört. (Herr Mohn) Svenja Pfahl 14
15 Typ 4: Umgekehrter Elterngeldvater (6%) Berufliche Entwicklung der Partnerin ist wichtig Zwischen 9 und 12 Monate (keine weitere Elternzeit) Entweder versetzte Nutzung zur Partnerin, oder parallele Nutzung in Kombination mit Teilzeit Motiv: Geteilte Verantwortung in Familie und Beruf mit der Partnerin Motiv: Berufliches Fortkommen d. Partnerin unterstützen Auch wichtig: eigenen Abstand zum Beruf erlangen Sorge um berufliche Konsequenzen nachrangig Svenja Pfahl 15
16 Typ 4: Umgekehrter Elterngeldvater (6%) Bei 2 Erwachsenen in der Familie sind das 2 Chancen, den materiellen Bedarf in der Familie zu decken [...] größte Idiotie, wenn wir diese Chance nicht nutzen. (Herr Kalla) Svenja Pfahl 16
17 Typ 5: Familienzentrierter Elterngeldvater (5%) Längerfristige Priorität Familie 9 bis 12 Monaten mit anschließender (unbezahlter) Elternzeit häufiger als andere AZ-Reduktion im Anschluss Fast immer versetzt zur Partnerin Häufiger schon Vor-Erfahrung mit Elternzeit/Teilzeit Motiv: Kinder sollen möglichst lange von den Eltern betreut werden (od. Mangel an Kinderbetreuung) Motiv: selbst frühzeitig viel Zeit mit Kind verbringen & berufliches Fortkommen Partnerin unterstützen Eigener Antrieb (nicht auf Wunsch d. Partnerin) Trotzdem wichtig: nicht Arbeitsplatz gefährden Svenja Pfahl 17
18 Typ 5: Familienzentrierter Elterngeldvater (5%) Sie ist besser im Job als ich. Sie ist wesentlich strukturierter und effizienter und hat bessere Karriereaussichten. (Herr Segler)... es schränkt einen im Mannsein nicht ein. (Herr Segler) Svenja Pfahl 18
19 Folgen der Inanspruchnahme der Elterngeldmonate durch Väter (2008) Svenja Pfahl 19
20 Effekte einer gesetzlichen Regelung Indikator für gewünschten gesellschaftlichen Wandel Veränderungen in Betriebskultur neue Normalitäten Unternehmen + Vorgesetzte kooperieren bereitwilliger da Väter gestärkt werden Starke Leitbildfunktion der zwei Partnermonate Akzeptable Möglichkeit, sich auch als Vater mal temporär vom Beruf zu distanzieren Svenja Pfahl 20
21 Nachhaltige Effekte bei den Vätern Stärkere Beteiligung an familialen Aufgaben Intensivere Vater-Kind-Beziehung Stärkere Familienorientierung + Relativierung der Erwerbsarbeit Höheres Interesse an familiensensiblen Arbeitszeiten Reduzierung der Arbeitszeitdauer Höheres Interesse an Telearbeit etc. Gestiegenes Interesse an familienbedingten Auszeiten Svenja Pfahl 21
22 Nachhaltige Effekte im Betrieb Sensibilisierung gegenüber Fürsorgeaufgaben Familie wird Teil der Gesprächskultur Mütter kehren früher an Arbeitsplatz zurück neue Diskurse um Gleichstellungs-/Vereinbarkeitspolitik Arbeitsorganisatorische Erweiterungen dann für alle Beschäftigten Stärkere Anerkennung der Fürsorgearbeit von (Teilzeit-)Kolleginnen Svenja Pfahl 22
23 Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich auf eine anregende Diskussion! Svenja Pfahl 23
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