Situation und Hilfebedarf 18- bis 26-jähriger Menschen mit problematischem Drogenkonsum

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1 Situation und Hilfebedarf 18- bis 26-jähriger Menschen mit problematischem Drogenkonsum -eine empirische Erhebung im Dunkelfeld und Suchthilfesystem der Stadt München- The situation an legal need of support of year old people with problematic drug use - an empirical survey in the dark field of drug abuse and the addiction care system of the city munich- Masterarbeit an der Fakultät 11 für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München Masterstudiengang Angewandte Forschung in der Sozialen Arbeit Gisela Gallist Florian Schäffler Annika Seif Sozialpädagogin B.A. Sozialarbeiter B.A. Sozialpädagogin B.A Edlingerstraße 20 Am Harras 12 Sudetenstr München München Eisingen gallist@gmx.net florian_schaeffler@yahoo.de annika.seif@gmx.net Erstgutachter: Zweitgutachterin: Prof. Dr. Markus Jüster Prof. Dr. Constance Engelfried München, 16. Juli 2011

2 S e i t e 2 Situation Es ist halt teilweise so, dass ich halt aufsteh und wenn ich nichts hab, dass ich mich einfach so schlecht fühl, dass ich einfach am liebsten irgendwie von der Brücke springen würde, oder sowas. Das ist schon hart. (Max, 19 Jahre) Hilfebedarf Ich hab halt wirklich teilweise festgestellt, dass ich nicht zufrieden bin, wenn ich nichts habe. Mir ist dann einfach langweilig, dann hock ich daheim und bin einfach schlecht gelaunt und deswegen will ich halt irgendwo jeden Tag was nehmen, dass es mir im Prinzip gut geht. (Ingo, 20 Jahre) Ich dachte mal, dass ich alles im Griff hab, aber irgendwie ist mir dann bewusst geworden, dass ich das absolut nicht im Griff hab, dass ich wirklich gar nicht mehr klar komm, wenn ich nichts hab. (Tom, 19 Jahre) Ich weiß nicht, was mir helfen würde, würde es keine Drogen auf der Welt geben, das würde mir helfen. (Ingo, 20 Jahre) Also prinzipiell würd ich schon Hilfe brauchen, aber ich glaub ich kann sie nicht annehmen, weil ich einfach nicht bereit bin, damit aufzuhören. (Tom, 19 Jahre) junger problematisch drogenkonsumierender Menschen Ich war noch so jung, als ich angefangen hab Drogen zu konsumieren. Ich glaub Drogen haben eigentlich meinen ganzen Charakter geprägt, ich weiß eigentlich gar nicht wie ich geworden wäre, wenn ich keine Drogen genommen hätte. (Tom 19 Jahre) Ich war eigentlich nie glücklich als Kind und das Einzige wo ich Anerkennung bekommen hab war durch die Drogen halt. (Nils, 23 Jahre) (Zitate: Interviewteilnehmer der qualitativen Erhebung)

3 A b s t r a c t S e i t e 3 Abstract Im Rahmen des Masterstudiengangs Angewandte Forschung in der Sozialen Arbeit, einem Kooperationsstudiengang der Hochschulen München, Kempten und Landshut, sind zwischen August 2010 und Juni 2011 die Erwartungen und der Hilfebedarf junger, problematisch drogenkonsumierender Menschen gegenüber dem Münchner Suchthilfesystem in Erfahrung gebracht worden. Die Situation dieses Personenkreises galt es zu analysieren und eine Beschreibung der Einstellungen, Erwartungen und Bedürfnisse in Bezug auf Angebote der Suchthilfe sollte ermöglicht werden. Darüber hinaus wurden Konsummuster, Persönlichkeitsmerkmale, Sozialverhalten sowie Sozialisationsbedingungen abgefragt. In diesem Kontext fand zwischen September 2010 und März 2011 eine quantitative Erhebung in 16 Münchner Suchthilfeeinrichtungen statt. Befragt wurden junge Menschen zwischen 18 und 26 Jahren mit problematischem Konsum 1. Ergänzend dazu folgten im Februar 2011 zwei leitfadengestützte und problemzentrierte Interviews mit jungen Drogenkonsumenten, die aktuell Anbindung an Einrichtungen der Suchthilfe haben. Um einen Vergleich dieser Personengruppe mit drogenkonsumierenden jungen Menschen ohne Anbindung an die Suchthilfe herstellen zu können, wurden zudem drei problemzentrierte Leitfadeninterviews im sogenannten Dunkelfeld 2 geführt. Die Ergebnisse der quantitativen Erhebung beziehen sich u. a. auf die Art von Einstiegs- und aktueller Hauptdroge, Konsumform und Konsumort, das Wohnverhältnis, die Bedeutung von und den Weg zu Hilfeangeboten, das subjektive Empfinden von Veränderungen während und durch das Wahrnehmen von Hilfemaßnahmen, die körperliche und psychische Gesundheit, die Einschätzung des Abhängigkeitsstatus sowie den Schul- und Berufsabschluss, Verschuldung, justizielle Schwierigkeiten und Familienkontakte. Die qualitativen Untersuchungsergebnisse vergegenwärtigen u. a. subjektive Begründungen für Suchtmittelkonsum, Erfahrungen mit der Suchthilfe bzw. Gründe für die Ablehnung von Hilfeangeboten sowie im Umkehrschluss daraus auch Erwartungen an das System der Suchthilfe. 1 Für die Studie wird folgende Arbeitsdefinition verwendet: Drogenkonsum wird dann als problematisch bewertet, wenn mindestens eines der folgenden Merkmale erfüllt ist: es liegt ein schädlicher Gebrauch (F1x.1) oder eine Abhängigkeit (F1x.2) im Sinne einer klinischen Diagnose (ICD oder DSM) vor, es entstehen Schäden für andere Personen, es finden sich negative soziale Konsequenzen oder Delinquenz (vgl. EMCDDA: REITOX 2009, S. 63) 2 Für die vorliegende Arbeit wird der Begriff Dunkelfeld für die jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen verwendet, die zum Zeitpunkt der Untersuchung keine Anbindung an die Suchthilfe haben.

4 A b s t r a c t S e i t e 4 Abstract The MA course for Social Work in Applied Sciences is part of a cooperative degree program with the Universities of Applied Sciences in Munich, Kempten and Landshut. In the frame of this MA course research has been carried out between August 2010 and June 2011 on the expectations and needs of young problematic drug users towards Munich s addiction care system. The task was to analyse the situation of this group of people and to gain an insight into their attitudes, expectations and needs with respect to Munich s addiction care system. In addition to this, participants were questioned about their consumption patterns, personality trademarks, social behaviour and conditions of socialization. In this context a quantitative survey was carried out in 16 different addiction care facilities in Munich from September 2010 until March The people questioned where drug-users (n=69) between 18 and 26 who had a problematic drug consumption 3. This was followed by two guideline-supported and problem-focused interviews with drug-users who are currently in drug care centers in February In order to compare this group with young drug-users who do not seek help from addiction care services three problem-centred interviews were carried out in the so called dark field 4. The results of the quantitative surveys relate to the type of starter drugs and the main drug consumed during the time of the interviews, the way of consuming the drug, the place of the actual consumption, living conditions, their attitude towards institutional help and their access to it, the subjective perception of changes during and throughout the time of the seeking professional help, physical and psychological health, personal assessment of their drug dependency as well as to school education, professional training, indebtedness, legal problems and family contacts. The qualitative study results bring to light the subjective reasoning for the consumption of addictive drugs, experiences with the addiction care service as well as reasons for rejecting offers for professional help. The results conversely expose depict the expectations that are directed towards addiction care systems. 3 The term Problematic drug use applies when at least one of the following criteria is met: One is dealing with a harmful usage (F1x1) or an addiction (F1.2) in the sense of a clinical diagnosis (ICD or DSM) Other people are being harmed One is dealing with negative social consequences or delinquency (compare EMCDDA: REITOX 2009, S.63) 4 dark field = young consumers of addictive drugs who did not seek Munich`s addiction care services

5 I n h a l t s v e r z e i c h n i s S e i t e 5 Inhaltsverzeichnis Seite Einleitung... 9 I Theorie und Forschungsstand Drogenkonsum im Spiegel der Zeit Substanzgebrauch im Kontext historischer Konstellationen Aktuelle Rahmenbedingungen der Suchthilfe und ihrer Klientel Junge Erwachsene Eine begriffliche und historische Annäherung Entwicklungsprozesse junger Erwachsener Junge Erwachsene heute Abhängigkeit im jungen Erwachsenenalter Wirkungsweisen bevorzugter Substanzen junger Menschen Erklärungsansätze für Suchtmittelmissbrauch und -abhängigkeit im jungen Erwachsenenalter Neurobiologisches Modell Psychologische Modelle Modell der Schutz- und Risikofaktoren Einflussfaktoren für Suchtmittelmissbrauch und -abhängigkeit im jungen Erwachsenenalter Familiäre Einflüsse Einflüsse Gleichaltriger Soziale Einflüsse Auswirkungen von Drogenmissbrauch im jungen Erwachsenenalter Hilfesuchverhalten junger Menschen mit problematischem Drogenkonsum Drogenkonsum, Sucht und Suchthilfe in München Zum Konsum- und Suchtverhalten der Münchner Bevölkerung Entwicklung und Status Quo des Münchner Suchthilfesystems Bisheriger Forschungsstand II Empirie Forschungshintergrund Entwicklung der Fragestellung: Explorative Voruntersuchung Abgrenzung zum bisherigen Forschungsstand: Legitimation der Forschung... 61

6 I n h a l t s v e r z e i c h n i s S e i t e 6 7 Forschungsdesign Forschungsinteresse und ziele Untersuchungsleitende Fragestellungen und Hypothesen Quantitative Methode Fragebogen Konstruktion des Fragebogens Besonderheiten des Fragebogens Qualitative Methode Problemzentriertes Interview Operationalisierung der Leitfäden Besonderheiten der Leitfäden Gütekriterien quantitativer und qualitativer Forschung Datenerhebung Quantitativ: Vorgehen, Zeitraum, Feldzugang und Herausforderungen Qualitativ: Vorgehen, Zeitraum, Feldzugang und Herausforderungen Auswertungsverfahren Auswertungsmethode der Fragebogenerhebung Auswertungsprogramme Methodische Vorgehensweise Forschungsethische Aspekte der quantitativen Erhebung Auswertungsmethode der Interviews Entwicklung der Auswertungsmethode Methodisches Vorgehen Forschungsethik und Überprüfung der Gütekriterien im qualitativen Prozess Ergebnisse der quantitativen Erhebung Beschreibung der Population Beschreibung des Suchtmittelkonsums Beschreibung des Suchthilfesystems und der Hilfsangebote Hypothesenprüfung Hypothese 1: Hepatitis C-Infektionsstatus Hypothese 2: Drogenkonsum der Freunde Hypothese 3: Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt Hypothese 4: Einschätzung des Drogenkonsums Hypothese 5: Zufriedenheit mit der Wohnsituation Hypothese 6: Cleanzeiten Hypothese 7: Zustandsveränderung Überprüfung der Gütekriterien Zentrale Ergebnisse der quantitativen Erhebung Ergebnisse der qualitativen Erhebung Beschreibung der Interviewteilnehmer Die interviewten aus dem Dunkelfeld Die Interviewten mit Anbindung an die Suchthilfe Interviewanalyse Dunkelfeld...209

7 I n h a l t s v e r z e i c h n i s S e i t e Rahmenbedingungen: Familie und persönliches Umfeld Hilfesysteme: Erfahrungen mit Hilfemaßnahmen außerhalb der Suchthilfe Drogenkonsum: Entwicklung, Begründung, Stellenwert Problematische Entwicklungen: Delinquenz, Finanzierung, Haft Suchtstatus: Einschätzung und Umgang Suchthilfe: Erfahrungen, Erwartungen und Bedürfnisse Zukunftsperspektiven Interviewanalyse Suchthilfe Rahmenbedingungen: Familie und persönliches Umfeld Hilfesysteme: Erfahrungen mit Hilfemaßnahmen außerhalb der Suchthilfe Drogenkonsum: Begründung, Entwicklung, Stellenwert Problematische Entwicklungen: Delinquenz, Finanzierung, Haft Suchtstatus: Einschätzung und Umgang Suchthilfe: Erfahrungen, Erwartungen und Bedürfnisse Zukunftsperspektiven Dunkelfeld und Suchthilfe im Vergleich: Unterschiede und Parallelen Zentrale Ergebnisse der qualitativen Untersuchung Zusammenführung beider Erhebungen III Handlungsempfehlungen Handlungsempfehlungen für die Suchthilfe Empfehlungen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung sozialer Berufe Empfehlungen für weiterführende Forschung Schluss. 248 Glossar Literaturverzeichnis.259 Quellenverzeichnis..266 Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Anhang 273 a) Fragebogen 273 b) Begleitschreiben c) Kurzfragebogen d) Interviewleitfaden Dunkelfeld 302 e) Interviewleitfaden Einrichtung.. 304

8 I n h a l t s v e r z e i c h n i s S e i t e 8 f) Vorlage Postskriptum. 306 g) Audiodateien der explorativen Voruntersuchung auf CD h) Postskripte auf CD i) Transkripte auf CD j) Gesamtüberblick des Kategoriensystems auf CD Ehrenwörtliche Erklärung 308

9 E i n l e i t u n g S e i t e 9 Einleitung Am spricht Klaus Fuhrmann, Bereichsgeschäftsführer der niedrigschwelligen Hilfen des Condrobs e. V., auf der Fachtagung zum Thema ältere Drogenabhängige davon, dass ein Rückgang bei jungen DrogenkontaktladenbesucherInnen zu verzeichnen ist (vgl. Fuhrmann 2009). Diese Einschätzung bildet im Frühjahr 2010 die Grundlage für den Gegenstand der vorliegenden Arbeit: Das Forschungsprojekt Situation und Hilfebedarf 18- bis 26-jähriger Menschen mit problematischem Drogenkonsum. Um einerseits eben genannte Einschätzung bzgl. des Rückgangs junger Klientel überprüfen zu können und andererseits auch eine Vorstellung von der Situation junger DrogenkonsumentInnen im Allgemeinen zu bekommen, wurden in einem ersten Schritt Expertinnen und Experten der Münchner Drogenhilfe qualitativ befragt. Dabei ist deutlich geworden, dass jüngere DrogengebraucherInnen auch von Professionellen, die in engem Kontakt stehen mit ihrer Klientel, in vielerlei Hinsicht nur vage beschrieben werden können und meist Mutmaßungen angestellt werden müssen. Der Bedarf nach empirisch gesichertem Wissen über junge drogengebrauchende Menschen wurde damit erkennbar und begründet die Durchführung des weiteren Forschungsprojekts. Insbesondere der Versuch, junge DrogenkonsumentInnen zu beschreiben und nicht nur Häufigkeiten abzufragen, legitimiert das Projekt. Denn zahlreiche epidemiologische Studien wie beispielsweise die Drogenaffinitätsstudie Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland oder das Gesundheitsmonitoring der Stadt München (siehe Punkt 5) haben Daten zum Konsumverhalten hervorgebracht. Zu ihren Einstellungen und Motivationen wurden junge drogenkonsumierende Menschen bisher jedoch lediglich im Rahmen der mittlerweile veralteten Repräsentativerhebung Jugendlicher in Bayern aus dem Jahr 1974 befragt, wodurch auch in Bezug auf den derzeitigen Forschungsstand die Legitimation des vorliegenden Projekts erkennbar wird. Zwischen August 2010 und März 2011 folgte somit eine quantitative und qualitative Erhebung in 16 Münchner Suchthilfeeinrichtungen sowie eine qualitative Untersuchung im Dunkelfeld. Befragt wurden Menschen mit problematischem Konsum im Alter von Jahren. Das Erkenntnisinteresse galt dabei dem Zusammenhang zwischen den Bedürfnissen dieser Menschen und der Angebotsstruktur im Münchner Suchthilfesystem. Ziel war es, die Situation junger drogenkonsumierender Menschen zu verstehen und eine Beschreibung ihrer Einstellungen, ihrer Erwartungen und Bedürfnisse in Bezug auf Angebote der Suchthilfe zu ermöglichen. Weiter waren Konsummuster, Persönlichkeitsmerkmale, Sozialverhalten sowie Sozialisationsbedingungen von Interesse. Die Auswertung der Fragebögen (n=69) und der Interviews (drei aus dem Dunkelfeld, zwei aus Einrichtungen) erfolgte von Februar bis Mai Die Ergebnisse wurden

10 E i n l e i t u n g S e i t e 10 einrichtungsübergreifend erhoben und ausgewertet und sollen ebenfalls einrichtungsübergreifend Verwendung finden. Der vorliegende Bericht soll einen umfassenden Einblick in das Forschungsprojekt ermöglichen. Die Basis dieser Arbeit stellen drei Teile da und zwar der theoretische und der empirische Teil sowie die Handlungsempfehlungen. Im ersten Kapitel werden zunächst Grundlagen zum besseren Verständnis des Forschungsprojekts dargelegt. Nennenswert hierfür sind beispielsweise das 2007 erschienene Buch Sozialwissenschaftliche Suchtforschung von Henning Schmidt-Semisch und Bernd Dollinger, das 2009 erschienene Buch Akzeptanz als Deutungsmuster in der Drogenarbeit von Ursula Unterkofler sowie der Herausgeberband Suchtstörungen im Kindes- und Jugendalter von Rainer Thomasius et al. aus dem Jahr Zudem gibt Kapitel 1 anhand historischer Beispiele einen Einblick in die Vielfalt von Deutungsmustern von Drogen und ihren KonsumentInnen, um zu verdeutlichen, dass die im darauffolgenden Kapitel dargestellte aktuelle Umgangsweise mit DrogenkonsumentInnen und damit deren Situation und gegebenenfalls auch Hilfebedarf, keinenfalls statisch, sondern durch kulturelle und politische Rahmenbedingungen bedingt ist. Die Darstellung der aktuellen Deutungsmuster wird anschließend vor dem Hintergrund bayerischer Drogenpolitik und bundesdeutscher Gesetzgebung vorgenommen. Das nächste Kapitel geht näher auf die spezielle Situation junger Menschen ein und beschreibt die Lebensphase des jungen Erwachsenenalters. Gliederungspunkt 3 gibt anhand ausgewählter Erklärungsansätze einen Einblick in neurobiologische und psychologische Bedingungen sowie Risiko- und Schutzfaktoren, die ursächlich für Drogenmissbrauch sowie abhängigkeit sein können. Zudem werden mögliche Einflussfaktoren sowie Auswirkungen vom Drogenkonsum erläutert und das Hilfesuchverhalten junger Menschen dargestellt. Nachdem die vorliegende Studie speziell die Situation in München in den Fokus nimmt, scheint es bedeutsam, in Punkt 4 grundlegendes zum Suchtverhalten der Münchner Bevölkerung sowie die Entwicklung und den Status Quo des Münchner Suchthilfesystems aufzuzeigen. Die Darstellung des aktuellen Forschungsstandes zu Suchthilfe und zu jungen DrogenkonsumentInnen lässt Lücken in der Forschung und damit die Legitimation des hier behandelten Forschungsprojekts erkennen und findet somit im letzten Kapitel des Theorieteils Platz. Der darauf folgende empirische Teil setzt sich zunächst in dem Kapitel 6 mit dem Forschungshintergrund auseinander. Hierbei wird die Entwicklung der Fragestellung und damit u. a. die explorative Voruntersuchung dargestellt. In diesem Abschnitt wird zudem das Projekt vom bisherigen Forschungstand abgegrenzt, womit nochmals auf seine Legitimation eingegangen wird. Das Forschungsinteresse, die Darstellung der

11 E i n l e i t u n g S e i t e 11 quantitativen und qualitativen Methode sowie die Gütekriterien bilden den Inhalt von Abschnitt 7. Detailliert wird hier u. a. erläutert, wie der Fragebogen und wie die Interviewleitfäden aufgebaut sind. Die Beschreibung des Forschungsvorgehens, also des Feldzugangs sowie der Herausforderungen bei qualitativer und quantitativer Datenerhebung, erfolgt in Punkt 8, bevor Kapitel 9 die Interview- und Fragebogenauswertung thematisiert und beschreibt. Im danachfolgenden Textabschnitt 10 werden schließlich die Ergebnisse der quantitativen und in Kapitel 11 die der qualitativen Untersuchung vorgestellt. Abschließend werden im empirischen Teil, die Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Erhebung zusammengeführt sowie die zentralen Ergebnisse erläutert. Der die Arbeit abschließende Hauptteil Handlungsempfehlungen, nennt in den Kapiteln 13 bis 15 Handlungsempfehlungen für die Suchthilfe, die Aus- Weiter- und Fortbildung in sozialen Berufen sowie Empfehlungen für eine weiterführende Forschung.

12 D r o g e n k o n s u m i m S p i e g e l d e r Z e i t S e i t e 12 I Theorie und Forschungsstand 1 Drogenkonsum im Spiegel der Zeit Betrachtet und untersucht man die aktuelle Situation junger problematisch drogenkonsumierender Menschen in München, liegt es nahe, dies im Kontext unserer Zeit und unserer Kultur zu tun. Man läuft dabei allerdings Gefahr, aktuelle Deutungsmuster und Betrachtungsweisen als statisch anzusehen und damit zu vernachlässigen, dass die Realität vor dem Hintergrund subjektiver Wahrnehmung konstruiert wird. Für eine möglichst objektive Betrachtung scheint es deshalb bedeutsam, zu verstehen, dass Drogenkonsum nicht per se Drogenkonsum ist, sondern selbiger sich konstituiert im Kontext kultureller, gesellschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen und somit auch die Situation (und der daraus gegebenenfalls resultierende Hilfebedarf) des für den vorliegenden Forschungsbericht untersuchten Personenkreises nicht naturgegeben, sondern ein Konstrukt unserer Wahrnehmung ist. Die Wahrnehmung des Konsums wiederum, hat maßgeblich Einfluss auf dessen Rahmenbedingungen. Die Beschreibung drogenkonsumierender Menschen erfolgt also unter bestimmten und eingeschränkten Betrachtungsmöglichkeiten, denn unsere heutigen Vorstellungen von Sucht, Alkoholismus und Drogenabhängigkeit können -wie jedes menschliche Wissen- keinen Anspruch auf Dauerhaftigkeit oder gar bleibende Gültigkeit erheben. Wer mit diesen Begriffen arbeitet, tut daher gut daran, sich ihrer Relativität, ihrer Eingeschlossenheit in eine spezifische historische Konstellation (SPODE 1986, S. 179) bewußt zu sein (Klein 1997). Eben genannten Ratschlag befolgend, sollen die nachstehenden Ausführungen deutlich machen, wie abhängig die Deutung und Auswirkung von Substanzgebrauch von kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Einflüssen ist. An die historischen Beispiele anschließend werden aktuelle Deutungsmuster von Drogenkonsum und -abhängigkeit vor dem Hintergrund westeuropäischer Denkweise und Kultur sowie die bayerischer Drogenpolitik dargestellt und erklärt. Im darauffolgenden Kapitel werden einige exemplarische Erklärungsansätze für Suchtmittelmissbrauch und -abhängigkeit im jungen Erwachsenenalter vorgestellt. 1.1 Substanzgebrauch im Kontext historischer Konstellationen Der Konsum bewusstseinsverändernder Substanzen reicht weit zurück in die Geschichte der Menschheit. In Ägypten, in der griechischen oder römischen Kultur und später auch in Persien, der Türkei und Mitteleuropa waren psychotrope

13 D r o g e n k o n s u m i m S p i e g e l d e r Z e i t S e i t e 13 Substanzen entweder Teil religiöser und kultureller Rituale oder fanden Verwendung als Arzneimittel. Bereits Homer (800 v.chr.) erwähnte in seiner Odyssee eine Droge. Er nannte sie Nephenthen und sie hatte die Macht, Kummer und Groll und allen Leiden Gedächtnis vergessen zu lassen (Jungblut 2004, S. 23). Etwa 1900 Jahre später beschreibt Hildegard v. Bingen den medizinischen Nutzen des Mohns. Weiter deuten Reisebeschreibungen aus dem Mittelalter darauf hin, dass in der persischen und ägyptischen Gesellschaft in allen Bevölkerungsschichten Opium häufig als Genussmittel eingesetzt wurde und im sozialen Leben fest integriert war. Die Integration des Opiums in die Kultur und damit das soziale Leben ermöglichte offensichtlich die Entwicklung eines Regulierungssystems, das eine informelle, freiwillige und wirksame Kontrolle des Konsums zuließ und eine Abhängigkeitsentwicklung bzw. problematischen Konsum zu verhindern oder einzudämmen vermochte. (vgl. ebd., S. 23 ff.) Als Gegenbeispiel hierzu, nämlich als Beispiel für das Fehlen informeller Kontrolle und einer mitunter daraus resultierenden raschen Ausbreitung der Sucht lässt sich Alkohol als kulturfremde Droge unter nordamerikanischen Indianern im 18. und 19. Jahrhundert nennen (vgl. Gersemann 1996, S. 22). Der Besitz oder Konsum einer für uns heute (zumindest im Vergleich zu Opiaten) in Bezug auf ihr Suchtpotential als harmloser eingestuften Droge, dem Tabak, konnte noch vor wenigen Hundert Jahren schwere Strafen nach sich ziehen. Der Schah von Persien, Abbas der Große ( ), befahl, religiös motiviert, dass jedem Raucher die Lippen abzuschneiden seien. Der türkische Sultan Murad IV. ( ) verhängte gegen Raucher die Todesstrafe und Zar Michail Fjodorowitsch Romanow ( ) bestrafte die Raucher, indem er sie entweder auspeitschen oder hinrichten ließ (vgl. Ramìres 2003). Dass Tabakkonsum weder harmlos ist noch frei oder erfolgreich macht, wissen wir heute. Welch Perspektivenwechsel hier stattgefunden hat wird deutlich, wenn man an die gesellschaftliche Zustimmung und das durchweg positive Bild des Rauchers vor nur 50 Jahren denkt. Ursächlich für diese oder jene Betrachtungsweise von Substanzgebrauch können mehrere Faktoren sein. Bei eben genanntem Beispiel vom Bild des Rauchers Mitte des letzten Jahrhunderts und heute, 2011, wird es in erster Linie das Wissen um die Gesundheitsschädlichkeit sein, das eine Veränderung der gesellschaftlichen Akzeptanz herbeigeführt hat. Aber auch politische wie ökonomische Faktoren waren in der Geschichte ursächlich für eine Veränderung der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Drogen und ihren KonsumentInnen. Denken wir z. B. an den Opiumkrieg zwischen England und China im 19. Jahrhundert, durch den das Kaiserreich mit Waffengewalt gezwungen wurde, der Britischen Ostindien-Kompanie den Verkauf von Opium zu erlauben, um dadurch

14 D r o g e n k o n s u m i m S p i e g e l d e r Z e i t S e i t e 14 den Briten zu ermöglichen, begehrte Waren wie Tee, Seide oder Porzellan mit Opium aus den indischen Kolonien zu bezahlen. Oder erinnern wir an den Vorreiter der Drogenprohibition, die USA. Die dort Mitte des 19. Jahrhunderts zum Bau der Eisenbahn massenhaft eingewanderten Chinesen begannen nach Fertigstellung der Gleisbauarbeiten zum Problem zu werden. Über Jahrzehnte hatte es weder eine Rolle gespielt, noch ein Problem bereitet, dass diese Arbeiter Opium konsumierten. Um diesen Personenkreis zu stigmatisieren, wurde 1875 von der Stadt San Francisco das erste Drogenverbot der westlichen Welt erlassen, das sich allerdings ausschließlich gegen das Rauchopium der Chinesen richtete. Die gelbe Gefahr wurde medial in die Köpfe der amerikanischen Bevölkerung eingebrannt und die chinesischen MigrantInnen und mit ihnen das (im Vergleich zum viel stärkeren Morphin der weißen Bevölkerung harmlose) Rauchopium zum Sündenbock der Nation. Als weiteres Beispiel für Faktoren von Drogen- und Drogenkonsumdeutungsmustern sei ein rein ökonomisches Motiv genannt, die Marihuanagefahr in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten von Amerika. Der Leiter des Federal Bureau of Narcotics (FBN), Harry Anslinger, auch bekannt als der Kreuzritter gegen die Todesdroge, begann seinen Kampf gegen die bis dahin allenfalls als Textilrohstoff, Heilkraut und billigen Tabakersatz bekannte Droge Marihuana. Dass Anslinger den Posten des FBN inne hatte, verdankte er dem Onkel seiner Frau, dem Banker und Multimilliardär Andrew Mellon. Dieser bzw. einer seiner Großklienten hatte gerade die synthetische Kunstfaser Nylon entwickelt und wollte sich die Konkurrenz der Hanffaserproduzenten vom Hals schaffen. Was hätte da dienlicher sein können als eine Strafverfolgungsbehörde wie das FBN und gute Kontakte zu den Medien, die fortan das Todeskraut dafür verantwortlich machten, dass dessen hauptsächlichen Konsumenten, nämlich Schwarze und Latinos, unter Drogeneinfluss weiße Frauen vergewaltigten und ermordeten. (vgl. Bröckers 2010, S. 21 ff.) Damit hatte die gesellschaftliche Akzeptanz und Beurteilung von Marihuana innerhalb kürzester Zeit und wie wir wissen bis heute eine Wendung gefunden. Gegenwärtig wird in manchen Ländern eine Abkehr von der Illegalisierung von Cannabis diskutiert, die zwar durch empirische Befunde über den Nutzen der Pflanze und ihre vergleichsweise geringe Schädlichkeit begründet wird, tatsächlich jedoch ohne ökonomische Motive keine Chance hätte. So hoffte z. B. der Gouverneur Kaliforniens auf Steuereinnahmen in Höhe von jährlich 1,2 Milliarden Dollar durch die Tax Cannabis Das neue Gesetz, das im November 2010 bei einem Volksentscheid mit knapper Mehrheit abgelehnt wurde, sollte Erwachsenen über 21 Jahren den Erwerb und Konsum von Marihuana gestatten. Abgesehen von möglichen Steuereinnahmen sind die Kosten, die durch die Prohibition verursacht

15 D r o g e n k o n s u m i m S p i e g e l d e r Z e i t S e i t e 15 werden, immens. Der Harvard-Ökonom Jeffrey A. Miron schätzt die Einsparungen bei einer Aufhebung der Prohibition aller illegalen Drogen in den USA auf 44,1 Milliarden Dollar pro Jahr und errechnet zudem Steuereinnahmen i. H. v. 32,7 Milliarden Dollar. In Deutschland verursachen illegalisierte Drogen nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums jährlich zwischen 5,2 und 6,4 Milliarden Euro an Kosten. (ebd., S. 187 ff.) Der Volkswirt Olaf Gersemann hat bereits 1996 eine Kosten- und Nutzenrechnung für die Legalisierung bzw. die staatliche Monopolisierung des Verkaufs von Heroin aufgestellt und hat neben weiteren Faktoren die Auswirkungen auf die Zahl von KonsumentInnen erläutert: Die Zahl konsumierender Menschen und damit die Zahl der Süchtigen würde zunächst ansteigen, es wäre aber denkbar, dass die Zahl langfristig unter das ursprüngliche Niveau sinke, nämlich dann, wenn Heroin eingebettet wäre in das soziale Leben und damit die aktuelle formelle Kontrolle ersetzt würde durch eine zukünftige informelle Kontrolle. (vgl. Gersemann 1996, S. 23) Als Vorreiter ist Portugal 2001 einen entscheidenden Schritt in diese Richtung gegangen und hat beschlossen, Drogendelikte nicht mehr strafrechtlich zu verfolgen. Das Ergebnis war, dass die Zahl von DrogenkonsumentInnen nicht nur nicht angestiegen, sondern insbesondere in den jüngeren Altersgruppen, gefallen ist. Die Lebenszeitprävalenz bei 16- bis 18- jährigen Menschen fiel dort zwischen 2001 und 2006 von 27,6 auf 21,6 Prozent. (vgl. Bröckers 2010, S. 187 f.) Auch international wird der Ruf nach einer Beendigung des Drogenkrieges und damit einer Legalisierung von Drogen bzw. Entkriminalisierung der KonsumentInnen lauter. Haben noch bis vor wenigen Jahren nur vereinzelte Stimmen eine Abkehr von der Prohibition gefordert, so wird die Notwendigkeit einer Wende in der Drogenpolitik heute zunehmend auch von führenden und einflussreichen Personen diskutiert. Deutlich wird dies u. a. anhand eines am 2. Juni diesen Jahres veröffentlichten Berichts der Global Commission on Drug Policy, einem 19-köpfigen Gremium, dem auch der ehemalige UN-Generalsekretärs Kofi Annan angehört. In der Stellungnahme heißt es: Der jahrzehntelange Krieg gegen die Drogen ist verloren und hat verheerende Folgen für Menschen rund um die Welt. (vgl. Passenheim 2011, S. 2) Nachdem die vorangegangenen Ausführungen deutlich gemacht haben, wie wenig statisch der Umgang mit und die Betrachtungsweisen von Suchtmitteln und Abhängigkeit sind und, dass in der Drogenpolitik neben ideologischen und paternalistischen Motiven auch ökonomische eine Rolle spielen, soll im Folgenden der Blick auf das hier (München/Bayern) und jetzt (2011) gerichtet werden und Drogenarbeit sowie Deutungsmuster von Suchtmittelkonsum und Abhängigkeit vor

16 D r o g e n k o n s u m i m S p i e g e l d e r Z e i t S e i t e 16 dem Hintergrund gegebener Rahmenbedingungen sowie der vorherrschenden Ambivalenz in der Bewertung des Konsums (Unterkofler 2009) illegalisierter Drogen und diesbezüglich möglicher Auswirkungen auf das konsumierende Individuum thematisiert werden. 1.2 Aktuelle Rahmenbedingungen der Suchthilfe und ihrer Klientel Wie im vorangegangenen Abschnitt deutlich wurde, kann Drogenkonsum nur schwer abstrakt betrachtet werden, da unser Verständnis von und unsere Handlungsweisen mit Drogen und DrogenkonsumentInnen eingebunden sind in unsere bundesdeutsche bzw. bayerische Gesellschaft, ihre Struktur, ihre Kultur und Subkultur. Was konsumiert wird, wie die Konsumenten ihren Drogenkonsum subjektiv denken und welches Bild, welche Vorstellungen sich die Professionellen oder die Öffentlichkeit über den Drogenkonsumenten machen, bilden nicht einfach objektive und subjektive Realität ab, sondern stellen sie her. [ ] Die Deutung -als Vergehen, Schwäche, Krankheit oder Lebensstil- konstituiert den Rahmen der Umgehensweise, die Richtung der sozialen und individuellen Praxen und die Lösungsversuche bei Problemen mit dem Drogenkonsum. (Degkwitz 2002, S. 22) Grundsätzlich finden sich heute vier Betrachtungsweisen von Drogenkonsum, die im Folgenden vor dem Hintergrund bundesdeutscher und landesspezifischer politischer und kultureller Rahmenbedingungen dargestellt werden sollen. Drogenkonsum kann verstanden werden als: a) kulturell reguliertes bzw. zu regulierendes Phänomen, das allgemein akzeptiert und in bestimmten Situationen sogar erwünscht ist (Kultivierung), b) unerwünschtes Verhalten, das aber gleichwohl in der Verantwortung des Individuums steht (Akzeptanz), c) Krankheit, die behandelt werden kann oder muss (Pathologisierung), oder d) Verbrechen, das es mit Freiheits- (Gefängnis) oder Geldstrafen zu ahnden gilt (Kriminalisierung). (Hess et al. 2004, zit. nach Dollinger/Schmidt-Semisch 2007, S. 20) Die Betrachtungsweise einiger Substanzen wie Kaffee, Tabak, Schlaf- und Beruhigungsmitteln oder Alkohol kann in der Regel Punkt a, also der Kultivierung, zugeordnet werden. Wobei in den vergangenen Jahren vor allem bei Tabak eine Verschiebung in Richtung Punkt b, der Akzeptanz, zu beobachten ist. Der Konsum illegalisierter Drogen und damit der Substanzen, die die Zielgruppe des vorliegenden Forschungsberichts problematisch konsumiert, wird überwiegend Punkt c und Punkt

17 D r o g e n k o n s u m i m S p i e g e l d e r Z e i t S e i t e 17 d, also Krankheit und Verbrechen, zugeordnet, woraus sich u. a. auch die hier verwendete Arbeitsdefinition für problematischen Drogenkonsum konstituiert. Drogenkonsum kann demnach dann als problematisch bewertet werden, wenn mindestens eines der folgenden Merkmale erfüllt ist: es liegt ein schädlicher Gebrauch (F1x.1) oder eine Abhängigkeit (F1x.2) im Sinne einer klinischen Diagnose (ICD oder DSM) vor, es entstehen Schäden für andere Personen, es finden sich negative soziale Konsequenzen oder Delinquenz. (vgl. European Monitoring Center for Drugs and Drug Addiction/Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogenkonsum 2009, S. 63) Aber auch Punkt b, die Akzeptanz, spielt im Kontext illegalisierter Drogen eine zunehmend bedeutende Rolle. Um auch den Menschen helfen zu können, die von einer anfänglich rein abstinenzorientierten und oftmals auch paternalistischen Drogenarbeit nicht erreicht werden konnten, arbeiten SozialarbeiterInnen heute in einigen Bereichen der Suchthilfe akzeptanzorientiert und individualistisch. Insbesondere Menschen mit komorbider Problematik, mit Doppeldiagnosen oder älteren DrogenkonsumentInnen kann durch diese Herangehensweise begleitende Unterstützung zu Teil werden. Zusammenfassend meint akzeptanzorientierte Drogenarbeit die Erweiterung des zu Beginn der Suchthilfe in den 1970er Jahren rein auf Abstinenz ausgerichteten Konzepts um schadensmindernde Maßnahmen, die darauf ausgerichtet sind, Konsumentinnen und Konsumenten zu unterstützen und zu begleiten und Risiken auf dem Lebensweg mit Drogen zu reduzieren, ggf. natürlich auch auf dem Weg zur Abstinenz (vgl. Schneider 2006, S. 1 ff.). Denn Drogenhilfe kann [ ] nichts produzieren (Therapiemotivation, Abstinenz etc.), sondern lediglich Unterstützung zur Selbstproduktion anbieten: Die Nutzer von Drogenhilfe produzieren ihr Leben selbst. (ebd., S. 4). Ausgebremst wird die Suchthilfe im Bereich der Akzeptanzorientierung jedoch an vielen Stellen durch politische Rahmenbedingungen. Vordergründig sind hier die Ziele der bayerischen Drogenpolitik zu nennen: Oberstes Ziel der bayerischen Drogen- und Suchtpolitik ist die dauerhafte Abstinenz von Drogen und ein selbstbestimmter, verantwortungsvoller Umgang mit legalen Suchtmitteln. [ ] Bayern setzt bei seiner Drogen- und Suchtpolitik seit jeher auf das bewährte 3-Säulen-Konzept, bestehend aus Prävention, Hilfe für die Betroffenen und Repression. [ ] Den illegalen Drogen kommt aber wegen des besonders hohen Suchtpotentials und wegen der gravierenden negativ persönlichkeitsverändernden Wirkung besondere Bedeutung zu. Bayern setzt hier Schwerpunkte bei der

18 D r o g e n k o n s u m i m S p i e g e l d e r Z e i t S e i t e 18 Prävention und bei der konsequenten Strafverfolgung durch Polizei und Justiz. (Bayerisches Staatsministerium des Innern o. J.) Mit seinem 3-Säulen-Konzept weicht das bayerische Innenministerium von dem ansonsten üblichen 4-Säulen-Modell ab, welches die Hilfe für Betroffene nochmals unterteilt in einerseits schadensmindernde Maßnahmen wie z. B. Substitution, Spritzenvergabe, Konsumraum und andererseits Beratung & Therapie (vgl. u. a. Stadt St. Gallen 2011). An dieser Stelle und auch im ersten Satz des oben genannten Zitats, der die dauerhafte Abstinenz als oberstes Ziel bayerischer Drogenpolitik beschreibt, wird nachvollziehbar, dass die Akzeptanzorientierung in der bayerischen Suchthilfe in weiten Teilen nach wie vor schwer Fuß fassen kann. Dem Aspekt Verbrechen bzw. Vergehen im Kontext mit Drogenkonsum kommt in Bayern ein besonders hoher Stellenwert zu, was im Folgenden an einigen Beispielen dargestellt werden soll. Der Konsum illegalisierter Drogen selbst stellt keinen Straftatbestand dar, jedoch werden die dem Konsum zwangsläufig vorausgehenden Handlungen wie Erwerb und Besitz unter Strafe gestellt (BtMG 29). Auch wenn der Besitz geringer Mengen nach einem Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts von 1996 nicht strafrechtlich verfolgt werden soll (BtMG 31a), findet diese Regelung in Bayern selten Anwendung. Gelten in Berlin beispielsweise bis zu 15 Gramm Cannabis als geringe Menge, so ist das Absehen von einer Strafverfolgung in Bayern theoretisch nur bis sechs Gramm möglich (vgl. Cousto 2010). Praktisch werden jedoch auch Kleinstmengen wie z. B. Reste in gerauchten Joints sowohl von der bayerischen Polizei verfolgt, als auch von bayerischen Gerichten geahndet, so Rechtsanwalt Florian Haas aus Starnberg bei München (Haas 2011, pers. Gespräch). Dass in Bayern ein besonderes Augenmerk auf die Verfolgung von Cannabis-Delikten gelegt wird, zeigt sich im Vergleich der bundesdeutschen und bayerischen Kriminalstatistik von Demnach waren bundesweit 43,3 % aller Rauschgiftdelikte Verstöße mit Cannabis während der Anteil der Cannabis-Delikte in Bayern 57,8 % betrug (vgl. BKA 2010, S. 219 und LKA Bayern 2010, S. 33). Weiter hat eine Untersuchung über die Anwendungspraxis des 31a BtMG gezeigt, dass Bayern im bundesweiten Vergleich bei Cannabis- und anderen Drogendelikten überdurchschnittlich wenige Verfahrenseinstellungen ohne Auflagen sowie eine verhältnismäßig hohe Zahl an Einstellungen mit Auflagen zu verzeichnen hat. Dementsprechend sind auch die Anteile der Nichteinstellungsentscheidungen im Vergleich zu Staatsanwaltschaften wie beispielsweise Berlin oder Frankfurt deutlich höher. (vgl. Schäfer/Paoli o. J., S. 13) Zu bedenken ist jedoch, dass sowohl der Prohibition als auch der Repression und damit dem Eingriff in die KonsumentInnensouveränität grundsätzlich auch durchaus

19 D r o g e n k o n s u m i m S p i e g e l d e r Z e i t S e i t e 19 legitime Motive zugesprochen werden können, die allerdings kritisch hinterfragt bzw. diskutiert werden müssen. So wäre der Schutz der Jugend, der Schutz potentieller ErstkonsumentInnen oder das Recht auf Selbstbindung zu erwähnen, welches der Staat durch formelle Kontrolle gewährt, weil oder wenn informelle Kontrollmechanismen keinen hinreichenden Schutz vor Selbstschädigung bieten können (vgl. Gersemann 1996, S. 34 ff.). Ein weiterer Aspekt, der die niedrige Toleranz gegenüber KonsumentInnen illegalisierter Drogen deutlich macht, ist in der Belegung deutscher Gefängnisse und der medizinischen Versorgung Drogenabhängiger im bayerischen Justizvollzug zu finden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren 2010 ca. 15 % aller Inhaftierten wegen eines BtMG-Deliktes eingesperrt (Statistisches Bundesamt 2010, S. 22). Laut REITOX-Bericht 2009 konsumieren % aller Gefangenen illegalisierte Substanzen, bei 33 % wird ein Abhängigkeitsstatus vermutet (vgl. REITOX 2009, zit. nach Schulte-Scherlebeck 2010, S. 38). Hierbei und vor dem Hintergrund der z. B. im ersten Kapitel genannten Strafen gegen Tabakkonsumenten im Zarenreich, hat der Medizinaldirektor der JVA Vechta, Dr. Karlheinz Keppler, vermutlich nicht ganz Unrecht, wenn er behauptet: Und wir werden als die Deppen in die Geschichte eingehen, die ihre Drogenkonsumenten wegsperren. (Keppler 2010). Denn wie wir heute verständnislos den Kopf schütteln, wenn wir an die Todesstrafe für Tabakbesitz im Mittelalter denken, so verständnislos könnte schon in wenigen Hundert Jahren auf unseren heutigen Umgang mit DrogenkonsumentInnen reagiert werden. Dass neben der Unverhältnismäßigkeit, die hinter der hohen Zahl Gefangener mit BtM-Hintergrund steht, außerdem die medizinische Versorgung in einem Großteil bundesdeutscher und insbesondere bayerischer Gefängnisse auf der Strecke bleibt, wird neben dem Verbot der Spritzenvergabe in Haft erkennbar am Vergleich der extra- und intramuralen Substitutionszahlen. Die EU Studie zur Substitutionsbehandlung in europäischen Gefängnissen zur Analyse der Hürden für die Einführung oder Fortführung der Substitutionsbehandlung in Haft' zeigt für Deutschland eine Substitutionsrate von insgesamt 39,2 49 %, die mit einer Quote von gerade einmal 3,5 % innerhalb der Gefängnisse deutlich unterschritten wird (Stöver/Casselmann 2006, zit. nach Schulte-Scherlebeck 2010, S. 40). Eine weitere Besonderheit (mit Konsequenzen) für das Münchner Suchthilfesystem, die ebenfalls die drogenpolitische Haltung der bayerischen Regierung widerspiegelt, ist das sogenannte Junkie-Jogging. Auf Grundlage des Bayerischen Polizeiaufgabengesetzes (PAG) 16 kann die Polizei zur Abwehr einer Gefahr eine Person vorübergehend von einem Ort verweisen oder ihr vorübergehend das Betreten eines

20 D r o g e n k o n s u m i m S p i e g e l d e r Z e i t S e i t e 20 Ortes verbieten (vgl. PAG 16). Auch wenn man in den seltensten Fällen von einer Gefahren -Abwehr, sondern meist nur von ordnungspolitischen Maßnahmen sprechen kann, macht die Münchner Polizei regen Gebrauch von Platzverweisen an bekannten Szeneorten. Im Bereich um den Münchner Hauptbahnhof beispielsweise, wurden im Jahr 2009 rund 2900 Platzverweise ausgesprochen und 140 Menschen in Gewahrsam genommen. Den Gegenden um den Münchner Hauptbahnhof, dem Sendlinger Tor Platz und dem Orleansplatz dürfen sich derzeit 150 MünchnerInnen nicht nähern. Als noch rigorosere Maßnahme wurde der Szenetreffpunkt am Orleansplatz im Münchner Osten seit 2007 mit Kameras überwacht. Als sich die Szene daraufhin verlagerte und am Sendlinger Tor Platz neu einfand, wurden kurzerhand die Kameras am Orleansplatz abmontiert und am Sendlinger Tor Platz installiert. (vgl. tz-online 2010 und Costanzo 2011, S. 4) Das Ergebnis ist eine fortwährende Vertreibungspolitik, die kritisch zu hinterfragen ist. Denn, solange keine Straftaten verübt, sondern bei dem Personenkreis drogenkonsumierender Menschen nur vermutet werden, sollte die Frage nach der Verhältnismäßigkeit gestellt werden. Artikel 11 des Grundgesetzes garantiert die Freizügigkeit im gesamten Bundesgebiet, die nur eingeschränkt werden darf, um z. B. strafbaren Handlungen vorzubeugen (vgl. GG Artikel 11). Strafbare Handlungen sind aber nicht generell jedem Szenezugehörigen zu unterstellen, denn zahlreiche Drogenabhängige sind heute in Substitutionsbehandlung und treffen sich mit Gleichgesinnten an öffentlichen Orten, um soziale Kontakte zu pflegen. Ein weiterer Ansatzpunkt für die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Junkie-Jogging ist die Soziale Arbeit. Denn die Auflösung von Szenetreffpunkten und die stetige Verfolgung und Vertreibung durch die Exekutive erschwert es den MitarbeiterInnen des Hilfesystems, Kontakt zu ihrer Klientel aufzunehmen und zu halten. Zwei derzeit noch unbeantwortete Fragen können in diesem Kontext zudem noch aufgeworfen werden: (1) Wem gehört der öffentliche Raum? Wer darf entscheiden über Raumaneignung und Raumenteignung? Und (2) was sagen Bürgerinnen und Bürger zu der zugegeben oftmals unschönen, allerdings nicht grundsätzlich gefährlichen Ansammlung drogenabhängiger Menschen an öffentlichen Orten? Eine endgültige bzw. valide Antwort kann hierauf wohl nicht gegeben werden. Zwei verschiedene Positionen werden vertreten. So ist einerseits häufig in den Medien zu lesen, dass an zahlreichen Brennpunkten Junkies und Trinker Passanten anpöbeln und somit Angst in der Bevölkerung verbreiten (vgl. u. a. Costanzo 2011, S. 4). Andererseits kann eine Umfrage aus 2006 am damaligen Münchner Szenetreffpunkt Orleansplatz ein gänzlich anderes Stimmungsbild liefern. Ohne den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit geschweige denn Repräsentativität wurden Anwohner und

21 D r o g e n k o n s u m i m S p i e g e l d e r Z e i t S e i t e 21 Passanten nach Ihrer Meinung bzgl. der dortigen Ansammlung drogenkonsumierender Menschen befragt. Der allgemeine Tenor lässt sich wie folgt zusammenfassen: Irgendwo müssen diese Menschen sich ja auch aufhalten. Es ist nicht schön anzusehen, aber wo sollen sie denn sonst hin? Die brauchen ja auch einen Ort, an dem sie sich aufhalten können und haben vielleicht oftmals auch keine Wohnung. Und sie tun ja auch keinem was und sind meist freundlich und gehen zur Seite, wenn man vorbei möchte. (Schäffler 2006) Die Pathologisierung, wird nun als letztes Deutungsmuster angeführt, dies bringt für das drogenkonsumierende Individuum unterschiedliche Auswirkungen mit sich oder einfach gesagt, hat Vor- und Nachteile. Als objektive Vorteile sind zu nennen die Möglichkeit der Finanzierung von Hilfemaßnahmen durch Krankenversicherung (GKV), Rentenversicherung (RV) oder örtliche und überörtliche Sozialhilfeträger sowie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder (indirekt) auch Alternativen zur Bestrafung von BtM-Delikten ( 35 BtMG), seitdem per Grundsatzurteil des Bundessozialgerichts vom Drogenabhängigkeit offiziell als Krankheit anerkannt ist (vgl. u.a. Greschke 2008, S. 35). Zudem wurde dem Süchtigen durch den Stempel krank auch eine gewisse gesellschaftliche Akzeptanz zu Teil bzw. wurde die Deutung als moralische Verwerflichkeit oder Charakterschwäche sowie die Zuschreibung der grundsätzlichen Kriminalität abgeschwächt (vgl. Degkwitz 2007, S. 59). Aus subjektiver Sicht kann es für den konsumierenden Menschen positiv sein, wenn das Kind (die Problematik) durch die Diagnostik einen Namen bekommt. Ob andererseits eine Abhängigkeit durch Diagnosesysteme wie ICD oder DSM tatsächlich objektiv bestimmt werden kann, stellen Bernd Dollinger und Henning Schmidt-Semisch in Frage. Sie bemängeln, dass nicht die Abhängigkeit an sich, also die sozialen, psychischen oder somatischen Probleme des/der Konsumierenden, gemessen werden, sondern die Rahmung von Konsumhandlungen und damit die Umstände, unter denen Konsum stattfindet (z. B. Zeitaufwand für Substanzbeschaffung oder Erholung von der Wirkung) (vgl. Dollinger/Schmidt- Semisch 2007, S. 10 f.). Dies könnte konsequenter Weise zur Folge haben, dass z. B. ein Drogenkonsument aus dem bürgerlichen Milieu (Kemmesies 2004), der seinen Substanzbedarf aus eigenen Mitteln gewährleistet und ausreichend Kompetenz besitzt, um den Konsum nicht in der Arbeitsstelle oder anderweitig auffällig werden zu lassen, eine systematisch geringere Wahrscheinlichkeit besitzt, als problematischer Konsument aufzufallen, als jemand, der per se durch als problematisch geltende Lebensumstände gekennzeichnet ist (ebd., S. 11). Als Konsequenz daraus wäre denkbar, dass Zuschreibungen vorgenommen werden, die in Form einer self fulfilling prophecy Auswirkungen auf den konsumierenden

22 J u n g e E r w a c h s e n e S e i t e 22 Menschen haben. Peter Degkwitz beanstandet, dass außerdem das Krankheitsmodell den Blick zu eingeschränkt auf Genetik, Neurobiologie und Pharmakologie richtet und deshalb nur suboptimale Interventionen zulässt. Er plädiert dafür, ein Verständnis individueller Suchtstörungen auch aus sozialwissenschaftlicher Perspektive zu erlangen und die verschiedenen Ansätze in einem interdisziplinären humanwissenschaftlichen Ansatz zu vereinen (vgl. Degkwitz 2007, S. 59 f.). Im übernächsten Kapitel drei, finden sich weitere und konkretere Ausführungen zum Thema Pathologisierung, wobei Erklärungsansätze für Suchtmittelmissbrauch und -abhängigkeit bei jungen Erwachsenen aufgezeigt werden. Um jedoch zuvor einen Einblick in Entwicklungsprozesse junger Menschen im Allgemeinen zu erhalten, folgt zunächst in Gliederungspunkt zwei eine Annäherung an den Lebensabschnitt des jungen Erwachsenenalters. 2 Junge Erwachsene Das vorliegende Kapitel befasst sich mit dem Lebensalter der jungen Erwachsenen. Hierbei erfolgt zunächst eine Annäherung an diese Lebensphase, indem Begriffe und historische Aspekte geklärt werden. Im Anschluss daran werden Entwicklungsprozesse, die junge Menschen durchleben dargestellt und abschließend junge Erwachsene im heutigen Zeitalter beschrieben. 2.1 Eine begriffliche und historische Annäherung In diesem Abschnitt wird erläutert, wer unter das Lebensalter junge Erwachsene fällt, was darunter zu verstehen ist und wie sich diese Phase in Bezug auf die Historie verändert bzw. etabliert hat. Das Lebensalter der jungen Erwachsenen im Alter von ca Jahren hat sich erst in den letzten Jahrzehnten herauskristallisiert. Zu Beginn der Jugendforschungen war zunächst nur die Rede von den Lebensphasen Kindheit, Jugend und Erwachsene. Die Jugend, als eigenständige Lebensphase, setzte sich dabei auch erst Ende des 19. Jahrhunderts durch. Begründet wird jenes Phänomen der Entstehung der Jugend durch die moderne Industriegesellschaft, die im 18. und 19. Jahrhundert ihren Anfang fand. Die Lebensphase der Jugend wird nicht als natürlich gegeben gesehen, sondern als ein gesellschaftsgeschichtliches Phänomen (Scherr 2009, S. 19), welches im Laufe der Geschichte in Abhängigkeit

23 J u n g e E r w a c h s e n e S e i t e 23 der gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen entstand und sich veränderte. Die Lebensphase der Jugend hat sich in Folge der Vorverlagerung der Pubertät, der Verlängerung von Ausbildungszeiten und der damit einhergehenden Verschiebung des Zeitpunkts, zu dem eine ökonomische Unabhängigkeit von der Herkunftsfamilie erreicht wird, immer weiter ausgedehnt (vgl. ebd., S. 27). Zudem sind die veränderten Heirats-, Lebensbeziehungs- und Familiengründungsmuster weitere Ursachen für das Ausweiten der Lebensphase Jugend (vgl. Ferchhoff 2011, S. 96). Diese Ausdehnung der Jugendphase zieht sich bis hin zum Lebensalter der jungen Erwachsenen, weshalb dieses Lebensalter stark mit der Lebensphase der Jugend verwoben ist und gegenwärtig keine klare Abgrenzung zwischen den beiden Phasen mehr möglich ist (vgl. Scherr 2009, S. 23). Aus diesem Grund befassen sich heutzutage viele empirische Studien auch nicht mehr allein mit der Lebensphase Jugend, sondern beziehen sich auf eine weitgesteckte Altersstruktur, in der auch junge Erwachsene eine Berücksichtigung finden (ebd., S. 28). Beispielsweise wird seit der 15. Shell-Jugendstudie ein Personenkreis im Alter von Jahren in die Untersuchungen miteinbezogen. Oftmals wird in der Literatur die Lebensphase der Jugend wie folgt aufgeteilt: Frühe Jugendphase: die 12- bis 17-Jährigen in der pubertären Phase Mittlere Jugendphase: die 18- bis 21-Jährigen in der nachpubertären Phase Späte Jugendphase: die 22- bis 27-Jährigen in der Übergangszeit auf die Erwachsenenrolle. (Hurrelmann 2007, S. 41) Auch das Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) nimmt eine Einteilung der Jugendlichen bzw. des anspruchsberechtigten Klientels vor, indem ein Mensch, der 14, aber noch nicht 18 Jahre alt ist als Jugendlicher zählt sowie ein Mensch der 18, aber noch nicht 27 Jahre alt ist als junger Volljähriger bezeichnet wird (vgl. Stascheit 2008, S. 1155). Aufgrund der Verschiebung der Lebensphase Jugend in das Erwachsenenalter, führte Zinnecker Anfang der 80er Jahre den Begriff der Postadoleszenz ein (vgl. Abels 2008, S. 133). Zinnecker meint damit: zwischen Jugend und Erwachsensein tritt eine neue gesellschaftlich regulierte Altersstufe. Das heißt, zunehmend mehr Jüngere treten nach der Jugendzeit als Schüler nicht ins Erwachsensein, sondern in eine Nach-Phase des Jungseins über. Sie verselbständigen sich in sozialer, moralischer, intellektueller, politischer, erotisch-sexueller, kurz gesprochen in soziokultureller Hinsicht, tun dies aber, ohne wirtschaftlich auf eigene Beine gestellt zu sein, wie das historische Jugendmodell es vorsieht. Das Leben als Nach-

24 J u n g e E r w a c h s e n e S e i t e 24 Jugendlicher bestimmt das dritte Lebensjahrzehnt. (Zinnecker 1981, S. 101). Ferchhoff umschreibt den Begriff Postadoleszent wie folgt: Mit Postadoleszenten ist eine wachsende Gruppe von Menschen gemeint, die kulturell, politisch sowie freizeitbezogen in der Gestaltung ihrer Lebensformen und in der Wahl ihrer Lebensstile, sieht man einmal von der kultur- und konsumindustriellen Herstellung ab, weitgehend autonom sind, als auch keiner pädagogischen Betreuung und Kontrolle mehr bedürfen. Beruflich und ökonomisch sind sie weiterhin vom Elternhaus bzw. von inzwischen erheblich reduzierten - sozialpolitischen Alimentierungen abhängig und damit auch im Rahmen der Durchsetzung ihrer längerfristigen Lebensplanungen offen, unbestimmt und noch nicht festgelegt, aber dennoch nur partiell selbstständig. (Ferchhoff 2011, S. 96). Für die jungen Erwachsenen, im Alter von über 18 Jahren hat sich so seit ca. 20 Jahren der Begriff der Postadoleszenz durchgesetzt (vgl. Scherr 2009, S. 28), wobei oftmals auch einfach nur von jungen Erwachsenen gesprochen wird. Zu beachten ist jedoch auch, dass die Lebensalterseinteilung und Begriffe von Jugend sowie jungen Erwachsenen kontext-, d. h. zeit- und kulturgebunden sind und waren (vgl. Ferchhoff 2011, S. 94). Zudem ist der Übergang vom Jugendalter ins Erwachsenenalter wesentlich abhängig von gesellschaftlichen Lebenslagen und Chancenstrukturen (vgl. Hurrelmann 2007, S. 40). Der nächste Gliederungspunkt befasst sich mit den Entwicklungsprozessen und -aufgaben junger Erwachsener. 2.2 Entwicklungsprozesse junger Erwachsener Krampen und Reichle beziehen sich bei der Beschreibung der Entwicklungsprozesse junger Erwachsener auf eine Altersspanne von 18 bis 29 Jahren (vgl. Krampen/Reichle 2002, S. 319). In dieser Lebensphase [der jungen Erwachsenen] stehen Übergangsprozesse vom Jugendalter zum frühen Erwachsenenalter und Entwicklungsprozesse im frühen Erwachsenenalter mit ihren spezifischen Entwicklungsrisiken im Vordergrund (Krampen/Reichle 2002, S. 319). Hinsichtlich der Entwicklung und Unterscheidung von Jugend- und frühem Erwachsenenalter lassen sich nach Krampen und Reichle folgende Kriterien und Charakteristiken finden:

25 J u n g e E r w a c h s e n e S e i t e 25 Formale und rechtliche Kriterien, die sich etwa auf die Volljährigkeit und das aktive Wahlrecht beziehen, Objektive, verhaltensnahe Kriterien, wie z. B. der Auszug aus dem Elternhaus, die finanzielle Unabhängigkeit, die Heirat oder Elternschaft, Psychologische Kriterien, wie Ablösung, emotionale Autonomie oder psychologische Reife, Subjektive Kriterien, bei denen nach der Selbstklassifikation von Personen zu einer Altersgruppe gefragt wird (vgl. ebd., S. 319). Formale und rechtliche Kriterien Die formalen und rechtlichen Kriterien hängen von expliziten und impliziten gesellschaftlichen Normen ab und sind somit kontextgebunden, d. h. zeitlich sowie kulturell abhängig (vgl. ebd., S. 319). Objektive und verhaltensnahe Kriterien Die objektiven und verhaltensnahen Kriterien, die den Übergang vom Jugendalter zum frühen Erwachsenenalter unterscheiden, werden von gesellschaftlichen Faktoren sowie gesellschaftlichen Veränderungsprozessen beeinflusst und verändert. So war es vor einigen Jahrzehnten noch üblich, relativ schnell zu heiraten und eine eigene Familie zu gründen. Heutzutage haben diese beiden Aspekte sich sehr weit nach hinten verschoben, sodass viele junge Erwachsene erst im mittleren Erwachsenenalter (30-35 Jahre) ihre eigene Familie gründen. Zudem zieht sich die Zeit der Ablösung von der Herkunftsfamilie auch immer weiter hinaus. Dies wird v. a. darin deutlich, dass immer mehr junge Erwachsene bei den Eltern zu Hause wohnen bleiben und erst mit ca Jahren aus dem Elternhaus ausziehen. (vgl. ebd., S. 320) Psychologische Kriterien Die psychologischen Übergangskriterien beziehen sich überwiegend auf das Konzept der Ablösung, das bereits im Kleinkindalter einsetzt. Dieses Konzept kann durch die Qualität und Anzahl inner- und außerfamiliärer Beziehungen operationalisiert werden (Kampen/Reichle 2002, S. 320). Neben dem Konzept der Ablösung spielen beim Übergang vom Jugendalter zum Erwachsenenalter die Konzepte der Autonomie und Reife eine bedeutende Rolle. Die psychologischen Kriterien sind mehrdeutig und unterliegen auch expliziten und impliziten gesellschaftlichen Normen. (vgl. ebd., S. 320)

26 J u n g e E r w a c h s e n e S e i t e 26 Subjektive Kriterien Neben den psychologischen Kriterien sind auch die subjektiven Kriterien von expliziten und impliziten gesellschaftlichen Normen abhängig. Dabei handelt es sich um die Kriterien, bei denen die jungen Erwachsenen selbst eine Einschätzung in Bezug auf die Altersgruppe, der sie sich zuordnen würden, nehmen (vgl. ebd., S. 320) Hurrelmann bezieht neben den bereits erwähnten Übergangskriterien folgende Entwicklungsaufgaben mit ein, die den Prozess des Übergangs vom Jugendalter zum Erwachsenenalter kennzeichnen (vgl. Hurrelmann 2007, S. 28): Die Entwicklung der intellektuellen und sozialen Kompetenzen ist abgeschlossen und die Übernahme von selbstverantwortlichen und existenzsichernden (beruflichen) Leistungstätigkeiten ist erfolgt. Der feste Aufbau einer Partnerbeziehung zum anderen Geschlecht ist vollzogen und die Möglichkeit einer Familiengründung ist gegeben. Im Konsum- und Freizeitsektor ist ein hoher Grad an Selbständigkeit der eigenen Verhaltenssteuerung eingetreten. Das Wert- und Normensystem ist entfaltet und hat eine vorläufige Stabilität erreicht, sodass verantwortliches und gemeinnütziges Handeln möglich ist. Da es sich jedoch bei diesen Kriterien um sehr komplexe Merkmale handelt, ist eine Abgrenzung zwischen Jugend- und Erwachsenenalter wesentlich schwieriger als die Abgrenzung von Kindheit und Jugend. Aus diesem Grund kann keine feste und verbindliche Reife- und Altersschwelle für das Passieren der Jugendphase in das Erwachsenenalter genannt werden. Somit lässt sich auch in Bezug auf diese Kriterien sagen, dass der Übergang fließend und nicht festlegbar ist. (vgl. Hurrelmann 2007, S. 29) Krampen und Reichle haben festgestellt, dass es aufgrund der immer stärker werdenden interindividuellen Unterschiede bei jungen Erwachsenen zu einer immer geringer werdenden Passung zwischen universell angelegten Phasenlehren zur psychosozialen Entwicklung und Persönlichkeitsentwicklung (Krampen/Reichle 2002, S. 321) kommt. Obwohl ein Anstieg bei den inter- und intraindividuellen Entwicklungsunterschieden verzeichnet wird, gibt es zwei soziokulturelle Trends, die für die (post-) modernen Gesellschaften zu beobachten sind. Zum einen ist eine säkulare Akzeleration (Entwicklungsbeschleunigung im historischen Vergleich) der körperlichen Entwicklung in der Pubertät, insbesondere in Bezug auf die psychosexuellen und psychosozialen Entwicklungsprozesse zu vermerken. Der

27 J u n g e E r w a c h s e n e S e i t e 27 andere Trend bezieht sich auf die Verlängerung der ökonomischen Abhängigkeit bis weit ins Erwachsenenalter, d. h. hier findet eine säkulare Retardation (Entwicklungsverzögerung im historischen Vergleich) der finanziellen Selbständigkeit statt. Aufgrund dieser beiden soziokulturellen Trends kommt es zu einer Ausdehnung der Lebensphase Jugend und somit zu einer schwierigeren bis kaum möglichen Abgrenzung des Jugendalters und dem frühen Erwachsenenalters. (vgl. ebd., S. 321 f.) Bei jungen Erwachsenen kommt es hinsichtlich der Entwicklungsaufgaben zur Intensivierung und Differenzierung sozialer Beziehungen sowie Verantwortlichkeiten in Bezug auf das Privatleben und die Freizeit, auf soziale und gesellschaftliche Gruppen sowie auf die Arbeit und den Beruf (vgl. ebd., S. 331). Dabei werden Partnerschaften und Lebensformen ausgetestet sowie Freundeskreise gebildet und Bekannte kennengelernt. Zudem erfolgt eine Präferenz für Sport, Religion, Vereinszugehörigkeit und soziales Engagement. Darüber hinaus entstehen Kontakte zu KollegInnen und Vorgesetzten. All diese Entwicklungsaufgaben bieten Raum für Entwicklungsrisiken sowie -problembereiche, die im frühen Erwachsenenalter auftreten können, aber nicht müssen. Dazu zählen folgende Risiken und Problembereiche (vgl. ebd., S. 325): Partnerschafts-, Familien- und Erziehungsprobleme, Isolation und Einsamkeit, Anomia (mangelnde soziale Integration) und Entfremdung, Arbeitslosigkeit und Entfremdung. Diese möglichen Problembereiche werden bei jungen Erwachsenen mit Hilfe von dysfunktionalen Bewältigungsstrategien wie z. B. Drogen- oder Alkoholabusus und/oder Manifestation beziehungsweise Chronifizierungen psychischer und somatoformer Störungen abzuwenden versucht (vgl. ebd., S. 325). Zu beachten ist dabei, dass auf die Entwicklungsaufgaben stets Faktoren wie die Herkunftsfamilie, das extrafamiliäre Netzwerk sowie Umweltgegebenheiten Einfluss haben (vgl. ebd., S. 333), was noch näher unter Punkt 3.3 dieser Arbeit beschrieben wird. Abschließend ist zu erwähnen, dass der Übergang zum Erwachsenenalter einen der bedeutendsten sozialen Übergänge darstellt, den das Individuum im Laufe der Ontogenese durchläuft (vgl. ebd., S. 324). Der nächste Abschnitt widmet sich der Beschreibung junger Erwachsener im heutigen Zeitalter.

28 J u n g e E r w a c h s e n e S e i t e Junge Erwachsene heute Heutzutage ist festzustellen, dass die soziale Platzierung von jungen Erwachsenen und Jugendlichen darüber entscheidet, ob diese ihre Jugendphase mehr oder weniger durchleben dürfen. Junge Erwachsene aus sozial schwächeren Milieus sind beispielsweise eher erwachsen als jugendlich, da sie schnellstmöglich selbst in das Erwerbsleben einsteigen müssen, um die finanziell schlechte Lage überwinden zu können. Zudem beenden diese jungen Menschen meist schneller ihre Ausbildungslaufbahn, wodurch sich bei ihnen früher eine ökonomische Selbständigkeit einstellt. (vgl. Abels 2008, S. 126) Bei den meisten jungen Erwachsenen zeigt sich heute allerdings auch, dass diesen der Übergang in die ökonomische Selbständigkeit oftmals verwehrt wird, da nur wenige Erwerbsplätze vorhanden sind. Darüber hinaus zeigt sich, dass bei jungen Erwachsenen ein großer Abstand zwischen Kind und Heirat vorhanden ist. Damit wird deutlich, dass es zu einer Abkoppelung von Partnerschaft- und Familienrolle kommt. Viele junge Erwachsene sehen Heirat und eigene Kinder auch nicht mehr als festen konstitutiven Bestandteil des Zusammenlebens. Darüber hinaus charakterisieren sich junge Erwachsene aus dem jetzigen Jahrzehnt mit ihrer veränderten Konsumentenrolle, indem der Konsum weitestgehend einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. All dieses veränderte Verhalten der heutigen jungen Erwachsenen ist jedoch, wie bereits erwähnt, von den ökonomischen, kulturellen und anderen gesellschaftlichen Vorgaben abhängig. (vgl. Hurrelmann 2007, S. 38 ff.) Neben den bereits erwähnten Charakteristika, die die jungen Erwachsenen kennzeichnen, wird deutlich, dass bei ihnen Freundschaften im Vordergrund der Lebensplanung stehen. Diese Altersgruppe machen sich sehr viele Gedanken und Sorgen über Freundschaften und Bekanntenkreise. Darüber hinaus haben soziale Aktivitäten, wie die Interaktion mit Gleichaltrigen und Familienmitgliedern, die Freizeitgestaltung usw. eine bedeutende Rolle für junge Erwachsene von heute. (vgl. Krampen/Reichle 2002, S. 345 ff.) Durch die Ausdehnung der Lebensphase Jugend, ist es für junge Erwachsene prinzipiell möglich, Elemente des Jugend- und Erwachsenenstatus auf diese Weise zusammenzufügen. Aus diesem Grund sind für junge Menschen weiterhin jugendtypische Erlebnis- und Lebensformen realisier- sowie umsetzbar (vgl. Ferchhoff 2011, S. 97). Dieser Aspekt zeigt, dass junge Erwachsene in die Lebensphase der Jugend mit einzubeziehen sind.

29 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e 29 Das nächste Kapitel bezieht sich auf Abhängigkeiten im jungen Erwachsenenalter, insbesondere auf den Suchtmittelgebrauch und der damit einhergehenden Suchtmittelabhängigkeit. Dabei wird zudem Bezug auf mögliche Einflussfaktoren, wie z. B. die bedeutendsten Sozialisationsinstanzen genommen. 3 Abhängigkeit im jungen Erwachsenenalter Zahlreiche Forschungen in den letzten Jahren, insbesondere im angelsächsischen Raum haben gezeigt, dass immer mehr Jugendliche und junge, erwachsene Menschen zu Drogen legaler und illegaler Art greifen. Zudem wird das Konsumverhalten exzessiver, geht über das Probierverhalten hinaus und entwickelt sich zu einem Substanzmissbrauch bzw. einer Abhängigkeit. Das Jugend- und junge Erwachsenenalter ist eine hochsensible und auch vulnerable Phase der Entwicklung, in der ein junger Mensch vielfältige komplexe psychische Aufgaben zu bewältigen hat (vgl. Schulte-Markwort 2005, S. 10). Auf der Suche nach Bewältigungsstrategien ist die Gefahr, diese in Drogen zu suchen und zu finden nahe liegend: von der Suche in die Sucht. Insbesondere der Gebrauch von Alkohol, Nikotin und Cannabis sind bei jungen Menschen zu beobachten und werden als Wegweiser sogenannter harter Drogen (Halluzinogene, Benzodiazepine, Kokain, Heroin etc.) gesehen. Die psychischen und physischen Auswirkungen von Drogenmissbrauch gerade im jungen Alter werden in der Literatur vor allem unter dem Gesichtspunkt der Komorbidität dargestellt, die in Form von Störungen des Sozialverhaltens, Depressionen, Angstund Essstörungen auftreten können. Die folgenden Ausführungen soll daher aufzeigen, welche Substanzen von den jungen Erwachsenen bevorzugt konsumiert werden und wie dieser Konsum zur Abhängigkeit führen kann. Anschließend werden anhand unterschiedlicher Ansätze aus Medizin, Psychologie und Soziologie denkbare Gründe für die Entstehung einer Drogenabhängigkeit aufgezeigt sowie Einflussfaktoren für mögliches Suchtverhalten bei jungen Menschen. Im Anschluss daran werden psychische und physische Auswirkungen des Drogenmissbrauchs erläutert. Im letzten Teil wird veranschaulicht, wie Heranwachsende versuchen ihre Probleme zu bewältigen, wobei der Blick auf das Hilfesuchverhalten gerichtet wird.

30 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e Wirkungsweisen bevorzugter Substanzen junger Menschen Im Zusammenhang von jungen Menschen und Drogenkonsum werden in der Literatur vorwiegend Nikotin, Alkohol, Cannabis und Entactogene (bekannt unter den Namen Ecstasy) als konsumierte Substanzen genannt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass diese für die Jugendlichen leichter zugänglich sind und die Strafverfolgungsmaßnahmen wesentlich geringer ausfallen, als bei härteren Drogen wie Kokain und Heroin. Zudem gelten sie als Einstiegsdrogen, wobei auch schon im jungen Alter Polytoxikomanie verbreitet ist (vgl. Poser 2005, S. 45). Die Drogenaffinitätsstudie der BzgA aus dem Jahr 2008 macht deutlich, dass junge Erwachsene häufiger zu illegalen Drogen greifen, wenn sie zuvor bereits legale Drogen konsumiert haben. Hier bestätigt sich die Annahme, dass vor allem der Konsum von Cannabis bei den 12- bis 25-Jährigen verhältnismäßig hoch liegt (23,5 % aller Befragten), gefolgt von Ecstasy (3,2 %), psychoaktiven Pflanzen (3,0 %) Amphetaminen (2,7 %) und Kokain (2,2 %). Insgesamt haben 28,9 % aller Befragten mindestens eine illegale Droge in ihrem Leben konsumiert, wobei die Drogenerfahrungen deutlich im Alter variieren. Demnach liegen die Erfahrungen mit illegalen Drogen in der Gruppe der 18- bis 25-Jährigen viermal so hoch, als bei den 12- bis 17-Jährigen (vgl. BzgA 2010a, S. 15 f.). Jede Substanz hat ihre eigene Wirkungsweise, die bei regelmäßigem Gebrauch zu Abhängigkeit führen kann. Im Folgenden werden die bevorzugten Substanzen Nikotin, Alkohol, Cannabis und Ecstasy näher beleuchtet, wobei im anhängenden Glossar zudem eine kurze Beschreibung aller in dieser Arbeit vorkommenden Substanzen zu finden ist. Tabak/Nikotin Tabak wird fast ausschließlich in Form von Zigaretten und ähnlichen Produkten wie Pfeifen, Shishas, Zigarren, Zigarillos etc. konsumiert. Der Rohstoff für die Herstellung von Tabakprodukten wird aus den Blättern der Pflanze Nicotiana tabacom und verwandten Arten gewonnen. Neben Nikotin sind im Tabakrauch über 4000 weitere Komponenten enthalten (wie Formaldehyd, Blei, Nickel, Aluminium etc.), die vor allem das Spektrum der tabakassoziierten Erkrankungen bestimmen. Es ist davon auszugehen, dass die Lebenserwartung von RaucherInnen um etwa 8-10 Jahre gegenüber NichtraucherInnen reduziert ist. (vgl. Wernz/Batra 2009, S. 463) Die Nikotinaufnahme veranlasst bei den KonsumentInnen positive Begleiteigenschaften. So erlebt ein Raucher Genüsse intensiver, ist gelassener und konzentrierter. Gerade bei jungen Raucherinnen zählt das vermeintliche Argument der abführenden Wirkung, um eine Gewichtszunahme zu verhindern, was im Volksmund als Verdauungszigarette bekannt ist. Nikotin wird unter anderem daher als Einstiegsdroge anerkannt, da erst eine regelmäßige Inhalation von Zigaretten es

31 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e 31 möglich macht, dass Cannabinoide aus dem Tabak extrahiert werden können, um ausreichend THC aufzunehmen, was eine pharmakologische Wirkung auf den Körper zur Folge hat. Die Hemmschwelle für einen späteren Cannabiskonsum liegt für rauchende Jugendliche damit deutlich niedriger als für Nichtraucher (vgl. Poser 2005, S. 40). Bei einem Nikotinentzug, den bereits jugendliche Raucher entwickeln, kommt es häufig zu einem verstärkten Rauchverlangen, Unruhe und Schlafstörungen, vermehrter Konzentrationsstörung und gesteigertem Appetit. Als Folge eines Nikotinabusus werden nachlassende Fitness, Hautveränderung und eine Beeinflussung der sexuellen Funktion genannt. Diese und weitere Symptome des Entzugs halten in der Regel 1-4 Wochen an. Eine Komorbidität bei jungen Menschen zeigt sich vor allem in psychiatrischen Befunden. Eine Studie an finnischen Kindern und Jugendlichen zeigte, dass Jugendliche, die in der Kindheit Verhaltensstörungen aufwiesen, häufiger rauchten als Jugendliche, die in der Kindheit keine Verhaltensauffälligkeiten zeigten (vgl. Wernz/Batra 2009, S. 465 ff.). Nikotin ist in unserer Gesellschaft immer noch als legale Substanz anerkannt und wird trotz verstärkten Raucher- und Abgabegesetzen am häufigsten konsumiert. Nachdem Folgeerkrankungen erst in späten Jahren sichtbar werden, sind vor allem junge Menschen verleitet Zigaretten zu konsumieren, da in der Regel keine sofortige Schädigung und damit Konsequenz auftritt. Alkohol Alkohol in Form von Äthylalkohol ist die trinkbare Variante unter den verschiedenen Alkoholen. Durch seine fettlösende Wirkung dringt er beim Verzehr besonders schnell in das Gehirn ein, da unser Nervensystem eine fetthaltige Grundstruktur hat. Alkohol wird daher als psychoaktive Substanz beschrieben, die zur Bewusstseinsveränderung führt. Obwohl oder auch gerade weil Alkohol zu den legalen Drogen in Deutschland zählt, sterben jährlich ca Menschen an den Folgen (vgl. Hilsberg 2005, S. 33). Hierzu zählen nicht nur die irreversiblen Schädigungen der Organe und des Gehirns, sondern auch der Tod nach Autounfällen, Suiziden und Unfällen unter Alkoholeinfluss. Neben Zigaretten gehört Alkohol in unserer Kultur als obligatorischer Konsum zu sozialen Ereignissen wie beispielsweise Familienfesten dazu. Da der Umgang mit Alkohol in weiten Kreisen der Bevölkerung zu den normalen Verhaltensweisen zählt und er auch in der Öffentlichkeit praktiziert wird, werden Kinder früh damit konfrontiert. Dabei wird den jungen Menschen nicht nur das Trinkverhalten zu sozialen Anlässen vorgelebt, sondern gerade auch das Trinken zur Selbstregulation beispielsweise bei Stress, depressiver Stimmung und anderen emotionalen Problemen. So lernen die Heranwachsenden früh die Bedeutung und die vermeintlich positive Wirkung des Alkohols kennen und machen bereits im Alter von

32 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e Jahren ihre ersten Alkoholerfahrungen (vgl. Settertobulte 2003, S. 81). Die Drogenaffinitätsstudie (BzgA 2008) zeigt, dass Alkohol nach wie vor die psychoaktive Substanz ist, die von den 12- bis 17-Jährigen am häufigsten konsumiert wird. Dies lässt sich einerseits dadurch erklären, dass der Zugang legal und der Alkohol leicht verfügbar ist, andererseits aber auch durch die enthemmende Wirkungsweise. In der Literatur findet man vier verschiedene Trinker Typen bei Heranwachsenden (Hilsberg 2005, S. 34): 1. Der primäre Rauschtrinker mit Bedürfnis nach rauschhaftem Erleben. 2. Der beginnende Gewohnheitstrinker, der stark unter dem Einfluss seiner Umgebung und sozialer Trinkgewohnheiten steht. 3. Der von ursprünglich anderem Drogenmissbrauch auf Alkohol umgestiegene Jugendliche. 4. Der mehrfach Süchtige, der neben diversen anderen Dingen und Medikamenten auch übermäßig Alkohol zu sich nimmt. Da Jugendliche häufig sehr viel größere Mengen Alkohol zu sich nehmen können, bevor sich negative Folgen des Trinkens wie Benommenheit und Koordinationsstörungen oder Entzugs- und Überhangeffekte einstellen, als bei Erwachsenen, erklärt sich auch die hohe Rate des Binge-Drinking Verhaltens (Rauschtrinken). Die Gesundheitsrisiken, die sich bei allen der genannten Typen ergeben können, betreffen vor allem bei Jugendlichen das sich noch in der Entwicklung befindende Gehirn, was subtile Veränderungen durch den vermehrten Alkoholkonsum insbesondere der Lern- und Gedächtnisleistungen zur Folge hat. Zudem können negative Effekte auf die Leberfunktion beobachtet werden sowie eine negative Auswirkung auf die Entwicklung von Muskeln und Knochen (vgl. Schmidt 2009, S. 473 und 475). Öffentliche Maßnahmen, wie das Jugendschutzgesetz in öffentlichen Gaststätten (Ausschankverbot an unter 16-Jährige) und das Abgabeverbot alkoholischer Getränke im Einzelhandel sollen zumindest den Zugang zu alkoholischen Getränken eindämmen. Helfen können außerdem Präventionsangebote und Aufklärungskampagnen wie Bist du stärker als Alkohol? (BzgA), um die jungen Menschen über Wirkungsweisen und Schädigungen durch Alkoholkonsum aufzuklären und damit das Risiko einer Alkoholabhängigkeit oder des Rauschtrinkens zu vermindern. Cannabis Cannabis ist auch als Marihuana (getrocknete Blüten- und Blattbestände der Hanfpflanze) und Haschisch (Cannabisharz) bekannt und wird meist in selbst gedrehten Zigaretten gemeinsam mit Tabak (Joints) oder mit Hilfe von Pfeifen (Bong, Wasserpfeife u. ä.) geraucht. Der dominierende Wirkstoff, Terahydrocannabinol,

33 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e 33 besser bekannt unter der Abkürzung THC, der für die psychotrope Wirkung verantwortlich ist, entfaltet seine Rauschwirkung innerhalb weniger Minuten nach dem Rauchen. Typische psychische Symptome sind unter anderem: Euphorie ( high Zustand) mit konsekutiver Müdigkeit, Entspannung und psychomotorische Verlangsamung, kognitive Störungen, Wahrnehmungsstörungen und bizarres Verhalten (vgl. Bonnet 2009, S. 481 f.). Cannabis gehört heute zu der verbreitetsten illegalisierten Droge weltweit, was sicherlich auch durch die vielseitige Verwendung als Nutz- und Heilpflanze begründet werden kann. Das Bestreben nach Entkriminalisierung hat zudem zu einer veränderten Bewertung des Cannabiskonsums beigetragen. Für viele Jugendliche hat sich Marihuana über die Freizeit- und Partydroge hinaus einen festen Platz im Alltag erobert. Gerade die entspannende Wirkung und die Verlangsamung der Bewegung führen dazu, dass junge Menschen mit hyperaktiven oder affektiven Störungen den Konsum als Selbstheilungsversuch verstehen. Aber auch das Verblassen üblicher Denkmuster, die Entstehung neuartiger Ideen und das intensive Gemeinschaftserleben sind Gründe für den Konsum nicht nur bei Heranwachsenden. Die generellen Gefahren und Risiken des Cannabiskonsums werden heute sowohl von ExpertInnen als auch von KonsumentInnen als eher gering eingeschätzt (vgl. Gantner 2003, S. 86 ff.). Nicht auszuklammern sind aber die negativen Begleiterscheinungen, wie die Zugehörigkeit einer drogenfavorisierenden Peergroup, sozialen Anpassungsschwierigkeiten verbunden mit Schul- und Lehrabbrüchen, vorzeitigen Verlassen des Elternhauses und Verüben von Straftaten, die bei regelmäßigem Konsum auftreten können (vgl. Bonnet 2009, S. 486). Cannabis zählt deswegen auch als Einstiegsdroge, da die Verharmlosung und das Experimentieren mit psychotropen Substanzen neugierig auf noch stärker wirkende Drogen macht. Ecstasy Das in der Szene unter seinem Straßennamen bekannte Ecstasy ist die am weitest verbreitete Jugenddroge nach Cannabis. Designerdrogen wie Ecstasy kamen Mitte der 80er Jahre wieder vermehrt in der sogenannten Rave- und Techno Szene auf, da die aufputschende Wirkung ein langes Feiern manchmal über mehrere Tage hinweg möglich macht. Sie wird daher als Party- und Wochenende -Droge bezeichnet. KonsumentInnen dieser Substanz gelten eher als sozial angepasst, unauffällig und leistungsorientiert, die Hauptkonsumgruppe setzt sich aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren zusammen (vgl. Graß 2003, S. 94). Ecstasy wird fast ausschließlich in Tablettenform konsumiert, die typischerweise mit verschiedenen, farbigen Prägungen versehen sind (Kussmund, Herzen, Vögel etc.). Sie enthalten unterschiedliche Methamphetamine, am häufigsten MDMA und weniger

34 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e 34 häufig MDEA, MDA oder andere Amphetaminabkömmlinge. Gelegentlich finden sich auch weitere chemische Verbindungen wie Koffein, Halluzinogene und Schmerzmittel unter den Inhaltsstoffen wieder. Nach etwa einer halben Stunde nach Einnahme der Tablette dauert die Wirkung 3 6 Stunden, wobei es meist zu einem positiven Stimmungszustand mit Entspannung, Glücksgefühlen und dem Gefühl der Nähe zu anderen Menschen kommt (vgl. Gouzoulis-Mayfrank 2009, S. 499 f.). Da manche Händler, die in illegalen Laboratorien chemisch hergestellte Tabletten strecken, kommt es zu einer starken Variabilität der Art und Dosierung der Inhaltsstoffe von Ecstasy-Tabletten und der damit verbundenen Wirkung, was ein wesentliches Konsumrisiko birgt (vgl. Graß 2003, S. 96). Auch wenn das körperliche Abhängigkeitspotential gering zu sein scheint, kann sich jedoch eine psychische Abhängigkeit zumindest bei einer Untergruppe der KonsumentInnen entwickeln, dazu zählen depressive Episoden, Angststörungen und Psychosen sowie gelegentliche Flashbacks (vgl. Gouzoulis-Mayfrank 2009, S. 501). Bei einer Schülerbefragung in Köln (vgl. Graß 2003, S. 97) fand sich als häufigstes Motiv zum Konsum von Ecstasy die Aussage um gut drauf zu sein, um fit zu sein wieder, was deutlich macht, dass die jungen Menschen mit ihrem Alltag, aber auch mit ihrer Freizeitgestaltung, ohne Drogen häufig nicht zurechtkommen. Unabhängig von der konsumierten Substanz, ob legal oder illegal, kann ein regelmäßiger Konsum zu einer Abhängigkeit führen. Scherbaum (2009, S. 171) hat in Anlehnung an MacDonald und Chatlos ein Modell in vier Phasen entwickelt, das die Stadien vom probierenden Konsum bis zur Abhängigkeit kurz beschreibt: 1. Experimenteller Konsum Insbesondere im Kontext von Aktivitäten in der Peergroup kommt es zu einer Erprobung der Suchmittelwirkung, wobei die Erfahrungen vorwiegend mit Nikotin, Alkohol und Cannabis gemacht werden. 2. Regelmäßiger Konsum Hier werden Suchtmittel zu meist als Linderung aversiver Affekte eingesetzt. Dieser Konsum löst sich oft vom sozialen Kontext der Gleichaltrigengruppe. Mit regelmäßigem Suchmittelkonsum können erste soziale Auffälligkeiten wie z. B. das Nachlassen der Schulleistungen etc. auftreten. 3. Täglicher Konsum Hier steht der Suchtmittelkonsum im Mittelpunkt der Lebensgestaltung, wobei andere Interessen oder Aufgaben vernachlässigt werden. Kriminelle Handlungen wie eine Beschaffungskriminalität kommen bei täglichem Konsum immer häufiger vor.

35 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e Abhängigkeit Diese Phase ist geprägt von intensivem Suchtmittelverlangen und Kontrollverlust als Zeichen psychischer Abhängigkeit sowie des Suchtmittelkonsums zur Linderung von Entzugsbeschwerden als Zeichen körperlicher Abhängigkeit. Auch wenn der prozentuale Anteil von jungen KonsumentInnen, die über das Probierverhalten und den regelmäßigen Konsum hinausgehen, relativ gering ist, so müssen doch die Faktoren beleuchtet werden, die in Betracht kommen, um den experimentellen Konsum fortzusetzen. Erklärungsansätze und Einflussfaktoren helfen, um den individuellen Prozess einer Abhängigkeit und Sucht zu beleuchten. 3.2 Erklärungsansätze für Suchtmittelmissbrauch und -abhängigkeit im jungen Erwachsenenalter Die Ätiologie von Suchtkrankheiten wird in der Fachwelt vielfach und aus unterschiedlichsten Sichtweisen bzw. Professionen heraus erklärt und beschrieben, sodass aus einer Vielfalt von möglichen Erklärungsansätzen für süchtiges bzw. abhängiges Verhalten gewählt werden kann. Für die vorliegende Arbeit war es besonders wichtig, den Fokus auf junge Menschen zu legen, da in der Jugend- und Adoleszenzphase häufig der Grundstein für ein Leben mit Drogen gelegt wird. Die Auswahl der im Folgenden beschriebenen Modelle erfolgte aufgrund der in der Fachwelt meist aufgezeigten Erklärungen aus den Disziplinen Neurobiologie, Psychologie und Soziologie bzw. den Sozialwissenschaften Neurobiologisches Modell Für das individuelle Risiko abhängig zu werden spielen Vererbung, Bedingungen der Entwicklung und Umgebungsfaktoren eine Rolle. Die Neurobiologie versucht dabei, die neuronalen Mechanismen aufzuzeigen, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung süchtigen Verhaltens beitragen. Aus neurobiologischer Sichtweise wird Sucht als eine Krankheit anerkannt, die ihre Entstehung in den neuronalen Schaltkreisen des Belohnungssystems bzw. in der Veränderung des Belohnungssystems des Gehirns durch chronische Einnahme von Suchtstoffen hat (vgl. Rommelspacher 2009, S. 97). Das Krankheitsmodell der Sucht stellt die Sichtweise infrage, dass Drogenkonsum immer freiwillig geschieht und argumentiert mit den langfristigen strukturellen Veränderungen, die im Gehirn nach längerem Drogenkonsum entstehen und die willkürlichen Kontrollmechanismen des Betroffenen unterlaufen. Diese Hirnveränderungen können einerseits erklären, warum ein Süchtiger trotz zunehmender

36 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e 36 Toleranzentwicklung gegenüber den angenehmen Wirkungen und trotz Konfrontation mit den schwerwiegenden negativen Folgen immer weiter Drogen nimmt (vgl. Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht 2009, S. 2). Abhängigkeit wird vom Betroffenen als zwanghaftes und von außen kaum beeinflussbares Verlangen nach den Wirkungen des Suchtstoffes empfunden. Dieses Verlangen ist so stark, dass schädliche Konsequenzen wie z. B. das Versagen bei Anforderungen des täglichen Lebens, zerstörte Beziehungen, körperliche Krankheiten und delinquentes Verhalten in Kauf genommen werden. Dies lässt sich aufgrund neurobiologischer Hirnforschungen wie folgt erklären: Da nun die Sucht erzeugenden Drogen zur Dopaminfreisetzung und Aktivierung des Belohnungssystems führen, gehen die meisten neurobiologischen Suchtmodelle gegenwärtig davon aus, dass Suchterkrankungen auf eine Modifikation kinetischer Reaktionen und Steigerung der Dopaminfreisetzung zurückzuführen sind. Die zugrunde liegende Fehlsteuerung könnte zum einen zu einer verstärkten Reaktionsbereitschaft der dopaminergen Neuronen auf die spezifischen Stimuli führen, die im Zusammenhang mit dem angenehmen bzw. Sucht erzeugenden Produkt stehen. Zum anderen könnte sie eine Herabregulierung der Informationsübertragung durch Dopamin und Dämpfung der Aktivität des Belohnungssystems bewirken. Natürlicherweise wird Dopamin dann freigesetzt, wenn eine Belohnung neu oder unerwartet kommt oder größer als erwartet ausfällt. Diese Dopaminfreisetzung trägt dazu bei, dass der Betroffene sich die Signale, die der Belohnung vorausgingen, verstärkt einprägt. Wenn das Dopaminsystem durch Drogenkonsum übererregt ist, kann das Bemühen nach der ständigen Wiederholung dieses Belohnungseffektes andere wichtige, zielführende Handlungen verdrängen. Aktuelle Studienergebnisse deuten zudem darauf hin, dass Dopamin zwar zweifellos eine zentrale Rolle im Belohnungssystem spielt, die Sucht erzeugenden Drogen jedoch nicht notwendigerweise über einen direkten Einfluss auf die dopaminergen Neuronen zur Abhängigkeit führen. Es gibt Hinweise darauf, dass Dopamin auf zwei nachgeschaltete Neuromodulatoren nämlich Noradrenalin und Serotonin wirkt, die für die Vigilanz bzw. Impulskontrolle verantwortlich sind. Offenbar kann eine solche drogenbedingte, langfristige Entkopplung die Erklärung für Störungen der Motivation und der Impulskontrolle bei Suchtkranken liefern. (Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht 2009, S. 2). Für junge Menschen in der Adoleszenz bzw. Preadoleszenz zeigen neurologische Befunde, die bisher weitaus weniger erforscht wurden, dass die Zahl der Dopaminrezeptoren, im Vergleich zu denen von Erwachsenen, um ein Drittel mehr zunimmt, was eine gesteigerte Vulnerabilität aufgrund eines Suchtstoffes im jungen Erwachsenenalter mit sich bringt. So kann beispielsweise die Einnahme von Cannabis zu Gedächtnisstörungen und Störungen der Filterfunktion im Gehirn

37 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e 37 führen, die noch Monate nach der Applikation nachweisbar ist (vgl. Rommelspacher 2009, S. 111). Auch wenn diese Befunde als noch nicht vollständig abgesichert gelten, sollen sie an dieser Stelle doch auf das erhöhte Risiko für Jugendliche im Hinblick auf die Einnahme von Suchtstoffen hinweisen Psychologische Modelle Um süchtiges Verhalten junger Menschen aus psychologischer Sichtweise zu erklären, muss zunächst erwähnt werden, dass es innerhalb der Disziplin verschiedene Ansätze von Lern- und Adaptionsprozessen zur Erklärung gibt, die miteinander wirken und sich gegenseitig beeinflussen und im Folgenden getrennt voneinander erläutert werden. Verstärkerwirkung Lerntheoretische Ansätze vertreten die Auffassung, dass menschliches Verhalten durch Verstärkung erworben und aufrechterhalten wird. Hierbei wird unterschieden zwischen positiven Verstärkern, welche die wiederholte Einnahme von Suchstoffen durch eine als positiv bewertete relative Veränderung gegenüber dem Zustand vor Einnahme und Wirkung der Substanz hervorruft, und negativen Verstärkern, welche die wiederholte Einnahme psychotroper Substanzen anhand eines aversiven Zustandes erklären, der durch die Substanzwirkung beendet oder aufgeschoben wird. Am Beispiel von Cannabiskonsum kann das Verstärkerwirken einmal aufgrund der negativen Verstärkungswirkung im Falle von Selbstmedikation zur Beseitigung von negativen Stimmungen beschrieben werden und durch die direkten positiven Verstärkereffekte beim Erleben eines high -Zustandes (vgl. Rist 2009, S. 118). Hier lässt sich auch die eingangs beschriebene Komorbidität widerspiegeln, die sich aus der Selbstmedikation aufgrund negativer Verstärkungseffekten der verwendeten Substanzen erklären lässt, so wird z. B. Cannabis bei Schmerzzuständen eingesetzt und Alkohol als Reduzierer von Angst und Stressgefühlen. Lernen am Modell Gerade für den Einstieg in eine Subtanzabhängigkeit, aber weniger für eine Konsumsteigerung im späteren Alter, kann das Lernen am Modell einen Erklärungsansatz bieten. Besonders junge Menschen suchen in ihrer Phase der Entwicklung zum Erwachsenen nach Vorbildern zur Orientierung ihrer Selbst und übernehmen häufig von Modellen Verhaltensweisen, die mit dem von ihnen angestrebten Selbstbild übereinstimmen. Dies kann bei Untersuchungen zu Jugendkulturen vor allem bei der Herausbildung von Eigenheiten der Kleidung, Sprache und Musikpräferenz beobachtet werden, aber auch zur Entscheidung für

38 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e 38 einen Substanzkonsum beitragen (vgl. Rist 2009, S. 121 f.). So konnte in einer Forschung des Amerikaners JD Sargent (et al. 2002: Effect of seeing tobacco use in films on trying smoking among adolescents: cross sectional study) zum Effekt von Tabakkonsum in Filmen auf jugendliches Rauchverhalten erforscht werden, dass auch unter Kontrolle aller anderer Risikofaktoren ein Zusammenhang zwischen den gesehenen Rauchersituationen und dem Rauchverhalten der Jugendlichen bestand. Dieses Lernen am Modell bietet daher einen Ansatz der Theorien zu Lernprozessen für den Gebrauch von Suchtstoffen. Kognitive Einflüsse Kognitive Einflüsse auf Subtanzkonsum bilden sich einerseits durch eine Subtanzwirkungserfahrung und andererseits im Assoziationslernen, das bei einer erhöhten Aufmerksamkeitslenkung entsteht. Die sogenannten Erwartungseffekte zeigen sich darin, dass der Mensch bei der Einnahme einer Substanz bereits von einer bestimmten Wirkung ausgeht und diese Erwartung eine Vielzahl von Erlebensund Verhaltensweisen verändert, auch wenn es sich tatsächlich um einen Placebo handelt. So konnte in Studien beobachtet werden, dass KonsumentInnen, die meinen, ein alkoholisches Getränk zu sich zu nehmen, im Verlauf vermehrt getrunken haben, reduzierte soziale Angst und erhöhtes sexuelles Interesse, Aggressivität und Beeinträchtigung psychomotorischer Leistungen aufzeigten (vgl. Rist 2009, S. 122). Solche Erwartungseffekte bergen besonders bei Jugendlichen das Risiko, die Aufmerksamkeit auf bestimmte Bereiche des Erlebens zu konzentrieren und diese selektiv nach Wahrnehmungen abzusuchen, die der Erwartung entsprechen, was die Verstärkereffekte der pharmakologischen Substanzwirkung steigert. Neben der körperlichen Wirkung einer Droge sind es aber auch die äußeren Reize, wie Anblick, Geruch, Geschmack und die jeweilige Zubereitungsweise einer Substanz, als auch die benötigten Hilfsmittel (Pfeife, Spritze, Flache etc.), die das Annäherungs- und Konsumverhalten durch Konditionierung steuern. So kann bereits der Anblick des Spritzbestecks bei Heroinabhängigen heftige vegetative Reaktionen und das starke Gefühl des Verlangens nach der Droge auslösen (vgl. Rist 2009, S. 122 f.). Dadurch lässt sich bestätigen, dass sich nicht nur die Wirkungsweise ausgehend von der Substanz selbst zu einem Konsum führen kann, sondern, dass das Lernverhalten des/der KonsumentIn, das er/sie beim Gebrauch entwickelt, sein/ihr Verhalten beeinflusst, was zu einer Abhängigkeit führen kann.

39 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e Modell der Schutz- und Risikofaktoren Das Modell der Schutz- und Risikofaktoren beschreibt den biopsychosozialen Zusammenhang dem die Individualität des Konsumierenden selbst, sein soziales Umfeld und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen unterlegen sind. Unter Risikofaktoren werden solche Bedingungen beschrieben, welche das Risiko erhöhen, später einen Substanzkonsum, einen schädlichen bzw. missbräuchlichen oder abhängigen Konsum aufweisen, wobei Schutzfaktoren, solche Bedingungen sind, die bei Vorliegen eines Risikofaktors das Risiko senken, später einen Substanzkonsum, einen schädlichen bzw. missbräuchlichen oder abhängigen Konsum aufzuweisen. (Jordan/Sack 2009, S. 127). Bereits zur Erklärung delinquenten und verhaltensauffälligen Verhaltens werden in der Fachwelt immer mehr Zusammenhänge für Resilienz bzw. Vulnerabilitätsfaktoren bei jungen Menschen diskutiert. In diesem Artikel sollen aber vor allem die spezifischen Schutzund Risikofaktoren für die Entwicklung von substanzgebundenen Störungen vorgestellt werden. Auch wenn es noch große Forschungslücken in diesem Bereich hinsichtlich der Wechselwirkung und Verallgemeinerbarkeit gibt, finden die bisherigen Ergebnisse doch Anerkennung in der Fachwelt, was weitere Forschungen zu biopsychosozialen Erkenntnissen vorantreibt (vgl. Jordan/Sack 2009, S. 136). Zunächst muss geklärt werden, dass die Schutz- und Risikofaktoren keiner Kausalität unterliegen. Wechselwirkungen und Beeinflussung einzelner Faktoren miteinander können sich sicherlich ergeben, müssen aber einer Einzelfallprüfung unterzogen werden. In Anlehnung an Petraites et al. (1998), welche in einer Zusammenschau von rund 60 prospektiven Längsschnittstudien die empirische Gültigkeit von Risikofaktoren zum experimentellen Konsum von Drogen analysierten, haben Jordan und Sack (2009, S. 130) folgende Risiko- und Schutzfaktoren hinsichtlich des experimentellen Subtanzkonsums von Kinder und Jugendlichen zusammengefasst: Schutz- und Risikofaktoren der Person Stabile Persönlichkeitseigenschaften und biologische Dispositionen, die die Motivation für Substanzkonsum fördern oder die physiologische Aufnahmebereitschaft für Substanzen steigern, sind unter anderem die genetische Empfänglichkeit für Substanzabhängigkeit, eine gestörte Impulskontrolle, aggressives Verhalten sowie eine allgemeine hohe Risikobereitschaft. Der emotionale Zustand und die allgemeinen Fähigkeiten, welche die Motivation für einen Substanzkonsum fördern und Standfestigkeit verringern, sind u. a. ein geringes Selbstwertgefühl, Angstzustände, Depressivität, Stress und fehlende Bewältigungsstrategien. Daraus resultiert beispielsweise, dass ein großes Selbstbewusstsein und höhere Selbstwirkungserfahrungen mit geringeren Stresserleben und damit höheren

40 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e 40 Bewältigungsstrategien einhergehen, was sich protektiv gegenüber einem Substanzkonsum auswirken kann. Schutz- und Risikofaktoren des sozialen Umfelds Seltene Belohnungen durch Familienmitglieder, der Mangel an elterlicher Wärme, Unterstützung und Aufsicht, Scheidung der Eltern und andere familiäre Belastungen erhöhen das Risiko aus sozialem Druck Substanzen zu konsumieren. Zudem werden insbesondere emotionale Bindungen an andere Jugendliche und Rollenmodelle benannt, die zu einem Substanzkonsum ermutigen, was z. B. durch eine Zunahme des Einflusses der Peergroup geschieht, mit dem Wunsch diesen zu gefallen. Dies wird durch die Annahme, dass wichtige Personen (Eltern, Geschwister, Freunde) den Substanzgebrauch befürworten, noch verstärkt. Schutz- und Risikofaktoren der Gesellschaft Hier werden Schutz- und Risikofaktoren bezüglich der unmittelbaren Umgebung genannt, die ein erhöhtes Risiko für eine positive Einstellung gegenüber Substanzkonsum verantwortlich sind: die Kriminalität- und Arbeitslosenrate, schlechte Schulen und Bedingungen für eine angemessene Ausbildung, die Darstellung des Drogenkonsums in den Medien, als auch die leichte Verfügbarkeit der Substanzen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es sowohl altersspezifische Unterschiede für Risikofaktoren gibt, als auch ursächliche Unterschiede der einzelnen Faktoren. Es wird davon ausgegangen, dass je älter Kinder und Jugendliche werden, desto mehr verlieren ihre Eltern als Rollenmodell für den Substanzkonsum an Bedeutung und die Gruppe der Gleichaltrigen bekommt einen höheren Stellenwert. Zudem wird beschrieben, dass der Beginn des Konsums von den Umfeldbedingungen bestimmt zu werden scheint, wohingegen die Entwicklung bestimmter Konsummuster wie Abhängigkeit von den genetischen Voraussetzungen abhängt (vgl. Jordan/Sack 2009, S. 131 und 134). Es bedarf hier noch weiterer sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse, um genaue Zusammenhänge und Wirkmechanismen der Schutz- und Risikofaktoren beschreiben zu können, jedoch soll ein Einblick in dieses Modell die Individualität des Einzelfalles jedes drogenkonsumierenden Menschen widerspiegeln und aufzeigen, dass eine einfache Erklärungsweise für den abhängigen Substanzkonsum nicht angezeigt werden kann und darf. Die eben beschriebenen Einflussfaktoren Familie, Peergroup und soziale Umwelt, die innerhalb des Modells der Schutz- und Risikofaktoren eine besondere Rolle spielen, sollen im nächsten Abschnitt nochmals ausführlicher beschrieben werden.

41 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e Einflussfaktoren für Suchtmittelmissbrauch und -abhängigkeit im jungen Erwachsenenalter Als Ergänzung zu den Erklärungsansätzen für Suchmittelmissbrauch bei jungen Menschen werden an dieser Stelle Einflussfaktoren beschrieben, die abhängiges Verhalten fördern können. Der Weg zur Sucht ist ein individueller Prozess und kann nicht nur unter dem Gesichtspunkt eines Faktors gesehen werden, sondern hängt von vielen Faktoren ab, welche im Kontext der Lebenslage des jungen Menschen gesehen werden müssen. Fest steht, dass eine Gefährdung süchtig zu werden, vor allem für die jungen Menschen besteht, die bereits in ihrer Kindheit inneren und äußeren Belastungen ausgesetzt waren, welche im Folgenden beschrieben werden Familiäre Einflüsse Viele Jugendliche machen ihre ersten Erfahrungen mit Drogen in Form des Zigaretten- und Alkoholkonsum im Familienkreis. Zu den bedeutendsten Mediatoren des Substanzkonsums junger Menschen gehören daher auch Merkmale der Herkunftsfamilie, die sowohl Risiko- als auch Protektivfaktoren sein können. Prof. Denise Kandel, Leiterin des Department of Epidemiology of Substance Abuse des New York State Psychiatric Institute, unterscheidet in ihrem Aufsatz (The Parental and Peer Context of Adolescent Deviance: An Algebra of Interpersonal Influences) drei elterliche Einflüsse auf den Substanzmissbrauch bei jungen Menschen: den elterlichen Konsum (vermittelt über Nachahmungseffekte), den elterlichen Einstellungen zum Substanzkonsum (vermittelt über soziale Bekräftigung) und die allgemeine Qualität der Eltern-Kind-Beziehung. Einen Überblick über weitere familiäre Einflussfaktoren für den Konsum illegaler Drogen gaben Hawkins et al. in ihrer Sekundaranalyse (Risk and protective factors for alkohol and other drug problems in adolescence an early adutlhood: Implications for substance abuse prevention). Sie unterscheiden elterlichen Einfluss zwischen der Art des Substanzgebrauchs in der Familie (v. a. bei Eltern und Geschwister), der Art des Familienmanagements (z. B. Erziehungsstil, Bindung, Kommunikation) und der Art des Umgangs mit familiären Konflikten. Dabei wird deutlich, dass gerade das Erziehungsverhalten der Eltern den jungen Menschen beeinflusst. Durch Wärme und Unterstützung, einer altersgemäßen Förderung bei der Lösung der Entwicklungsaufgaben und der Sicherheit einer verlässlichen Familiensituation kann sich der autoritative Erziehungsstil positiv auf eine kindgerechte Entwicklung auswirken. Solch eine funktionale Familie mit dem eben beschrieben autoritativen Erziehungsstil der Eltern, kann einen Substanzkonsum aber nicht völlig verhindern,

42 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e 42 senkt jedoch das Risiko oder reduziert negative Folgewirkungen (vgl. Sack/Thomasius 2009, S. 148 f.). Zudem geht eine Verbesserung der Familienfunktion auch mit einer Stabilisierung des Behandlungserfolges bei jungen SubstanzkonsumentInnen einher, weshalb bei der therapeutischen Arbeit die Familie miteinbezogen werden sollte. Neben dem Einflussfaktor Familie spielen aber gerade die Peers der jungen Menschen eine wesentliche Rolle und sollen im nächsten Abschnitt beschrieben werden Einflüsse Gleichaltriger Im Jugendlichen- und jungen Erwachsenenalter beginnt der Prozess der Ablösung von den Eltern, und eine Orientierung nach außen zu Gleichaltrigen gewinnt für junge Menschen zunehmend an Bedeutung. Die eigene Rolle kann in dem geschützten Raum der Peergroup getestet werden und es werden Erfahrungen mit unterschiedlichen sozialen Verhaltensweisen und deren Auswirkung auf die Umwelt gesammelt. Peergroups haben daher auf Heranwachsende großen Einfluss, laut Studien geht dieser sogar über den der Eltern hinaus und spielt beim Substanzgebrauch eine weitaus größere Rolle (vgl. Pinquart/Silbereisen 2005, S. 17). Dabei gibt es aber auch Zusammenhänge zwischen Einflüsse der Eltern und Gleichaltriger, so beschreiben Pinquart und Silbereisen (2005, S. 18) auf Grundlage empirischer Daten, dass wenig elterliche Aufsicht, geringe familiäre Kohäsion und ein hohes Ausmaß familiärer Konflikte sowie häufiges bzw. exzessives Trinken der Eltern die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Jugendliche Kontakt zu solchen Peers suchen, die legale und illegale Substanzen konsumieren und auch anderweitiges Problemverhalten aufzeigen.. Dieser Selektionshypothese, die besagt, dass die Jugendlichen ihre Peers entsprechend ihren Vorstellungen und Einstellungen und aufgrund der bereits beschrieben familiären Einflüssen aussuchen, steht das Modell des Gruppendrucks und der Imitation, die in Peergroups entstehen, gegenüber. In der Studie von Urberg et al. (1997) konnte anhand einer Längsschnittuntersuchung festgestellt werden, dass junge Menschen, die zunächst alkoholabstinent waren, nach einiger Zeit Alkohol konsumiert haben, was eindeutig auf den Einfluss der alkoholkonsumierenden Freunden zurückzuführen werden konnte. Zudem kann ein Zusammenhang zwischen dem Konsum psychoaktiver Substanzen und sozialer Integration festgestellt werden, da substanzkonsumierende Jugendliche (vorwiegend Alkohol) ihre Freizeitaktivitäten häufiger an die Gemeinschaft binden, einen großen Bekanntenkreis in ihrer Altersgruppe haben und kontaktfreudig und beliebt im Klassenverband sind. Nicht konsumierende Jugendliche werden hingegen als weniger sozial kompatibel und weniger beliebt beschrieben (vgl. Reuband 1992). Durch den Substanzkonsum erfahren Jugendliche demnach eine Erleichterung in der

43 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e 43 Kontaktaufnahme, eine höhere Anerkennung innerhalb der Gruppe und eine gefestigtere Position in der Gruppe der Gleichaltrigen, was als Motivator zum Substanzkonsum gesehen werden kann. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass beide Modelle, sowohl die Selektionshypothese als auch die des Gruppendrucks und der Imitation für den jungen Menschen von Bedeutung sind, und sich wechselseitig beeinflussen und verstärken. Neben den Einflüssen von Eltern und dem Erziehungsverhalten sowie den Beziehungen zu Gleichaltrigen spielen auch noch Einflüsse von außen für die Entstehung und Verfestigung des Suchtverhaltens von Heranwachsenden eine Rolle, was im Folgenden charakterisiert wird Soziale Einflüsse Als soziale Einflüsse werden hier der sozioökonomische Status des Heranwachsenden (Bildung, Ausbildung, Einkommen, Wohnverhältnisse), die Verfügbarkeit von Suchtmitteln und die Einflüsse von Medien und Werbung gesehen. Anders als bei Erwachsenen, wo ein deutlicher Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und dem Gesundheitsverhalten beobachtet werden kann, ist dieser Faktor bei jungen Menschen für eine Affinität zu Drogen nicht eindeutig erkennbar. Der Bildungsstatus als auch der Wohlstand der Eltern scheinen nur einen schwachen Einfluss auf das Suchtverhalten der Kinder auszuüben. In Untersuchungen konnte beispielsweise in Bezug auf Tabakkonsum festgestellt werden, dass mehr Jugendliche aus der sozialen Unterschicht zu den Starkkonsumierenden gehören, während es beim Alkoholkonsum die Jugendlichen aus dem Wohlstandverhältnis sind, die vermehrt zu Konsumexzessen neigen (vgl. Laucht 2009, S. 156). Eindeutiger liegt allerdings die Korrelation zwischen Schultyp, den die Heranwachsenden besuchen, und ihrem Suchtverhalten. In der Europäischen Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen wurden 2004 unter anderem, deutsche Haupt-, Real- und GesamtschülerInnen sowie GymnasiastInnen zu ihrem Konsumverhalten befragt. Die Lebenszeitprävalenz bei Rauschverfahren kann für Haupt- und RealschülerInnen wesentlich höher als bei GymnasiastInnen und GesamtschülerInnen beschrieben werden, wohingegen die Lebenszeitprävalenz des Cannabiskonsums bei den GymnasiastInnen deutlicher höher liegt, als bei allen anderen Schulformen (vgl. Kraus et al. 2004). Zurückzuführen sind diese Befunde sicherlich auf bestimmte Elemente der Schulkultur, die mit dem Gesundheitsverhalten der SchülerInnen im Zusammenhang stehen.

44 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e 44 Ein weiterer Einflussfaktor, bedingt durch das soziale Umfeld der jungen Menschen, ist die Verfügbarkeit und der Zugang zu Substanzen. Insbesondere die niedrigen Preise für Tabak und Alkohol in Deutschland können ein Faktor sein, der Heranwachsende vermehrt, auf diese Substanzen zurückgreifen lässt. Eine höhere Besteuerung könnte hier als Maßnahme genannt werden, um den Zugang zu erschweren. Ein positives Beispiel dafür zeigt die Sonderbesteuerung von Alkopops, die eingeführt wurde, als eine Zunahme am Konsum der alkoholhaltigen Mischgetränke zu verzeichnen war. Laut Studien der BzgA (2011a) konnte ein Rückgang des Konsums statistisch nachgewiesen werden. Aber auch gesetzliche Regelungen sollen die Verfügbarkeit verringern, wie z. B. das Jugendschutzgesetz, welches insbesondere den Verkauf und die Abgabe sowie den Konsum von Tabak und Alkohol regelt. Hier muss jedoch bedacht werden, dass solche Regelungen nur dann sinnvoll werden, wenn ihre Einhaltung auch gewährleistet werden kann. Ein positives Beispiel zeigt dabei der Rückgang an rauchenden Jugendlichen, der sich innerhalb von neun Jahren halbiert hat, was auf strukturelle und präventive Maßnahmen zurückzuführen ist: die Tabaksteuererhöhungen, der erschwerte Zugang zu Zigarettenautomaten für Jugendliche, die Einschränkungen der Werbung für Tabakprodukte, Rauchverbote in öffentlichen Räumen, darunter Gaststätten und insbesondere auch Schulen, sowie das Abgabeverbot von Tabakwaren an Jugendliche unter 18 Jahren (vgl. BzgA 2011b). In den letzten Jahren wurde ein Verbot von Alkoholwerbung immer wieder stark gefordert, da ein Zusammenhang zwischen Werbung und dem Konsumverhalten Jugendlicher zu belegen ist. Kampagnen für legale Suchtmittel verleiten zum Experimentieren bei Einsteigern, beeinflussen den Konsum bei etablierten KonsumentInnen und vermindern die Motivation, den Konsum einzuschränken. Zudem wird durch die Aufmerksamkeit auf das Produkt der Konsum als ein normales und verbreitetes Alltagsverhalten angesehen. Dies gilt nicht nur für direkte Produktwerbung sondern auch für indirekte Werbung in Film und Fernsehen, Vergabe von Gratisproben und Werbegeschenken (vgl. Laucht 2009, S. 158). Der umweltbedingte Faktor kann damit als ein Einfluss für die Entstehung und Verfestigung des Suchtverhaltens von jungen Menschen gesehen werden. Allerdings ist die Installation präventiver Maßnahmen weniger schwierig zu gestalten als unter den in Punkten und genannten Faktoren. Welche Auswirkungen der vermehrte bzw. schädliche Substanzgebrauch bei jungen Menschen haben kann, soll im Folgekapitel erläutert werden. 3.4 Auswirkungen von Drogenmissbrauch im jungen Erwachsenenalter Drogenkonsum, abhängig von den genommen Substanzen, ist gerade bei jungen Menschen mit teilweise erheblichen gesundheitlichen Folgen verbunden. Hierzu

45 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e 45 zählen Entwicklungsstörungen (Störungen der Persönlichkeitsentwicklung, der Leistungsfähigkeit und Motivation), psychische Störungen (Depressionen, Angststörungen, Psychosen) und auch körperliche Erkrankungen, wie Hirnleistungsstörungen, Infektionen und Vergiftungen. Damit stellen Suchtstörungen eines der zahlenmäßig größten Risiken für die altersgerechte Entwicklung und Gesundheit im Jugend- und jungen Erwachsenenalter dar (vgl. Thomasius 2005, S. 13). Es lässt sich bisher aber nicht sicher beantworten, ob komorbide Störungen dem Substanzgebrauch vorausgehen und dessen Auftreten begünstigen, oder ob der Substanzmissbrauch das Auftreten komorbider Störungen begünstigt bzw. ein dritter Faktor für beide Störungen verantwortlich ist (vgl. Thomasius 2005, S. 18). Für die VERSO-Studie wurden Daten aus Sicht suchtgefährdeter Jugendlicher ermittelt, wobei widergespiegelt werden kann, worin junge DrogenkonsumentInnen selbst ihre Probleme sehen und welche Auswirkungen der Drogenkonsum für sie hat: Die häufigsten negativen sozialen Erfahrungen von Alkohol konsumierenden Jugendlichen sind nach eigener Aussage der Probanden: Konflikte mit den Eltern aufgrund des Alkoholkonsums Verschlechterung der schulischen Leistungen Als positive Erfahrungen mit Alkohol wurden zudem das Fehlen von körperlichen Beschwerden und Kennenlernen neuer Bekannten angegeben. CannabiskonsumentInnen berichteten hingehen über: Lustlosigkeit Konzentrationsprobleme Konflikte mit den Eltern Aus der Studie geht deutlich hervor, dass die Jugendlichen sowohl individuelle, als auch soziale Negativerfahrungen verbanden, wie Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Konzentrationsprobleme und Lustlosigkeit, Verschlechterung der Schulleistungen, Verlust von Freundinnen und Freunden und Konflikte mit Eltern. Bei Jugendlichen, die lediglich Alkohol konsumierten, traten diese Faktoren weitaus weniger häufig auf.

46 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e 46 EcstasykonsumentInnen beschrieben: Schlafstörungen Ängste depressive Gefühle Konzentrationsprobleme schlechtere Schulleistungen Deutlich wurde zudem, dass die meisten Jugendlichen unabhängig von der Konsumsubstanz das Risiko ihres Drogenkonsum unterschätzen und/oder ignorierten und als unproblematisch einstuften (Farke/Broekman 2003, S. 8 ff.). Neben den gesundheitsschädigenden Faktoren sind aber auch soziale Probleme eine Folge des Drogenkonsums. Gerade bei regelmäßigem Konsum kommen die jungen Menschen schnell auf einen Tagesbedarf von bis zu pro Tag, der häufig mittels Beschaffungskriminalität wie Diebstahl, Raub, Einbruch, Erpressung Prostitution und Dealen finanziert wird. Arbeitsstunden, Haftstrafen und Therapien auf Auflage sind die Folge. Hierbei kommt es häufig dazu, dass die Heranwachsenden ihre sozialen Kontakte zu Familie und Freunden zunehmend abbrechen und sich immer mehr in die Szene der Drogenabhängigen zurückziehen (vgl. Möller 2003, S. 23) Unter Betrachtung der Ergebnisse der VERSO Studie und den Folgen von Drogenmissbrauch für den jungen Menschen ist eine Prävention und frühzeitige Aufklärung über Auswirkungen des Substanzkonsums enorm wichtig. Erst wenn die Heranwachsenden Einsicht über ihr süchtiges Verhalten erlangen, können Hilfsmaßnahmen greifen, daher soll im letzten Abschnitt das Hilfesuchverhalten junger Menschen als Abschluss dieses Kapitels aufgezeigt werden. 3.5 Hilfesuchverhalten junger Menschen mit problematischem Drogenkonsum Negative Begleiterscheinungen des Drogenmissbrauchs wie Beschaffungskriminalität, Arbeits- und Wohnungslosigkeit und negative körperliche sowie psychische Erkrankungen konnten bereits als Auswirkungen problematisch drogenkonsumierender junger Menschen beschrieben werden. Hinsichtlich dieser Belastung soll der Blick nun auf Bewältigungsversuche und ein damit verbundenes Hilfesuchverhalten bezüglich der Inanspruchnahme von Hilfen gerichtet werden. Ein Problem der Suchthilfe ist sicherlich die Erreichbarkeit der Klientel. Um den Zugang zu erleichtern, wurden hierfür bereits niedrigschwellige Angebote eingerichtet, um

47 A b h ä n g i g k e i t i m j u n g e n E r w a c h s e n e n a l t e r S e i t e 47 möglichst viele Hilfesuchende erreichen zu können. In einer Studie (vgl. Perkonigg et al. 2004, S. 22 und 30) zur Untersuchung zum Hilfesuchverhalten und Versorgungsangebot in der Region München und Umland wurde eine regionale epidemiologische Längsschnittuntersuchung mit einer repräsentativen Stichprobe von 3021 Befragten 14- bis 24-Jährigen geführt. Mittels eines standardisierten persönlichen diagnostischen Interviews wurden diese zu ihrem Substanzkonsum und Störungen durch psychotrope Substanzen befragt, um die Häufigkeiten des problematischen Konsums illegaler Drogen und das Hilfesuchverhalten dieser Gruppe von KonsumentInnen zu untersuchen. Die Ergebnisse machten deutlich, dass Personen mit problematischem Konsum nur in sehr geringem Ausmaß Kontakt im Suchthilfesystem suchten. Das Inanspruchnahmeverhalten bezog sich hauptsächlich auf Psychotherapeuten oder Hausärzte, die vermutlich wegen anderer Gründe kontaktiert wurden. Zudem wurde deutlich, dass eine große Anzahl an PatientInnen und KlientInnen in Therapie- und Substitutionseinrichtungen zu verzeichnen war und relativ wenig Kontakt zu jüngeren PatientInnen und KlientInnen bestand. Begründet wurde dies unter der Annahme, dass Barrieren oder Verleugnungstendenzen bezüglich des Substanzgebrauches verantwortlich für die geringe Inanspruchnahme des Suchthilfesystems gewesen sein könnten. Aber auch das Beratungsangebot selbst wurde überprüft, wobei festgestellt wurde, dass Beratungsstellen ein verbessertes Angebot für jüngere Cannabis- oder EcstasykonsumentInnen schaffen könnten, die nicht nur wegen gerichtlicher Auflagen gezwungenermaßen Kontakt aufnehmen. Anhand dieser Ergebnisse wird ersichtlich, dass gerade junge Menschen einen Kontakt zu Angeboten der Suchthilfe scheuen und meist über rechtliche Auflagen, und damit unfreiwillig, Beratungsangebote in Anspruch nehmen. Welche Gründe hinter dieser Einstellung stehen könnten, geht aus den Ergebnissen dieser Studie nicht hervor. Bisher konnten dazu auch kaum theoretische und forschungspraktische Erkenntnisse gewonnen werden. Die Untersuchung der vorliegenden Arbeit kann helfen, diese Forschungslücken zu füllen, da aufgrund der subjektiven Sichtweise junger problematisch drogenkonsumierender Menschen erklärt werden soll, welchen Weg sie für die Inanspruchnahme von Hilfe wählten und wer ihnen bei der Suche half. Zudem wurde nach Form des Hilfeangebots, nach der Motivation zur Inanspruchnahme bzw. nach Gründen für eine Ablehnung der Hilfen gefragt. Die Ergebnisse können sowohl in der quantitativen (vgl. Punkt 10.6) als auch in der qualitativen Untersuchung (vgl. Punkt 11.5) nachgelesen werden. Hieraus wurden Empfehlungen für die Praxis der Sozialen Arbeit entwickelt (vgl. Punkt 14).

48 D r o g e n k o n s u m, S u c h t u n d S u c h t h i l f e i n M ü n c h e n S e i t e 48 Zunächst wird im Folgekapitel jedoch ein Überblick gegeben, wie das Suchthilfesystem der Stadt München aufgebaut ist und welche Hilfen den Heranwachsenden zur Verfügung gestellt werden. In einem einführenden Artikel wird der Blick auf die Gesamtbevölkerung Münchens und deren Konsum- und Suchtverhalten gerichtet. 4 Drogenkonsum, Sucht und Suchthilfe in München Um die Situation junger KonsumentInnen in München zu untersuchen, bietet es sich an, zunächst auf bestehendes Datenmaterial zurück zu greifen um anhand dessen das Konsum- und Suchtverhalten der Münchner Bevölkerung im Allgemeinen bzw. ausgewählter Personengruppen zu beschreiben. Ein Verständnis von der grundsätzlichen Situation in München erleichtert es, später Erklärungen zur Situation junger KonsumentInnen zu geben. Beruhend auf diversen Untersuchungen soll im Folgenden ein Einblick in das Konsum- und Suchtverhalten der Münchner Bevölkerung gegeben werden. 4.1 Zum Konsum- und Suchtverhalten der Münchner Bevölkerung Der Reitox-Bericht 2010 nennt für Gesamtdeutschland eine 30-Tage-Prävalenz des Konsums illegalisierter Substanzen von 2,6 % bei der Bevölkerungsgruppe der 18- bis 65-Jährigen. Legt man diesem Prozentsatz die Einwohnerzahl Münchens zu Grunde und vernachlässigt mögliche regionale Unterschiede, so lässt sich für 2010 bei einer knappen Million MünchnerInnen im Alter von Jahren eine Zahl von etwas über 25 Tausend KonsumentInnen illegaler Drogen schätzen (vgl. EMCDDA 2010, S. 36 und vgl. Landeshauptstadt München 2011). Die Zahl der Menschen in München mit problematischem Opiatkonsum beläuft sich ebenfalls geschätzt - auf Personen (vgl. BAS 2009, S. 8 und vgl. Lorenz 2006). Bzgl. des Konsums legaler Substanzen beschreibt der Bericht des Süddeutschen Instituts für empirische Sozialforschung aus dem Jahr 2009 die Münchner Situation, wobei auch hier teilweise nur auf bayernweite Ergebnisse zurückgegriffen werden kann. In Bezug auf Alkohol geben nach Angaben des epidemiologischen Suchtsurveys von 2006, in dessen Rahmen 1547 Personen zwischen Jahren befragt wurden, 1,9 % der Männer und 4,4 % der Frauen an, lebenslang abstinent zu sein. 3,7 % der Befragten zeigen entsprechend den Kriterien des DSM-IV den Befund für Alkoholmissbrauch, 2,4 % für eine Alkoholabhängigkeit, wobei Frauen

49 D r o g e n k o n s u m, S u c h t u n d S u c h t h i l f e i n M ü n c h e n S e i t e 49 jeweils deutlich weniger betroffen sind als Männer. Laut Ergebnissen der Schülerbefragung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), die zwischen 1998 und 2005 in München drei Mal durchgeführt wurde, geht die Zahl jugendlicher AlkoholkonsumentInnen zurück. So ist, während der Zeit der Erhebungen, der Anteil der SchülerInnen, die keinen Alkohol trinken, um 18,4 % gestiegen und der Anteil der SchülerInnen, die häufig Alkohol konsumieren, um 33,9 % gesunken. Zu berücksichtigen ist an dieser Stelle auch ein unterschiedliches Trinkverhalten von jungen Menschen ohne und jungen Menschen mit Migrationshintergrund. Eine bundesweite Studie des Robert-Koch-Instituts von zeigt einen signifikant geringeren regelmäßigen Konsum bei Jugendlichen mit einseitigem Migrationshintergrund und einen nochmals geringeren regelmäßigen Konsum bei Jugendlichen mit beidseitigem Migrationshintergrund. Der Tabakkonsum der Münchner Bevölkerung wurde 2004 im Rahmen des Gesundheitsmonitorings der Landeshauptstadt München erhoben. Demnach rauchten zum Zeitpunkt der Befragung rund 31 % aller Münchnerinnen und rund 38 % aller Münchner. Bei Jugendlichen ist bzgl. des Tabakkonsums ein leicht rückläufiger Trend zu verzeichnen. Der Anteil der NichtraucherInnen bei SchülerInnen der 9. Klassen in München ist im Jahr 2005 im Vergleich zu den Vorjahren um 8,3 % auf 40,8 % angestiegen und der Anteil der RaucherInnen in ähnlich hohem Verhältnis auf 34,9 % zurückgegangen. Auch wenn es für München keine aktuelleren Zahlen zum Rauchverhalten gibt, so lässt sich vor dem Hintergrund des bundesweiten Rückgangs der Zahl verkaufter Zigaretten von 145,1 Milliarden im Jahr 2002 auf 86,6 Milliarden in 2009 (Geyer 2011, S. 21) vermuten, dass die Zahl der Münchner RaucherInnen weiter rückläufig ist. Den Medikamtenkonsum betreffend liegen weder für Münchner Jugendliche noch für Münchner Erwachsene Ergebnisse vor. Bayernweit haben laut der Europäischen Schülerstudie (ESAP) 2007 rund 3 % der 9. und 10. KlässlerInnen Tranquilizer/Sedativa ohne ärztliche Verschreibung eingenommen. Bei Erwachsenen stellt der Epidemiologische Suchtsurvey 2006 für Bayern fest, dass im Vorjahr der Untersuchung 63,8 % der Befragten Schlafmittel, Schmerzmittel, Beruhigungsmittel, Antidepressiva u. a. eingenommen hatten. 86 % der Befragten haben dabei angegeben, grundsätzlich zu versuchen, ohne Medikamente auszukommen, rund ein Viertel äußerten Unverständnis darüber, dass jemand bei Kopfschmerzen kein Medikament einnimmt. Auch in Bezug auf Schnüffelstoffe wie Klebstoff oder Butangas liegen für München keine Ergebnisse vor. Die Europäische Schülerstudie 2007 hat für den Konsum von Schnüffelstoffen für bayerische 9. und 10. KlässlerInnen eine Lebenszeitprävalenz

50 D r o g e n k o n s u m, S u c h t u n d S u c h t h i l f e i n M ü n c h e n S e i t e 50 von 14,2 %, eine 12-Monats-Prävalenz von 5,7 % sowie eine 30-Tage-Prävalenz von 1,8 % herausgefunden. Auch wenn laut Ergebnissen der Studie Förderung des Nichtrauchens bei Jugendlichen 2007 der BZgA bundesweit 14 % aller Befragten in den letzten 30 Tagen vor der Befragung Shisha geraucht haben, so liegen hier weder für Bayern noch für München Ergebnisse vor. Der Münchner Situationsbericht 2009 gibt im Weiteren auch Hinweise auf das Konsum- und Suchtverhalten der Münchner Bevölkerung in Bezug auf illegalisierte Substanzen. Besonders interessant und für die vorliegende Arbeit relevant ist dabei der Vermerk auf Ergebnisse der Early Developmental Stages of Psychopathology- Studie (EDSP), einer Längsschnittstudie, die zwischen 1995 und Münchnerinnen und Münchner zwischen 14 und 24 Jahren befragte. Gezeigt hat sich hierbei, dass 40 % der Jugendlichen, die bei der ersten Befragung 1995 den Konsum von Cannabis bejahten, ihn 10 Jahre später fortsetzten. Die Zahl der Probanden, die zu Beginn der Befragung die Kriterien für einen Cannabis-Missbrauch erfüllten, verringerte sich im Laufe der nächsten zehn Jahre um von 8,1 % auf 7,5 %, wohingegen sich die Zahl derer, die die Kriterien für eine Abhängigkeit erfüllten, von 4,3 % auf 6,1 % erhöhte. Weiter wurde festgestellt, dass fast die Hälfte (46,3 %) all der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Cannabis fünf Mal oder öfter konsumieren, zehn Jahre später wieder den Konsum von Cannabis angeben. Die Daten des Epidemiologischen Suchtsurveys 2006 zeigen, dass 10 % der Befragten bis 24 Jahren, die bereits Cannabis konsumiert haben, dies zum ersten Mal in einem Alter bis zu 15 Jahren taten. Die bereits erwähnte Untersuchung des KFN hat ergeben, dass 69,4 % der Münchner 9. KlässlerInnen im Jahr 2005 kein, 18,9 % selten und 11,7 % häufig Cannabis konsumierten. Laut Ergebnissen der EDSP- Studie hatten 40 % der befragten 20-jährigen MünchnerInnen mindestens ein Mal Cannabis konsumiert. Das Risiko für Missbrauch steigt von 1 % mit 14 Jahren auf 10 % mit 20 Jahren. Ab diesem Alter ist das Risiko für einen Missbrauch von Cannabis nicht mehr gegeben. Das Risiko einer Abhängigkeit steigt bis zum 18. Lebensjahr und ist danach kaum mehr gegeben. Für München - wie auch bayernweit - ergeben sich, ähnlich dem Alkoholkonsum, auch bei Cannabis deutliche Geschlechtsunterschiede. So haben mehr Männer als Frauen Erfahrung mit Cannabiskonsum. Andere illegalisierte Substanzen außer Cannabis haben laut der EDSP-Studie 24,5 % aller MünchnerInnen bereits konsumiert. 13,6 % konsumieren andere illegale Substanzen regelmäßig, 3,2 % missbräuchlich und 1,7 % abhängig. Die Quote von Münchner SchülerInnen der 9. Klasse, die keine anderen illegalisierten Drogen außer Cannabis (zusammengefasst wurden Kokain, Speed, Ecstasy, Heroin und LSD) konsumiert haben, lag laut KFN-Studie im Jahr 2005 bei 95,6 %. Der Anteil derer, die

51 D r o g e n k o n s u m, S u c h t u n d S u c h t h i l f e i n M ü n c h e n S e i t e 51 eben genannte Drogen häufig konsumieren hat sich von 2000 bis 2005 um die Hälfte verringert und lag 2005 damit bei 1,8 %. Laut dem Münchner Situationsbericht 2009 erfolgt der Einstieg in den Konsum anderer illegalisierter Drogen außer Cannabis ab Jahren. Der Missbrauch dieser Substanzen entwickelt sich meist zwischen 17 und 20 Jahren, eine Abhängigkeit mit 18 Jahren. Für den Konsum von Ecstasy, GHB und Amphetamin bei Münchner Jugendlichen liegen keine Daten vor. Nach Ergebnissen der EDSP-Studie gaben allerdings 13,3 % der 24- bis 27-jährigen Münchner an, jemals Amphetamine konsumiert zu haben, 8,6 % gaben an, jemals LSD und andere Halluzinogene konsumiert zu haben und 11,8 % sagten, jemals Kokain konsumiert zu haben. Für den Kokainkonsum Jugendlicher liegen keine aussagekräftigen Ergebnisse vor, ebenso wie zum LSD-Konsum bei Jugendlichen in München als auch zum Konsum psychoaktiver Pilze bei Erwachsenen und Jugendlichen kein Datenmaterial zu finden ist. Crack stellt bayernweit keine Problematik dar, da lediglich 0,2 % der Befragten dieses bisher konsumiert haben. Speziell für München liegen auch hierzu keine Ergebnisse vor. Zum Heroinkonsum in München sind keine Daten verfügbar, jedoch zeigen die Zahlen für Bayern, dass 0,8 % der Befragten jemals Heroin konsumiert haben und dabei der Anteil der 30- bis 39-Jährigen mit 2,3 % aller Befragten am höchsten ist. Während der letzten 12 Monate und der letzten 30 Tage haben 0,2 % aller 18- bis 24-Jährigen in Bayern Heroin konsumiert, wonach laut zitiertem Situationsbericht eine Abhängigkeit angenommen werden kann. Bei Methadon ist der Anteil der Jahre alten Personen in Bayern, die in den letzten 30 Tagen konsumiert haben mit 0,5 % am höchsten. Insgesamt haben bayernweit 0,1 % in den letzten 30 Tagen bzw. den letzten 12 Monaten Methadon konsumiert. Für substanzungebundene Süchte wie Essstörungen, Kaufsucht, Medienkonsum oder Glücksspiel liegen weder für München noch für Bayern verwertbare Ergebnisse vor. (vgl. Sine 2010, S. 5 ff.) 4.2 Entwicklung und Status Quo des Münchner Suchthilfesystems Die Begrenzung bzw. der Stopp der ärztlichen Verschreibungsmöglichkeiten von Heroin gegen Ende der 1960er Jahre konnten eine drastische Zunahme der Zahl Heroinabhängiger nicht aufhalten, vielleicht aber sogar begünstigen (vgl. Ullmann 2001). Die daraus resultierende Problematik für KonsumentInnen, Angehörige und in der Konsequenz auch für die Öffentlichkeit, ließ zu Beginn der 1970er Jahre den Bedarf an Hilfeangeboten deutlich werden. Als Initiative von Eltern drogenabhängiger Kinder gründete sich 1971 die erste Suchthilfeeinrichtung in München die Drogenberatungsstelle des Condrobs e. V. in der Konradstraße im Stadtteil

52 D r o g e n k o n s u m, S u c h t u n d S u c h t h i l f e i n M ü n c h e n S e i t e 52 Schwabing (vgl. Condrobs e. V. o. J.). Auch wenn zu dieser Zeit Suchthilfeangebote in der Regel abstinenzorientiert ausgerichtet und weder der Begriff der Akzeptanzorientierung noch eine dementsprechende Umgangsweise mit Drogenabhängigen etabliert waren, spielte die substitutionsgestützte Behandlung auch damals bereits eine Rolle im Hilfesystem. Wenige Ärzte erkannten die Notwendigkeit der Substitutionsbehandlung und setzten diese teils mit dem Substitut Codein teils mit der bis dahin in erster Linie in den USA erprobten Substanz Methadon um. Zu nennen sind hier insbesondere Dr. Johannes Kapuste und später zu Beginn der 1990er Jahre auch Dr. Mirko Vuceljic, die sich entgegen der öffentlichen Meinung sowie entgegen der Mehrheit der Ärzteschaft und einer Vielzahl von MitarbeiterInnen der Suchthilfe bereit erklärten, Drogenabhängige zu substituieren. Dies war mit immensen justiziellen Konsequenzen verbunden, denn sowohl Dr. Kapuste wie auch Dr. Vuceljic wurden in der Folge ihres Behandlungsangebots vor Gericht gestellt. Man mag darüber streiten können, ob die wenig kontrollierte und teils kompromisslose Vergabepraxis der Beiden in dieser Form sinnvoll gewesen ist. Unstrittig ist jedoch, dass diese beiden öffentlichkeitswirksamen Fälle ihren Teil dazu beitrugen, die Substitutionsbehandlung zu institutionalisieren und zu einem heute nicht mehr wegzudenkenden Suchthilfebaustein zu machen. (vgl. Mauz 1978 und vgl. Esser 1998) Dass die Substitutionsbehandlung auch damals schon und damit auch in der kritisierten Vergabepraxis bedeutend war für drogenabhängige Menschen, wird erschreckend offensichtlich im Bericht einer Mutter, in dem die Verfasserin Dorothea Klieber 1988 in Markt Schwaben bei München schreibt: Ich bin die Mutter eines seit mehr als 15 Jahren opiatabhängigen Sohnes und habe mit ihm alle Stadien durchlebt und durchlitten, die in der Bundesrepublik im Lebenslauf eines Süchtigen fast unausweichlich vorgegeben sind. [ ] Das Besondere daran ist, dass sich für meinen Sohn wirksame Hilfe abzeichnete, zum erstenmal nach 14 Jahren: Er wurde in eine Methadon-Behandlung aufgenommen. [ ] Dann, nach einer für meinen Sohn und mich recht kurzen Zeit des hoffnungsvollen Neubeginns, kam die Katastrophe: Der Arzt wurde verhaftet, die Praxis geschlossen und einige hundert Patienten zurückgestoßen in Elend, Not und Verzweiflung. [ ] Heute, am 2. Juni 1988, will ich diesen meinen 'Bericht einer Mutter' endgültig zum Abschluss bringen. Mein Sohn, seit 15 Jahren gehetzt und gejagt, sah keinen anderen Ausweg mehr und machte seinem verzweiflungsvollen Leben ein Ende. Methadon wäre die Rettung gewesen. (Newman 2005, S. 9f. zit. nach Klieber 1988). Vor dem Hintergrund des Maßnahmenkatalogs des damaligen Staatssekretär des Inneren Peter Gauweiler gründete sich 1987 der Selbsthilfeverein Selbsthilfe, Aids und Drogen (SAD). Als Vorstand und Mitbegründer des Vereins erkannte Klaus

53 D r o g e n k o n s u m, S u c h t u n d S u c h t h i l f e i n M ü n c h e n S e i t e 53 Fuhrmann die Notwendigkeit eines Gegenpols zu genanntem Maßnahmenkatalog. Dieser sah u. a. vor, HIV-Risikogruppen, also homosexuelle Männer und DrogenkonsumentInnen unter Zwang zu testen, Infizierte zu melden und wenn nötig zu isolieren oder einzusperren (vgl. u. a. Sälzer 2011). Aus dem Selbsthilfeverein SAD entstand 1990 der erste Drogenkontaktladen, das off, in München Haidhausen. Dem Einsatz der MitarbeiterInnen dieses Kontaktladens war es u. a. zu verdanken, dass entgegen damals geltendem Betäubungsmittelrecht aber mit Genehmigung des damaligen Innenministers Stoiber, Spritzen an Konsumierende abgegeben werden durften löste sich der SAD auf und schloss sich dem Condrobs e. V. an. (vgl. Drogensoforthilfe o. J.) 1992 wurde die Villa als erste Münchner Entgiftungsstation angeschlossen an das Schwabinger Krankenhaus, ins Leben gerufen. Die erste Notschlafstelle für DrogenkonsumentInnen in München entsteht 1993 mit der Gründung des Drogenkontaktladens L 43, einer Einrichtung des prop e. V., nahe des Münchner Hauptbahnhofs und ist bis heute zentral gelegene Anlaufstelle für eine Vielzahl drogenkonsumierender Menschen in München (vgl. prop e. V. o. J.). Um das öffentliche Gesundheitswesen im Suchtbereich gezielt zu fördern, wurde 1997 in München die Bayerische Akademie für Suchtfragen in Forschung und Praxis e. V. (kurz BAS) gegründet. Erklärte Ziele und Aufgaben der BAS sind die Vermittlung von Informationen, die Förderung der Kooperation von Forschung und Praxis sowie die Qualitätssicherung und -verbesserung im System der Suchthilfe (vgl. BAS 2010). Von 2002 bis 2006 beteiligte sich neben weiteren deutschen Städten auch München am Bundesmodellprojekt zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger. Die StudienteilnehmerInnen konnten anschließend die Behandlung weiterführen und seit der Novellierung des BtMG und der BtMVV 2010 werden im bestehenden Behandlungszentrum in München auch weitere Patientinnen und Patienten in die diamorphingestützte Behandlung aufgenommen. (vgl. Bonorden-Klej et al. 2011, S. 38 f.) Neben diesem Angebot, das voraussichtlich in den kommenden Jahren um weitere Plätze bzw. Heroinvergabestellen ergänzt werden wird, waren in München im Jahr 2006 ca. 40 substituierende Ärztinnen und Ärzte mit etwa 2000 PatientInnen zu finden (vgl. Lorenz 2006). Für die, wie bereits im vorherigen Kapitel 2.1 erwähnten bis Menschen mit problematischem Opiatkonsum, findet sich ein Suchthilfesystem bestehend aus bzw. aufgeteilt auf die bereits in Kapitel 1.2 erläuterten vier Säulen Beratung und Therapie, Überlebenshilfen, Prävention und Repression, wobei hier nochmals angemerkt sein soll, dass der Hilfecharakter der vierten Säule, der Repression, überdacht und diskutiert werden muss. Die folgenden Ausführungen zu konkreten Angeboten haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sollen einen Ein- und Überblick in die Angebotsstruktur der Münchner Suchthilfe ermöglichen.

54 D r o g e n k o n s u m, S u c h t u n d S u c h t h i l f e i n M ü n c h e n S e i t e 54 Zahlreiche Träger bieten Suchtberatung und Weitervermittlung für drogen- und alkoholabhängige oder gefährdete Menschen sowie deren Angehörige an. Zu nennen sind die Caritas, der Deutsche Orden, das Frauentherapiezentrum München e. V. (FTZ), die städtische Drogenberatung, das Institut für Therapieforschung (IFT), Therapie Sofort GmbH, Prop e. V. und Condrobs e. V. sowie das Gesundheitsamt der Stadt München (vgl. Sonderglocke o. J.). Auch Telefon- und Onlineberatungen werden seit mehreren Jahren angeboten. Entgiftungsplätze bieten direkt in München in erster Linie das Bezirkskrankenhaus Haar (mit Mutter-Kind-Station), das städtische Klinikum Rechts der Isar sowie die Entzugsstation Villa im Schwabinger Krankenhaus. Stationäre Entwöhnungstherapieplätze sind größtenteils in der Umgebung von München zu finden, direkt in München ansässig sind der Fasanenhof unter Trägerschaft der Caritas, die therapeutischen Wohngemeinschaften des Jugend- und Frauenbereichs von Condrobs e. V., die Würmtalklinik in München-Gräfelfing unter Trägerschaft des Deutschen Orden sowie die kinder- und jugendpsychiatrische Heckscher Klinik des Bezirks Oberbayern. Für drogenabhängige Menschen mit eigenem Wohnsitz oder für Personen, die im Rahmen einer ambulanten Behandlung einer Krisenintervention bedürfen, bieten seit wenigen Jahren teilstationäre Angebote wie die Tageskliniken von Condrobs oder der Caritas die Möglichkeit, untertags Therapie und Struktur zu erfahren, um abends wieder in das gewohnte Umfeld zurückkehren zu können. (vgl. Drogensoforthilfe o. J.) Neben den eben genannten abstinenzorientierten Einrichtungen bietet das Münchner Hilfesystem auch eine Reihe niedrigschwelliger und akzeptanzorientierter Angebote. Zu nennen sind in diesem Kontext sowohl die (Jugend-) Streetwork von Condrobs und der Stadt München sowie neben den bereits genannten zwei weitere Kontaktläden, das Limit in München Schwabing sowie das Pedro in München Neuperlach. Die Condrobs Kontaktläden bieten für KlientInnen neben der Möglichkeit Spritzen zu tauschen, zu Mittag zu essen, einen Kaffee zu trinken, Wäsche zu waschen oder sich einfach nur auszuruhen außerdem auch die Möglichkeit an, sich bei Arbeitsprojekten zu betätigen und somit einen kleinen Zuverdienst zu erwirtschaften und sich niedrigschwellig (wieder) ins Arbeitsleben und in eine dazugehörige Tagesstruktur einzufinden. Der Kontaktladen off richtet seine Angebote seit mehreren Jahren insbesondere auf die Bedürfnisse älterer KonsumentInnen illegalisierter Drogen, weshalb dort u. a. auch das Betreute Wohnen für über 40-Jährige angeschlossen ist.

55 D r o g e n k o n s u m, S u c h t u n d S u c h t h i l f e i n M ü n c h e n S e i t e 55 Auch für junge Menschen stehen in München zahlreiche Hilfsangebote zur Verfügung. ConAction nennt sich die Streetwork von Condrobs, die sich als Ansprechpartner für Jugendliche auf der Straße sieht. Neben der abstinenzorientierten Therapieeinrichtung Inizio stellt das easycontact-haus ein Angebot für junge Menschen dar, die einer stationären Unterbringung bedürfen, sich aber aktuell ein Leben ohne Drogen nicht vorstellen können. Das Präventionsprojekt HaLT zielt auf die Aufklärung Jugendlicher in Hinblick auf einen maßvollen Umgang mit Alkohol. Die MitarbeiterInnen suchen vor diesem Hintergrund Jugendliche auf, die mit einer Alkoholvergiftung in die Klinik eingeliefert wurden. (vgl. Condrobs e. V. o. J.) Eine weitere Präventionsmaßnahme wird von Prop e. V. angeboten und nennt sich FreD Frühintervention bei erstauffälligen DrogenkonsumentInnen. Das Projekt soll helfen, den Umgang mit psychoaktiven Substanzen zu reflektieren und auf diesem Weg zu einer Einstellungs- und Verhaltensänderung zu motivieren. Wie die Präventionsprojekte von Condrobs inside und inside@school bieten auch weitere Münchner Präventionsprojekte die Möglichkeit der Aufklärung an Schulen, in Betrieben, in Vereinen, Kindergärten oder der offenen Jugendarbeit. (vgl. Prop e. V.) Ein Angebot, das beginnend in den 1990er Jahren in Frankfurt mittlerweile in mehreren Bundesländern Fuß fassen konnte, ist der Drogenkonsum- oder auch Gesundheitsraum. Schon seit vielen Jahren werden diese niedrigschwelligen Einrichtungen, in denen DrogengebraucherInnen risikoärmer konsumieren können, von Trägern der Suchthilfe als notwendig erachtet. Zwischen wurden in deutschen Konsumräumen insgesamt über zwei Millionen Konsumvorgänge dokumentiert. Durch das Wahrnehmen dieses Angebots erleichtert sich für DrogengebraucherInnen u. a. auch der Zugang zum ärztlichen Hilfesystem, weshalb es nicht verwunderlich scheint, dass sich laut einer Untersuchung im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit aus dem Jahr 2002 die gesundheitliche Situation der befragten Klientel im Vorher- Nachher-Vergleich signifikant verbessert hat. Trotz solcher und weiterer empirisch gesicherter Daten, die die Vorteile des Betriebs von Gesundheitsräumen belegen, und obwohl es - nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts - insbesondere in Frankfurt weder zu einer vermehrten Umfeldbelastung durch Drogenhandel noch zu einer Sogwirkung auf GelegenheitskonsumentInnen oder EinsteigerInnen gekommen ist, findet sich in Bayern bisher noch kein Drogenkonsumraum. Seit Einführung des 10a BtMG im Jahr 2000 ist für den Betrieb von Konsumräumen in der Bundesrepublik zwar eine gesetzliche Grundlage geschaffen, die allerdings erst durch eine zusätzliche länderrechtliche Verordnung einen Betrieb in den jeweiligen Bundesländern möglich macht. (vgl. Schu/Tossmann 2005, S. 2 f. und vgl. Konsumraum.de o. J.). Der bayerische Gesundheitsminister Söder und sein Kollege, Innenminister Hermann,

56 B i s h e r i g e F o r s c h u n g s s t a n d S e i t e 56 jedoch erklären Der Freistaat lehnt Fixerstuben klar ab [ ]. Mit unserer eindeutigen Haltung in dieser Frage vermeiden wir das Entstehen rechtsfreier Räume oder offener Drogenszenen (Söder/Hermann 2010, zit. nach Nürnberger Nachrichten 2010). Die Ausführungen, insbesondere unter Punkt 4.1, verdeutlichen bereits, dass sich die Forschung in der letzten Dekade vielfach im Feld der Suchthilfe bewegt hat und vor allem epidemiologische Daten zu Konsumart und-alter ermittelt wurden. Im folgenden Kapitel fünf soll nun ergänzend zu den eben genannten Studien ein breiter angelegter Diskurs des bisherigen Forschungsstandes erfolgen. 5 Bisheriger Forschungsstand Die Repräsentativerhebung bei Jugendlichen aus Bayern hat 1974 versucht jugendliche DrogenkonsumentInnen vor dem Hintergrund ihrer Sozialisationsbedingungen, Einstellungen und Motivationen zu beschreiben und ist seitdem die einzige, im Ansatz mit dem vorliegenden Projekt, vergleichbare Studie (vgl. Bayerisches Staatsministerium des Inneren 1974). Alle weiteren Erhebungen, die im Laufe der letzten 40 Jahre erstellt wurden, beschäftigen sich in erster Linie mit der Epidemiologie des Suchtmittelkonsums. Die Drogenaffinitätsstudie Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2008 untersucht den Konsum illegalisierter Drogen von Jugendlichen (12 bis 17 Jahre) und jungen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre) und zeigt zudem den Verlauf der Prävalenzen von 1979 bis Die Daten daraus bilden insofern eine Grundlage für das vorliegende Projekt, als dass damit zu belegen ist, dass die Zahl drogenkonsumierender junger Menschen nicht bzw. nur unwesentlich rückläufig ist und damit die zentrale Überlegung, ob es die jungen DrogenkonsumentInnen noch gibt widerlegt ist (vgl. BzgA 2010, S. 30f). Seit zehn Jahren wird von der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht und dem European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction alljährlich der REITOX-Bericht herausgegeben. Er behandelt ein umfassenderes Spektrum und ist nicht allein auf epidemiologische Beschreibungen fokussiert. Betäubungsmittel- und Strafrecht, Drogenpolitik, gesundheitliche Aspekte sowie Aufbau des Drogenmarktes finden Beachtung. Dem REITOX-Bericht liegen verschiedene repräsentative Umfragen und Prävalenzstudien zu Grunde, wodurch ein umfangreicher Einblick in den aktuellen Stand der Forschung möglich wird (vgl. European Monitoring Center for Drugs and Drug Addiction/Deutsche

57 B i s h e r i g e F o r s c h u n g s s t a n d S e i t e 57 Beobachtungsstelle für Drogen und Drogenkonsum ) erschien erstmals der Deutsche Kerndatensatz zur Dokumentation im Bereich der Suchtkrankenhilfe, herausgegeben von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS). In diesem und in dem folgenden Datensatz aus dem Jahr 2006 wird die Suchtkrankenhilfe in den Modulen Klient, Einrichtung und Katamnese in einem national standardisierten Verfahren dokumentiert (vgl. DHS 2008) und liefert so wichtige Informationen für die vorliegende Studie. Welche Bedeutung qualitative Methoden für die Suchtforschung haben, wird in einer der wenigen auf Interviews basierenden Erhebungen deutlich: Für das Projekt Drugwatch wurden 2007 in Großbritannien Interviews mit ExpertInnen (key professionals) und KonsumentInnen illegaler Drogen (illict drug users) durchgeführt und nach Meinung der ForscherInnen politisch relevante Informationen gewonnen, die allein durch quantitative bzw. epidemiologische Erhebungen nicht in Erfahrung gebracht werden hätten können (vgl. Mason/Baker/Hardy 2007). Relevant für die vorliegende Arbeit bzw. das vorausgegangene Forschungsprojekt war außerdem eine Studie aus dem Jahr 2004, bei der Hans-Ulrich Wittchen et al. das Hilfesuchverhalten junger Menschen in Oberbayern untersucht haben (siehe 3.5). Einen umfassenden Einblick in den aktuellen Forschungsstand zum Thema Suchtverhalten der Münchner Bevölkerung gibt der Situationsbericht 2009, der im Auftrag der Stadt München vom Süddeutschen Institut für empirische Sozialforschung e. V. erstellt wurde. Der Bericht gibt Auskunft über die Verbreitung und den Konsum verschiedener legaler und illegalisierter Substanzen sowie über stoffungebundene Suchterkrankungen in der Landeshauptstadt München und greift zurück auf vorhandenes Datenmaterial u. a. aus folgenden Studien: Die Early Developmental Stages of Psychopathology-Studie (EDSP) untersuchte die Verbreitung und Entwicklung psychischer Störungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf der Basis einer aus dem Münchner Einwohnermelderegister gezogenen repräsentativen Stichprobe im Verlauf von zehn Jahren. Im Rahmen des Gesundheitsmonitorings der Stadt München wurden Personen zwischen 18 und 79 Jahren zu ihrem Suchtverhalten befragt. Der epidemiologische Suchtsurvey wurde letztmals 2006 in Bayern durchgeführt. Hierbei wurden 1547 Personen zwischen 18 und 64 Jahren zum Gebrauch und Missbrauch psychoaktiver Substanzen befragt.

58 B i s h e r i g e F o r s c h u n g s s t a n d S e i t e 58 Im Rahmen der Europäischen Schülerstudie (ESPAD) sind 2007 letztmals 1998 Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen in Bayern befragt worden. Schüler der 4. und 9. Jahrgangsstufe wurden im Rahmen der Schülerstudie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen in den Jahren 1998, 2000 und 2005 zu suchtspezifischem Verhalten befragt. Von 2003 bis 2006 erhob der Kinder- und Jugendsurvey Daten zum Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen, wobei u. a. der Migrationshintergrund abgefragt wurde (vgl. sine 2010, S. 6 f.). Es wird deutlich, dass ein breites Themenfeld durch bestehende Studien abgedeckt wird und demnach auch grundlegende Informationen zum vorliegenden Projektvorhaben verfügbar waren. Jedoch sollen die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts, also einrichtungsübergreifende Daten zu jungen problematischen KonsumentInnen in München und insbesondere qualitative Dunkelfeldinformationen, Lücken im aktuellen Forschungsstand schließen. Nach diesem Überblick, zum bisherigen Forschungsstand im Feld der Suchthilfe, werden im Folgenden empirischen Teil das Forschungsdesign, die Datenerhebung als auch die Auswertungsmethode und die Ergebnisse der Untersuchung dargestellt. Zunächst wird jedoch im Kapitel 6, die Entwicklung der Fragestellung durch ein exploratives Vorgehen erläutert, was zu einer Legitimitation des Forschungsprojekts führt..

59 F o r s c h u n g s h i n t e r g r u n d S e i t e 59 II Empirie 6 Forschungshintergrund Wie bereits in der Einleitung erwähnt, war die Ausgangslage die Einschätzung des Bereichsleiters der niedrigschwelligen Einrichtungen des Münchner Suchthilfevereins Condrobs e. V., wonach die Zahl jüngerer DrogenkontaktladenbesucherInnen seit einigen Jahren rückläufig scheint. Diese Einschätzung wurde im März 2010 aufgegriffen und führte zu weiteren Überlegungen. Es sollte daraufhin mehr über einen möglichen Rückgang der Zahl Jüngerer, aber auch mehr zu deren Situation im Allgemeinen in Erfahrung gebracht werden. Als notwendig erschien dafür zunächst eine explorative Voruntersuchung. 6.1 Entwicklung der Fragestellung: Explorative Voruntersuchung Um der Frage nach möglichen Ursachen für einen Rückgang der Zahl junger DrogenkontaktladenbesucherInnen nachzugehen und eine Vorstellung von der Situation jüngerer DrogenkonsumentInnen im Allgemeinen zu bekommen, wurden zwischen Mai und Juni 2010 acht ExpertInneninterviews durchgeführt. Abgefragt wurden hierbei sowohl Einschätzungen zur aktuellen Situation junger DrogenkonsumentInnen sowie Veränderungen, die die ExpertInnen im Laufe der letzten Jahre in ihrem Arbeitsbereich beobachten konnten. An den Interviews teilgenommen haben folgende ExpertInnen aus München: Substitutionsärztin, Sozialpädagoge Drogenkontaktladen, Sozialpädagoge Suchthilfe Jugendbereich, Sozialpädagogin Jugendstreetwork, zwei weitere Streetworker, Mitarbeiter des Drogendezernats, Mitarbeiter einer polizeilichen Suchtpräventions- und Aufklärungsstelle sowie ein Mitarbeiter eines Präventionsprojekts. Die Antworten der ExpertInnen ermöglichten einen Einblick in das veränderte Konsumverhalten junger Drogenabhängiger wie z. B. die Zunahme des Alkoholkonsums sowie der neuerdings auftretende intravenöse Konsum von Fentanyl, der von mehreren ExpertInnen genannt worden war (vgl. Audiodatei Mitarbeiter Drogenkontaktladen). Weiter wurden Vermutungen geäußert, dass möglicherweise das Personal der Sozialen Arbeit vielerorts für eine vertrauliche Beziehung auf Augenhöhe mit jungen KlientInnen zu alt ist (vgl. Audiodatei Mitarbeiterin/Mitarbeiter Jugendsuchthilfe). Diese und weitere Aussagen bzw. Thesen der befragten ExpertInnen beruhen oftmals auf jahrelanger Erfahrung und Beobachtung. Dennoch räumten viele der Befragten ein, sich weder auf Datenmaterial, noch auf fundiertes Wissen oder systematische Beobachtungen zu berufen, sondern lediglich Mutmaßungen anstellen zu können. Der Konsum

60 F o r s c h u n g s h i n t e r g r u n d S e i t e 60 junger Erwachsener wurde als gefährlicher und intensiver Mischkonsum beschrieben, es fielen Äußerungen wie: Aber die Jüngeren konsumieren einfach noch insgesamt intensiver und wilder. Die sind mit Vollgas dabei (vgl. Audiodatei Mitarbeiter Drogenkontaktladen). Vor 10 Jahren hat man die Truppen gesehen, die klar HeroinkonsumentInnen waren im Alter von und auch so ausgesehen haben und das ist nicht mehr. (vgl. Audiodatei Mitarbeiterin/Mitarbeiter Jugendsuchthilfe) Zum Aufenthalt der Jüngeren konnte wenig in Erfahrung gebracht werden: Und einen speziellen Platz, wo wir wüssten, da sind ausschließlich oder vorwiegend Jugendliche oder Jüngere in der Altersgruppe zwischen 18 und 27, wie du das beschrieben hast, dazu wissen wir nichts (vgl. Audiodatei Mitarbeiter Drogenkontaktladen). Ich denke schon, dass es sie noch gibt. Warum sie nicht so wirklich in der Szene auftauchen, keine Ahnung. Vielleicht, also das ist jetzt eine reine Mutmaßung, weil ich kann ja nicht über etwas reden, dass ich nicht wirklich kennen gelernt habe und da eine verlässliche Quelle habe. Es ist jetzt so eine reine Mutmaßung, dass sie vielleicht in unserem neutechnischen Zeitalter sich ganz anders organisieren und von daher (...) auf der Szene gar nicht mehr auftauchen. (vgl. Audiodatei Mitarbeiter Streetwork) Die Frage nach dem Rückgang der Klientel Jüngerer in Kontaktläden wurde u. a. wie folgt beantwortet: Wir können es tatsächlich schlecht sagen. [...] Wir wollen es abfragen, was die Leute interessiert, aber wir haben noch kein aussagekräftiges Ergebnis dazu. (vgl. Audiodatei Mitarbeiter Drogenkontaktladen) Zur Situation Jüngerer im Allgemeinen wurden u. a. Aussagen wie folgt getroffen: Also ich persönlich kann auf keine Statistik oder auf irgendeine Erhebung zurückgreifen, die irgendwie eine Aussage ermöglicht. Ich kann es tatsächlich nicht sagen. Wir sind ja noch gar nicht so weit aus der Diskussion draußen, ob es die überhaupt gibt und so verfestigt, dass es die eben in breiter Masse gibt, die auf der Straße sind und ähnliches Szeneverhalten hatten, wie die KonsumentInnen, die wir vor zehn Jahren als Streetworker auf der Straße getroffen haben. Das kann man so noch nicht sagen, also ich kann dazu nichts sagen. Ich kann auch über die Menge nichts sagen. Ich würde mal vermuten, dass der Strom an KonsumentInnen illegaler Drogen nicht abreißt (...). (vgl. Audiodatei Mitarbeiter Drogenkontaktladen). Eben dargestellte Aussagen machen deutlich, dass jüngere DrogenkonsumentInnen auch von Professionellen, die mit ihrer Klientel in engem Kontakt stehen, in vielerlei Hinsicht nur vage beschrieben werden können und meist Mutmaßungen angestellt

61 F o r s c h u n g s h i n t e r g r u n d S e i t e 61 werden müssen. Es wird ein Bedarf nach fundiertem bzw. empirisch gesichertem Wissen über junge drogengebrauchende Menschen erkennbar. Eine Studie in Bezug auf DrogenkontaktladenbesucherInnen hätte nicht annähernd all die Fragen beantworten können, die im Rahmen der explorativen Untersuchung aufgetaucht sind. So erklärt sich, weshalb das Forschungsprojekt jüngere DrogenkonsumentInnen über die Befragung (potentieller) KontaktladenbesucherInnen hinaus ausgeweitet und sowohl Zielgruppe als auch Forschungsfrage weiter gefasst wurde als ursprünglich geplant. Die Entscheidung für die Altersspanne der Zielgruppe wurde dabei aufgrund zweierlei Gründen getroffen. Zum einen war die Ausgangslage des Projekts ein Rückgang der Zahl jüngerer DrogenkontaktladenbesucherInnen, die mindestens 18 Jahre alt sein müssen, um Zutritt zum Kontaktladen zu bekommen. Andererseits beschreibt das SGB VIII den Begriff junge Erwachsene" mit einem Alter bis zu 27 Jahren (siehe Kap. 2.1). 6.2 Abgrenzung zum bisherigen Forschungsstand: Legitimation der Forschung Wie in Kapitel fünf bereits deutlich wurde, hat sich die bisherige Forschung in erster Linie mit epidemiologischen Fragestellungen beschäftigt und dabei insbesondere Häufigkeiten zum Konsum illegalisierter Substanzen abgefragt. Zwar wurde dabei teilweise der Fokus ebenfalls auf jüngere Menschen gerichtet und Befragungen zum Teil auch in und für München vorgenommen. Jedoch war ein Großteil der Studien lediglich quantitativ angelegt und Fragen zum Hintergrund der Jugendlichen, also zu Sozialisationsbedingungen, zur aktuellen schulischen oder beruflichen Situation, zu justiziellen Schwierigkeiten sowie zum Freundeskreis oder zu den Wünschen in Bezug auf Suchthilfeangebote kaum gefragt. Zwei Projekte (siehe Kap. 5), die ähnliche Ansätze verfolgten sind dabei aber doch zu nennen. Zum einen die Repräsentativerhebung bei Jugendlichen aus Bayern die im Jahr 1974 versucht hat jugendliche DrogenkonsumentInnen vor dem Hintergrund ihrer Sozialisationsbedingungen, Einstellungen und Motivationen zu beschreiben (vgl. Bayerisches Staatsministerium des Inneren 1974) und zum anderen das Projekt Drugwatch, das 2007 in Großbritannien Interviews mit ExpertInnen (key professionals) und KonsumentInnen illegaler Drogen (illict drug users) durchführte und dabei die Bedeutung qualitativer Sozialforschung auf diesem Gebiet unterstrich (vgl. Baker/Hardy/Mason 2007). Weder bei den eben genannten Projekten, noch bei

62 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 62 anderen Studien über junge DrogenkonsumentInnen wurde bisher die Gruppe der 18- bis 26-Jährigen untersucht. Weiter wird die Abgrenzung des vorliegenden Projekts zur bisherigen Forschung im Situationsbericht des Süddeutschen Instituts für empirische Sozialforschung deutlich, der im Jahr 2009 sämtliche Projekte und damit jegliches Datenmaterial in Bezug auf das Sucht- und Konsumverhalten der Münchner Bevölkerung recherchiert hat. So fehlen für München z. B. Informationen zum Konsum verschiedener illegalisierter Substanzen durch Jugendliche und junge Erwachsene wie beispielsweise Heroin, Ecstasy, Lösungsmittel, psychoaktiver Pilze, Crack, Methadon u. a. Opiate sowie zum Konsum psychoaktiver Medikamente. (vgl. Sine 2009, S. 6 f.) Die aufgezeigten Beispiele machen deutlich, dass das vorliegende Forschungsprojekt seine Legitimation dadurch erfährt, dass es eine Lücke im bisherigen Forschungsstand füllen kann. Welches Forschungsinteresse und welche ziele mit der vorliegenden Arbeit genau verfolgt werden sollten und wie dabei das methodische Vorgehen war, wird im folgenden Kapitel, dem Forschungsdesign, dargestellt. 7 Forschungsdesign Im Folgenden werden Forschungsinteresse und -ziele sowie untersuchungsleitende Fragestellungen und Hypothesen der Studie näher betrachtet. Empirische Verfahren können nach quantitativen Methoden als auch qualitativen Verfahren unterschieden werden. Um sowohl Aussagen über eine große Anzahl von Personen tätigen, wie auch Einzelfälle berücksichtigen zu können, erfolgt in dieser Untersuchung eine Methodentriangulation. Selbige resultiert aus der Durchführung einer quantitativen und einer qualitativen Erhebung, welche in diesem Kapitel näher beschrieben und operationalisiert werden. Das letzte Kapitel geht auf Gütekriterien beider Erhebungen ein. 7.1 Forschungsinteresse und ziele Das Erkenntnisinteresse gilt jungen problematischen DrogenkonsumentInnen sowie dem Zusammenhang zwischen den Bedürfnissen dieser Menschen und der Angebotsstruktur im Münchner Suchthilfesystem. Die Situation dieses Personenkreises soll verstanden werden und eine Beschreibung ihrer Einstellungen, Erwartungen und Bedürfnisse in Bezug auf Angebote der Suchthilfe möglich machen. Darüber hinaus sollen Konsummuster, Persönlichkeitsmerkmale, Sozialverhalten

63 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 63 sowie Sozialisationsbedingungen abgefragt werden. Um diesem Interesse gerecht zu werden, scheint es notwendig, in dieser Studie zwei Zielgruppen zu untersuchen, da neben den DrogenkonsumentInnen, die bereits eine Anbindung an das Suchthilfesystem gefunden haben, auch ein gewisser Prozentsatz im noch weitestgehend unbekannten Dunkelfeld zu vermuten ist. Daraus ergibt sich zum einen die Zielgruppe I, bei der es sich um junge problematisch drogenkonsumierende Erwachsene handelt, die 18, aber noch nicht 27 Jahre alt sind und außerdem zum Zeitpunkt der Befragung Angebote des Münchner Suchthilfesystems in Anspruch nehmen. Zur Zielgrupe II zählen zum anderen Menschen mit problematischem Drogenkonsum, die 18, aber noch nicht 27 Jahre alt sind und zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht an Einrichtungen der Suchthilfe angebunden sind. Vor allem die Befragung der zweiten Zielgruppe soll Unklarheiten bzgl. des Dunkelfeldes beseitigen und Erkenntnisse liefern, weshalb dieser Personenkreis den Angeboten der Münchner Suchthilfe fern bleibt. Neben der Auswertung der einzelnen Zielgruppen soll eine Vergleichsmöglichkeit im Dunkel- und Hellfeld herausgearbeitet und Unterschiede erkannt sowie Bedürfnisse beider Gruppen verglichen werden, um bestehende Informationslücken zu schließen. Alle Ergebnisse wurden einrichtungsübergreifend erhoben sowie ausgewertet und sollen einrichtungsübergreifend Verwendung finden können. Durch einen Transfer der gewonnenen Informationen in die Praxis der Sozialen Arbeit besteht die Möglichkeit, die Angebotsstruktur adäquat weiter zu entwickeln. 7.2 Untersuchungsleitende Fragestellungen und Hypothesen Vor dem Hintergrund der explorativen Voruntersuchung stellt sich die Frage, wie junge DrogenkonsumentInnen heute beschrieben werden können. Um eine aussagekräftige und detaillierte Beschreibung zu ermöglichen, sollen Daten über Sozialisationsbedingungen, Persönlichkeitsmerkmale, Einstellungen, Sozialverhalten und Motivation gewonnen werden. Unterschieden wird hierbei, wie bereits erwähnt, in zwei Zielgruppen. In der ersten Zielgruppe werden Wünsche und Erwartungen an die Suchthilfe sowie die Inanspruchnahme abgefragt. Das Erkenntnisinteresse bei der zweiten Zielgruppe, also den Personen, die aktuell keine Anbindung an Einrichtungen der Suchthilfe haben, zielt auf die Frage nach Gründen für die fehlende Inanspruchnahme der Münchner Suchthilfeangebote ab. Folgende Themenbereiche werden unter anderem in der Studie berücksichtigt: Was konsumieren junge Drogenabhängige und wie tun sie das? Wie hat sich der Einstieg in den Drogenkonsum zugetragen? In welcher Relation steht ihr Konsum mit ihrer

64 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 64 Lebenssituation? Wie leben sie und wie möchten sie leben? Welches Lebensgefühl tragen sie in sich? Welches Leben möchten sie führen, welche Ziele haben sie? Wie schätzen sie ihren Drogenkonsum ein? Welche Perspektiven erkennen sie für ihr weiteres Leben? Wie gestalten sie ihr soziales Umfeld? Wo pflegen sie ihre sozialen Kontakte? Wo suchen sie Unterstützung und Hilfe? Welche Unterstützung erscheint ihnen hilfreich? Welche Hilfeangebote wünschen sie sich und von wem? Neben den untersuchungsleitenden Fragestellungen, auf die durch diese Forschung Antworten gefunden werden sollen, ergeben sich noch einige Hypothesen, die einer Prüfung bedürfen. Eine Hypothese ist eine Vermutung über einen Zusammenhang zwischen mindestens zwei Sachverhalten. (Kromrey 2006, S. 53). Wissenschaftliche Hypothesen treffen Annahmen aus einer Theorie, aus Voruntersuchungen oder eigenem Vorwissen über die Grundgesamtheit, die empirisch überprüft werden sollen und am Ende verifiziert oder falsifiziert werden. Aus der für die vorliegende Forschung generierte Theorie und dem bisherigen Forschungsstand, was im ersten Teil dieser Arbeit bereits ausführlich beschrieben und dargelegt wurde, ergaben sich für die Studie, auch unter Einbezug persönlicher Annahmen des Forscherteams, folgende Hypothesen: Hypothese 1: Nur Heroin KonsumentInnen haben Hepatitis C. Hypothese 2: Die Droge, die alle Freunde konsumieren, ist die Hauptdroge der befragten DrogenkonsumentInnen. Hypothese 3: Je früher die DrogenkonsumentInnen ihre erste Droge konsumieren, desto unzufriedener sind sie mit ihrem Leben insgesamt. Hypothese 4: Wer Cannabisprodukte konsumiert, schätzt seinen Drogenkonsum weniger problematisch ein als junge Erwachsene, die härtere Drogen wie z. B. Heroin nehmen. Hypothese 5: Personen, die in Einrichtungen wohnen, sind mit ihrer gegenwärtigen Wohnsituation eher unzufrieden bzw. sehr unzufrieden als Personen, die zu Hause, alleine oder mit Freunden wohnen. Hypothese 6: Die Befragten, deren Eltern vom Drogenkonsum wissen, hatten bereits Cleanzeiten. Hypothese 7: Je höher der Zufriedenheitsgrad mit dem Hilfsangebot derzeit insgesamt ist, desto positiver hat sich ihr Zustand verändert. Auf die Hypothesenprüfung wird in Kapitel 10.3 näher eingegangen. Zunächst findet eine Beschreibung des Datenerhebungsverfahrens statt.

65 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e Quantitative Methode Quantitative Methoden ermöglichen es, empirische Beobachtungen über wenige, ausgesuchte Merkmale systematisch mit Zahlenwerten zu belegen und auf einer zahlenmäßig breiten Basis zu sammeln (vgl. Brosius/Koschel 2008, S. 19). Bei quantitativen Methoden ist [...] die Zahl das Hauptmedium, um soziale Wirklichkeit zu ordnen und zu beschreiben. (Schirmer 2009, S. 67). Soziale Daten werden über diesen Weg in eine numerische Form übertragen und ermöglichen so eine statistische Auswertung, sodass Aussagen in Form von Häufigkeiten, Mengenangaben, Zahlenreihen oder Korrelationen über den Untersuchungsgegenstand gegeben werden können. Die vorliegende Studie verwendet eine quantitative Methode v. a. deswegen, um auf einer möglichst breiten Basis Aussagen über die Grundgesamtheit, d. h. über die jungen DrogenkonsumentInnen im Alter von 18 bis einschließlich 26 Jahren treffen zu können. Darüber hinaus wird die Möglichkeit einer quantitativen Methode, soziale Daten messbar und damit vergleichbar zu machen, als großer Vorteil gesehen (vgl. ebd., S. 67). Auch die Chance, Korrelationen zwischen einzelnen Variablen aufzuzeigen, spricht in dieser Studie für die Verwendung einer quantitativen Methode. Die quantitative Erhebung soll des Weiteren Aussagen über den Einzelfall hinaus ermöglichen und eine Verallgemeinerung erlauben, um Rückschlüsse auf eine größere Anzahl von Personen zuzulassen. Eine quantitative Erhebung wird nicht selten durch qualitative Erhebungen ergänzt, um exemplarisch einen intensiveren Einblick auf komplexere Zusammenhänge zu erhalten. Diese Chance nutzt auch diese Studie und bedient sich neben einer quantitativen auch einer qualitativen Datenerhebung. Durch die zusätzliche Verwendung eines qualitativen Verfahrens kann ferner der Nachteil einer quantitativen Studie, dass nicht messbare soziale Daten verloren gehen, ausgeglichen werden. Die verwendete qualitative Methode wird in Gliederungspunkt 7.4 erläutert. Der quantitative Teil der Forschungsarbeit soll anhand einer Fragebogenerhebung erfolgen, die im nächsten Abschnitt näher beschrieben wird.

66 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e Fragebogen In der vorliegenden Studie kam neben einem qualitativen Erhebungsinstrument eine quantitative Erhebung in Form einer standardisierten Befragung zum Einsatz. Die standardisierte Befragung findet in dieser Studie mittels einer Fragebogenerhebung statt, wobei sämtliche Fragen explizit vorformuliert sind. Zudem ist festgelegt, in welcher Reihenfolge die Fragen zu stellen sind und ob diese Fragen offen, geschlossen oder halboffen gestellt werden. Mit Hilfe des standardisierten Fragebogens sollen soziale Tatsachen und Sachverhalte in Zahlen übersetzt werden und damit eine statistische Auswertungsmethode möglich machen (vgl. ebd., S. 183). Inhaltlich erfolgt in der quantitativen Erhebung eine Abfrage von Sozialisationsbedingungen, Persönlichkeitsmerkmalen, Einstellungen und Sozialverhalten der zu befragenden Personen. Zudem sollen epidemiologische Daten und Informationen zum Drogenkonsum und -gebrauch der jungen Erwachsenen gewonnen werden. Neben den eben erwähnten Aspekten sollen außerdem noch Bedürfnisse junger DrogenkonsumentInnen abgefragt werden, um eine Beschreibung dieser zu ermöglichen. Um den Einrichtungen des Münchner Suchthilfesystems zu einem besseren Verständnis ihrer Klientel verhelfen zu können, sollen zudem Erwartungen und Wünsche der jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen gegenüber dem Suchthilfesystem erfragt werden. Für diese Studie wurde eine Fragebogenerhebung gewählt, um den Befragten die Möglichkeit zu geben, dass ihre Anonymität gewahrt wird und diese ungehemmt die Fragen beantworten können. Da es im Fragebogen um illegalisiertes Verhalten geht, ist es hier besonders wichtig, die Anonymität der befragten Personen zu gewährleisten. Darüber hinaus spricht die Möglichkeit einer statistischen Auswertung des Fragebogens für dieses Erhebungsinstrument. Im nächsten Gliederungspunkt erfolgt die Beschreibung der Fragebogenkonstruktion sowohl allgemein, als auch in Bezug auf diese Studie Konstruktion des Fragebogens Das Erstellen eines professionellen Fragebogens ist nach der Festlegung der Datenerhebungsmethode der nächste wichtige Schritt. Die Konstruktion des Fragebogens entscheidet letztendlich über die Güte der Befragungsergebnisse. Generell ist zu beachten, dass standardisierte Fragebögen so konstruiert werden müssen, dass sie für jedermann verständlich und beantwortbar sind. Die Länge und

67 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 67 der Aufbau des Fragebogens sind abhängig von dem zu untersuchenden Gegenstand sowie von dem Ziel der Befragung. Wichtig ist, dass das Erhebungsinstrument nicht zu kurz und nicht zu lang gefasst ist, damit die Motivation der TeilnehmerInnen zur Beantwortung der Fragen aufrechterhalten bleibt. Zudem sollte der Verlauf der Befragung interessant gestaltet werden und die Anordnung der Fragen für den Befragten logisch sein. Komplizierte, schwierige Fragen sollten in der Mitte des Fragebogens gestellt werden, einfache, leichte Fragen hingegen zu Beginn oder am Ende (vgl. Steinert/Thiele 2000, S. 225). Am Anfang dieser Fragebogenerhebung stehen somit die einfachen und leichten Fragen, die für die TeilnehmerInnen der Befragung interessant sind und sie dazu bewegen, den Fragebogen auszufüllen. Die für die befragten Personen weniger interessanten, leichten, aber doch für die Forschenden sehr wichtigen soziodemographischen Fragen sind am Ende des Fragebogens platziert. Zunächst muss auf die Fragestellung ein besonderes Augenmerk gerichtet werden. Grundsätzlich wird zwischen geschlossenen, offenen und halboffenen Fragen sowie Filterfragen unterschieden (vgl. ebd., S. 222): Geschlossene Fragen enthalten Antwortvorgaben, aus denen die Befragten die zutreffende Antwort auswählt. Offene Fragen sind ohne Antwortvorgabe, d. h. die Befragten müssen die Antwort selbst formulieren und haben dadurch einen größeren Spielraum bei den Antwortmöglichkeiten, als bei geschlossenen Fragen. Hybridfragen sind eine Kombination aus offenen und geschlossenen Antwortvorgaben, welche die Befragten die Möglichkeit bieten, zusätzlich zu den vorgegebenen Antworten gegebenenfalls eine andere Antwort zu ergänzen. Filterfragen haben die Aufgabe, nur die Befragten anzusprechen, für die die gestellte Fragestellung in Betracht kommt. Bei dem beschriebenen Fragebogen kommen sowohl geschlossene und offene wie auch Hybridfragen zum Einsatz. Auch die Möglichkeit ausgewählte Fragen nur an bestimmte TeilnehmerInnen zu stellen, indem Filterfragen gesetzt werden, findet in dieser Studie Anwendung. Damit es zu keiner Verfälschung der Ergebnisse kommt, wurde beachtet, dass bei der Frage- und Antwortformulierung keine Suggestivformulierungen, doppelte Negationen oder hypothetische Fragestellungen verwendet werden oder die TeilnehmerInnen der Befragung gar durch komplexe Fragestellungen überfordert werden (vgl. Mayer 2009, S. 90). Zudem wurden die Fragen und Antworten so kurz wie möglich formuliert und mögliche Überlappungen

68 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 68 vermieden. Damit die Befragten wissen, auf welche Sachlage sie antworten sollen, wurde ferner auf die Eindimensionalität der Fragen und Antworten geachtet (vgl. Görtler/Rosenkranz 2006, S. 71). Die aufgeführten Antwortkategorien bei geschlossenen Fragen sind stets disjunkt, erschöpfend und präzise formuliert, um eine mögliche Verständnisschwierigkeit im Vorhinein auszuschließen (vgl. Diekmann 2002, S. 411). Mögliche Antwortverzerrungen, wie z. B. Halo-Effekte, soziale Erwünschtheit oder Ja-Sage-Tendenzen wurden bei der Fragebogenkonstruktion berücksichtigt und wenn möglich verhindert. Ein Beispiel hierfür ist der Versuch, bei den Antwortvorgaben für die TeilnehmerInnen das Problem der Tendenz zur Mitte nicht entstehen zu lassen, indem immer möglichst geradzahlige Antwortkategorien vorgegeben wurden. Bevor mit der Formulierung einzelner Fragen begonnen werden konnte, mussten zunächst unterschiedliche Themenbereiche festgelegt werden, welche den Untersuchungsgegenstand vollständig abbilden. Für jeden einzelnen Themenbereich wurden anschließend entsprechende Fragen ausformuliert. Des Weiteren wurde beachtet, dass Fragen, die einen höheren Schwierigkeitsgrad besitzen und bei denen der Befragte zu längerem Nachdenken veranlasst wird, in der Mitte des Fragebogens platziert wurden. Zu Beginn des Fragebogens ist es zudem notwendig ein Deckblatt einzufügen, auf dem die Auftraggeber sowie der Zweck der Studie und Bearbeitungshinweise vermerkt sind. Auch die Wahrung der Anonymität findet hier Berücksichtigung. In dieser Studie zur Situation und Hilfebedarf 18- bis 26-jähriger Menschen mit problematischem Drogenkonsum gliedert sich der Fragebogen in folgende sechs Themenbereiche auf: Epidemiologie/Fragen zum Drogenkonsum Sozialverhalten Lebensgefühl Suchthilfesystem/Hilfsangebote Gesundheit Angaben zu Dir und Deiner Familie Der erste Themenblock Epidemiologie/Fragen zum Drogenkonsum dient dazu, den Fragebogen den Befragten vertraut zu machen, die Antwortbereitschaft auf die eigentlichen Befragungsthemen zu erhöhen, sowie erste statistische Auswertungen über die Beschreibung junger DrogenkonsumentInnen zu ermöglichen. Die erste Frage des Fragebogens Was ist Deiner Meinung nach Deine Einstiegsdroge

69 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 69 gewesen?/ derzeitige Hauptdroge?, dient als Eisbrecherfrage, mit der sich die TeilnehmerInnen ein ungefähres Bild von dem Thema und dem Zweck der Befragung machen können. Als Antwortkategorien waren hier 17 Substanzen sowie eine Kategorie andere Substanzen aufgeführt, die jeweils angekreuzt werden konnten. Im Anschluss daran wird abgefragt, wie alt die Befragten bei dem ersten Konsum ihrer Einstiegsdroge bzw. ihrer Hauptdroge waren. Die vierte Frage Welche der folgenden Suchtmittel hast Du bereits konsumiert?, ist für die statistische Auswertung von besonderer Bedeutung und ermöglicht eine exakte Beschreibung des Suchtmittelkonsums. Die Antwortkategorien wurden in kein Konsum, Konsum hat stattgefunden, aber liegt länger als ein Jahr zurück, aber nicht in den letzten 30 Tagen, (auch) in den letzten 30 Tagen und zwar an einem Tag, zwei bis sieben Tagen, acht bis 25 Tagen, fast täglich, täglich aufgeteilt. Diese Aufsplitterung der Antwortkategorien ermöglicht es den Forschern den gesamten Drogenkonsum der Befragten während ihres Lebens sowie auf ein Jahr und auf ein Monat gesehen statistisch auszuwerten. Zusätzlich zu diesen Antwortvorgaben wurden noch 17 Substanzen sowie eine Kategorie andere Substanzen mit der Option diese zu ergänzen, benannt. Die nächste Frage befasst sich damit, wo die Befragten überwiegend konsumieren. Mögliche ankreuzbare Antwortkategorien sind in der Öffentlichkeit, bei meinen Freunden/Bekannten zu Hause, bei mir zu Hause und an anderen Orten. Bei der letzten Antwort konnte die TeilnehmerInnen einen anderen Konsumort ergänzen. Diese Frage könnte bei der späteren Auswertung Auskünfte über Auswirkungen der Münchner Vertreibungspolitik oder mögliche Konsequenzen für die Soziale Arbeit geben. Frage sechs Mit wem konsumierst Du überwiegend?, ermöglicht es, Aussagen über KonsumpartnerInnen sowie soziale Kontakte des Befragten zu machen. Antwortkategorien waren hier: alleine, mit Partnerin/Partner, mit Freunden/Bekannten, mit meine(r)/(m) Schwester/Bruder oder mit anderen, wobei hier die Möglichkeit bestand, andere Konsumpartner einzutragen. Wie konsumierst Du am häufigsten?, stellt die nächste Fragestellung dar, mit den ankreuzbaren Antworten: rauchen, schnüffeln, schnupfen/ziehen, injizieren (Spritze) oder anderes, mit der Option anderes zu ergänzen. Im Anschluss daran wird geklärt, ob bei den Befragten bisher intravenöser Substanzkonsum vorlag. Als Möglichkeiten zum ankreuzen sind hier, ja, liegt aber länger als zwölf Monate zurück, ja, aber nicht in den letzten 30 Tagen, ja, (auch) in den letzten 30 Tagen, aber nicht jeden Tag, ja, täglich oder nein vorgegeben. Mit Frage acht soll der exakte Drogenkonsum der Befragten analysiert werden. Diese Analyse/Beschreibung des Drogenkonsums ist u. a. ein Ziel dieser Erhebung. Mit der neunten Frage wird

70 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 70 geklärt, wie die oder die TeilnehmerInnen ihren Drogenkonsum finanzieren. Mögliche Antwortvorgaben sind: Mutter, Vater, Lohn/Gehalt/ALG, über illegale Wege oder sonstiges. Bei der letzten Antwortkategorie besteht die Möglichkeit sonstige Finanzierungsmittel zu vervollständigen. Die zehnte Frage ist von besonderer Bedeutung für die Suchthilfeeinrichtungen, da gefragt wird, wie die TeilnehmerInnen ihren Drogenkonsum einschätzen. Zum Ankreuzen war hier Folgendes gegeben: ich habe alles im Griff, problematisch, aber nicht abhängig, ich bin abhängig oder ich weiß es nicht. Diese Fragestellung ermöglicht es zudem, die Hypothese 6 zu überprüfen. Bei der nächsten Frage handelt es sich um eine Filterfrage, bei der abgeklärt wird, ob bereits seit Beginn des Drogenkonsums Cleanzeiten bei den Befragten vorhanden waren. Wurde diese Frage bejaht, so wurde weiter nach der Dauer der Cleanzeit gefragt. Als Antwortvorgaben waren anzukreuzen: bis zu ein Monat, ein bis drei Monate, vier bis sechs Monate, sieben bis zwölf Monate oder länger als zwölf Monate. Wenn die Befragten die Frage zuvor verneinten, wurde sie weiter zu Frage 13 geleitet, mit der ein neuer Themenbereich begonnen wurde. Der Themenbereich Sozialverhalten umfasst lediglich eine Fragestellung, bei der es um den Drogenkonsum des Freundeskreises der befragten Personen geht. Hierbei haben sie die Möglichkeit in einer Tabelle anzukreuzen, welche Substanzen von wie vielen Freunden konsumiert werden. Vertikal werden 17 Substanzen, darunter Alkohol, Cannabis und Heroin sowie eine Kategorie andere Substanzen aufgeführt. Dabei besteht die Möglichkeit, andere Substanzen zu ergänzen. Horizontal können die Befragten angeben, wie viele Freunde welche Drogen konsumieren. Als Antwortvorgaben sind keiner, einige, fast alle, alle und ich weiß es nicht benannt. Diese Frage soll den möglichen Einfluss von Peergroups auf die DrogenkonsumentInnen zeigen. An den Themenbereich Sozialverhalten ist der Themenblock Lebensgefühl gegliedert. Die 14. Frage befasst sich mit der Zufriedenheit der Befragten hinsichtlich des Lebens insgesamt, den beruflichen Zukunftsaussichten, der Partnerbeziehung, der Beziehung zur Familie, der Beziehung zu Freunden/Bekannten, der körperlichen Gesundheit, dem seelischen und psychischen Zustand, der Wohnsituation, der finanziellen Situation sowie dem Suchtmittelkonsum. Diese einzelnen Fragen sind auf vertikaler Ebene abgebildet, die die Befragten mit folgenden Antwortvorgaben auf horizontaler Ebene beantworten können: sehr zufrieden, eher zufrieden, teils/teils, eher unzufrieden, sehr unzufrieden und trifft nicht zu. Die Antwortkategorie trifft nicht zu ist hier aufgeführt, um den Befragten die Möglichkeit zu geben keine Bewertung abgeben zu müssen, wenn etwas, wie z. B. eine Partnerbeziehung nicht zutrifft. Mit der eben dargestellten Frage können die

71 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 71 ForscherInnen Aussagen über die gegenwärtige Zufriedenheit der DrogenkonsumentInnen treffen. Die nächste Frage zielt darauf ab, Veränderungen in bestimmten Lebensbereichen während des Drogenkonsums zu erfassen. Zu den benannten Lebensbereichen gehören, Partnerbeziehung, Beziehung zur Familie, Beziehung zu Freunden/Bekannten, Freizeitgestaltung, Arbeitssituation, körperliche Gesundheit, seelischer Zustand, finanzielle- und Wohnsituation, Straftaten und Delikte, Suchtmittelgebrauch sowie Alltagsbewältigung. Auch hier können die TeilnehmerInnen die Fragen mit den vorgegebenen Antworten sehr verbessert, verbessert, etwas verbessert, gleich geblieben, etwas verschlechtert, verschlechtert, sehr verschlechtert und trifft nicht zu beantworten. Die Antwortkategorie trifft nicht zu ist aus dem gleichen Grund wie bereits beschrieben ebenfalls hier aufgelistet. Der vierte Themenblock Suchthilfesystem/Hilfsangebote befasst sich mit den Hilfsangeboten, die von den Befragten bereits in Anspruch genommen wurden. Vor allem dieser Teil wird bei der späteren Auswertung für die Einrichtungen der Münchner Suchthilfe von großer Bedeutung sein. Begonnen wird mit der Fragestellung Wie alt warst Du, als Du das erste Mal professionelle Hilfe im Zusammenhang mit Deinem Drogenkonsum in Anspruch genommen hast?. Die Befragten mussten hier ihr Alter in Jahren angeben. Die direkt anschließende Frage befasst sich mit den Angeboten, welche bisher im Zusammenhang mit dem Suchtmittelkonsum wahrgenommen wurden. Auf vertikaler Ebene waren die Antwortmöglichkeiten: Selbsthilfe (-gruppe), Notschlafstelle, Kontaktladen, Streetwork, Essensausgabe, Drogenberatung, ambulante Entwöhnungsbehandlung, teilstationäre Entwöhnungsbehandlung, stationäre Entwöhnungsbehandlung, Arbeits- und Beschäftigungsprojekt, psychotherapeutische Praxis, psychiatrische Behandlung, Krankenhaus, medizinische Notfallhilfe, Adaption, Heim/Übergangseinrichtung, betreutes Wohnen, Substitutionsbehandlung, Entzug/Entgiftung, KISS oder sonstige Angebote. Bei der Antwortkategorie sonstige Angebote konnten die Befragten weitere bisher wahrgenommene Angebote hinzufügen. Die Antwortvorgaben auf horizontaler Ebene lauten: Inanspruchnahme liegt länger als zwölf Monate zurück, Inanspruchnahme war in den letzten zwölf Monaten oder aktuell nehme ich folgende Angebote war. Haben die TeilnehmerInnen kein Kreuz gemacht, so ist davon auszugehen, dass noch kein Hilfsangebot in Anspruch genommen wurde. Die eben erwähnte Fragestellung macht es möglich, die Angebote herauszufinden, die besonders häufig bzw. solche die gar nicht in Anspruch genommen wurden. Bei Frage 18 sollten die Befragten ankreuzen, welches Hilfsangebot derzeit für sie am wichtigsten ist. Dabei gab es 22 Antwortvorgaben, die z. T. aus der Frage davor übernommen wurden.

72 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 72 Diese wurde den TeilnehmerInnen gestellt, damit in den nächsten Fragen jeweils genau auf dieses Angebot eingegangen werden kann und mögliche Verbesserungsvorschläge gezielt für ein Hilfsangebot gemacht werden können. Die darauffolgende Frage lautet Auf welche Art und Weise hast Du Dich über Dein für Dich derzeit wichtigstes Hilfsangebot informiert?. Hierbei konnten die TeilnehmerInnen Mehrfachantworten geben: Eltern, Schwester/Bruder, PartnerIn, Freunde, Bekannte/Leute aus der Drogenszene, Ärztin/Arzt, Internet, Flyer/Zeitung/Plakate, Polizei/Gericht, über Streetwork oder sonstiges. Ziel ist es dabei heraus zu finden, über welche Wege sich die DrogenkonsumentInnen über das Suchthilfesystem informieren und ob gegebenenfalls mehrere Informationswege genutzt werden. Im Anschluss daran wird gefragt, seit wann die Befragten das für sie derzeit wichtigste Hilfsangebot in Anspruch nehmen. Hier soll als Antwort das ungefähre Datum des Hilfebeginns eingetragen werden. Bei Frage 21 geht es um eine mögliche Wartezeit bis zur ersten Inanspruchnahme des aktuell wichtigsten Hilfsangebots. Diese Fragestellung war eine Filterfrage, die die Bejahenden zur nächsten Frage leitete und diejenigen, die nein ankreuzen zu Frage 23. Für die bejahenden TeilnehmerInnen stellt sich nun die Frage, wie lang diese Wartezeit war. Dazu gibt es fünf Antwortvorgaben, die jeweils in eine bestimmte Anzahl von Wochen bzw. Monaten gegliedert war. Die Fragestellung der Wartezeit ist eine sehr wichtige Frage für die Auswertung in Bezug auf das derzeit wichtigste Hilfsangebot. Durch diese können den Einrichtungen Rückmeldungen gegeben werden, wie sich bei ihnen die Wartezeit ihm Vergleich zu anderen Hilfsangeboten darstellt. Fragestellung 23 lautet: Wie lange war die Zeit von der ersten Überlegung Hilfe, in Anspruch zu nehmen, bis Du wirklich Kontakt zu Deinem für Dich derzeit wichtigsten Hilfsangebot aufgebaut hast?. Hierbei gab es sechs unterschiedliche Antwortkategorien von weniger als einer Woche bis hin zu länger als sechs Monate. Die anschließende Frage beschäftigt sich damit, wie der erste Kontakt zu dem für die Befragten derzeit wichtigsten Hilfsangebot aufgebaut wurde. Auch hier gab es sechs Antwortvorgaben, wobei Letztere die Möglichkeit bot, sonstige Kontaktwege aufzuzählen, die in den davor genannten fünf Kategorien noch nicht benannt wurden. Diese Fragestellung kann für die Einrichtungen von großer Bedeutung sein, um zu erfahren, wo sie in Zukunft mehr Informationen geben müssen bzw. über welche Kontaktwege sie zu ihren KlientInnen oder die KlientInnen zu ihnen kommen. Die Zufriedenheit insgesamt mit dem für die Befragten derzeit wichtigsten Hilfsangebot wird in Frage 25 erfasst, indem fünf Kategorien von sehr zufrieden bis sehr unzufrieden zum Ankreuzen aufgezählt wurden. Im Anschluss daran wird das für die Befragten derzeit wichtigste Hilfsangebot hinsichtlich der Zufriedenheit näher betrachtet. So wird hier auf der vertikalen Ebene die

73 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 73 Zufriedenheit hinsichtlich dem Betreuungspersonal insgesamt, dem Alter des Betreuungspersonals, dem Fachwissen des Betreuungspersonals, dem zwischenmenschlichen Umgang seitens des Betreuungspersonals, dem Verständnis für die Situation der Befragten seitens des Betreuungspersonals sowie dem Engagement/Einsatz für die Belange der TeilnehmerInnen seitens des Betreuungspersonals abgefragt. Als Antwortmöglichkeiten sind auf der horizontalen Ebene Kategorien von sehr zufrieden bis sehr unzufrieden vorgegeben. Durch diese Frage können die einzelnen Hilfsangebote hinsichtlich der Zufriedenheit bei vielen verschiedenen Aspekten von den TeilnehmerInnen der Befragung erfasst werden. Die Frage 27 beschäftigt sich damit, wie häufig die Befragten das für sich derzeit wichtigste Hilfsangebot wahrnehmen. Es handelt sich dabei um eine geschlossene Frage mit sechs Antwortkategorien von täglich bis hin zu weniger als einmal im Monat. In der vorletzten Frage des Themenblocks Suchthilfesystem/Hilfsangebot wird erfragt, ob sich der psychische, seelische und körperliche Zustand durch die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten verändert hat. Dabei gibt es vier Antwortmöglichkeiten, die angekreuzt werden können. In der letzten sogenannten offenen Frage des Themenblocks können die TeilnehmerInnen der Fragebogenerhebung Verbesserungsvorschläge in Bezug auf das Suchthilfesystem geben. Der Themenblock Gesundheit umfasst vier Fragestellungen, die sich mit dem Infektionsstatus der befragten Personen auseinandersetzt. Zunächst wird der HIV- Infektionsstatus abgefragt. Als Antwortkategorien ist hier getestet, negativ, getestet, positiv und Status unbekannt vorgegeben. Die nächsten drei Fragestellungen klären den Hepatitis A, B und C Infektionsstatus. Auch hier sind die Antwortkategorien wie eben beschrieben ankreuzbar. Die darauf folgenden demographischen Fragen, welche den letzten Themenblock bilden, dienen der Überprüfung der Repräsentativität und ermöglichen eine nähere Beschreibung der DrogenkonsumentInnen, die bereits eine Anbindung an das Suchthilfesystem in München erfahren haben. Der demographische Teil umfasst 21 Fragen. Hierzu gehört die Analyse des Geschlechts, des Geburtsjahres, der Staatsangehörigkeit, der Dauer des Aufenthaltes in Deutschland, des Geburtsortes, der Dauer des Aufenthaltes der Eltern in Deutschland sowie die Analyse der Partnerbeziehung. Darüber hinaus wurde bei den soziodemographischen Fragen weiter, die Anzahl der eigenen Kinder, wenn vorhanden, die überwiegende Wohnsituation in den letzten zwölf Monaten, der höchste Schulabschluss, wenn nicht Schüler, dann die überwiegende Erwerbssituation in den letzten zwölf Monaten sowie der höchste Berufsabschluss abgefragt. Um Aussagen über die Eltern und somit den Bildungsstand in der Familie treffen zu können, wurden der höchste Schulabschluss

74 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 74 und Berufsabschluss der Mutter sowie des Vaters abgefragt. Als Antwortkategorien waren hier, wie bei den Befragten selbst: kein Abschluss, Hauptschulabschluss/Quali, Mittlere Reife oder Allgemeines Abitur/fachgebundenes Abitur vorgegeben und bei dem höchsten Berufsabschluss: ohne Berufsabschluss, Berufsausbildung, Meister oder Studium. Zusätzlich gab es bei den Eltern hinsichtlich des Schul- und Berufsabschlusses die Kategorie ich weiß es nicht. Im Anschluss daran wurde ermittelt, ob die Befragten derzeit Schulden haben. Diese Frage war eine Filterfrage, wurde sie mit nein beantwortet, wurden die Teilnehmer zu Frage 50 weitergeleitet, bejahten sie die Frage, kamen sie zur nächsten Frage. Diese befasste sich mit der Höhe der Schulden. Hier gab es fünf Antwortvorgaben, die sich in bis zu 1.000, , , mehr als und ich weiß es nicht gliederten. Diese Fragestellung ermöglicht es den ForscherInnen der Studie die Klientel näher zu beschreiben, da oftmals davon ausgegangen wird, dass v. a. DrogenkonsumentInnen erhöhte Schulden aufweisen. Frage 50 geht der Fragestellung nach, ob die Befragten derzeit Schwierigkeiten mit Polizei und/oder Justiz haben. Die nächste Frage schließt daran an und erfasst, ob die befragten Personen schon einmal, mehrmals oder nie im Strafvollzug waren. Ob die Eltern und, falls ja seit wann diese getrennt lebend sind, wird in Frage 52 geklärt. Die letzten beiden Fragen des Fragebogens beschäftigen sich mit der Beziehung zwischen den Befragten und ihren Eltern. In Frage 53 wird geklärt, ob die TeilnehmerInnen derzeit Kontakt zur Mutter und zum Vater haben und Frage 54 befasst sich damit, ob die Mutter oder der Vater ihrer Meinung nach von ihrem Drogenkonsum wissen. Bei nahezu allen Fragen, wurde nach der Fragestellung noch ein Hinweis gegeben, wie diese zu beantworten sind, ob mehrere Kreuze möglich sind, nur eines oder gegebenenfalls Zahlen eingefügt werden sollen. Der beschriebene Fragebogen ist im Anhang der Arbeit veröffentlicht. Welche Besonderheiten bei der Konstruktion des Fragebogens berücksichtigt worden sind, wird im nachfolgenden Gliederungspunkt erläutert Besonderheiten des Fragebogens Zu den Besonderheiten des Fragebogens zählt u. a., dass die Befragten geduzt werden. Dies liegt darin begründet, dass die TeilnehmerInnen der Befragung junge Erwachsene sind, zu denen ein eher freundschaftliches, gleichgestelltes Verhältnis erwartet werden kann. Zudem wird durch das Duzen eher eine Vertrauensbasis geschaffen, die von großer Bedeutung für die Beantwortung der Fragen ist, da es sich z. T. um illegalisierte Verhaltensweisen handelt, die abgefragt werden. Nachdem

75 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 75 die Grundgesamtheit alle 18- bis einschließlich 26-jährigen DrogenkonsumentInnen mit problematischem Konsum in München betrifft, muss davon ausgegangen werden, dass z. B. auch Personen, deren Konversationssprache nicht deutsch ist, an der Befragung teilnehmen. Aus diesem Grund sind die Fragen und Antworten der Fragebogenerhebung sehr einfach und kurz gehalten. Zudem sollten sich die sprachlichen Formulierungen stets an der Umgangssprache der befragten Personen orientieren, sodass in der Befragung unkomplizierte Formulierungen gewählt wurden. Die angesprochene Zielgruppe gab auch Anlass dafür, die Antwortmöglichkeiten hauptsächlich als Ankreuzvariante zu gestalten, sodass eine problemlose Durchführung ermöglicht wurde und die Anforderung hinsichtlich der Antworten für die TeilnehmerInnen nur sehr gering war. Hinsichtlich der Länge des Fragebogens waren die Anforderungen an die Befragten allerdings nicht allzu gering, weshalb es auch hier wichtig war, die Sprache so eingängig und die Fragen und Antworten so kurz wie möglich zu halten. Das Layout des Fragebogens ist sehr schlicht angelegt und übersichtlich gestaltet, um die Befragten nicht von dem eigentlichen Zweck, der Beantwortung der Fragen, abzulenken. Ebenso sind die einführenden und abschließenden Worte knapp gewählt, um die Zeit der TeilnehmerInnen nicht länger mit ausschweifenden Erläuterungen zu beanspruchen. Im Anschluss an die eben beschriebenen Besonderheiten der Fragebogenkonstruktion, wird nun die qualitative Erhebung der Studie vorgestellt. 7.4 Qualitative Methode Qualitative Methoden richten ihren Blick auf den Einzelfall, der nicht typisch, nicht einsortierbar und nicht verallgemeinerbar ist. Mit Hilfe der qualitativen Erhebung soll so eine Betrachtung des Einzelfalls erfolgen, mit der Zusammenhänge erkundet werden können, die das Potential haben, über den zu untersuchten Einzelfall hinaus bedeutsam zu werden. Zudem soll Detailwissen abgefragt werden, das mit Hilfe einer Fragebogenerhebung nicht erreicht werden würde. Ferner ermöglichen es qualitative Methoden, ein komplexes Phänomen in seiner ganzen Breite beschreiben zu können (vgl. Brosius/Koschel 2008, S. 20). Qualitative Daten sind empirisch reichhaltige sowie komplexe Darstellungen eines sozialen Gegenstandes (vgl. Steinert/Thiele 2000, S. 31). Mit qualitativen Methoden erfolgt eine stärkere Nähe zum Untersuchungsfeld als bei quantitativen Methoden, sodass auf unvorhergesehene Entwicklungen und

76 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 76 Ereignisse flexibel reagiert werden kann (vgl. ebd., S. 43). Diese Nähe macht es möglich, dass diese Methoden eine alltagsnahe Erhebung erlauben. Als Grundpfeiler qualitativer Methoden werden neben der Alltagsnähe noch die Offenheit, Kommunikativität und die Flexibilität genannt (vgl. Lamnek 2005, S. 351). In der Studie über die Situation und den Hilfebedarf 18- bis 26-jähriger Menschen mit problematischem Drogenkonsum wird die qualitative Erhebung mittels eines leitfadengestützten, problemzentrierten Interviews nach Andreas Witzel durchgeführt. Diese Methode erscheint v. a. für das Dunkelfeld besonders geeignet und wird im nächsten Gliederungspunkt näher beleuchtet Problemzentriertes Interview Unter Interview als Forschungsinstrument sei hier verstanden ein planmäßiges Vorgehen mit wissenschaftlicher Zielsetzung, bei dem die Versuchsperson durch eine Reihe gezielter Fragen oder mitgeteilter Stimuli zu verbalen Informationen veranlasst werden soll. (Scheuch 1973, S. 70 f.). Bei der Methode des Interviews muss stets berücksichtigt werden, dass das Interview immer als eine soziale Situation verstanden wird, in der der/die InterviewerIn unvermeidlich das Verhalten der Befragten beeinflusst. Bei einem qualitativen Interview geht es um die Klärung der subjektiven Sichtweisen der Interviewten. Als Voraussetzung wird dabei angesehen, dass der/die ForscherIn seinen/ihren Wissenshintergrund offenlegen und systematisieren muss. Dies verhilft, den interessierenden Gegenstandsbereich in seiner Vollständigkeit abzutasten und stereotype oder widersprüchliche Darlegungen der Befragten zu entdecken und durch Nachfragen weiter zu explorieren. Voraussetzung für diese Möglichkeit ist, dass der/die ForscherIn die Gelegenheit hat, auf detaillierte Nachfragemöglichkeiten zurückgreifen zu können (vgl. Witzel 1989, S. 235 f.). Es gibt viele verschiedene Arten von qualitativen Interviews (vgl. Hopf 2007a, S. 349 ff.). Von Bedeutung für diese Studie waren zunächst das biographische Interview und das narrative Interview. Allerdings bieten diese beiden Interviewformen weder die Möglichkeit, gezielter nachfragen zu können, noch die Verwendung eines Leitfadens, was aber für die ForscherInnen eine Voraussetzung für die Verwendung einer qualitativen Methode darstellte. Zudem waren ausführliche narrative Elemente nicht Ziel der Erhebung, weshalb diese beiden Interviewformen nicht zum Einsatz kamen. Darüber hinaus sind beide Formen eher auf die Biographie des Interviewpartners gerichtet (vgl. ebd., S. 353 ff.). Da für die Studie auch Bedürfnisse und Einschätzungen von den Befragten von Relevanz sind, fielen das biographische und

77 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 77 narrative Interview als Erhebungsmethode weg. Neben diesen beiden Interviewformen findet zudem häufig die qualitative Methode des leitfadengestützten Interviews Anwendung (vgl. Flick 2007, S. 194 ff.). Die Chance bei einem qualitativen Interview einen Leitfaden einzusetzen, spielte die entscheidende Rolle für die Verwendung einer solchen Interviewerhebung. Hierbei standen das Experteninterview, das themenzentrierte und das problemzentrierte Interview im Vordergrund der möglichen Erhebungsmethoden. Das Experteninterview sowie das themenzentrierte Interview fanden keine Anwendung, da bei beiden Interviewformen nicht die Möglichkeit bestand, einen Kurzfragebogen im Vorhinein anzuwenden, was jedoch für die ForscherInnen, nicht nur für den Verlauf des Interviewgeschehens, sondern auch für die anschließende Auswertung von erheblicher Bedeutung war (vgl. ebd., S. 214 f.). Somit fiel die Wahl des Erhebungsinstrumentes auf ein problemzentriertes Leitfadeninterview nach Andreas Witzel, um einen gewissen Gestaltungsspielraum hinsichtlich der einsetzbaren Methoden, wie auch innerhalb des Gesprächs, nutzen zu können. Unter [ ] [dem] Begriff [des problemzentrierten Interviews], den Witzel (1982, 1985) geprägt hat, sollen alle Formen der offenen, halbstrukturierten Befragung zusammengefaßt werden. Das Interview läßt den Befragten möglichst frei zu Wort kommen, um einem offenen Gespräch nahezukommen. Es ist aber zentriert auf eine bestimmte Problemstellung, die der Interviewer einführt, auf die er immer wieder zurückkommt. Die Problemstellung wurde vom Interviewer bereits vorher analysiert; er hat bestimmte Aspekte erarbeitet, die in einem Interviewleitfaden zusammengestellt sind und im Gesprächsverlauf angesprochen werden. (Mayring 2002, S. 67) Die Methode des problemzentrierten Interviews zeichnet sich v. a. durch die Einsetzbarkeit verschiedener Instrumente aus. Wie bereits erwähnt, kann bei einem problemzentrierten Interview ein Leitfaden, ein Kurzfragebogen sowie ein Postskriptum Verwendung finden (vgl. Flick 2007, S. 210). Der Leitfaden dient vorwiegend der Orientierung während des Interviewgeschehens. Hierbei ermöglicht der Leitfaden, dass wichtige Fragen nicht vergessen, und Fragen, die für die Vergleichbarkeit der Interviews von Relevanz sind, auf jeden Fall gestellt werden (vgl. Witzel 1982, S. 90 f.). Der Kurzfragebogen stellt im Zusammenhang mit dem problemzentrierten Interview ein erstes Medium zur Datenerfassung dar (vgl. Lamnek 2005, S. 366). Dieser dient der gezielten Erfassung von bedeutsamen demographischen Daten der Interviewten. In dem Kurzfragebogen werden Informationen gesammelt, die für den Interviewverlauf und die Interpretation der Gesprächsdaten relevant sein könnten, wie z. B. Alter, Drogenkonsum, Familiensituation, etc. (vgl. Friebertshäuser et al. 2010, S. 442). Der Einsatz des Kurzfragebogens bei dem problemzentrierten Interview nach Witzel ist mit zwei Hilfsfunktionen, die dieser ermöglicht, begründet. Einerseits dient er dazu, einige

78 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 78 zentrale und für die Forschung relevante Informationen aus dem Interview herauszunehmen um ein Frage-Antwort-Schema während des Interviews zu vermeiden (vgl. Witzel 1982, S. 89 f.). Andererseits wird mit dieser Funktion das Erzählprinzip während des Gesprächsverlaufs gewährleistet. Zudem ermöglicht der Kurzfragebogen einen günstigeren Gesprächseinstieg, indem biographische Fragen aus dem Kurzfragebogen in den Intervieweinstieg mit aufgenommen werden. Der Inhalt des Postskriptums, welches unmittelbar nach dem Interview erstellt wird, umfasst zum einen Angaben über den Inhalt der Gespräche, die vor und nach dem Einschalten des Diktiergerätes geführt wurden und zum anderen Rahmenbedingungen des Interviews sowie nonverbale Reaktionen der Befragten (vgl. Lamnek 2005, S. 367). Neben den drei bereits beschriebenen Instrumenten ist es zudem wichtig, das Interview auf Tonband aufzuzeichnen. Die Tonbandaufzeichnung des Interviews ermöglicht im Gegensatz zu Gesprächsprotokollen die authentische und präzise Erfassung des Kommunikationsprozesses (vgl. Witzel 1989, S. 237 f.). Darüber hinaus kennzeichnet das problemzentrierte Interview ein induktiv-deduktives Wechselspiel sowohl im Erhebungs- als auch im Auswertungsprozess (vgl. Witzel 2000, S. 2). Andreas Witzel postuliert bei dem problemzentrierten Interview die drei Grundpositionen der Problemzentrierung, d. h. die Orientierung des Forschers an eine relevante gesellschaftliche Problemstellung, die Gegenstandsorientierung, d. h. dass methodische Verfahren am Gegenstand orientiert entwickelt und modifiziert werden und die Prozessorientierung, die während der gesamten Erhebungs- und Auswertungsphase von Bedeutung ist (vgl. ebd., S. 2 f.). Folgende Tabelle soll noch einmal einen Überblick über die drei wichtigen Grundpositionen des problemzentrierten Interviews nach Witzel verschaffen. Tab. 1: Grundpositionen des problemzentrierten Interviews Neben den drei Grundprinzipien kommen beim problemzentrierten Interview erzähl- und verständnisgenerierende Kommunikationsstrategien zum Einsatz, um [ ] den

79 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 79 interessierenden Gegenstandsbereich in seiner Vollständigkeit abzutasten und kürzelhafte, stereotype oder widersprüchliche Explikationen des Interviewten zu entdecken und durch Nachfragen weiter zu explorieren. (Witzel 1989, S. 235). Die Forschungsmethode des problemzentrierten Interviews soll so eine Beschreibung junger problematisch drogenkonsumierender Menschen im Dunkelfeld ermöglichen sowie gegebenenfalls Erwartungen und Wünsche dieser Klientel gegenüber dem Münchner Suchthilfesystems klären. Von großer Relevanz für die Studie ist ferner die Beantwortung der Frage nach den Gründen für die fehlende Inanspruchnahme der Angebote des Suchthilfesystems von Seiten der DrogenkonsumentInnen aus dem Dunkelfeld. Zusätzlich zu der Beschreibung der 18- bis 26-jährigen drogenkonsumierenden Menschen aus dem Dunkelfeld sollen mit Hilfe des problemzentrierten Interviews neben der Beschreibung auch noch Einstellungen, Zufriedenheit, Verbesserungsvorschläge, Wünsche und Bedürfnisse der jungen DrogenkonsumentInnen erfasst werden, die bereits eine Anbindung an das Suchthilfesystem in München erfahren haben. Um all diese Fragestellungen und Anliegen erheben zu können, mussten für diese Studie zwei unterschiedliche Leitfäden erstellt werden, die im folgenden Abschnitt operationalisiert werden Operationalisierung der Leitfäden Das Leitfadeninterview dient der Rekonstruktion komplexer Wissensbestände, der Sammlung von Informationen über ein Thema sowie der Hypothesen- und Theorieprüfung (vgl. Wittkowski 1994, S. 34 ff.). Zu Beginn eines Interviewleitfadens muss sich der/die ForscherIn zunächst ein bestimmtes Vorwissen über den zu untersuchenden Gegenstand durch theoretische Vorannahmen, Literaturstudium, etc. aneignen. Mit Hilfe dieses Vorwissens kann anschließend ein Interviewleitfaden konstruiert werden, der berücksichtigt, dass die Fragen erzählgenerierend gestellt und Schilderungen des Interviewpartners durch immanentes Nachfragen vertieft werden können. Zunächst ist der Interviewleitfaden in themenspezifische Blöcke zu untergliedern, der jeweils offen formulierte Fragen zu der erfragenden Problematik enthält und so zu ordnen ist, dass sie vom Allgemeinen ins Besondere verlaufen. Die erste(n) Frage(n) werden als Warm-Up-Fragen oder auch Eisbrecherfragen bezeichnet. Diese sollen den Befragten zeigen, dass der/die InterviewerIn Interesse an dem Gesagten hat sowie einen guten Gesprächseinstieg ermöglichen. Wichtig dabei ist es, dass man erst gar nicht das Frage-kurze-Antwort-nächste-Frage-Schema entstehen lässt (vgl. ebd., S. 34 ff.).

80 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 80 Im Hauptteil des Interviewleitfadens werden die wichtigen und auch heikleren Fragen zur untersuchenden Problematik gestellt. Hierbei muss darauf geachtet werden, dass der Gesprächsverlauf sich am Redefluss der Befragten orientiert und kein künstliches Anknüpfen mit unpassenden Fragen erfolgt. Wenn ein Thema stockt oder zu Ende diskutiert wurde, ist es sinnvoller, offen ein neues Thema zu beginnen, als unpassende Fragen einzubringen. Ideal ist es, wenn ein Gespräch entsteht, in das die Leitfaden-Themen des Interviewers nach und nach eingebracht werden können. Gelingt dies nicht, sollte der/die InterviewerIn flexibel genug sein, um die Reihenfolge der Fragen an die jeweiligen Themen anzupassen. Keinesfalls darf eine Leitfadenbürokratie entstehen, bei der der/die InterviewerIn sich fest an die Reihenfolge seiner/ihrer Fragen hält. (vgl. ebd., S. 34 ff.) Der Schlussteil wird eingeleitet, indem der/die InterviewerIn die Fragen aus dem Leitfaden stellt, die bis dato noch nicht angesprochen wurden. Diese Fragesequenz dient der Vergleichbarkeit der einzelnen Interviews untereinander. Im Anschluss daran sollte erfragt werden, ob etwas Wichtiges während des Gespräches vergessen wurde, was der Befragte gerne noch ergänzen würde. Das Interview findet seinen Ausklang, indem der/die InterviewerIn sich bei dem/der Befragten nach dessen Befinden erkundigt und so mögliche Irritationen klären kann. Darüber hinaus sollen Informationen wie und wo sich der/die Befragte über die Ergebnisse der Untersuchung informieren kann gegeben werden(vgl. ebd. S. 34 ff.). Bei der vorliegenden Studie wurden, wie bereits oben beschrieben, zwei Leitfäden konstruiert: Zum einen der Leitfaden für das Dunkelfeld (kurz Dunkelfeldleitfaden), das heißt für die Personen, die derzeit keine Anbindung an das Suchthilfesystem haben und zum anderen ein Leitfaden für die jungen Menschen, die derzeit an das Münchner Suchthilfesystem angebunden sind (kurz Einrichtungsleitfaden). Beide Leitfadengespräche beginnen damit, dass das Thema, die Ausgangslage und die ForscherInnen der Arbeit vorgestellt werden. Im Anschluss daran werden die Ziele der Befragung dargelegt und um die Zustimmung zu einer Tonbandaufzeichnung von Seiten der Befragten gebeten. Vor dem Gesprächseinstieg wird außerdem noch über die Anonymisierung der Befragung aufgeklärt. Sowohl Dunkelfeld- als auch Einrichtungs-Leitfaden umfassen sechs Themenblöcke. Der erste und der zweite Themenblock sind bei beiden Interviewleitfäden identisch. Zu Beginn der Leitfäden wird Bezug auf den im Vorfeld ausgefüllten Kurzfragebogen genommen, indem nach den darin angekreuzten Substanzen und dem diesbezüglichen Konsumverlauf gefragt wird. Diese Fragestellung soll einen Einstieg in das Interviewgespräch erleichtern, da die Befragten hierzu in der Regel problemlos antworten können. Die Frage ist erzählgenerierend gestaltet, indem sie sehr offen

81 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 81 formuliert wurde und den Befragten so Raum gibt, sich frei äußern zu können. Auch die Aufforderung in der Fragestellung Erzähl doch einfach mal zeigt die erzählgenerierende Absicht. Ziel der Fragestellung ist es, die TeilnehmerInnen zum Sprechen zu bringen und erste Eindrücke von ihrem Leben zu erhalten. Im Anschluss an die erste Frage steht in den Interviewleitfäden der Themenblock Drogen und Leben. Hier sollen die InterviewpartnerInnen erzählen, welche Rolle Drogen in ihrem Leben spielen. Die Forscher erhoffen sich dadurch u. a. Informationen zu Lebensgefühl, Selbsteinschätzung des Drogenkonsums sowie Veränderungen, durch den Drogenkonsum zu bekommen. Sollten diese Dimensionen nicht von selbst angesprochen werden, wird der/die InterviewerIn hier gezielter nachfragen. Danach werden die Interviewten aufgefordert, zu schildern, wie sich der Drogenkonsum aktuell gestaltet. Wenn die Schilderungen nicht aussagekräftig genug erfolgen, kann der/die InterviewerIn expliziter, d. h. z. B. nach Konsumart, -ort, -häufigkeit und -partner sowie Einstiegsdroge, Hauptdroge und Finanzierung des Drogenkonsums fragen. Die nächste Frage im Themenbereich Drogen und Leben betrifft nur die InterviewpartnerInnen aus dem Dunkelfeld. Es wird hierbei der Drogenkonsum der Freunde abgefragt. Mit dieser Fragestellung sollen mögliche Bezüge zwischen Peergroups und dem einhergehenden Einfluss auf den Drogenkonsum geklärt werden. Die nächsten Themenbereiche beziehen sich nun exakt auf die einzelne Zielgruppe des jeweiligen Leitfadens. Der Dunkelfeldleitfaden befasst sich zunächst mit den Situationsveränderungen, die es durch den Drogenkonsum gab bzw. gibt. Die erste Interviewfrage beschäftigt sich damit, wie die Zukunft der befragten Personen aussehen soll und welche Veränderungen für die geplante Zukunft nötig wären. Mit der anschließenden Frage nach den aktuell dringlichsten Problemen soll erörtert werden, welche Hilfe für die Personen aus dem Dunkelfeld am wichtigsten ist. Die abschließende Frage des Themenblocks Situationsveränderungen heißt: Gibt es irgendetwas, was Dir in Deiner derzeitigen Situation helfen (oder Dich unterstützen) würde?. Ziel dabei ist es, soziale Netzwerke der InterviewpartnerInnen zu erfragen sowie den Einrichtungen der Suchthilfe aufzuzeigen, was die KlientInnen aus dem Dunkelfeld aus ihrer Sicht benötigen, um ihre Situation zu verbessern. Der nächste Themenblock des Dunkelfeldleitfadens befasst sich sodann mit der Suchthilfe. Die erste Fragestellung setzt sich damit auseinander, ob der/die InterviewpartnerIn Angebote oder Maßnahmen der Suchthilfe kennt. Besteht ein Wissen über Angebote, so werden mögliche, in diesem Kontext gemachte Erfahrungen, abgefragt. Beantwortet der/die InterviewpartnerIn diese Frage mit nein, so kann eine Frage bzgl. der Suchthilfeerfahrungen von Freunden oder Bekannten gestellt werden.

82 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 82 Diese Fragen sollen Auskunft darüber geben, wie die Erfahrungen mit der Suchthilfe bei KlientInnen aus dem Dunkelfeld aussehen. Neben der Fragestellung, ob Freunde schon Erfahrungen mit der Suchthilfe gemacht haben, ist es außerdem wichtig herauszufinden, weshalb der/die InterviewpartnerIn selbst noch keine Erfahrungen gemacht hat. Mit Hilfe dieser Interviewfrage sollen Gründe für eine Nicht-Teilnahme an Angeboten der Münchner Suchthilfe ergründet werden. In diesem Themenblock werden abschließend Erwartungen gegenüber Suchthilfeeinrichtungen in Erfahrung gebracht. Antworten darauf sollen mögliche Verbesserungsvorschläge für die Münchner Suchthilfeeinrichtungen liefern. Block fünf mögliche Veränderungen befasst sich mit dem Thema: Was müsste Deiner Meinung nach passieren, damit Du Angebote/Maßnahmen der Suchthilfe in Anspruch nehmen würdest?. Auch an dieser Stelle sind Verbesserungsvorschläge für das Suchthilfesystem zu erwarten. Nach dem Themenblock Drogen und Leben folgt in dem Einrichtungsleitfaden der Themenbereich Situationsveränderung/Weg zur Suchthilfe. Die erste Frage beschäftigt sich mit den individuellen Zukunftsaussichten. Hier soll auf Veränderungen eingegangen werden, die für die Zukunft notwendig sind. Auch an dieser Stelle wird nach den dringlichsten bzw. aktuellsten Problemen gefragt. Die dritte Fragestellung soll klären, wie die Befragten merkten, dass sie Hilfe brauchen und ob sie von Freunden oder Familie darauf aufmerksam gemacht wurden. Auf diesem Weg können Informationswege ermittelt und festgestellt werden und wie sich das soziale Netzwerk der InterviewpartnerInnen konstituiert. Mit der vierten Frage kann erörtert werden, was der befragten Person in der derzeitigen Situation helfen könnte bzw. was sie unterstützen würde. Diese Frage ermöglicht es, Verbesserungsvorschläge für die Suchthilfeeinrichtungen zu formulieren und aufzuzeigen was jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen in ihrer schwierigen Situation helfen könnte. Der Themenblock Suchthilfe schließt an diese Fragestellung an. Zunächst wird abgefragt, zu welchen Suchthilfeeinrichtungen der/die InterviewpartnerIn bisher Kontakt hatte, und danach, welche Einrichtung(en) er/sie aktuell besucht. Frage drei befasst sich damit, wie die befragten Personen an ihre derzeitigen Hilfsangebote gekommen sind. Hier sollen Informations- bzw. Kontaktwege der DrogenkonsumentInnen ermittelt sowie mögliche Hürden benannt werden. Sollten die Schilderungen zu kurz ausfallen, so erfolgt durch immanentes Nachfragen eine Vertiefung des Themas. Dabei gilt es beispielsweise zu klären, ob die Angebote freiwillig in Anspruch genommen oder aufgezwungen wurden und wer bei der Vermittlung geholfen hat bzw., ob sie/er mit dieser Vermittlung zufrieden war. Die letzte Frage dieses Themenblocks befasst sich, wie der Dunkelfeldleitfaden, auch mit den Erwartungen, die die befragten Personen gegenüber der Suchthilfe haben. Dabei können mögliche Verbesserungsvorschläge aufgezeigt und somit das Suchthilfesystem auf die Erwartungen und Ansprüche der jungen

83 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 83 DrogenkonsumentInnen angepasst werden. Der nächste Themenbereich beschäftigt sich mit möglichen Veränderungen der Suchthilfe München. Dabei werden die InterviewpartnerInnen nach ihrer Zufriedenheit mit Suchthilfeeinrichtungen befragt, wobei Veränderungstipps oder fehlende Angebote benannt werden sollen. Beide Leitfadeninterviews enden mit der Fragestellung Magst Du uns noch irgendetwas zu diesem Thema erzählen, was wir vielleicht vergessen haben zu fragen?. Diese soll den Befragten die Möglichkeit geben, ihrer Meinung nach wichtige und bis dahin nicht angesprochene Aspekte zu erwähnen. Nach Abschluss des Interviewgesprächs erfolgen noch Fragen nach dem Befinden während des Gesprächs. Kommentare hierzu werden nachträglich in das Postskriptum aufgenommen. Die beschriebenen Interviewleitfäden dienen als Orientierungsrahmen und greifen die Fragen auf, die für die Auswertung von großer Bedeutung sind und für die Vergleichbarkeit in jedem Interview gestellt werden sollten. Zu beachten ist, dass der/die InterviewerIn die Reihenfolge der Fragestellungen flexibel an den Gesprächsverlauf anpasst und gegebenenfalls Fragen vorzieht oder erst später durch immanentes Nachfragen abklärt. Welche Besonderheiten in Bezug auf die Leitfäden berücksichtigt wurden, klärt der folgende Gliederungspunkt Besonderheiten der Leitfäden Eine Besonderheit bei der Leitfadenkonstruktion ist, wie bei der Fragebogenerhebung auch, dass die befragten Personen geduzt werden. Dies liegt darin begründet, dass die InterviewpartnerInnen wie auch die InterviewerInnen junge Erwachsene sind. Durch das Duzen wird zudem vergleichsweise leichter eine Vertrauensbasis geschaffen, als wenn man die InterviewpartnerInnen siezt. Eine gute Vertrauensbasis stellt eine sehr wichtige Voraussetzung aufgrund der z. T. heiklen und intimen Fragestellung dar. Die Auswahl der InterviewpartnerInnen erfolgte willkürlich, weshalb im Vorfeld damit gerechnet werden muss, InterviewpartnerInnen zu haben, deren Konversationssprache nicht deutsch ist. Aus diesem Grund sind die Fragestellungen der Interviewleitfäden sehr einfach, verständlich und so kurz wie möglich formuliert. Zudem orientierte sich die sprachliche Formulierung des Interviewers stets an der Umgangssprache der befragten Personen. Die Interviewleitfäden wurden deshalb so formuliert bzw. die Interviews wurden so durchgeführt, dass das Gespräch mit verschiedensten Bevölkerungsgruppen möglich war.

84 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 84 Eine weitere Besonderheit bei den Leitfäden ist, wie bereits erwähnt, dass die Reihenfolge der Fragen nicht festgelegt war, sondern dass von dem/der InterviewerIn in der Interviewsituation flexibel gestalten werden konnte. Diese Flexibilität macht das Interview flüssig und erleichtert die Beantwortung der Fragen, da die Themen nicht abgehackt werden, sondern auf einzelne Fragesequenzen oder Meinungen der InterviewpartnerInnen eingegangen werden kann. Um den Einstieg in das Interview zu erleichtern, wurde der vor dem Interview ausgefüllte Kurzfragebogen als Eisbrecherfrage genutzt, indem auf diesen Bezug genommen wurde. Auch diese Vorgehensweise stellt eine Besonderheit der Leitfäden da. Der nächste Gliederungspunkt befasst sich mit den Gütekriterien qualitativer und quantitativer Forschung, die es in jeder Forschung bestmöglich einzuhalten gilt. 7.5 Gütekriterien quantitativer und qualitativer Forschung Gütekriterien dienen als Zielvorgabe und zur Überprüfung von Forschungsmethoden. (Mayer 2009, S. 55). Sie bilden die Maßstäbe, mit denen die Qualität von Forschungsergebnissen gemessen werden kann (vgl. Mayring 2002, S. 140). Diese Gütekriterien stammen ursprünglich aus der quantitativen Forschung und wurden zum Teil in abgewandelter Form bei der qualitativen Forschung übernommen. Als vier wichtigste Gütekriterien quantitativer Forschung sind Validität, Reliabilität, Objektivität und Repräsentativität zu nennen. Bei der Validität, auch Gültigkeit genannt, geht es darum zu analysieren, ob das Messinstrument tatsächlich das misst, was gemessen werden soll (vgl. Raithel 2006, S. 45). Eine Messung der Validität kann durch eine Inhaltsvalidität, Kriteriumsvalidität oder Konstruktionsvalidität erfolgen (vgl. Brosius/Koschel 2008, S. 69 ff.). Bei allen Messungen der Validität liegt ein hohes Maß an Unbestimmtheit vor. Sie wird als Hauptkriterium der quantitativen Forschung bezeichnet, die nur erfüllt werden kann, wenn die Messung zugleich objektiv und reliabel ist. Der Grad der Objektivität eines Messinstruments bringt zum Ausdruck, in welchem Ausmaß die Befunde intersubjektiv sind, also unabhängig von der jeweiligen Person, die das Messinstrument anwendet. (Raithel 2006, S. 42). Die Objektivität ist gegeben, wenn zwei ForscherInnen mit dem gleichen Messinstrument gleiche Ergebnisse erzielen. Sie ist zu unterscheiden hinsichtlich der Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität (vgl. Schirmer 2009, S. 71). Die Reliabilität, auch als Zuverlässigkeit bezeichnet, gibt an, inwieweit bei einer wiederholten Messung unter

85 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 85 gleichen Bedingungen das gleiche Ergebnis erzielt wird (vgl. Mayer 2009, S. 89). Die Zuverlässigkeit kann nie vollständig vorhanden sein, da es zum einen zu möglichen Zufallsfehler kommen kann und zum anderen geht es in Forschungen um Menschen, die wiederum von Menschen erforscht werden (vgl. Brosius/Koschel 2008, S. 64 ff.). Menschen verhalten sich stets anders und verändern sich, wodurch sich Forschungsergebnisse auch verändern können. Die Reliabilität kann mit Korrelationskoeffizienten gemessen werden. Die drei zuletzt genannten Gütekriterien sollen den Aussagegehalt und die Qualität quantitativer Forschungsarbeiten anzeigen. Dabei geben sie an, wie unabhängig, zuverlässig und gültig die Forschungsergebnisse sind und wie gut die Untersuchungsfrage in Forschungsoperationen umgesetzt wurde. (Schirmer 2009, S. 70). Zuletzt kann die Repräsentativität benannt werden, welches aber kein echtes Gütekriterium der quantitativen Forschung darstellt. Die Repräsentativität ist die Verallgemeinerung von Ergebnissen auf eine umfangreiche Population (vgl. ebd. S. 74). Die aufgeführten Gütekriterien gilt es bei der statistischen Auswertung zu überprüfen und in Gliederungspunkt 10.6 darzustellen. Bei der qualitativen Forschung werden die Gütekriterien der quantitativen Forschung unter anderen Gesichtspunkten gefasst. So fragt die Validität in der qualitativen Forschung, inwieweit die spezifischen Konstruktionen des Forschers in denen der Beteiligten empirisch begründet sind. (Flick 2007, S. 493). Das Gütekriterium der Objektivität wird bei der qualitativen Forschung anders aufgefasst als bei der quantitativen Forschung. Hierbei geht es nicht darum, die Objektivität über Kontrolle und Standardisierung der Erhebungssituation zu erreichen, sondern in der qualitativen Forschung heißt es, je authentischer sich die Erhebungssituation gestaltet und je weniger in diese eingegriffen wird, desto mehr Kontrolle besteht hinsichtlich der Objektivtät der Daten. (Steinert/Thiele 2000, S. 46). Aus diesem Grund wurde die Erhebungssituation in dieser Forschungsstudie so offen wie möglich gestaltet, damit die Befragten das Gespräch selbst strukturieren konnten. Die Objektivität ist bei der qualitativen Forschung eine Annäherung an soziale Sinnstrukturen und Intersubjektivität (vgl. ebd., S. 46). Die Reliabilität wird bei der qualitativen Sozialforschung als Nachvollziehbarkeit von der Vorgehensweise bei der Erhebung und Analyse verstanden (vgl. Schirmer 2009, S. 80). Als Voraussetzung dafür wird die Aufzeichnung und Dokumentation der Erhebung benannt, die bei vorliegender Studie mit Hilfe von Tonbandaufzeichnungen und Postskripten erfüllt wurde. Eine weitestgehende Reliabilität kann beispielsweise durch die Überprüfung von Leitfäden und Interviewerschulungen erreicht werden. Das Gütekriterium der Reliabilität wurde in dieser Studie zudem durch einen Leitfaden-Pretest berücksichtigt. Die Repräsentativität als Gütekriterium spielt in der qualitativen Forschung keine Rolle. Die eben benannten klassischen Gütekriterien haben in der

86 F o r s c h u n g s d e s i g n S e i t e 86 qualitativ orientierten Forschung wenig Tragfähigkeit, weshalb Mayring andere Gütekriterien für die qualitative Forschung aufführt (vgl. Mayring 2002, S. 141). Der Grundsatz [ ] muss lauten: Die Gütekriterien müssen den Methoden angemessen sein. (ebd., S. 142) Sechs weitere Gütekriterien qualitativer Forschung sind für Mayring die Verfahrensdokumentation, argumentative Interpretationsabsicherung, Regelgeleitetheit, Nähe zum Gegenstand, Kommunikative Validierung und Triangulation (vgl. ebd., S. 144 ff.). Die Verfahrensdokumentation meint die detailierte Dokumentation des Vorgehens sowie der Verfahren (vgl. ebd., S. 144 f.). Die Interpretation bei der qualitativen Forschung sollte nicht gesetzt, sondern argumentativ begründet sein (vgl. ebd., S. 145). Unter der Regelgeleitetheit ist zu verstehen, dass der/die ForscherIn prinzipiell dem Gegenstand gegenüber offen ist, jedoch auch im Vorhinein geplante Analyseschritte mit einbezieht und modifiziert sowie sich an bestimmte Verfahrensregeln hält (vgl. ebd., S. 145 f.). Mit der Nähe zum Gegenstand ist die Gegenstandsangemessenheit zu verstehen. Durch die kommunikative Validierung sollen Ergebnisse eine Gültigkeit erfahren, indem bereits aufgestellte Interpretationen erneut diskutiert werden (vgl. ebd., S. 147). Mit Hilfe einer Triangulation soll die Qualität der Forschung erhöht werden, indem mehrere Analyseschritte und möglichkeiten miteinander verbunden werden (vgl. ebd., S. 147). Diese sechs Gütekriterien nach Mayring gilt es in Gliederungspunkt 9.2 zu überprüfen. Neben den bereits benannten Gütekriterien gibt Schirmer (2009, S. 77 ff.) für die qualitative Forschung u. a. noch folgende Grundpfeiler an: Forschen als Sensibilisierung, Prinzip der Offenheit, Reflexivität sowie Zweifel. All diese Grundpfeiler qualitativen Forschens wurden in dieser Studie bei der Durchführung der Datenerhebung berücksichtigt. Vor allem das Prinzip der Offenheit galt es während des gesamten Erhebungs- und Auswertungsprozesses zu verinnerlichen. Im Anschluss an das eben vorgestellte Forschungsdesign erfolgt nun die Datenerhebung mit der Beschreibung des quantitativen wie qualitativen Forschungsvorgehens. 8 Datenerhebung Mit der Erstellung des Exposés von Mai bis August 2011 ist die Grundlage für den Zugang zum Forschungsfeld und damit zur Datenerhebung geschaffen worden. Die weiteren Schritte, d. h. der Zeitraum von der Kontaktsuche bzw. aufnahme der TeilnehmerInnen über den Pretest bis hin zum Rücklauf der Fragebögen sowie die Durchführung der Interviews werden im Folgenden erläutert.

87 D a t e n e r h e b u n g S e i t e Quantitativ: Vorgehen, Zeitraum, Feldzugang und Herausforderungen Das quantitative Forschungsvorhaben, das in Form einer Querschnittstudie, also einer Momentaufnahme erfolgen sollte, beginnt mit der Erstellung des Fragebogens, in deren Anschluss Kontakt zu Münchner Suchthilfeeinrichtungen aufgenommen wurde, um dort zunächst die Pretests durchzuführen. Erste Ansprechpartner waren Klaus Fuhrmann, Bereichsgeschäftsführer der niedrigschwelligen Hilfen des Condrobs e. V. und Wolfgang Eichinger, Einrichtungsleitung des Kontaktladens Limit in München Schwabing. Über diese beiden Personen konnte erfolgreich zu anderen Einrichtungen des Condrobs e. V Kontakt aufgenommen werden. Nachdem sich die Mailanfragen an weitere Münchner Suchthilfeeinrichtungen wegen oftmals ausbleibender Reaktion als unzureichend herausstellten, wurde im Weiteren versucht, telefonisch und wenn möglich persönlich Kontakt aufzunehmen. Das Forschungsdesign sah ursprünglich vor, ein möglichst breites Spektrum und dabei ausgewogenes Verhältnis an Einrichtungsarten (niedrigschwellig, Beratung, Therapie, ambulant, stationär, etc.) für die Erhebung zu gewinnen, um eine ebenfalls möglichst große Bandbreite an später zu befragenden Personen erzielen zu können und auf diesem Weg eine Verzerrung der Ergebnisse zu reduzieren. In Bezug auf eine mögliche Verzerrung hätte sich beispielsweise vermuten lassen, dass Personen, die zum Zeitpunkt der Befragung ein abstinenzorientiertes Angebot wahrnehmen, ihre Situation anders einschätzen und beschreiben, als Menschen, die akzeptanzorientierte und niedrigschwellige Hilfen in Anspruch nehmen. Die Auswahl der Einrichtungen ließ sich allerdings nur bedingt steuern, da sich zahlreiche Einrichtungen nicht an der Erhebung beteiligen wollten oder konnten. Um dennoch einen möglichst großen Rücklauf von Fragebögen gewährleisten zu können, wurde deshalb ein ausgewogenes Verhältnis nur zweitrangig berücksichtigt und das Hauptaugenmerk auf die Quantität von Einrichtungen gelegt. Letztlich fanden sich 16 Suchthilfeeinrichtungen, die das Forschungsvorhaben unterstützen wollten, indem sie ihre Klientel zur Teilnahme bewegten. Der sogenannte Pretest, also der Testlauf der Fragebogenerhebung wurde zunächst versucht im Kontaktladen Limit durchzuführen. Jedoch zeigte sich bei diesem Versuch, dass die Zahl jüngerer KontaktladenbesucherInnen tatsächlich niedrig ist, nämlich so niedrig, dass an zwei Nachmittagen keine Personen unter 27 Jahren angetroffen werden konnten. An zwei weiteren Nachmittagen wurde erneut und diesmal erfolgreich der Versuch unternommen, den Fragebogen einem Testlauf zu unterziehen, diesmal im Kontaktladen L 43, welches in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs ist. Als Konsequenz aus den Rückmeldungen der vier Pretests wurden einige Formulierungen im Fragebogen überarbeitet sowie die Ausprägungen bei der Frage

88 D a t e n e r h e b u n g S e i t e 88 nach den bevorzugten Substanzen ergänzt um die Antwort Lösungsmittel wie z. B. GBL/GHB. Die Verteilung der Fragebögen an alle beteiligten Einrichtungen erfolgte sodann Ende Oktober Den Fragebögen wurde für jede Einrichtung ein Beiblatt mit Instruktionen zur Erhebung beigelegt, aus dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum einen nochmals Details zur Erhebung (Zielgruppe, Anonymität) entnehmen und andererseits ggf. Notizen zur Stimmung während der Erhebung machen konnten. Der Rücklauf der Fragebögen war für Mitte Dezember geplant. Die Frist konnte allerdings mangels bis dahin ausgefüllter Fragebögen nicht eingehalten werden und wurde deshalb bis Ende Januar 2011 verlängert. In 14 der teilnehmenden Einrichtungen wurden die ausgefüllten Bögen persönlich abgeholt, von zwei Einrichtungen wurden sie postalisch zurück geschickt. Die ursprüngliche Erwartung eines Rücklaufs von 200 Fragebögen wurde allerdings nicht erfüllt, wofür drei Faktoren ausgemacht werden konnten: Die Länge des Fragebogens überforderte potentielle UmfrageteilnehmerInnen bzw. schreckte sie ab; Klientel im Alter unserer Zielgruppe ist unterrepräsentiert; potentielle TeilnehmerInnen sind teilweise so intoxikiert, dass eine Befragung nicht möglich war. Zudem wäre wahrscheinlich ein Rücklauf höher gewesen, wenn die Einrichtungen eine höhere Bereitschaft zur Unterstützung gezeigt hätten. 8.2 Qualitativ: Vorgehen, Zeitraum, Feldzugang und Herausforderungen Bereits während der quantitativen Datenerhebung wurde der Zugang zu InterviewpartnerInnen gesucht. Als größte Herausforderung schien von Anfang an der Zugang zum Dunkelfeld. Die anfängliche Idee, diesen Kontakt über die Streetwork herzustellen, musste jedoch wieder verworfen werden, nachdem auch ein kurzer Kontakt zur Streetwork eine Anbindung zur Suchthilfe darstellt und die/der zu Interviewende somit nicht mehr zum Dunkelfeld zählt. Es wurde daher zunächst versucht, einen Kontakt direkt, d. h. durch persönliches Kontaktieren, zu der Drogenszene herzustellen, was sich aufgrund begrenzter Zeit und der hierbei notwendigen Voraussetzung einer gewissen Vertrauensbasis als schwierig herausstellte. Aus diesem Grund wurde die Suche nach DunkelfeldinterviewpartnerInnen hinten angestellt und der Fokus zunächst auf junge drogenkonsumierende Menschen gerichtet, die aktuell Anbindung an die Suchthilfe haben. Das Forscherteam nahm im Februar 2011 Kontakt zu der Substitutionspraxis im Münchner Westend auf und bekam dort die Erlaubnis, die Klientel direkt vor Ort anzusprechen und um ein Interview zu bitten. Als Schwierigkeit stellte sich dabei heraus, dass die finanziellen Ressourcen der Forschungsgruppe begrenzt und

89 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 89 potentiellen InterviewpartnerInnen deshalb auch kein finanzieller Anreiz geboten werden konnte. Dennoch fand sich nach mehrtägigem Nachfragen vor Ort ein junges Pärchen, das erstens bereit und zweitens auch motiviert schien, ein Interview zu geben. Die beiden Interviews fanden am 8. Februar morgens um 9 Uhr in einem Cafe unweit der Substitutionspraxis statt und dauerten ca. 1,5 Std. In einem anschließenden Gespräch erwähnten die Interviewten einen drogenkonsumierenden Bekannten, der aufgrund eines Haftbefehls von der Polizei gesucht wurde und aktuell keine Anbindung an die Suchthilfe hatte. Somit konnte der erste Kontakt zum Dunkelfeld hergestellt werden. Noch am selben Tag wurde telefonisch ein Interviewtermin mit dem besagtem Dunkelfeldkontakt vereinbart und über diese Person zwei weitere Dunkelfeldinterviewpartner akquiriert. Die drei Dunkelfeldinterviews wurden aufgrund der lärmbedingt schlechten Interviewsituation im Cafe bei einem der Forscher zu Hause geführt. Die Gespräche dauerten insgesamt 1,5 Std. Nachdem die Datenerhebung sowohl für die quantitative wie auch die qualitative Erhebung erläutert wurde, wird im Folgenden nun die Auswertungsmethoden der Interviews sowie der Fragebogenerhebung beschrieben. 9 Auswertungsverfahren In diesem Kapitel werden die Auswertungsverfahren für die Fragebogenerhebung (Punkt 9.1) und die problemzentrierten Interviews (Punkt 9.2) in Bezug auf das methodische Vorgehen transparent gemacht. Zudem werden die forschungsethischen Prinzipien nach denen in beiden Erhebungen gearbeitet wurde vorgestellt (Punkte und 9.2.3). Eine Überprüfung der Gütekriterien des qualitativen Prozesses beendet die Darstellung des Auswertungsverfahrens. 9.1 Auswertungsmethode der Fragebogenerhebung Zunächst erfolgt die Beschreibung der Auswertungsprogramme. Anschließend wird das methodische Vorgehen mit Datenaufbereitung und Datenmodifikation, deskriptiver sowie induktiver Statistik dargestellt. Zuletzt werden forschungsethische Aspekte der quantitativen Erhebung näher betrachtet.

90 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e Auswertungsprogramme Um eine quantitative Erhebung statistisch auszuwerten gibt es viele verschiedene Hilfsprogramme, die es teilweise in diesem Gliederungspunkt zu erläutern gilt. Hierbei wird Bezug auf folgende fünf Auswertungsprogramme genommen. Ein mögliches Statistikprogramm ist SAS (Statistical Analysis System). Mit Hilfe von SAS können im größeren Umfang speziellere Verfahren ausgewertet werden. Darüber hinaus bietet dieses Programm eine höhere Anzahl von Datentypen (z. B. indizierte Variablen) und ermöglicht zudem das Schreiben eigener Auswertungstechniken in einer Programmiersprache. Nachteilig kann allerdings festgehalten werden, dass dieses Programm eine geringe Benutzerfreundlichkeit hat, weshalb es einen relativ hohen Einarbeitungsaufwand voraussetzt. Dieser hohe Einarbeitungsaufwand und die geringe Benutzerfreundlichkeit können das Arbeiten mit dem SAS-Programm, gerade für EinsteigerInnen, erheblich erschweren. (vgl. Bellgardt 2004, S. 5) Weiter kann als mögliches Statistikprogramm SPSS (früher Statistical package for the social sciences, heute Superior performing statistical Software ) aufgeführt werden. SPSS ermöglicht dem/der StatistikerIn, selbst bei anspruchsvollen statistischen Analyseinstrumenten, eine rasche Auswertung (vgl. Schöneck/Voß 2005, S. 87). Darüber hinaus bietet SPSS eine gute Symbiose zwischen menü- und syntaxgeführter Bedienung, welche relativ leicht zu erlernen ist und damit optimal für EinsteigerInnen erscheint. Des Weiteren ist mit SPSS eine gute Darstellung der Ergebnisse sowie ein adäquater Export und Import in andere Programme möglich. Als nachteilig werden oft die mangelhafte Syntaxfunktion, als auch die extrem hohen Anschaffungskosten beschrieben. Als statistische Programmiersprache kann GAUSS benannt werden. Bei dieser Auswertungsmöglichkeit handelt es sich lediglich um eine Programmiersprache, die v. a. mit der Datentyp Matrix arbeitet und somit sehr flexibel in ihrer Handhabung ist. Jedoch ist zu bemerken, dass insbesondere AnfängerInnen mit dieser Programmiersprache aufgrund der fehlenden Menüführung Schwierigkeiten haben könnten. Darüber hinaus sind für diese Auswertungsmöglichkeit sehr gute Kenntnisse der strukturierten Programmierung erforderlich. (vgl. ebd., S. 5) Zwei weitere objekt-orientierte statistische Auswertungsmöglichkeiten sind die Programmiersprachen S und R. Mit Hilfe dieser Programmiersprache können alle typischen statistischen Aufgaben gelöst werden. Allerdings sind auch hier als Voraussetzung sehr gute Kenntnisse hinsichtlich der Programmierung erforderlich,

91 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 91 sodass diese Programme für EinsteigerInnen höchst kompliziert erscheinen könnten. (vgl. ebd., S. 5 f.) Ein für AnfängerInnen leichteres Auswertungsprogramm könnten Tabellenkalkulationsprogramme wie z. B. Excel von Microsoft sein. Mit Hilfe dieser Programme können zahlreiche statistische Aspekte ausgewertet werden. Jedoch ist es schwierig bzw. nicht möglich, tiefergehende statistische Zusammenhänge wie z. B. Regressionsanalysen mit diesen Programmen zu lösen. (vgl. ebd., S. 6) Einfache graphische Darstellungen wie Häufigkeitstabellen, Balken- bzw. Kreisdiagramme können neben den bereits aufgezählten Auswertungsprogrammen auch mit Word von Microsoft erstellt werden. Für die quantitative Auswertung der vorliegenden Studie wurde auf das Statistikprogramm SPSS zurückgegriffen. Die Wahl fiel auf dieses Programm, da es für EinsteigerInnen am besten geeignet ist und eine relativ leichte Menüführung bietet. Zudem ist dieses Programm sehr weit verbreitet und wird von der Hochschule München als kostenloses Statistikprogramm zur Verfügung gestellt. Neben der Verwendung von SPSS wurden teilweise graphische Darstellungen in Word 2007 von Microsoft erstellt Methodische Vorgehensweise Bezüglich der Auswertung quantitativer Erhebungen gibt es viele verschiedene Varianten, wie diese vollzogen werden können. Die Auswertung für die vorliegende quantitative Untersuchung erfolgte in vier Schritten, welche in diesem Gliederungspunkt näher beschrieben werden. 1. Dateneingabe in SPSS Bevor mit der Dateneingabe in das Statistikprogramm SPSS begonnen werden konnte, mussten den einzelnen Variablen mit ihren Ausprägungen Codes gegeben werden. Dabei wurden die Antwortkategorien in Zahlen umgewandelt und den einzelnen Variablen Namen gegeben. Bei halboffenen Fragen bekam die Kategorie sonstiges bzw. andere einen Zahlenwert zugeschrieben oder wenn notwendig, wurden an die einzelnen Antworten dieser Kategorie auch Ziffern vergeben. Für offene Fragen wurden einzelne Kategorien gebildet und jeweils mit Codes versehen. Insgesamt wurde darauf geachtet, dass die Zuordnung von Zahlen einheitlich erfolgte, sodass beispielsweise Nein die Ziffer null erhielt und Ja die Zahl eins. Des Weiteren wurde beachtet, dass die Codierung nachvollziehbar vergeben wurde,

92 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 92 sodass z. B. eine Beurteilung sehr gut den Code eins zugeschrieben bekam und sehr schlecht die Zahl fünf. Bei Fragen mit Mehrfachantworten wurde jede einzelne Ausprägung als neue Variable gefasst, diese hatte danach die Ausprägung Ja mit dem Code eins und die Ausprägung Nein mit dem Wert null. Für fehlende Werte, d. h. wenn Befragte keine Angaben gemacht haben, wurde der Code -77 vergeben, da dieser Code eine Zahl ist, die sonst keine Verwendung fand. Zu beachten ist allerdings bei der späteren Auswertung, dass diese fehlenden Werte nicht in die Berechnung einfließen. Nachdem die Variablen mit ihren Ausprägungen codiert waren, mussten die einzelnen Fragebögen durchnummeriert werden, um bei möglichen Fehleingaben den Fragebogen leichter wiederfinden zu können. (vgl. Mayer 2009, S. 103 ff.) Im Anschluss an die sogenannte Codierung der Variablen und die Nummerierung der Fragebögen, erfolgte die Erstellung einer Datenmatrix in SPSS. Die Datenmatrix stellt eine Tabelle dar, in der die erhobenen Daten mit ihren Codes eingegeben werden. In den einzelnen Zellen der Datenmatrix befinden sich die Daten der nummerierten Fragebögen und in den Spalten die Variablen. Ganz links in der Datenmatrix ist die laufende Nummer zu finden, d. h. diese Nummer entspricht der vergebenen Zahl im Fragebogen. In der ersten Spalte wurde der Name der Variable eingetragen, wie z. B. Konsumort. Die zweite Spalte definiert den Variablentyp, bei der vorliegenden Befragung wurde dieser in den meisten Fällen numerisch angegeben. In der dritten bzw. vierten Spalte wurden das Spaltenformat und die Dezimalstellen festgelegt. Als Spaltenformat wurde acht angelegt und als Dezimalstelle null. Als nächste Spalte folgte das Variablenlabel. In diese wurde die Frage aus der Fragebogenerhebung geschrieben. Die einzelnen Ausprägungen, die sogenannten Wertelabels, wurden in der sechsten Spalte definiert und in der siebten Spalte konnten fehlende Werte bestimmt werden. Die nächsten beiden Spalten konnten entsprechend der Voreinstellung des SPSS-Programmes gelassen werden. In der letzten Spalte wurde den einzelnen Variablen die Skalenniveaus nominal, ordinal und metrisch zugeordnet. (vgl. Raithel 2006, S. 83 ff.) Zuletzt erfolgte, nachdem die Datenmatrix in der Variablenansicht eingegeben wurde, die Dateneingabe über die Tastatur. Für diesen Schritt musste im SPSS-Programm in die Datenansicht gewechselt werden. Bei der Dateneingabe erfolgte die Zuordnung der einzelnen Codes zu den Variablen des entsprechenden Fragebogens, die anschließend in die Datenmatrix eingetippt wurden. (vgl. ebd., S. 92) 2. Datenaufbereitung und Datenmodifikation mit SPSS Hierbei galt es zunächst, die erhobenen Daten aufzubereiten und zu modifizieren, indem die eingegebenen Daten auf Fehler kontrolliert und notwendige Korrekturen

93 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 93 vorgenommen wurden. Bei der Korrektur von Fehlern ging es nur um die Verbesserung von fehlerhaft eingegebenen Codes aus dem Fragebogen und nicht um nachträgliche Änderungen von Eingaben, die lediglich am PC vorgenommen wurden und nicht dem Fragebogen entsprechen. Mögliche Fehlerquellen waren u. a. Tippfehler bei der Dateneingabe. (vgl. Schöneck/Voß 2005, S. 97 f.) Bei der Modifikation von Daten wurden Daten in Kategorien zusammengefasst, die im Fragebogen differenzierter erfasst wurden, als für die weitere Verarbeitung notwendig [war]. (Mayer 2009, S. 108). Auf diese Art und Weise wurde z. B. die Variable KonsumFreunde umcodiert, indem aus fünf Ausprägungen zwei Kategorien mit Ja und Nein gebildet wurden. Diese Variable wurde allerdings nicht umgeschrieben, sondern lediglich in eine andere Variable ( KonsumFreunde2 ) geändert, damit weiterhin eine genaue Betrachtung der ursprünglichen Variable möglich war. Dieser gesamte Prozess wird in der Literatur sowie in SPSS unter dem Begriff Transformieren beschrieben. Neben der Umcodierung von Variablen ist es zudem möglich, Variablen in SPSS zu berechnen. Für die vorliegende Studie wurde aus der Variable Geburtsjahr das Alter der TeilnehmerInnen errechnet. 3. Grundauswertung - Deskriptive Statistik Die deskriptive, auch beschreibende Statistik genannt, zielt darauf ab, die in einem Datensatz enthaltenen Informationen möglichst übersichtlich darzustellen, so dass das `Wesentliche schnell erkennbar wird. (Raithel 2006, S. 119). Bei der Grundauswertung erfolgte zunächst eine univariate Statistik. Dabei ging es um die Auswertung, die sich nur auf eine einzige Untersuchungsvariable bezog. Gegenstand einer univariaten Statistik ist die Häufigkeitsverteilung von Variablen sowie das Berechnen von statistischen Maßzahlen wie z. B. Standardabweichung, arithmetisches Mittel und Modus, wobei bei der Berechnung von Maßzahlen auf das Skalenniveau geachtet werden muss. Die sogenannten Häufigkeitsverteilungen geben bei der vorliegenden Studie an, wie viele Befragte die einzelnen Ausprägungen einer Variable angekreuzt haben und wie sich diese Anzahl in Prozent darstellt. Mit Hilfe dieser Tabellen können die Ergebnisse übersichtlich gezeigt werden. Zudem erfolgte die Darstellung, wenn nicht in einer Häufigkeitsverteilung, mit einer Graphik. Als Graphik wurden Histogramme, Balken-, Säulen- oder Kreisdiagramme verwendet. Bei dem Histogramm kann zusätzlich eine Normalverteilung eingesetzt werden, was in dieser Studie berücksichtigt wurde. Neben der Benutzung von Balken- und Säulendiagrammen in vertikaler Form wurden diese zur übersichtlicheren Darstellung auch in horizontaler Form herangezogen. Zudem wurden Variablen mit vielen Ausprägungen als gestapeltes Balkendiagramm präsentiert. Die einzelnen Diagramme wurden entweder mit den Häufigkeiten oder dem Prozentsatz der angegebenen Daten versehen. Als univariate Maßzahlen kam

94 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 94 der Modus (häufigster Wert), der Median (Zentralwert) sowie das arithmetische Mittel (Mittelwert) zum Einsatz. Jedoch war es hier, wie bereits erwähnt, wichtig die Maßzahlen entsprechend des Skalenniveaus zu wählen (siehe Tab. 2) (vgl. Raithel 2006, S. 126 ff.). Tab. 2: Maßzahlen in Abhängigkeit des Skalenniveaus Skalenniveau Mittelwerte Streuungsmaße nominal Modus (häufigster Wert): der Wert, der häufiger genannt wurde als jeder andere Keine Streuungsmaße verfügbar, Anteilswerte als Ersatz ordinal Median (Zentralwert): der Wert, der die der Größe nach Semiquartilsabstand (allerdings relativ unübersichtlich) geordnete Reihe der Merkmalswerte halbiert metrisch Arithmetisches Mittel: Summe aller Merkmalswerte dividiert durch die Anzahl der Werte Standardabweichung: Wurzel aus der mittleren quadratischen Abweichung aller Merkmalswerte vom arithmetischen Mittel Quelle: Schöneck/Voß 2005, S. 121 Nachdem die Variablen univariat ausgewertet waren, fand für vereinzelte Variablen eine bivariate Darstellung statt. Bei einer bivariaten Statistik ist es möglich, zwei Variablen näher zu betrachten. Dabei können Korrelationen zwischen diesen genauer analysiert werden. So wurden einzelne Variablen in Kreuztabellen dargestellt, um z. B. zu sehen, wie sich die Verteilung einer Variable auf das Geschlecht verstreut. Für eine übersichtlichere Darstellung wurden diese beiden Untersuchungsvariablen in gestapelten Balkendiagrammen dargestellt. Jedoch konnten in der beschreibenden Auswertung noch keine Zusammenhänge analysiert werden. (vgl. Raithel 2006, S. 118 f.) 4. Induktive Statistik Bei der induktiven Statistik galt es, die aufgestellten Hypothesen (vgl. Punkt 7.2) mit Hilfe von statistischen Tests zu überprüfen. Ausgangspunkt der induktiven Statistik ist die Aufstellung von einer Alternativ- und einer Nullhypothese. Die Alternativhypothese ist die Hypothese, die annimmt, dass ein in der Stichprobe beobachteter Unterschied oder Zusammenhang für die Grundgesamtheit gilt. Zur statistischen Überprüfung wird neben der Alternativhypothese eine Nullhypothese formuliert, die davon ausgeht, dass dieser Unterschied oder Zusammenhang nicht besteht. Dabei spielt

95 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 95 das Kriterium der Signifikanz eine große Rolle. Mit der statistischen Signifikanz kann eine Aussage über die Bedeutsamkeit der Befunde getroffen werden. Sie ist eine Bezeichnung für die Wahrscheinlichkeit, mit der angenommen werden kann, dass die Unterschiede zwischen den Stichproben nicht zufällig, sondern Kennzeichen der Untersuchungseinheit sind. (Raithel 2006, S. 122). Bei der vorliegenden Studie wurde ein Signifikanzniveau von 5 % gewählt, das heißt, der p-wert (Signifikanz) muss stets unter 0,05 liegen, um einen statistisch signifikanten Zusammenhang bestätigen zu können. Wurde ein statistischer Zusammenhang festgestellt, so war die Nullhypothese abzulehnen und die Alternativhypothese anzunehmen. Lag das Signifikanzniveau über 5 % wurde die Nullhypothese angenommen. Jedoch musste bei jeder Hypothesenprüfung die Fehlentscheidung von Fehler 1. Art, der besteht, wenn die Nullhypothese abgelehnt wird, obwohl sie gilt und Fehler 2. Art, wenn die Nullhypothese angenommen wurde, obwohl sie falsch ist, berücksichtigt werden. (vgl. Mayer 2009, S. 123 ff.) Neben der Aufstellung von Alternativ- und Nullhypothese war für die statistische Überprüfung zudem wichtig, die Alternativhypothese hinsichtlich der Fragestellung zu bewerten. Hierbei musste darauf geachtet werden, ob diese zweiseitig oder einseitig gerichtet ist sowie ob die jeweiligen Variablen unabhängig oder abhängig sind und welches Skalenniveau vorhanden ist. Dementsprechend kam es zur Überprüfung der einzelnen Variablen mit einer bestimmten Prüfgröße, die anschließend mit dem kritischen Wert in Verbindung gebracht wurde. (vgl. ebd., S. 126) Die Überprüfung der Variablen (bivariat) erfolgte zunächst über die Erstellung einer Kreuztabelle. Die Kreuztabelle diente dazu, die gemeinsame Häufigkeitsverteilung von Variablen darzustellen und Zusammenhänge aufzudecken. Dabei wurden zwei Variablen gekreuzt und mit Hilfe verschiedener Tests überprüft. Zum Einen fand der Chi-Quadrat-Test, der exakte Test nach Fisher, der Krukal-Wallis-Test sowie der Mann-Whitney U-Test Anwendung. Neben diesen Tests wurde mit Hilfe von des korrelationskoeffizienten Phi und der Rangkorrelation nach Spearmann ein Zusammenhang analysiert. Unter den genannten statistischen Tests ist Folgendes zu verstehen: Chi-Quadrat-Test: Mit Hilfe des Chi-Quadrat-Tests wird die Frage untersucht, ob sich zwei Häufigkeiten unterscheiden (vgl. Weinbach/Grinell 2000, S. 187). Exakter Test nach Fisher: Dieser Test kommt zum Einsatz, wenn die Voraussetzung zur Anwendung eines Chi-Quadrat-Tests in Bezug auf die erwarteten Häufigkeiten nicht erfüllt ist. Fishers exakter Test ermöglicht es, Häufigkeiten

96 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 96 einer dichotomen Variable für zwei unabhängige Stichproben zu vergleichen (vgl. Weinbach/Grinell 2000, S. 207). Mann-Whitney U-Test: Der U-Test eignet sich für den Vergleich von zwei unabhängigen Stichproben hinsichtlich einer ordinalskalierten Variable. Die Berechnung dieses Tests bezieht sich auf die Rangplatzierung der einzelnen Werte in der abhängigen Variable (vgl. Weinbach/Grinnell 2000, S. 245). Kruskal-Wallis-Test: Handelt es sich um mehrere Stichproben, so kann der Kruskal-Wallis-Test zum Einsatz kommen. Dieser wird zudem verwendet, wenn bei einem Chi-Quadrat Test mehrere erwartete Häufigkeiten unter dem Wert fünf liegen. Der Kruskal-Wallis-Test rangiert alle Fälle in der abhängigen Variable und untersucht anschließend, wie viele Fälle in den übrigen Teilstichproben unter jedem Fall einer gegebenen Stichprobe liegen (Weinbach/Grinell 2000, S. 245). Korrelationskoeffizient Phi: Der Phi-Koeffizient ist ein Maß, mit dem der Zusammenhang zwischen zwei echt-dichotomen Merkmalen ermittelt wird. (Bühner/Ziegler 2009, S. 627). Rangkorrelation nach Spearmann: Mit Hilfe der Rangkorrelation nach Spearmann können Zusammenhänge zwischen Rängen beschrieben werden (vgl. Bühner/Ziegler 2009, S. 612). Die einzelnen Tests wurden nach ihrer Berechnung hinsichtlich ihrer Signifikanz überprüft und mit den kritischen Werten verglichen. Dementsprechend wurde die Alternativhypothese verifiziert oder falsifiziert. Um eine Übersichtlichkeit der Variablen zu garantieren, fand neben der Hypothesenprüfung oftmals die Darstellung in einem gestapelten Balkendiagramm statt. Im nächsten Gliederungspunkt erfolgt die Beschreibung der forschungsethischen Aspekte im Hinblick auf die quantitative Erhebung Forschungsethische Aspekte der quantitativen Erhebung Die Sozialforschung in Deutschland hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen, weshalb die Beachtung der Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis und forschungsethischer Prinzipien unverzichtbare Voraussetzungen in allen wissenschaftlichen Arbeiten sein sollten. Zudem ist die Beachtung ethischer Standards ein Qualitätsmerkmal außerordentlicher Forschung (vgl. Schnell/Heinritz 2006, S. 11). Nur mit der Berücksichtigung solcher ethischer Grundsätze kann eine Forschung hohe Anerkennung erlangen, weshalb es diese in

97 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 97 Bezug auf die quantitative Erhebung zu berücksichtigen gilt. (vgl. Hartmann 2005, S. 194) Unter dem Stichwort `Forschungsethik werden in den Sozialwissenschaften im Allgemeinen all jene ethischen Prinzipien und Regeln zusammengefasst, in denen mehr oder minder verbindlich und mehr oder minder konsensuell bestimmt wird, in welcher Weise die Beziehung zwischen den Forschenden auf der einen Seite und den in sozialwissenschaftlichen Untersuchungen einbezogenen Personen auf der anderen Seite gestaltet sind. (Hopf 2007b, S. 589 f.). Die wohl bedeutendsten forschungsethischen Prinzipien für empirische Untersuchungen sind die Einhaltung rechtlicher Grundlagen, wie z. B. Datenschutz, das Prinzip der informierten Einwilligung (informed consent) sowie das Prinzip der Nicht-Schädigung der Untersuchungsteilnehmer. Schnell und Heinritz (2006, S. 21 ff.) nennen folgende acht forschungsethische Grundsätze, die es zu beachten gilt: Prinzip 1: Der/die ForscherIn muss begründen können, warum zu seinem/ihrem Thema Forschung überhaupt notwendig ist. Prinzip 2: Der/die ForscherIn muss erklären können, was das Ziel seiner/ihrer Forschung ist und unter welchen Umständen die Probanden an ihm mitwirken. Prinzip 3: Der/die ForscherIn muss das methodische Vorgehen seines/ihres Vorhabens explizieren können. Prinzip 4: Der/die ForscherIn muss einschätzen können, ob seine/ihre Forschungstätigkeit ethisch relevante positive oder negative Folgen für die Probanden hat. Prinzip 5: Der/die ForscherIn muss vor der Realisierung seines/ihres Vorhabens die durch eine Realisierung möglicherweise auftretenden Verletzungen und Schäden abschätzen. Prinzip 6: Der/die ForscherIn muss aufgrund der von ihm/ihr gemäß Prinzip 5 eingeschätzten Risiken eine ethische Prävention initiieren. Prinzip 7: Der/die ForscherIn darf keine falschen Aussagen über den Nutzen seiner/ihrer Forschung abgeben. Prinzip 8: Der/die ForscherIn muss die geltenden Datenschutzbestimmungen beachten. In der vorliegenden Studie wurden diese forschungsethischen Prinzipien in Bezug auf die quantitative Erhebung folgendermaßen garantiert bzw. umgesetzt:

98 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e Prinzip Die ForscherInnen begründen ihr Forschungsvorgehen damit, das bisher kaum bzw. keine aktuellen Studien und Statistiken über den untersuchten Personenkreis in Bezug auf die vorliegenden Fragestellungen vorhanden sind. Somit kann davon ausgegangen werden, dass dieses forschungsethische Prinzip berücksichtigt wurde. 2. Prinzip Zu Beginn der quantitativen Erhebung wurden die TeilnehmerInnen der Befragung darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei vorliegender Fragebogenerhebung um eine Masterarbeit von drei StudentInnen der Hochschule München handelt. Zudem wurden die Einrichtungen, die den Fragebogen an ihr Klientel weitergereicht hatten, über Ziele und Fragestellung aufgeklärt, indem ihnen das ausführliche Exposé der Studie zugeschickt wurde. 3. Prinzip Dieses forschungsethische Prinzip kann mit vorliegender Masterarbeit belegt werden, da das gesamte methodische Vorgehen mit dieser Arbeit expliziert wird. 4. Prinzip Zu Beginn der Forschungstätigkeit wurden mögliche Folgen für Probanden diskutiert. Dabei wurde ersichtlich, dass vorliegende Studie insbesondere positive Folgen für die ProbandInnen mit sich bringen kann, indem mit Hilfe der Ergebnisse, Einrichtungen der Münchner Suchthilfe die Bedürfnisse und Wünsche der Befragten in ihre Arbeit einbeziehen können. 5. und 6. Prinzip Mögliche auftretende Verletzungen und Schädigungen von TeilnehmerInnen der Befragung wurden im Vorfeld unter den ForscherInnen diskutiert, dabei wurde deutlich, dass Forschung prinzipiell immer mit einer Einbindung der Personen verbunden ist. Diese kann für die Befragten positiver und negativer Art sein, da die Fragebogenerhebung sowohl allgemeine, wie auch lebenslaufspezifische Fragen stellt, die für manche DrogenkonsumentInnen eventuell eine Belastung darstellen können. Somit war es von großem Vorteil, dass die Befragung ausschließlich mit problematisch drogenkonsumierenden Personen stattfand, die derzeit an Münchner Suchthilfeeinrichtungen angebunden sind, und damit gegebenenfalls bei Fachkräften ihre Lebensgeschichte aufarbeiten können. Zudem wurden die Einrichtungen über die Fragebogenerhebung informiert und ein Exemplar des Fragebogens mitgeschickt, um sich adäquat auf mögliche Probleme einstellen zu können.

99 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e Prinzip Den ForscherInnen der Studie ist klar, dass sie keine falschen Aussagen über den Nutzen ihrer Untersuchung abgeben dürfen. Des Weiteren wurden alle erhobenen Aussagen und Annahmen untereinander diskutiert, sodass keine subjektiven Einschätzungen, die evtl. nicht der Wahrheit entsprechen, nach außen getragen wurden. 8. Prinzip Ein sehr wichtiger Aspekt der geltenden Datenschutzbestimmungen stellt die Anonymität dar. In der vorliegenden Studie bedarf diese dringender Berücksichtigung, da es sich bei dem Thema der Befragung teilweise um illegalisierte Verhaltensweisen handelt. Den Befragten wurde deshalb vor der Fragebogenerhebung eine Anonymität während der Befragung, wie auch während des gesamten Auswertungsprozesses zugesichert. Die Fragebögen wurden nicht mit Namen versehen, sondern lediglich durchnummeriert, weshalb keine Rückschlüsse auf einzelne befragte DrogenkonsumentInnen gezogen werden konnten. Neben den acht bereits beschriebenen Prinzipien galt die informierte Einwilligung, indem die Befragten über das Thema, die Ziele und Methoden des Forschungsvorhabens informiert wurden und daraufhin entscheiden konnten, ob sie den Fragebogen ausfüllen möchten oder nicht. Damit war zudem der Anspruch an Information und Freiwilligkeit umgesetzt. Darüber hinaus wurden alle forschungsethischen Prinzipien wie z. B. die Herstellung von Transparenz des gesamten Forschungsprojekts sowie die Sicherstellung von wissenschaftlicher Objektivität in Bezug auf die wissenschaftliche Grundhaltung eingehalten. Der nächste Abschnitt des neunten Kapitels befasst sich mit der Auswertungsmethode der Interviews, den forschungsethischen Prinzipien in Bezug auf die qualitative Erhebung sowie der Überprüfung von Güterkriterien im qualitativen Prozess. 9.2 Auswertungsmethode der Interviews Die qualitative Forschung bietet eine Fülle von Konzepten und Verfahren zur Auswertung unterschiedlichster Formen des Datenmaterials. Generell können Vorgehensweisen, die codierend vorgehen und Kategorien entwickeln, entweder in der Tradition von Anselm Strauss oder der Inhaltsanalyse von solchen unterschieden werden, die hermeneutischen Traditionen verpflichtet sind ( ). Bei Interviewstudien stellt sich die Frage, wie vorhandene Auswertungsverfahren für die dabei

100 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 100 gewonnenen Daten genutzt werden können. Konkrete Vorschläge liegen für Leitfadeninterviews (Schmidt) und für narrativ-biographische Interviews (Rosenthal/Fischer-Rosenthal) vor, wobei der erste stärker an einem codierendenkategorisierenden Vorgehen orientiert ist, der zweite eher hermeneutisch vorgeht. Die Verwendung von Computern bei der Auswertung qualitativer Daten findet immer stärkere Verbreitung, wobei sich ihre Anwendung bislang vor allem bei codierender Auswertung findet. (Flick 2005, S. 333). Für welche Auswertungsstrategie sich der/die ForscherIn entscheidet, ist gebunden an der Forschungsfrage und dem Forschungsgegenstand und muss darauf ausgerichtet werden. Es ist demnach sinnvoll, aus dem qualitativen Methodenspektrum zu wählen und das methodische Vorgehen dabei kontrolliert, also Verfahrensschritte explizierend und regelgeleitet zu vollziehen (vgl. Mayring 2002, S. 28). Daher ist es gerade in der qualitativen Forschung besonders wichtig, bei der Erhebung und Auswertung der Daten Offenheit, Reflexivität und Transparenz zu gewährleisten. Im Folgenden wird deshalb der Prozess der Entwicklung der eigenen Auswertungsmethode unter Darstellung der zur Hilfe genommen Auswertungsverfahren beschrieben. In einem weiteren Schritt wird das methodische Vorgehen ausführlich dargelegt und zum Schluss unter Bezugnahme forschungsethischer Standards und der Überprüfung von Gütekriterien erläutert Entwicklung der Auswertungsmethode Unter Betrachtung des vorliegenden Datenmaterials und im Hinblick auf Forschungsfrage und -gegenstand wurde für die Auswertung der leitfadengestützten problemzentrierten Interviews ein Methodenmix, der sich aus der Vorgehensweise der Analyse für Leitfadeninterviews nach Christiane Schmidt und der computergestützten Analyse qualitativer Daten nach Udo Kuckartz zusammensetzt, gewählt. Beide Verfahren orientieren sich stark an der codierendenkategorisierenden Auswertung, wie eingangs bereits erläutert wurde. Eine Bezugnahme beider Methoden wurde gewählt, da das Zusammenwirken beider Techniken die Fragestellung sinnvoll beantworten kann und auf das Material adäquat anwendbar ist. Folgende Aufstellung zeigt die Vorgehensweisen der jeweiligen Auswertungsstrategie:

101 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 101 Tab. 3: Strategien zur Auswertung qualitativer Interviews Udo Kuckartz: Computergestützte Analyse qualitativer Daten Christina Schmidt: Analyse für Leitfadeninterviews Eigene Vorgehensweise Transkription Kategorienbildung am Material Transkription Kategorienbasierte Auswertung Erstellung eines Kodierleitfadens Kategorienbildung Themenanalyse Kodierung Kodierung der Einzelinterviews (mit MAXQDA) Memos und Variablen Datendisplays und Visualisierungen Quantifizierende Materialübersicht Vertiefende Fallinterpretation Entwicklung von Metakodes für den thematischen Vergleich Analyse durch theoriegenerierte Interpretation vgl. Kuckartz/Grunenberg 2010 vgl. Schmidt 2010 und 2005 vgl. Punkt dieser Arbeit Im Folgenden werden beide Auswertungsstrategien schrittweise und inhaltlich ausführlicher beschrieben und im Anschluss daran das daraus entwickelte eigene Vorgehen aufgezeigt. Die eigene Methode wird unter Gliederungspunkt nochmal ausführlich dargestellt. Schritt 1: Transkription/Kategorienbildung am Material Transkription Kuckartz beginnt bei seiner computergestützten Analyse ähnlich wie bei den konventionellen Analysevorgehen mit der Transkription, also Verschriftlichung der Tonbandaufnahmen der Interviews. Eine Auswertung auf Grundlage der Tonbandaufzeichnung durchzuführen, wäre laut Kuckartz zwar möglich, die Handhabung mit Transkripten sehen die meisten ForscherInnen jedoch als einfachere Methode für die kommenden Analyseschritte. Die Verschriftlichung mit Hilfe spezieller Transkriptionssoftware stellt die wesentliche Voraussetzung für die computergestützte Analyse dar. Die so entstandenen Texte können nun mit Hilfe von QDA-Programmen (Qualitative Daten-Analyse: Sammelbegriff für Auswertungssoftware wie ATLAS, MAXQDA oder QDAMiner) ausgewertet werden. (vgl. Kuckartz/Grunenberg 2010, S. 504) Schmidt setzt bei ihrer Auswertung die Transkription der Interviews voraus, und beginnt den ersten Schritt daher mit der Kategorienbildung am Material. Dazu dürfen erst nach der Interviewdurchführung die Auswertungskategorien gebildet werden, um einen offenen Interviewprozess zu gewährleisten. Da den Interviewten mit offenen

102 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 102 Fragestellungen der Anreiz zur Äußerung selbst gewählter, eigener alltagsprachlicher Formulierungen gegeben wird, wäre eine vorgefertigte Kategorienbildung kontraproduktiv. Zudem wäre die Gefahr vorhanden, den Interviews ordnende Kategorien aufzudrängen und das Material vorschnell zu deuten. Bestehende Auswertungskategorien sind zudem nicht geeignet, um neue unvorhergesehene Themen und Aspekte, die die InterviewteilnehmerInnen während des Gespräches darlegen in der Analyse zu entdecken. Es können daher am Stand der Forschung orientierte Vorannahmen abgeleitet werden, diese müssen aber im Verlauf der Erhebung verfeinert, überarbeitet oder durch neue Kategorien ergänzt und ersetzt werden. Nach der Erhebung und der Transkription wird das Material, ähnlich wie beim Studieren wissenschaftlicher Texte wiederholt gelesen, mit dem Ziel für jedes Interviewtranskript die vorkommenden Themen unter Berücksichtigung der Fragestellung zuzuordnen. Dies lässt sich in Überschriften zusammenfassen, wobei einzelne Textpassagen mehreren Überschriften zugeteilt werden können. Auf dieser Grundlage lassen sich nun Auswertungskategorien formulieren, die im Prozess weiterbearbeitet und ergänzt werden können. (vgl. Schmidt 2010, S. 474 ff. und 2005, S. 448 f.) Für die vorliegende Forschung wurde das erhobene Material zunächst unter vorher festgelegten Transkriptionsregeln verschriftlicht (vgl. Punkt 9.2.2/1). Wie Schmidt beschreibt, wurde auf vorgefertigte Kategorienbildung verzichtet, um die Offenheit gegenüber den Interviewteilnehmern zu wahren. Der Schritt des wiederholten Lesens des Materials und die Bildung von Überschriften wurden erst im nächsten Schritt, nämlich der Kategorienbildung angewandt (vgl. Punkt 9.2.2/2). Schritt 2: Kategorienbasierte Auswertung/Erstellung eines Kodierleitfadens Kategorienbildung Wie Schmidt, beginnt Kuckartz nach der Transkription mit einer sorgfältigen, mehrmaligen Lektüre der Texte. Für die Auswertung mit QDA-Software sind nun zwei Techniken zentral: cut-and-paste und code-and-retrieve. Dabei werden inhaltlich bedeutsame Textstellen markiert und einer analytischen Kategorie zugeordnet. Im computergestützten Verfahren geschieht das in elektronischer Art und Weise, indem Textstellen markiert und einer definierten Kategorie hinzugefügt werden. Dieses Verfahren vereinfacht die Vorgehensweise ohne Computersoftware, also Textpassagen aus dem Transkript zu schneiden und kategorisierten Karteikarten aufzukleben. Die Erzeugung der Kodes steht dem/der ForscherIn bei der computergestützten Analyse frei. Auch die Anzahl der Kodes und das

103 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 103 Ausdifferenzieren des Kategoriensystems kann beliebig gestaltet und der Forschung angepasst werden. Die Software ermöglicht ein einfaches Kodieren und Arbeiten mit diesen, in dem ein systematisches Kategoriensystem erstellt wird. (vgl. Kuckartz/Grunenberg 2010, S. 505 ff.) Die im Schritt 1 entwickelten Auswertungskategorien werden bei Schmidt nun beschrieben und zu einem Auswertungsleitfaden zusammengestellt. Dies geschieht, um den Kategorien eine ausführliche Beschreibung und Ausprägung zuordnen zu können. Dieser Prozess findet in diskutiver Form innerhalb des Forschungsteams statt. Unter Bezugnahme des Kodierleitfadens wird das erhobene Material im nächsten Schritt kodiert. (vgl. Schmidt 2010, S. 476 und 2005, S. 451) Mit Hilfe der von Kuckartz beschriebenen Software wurden im eigenen Vorgehen die Textpassagen den entwickelten Kodes zugeordnet, die Bildung dieses Kategoriensystems wird allerdings erst in Schritt 2 und 3 vorgenommen. Zunächst wurde, wie bei Schmidt in Schritt 1 beschrieben, Kategorien gebildet (vgl. Punkt 9.2.2/2). Die Erstellung eines Kodierleitfadens, wie Schmidt vorschlägt, wurde in die vorliegende Forschung nicht einbezogen. Schritt 3: Themenanalyse/Kodierung Kodierung der Einzelinterviews mit MAXQDA Die Themenanalyse, welche Kuckartz als nächsten Schritt beschreibt, möchte durch den Vergleich der Interviews anhand der zugeschriebenen Kategorien Ähnlichkeiten zwischen den einzelnen Personen, Besonderheiten einzelner Fälle und Zusammenhänge von Kategorien ermitteln. Dabei werden den Kategorien neue Facetten und Dimensionen zugeschrieben, was zu einer weiteren Ausdifferenzierung der Kategorien und einer verfeinerten Kodierung des Materials führt. Auf dieser Basis können die Beziehungen zwischen den Kategorien untersucht werden. (vgl. Kuckartz/Grunenberg 2010, S. 510) Beim Kodieren nach Schmidt werden Auswertungskategorien, die im vorangegangen Schritt aus dem Material heraus gebildet worden sind nun auf das Material angewendet. Dazu werden aus den einzelnen Interviews die Passagen ausgesucht, die sich einer Auswertungskategorie zuordnen lassen und mittels Ausprägungen bewertet, wobei die dominierende Ausprägung die Zuordnung der Passage zur Kategorie bestimmt. Die Zuordnung der Textpassagen beschränkt sich dabei ausdrücklich nicht auf Interviewpassagen in denen auf die entsprechenden Leitfadenfragen geantwortet wurde. Schmidt schlägt bei diesem Verfahren ein konsensuelles Kodieren vor, wobei in einem Interpretation- und

104 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 104 Aushandlungsprozess zwischen mindesten zwei ForscherInnen die Interviews unter allen Kategorien des Kodierleitfadens verschlüsselt werden. Dieser Prozess erfordert sachkompetentes und gleichberechtigtes Diskutieren der ForscherInnen bei Unklarheiten. Beim Kodieren können auch Feldnotizen miteinbezogen werden. Es bleibt zu bedenken, dass es sich dabei meist um subjektive Eindrücke handelt, weshalb sie nicht als Belege für die Interpretation herangezogen werden können, sondern lediglich der Plausibilitätsüberprüfung dienen. (vgl. Schmidt 2005, S. 453 und 2010, S. 478ff) Das von Kuckartz beschriebene Vorgehen zur Ausdifferenzierung der Kodes in Bezug auf den Interviewvergleich wird erst unter Schritt 4 für das eigene Auswertungsverfahren angewandt. Zunächst wurden, wie bei Schmidt eben beschrieben, die Textpassagen der Einzelinterviews den entworfenen Kategorien zugeordnet. Diese Zuordnung fand mit Hilfe der MAXQDA Software (siehe Kuckartz unter Schritt 2) statt (vgl. Punkt 9.2.2/3). Schritt 4: Memos und Variablen/Quantifizierende Materialübersicht Metakodes für den thematischen Vergleich Weitere Schritte zur Textanalyse beschreibt Kuckatz bei seiner Vorgehensweise nicht, es werden jedoch nützliche Werkzeuge der computergestützten Analyse, nämlich Memos und Variablen, welche die ForscherInnen bei der Auswertung unterstützen sollen, aufgezeigt. Memos halten Gedanken, Ideen und Theorien, die im analytischen Prozess entstehen fest und können dabei je nach Thema jeder beliebigen Textstelle, Kode und Subkode zugeordnet werden. Variablenwerte helfen, z. B. sozialstatistische Rahmendaten zusammenzufassen, was als Selektionskriterium beim Zugriff auf kodierte Textstellen behilflich sein kann. (vgl. Kuckartz/Grunenberg 2010, S. 510 f.) Unter Schritt 4 zeigt Schmidt die Darstellung der Ergebnisse der Kodierung in Form von Tabellen auf, die eine Übersicht über die kodierten Fälle ermöglichen soll. Dabei unterscheidet sie zwischen Häufigkeitstabellen, welche die Häufigkeit einzelner Auswertungskategorien anzeigt, Kreuztabellen, die zwei Auswertungskategorien miteinander vergleichen bzw. aufeinander beziehen lassen und einer Gesamtübersicht der Ergebnisse für alle untersuchten Fälle oder zur ausgewählten Auswertungskategorie. Häufigkeits- und Kreuztabellen stellen für Schmidt dabei keine Ergebnisse der Forschung dar, sondern dienen als Informationen zur Datenbasis der qualitativen Auswertung. Die quantifizierte Materialübersicht hat die Funktion einer Vorstufe zur weitergehenden qualitativen Analyse. Die Gesamtübersicht kann später im Forschungsbericht veröffentlicht werden und hat die

105 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 105 Funktion, die Materialbasis der Interpretation offen darzulegen, und so zur Überprüfbarkeit der Untersuchung beizutragen. (vgl. Schmidt 2010, S. 481 f.) Schritt 4 der eigenen Vorgehensweise, nämlich die Erstellung von Metakodes, wurde von Kuckartz und Schmidt nicht als eigener Schritt beschrieben, beinhaltet aber die Vorgehensweise, die Kuckartz unter Schritt 2 beschreibt, nämlich die Ausdifferenzierung des Kategoriensystems. Die einzelnen Kodes werden dabei miteinander verglichen und thematisch sinnvoll zu Metakodes zusammengefasst (vgl. Punkt 9.2.2/4). Dabei entsteht ein Kategoriensystem aus Meta- und Subkodes, was den Vergleich der einzelnen Interviews miteinander erleichtert. Memos, wie Kuckartz sie aufzeigt, werden bereits unter Schritt 3 angewandt, auf Variablen wird jedoch verzichtet. Die Darstellung der Meta- und Subkodes erfolgt wie beim Vorgehen von Schmidt in Form einer Gesamtübersicht (siehe Anhang). Schritt 5: Datendisplay und Visualisierung/Vertiefende Fallinterpretation Analyse durch theoriegenerierte Interpretation Visualisierung und Datendisplays lassen mittels tabellarischer Darstellungen, relevante und fallbezogene Informationen in eine übersichtliche und für die Analyse hilfreiche Form bringen. Maps, Modelle und Netzwerkdarstellungen ermöglichen es, den ForscherInnen ihre Hypothesen, Ideen und Konzepte graphisch darzustellen, wie beispielsweise Schmidt unter Schritt 4 beschreibt. Diese Darstellungsweise zählt zu den Stärken computergestützter Modelle und stellt den letzten Schritt des analytischen Vorgehens nach Kuckartz dar. (vgl. Kuckartz/Grunenberg 2010, S. 511) Das Ziel der vertiefenden Fallinterpretation nach Schmidt muss unter Betrachtung des jeweiligen Forschungsvorgehens passieren. Der letzte Schritt kann daher angewandt werden, um neue Hypothesen zu finden, Hypothesen am Einzelfall zu überprüfen, neue theoretische Überlegungen zu generieren oder den vorhandenen theoretischen Rahmen zu überarbeiten. Auch die angewandte Technik zur Interpretation ist abhängig von der Fragestellung und der jeweiligen Interpretationstradition des/der ForscherIn. (vgl. Schmidt 2010, S. 482 und 2005, S. 455) Für die Analyse des vorliegenden Materials wurden Visualisierungen lediglich dazu verwendet, um Textpassagen aus der Gesamtübersicht für die Interpretation herauskristallisieren zu können, jedoch finden diese im letzten Schritt im Sinne einer graphischen Darstellung keinen Platz. Die Analyse basiert auf einer Interpretation, wie Schmidt sie vorschlägt, und greift dabei auf die der Arbeit zugrunde liegenden

106 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 106 Theorien zurück. Diese sollen mit den Interviews verglichen und dabei überprüft werden. Die verdichtete Beschreibung der Einzelinterviews findet mit wenig Interpretation statt, sondern soll einen Vergleich der Interviews miteinander ermöglichen (vgl. Punkt 9.2.2/5), was zu zentralen Ergebnissen (vgl. Punkt 11.5) und einem Vergleich mit der quantitativen Auswertung führt (vgl. Punkt 12). Das aus den Verfahren von Kuckartz und Schmidt entwickelte methodische Vorgehen wird nun im nächsten Punkt auf die eigene Forschung übertragen und vorgestellt Methodisches Vorgehen 1. Transkription Die Auswertung der erhobenen Daten in Form der aufgezeichneten Interviews fängt mit dem Transkribieren an. Bereits hier beginnt die Interpretation, da die Regeln zur Übersetzung des Gehörten in Schriftsprache über die Möglichkeit der späteren Auswertung entscheidet. Transkription bedeutet auch immer eine erste intensive Auseinandersetzung mit dem Material, durch wiederholtes Hören und der anschließenden Verschriftlichung. So wird auch den Forschungsmitgliedern, die nicht an den Interviews beteiligt waren, ermöglicht, das Material intensiv kennenzulernen. Um einen Blick von außen auf die Interviews zu erhalten, und damit alle Forschungsmitglieder mit den Inhalten der Interviews vertraut werden, wurden diese von den ForscherInnen, die nicht bei der Führung der Interviews beteiligt waren, transkribiert. Dies verhindert zudem eine vorschnelle Interpretation durch Einbeziehung der Interviewsituation, was neue Assoziationen und alternative Sichtweisen ermöglicht (vgl. Langer 2010, S. 517). Beim Transkriptionsprozess wurde auf die Transkriptionssoftware f4, zurückgegriffen, welche beim eigenhändigen Abtippen von Gesprächssituationen aus Audioaufnahmen durch Verlangsamung der Abspielgeschwindigkeit hilft. Bei der Festlegung von Transkriptionregeln muss ein Kompromiss zwischen Lesbarkeit und adäquater Beschreibung gefunden werden, um dem Erkenntnisinteresse dienlich zu sein. Für die Transkription der vorliegenden Daten wurde daher auf Standardorthographie verzichtet und unter Berücksichtigung literarischer Umschrift transkribiert. So wurden Auslassungen ( sehn für sehen ) oder Angleichung von Lauten ( haste für hast du ) beibehalten. Zudem wurden ähms und ahhs im Transkript mit aufgenommen, bei der späteren Analyse aber weggelassen, um einen besser lesbaren Fließtext zu gewährleisten. Gekennzeichnet durch kursive Klammersetzung wurden:

107 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 107 Überlappungen zwischen Äußerungen verschiedener SprecherInnen Nonverbale Kommunikation, wenn sie dem Kontext dienlich war Vermerk von Pausen und deren Länge und unverständlichen und unvollständig gesprochenen Äußerungen. (vgl. Langer 2010, S. 518 f.) Die hier beschriebenen Regeln wurden gewählt, da es sich bei den Interviewten um junge Menschen handelt, die durch ihre Sprache und nonverbale Kommunikation noch mehr Stimmungen und Gefühle ausdrücken, als beispielsweise erwachsene Menschen bei Experteninterviews. Durch die vorangegangene Transparenz der Transkriptionsregeln wurde gewährleistet, dass jede/r MitarbeiterIn Transkripte verfassen kann, wobei einheitliche Transkripte entwickelt wurden. Auf Grundlage der entstandenen Verschriftlichung der Daten konnte das Forschungsteam im Auswertungsprozess weiter vorgehen. 2. Kategorienbildung Die Kategorien wurden nach mehrmaligem Lesen aller einzelner Interviews gemeinsam im Forschungsteam gebildet. Wie dieses Vorgehen deutlich macht, wurde auf vorgefertigte Kategorien verzichtet, um den Interviewprozess und die Fragestellung möglichst offen halten zu können und um vom gesamten Erfahrungsschatz der Teilnehmer zu profitieren. Dadurch war es möglich, im Vorfeld nicht bedachte Themenkreise in die Analyse mit aufzunehmen und dem Auswertungsprozess offen gegenüber zu stehen. Jede/r ForscherIn hat für die einzelnen Interviewtranskripte nach mehrmaligem Lesen Überschriften gebildet, welche im Plenum mit den anderen Forschungsmitgliedern verglichen wurden, wobei in einem kommunikativen Prozess entschieden wurde, welche Kategorien benannt werden sollten. Dieser Vorgang wurde im Anschluss immer wieder weiterbearbeitet und ergänzt, bis sich das Team zu einer endgültigen Kategorienbildung entschloss. Anhand dieses Verfahrens wurden dann die Textpassagen der einzelnen Interviews zugeordnet, was im nächsten Punkt genauer erläutert wird. 3. Kodierung der Einzelinterviews mit MAXQDA In diesem Schritt wurden die Transkripte in MAXQDA eingestellt und die entwickelten Kategorien zu einem Kodiersystem zusammengefügt. Aus den einzelnen Transkripten wurden nun die Passagen ausgesucht, die sich einem jeweiligen Kode zuordnen ließen. Einem Kode konnten dabei mehrere Textstellen untergeordnet

108 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 108 werden. Bei Unklarheiten bzw. nicht eindeutigen Fällen wurden innerhalb des Forschungsteams alle möglichen Interpretationsweisen diskutiert, bis letztendlich ein Konsens gefunden werden konnte. Das Verwenden von Memos half dabei diese Diskussionen festzuhalten und bei der späteren Interpretation ggf. zu berücksichtigen. Am Ende dieses Schrittes war jede Textpassage der einzelnen Interviews mindestens einem Kode zugeordnet. Auf dieser Basis konnten dann die Metakodes gebildet werden. 4. Metakodes für den thematischen Vergleich Das Entwickeln der Metakodes ermöglichte es dem Forscherteam, die einzelnen Interviews anhand eines übergeordneten Themas zu vergleichen und, wie im nächsten Schritt beschrieben wird, Parallelen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den einzelnen Interviews innerhalb eines Metakodes herauszuarbeiten. Dazu wurden alle Kodes aus dem Kodiersystem begutachtet und thematisch zugeordnet. Durch dieses Verfahren entstanden sieben Metakodes, welche fett hervorgehoben sind: 1. Rahmenbedingungen: Familie und persönliches Umfeld 2. Hilfesysteme: Erfahrungen mit Hilfemaßnahmen außerhalb der Suchthilfe 3. Drogenkonsum: Entwicklung, Begründung, Stellenwert 4. Problematische Entwicklungen: Delinquenz, Finanzierung, Haft 5. Suchtstatus: Einschätzung und Umgang 6. Suchthilfe: Erfahrungen, Erwartungen und Bedürfnisse 7. Zukunftsperspektiven Die bisherigen Kodes aus dem Kodiersystem wurden durch diesen Schritt nochmal komprimiert und zu sogenannten Subkodes zusammengefasst. Sie stehen hinter den Metakodes und dienen einer inhaltlichen Beschreibung der Metakodes. Im Anschluss daran konnten nun die einzelnen Interviews wie folgt analysiert werden. 5. Analyse durch theoriegenerierte Interpretation Im letzten Schritt wurden die Textstellen der einzelnen Interviews zusammengeführt und unter Betrachtung vorangegangener Theorien analysiert und interpretiert. Dabei wurden die Interviews des Dunkelfels zunächst getrennt von den Interviews der Teilnehmer mit Anbindung an die Suchthilfe untersucht. Diese Analyse wurde für jeden Metakode einzeln geführt, wobei alle Textpassagen, der unter den Metakodes gesammelten Subkodes, miteinander verglichen und in Bezug gesetzt worden sind.

109 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 109 In diesem Prozess der verdichteten Beschreibung wurden die Interviews theoriegenerierend und interpretativ analysiert. Es wurde zudem darauf geachtet, dass jeweils thematisch passende Textpassagen aller Interviewten einbezogen wurden, um einen möglichst umfassenden Einblick in die Gedankenwelt jedes Einzelnen zu erhalten. Um nah an den Aussagen der Interviewten zu bleiben und den Sinngehalt nicht zu verändern, wurden in der Analyse immer wieder ganze Interviewpassagen aus den Transkripten eingefügt und die Aussagen nur wenig von den ForscherInnen selbst zusammengefasst. Aus diesem Vorgehen heraus, das unter den Punkten 11.2 und 11.3 zu finden ist, konnten dann Ergebnisse für die qualitative Untersuchung entwickelt werden, wobei zunächst noch bei einem Vergleich zwischen der Analyse des Dunkelfelds und der Suchthilfe, Parallelen und Unterschiede festgestellt wurden Forschungsethik und Überprüfung der Gütekriterien im qualitativen Prozess Gerade bei angewandter Sozialforschung, nämlich der Forschung am Menschen zur Entwicklung von Lösungsstrategien sozialer Probleme, müssen ethische Prinzipien im Forschungsprozess eingebunden werden. Murphy und Dingwall (vgl. 2001, S. 339) fassen dazu vier Prinzipien zusammen: Die Nicht-Schädigung der TeilnehmerInnen, die Gewährleistung eines Nutzen der Forschung, die Wahrung der Autonomie und Selbstbestimmung der TeilnehmerInnen und die Gerechtigkeit im Forschungsprozess die allen ProbandInnen zuteilwerden soll. In der vorliegenden Forschung wurden diese Prinzipien anhand der praktischen Umsetzung nach Flick (vgl. 2009, S. 282 ff.) folgendermaßen garantiert: Informierte Einwilligung Die Interviewten wurden vor Durchführung der Interviews über Thema, Ziele und Methoden des Forschungsvorhabens vom Interviewer informiert und konnten daraufhin entscheiden, ob sie an der Studie teilnehmen möchten, wodurch die Forderungen nach Information und Freiwilligkeit erfüllt wurden. Zudem wurde auch um die Einwilligung gebeten, die Transkripte und alle daraus erschlossenen Ergebnisse für den Forschungsbericht veröffentlichen zu dürfen.

110 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 110 Anonymität und Datenschutz Die Anonymität und der Datenschutz wurden nicht nur während der Datenerhebung gewahrt, indem die Interviewten einen Decknamen erhielten, sondern auch während des Auswertungsprozesses, da aufgrund der Anonymisierung aller Namen und Adressen keine Rückschlüsse auf sie selbst oder ihre Familien, Freunde und Bekannte gezogen werden können. Vermeidung von Schädigung für die Beteiligten Forschung ist immer mit Zumutung verbunden, da sich die TeilnehmerInnen mit unangenehmen Fragen auseinandersetzen müssen und dafür Zeit opfern. Da es sich bei den geführten Interviews um eine Auseinandersetzung der eigenen Lebensgeschichte in Bezug auf den Drogenkonsum handelt, und dies sicherlich auch zu einer Belastung der Beteiligten führen kann, hat sich der Interviewer auf eine eventuell erforderliche Nachbereitung mit dem jeweiligen Interviewten eingestellt. Es wäre demnach Zeit gewesen, nach Führung des Interviews auf die Situation des Interviewten hin zu intervenieren und ein Beratungsgespräch anzuhängen. Um den Vorwürfen der Subjektivität und Willkürlichkeit qualitativer Forschung entgegenzuwirken, wurden im qualitativen wie auch im quantitativen Forschungsprozess Gütekriterien eingesetzt, wie bereits unter Punkt 7.5 dieser Arbeit erläutert wurde. Diese Gütekriterien (vgl. Mayring 2002, S. 144 ff.) sollen anhand der Darstellung des Auswertungsprozesses nun überprüft werden: 1. Verfahrensdokumentation Anders als bei der quantitativen Forschung können im qualitativen Bereich eine Vielzahl unterschiedlicher Forschungsvorgehen angewandt werden, welche meist speziell für den Gegenstand entwickelt und differenziert wurden. Eine genaue Dokumentation ist demnach unabdingbar, um den Forschungsprozess für andere nachvollziehbar zu machen. Unter Gliederungspunkt 9.2 dieses Kapitels wurde daher das genaue Auswertungsverfahren unter Bezugnahme der verwendeten Auswertungsstrategien beschrieben, um so eine Transparenz des Verfahrens gewährleisten zu können.

111 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e Argumentative Interpretationsabsicherung Eine Interpretationsabsicherung wurde dadurch garantiert, in dem die Analyse durch in sich schlüssige Interpretationen und Alternativdeutungen erstellt wurde. Dabei wurde darauf geachtet statt zu interpretativ, eher beschreibend vorzugehen und Alternativdeutungen aufzuzeigen. 3. Regelgeleitetheit Eine größtmögliche Regelgeleitetheit wurde erreicht, indem erst nach Aufnahme der Interviews, also anhand des vorliegenden Forschungsgegenstandes die Analyseschritte zur Auswertung gewählt wurden, die somit keiner Modifizierung unterlegen waren. 4. Nähe zum Gegenstand In dem die ForscherInnen in das Feld der Probanden gegangen sind, wurde eine Nähe zum Forschungsgegenstand aufgebaut (vgl. Punkt 8.2). Dies geschah, um möglichst nah an der Alltagswelt der Interviewten teilzunehmen und sich ein Bild dieser zu verschaffen. Die Interviews selbst wurden in einem geschützten Rahmen, den Wünschen der Interviewten entsprechend, geführt. Eine Interessenannäherung konnte gesichert werden, indem die Interviewfragen so offen gestellt wurden, dass eine größtmögliche Annäherung zum Gegenstand erreicht wurde. 5. Kommunikative Validierung Die kommunikative Validierung sieht vor, den Interviewten die Forschungsergebnisse vorzulegen, um eine Überprüfung ihrerseits möglich zu machen. Da ein weiteres Treffen mit den Interviewten leider nicht möglich war, wurde die Gültigkeit der Ergebnisse dadurch überprüft, in dem sie innerhalb des Forschungsteams offen diskutiert, verändert und mehrere Sichtweisen eingebunden wurden. 6. Triangulation Mit Hilfe der Triangulation wird versucht für die Fragestellung unterschiedliche Lösungswege zu finden und die Ergebnisse miteinander zu vergleichen. In der vorliegenden Forschung geschieht dies durch einen Methodenmix aus qualitativer Forschung (Interviews) und quantitativer Forschung (Fragebögen), deren Ergebnisse nach jeweiliger Auswertung miteinander verglichen werden.

112 A u s w e r t u n g s v e r f a h r e n S e i t e 112 Abschließend muss betont werden, dass, wie bei jeder qualitativen Forschung trotz aller angewandter Gütekriterien die Subjektivität bei der Interpretation des vorliegenden Datenmaterials nicht vollkommen vermieden werden kann. Sicher ist, dass der Diskurs innerhalb des Forschungsteams unterschiedliche Sichtweisen und Interpretationsmöglichkeiten aufzeigt, was jedoch keine absolute Objektivität des Falls gegenüber gewährleistet. Die Objektivität soll demnach durch Individualität im Interpretationsprozess, also durch Beleuchtung des Materials unter Berücksichtigung unterschiedlicher theoretischer und persönlicher Hintergründe der einzelnen ForscherInnen gegeben werden. Die mittels des beschriebenen Auswertungsverfahrens entstandenen Ergebnisse sind in Kapitel 11 zu finden. Zunächst werden im Folgenden die Ergebnisse der quantitativen Auswertung vorgestellt. 10 Ergebnisse der quantitativen Erhebung In diesem Kapitel erfolgt die Darstellung der Ergebnisse der quantitativen Erhebung. Zunächst wird die Population sowie der Suchtmittelkonsum beschrieben und im Anschluss daran die Ergebnisse aufgezeigt, die über das Suchthilfesystem und die Hilfsangebote Münchens gewonnen werden konnten. Neben der Beschreibung der Population, des Drogenkonsums sowie des Suchthilfesystems werden die aufgestellten Hypothesen aus Gliederungspunkt 7.2 überprüft und die gesamte Forschung auf ihre Gütekriterien hin analysiert. Abschließend werden zentrale Ergebnisse der quantitativen Forschung aufgeführt.

113 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e Beschreibung der Population Die Darstellung der einzelnen Ergebnisse über die Population der Studie soll im Folgenden anhand von Graphiken und Tabellen verdeutlicht und veranschaulicht werden. Zu Beginn werden gegensätzlich zu der Fragebogenkonstruktion, die demographischen Daten präsentiert. Das ermöglicht einen Einblick in die Auswertung und führt sukzessiv an die Überprüfung der aufgestellten Hypothesen heran, die in Gliederungspunkt 10.4 erfolgt. Abb. 1: Altersverteilung Die Altersstruktur der Befragten gliedert sich, wie aus oben stehender Graphik ersichtlich wird, von 18 bis 26 Jahre. Dieser Bereich entspricht der von den Forschern festgelegten Altersspanne der TeilnehmerInnen der Befragung zu 100 %. Der größte Teil der Befragten ist 19 Jahren, das entspricht 14,9 %. Danach folgen gleich das Alter 18 und 25 Jahre mit jeweils 13,4 %. Das Alter 22 ist am wenigsten vertreten und ergibt somit einen Prozentsatz von 7,5 %. Das arithmetische Mittel liegt bei einer Teilnehmerzahl von 67 Personen, bei 21.6 Jahren und die Standardabweichung bei 2,721.

114 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 114 Ein weiteres sehr elementares soziodemographisches Merkmal der befragten Personen ist das Geschlecht. Abbildung zwei soll Aufschlüsse über die Geschlechterverteilung bei der vorliegenden Erhebung geben. Abb. 2: Geschlechterverteilung Wie in dem Kreisdiagramm zu erkennen ist, ist der Großteil der Befragten männlich. Lediglich ein Viertel der befragten Personen ist weiblich. In Zahlen lässt sich die Graphik wie folgt beschreiben: Insgesamt haben bei dieser Fragestellung 58 TeilnehmerInnen Angaben gemacht, davon waren 51 männlich und 17 weiblich. Vermutlich ist die höhere Anzahl an Männern darin begründet, dass es im Durchschnitt mehr männliche Drogenkonsumenten gibt, als weibliche (vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2011).

115 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 115 Tab. 4: Geburtsland der Befragten In welchem Land bist Du geboren? Gültige Kumulierte Häufigkeit Prozent Prozente Prozente Gültig Bosnien 1 1,4 1,4 1,4 Brasilien 2 2,9 2,9 4,3 Deutschland 57 82,6 82,6 87,0 Irland 1 1,4 1,4 88,4 Mazedonien 1 1,4 1,4 89,9 Nepal 1 1,4 1,4 91,3 Österreich 1 1,4 1,4 92,8 Polen 2 2,9 2,9 95,7 Russland 2 2,9 2,9 98,6 Ungarn 1 1,4 1,4 100,0 Gesamt ,0 100,0 Bei der Betrachtung der oben abgebildeten Tabelle, die Auskünfte über die Geburtsländer gibt, fällt auf, dass die absolute Mehrheit, d. h. 57 der befragten Personen, in Deutschland geboren ist. Prozentual macht das einen Anteil von 82,6 % aus. Von den übrigen zwölf TeilnehmerInnen sind in Bosnien, Irland, Mazedonien, Nepal, Österreich und Ungarn jeweils eine/r geboren und in Brasilien, Polen sowie Russland jeweils zwei. Diejenigen, die nicht in Deutschland geboren sind, leben schon unterschiedlich lang in Deutschland. Die Zeitspanne, seit der die Befragten sich in hier befinden, beginnt bei vier Jahren und endet bei 23 Jahren. Der Mittelwert beträgt hier exakt 16 Jahre. Von 42 befragten Personen (63,6 %) sind die Eltern ebenfalls in Deutschland geboren und von 24 TeilnehmerInnen (36,4 %) sind die Eltern nicht in der Bundesrepublik geboren. Die Eltern der befragten problematischen DrogenkonsumentInnen leben von zehn bis hinzu 50 Jahren in Deutschland. Die durchschnittliche Aufenthaltszeit der Eltern in Deutschland, liegt bei 25,5 Jahren. Aufgrund dessen, dass die Mehrheit der an der Erhebung teilnehmenden problematisch drogenkonsumierenden Personen in Deutschland geboren ist, hat ein ebenso großer Teil die deutsche Staatsbürgerschaft, was anhand der nachstehenden Abbildung aufgezeigt wird.

116 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 116 Abb. 3: Staatsangehörigkeit 77,9 % der befragten Personen (n=68) haben nur die deutsche Staatsangehörigkeit, 8,8 % haben nicht die deutsche Staatsbürgerschaft, sondern nur eine andere und 13,2 % haben sowohl die deutsche Staatsangehörigkeit als auch eine andere. Die Personen, die nur eine andere Staatsbürgerschaft besitzen, haben diese aus den Ländern Türkei, Russland, Mazedonien, Irland, Bosnien oder Österreich. Neben der deutschen Staatsangehörigkeit haben 13,2 % eine Staatsbürgerschaft aus folgenden Ländern: Österreich, Italien, Kroatien, Mazedonien, Griechenland, Spanien, Ungarn, Brasilien oder Indonesien. Das folgende Kreisdiagramm gibt Aufschluss über die Verteilung der höchsten Schulabschlüsse. Hierbei ist neben den einzelnen Schulabschlüssen sowohl kein Abschluss aufgeführt wie auch die Kategorie ich gehe noch zur Schule.

117 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 117 Abb. 4: Höchster Schulabschluss, der befragten Personen 26 befragte Personen (30,4 %) von 69 TeilnehmerInnen haben als höchsten Schulabschluss die Mittlere Reife angegeben. Der nächst größere Anteil von 17 Befragten hat den Quali (24,6 %) gemacht, gefolgt von einem Hauptschulabschluss (23,2 %, entspricht 16 Personen). Nur drei problematisch drogenkonsumierende Menschen haben ein fachgebundenes Abitur (4,4 %) bzw. allgemeines Abitur (4,4 %) absolviert. Lediglich zwei der DrogenkonsumentInnen, die an der Befragung teilgenommen haben, machten gar keinen Abschluss. Unter der Befragung waren sieben Schüler. Im Vergleich zu den Zahlen des Statistischen Bundesamtes wird deutlich, dass sich die Zahlen der vorliegenden Studie hinsichtlich Hauptschulabschluss und Fachabitur/allgemeines Abitur sehr extrem unterscheiden. In der Gesamtbevölkerung Deutschlands haben bei den 18- bis 26-Jährigen 26,5 % als höchsten Schulabschluss die (Fach-) Hochschulreife angegeben. In dieser Studie haben gerade einmal 8,8 % diesen Abschluss absolviert. Genau anders herum verhält sich diese Zahlkonstellation beim Hauptschulabschluss/Quali. In dieser Studie haben 47,8 % (33 Personen) einen Hauptschulabschluss/Quali und im bundesdeutschen Vergleich weisen lediglich 25,5 % einen Hauptschulabschluss vor. Beim Schulabschluss Mittlere Reife sind die Zahlen fast identisch. Hier gibt es lediglich einen Unterschied von nicht ganz 4 %, die in dieser Studie weniger häufig die Mittlere Reife absolviert haben. Noch in schulischer Ausbildung sind deutschlandweit 8,4 % und bei der Befragung junger DrogenkonsumentInnen

118 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e ,1 %, das entspricht sieben Befragten. Hierbei ist kein großer Unterschied zu erkennen, wie auch bei der Kategorie ohne Schulabschluss. Deutschlandweit haben 2,6 % keinen Abschluss und in dieser Studie 2,9 %. (vgl. Statistisches Bundesamt 2010a, S. 8) Neben dem höchsten Schulabschluss wurde auch, wie bereits erwähnt, der höchste Berufsabschluss abgefragt. Bei dieser Frage machten 60 Personen eine Angabe. Folgende Tabelle gibt Auskünfte über die Verteilung der höchsten Berufsabschlüsse. Tab. 5: Höchster Berufsabschluss der befragten Personen Welchen höchsten Berufsabschluss hast Du? Gültige Kumulierte Häufigkeit Prozent Prozente Prozente Gültig ohne Berufsabschluss 38 55,1 63,3 63,3 mit Berufsausbildung 19 27,5 31,7 95,0 Meister 2 2,9 3,3 98,3 Studium 1 1,4 1,7 100,0 Gesamt 60 87,0 100,0 Fehlend ,9 System 7 10,1 Gesamt 9 13,0 Gesamt ,0 Ein sehr großer Anteil von 38 Befragten (n=60), das entspricht 63,3 %, hat keinen Berufsabschluss. Diese extrem hohe Zahl könnte damit verbunden sein, dass die Befragten, wenn sie sich derzeit in einer Berufsausbildung befinden, auch ohne Berufsabschluss angegeben haben. In Tabelle 6 wird ersichtlich, dass derzeit 25,4 % eine Berufsausbildung machen, somit würde, wenn diese ihren Abschluss erfolgreich beenden, der Anteil derjenigen, die keinen Berufsabschluss haben, noch bei ca. 37,9 % liegen. Dennoch zeigt diese Kategorie einen sehr hohen Prozentsatz, der sich auch in Tabelle 6 widerspiegelt, bei der weit über ein Drittel arbeitslos, als gegenwärtige Erwerbssituation angegeben haben. Nur eine Person hat beim höchsten Berufsabschluss ein Studium vorzuweisen und nur zwei einen Meisterabschluss. 19 DrogenkonsumentInnen (31,7 %) haben eine Berufsausbildung gemacht. Dass nur eine/r ein Studium vorweisen kann, könnte damit zusammenhängen, dass die befragten Personen noch relativ jung sind und eventuell derzeit ihr Studium machen. Andererseits kann das aber auch ein Hinweis darauf sein, dass DrogenkonsumentInnen eher ein Problem haben, ein Studium bzw. eine

119 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 119 Meisterausbildung zu beginnen oder zu absolvieren, da als Voraussetzung z. B. für das Studium eine Hochschulreife bei den wenigsten DrogenkonsumentInnen vorhanden ist. Die nachfolgenden Balkendiagramme zeigen auf, über welchen höchsten Schulabschluss bzw. welchen höchsten Berufsabschluss die Mutter wie auch der Vater verfügen. Mit Hilfe dieser Balken können Aussagen über das Bildungsniveau der Haushalte problematisch drogenkonsumierender junger Menschen getroffen werden. Abb. 5: Höchster Schulabschluss der Mutter Die meisten Mütter der befragten DrogenkonsumentInnen (n=69) haben die Mittlere Reife gemacht, d. h. 37,7 % (26 Personen) können diese aufweisen. Fast ein Drittel, also 27,5 % der Mütter, haben ein Fachabitur oder allgemeines Abitur absolviert. Diese Zahl ist im Vergleich zu den befragten Personen sehr hoch, gerade einmal 8,7 % haben ein Fachgebundenes oder allgemeines Abitur gemacht. 21,7 % der Mütter haben einen Hauptschulabschluss oder Quali absolviert. Lediglich eine Mutter kann keinen Abschluss vorweisen. Jedoch ist auch erstaunlich, dass 11,6 %, das entspricht acht befragten drogenkonsumierenden Menschen, nicht sagen können, welchen Abschluss ihre Mutter hat. In Betracht dieser Graphik ist festzustellen, dass

120 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 120 die Mütter der DrogenkonsumentInnen größtenteils ein sehr gutes Bildungsniveau in Bezug auf die Schulabschlüsse aufweisen. Abb. 6: Höchster Berufsabschluss der Mutter In Abbildung 6 wurde ersichtlich, dass 37,7 % der Mütter eine Mittlere Reife und 21,7 % einen Hauptschulabschluss/Quali gemacht haben. Dieses Ergebnis spiegelt sich beim höchsten Berufsabschluss der Mütter wider. In dem obenstehenden Balkendiagramm ist zu sehen, dass mehr als die Hälfte, ganze 57,6 % der Mütter, eine Berufsausbildung vorweisen können. 17,4 %, das sind Mütter von zwölf Befragten, können ein Studium vorzeigen. Im Gegensatz zu den befragten DrogenkonsumentInnen ist diese Zahl auch hier sehr hoch. Allerdings wurde bereits erwähnt, dass die niedrige Zahl der Leute, die ein Studium erwerben konnten, daran liegen könnte, dass die Befragten noch sehr jung sind und ihr Studium evtl. noch nicht beendet haben. Jedoch wurde auch festgestellt, dass lediglich 8,7 % der befragten jungen Erwachsenen ein Fachabitur oder allgemeines Abitur gemacht haben, welches diese zu einem Studium berechtigt. Jeweils drei Mütter absolvierten eine Meisterausbildung bzw. können gar keinen Berufsabschluss vorweisen. 15,2 % der befragten DrogenkonsumentInnen wissen nicht, welchen Berufsabschluss ihre Mütter haben. Drei Personen haben zu dieser Fragestellung keine Angaben gemacht.

121 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 121 Abb. 7: Höchster Schulabschluss Vater Bei den Vätern ist der höchste Schulabschluss mit jeweils 26,5 %, das entspricht 18 Befragten, gleichmäßig auf Hauptschulabschluss/Quali, Mittlere Reife oder allgemeines Abitur/Fachabitur verteilt (n=68). Diese gleichmäßige Verteilung lässt den Schluss zu, dass drogenkonsumierende Kinder Väter aus allen Schichten bzw. sehr unterschiedlichen Bildungsniveaus haben. Zwei Väter haben gar keinen Abschluss. Dieses Ergebnis entspricht ungefähr dem der Mütter. Ganze 17,6 % der befragten Personen können allerdings keine Angaben zum höchsten Berufsabschluss ihrer Väter machen. Diese Zahl ist leicht erhöht im Vergleich zu der der Mütter mit nur 11,6 %.

122 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 122 Abb. 8: Höchster Berufsabschluss Vater Auch bei den Vätern liegt der größte Anteil mit 38,5 % (n=65) hinsichtlich des höchsten Berufsabschlusses bei der Kategorie Berufsausbildung. Auffällig ist hier allerdings, dass alle Väter einen Berufsabschluss vorweisen können. Im Gegensatz zu den Müttern haben hier ganze 20 %, das entspricht 13 Vätern, eine Meisterausbildung absolviert und 15,4 % (10 Väter) ein Studium gemacht. Jedoch wissen die befragten Personen anscheinend eher welchen Berufsabschluss ihre Mutter hat als ihr Vater, da 17 junge DrogenkonsumentInnen (26,2 %) den höchsten Berufsabschluss ihres Vaters nicht kennen. In der nächsten Abbildung wird die gegenwärtige Partnersituation der befragten Personen dargestellt.

123 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 123 Abb. 9: Partnersituation der 18- bis 26-Jährigen 32 (46,4 %) befragte DrogenkonsumentInnen haben derzeit eine feste Beziehung und 22 (31,9 %) haben eine zeitweilige Beziehung. Von den 69 TeilnehmerInnen der Befragung sind 13 Befragte (18,8 %) Single. Dieses Ergebnis ist gleichzusetzen mit der Befragung 18- bis 26-jähriger junger Erwachsener in Deutschland, bei der auch 20 % der Befragten Single als Partnersituation angegeben haben (vgl. Statistisches Bundesamt 2010a, S. 12). 2,9 % geben sonstiges als Partnersituation an. Insgesamt haben acht, d. h. 11,6 % der befragten Personen bereits, Kinder. Sechs von ihnen haben ein Kind und ein/e TeilnehmerIn hat zwei Kinder. In Abbildung 10 wird dargestellt, wie zufrieden die befragten Personen heute mit ihrer Partnerbeziehung sind.

124 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 124 Abb. 10: Zufriedenheit Partnerbeziehung In dieser Graphik wird ersichtlich, dass der Großteil, knapp ein Drittel (27,9 %) von 68 TeilnehmerInnen der Befragung, mit der Beziehung zu ihrem Partner sehr zufrieden ist. Bei 15 befragten DrogenkonsumetnInnen (22,1 %) trifft eine Beziehung zum Partner nicht zu. Dieses Ergebnis ist höher als die Angabe mit 18,8 %, die bei der gegenwärtigen Partnersituation Single angegeben haben. Insgesamt 14,7 %, das entspricht zehn jungen DrogenkonsumentInnen, sind eher unzufrieden bzw. sehr unzufrieden mit ihrer Partnerbeziehung. Folgendes Balkendiagramm veranschaulicht die überwiegende Wohnsituation der problematisch drogenkonsumierenden jungen Erwachsenen in Bezug auf die letzten zwölf Monate seit der Befragung.

125 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 125 Abb. 11: Wohnsituation der 18- bis 26-Jährigen Der Großteil (39,1 %) der befragten Personen wohnt noch bei seiner Familie. Im Vergleich zum bundesdeutschen Trend ist dieser Prozentsatz noch relativ gering, da 2008 in Deutschland insgesamt 56 % bei ihren Eltern gelebt haben (vgl. Statistisches Bundesamt 2010a, S. 10). Nur 21,7 % (15 Personen) der DrogenkonsumentInnen leben bereits alleine und sieben Befragte wohnen mit anderen Personen, gemeint sind hier Freunde oder Bekannte, zusammen. Zwölf TeilnehmerInnen der Befragung (8,6 %) leben derzeit in Einrichtungen, wie z. B. Notunterkünften, Wohnheimen oder ähnlichen bzw. sind/waren in der Justizvollzugsanstalt untergebracht. Zwei von den 69 befragten DrogenkonsumentInnen sind derzeit ohne festen Wohnsitz.

126 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 126 Abb. 12: Überwiegende Wohnsituation in Bezug auf das Geschlecht Wird diese überwiegende Wohnsituation geschlechtsspezifisch betrachtet (siehe Abbildung 12), wird deutlich, dass mehr Männer (24 Befragte) bei ihren Familien leben als Frauen (3 Befragte). Alleine leben acht Frauen und sieben Männer. In Einrichtungen wie z. B. Notunterkünften, Wohnheimen oder ähnlichen bzw. in der Justizvollzugsanstalt wohnen bzw. wohnten insgesamt elf Männer und zwei Frauen. Ohne festen Wohnsitz sowie in der Justizvollzugsanstalt waren jeweils ein Mann und eine Frau. Auf die Frage, wie zufrieden sie mit der gegenwärtigen Wohnsituation seien, kam heraus, dass mehr als die Hälfte, d. h. 53,6 % sehr zufrieden bzw. eher zufrieden mit ihrer gegenwärtigen Wohnsituation sind, wie in Abbildung 13 ersichtlich wird. Allerdings ist auch fast ein Drittel sehr unzufrieden bzw. eher unzufrieden mit der heutigen Wohnsituation. Wird dieses Ergebnis mit den Zahlen aus oben stehender Graphik verglichen, so könnte vermutet werden, dass diejenigen, die nicht mit Freunden/Bekannten, der Familie oder alleine wohnen, eher unzufrieden bzw. sehr unzufrieden mit ihrer Wohnsituation sind, da der Anteil der Personen, die nicht mit Freunden/Bekannten, Familie oder alleine wohnen, auch ca. ein Drittel beträgt. Diese Hypothese gilt es im Gliederungspunkt zu überprüfen.

127 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 127 Abb. 13: Zufriedenheit mit der Wohnsituation Die derzeitige Erwerbssituation der jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen aus München wird in Tabelle 6 dargestellt.

128 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 128 Tab. 6: Erwerbssituation der 18- bis 26-Jährigen Wie war in den letzten 12 Monaten überwiegend Deine Erwerbssituation? Gültige Kumulierte Häufigkeit Prozent Prozente Prozente Gültig Auszubildender 15 21,7 25,4 25,4 Arbeiter, Angestellter, Beamter 15 21,7 25,4 50,8 Selbständig, Freiberufler 1 1,4 1,7 52,5 sonstige Erwerbsperson (Wehrdienst, in Elternzeit,..) 1 1,4 1,7 54,2 in beruflicher Rehabilitation 1 1,4 1,7 55,9 arbeitslos mit Bezug von ALG I arbeitslos mit Bezug von Hartz IV sonstige Nichterwerbsperson 4 5,8 6,8 62, ,5 32,2 94,9 3 4,3 5,1 100,0 Gesamt 59 85,5 100,0 Fehlend ,3 System 7 10,1 Gesamt 10 14,5 Gesamt ,0 Über ein Drittel der befragten DrogenkonsumentInnen sind arbeitslos und beziehen Hartz IV. Dieser Anteil ist in der Altersspanne 18- bis 26-Jährige sehr hoch. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung Deutschlands waren 2009 unabhängig von einer Drogenaffinität -11,4 % der 15- bis 20-jährigen und 11,1 % der 20- bis 25-jährigen befragten Personen erwerbslos (vgl. Statistisches Bundesamt 2010b, S. 93). Der Prozentsatz für Arbeitslosigkeit bei den problematisch drogenkonsumierenden jungen Menschen erhöht sich auch noch auf insgesamt 39 %, wenn diejenigen eingerechnet werden, die arbeitslos sind, aber nicht Hartz IV, sondern ALG I bekommen. Ein weiterer großer Prozentsatz mit 25,4 % (15 Befragte) ist derzeit entweder Angestellter, Arbeiter oder Beamter. Auch 25,4 % der Befragten sind derzeit in einer Ausbildung. Die restlichen Kategorien der gegenwärtigen Erwerbssituation werden nur von wenigen befragten Personen angegeben. Drei Befragte haben bei dieser Fragestellung keine Angaben gemacht. Die gegenwärtige Erwerbssituation könnte sich in der Fragestellung, ob die Befragten derzeit Schulden haben widerspiegeln. Von 69 befragten Personen haben 30, das

129 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 129 entspricht 43,5 % keine Schulden und 39, d. h. 56,5 % Schulden. Von den Befragten, die Schulden haben, sind neun Frauen (13 %) und 29 Männer (42 %) und bei denjenigen, die keine Schulden vorweisen können, sind acht Frauen (11,6 %) und 22 Männer (31,9 %). Der hohe Anteil derjenigen, die Schulden haben, bestätigt den Verdacht vieler MitarbeiterInnen aus den Suchthilfeeinrichtungen, dass DrogenkonsumentInnen vermehrt Schulden aufweisen. Untenstehende Graphik liefert Aussagen darüber, wie hoch der Schuldenstand der problematisch drogenkonsumierenden jungen Erwachsenen ist, wenn diese über Schulden verfügen. Abb. 14: Schuldenhöhe der jungen problematisch drogenkonsumierenden Erwachsenen 7,7 %, d. h. drei der befragten DrogenkonsumentInnen haben mehr als Schulden. Der nächst höhere Anteil und zwar 10,3 % (4 Befragte) haben Schulden bis hin zu Über ein Drittel (13 Personen) weist einen Schuldenbetrag von auf. Der größte Anteil, ganze 43,6 %, das entspricht 17 befragten Personen, weisen Schulden in Höhe von auf. 5,1 % wissen gar nicht, wie hoch ihr Schuldenstand ist. Die Indikatoren Erwerbssituation und Schuldenstand können auch mit der Zufriedenheit der befragten Personen hinsichtlich ihrer finanziellen Lage

130 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 130 zusammenhängen. So zeigt untenstehendes Balkendiagramm, dass über die Hälfte, d. h. 50,7 % (35 Personen) der befragten drogenkonsumierenden jungen Menschen, (n=69) sehr unzufrieden bzw. eher unzufrieden mit ihrer finanziellen Situation sind. Wie bereits erwähnt, haben auch über 50 % der Befragten derzeit Schulden und 39 % sind arbeitslos. Diese beiden Aspekte können ein Grund dafür sein, weshalb viele DrogenkonsumentInnen mit ihrer finanziellen Lage unzufrieden sind. Andererseits muss auch festgestellt werden, dass fast 30 % mit ihrer finanziellen Situation sehr zufrieden bzw. eher zufrieden sind. 20,3 %, das entspricht 14 befragten Personen, sind mit der finanziellen Situation teilweise zufrieden und teilweise unzufrieden. Dieser Prozentsatz ist sehr hoch und zeigt, dass die Befragten sich hinsichtlich dieses Aspekts sehr unsicher sind. Abb. 15: Zufriedenheit mit der finanziellen Situation Da es bei dieser Studie zur Situation und dem Hilfebedarf junger problematischer DrogenkonsumentInnen in München, u. a. um illegalisierte Verhaltensweisen geht, ist es von Bedeutung, Aussagen über mögliche Schwierigkeiten der Befragten mit Justiz oder Polizei auszuwerten. Im Fragebogen wurde deutlich, dass von den 69 befragten DrogenkonsumentInnen 59,4 %, d. h. 41 Personen, bereits Schwierigkeiten entweder mit der Polizei oder Justiz hatten. Nur 40,6 %, das entspricht 28 befragten jungen Menschen, hatten bisher noch keine Probleme mit Justiz oder Polizei. Nachfolgende Graphik veranschaulicht die hohe Anzahl an Personen, die bereits Schwierigkeiten mit Justiz und/oder Polizei hatten, indem Bezug auf eine mögliche Gefängnisstrafe genommen wird.

131 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 131 Abb. 16: Möglicher Aufenthalt im Strafvollzug 36 Personen (52,9 %) von 68 Befragten waren noch nicht im Strafvollzug. Wird diese Zahl in Verbindung gesetzt mit der gewonnen Erkenntnis aus der Fragestellung nach Schwierigkeiten mit Polizei und/oder Justiz, dann wird deutlich, dass von den 41 Personen, die bereits Probleme mit Justiz und/oder Polizei hatten, nur neun von ihnen noch nicht im Strafvollzug waren. 17 befragte DrogenkonsumentInnen (25 %) waren einmal und 15 (22,1 %) bereits mehrmals im Strafvollzug. Die Tatsache, dass fast die Hälfte der befragten Personen, d. h. 47,1 %, bereits im Strafvollzug waren, könnte damit zusammenhängen, dass in Bayern die Strafverfolgung auch bei geringen Delikten sehr hoch ist, wie bereits in Gliederungspunkt 1.2 beschrieben wurde. Der Infektionsstatus der befragten drogenkonsumierenden jungen Erwachsenen wird im untenstehenden Diagramm näher beleuchtet.

132 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 132 Abb. 17: Infektionsstatus der drogenkonsumierenden jungen Erwachsenen Infektionsstatus Häufigkeiten getestet, positiv getestet, negativ Status unbekannt HIV-Infektionsstatus Heptatis A-Infektionsstatus Hepatitis B-Infektionsstatus Hepatitis C-Infektionsstatus Von rund einem Drittel der Befragten (n=68) ist der Infektionsstatus beim HI-Virus, Hepatitis A, B und C nicht bekannt. Bei 66,7 bis 69,6 % der problematisch drogenkonsumierenden jungen Menschen wurde der Infektionsstatus von Hepatitis A und B sowie HIV negativ getestet. 42 Befragte (60,9 %) haben einen negativen Hepatitis C-Infektionsstatus. Eine Person hat einen positiven Hepatitis B- Infektionsstatus und sechs (8,8 %) haben einen positiven Hepatitis C- Infektionsstatus. Im Vergleich zu älteren drogenkonsumierenden Menschen, bei denen innerhalb einer Umfrage mit 56 befragten Personen festgestellt wurde, dass 62 % Hepatitis C, 9 % Hepatitis B und 4 % HIV positiv sind, liegen die Zahlen der positiv getesteten Infektionsstatute bei den hier befragten jungen problematisch drogenkonsumierenden Personen sehr niedrig (vgl. Schäffler 2010, S. 57). Entweder könnte dies daran liegen, dass die jungen Menschen heute ein anderes Gesundheitsbewusstsein haben und vermehrt darauf achten, wie und wo sie konsumieren bzw. sich das Suchthilfesystem soweit entwickelt hat, dass sie ihr Klientel dahingehend unterstützen, auf einen sauberen Konsum zu achten oder die These, je länger man Drogen konsumiert, desto höher ist die Gefahr, irgendwann einmal einen positiven Infektionsstatus hinsichtlich dieser drei Krankheiten zu haben, greift.

133 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 133 Dieser größtenteils negative Infektionsstatus kann sich im Lebensgefühl der befragten DrogenkonsumentInnen widerspiegeln. Die nachfolgenden Graphiken und Tabellen zeigen die Zufriedenheit der Befragten hinsichtlich unterschiedlicher Lebensbereiche. Abb. 18: Zufriedenheit mit der körperlichen Gesundheit 37 (53,6 %) von 69 befragten problematisch drogenkonsumierenden jungen Menschen sind sehr bzw. eher zufrieden mit ihrer körperlichen Gesundheit. Nur 4,3 %, d. h. drei Personen, sind mit ihrer körperlichen Gesundheit gar nicht zufrieden. Ein Drittel ist teils/teils zufrieden. Die doch sehr hohe Zufriedenheit mit der körperlichen Gesundheit lässt sich wahrscheinlich damit erklären, dass bei nur einer Person die Krankheit Hepatitis B und bei nur sechs Personen die Krankheit Hepatitis C bekannt ist. Folgendes Balkendiagramm zeigt die Zufriedenheit der befragten Personen mit ihrem seelischen sowie psychischen Zustand.

134 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 134 Abb. 19: Zufriedenheit mit dem seelischen und psychischen Zustand Zufriedenheit mit seelsichem und psychischen Zustand Häufigkeiten seelischer Zustand psychischer Zustand sehr zufrieden eher zufrieden teils/teils eher unzufrieden sehr unzufrieden trifft gar nicht zu Sowohl beim seelischen Zustand (n=69) wie auch beim psychischen Zustand (n=69) ist die Hälfte, das entspricht 34 (49,2 %) bzw. 39 (56,5 %) der befragten Personen sehr bzw. eher zufrieden. Es gibt aber auch bei beiden Ausprägungen jeweils zehn bzw. elf Personen, die sehr unzufrieden mit ihrem seelischen oder psychischen Zustand sind. Diese Zahl ist im Vergleich zur Zufriedenheit mit der körperlichen Gesundheit sehr hoch. Fast ein Drittel (27,5 %) ist sich nicht ganz sicher, wie es seinen seelischen Zustand einschätzen soll. Beim psychischen Zustand sind es knapp 20 %. Drei Personen haben angegeben, dass sie zu der psychischen Zufriedenheit nichts sagen können. Die nächste Tabelle zeigt die Zufriedenheit der befragten Personen mit dem Leben insgesamt.

135 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 135 Tab. 7: Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt Wie zufrieden bist Du heute mit Deinem Leben insgesamt? Gültige Kumulierte Häufigkeit Prozent Prozente Prozente Gültig sehr zufrieden 10 14,5 14,7 14,7 eher zufrieden 24 34,8 35,3 50,0 teils/teils 18 26,1 26,5 76,5 eher unzufrieden 6 8,7 8,8 85,3 sehr unzufrieden 10 14,5 14,7 100,0 Gesamt 68 98,6 100,0 Fehlend ,4 Gesamt ,0 Hinsichtlich der Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt ist festzustellen, dass genau 50 % mit ihrem Leben insgesamt entweder eher oder sehr zufrieden sind. 26,5 % sind teilweise zufrieden und teilweise unzufrieden mit ihrem Leben. Auch hier fällt auf, dass der Anteil derjenigen, die ihr Leben mit sehr unzufrieden bewertet haben im Vergleich zur Zufriedenheit mit der körperlichen Gesundheit mit 14,7 % sehr hoch liegt. Eine Person hat die Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt nicht bewertet. Im Hinblick auf die Zufriedenheit mit den beruflichen Zukunftsaussichten fällt auf, dass der Großteil der Befragten nicht genau weiß, wie er seine beruflichen Zukunftsaussichten beurteilen soll. 24,6 % (17 Personen), wie in untenstehender Abbildung 20 zu sehen ist, geben bei der Zufriedenheit teils/teils an. Mehr als ein Drittel, das entspricht 27 DrogenkonsumentInnen, ist mit den beruflichen Zukunftsaussichten sehr bzw. eher zufrieden. Fast genauso viele und zwar 24 Befragte, d. h. 34,8 %, sind wiederrum eher bzw. sehr unzufrieden mit ihren beruflichen Zukunftsaussichten. Dieses Ergebnis könnte in Zusammenhang mit der hohen Arbeitslosenquote der jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen stehen.

136 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 136 Abb. 20: Zufriedenheit mit den beruflichen Zukunftsaussichten In Tabelle 8 wird ersichtlich wie zufrieden die befragten drogenkonsumierenden jungen Menschen mit der Beziehung zu Freunden oder Bekannten sind. Tab. 8: Zufriedenheit mit der Beziehung zu Freunden/Bekannten Wie zufrieden bist Du heute mit Deinen Beziehungen zu Freunden/Bekannten? Gültige Kumulierte Häufigkeit Prozent Prozente Prozente Gültig trifft nicht zu 1 1,4 1,4 1,4 sehr zufrieden 25 36,2 36,2 37,7 eher zufrieden 18 26,1 26,1 63,8 teils/teils 16 23,2 23,2 87,0 eher unzufrieden 5 7,2 7,2 94,2 sehr unzufrieden 4 5,8 5,8 100,0 Gesamt ,0 100,0 Mehr als die Hälfte (62,3 %) von insgesamt 69 Befragten sind mit der Beziehung zu Freunden/Bekannten sehr bzw. eher zufrieden. Bezüglich der Zufriedenheit mit der Beziehung zu Freunden/Bekannten ist der Prozentsatz bei sehr unzufrieden kleiner

137 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 137 im Vergleich zu den Lebensbereichen davor. Insgesamt sind 13 %, das entspricht neun befragten DrogenkonsumentInnen, eher bzw. sehr unzufrieden mit der Beziehung zu Freunden und Bekannten. Erschreckend ist allerdings, dass eine Person angegeben hat, dass die Beziehung zu Freunden und Bekannten nicht zutrifft und sich somit vermuten lässt, dass diese Person keine sozialen Kontakte aufweisen kann. Hinsichtlich der Zufriedenheit mit der Beziehung zur Familie können folgende Aussagen getroffen werden. Abb. 21: Zufriedenheit mit der Beziehung zur Familie Ganze 39,1 % (27 Personen) der drogenkonsumierenden Menschen, die an der Fragebogenerhebung teilgenommen haben, sind sehr zufrieden mit der Beziehung zur Familie. Dieser Prozentsatz ist im Gegensatz zu allen anderen Lebensbereichen die hinsichtlich der Zufriedenheit abgefragt wurden, am höchsten. Die Antwortkategorie eher bzw. sehr zufrieden haben insgesamt 60,8 % (42 Personen) in Bezug auf die Zufriedenheit mit der Beziehung zu ihrer Familie, angegeben. Fünf junge DrogenkonsumentInnen (7,2 %) sind jedoch sehr unzufrieden mit der Beziehung zu Familienangehörigen. Auch hier gibt es wieder einige Personen, die die Zufriedenheit nicht ganz bestimmen können und teils/teils angegeben haben. Wie bei der Zufriedenheit mit der Beziehung zu Freunden/Bekannten gibt es auch hier

138 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 138 eine Person, bei der die Zufriedenheit mit der Beziehung zur Familie nicht zutrifft. Daraus resultierend könnte man davon ausgehen, dass eine befragte Person weder soziale Netzwerke noch eine Familie hat. Bei dieser Fragestellung haben alle befragten Personen (n=69) Angaben gemacht. Interessant für die Einschätzung der Frage, wie die Zufriedenheit hinsichtlich der Beziehung zur Familie angegeben wird, ist zum einen, wie hoch der Prozentsatz derjenigen ist, deren Eltern getrennt leben und zum anderen, ob die DrogenkonsumentInnen noch Kontakt zu Mutter bzw. Vater haben. Insgesamt sind von 40 Befragten die Eltern getrennt lebend, das entspricht einem Anteil von 58 %. Von 29 (42 %) befragten DrogenkonsumentInnen leben die Eltern zusammen. Sind die Eltern getrennt lebend, so leben diese zwischen einem Jahr und 24 Jahren nicht mehr zusammen. Das arithmetische Mittel der Jahre, wie lange die Eltern getrennt leben beträgt 12,95 Jahre. Hinsichtlich des Kontaktes mit Mutter oder Vater lässt sich sagen, dass sowohl mit der Mutter als auch mit dem Vater mind. 72 % Kontakt haben. Beim Vater (n=68) ist die Zahl geringer als bei der Mutter (n=69). Der Kontakt zur Mutter besteht, wie in nachfolgendem Balkendiagramm ersichtlich wird, bei 91,3 % (63 Personen) und zum Vater bei 72,1 % (49 Personen) der befragten drogenkonsumierenden Menschen. Sechs Personen (8,7 %) haben gar keinen Kontakt mehr zur Mutter und 19 Personen (27,9 %) gar keinen Kontakt zum Vater. Abb. 22: Kontakt zu Mutter und Vater Kontakt zu Mutter/Vater Häufigkeiten Mutter Vater Kontakt besteht Kontakt besteht nicht Im nächsten Gliederungspunkt erfolgt die deskriptive Auswertung des Suchtmittelkonsums der befragten DrogenkonsumentInnen.

139 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e Beschreibung des Suchtmittelkonsums Im folgenden Abschnitt werden die Ergebnisse der Fragebogenerhebung anhand von Diagrammen und Tabellen hinsichtlich des Drogenkonsums, der Drogenkonsummuster sowie weitreichende Bedingungen, Zusammenhänge und Einschätzungen bezüglich des Suchtmittelkonsums präsentiert. Zunächst erfolgt die Darstellung der Einstiegs- sowie Hauptdroge der jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen. Abb. 23: Einstiegs- und Hauptdroge Einstiegs- und Hauptdrogen Häufigkeiten Hauptdroge Einstiegsdroge Alkohol Heroin Fentanyl Methadon 9 Polamidon 6 Subutex/Suboxone Andere Opiate (z. B. Morphium, Opium u. ä.) Cannabisprodukte Spice Schmerzmittel (z. B. Tramal, Valoron u. ä.) Beruhigungsmittel/Schlafmittel (z.b. Benzos u.ä.) Kokain Amphetamine (z. B. Crystal, Speed u. ä.) Ecstasy Halluzinogene (z. B. LSD, Pilze u. ä.) Schnüffelstoffe (z. B. Klebstoffe u. ä.) 2 Lösungsmittel (z. B. GBL/GHB u. ä.) 2 andere Substanzen

140 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 140 Als Haupteinstiegsdroge wurden von 38 Personen, das entspricht 55,1 % Cannabisprodukte benannt. Auch Alkohol wurde von über der Hälfte (52,2 %) der befragten DrogenkonsumentInnen als Einstiegsdroge angegeben. Von 14,5 % (10 Befragte) wurden Amphetamine als Einstiegsdroge benannt und von 13 % Ecstasy. Kokain sowie Halluzinogene wurden von 11,6 % bzw. 10,1 % der Befragten als Einstiegsdroge angegeben. Alle anderen Substanzen werden nur im geringen Maße als Einstiegsdroge aufgeführt und liegen immer unter einem Prozentsatz von 6 %. Lediglich eine Person hat Subutex/Suboxone und eine Person Spice als Einstiegsdroge benannt. Gar nicht erwähnt wurden als Einstiegsdroge Polamidon, Methadon, Fentanyl und andere Opiate. Die Substanz, welche als Einstiegs- wie auch Hauptdroge benutzt wird, unterscheidet sich kaum hinsichtlich des Rankings. Auch hier werden Alkohol und Cannabisprodukte als eine der Hauptdrogen bezeichnet. 23 %, d. h. 29 Befragte konsumieren als Hauptdroge Alkohol und 15,9 %, das entspricht 20 befragten Personen, nehmen als Hauptdroge Cannabisprodukte. Im Vergleich zur Einstiegsdroge wird nach den beiden Substanzen auch gleich Heroin als Hauptdroge mit 15,1 % (19 Personen) angegeben. Darüber hinaus liegen auch hier die restlichen Werte der Substanzen bei unter 8 %. Am wenigsten wurde als Hauptdroge Schmerzmittel aufgezählt. Nur eine befragte Person gibt diese Substanz als Hauptdroge an. Als Hauptdroge wurde in keinem Fall Lösungsmittel und Schnüffelstoffe benannt. Zu beachten bei dieser Fragestellung ist, dass eigentlich angegeben war, nur eine Einstiegs- und eine Hauptdroge zu benennen. Allerdings haben fast alle mehrere Einstiegs- sowie Hauptdrogen angegeben, weshalb diese Frage jetzt eine Mehrfachantworten-Frage darstellt und somit insgesamt 125 bzw. 126 Nennungen hat. Bei der Einstiegsdroge ergibt sich, in Bezug auf das Alter beim ersten Drogenkonsum, eine Altersspanne von 8 (1 %) bis hinzu 18 (2 %) Jahren. Das häufigste Alter, welches angegeben wurde, liegt bei 13 Jahren, das entspricht 14,9 %, gefolgt von den 14-Jährigen mit 11,9 %. Das Durchschnittsalter für alle Einstiegsdrogen liegt bei 13.5 Jahren. Werden nur illegale Drogen ohne Cannabisprodukte beachtet, so liegt das Durchschnittsalter bei 13.6 Jahren. Der Münchner Suchtbericht 2009 benennt das Einstiegsalter für illegale Drogen ohne Cannabisprodukte mit 15 bis 16 Jahren (vgl. Süddeutsches Institut für empirische Sozialforschung e. V. 2009, S. 69). Im Alter zwischen 8 (1 %) und 25 Jahren (1 %) nehmen die Befragten das erste Mal ihre Hauptdroge. Der Modus (häufigster Wert) liegt bei 14, 16 und 17 Jahren, indem alle drei jeweils 9,9 % erreichen und somit jeweils von zehn Personen angegeben wurden. Der Mittelwert für das Alter bei der Hauptdroge liegt bei 15.9 Jahren.

141 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 141 Die nachstehenden Abbildungen liefern Aufschlüsse darüber, wie oft die DrogenkonsumentInnen Suchtmittel konsumieren, indem ersichtlich wird, welche Substanzen sie in ihrem Leben bisher genommen haben, welche im letzten Jahr und welche sie im letzten Monat an wie vielen Tagen konsumiert haben. Abb. 24: Suchtmittelkonsum 1 23 Suchtmittelkonsum Häufigkeiten Konsum, aber liegt länger als 1 Jahr zurück Konsum, aber nicht in den letzten 30 Tagen Konsum, in den letzten 30 Tagen, an einem Tag Konsum, in den letzten 30 Tagen, an 2-7 Tagen Konsum, in den letzten 30 Tagen, an 8-25 Tagen Konsum, in den letzten 30 Tagen fast täglich Konsum, in den letzten 30 Tagen, täglich Im obenstehenden Diagramm wird deutlich, dass Alkohol am häufigsten von 23 befragten Personen (33,3 %) an zwei bis sieben Tagen im Monat konsumiert wird. Alkohol ist die Substanz, die bei allen zeitlichen Ausprägungen stets den höchsten Wert hat, wenn es darum geht, dass diese bereits genommen wurden und der Konsum nicht länger als ein Jahr zurück liegt. Auch Cannabisprodukte haben nach dem Alkohol den höchsten Wert, wenn diese bereits konsumiert wurden und dieser Konsum nicht länger als ein Jahr her ist. Allerdings gibt es auch 15 Personen, das entspricht 22,4 %, die Cannabisprodukte nicht in den letzten 30 Tagen genommen haben. Werden alle befragten DrogenkonsumentInnen zusammengefasst, die in ihrem Leben bereits Cannabisprodukte konsumiert haben bzw. derzeit konsumieren, ergibt dies einen Prozentsatz von 86,4 %, das entspricht 58 befragten Personen. Am

142 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 142 wenigsten lang liegt der Konsum von Heroin, Fentanyl und Methadon zurück. Die ersten beiden Substanzen wurden von drei Personen und die letzte von zwei Personen nicht im letzten Jahr genommen. Allerdings muss bedacht werden, dass Fentanyl und Methadon auch von 47 (71,2 %) bzw. 44 (68,8 %) Personen noch nie genommen wurde. 11,6 %, das entspricht acht Befragten, haben in den letzten zwei bis sieben Tagen Heroin konsumiert. Methadon stellt den häufigsten Wert beim täglichen Konsum dar. Zwölf Personen, das entspricht 18,8 % nehmen Methadon täglich. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass Methadon ein Substitutionsmittel ist, welches sich die befragten Personen in der Methadonambulanz bzw. beim Substitutionsarzt holen können. Polamidon und Subutex sind ebenso Substitutionsmittel, welche von 6,2 % bzw. 4,5 % täglich konsumiert werden. Der Konsum von anderen Opiaten liegt bei den meisten Befragten mehr als ein Jahr (13,6 %) zurück bzw. fand dieser Konsum bei 15,2 % nicht in den letzten 30 Tagen statt. Der Konsum von Spice ist bei den meisten jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen (16,7 %) länger als ein Jahr her. In untenstehender Abbildung wird ersichtlich, dass der Konsum von Ecstasy bei 18 Personen (26,9 %) länger als ein Jahr zurückliegt. Die Substanzen, die in diesem Diagramm veranschaulicht sind, wurden in den letzten 30 Tagen am wenigsten oft im Vergleich zu der Abbildung 24 konsumiert. Lediglich eine Person nimmt täglich Amphetamine und eine Schmerzmittel. Zwei Personen nehmen täglich Beruhigungs- /Schlafmittel. Auffällig ist, dass Beruhigungs- und Schlafmittel in dieser Abbildung die Substanzen darstellen, die am häufigsten in den letzten 30 Tagen konsumiert wurden. Der Konsum von Kokain liegt bei insgesamt 28 (40,3 %) befragten Personen länger als ein Monat bzw. länger als ein Jahr zurück. Schnüffelstoffe und Lösungsmittel wurden von den wenigsten Personen jemals genommen.

143 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 143 Abb. 25: Suchtmittelkonsum Suchtmittelkonsum Häufigkeiten Konsum, aber liegt länger als 1 Jahr zurück Konsum, aber nicht in den letzten 30 Tagen Konsum, in den letzten 30 Tagen, an einem Tag Konsum, in den letzten 30 Tagen, an 8-25 Tagen Konsum, in den letzten 30 Tagen, täglich Konsum, in den letzten 30 Tagen, an 2-7 Tagen Konsum, in den letzten 30 Tagen fast täglich Wie viele befragte junge problematisch drogenkonsumierende Menschen während ihres ganzen Lebens illegale Drogen sowie Alkohol genommen haben, veranschaulicht folgendes Diagramm.

144 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 144 Abb. 26: Lebenszeitprävalenz des Konsums von illegalen Drogen und Alkohol Lebenszeitprävalenz Konsum illegaler Drogen Prozentsatz Lebenszeitprävalenz Konsum illegaler Drogen Alkohol Heroin Methadon Polamidon Subutex/Suboxone andere Opiate Cannabisprodukte Spice Schmermittel Beruhigungsmittel Kokain Amphetamine Ecstasy Halluzinogene Schnüffelstoffe Lösungsmittel andere Substanzen 7% 49,1% 31,3% 24,7% 35,9% 34,8% 31,9% 30,3% 44,1% 53,5% 56,8% 47,8% 44,5% 17,2% 15,4% 86,4% 92,6% In diesem Diagramm wird ersichtlich, dass 92,6 %, d. h. 64 Befragte in ihrem Leben bereits Alkohol getrunken haben. Insgesamt haben laut Sine-Institut 95 % der 14- bis 29-jährigen MünchnerInnen schon einmal Alkohol getrunken (vgl. Süddeutsches Institut für empirische Sozialforschung e. V. 2009, S.30). 86,4 % konsumierten bereits mindestens einmal Cannabisprodukte, das entspricht 58 befragten Personen. In einer bundesweiten Studie, bei der auch Menschen ohne Drogenaffinität im Alter von 18 bis 25 Jahren befragt worden sind, liegt dieser Prozentsatz bei Männern bei 46,3 % und bei Frauen bei 35,2 % (siehe Abbildung 27) (vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2010, S. 32). Der dritthäufigste Wert mit 56,8 % bildet die DrogenkonsumentInnen ab, die mindestens einmal in ihrem Leben Amphetamine genommen haben. Im Vergleich dazu haben bei der EDSP-Studie 2003/ ,3 % der befragten 24- bis 27-jährigen MünchnerInnen angeben, jemals Amphetamine genommen zu haben (vgl. Süddeutsches Institut für empirische Sozialforschung e. V. 2009, S. 73). Halluzinogene wurden laut der EDSP Studie von bereits 8,6 % genommen. In dieser Studie liegt der Wert für Halluzinogene bei 44,5 % (vgl. ebd.,

145 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 145 S. 75). Am wenigsten wurden andere Substanzen, Lösungsmittel sowie Schnüffelstoffe von den Befragten 18- bis 26-Jährigen während ihres Lebens konsumiert. Abb. 27: Lebenszeit Prävalenz des Cannabiskonsums 18- bis 25-Jährige, Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2010, S. 32 In Abbildung 28 wird veranschaulicht, wie viele DrogenkonsumentInnen noch nie die aufgezählten Suchtmittel konsumiert haben. Abb. 28: Kein Konsum von aufgeführten Suchtmitteln Kein Konsum von diesen Suchtmitteln Häufigkeit Kein Konsum

146 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 146 Lösungsmittel wie z. B. GBL/GHB wurde von 55 Personen noch nie konsumiert, das entspricht 85,9 %. Danach folgen andere Substanzen mit 84,4 % und Schnüffelstoffe mit 82,8 %, die noch nie von den befragten Personen genommen wurden. Die Suchtmittel Alkohol und Cannabisprodukte wurden von fast allen Personen mind. einmal konsumiert. Nur fünf problematisch drogenkonsumierende junge Menschen haben noch nie Alkohol getrunken und nur neun haben noch nie Cannabisprodukte konsumiert. Die Werte der anderen Substanzen liegen zwischen 45,3 % und 76,6 %. Sehr oft nehmen DrogenkonsumentInnen nicht nur eine Droge, sondern haben einen Mischkonsum. Folgende Tabelle soll zeigen, wie viele Personen in den letzten 30 Tagen eine unterschiedliche Anzahl an Substanzen konsumiert haben. Tab. 9: Mischkonsum Anzahl Substanzen Häufigkeit Personen Prozent 0 Substanzen 9 13,0 % 1 Substanz 14 20,3 % 2 Substanzen 18 26,1 % 3 Substanzen 8 11,6 % 4 Substanzen 4 5,8 % 5 Substanzen 4 5,8 % 6 Substanzen 3 4,4 % 7 Substanzen 6 8,7 % 8 Substanzen 2 2,9 % 9 Substanzen 0 0 % 10 Substanzen 1 1,5 % 13 %, das entspricht neun befragten Personen haben, in den letzten 30 Tagen gar nichts konsumiert. Damit ist zu vermuten, dass diese Personen zur Zeit der Befragung clean waren bzw. einen Entzug oder Therapie machten. Aus diesem Grund könnte es interessant sein, welches Hilfsangebot für sie aktuell am wichtigsten erscheint. Jeweils zwei von ihnen haben als derzeit wichtigstes Hilfsangebot die stationäre Entwöhnungsbehandlung, ambulante Beratung oder betreutes Wohnen angegeben. Eine/r hat die teilstationäre Entwöhnungstherapie als derzeit wichtigstes Hilfsangebot genannt und eine/r die Selbsthilfe. Eine Person hat dazu keine Angaben gemacht. Eine Substanz nahmen in den letzten 30 Tagen 14 befragte Personen, das entspricht 20,3 %. Alkohol gaben zwölf Personen (17,4 %) an in den letzten 30 Tagen konsumiert zu haben und jeweils eine Heroin bzw. Cannabisprodukte. Von 69

147 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 147 Befragten nehmen 18 junge problematisch drogenkonsumierende Menschen (26,1 %) jeweils zwei Substanzen. Elf (15,9 %) von ihnen konsumierten in den letzten 30 Tagen Alkohol und Cannabisprodukte, zwei Alkohol & Methadon bzw. Heroin & Methadon sowie jeweils einer Heroin & Polamidon, Methadon & Cannabisprodukte oder Alkohol & Kokain. 11,6 %, das entspricht acht befragten Personen, gaben an, drei Substanzen gleichzeitig zu nehmen. Die Aufteilung der Substanzen ist hier sehr variabel. Jeweils vier Personen (5,8 %) konsumierten in den letzten 30 Tagen der Befragung vier bzw. fünf Substanzen. Auch hier war die Zusammensetzung der Substanzen sehr unterschiedlich. Sechs verschiedene Drogen nahmen drei Personen (4,3 %) ein. 8,7 %, das entspricht sechs befragten Personen, konsumierten in den letzten 30 Tagen sieben unterschiedliche Substanzen. Zwei Personen nahmen acht verschiedene Drogenarten zu sich und eine Person sogar zehn unterschiedliche Substanzen. Die zehn Substanzen, die eine Person in den letzten 30 Tagen der Befragung konsumierte, sind Alkohol (an 2-7 Tagen), Heroin (täglich), Fentanyl (an 8-25 Tagen), Methadon (an 8-25 Tagen), Polamidon (an 8-25 Tagen), Subutex (an 8-25 Tagen), Cannabisprodukte (fast täglich), Beruhigungs-/Schlafmittel (an 8-25 Tagen), Spice (an 2-7 Tagen) und Schmerzmittel (an 2-7 Tagen). Anhand dieser Zahlen ist zu sehen, dass in dieser Studie insgesamt 46 (66,7 %) befragte Personen mindestens zwei unterschiedliche Substanzen in den letzten 30 Tagen der Befragung konsumiert haben und somit einen Mischkonsum aufweisen. Wie zufrieden die befragten jungen drogenkonsumierenden Menschen mit ihrem Suchtmittelkonsum sind, zeigt folgendes Balkendiagramm.

148 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 148 Abb. 29: Zufriedenheit mit dem Suchtmittelkonsum 24,6 % (17 Personen) können ihre Zufriedenheit hinsichtlich des Drogenkonsums nicht einschätzen und geben teils/teils an. Über ein Drittel der Befragten sind eher bzw. sehr unzufrieden mit ihrem Suchtmittelkonsum. Wiederrum nennen 28 Befragte (40,5 %), dass sie mit ihrem Suchtmittelkonsum sehr bzw. eher zufrieden sind. Bei 1,4 %, das entspricht einer Person, trifft dieser Aspekt nicht zu. Nach der Beschreibung der Zufriedenheit mit dem Suchtmittelkonsum erfolgt nun die Darstellung, wie sich der Suchtmittelgebrauch, während des Drogenkonsums verändert hat.

149 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 149 Abb. 30: Veränderungen während des Drogenkonsums hinsichtlich des Suchtmittelgebrauchs In Abbildung 30 wird deutlich, dass sich bei mehr als der Hälfte, das sind 32 befragte Menschen (50,8 %), der Suchtmittelgebrauch während des Drogenkonsums etwas bzw. verschlechtert und sehr verschlechtert hat. Gleich geblieben ist er bei elf DrogenkonsumentInnen, das entspricht 17,5 %. Etwas bzw. verbessert und sehr verbessert hat sich der Suchtmittelkonsum bei 22,3 % (15 Personen). Somit wird deutlich, dass sich der Suchtmittelgebrauch während des Drogenkonsums eher verschlechtert als verbessert. Bei sechs Personen (9,5 %) treffen Veränderungen hinsichtlich des Suchtmittelkonsums nicht zu. Der Konsumort, die Konsumpartner sowie die Konsumart werden in den nachfolgenden Abbildungen veranschaulicht.

150 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 150 Abb. 31: Konsumort Fast die Hälfte (44,8 %) der befragten drogenkonsumierenden jungen Menschen, das entspricht 30 jungen Befragten, (n=67) nehmen ihre Drogen bei Freunden oder Bekannten zu Hause. Über ein Drittel konsumiert die Suchtmittel bei sich zu Hause. Nur noch zwölf junge DrogenkonsumentInnen (17,9 %) konsumieren in der Öffentlichkeit und drei (4,5 %) überall. Werden die nicht öffentlichen Plätze addiert, so nehmen 52 junge problematisch drogenkonsumierende Menschen (77,6 %) ihre Drogen nicht in der Öffentlichkeit, sondern nur bei Freunden, Bekannten oder bei sich zu Hause, dies entspricht fast ¾ der Personen. Diese Gegebenheit könnte auf die Vertreibungspolitik der München Polizei zurückzuführen sein, wie bereits in Kapitel 1 erwähnt wurde. Solch eine Tatsache bringt mit sich, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Einrichtungen der Suchthilfe, insbesondere die Streetworker immer mehr Probleme bekommen, ihr Klientel zu finden. Durch die Vertreibungspolitik gibt es nicht mehr die Szenepunkte, an denen sich das Klientel trifft und wie eben beschriebenes Balkendiagramm auch zeigt, konsumieren über ¾ der befragten Personen bereits nicht mehr in der Öffentlichkeit. Hinsichtlich des Konsummusters ist es neben dem Konsumort noch interessant zu wissen, mit wem die DrogenkonsumentInnen konsumieren. Dieser Aspekt wird in folgender Abbildung näher betrachtet.

151 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 151 Abb. 32: KonsumpartnerIn Wie eben bereits beschrieben, konsumieren 44,8 % ihre Drogen bei Freunden oder Bekannten. Dieses Ergebnis zeichnet sich auch dementsprechend bei den KonsumpartnerInnen ab. 62,7 %, d. h. 42 befragte Personen von 67, geben als Konsumpartner Freunde oder Bekannte an. Mit ihrer/m PartnerIn konsumieren 13 Personen, das entspricht 19,4 %. Alleine nehmen nur elf befragte Personen ihre Drogen zu sich. Eine Person gibt an, mit anderen zu konsumieren. Inwieweit die Freunde oder Bekannten eine Gruppendynamik auf die drogenkonsumierenden jungen Erwachsenen produzieren, wird in Abbildung 43 veranschaulicht, in Kapitel mit Hilfe von Hypothesen überprüft und zudem in Kapitel theoretisch beschrieben. Wie sich die Konsumart der jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen überwiegend darstellt, wird in untenstehendem Kreisdiagramm veranschaulicht.

152 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 152 Abb. 33: Konsumart 27 junge Erwachsene (39, 7 %) von 68 befragten DrogenkonsumentInnen rauchen ihre Suchtmittel. Dieser Anteil stellt den Größten in Bezug auf die Konsumart dar. Zwölf der jungen DrogenkonsumentInnen (17,6 %) trinken die Substanzmittel, welche sie konsumieren. Weitere acht Befragte (11,8 %) schnupfen oder ziehen überwiegend ihre Suchtmittel. Ein Drittel (21 Personen) injiziert die Drogensubstanzen mit der Spritze. Wie der intravenöse Substanzkonsum im Speziellen ausschaut, wird in folgender Tabelle näher beleuchtet.

153 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 153 Tab. 10: Intravenöser Substanzkonsum Wenn ja, wann hattest Du intravenösen Substanzkonsum? Gültige Kumulierte Häufigkeit Prozent Prozente Prozente Gültig länger als 12 Monate her 4 5,8 12,5 12,5 nicht in den letzten 30 Tagen in den letzten 30 Tagen, aber nicht jeden Tag 9 13,0 28,1 40, ,3 43,8 84,4 täglich 5 7,2 15,6 100,0 Gesamt 32 46,4 100,0 Fehlend System 37 53,6 Gesamt ,0 Insgesamt hatten bisher 32 TeilnehmerInnen der Befragung intravenösen Substanzkonsum, dass einem Anteil von 47,1 % entspricht. 36 befragte Personen (52,9 %) hatten noch keinen intravenösen Substanzkonsum. Von den 47,1 %, die bereits intravenösen Substanzkonsum hatten, liegt dieser bei fünf Personen bereits länger als ein Jahr zurück. Bei neun jungen Erwachsenen hat der Spritzenkonsum nicht in den letzten 30 Tagen stattgefunden. Bei 43,8 %, das sind 14 Befragte, spielte sich der intravenöse Spritzenkonsum, in den letzten 30 Tagen ab, aber nicht an jedem Tag. Fünf (15,6 %) junge problematisch drogenkonsumierende Menschen, konsumierten jeden Tag ihre Suchtmittel mit einem intravenösen Spritzenkonsum. In Bezug auf das Geschlecht ist bei der vorliegenden Studie festzustellen, dass wesentlich mehr Frauen einen intravenösen Substanzkonsum hatten bzw. haben als Männer. Insgesamt haben/hatten von 17 Frauen zwölf, das entspricht einem Anteil von 70,6 % einen intravenösen Substanzkonsum. Bei den Männern haben/hatten 19 Befragte (38 %) einen intravenösen Substanzkonsum. Die Finanzierung des Drogenkonsums und wie sich die finanzielle Situation während des Drogenkonsums verändert hat, wird in folgender Abbildung sowie in Abbildung 35 eingehend beleuchtet.

154 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 154 Abb. 34: Finanzierung des Drogenkonsums Fast die Hälfte (46,4 %) der jungen befragten DrogenkonsumentInnen (n=69) finanziert ihren Drogenkonsum mit dem eigenen Lohn/Gehalt oder Arbeitslosengeld. Wie im Gliederungspunkt 10.1 ersichtlich geworden ist, leben über ein Drittel, das heißt 39 % vom Hartz IV bzw. ALG I Bezug. 33,3 %, das sind 23 Personen, finanzieren ihren Drogenkonsum über illegale Wege. Zu den illegalen Wegen zählen hier u. a., die allgemeine Beschaffungskriminalität, Dealen oder Prostitution. Von dem Geld der Eltern kaufen sich ungefähr 10 % ihre Drogen, wobei vier von ihrem Vater das Geld erhalten und drei von ihrer Mutter. Das Taschengeld wird nur in 2,9 % der Fälle für die Finanzierung des Drogenkonsums genutzt.

155 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 155 Abb. 35: Veränderungen durch den Drogenkonsum hinsichtlich der finanziellen Situation Hinsichtlich der Veränderungen, die während des Drogenkonsums in Bezug auf die finanzielle Situation entstanden sind, lässt sich aufzeigen, dass sich bei 59,7 % (40 Personen) der befragten DrogenkonsumentInnen (n=67) die finanzielle Situation sehr, etwas bzw. nur verschlechtert hat. Dieser Anteil ist sehr hoch und lässt Rückschlüsse zu, dass sich bei DrogenkonsumentInnen die finanzielle Situation während des Drogenkonsums enorm verschlechtert. Die negative Veränderung hinsichtlich der finanziellen Lage wird zudem beim Schuldenstand in Abbildung 14 deutlich, bei der über 50 % angeben, Schulden im Bereich von zu haben. Bei 12 %, das sind acht Teilnehmer der Befragung, hat sich die finanzielle Situation sehr, etwas bzw. nur verbessert. Die finanzielle Situation ist bei 28,4 %, das sind 19 TeilnehmerInnen der Befragung, gleich geblieben. Viele Drogenkonsumentinnen und Drogenkonsumenten durchleben während ihrem Leben mit Suchtmittelkonsum Zeiten, in denen sie clean waren. Bei dieser Befragung haben von 68 Teilnehmern 52 (76,5 %) bereits eine Phase gehabt, in der sie clean waren. 23,5 %, d. h. 16 befragte Personen, waren noch nie clean während ihrer Suchtmittelkonsumphase. In Bezug auf das Geschlecht haben zwölf Frauen (70,6 %) und 40 (80 %) Männer eine Cleanzeit gehabt. Untenstehendes Balkendiagramm zeigt auf, wie lang die Cleanzeit war, wenn eine bereits durchgestanden worden ist.

156 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 156 Abb. 36: Dauer der bisherigen Cleanzeiten Von den 52 jungen DrogenkonsumentInnen (76,5 %), die bereits eine Phase hatten, in der sie clean waren, haben die meisten, d. h. 15 junge drogenkonsumierende Erwachsene, ein bis drei Monate keine Drogen konsumiert. Zwölf Personen (23,1 %) haben bis zu einen Monat auf Drogen verzichtet. 21,2 % waren vier bis sechs Monate clean und 15,4 % haben länger als zwölf Monate keine Drogen konsumiert. Die wenigsten, also nur sechs junge DrogenkonsumentInnen waren sieben bis zwölf Monate clean. Um heraus zu finden, wie die jungen befragten Erwachsenen ihren Drogenkonsum selbst einschätzen, gab es eine Fragestellung zu diesem Aspekt. Dabei wurde ersichtlich, dass 46,4 %, das entspricht fast der Hälfte der Befragten (n=69), ihren Drogenkonsum als abhängig bezeichnen. Elf Personen sagen, dass ihr Drogenkonsum problematisch ist, sie aber nicht abhängig sind. Ein Zehntel kann den Drogenkonsum gar nicht einschätzen und weiß nicht, wie es diesen bewerten soll. Nahezu ein Drittel (27,5 %) der befragten DrogenkonsumentInnen sagt, dass sie oder er alles im Griff hat, wie im untenstehenden Kreisdiagramm ersichtlich wird.

157 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 157 Abb. 37: Einschätzung des Drogenkonsums Untenstehende Tabelle veranschaulicht die Verteilung der Einschätzung des Drogenkonsums in Bezug auf das Geschlecht. Insgesamt haben 17 Frauen an der Befragung teilgenommen, von diesen haben elf angegeben, dass sie sich als abhängig einschätzen. Werden nur die Frauen betrachtet, so ergibt sich hinsichtlich der Abhängigkeitseinschätzung ein Prozentsatz von 64,7 %. Im Gegensatz dazu haben 20 von 51 Männern angegeben, dass sie ihren Drogenkonsum als abhängig bezeichnen. Erfolgt die Auswertung nur auf dem Geschlecht Mann so geben 39,2 % an, abhängig zu sein. Alles im Griff haben 17,6 % der Frauen und 31,4 % der Männer. Als problematisch betrachten v. a. die Männer (19,6 %) ihren Drogenkonsum.

158 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 158 Tab. 11: Einschätzung des Drogenkonsums in Bezug auf das Geschlecht Wie schätzt Du Deinen Drogenkonsum ein? * Was bist Du? Kreuztabelle Häufigkeit Was bist Du? weiblich männlich Gesamt Wie schätzt Du Deinen Drogenkonsum ein? ich habe alles im Griff problematisch, aber nicht abhängig ich bin abhängig ich weiß es nicht Gesamt Folgende Abbildungen zeigen die Veränderungen die während des Drogenkonsums hinsichtlich verschiedener Lebensbereiche wie z. B. Partnerbeziehung, Alltagsbewältigung und Arbeitssituation entstanden sind. Abb. 38: Veränderungen während des Drogenkonsums hinsichtlich der Partnerbeziehung

159 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 159 Bei 27 befragten drogenkonsumierenden jungen Menschen (40,9 %) (n=68) hat sich in irgendeiner Weise die Partnerbeziehung verschlechtert. Die Beziehung zum Partner ist bei 15 TeilnehmerInnen gleich geblieben und bei 15,2 % der Befragten hat sich die Partnerbeziehung verbessert. 14 Personen (21,2 %) haben keine Einschätzung angegeben, da bei ihnen keine Partnerbeziehung zutrifft. Abb. 39: Veränderungen während des Drogenkonsums hinsichtlich Freizeitgestaltung und Alltagsbewältigung Veränderungen durch den Drogenkonsum hinsichtlich der Freizeitgestaltung und Alltagsbewältigung Häufigkeit Freizeitgestaltung Alltagsbewältigung Bei einem Großteil der befragten DrogenkonsumentInnen ist sowohl die Freizeitgestaltung (26,5 %) als auch die Alltagsbewältigung (36,8 %) gleich geblieben. Hinsichtlich der Veränderung während des Drogenkonsums bei der Freizeitgestaltung und der Alltagsbewältigung kam es kaum zu Verbesserungen. Insgesamt ist festzustellen, dass sowohl bei der Alltagsbewältigung als auch bei der Freizeitgestaltung überwiegend eine Verschlechterung eingetreten ist. Insgesamt bemerkten 51,5 % (35 Befragte) eine Verschlechterung bei der Alltagsbewältigung und 55,9 % (38 Personen) eine Verschlechterung bei der Freizeitgestaltung. Inwieweit sich Veränderungen während des Drogenkonsums bei der körperlichen Gesundheit und dem seelischen Zustand ergeben haben, zeigt folgendes Diagramm.

160 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 160 Abb. 40: Veränderungen während des Drogenkonsums hinsichtlich körperlicher Gesundheit und seelischem Zustand Veränderungen durch den Drogenkonsum hinsichtlich körperlicher Gesundheit und seelischem Zustand Häufigkeit körperliche Gesundheit seelische Zustand Auch hier ist festzustellen, dass sich sowohl bei der körperlichen als auch beim seelischen Zustand kaum Verbesserungen während des Drogenkonsums ergeben haben. Dahingegen bemerkten 58,3 %, das entspricht 39 befragten jungen problematisch drogenkonsumierenden Erwachsenen, dass sich ihre körperliche Gesundheit verschlechtert hat. Fast genauso viele, d. h. 53,7 % sehen eine Verschlechterung hinsichtlich des seelischen Zustands während des Drogenkonsums. Über ein Drittel stellt allerdings auch keine Veränderungen hinsichtlich der körperlichen Gesundheit bzw. des seelischen Zustandes während des Drogenkonsums fest. Keine Angaben haben zwei Personen gemacht. Die Veränderungen während des Suchtmittelkonsums bei der Wohn- und Arbeitssituation beleuchtet das nachfolgende Balkendiagramm.

161 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 161 Abb. 41: Veränderung während des Drogenkonsums hinsichtlich der Wohn- und Arbeitssituation Veränderungen durch den Drogenkonsum hinsichtlich der Arbeits- und Wohnsituation Häufigkeit Wohnsituation Arbeitssituation Ein Zehntel der Befragten sieht eine positive Veränderung hinsichtlich der Wohnsituation (n=67) während des Drogenkonsums. Bei insgesamt acht (12 %) Personen gab es während des Drogenkonsums eine Verbesserung hinsichtlich der Arbeitssituation (n=68). Genau die Hälfte der TeilnehmerInnen finden, dass sich ihre Wohnsituation nicht verändert hat und somit gleich geblieben ist. Bei der Arbeitssituation sehen nur 26,9 % (18 Befragte), dass diese Situation sich nicht verändert hat. Da sich bei der Hälfte der jungen Erwachsenen keine Veränderungen hinsichtlich der Wohnsituation ergeben haben, sind es hier im Vergleich zu den Diagrammen zuvor nur 38,2 % bei denen sich negative Veränderungen ergebenen haben. Deutlich ist in der Graphik zu sehen, dass bei mehr als der Hälfte und zwar 53,7 % eine Verschlechterung hinsichtlich der Arbeitssituation während des Drogenkonsums eingetreten ist. Diese Veränderung ist auch in der Tabelle 6 ersichtlich, da hier festgestellt worden ist, dass 39 % derzeit arbeitslos sind. In Abbildung 42 werden die Veränderungen während des Drogenkonsums hinsichtlich Straftaten und Delikten dargestellt.

162 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 162 Abb. 42: Veränderungen während des Drogenkonsums hinsichtlich der Straftaten und Delikte Bei den Straftaten und Delikten gab es enorme negative Veränderungen während des Drogenkonsums. 74,7 %, das entspricht 50 Befragten (n=67), empfinden eine Verschlechterung hinsichtlich der Straftaten und Delikte. Im Vergleich dazu haben, wie bereits erwähnt, bisher 41 Personen (59,4 %) Schwierigkeiten mit Polizei und/oder Justiz gehabt. Bei lediglich fünf Personen treffen Straftaten und Delikte gar nicht zu bzw. gab es dahingehend keine Veränderungen. Sieben Personen geben an, dass eine positive Veränderung hinsichtlich der Straftaten und Delikte eingetreten ist. In dem nachstehenden Balkendiagramm erfolgt die Präsentation der Ergebnisse über den Drogenkonsum des Freundeskreises.

163 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 163 Abb. 43: Drogenkonsum des Freundeskreises Drogenkonsum Freunde Häufigkeit keiner einige fast alle alle weiß ich nicht Beim Drogenkonsum der Freunde ist festzustellen, dass jeweils nur eine befragte Person angegeben hat, dass keiner seiner Freunde Alkohol, Tabak und Cannabisprodukte konsumiert hat. Der Rest der befragten Personen hat angegeben, dass ihre Freunde diese drei Substanzen konsumieren. Insgesamt haben 97,1 %,

164 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 164 das entspricht 67 Befragten, beim Alkohol angegeben, dass ihre Freunde diese Substanz nehmen. Beim Tabak haben 97,1 % Befragte angekreuzt, dass ihre Freunde auch rauchen. Cannabisprodukte konsumieren die Freunde von 63 (94,0 %) Befragten. Bei diesen drei Substanzen ist der Anteil bei ja, alle bzw. fast alle Freunde konsumieren das stets am höchsten. Kokain nehmen einige der Freunde von 47,8 % der befragten Personen. Ein Drittel der jungen Erwachsenen gibt an, dass einige ihrer Freunde Heroin bzw. Ecstasy konsumieren. Schnüffelstoffe und Lösungsmittel werden von den wenigsten Freunden genommen. Weit über 50 % gaben an, dass ihre Freunde nicht Fentanyl, Schnüffelstoffe, Lösungsmittel oder andere Substanzen gebrauchen. Ungefähr 50 % der Befragten sagen, dass ihre Freunde kein Heroin, Methadon, Polamidon, Subuxone/Subutex, andere Opiate, Spice, Halluzinogene, Ecstasy, Schmerz-, Beruhigungs- oder Schlafmittel konsumieren. Nur ungefähr ein Drittel geht davon aus, dass keiner ihrer Freunde Kokain oder Amphetamine nimmt. Am wenigsten können die befragten DrogenkonsumentInnen einschätzen, ob ihre Freunde andere Opiate (21,5 %), Schmerzmittel (23,5 %), Halluzinogene (19,1 %) oder Schnüffelstoffe (19,7 %) konsumieren. Wie der Zusammenhang zwischen dem Drogenkonsum von Freunden und dem eigenen Drogenkonsum der Befragten ist, wird in Gliederungspunkt beschrieben. Wie sich die Beziehung zu den Freunden und/oder Bekannten während des Drogenkonsums verändert hat, zeigt folgende Tabelle. Tab. 12: Veränderungen während des Drogenkonsums hinsichtlich der Beziehung zu Freunden und Bekannten Wie hat sich Deine Beziehung zu Freunden/Bekannten während Deines Drogenkonsums verändert? Gültige Kumulierte Häufigkeit Prozent Prozente Prozente Gültig trifft nicht zu 2 2,9 2,9 2,9 sehr verbessert 2 2,9 2,9 5,9 verbessert 5 7,2 7,4 13,2 etwas verbessert 8 11,6 11,8 25,0 gleich geblieben 26 37,7 38,2 63,2 etwas verschlechtert 10 14,5 14,7 77,9 verschlechtert 8 11,6 11,8 89,7 sehr verschlechtert 7 10,1 10,3 100,0 Gesamt 68 98,6 100,0 Fehlend ,4 Gesamt ,0

165 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 165 Wird obenstehende Tabelle betrachtet, so fällt auf, dass sich bei 38,2 % (n=68) keine Veränderungen hinsichtlich der Beziehung zu Freunden/Bekannten ergeben haben. Dies könnte daran liegen, dass die meisten Freunde sogenannte Drogenfreunde sind, die keine Probleme mit dem Suchtmittelkonsum haben, da diese selbst Drogen konsumieren, wie auch in Abbildung 43 deutlich zu sehen war. Knapp ein Drittel gibt aber auch an, dass sich die Beziehung zu Freunden/Bekannten seit dem Drogenkonsum verschlechtert hat. Bei 22,1 %, das entspricht 15 befragten Personen, hat sich im Bezug auf die Beziehung zu Freunden und/oder Bekannten eine positive Veränderung ergeben. Abbildung 44 zeigt auf, ob die Eltern der problematisch drogenkonsumierenden jungen Erwachsenen von dem Suchtmittelkonsum ihrer Kinder wissen. Abb. 44: Wissen des Drogenkonsums seitens der Eltern Wissen des Drogenkonsums seitens der Eltern Häufigkeit Mutter Vater ,8 ja nein ich weiß es nicht Vom Drogenkonsum ihrer Kinder wissen 87 % der Mütter und 72,5 % der Väter. Das entspricht 60 bzw. 50 befragten Personen. Sechs Mütter und neun Väter wissen laut ihrer Kinder nicht, dass sie Drogen konsumieren. 13,2 % der befragten jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen wissen nicht, ob ihr Vater darüber Bescheid weiß. Nur drei befragte Personen geben an, dass sie nicht wissen, ob bei ihren Müttern der Konsum von Drogen bekannt ist. Die Graphik veranschaulicht deutlich, dass die Eltern größtenteils vom Drogenkonsum ihrer Kinder wissen. Sollte dies nicht der Fall sein, so kommt es häufiger vor, dass der Vater nicht vom Suchtmittelkonsum weiß.

166 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 166 Wie sich die Beziehung zur Familie während des Suchtmittelkonsums verändert hat, zeigt sich im folgenden Diagramm. Abb. 45: Veränderung durch den Drogenkonsum hinsichtlich der Beziehung zur Familie Hinsichtlich der Veränderungen, die sich während des Drogenkonsums bei der Beziehung zur Familie ergeben haben, ist festzustellen, dass bei 29,4 % (n=68) die Beziehung zur Familie gleich geblieben ist. Im Vergleich zu den anderen Veränderungen, die sich in den verschiedensten Lebensbereichen während des Drogenkonsums verändert haben, fällt in dieser Graphik auf, dass mehr als die Hälfte (55,9 %) eine positive Veränderung bei der Beziehung zur Familie bemerkt haben. Sonst wurde in allen anderen Lebensbereichen v. a. eine Verschlechterung festgestellt. Lediglich 14,7 % geben hier an, dass sich die Beziehung zur Familie, während des Drogenkonsums verschlechtert hat. Womöglich könnte diese Einschätzung daran liegen, dass die Befragten die Verbesserung auf den gegenwärtigen Stand beziehen und die Familien froh sind, dass ihre Kinder an dem Suchthilfesystem angebunden sind und sie dahingehend unterstützen. Des Weiteren ist wie in Abbildung 44 zu sehen, dass die Eltern grundsätzlich vom Suchtmittelkonsum ihrer Kinder Bescheid wissen und somit evtl. ihr Beziehungsverhalten dementsprechend anpassen.

167 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 167 Im nächsten Gliederungspunkt werden, nachdem die Population sowie der Suchtmittelkonsum ausführlich dargestellt wurden, die Ergebnisse zum Suchthilfesystem wie auch zu den einzelnen Hilfsangeboten mit Hilfe von Tabellen und Diagrammen präsentiert Beschreibung des Suchthilfesystems und der Hilfsangebote In diesem Gliederungspunkt erfolgt die Darstellung der Ergebnisse zum Suchthilfesystem und der Hilfsangebote. Mit Graphiken und Tabellen soll die Auswertung veranschaulicht sowie erläutert werden. Zu Beginn wird in Tabelle 13 geklärt, aus welchen Einrichtungen die vorliegenden Fragebögen stammen. Tab. 13: Herkunft des Fragebogens Herkunft des Fragebogens Gültige Kumulierte Häufigkeit Prozent Prozente Prozente Gültig Therapie Sofort 10 14,5 14,5 14,5 Condrobs easy contact 1 1,4 1,4 15,9 Caritas Methadonambulanz 2 2,9 2,9 18,8 FRED 5 7,2 7,2 26,1 L ,7 21,7 47,8 Limit 4 5,8 5,8 53,6 Caritas Fachambulanz für junge Suchtkranke 26 37,7 37,7 91,3 Inizio 3 4,3 4,3 95,7 Substipraxis Westend 1 1,4 1,4 97,1 Prima Donna 2 2,9 2,9 100,0 Gesamt ,0 100,0 37,7 % der Fragebögen wurden in der Caritas Fachambulanz für junge Suchtkranke ausgefüllt. 15 befragte Personen (21,7 %) haben ihren Fragebogen im L43 bekommen sowie abgegeben und zehn junge problematisch drogenkonsumierende Menschen (14,5 %) haben an der Fragebogenerhebung bei Therapie Sofort mitgemacht. Lediglich ein Fragebogen wurde bei der Substitutionspraxis Westend und einer bei Condrobs easy contact ausgefüllt.

168 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 168 Der Modus des Alters, bei dem die befragten Personen das erste Mal professionelle Hilfe in Anspruch genommen haben, liegt bei 18 Jahren und wurde somit 17-mal angegeben. Das arithmetische Mittel liegt bei 18.9 Jahren. Fünf Personen haben mit 15 Jahren und damit sind sie die Jüngsten erstmals Hilfsangebote wahrgenommen. Die/der älteste Befragte hat im Alter von 26 Jahren das erste Mal professionelle Hilfe in Anspruch genommen. In der nachfolgenden Abbildung werden die bisher wahrgenommenen Hilfsangebote der befragten jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen dargestellt. Abb. 46: Bisher wahrgenommene Hilfsangebote Bisher wahrgenommene Hilfsangebote Häufigkeiten aktuell nehme ich folgende Angebote war Inanspruchnahme war in den letzten 12 Monaten Inanspruchnahme liegt länger als 12 Monate zurück

169 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 169 Das aktuell meist genutzte Hilfsangebot ist die Drogenberatung mit 38,2 %, das entspricht 26 befragten Personen, gefolgt von der Substitutionsbehandlung in 18,8 %, das entspricht 13 Befragten. KISS (Kontrolle im selbstbestimmten Substanzgebrauch) wird aktuell gar nicht in Anspruch genommen. In den letzten zwölf Monaten haben 27,5 % einen Entzug bzw. eine Entgiftung gemacht. Mit 18,8 % ist das Hilfsangebot Krankenhaus in Bezug auf die letzten zwölf Monate am zweithäufigsten vertreten. Auch hier wurde KISS in den letzten zwölf Monaten nicht in Anspruch genommen. Bei dem Hilfsangebot Streetwork liegt die Inanspruchnahme bei 21,7 % länger als zwölf Monate zurück. 21,7 % entspricht 15 befragten jungen DrogenkonsumentInnen. Die stationäre Entwöhnungsbehandlung folgt mit 20,3 %. Allerdings geben auch 17,4 % (12 Befragte) an, in den letzten zwölf Monaten von diesem Hilfsangebot Gebrauch genommen zu haben. Von den aufgezählten Hilfsangeboten gibt es keines, welches noch nie von den befragten Personen in Anspruch genommen wurde. Das unten stehende Balkendiagramm liefert Aufschlüsse darüber, welches Hilfsangebot für die befragten jungen DrogenkonsumentInnen derzeit am wichtigsten ist. Abb. 47: Derzeit wichtigstes Hilfsangebot

170 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 170 Das derzeit wichtigste Hilfsangebot ist für 19,7 %, das entspricht zwölf Personen, die stationäre Entwöhnungsbehandlung, gefolgt von der Substitutionsbehandlung mit 16,4 %. Die ambulante Beratung ist das dritthäufigste und somit derzeit wichtigste Hilfsangebot für acht befragte Personen. Für jeweils eine Person war die medizinische Notfallhilfe, das Arbeits- und Beschäftigungsprojekt sowie die teilstationäre Entwöhnungsbehandlung das derzeit bedeutendste Hilfsangebot. Dieses angegebene und somit wichtigste Suchthilfeangebot nehmen zwei befragte Personen bereits seit 2006 in Anspruch und 2008 haben jeweils drei junge DrogenkonsumentInnen ihr derzeit wichtigstes Hilfsangebot angefangen wahrzunehmen. Seit 2009 nehmen fünf junge Erwachsene ihr aktuell wichtigstes Hilfsangebot wahr war der Beginn für das aktuell bedeutsamste Hilfsangebot für 33 junge Menschen. Die meisten nehmen ihr derzeit wichtigstes Suchthilfeangebot seit Oktober bzw. November 2010 in Anspruch. Nachfolgend wird die Wartezeit, die die befragten Personen hatten, bis sie ihr derzeit für sie wichtigstes Hilfsangebot wahrnehmen konnten, dargestellt. Abb. 48: Wartezeit Bei 30 (46,2 %) befragten Personen gab es eine Wartezeit. Keine Wartezeit hatten 35, das entspricht 53,8 % der TeilnehmerInnen der Befragung. Vier Personen

171 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 171 machten bei dieser Fragestellung keine Angaben. Nahezu die Hälfte (14 Personen) von den Befragten, die eine Wartezeit hatten, mussten sich diese ein bis zwei Wochen auf ihr für sie derzeit am wichtigsten Hilfsangebot gedulden. Bei 36,7 %, das entspricht elf befragten jungen Erwachsenen, gab es eine Wartezeit von drei bis vier Wochen. Vier Personen mussten ein bis drei Monate auf ihr für sie aktuell bedeutsamstes Suchthilfeangebot warten. Drei bis sechs Monate musste lediglich eine befragte Person auf ihr wichtigstes Hilfsangebot warten. Über welche Wege sich die befragten jungen DrogenkonsumentInnen über ihr aktuell für sie wichtigstes Hilfsangebot informiert haben, wird in nachfolgendem Balkendiagramm veranschaulicht. Abb. 49: Informationsweg 21 Informationswege Häufigkeiten junge befragte DrogenkonsumentInnen, das entspricht 30,4 %, sind über die Polizei bzw. das Gericht an ihr aktuell wichtigstes Hilfsangebot gekommen. Der zweithäufigste Informationsweg fand bei 13 Personen (18,8 %) über den Arzt bzw. Bekannte oder Leuten aus der Drogenszene statt. Die wenigsten TeilnehmerInnen der Befragung informierten sich über den/die Bruder/Schwester bzw. die Streetwork über ihr aktuell bedeutsamstes Suchthilfeangebot. Dass Streetwork lediglich von zwei Personen als Informationsweg genutzt wird, könnte darauf hinweisen, dass entweder die Streetwork-Mitarbeiter zu wenig Auskunft über mögliche Hilfsangebote geben bzw. die Klienten mit ihnen nicht über so etwas reden oder, dass die MitarbeiterInnen durch die starke Vertreibungspolitik in München nicht mehr an ihr Klientel kommen, welches sie u. a. über solche Hilfsangebote aufklären möchten.

172 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 172 Folgende Tabelle stellt die Überlegungszeit dar, die die befragten Personen hatten, bis sie den ersten Kontakt zu ihrem für sie derzeit wichtigsten Suchthilfeangebot aufgebaut haben. Tab. 14: Überlegungszeit Wie lange war die Zeit von der ersten Überlegung Hilfe in Anspruch zu nehmen, bis Du wirklich Kontakt zu Deinem für Dich derzeit wichtigsten Hilfsangebot aufgebaut hast? Gültige Kumulierte Häufigkeit Prozent Prozente Prozente Gültig weniger als 1 Woche 24 34,8 41,4 41,4 1 Woche - 2 Wochen 10 14,5 17,2 58,6 3-4 Wochen 11 15,9 19,0 77,6 1 Monat - 3 Monate 4 5,8 6,9 84,5 3-6 Monate 3 4,3 5,2 89,7 länger als 6 Monate 6 8,7 10,3 100,0 Gesamt 58 84,1 100,0 Fehlend ,9 Gesamt ,0 24 befragte junge problematisch drogenkonsumierende Menschen, das entspricht 41,4 % bei 58 TeilnehmerInnen, haben weniger als eine Woche überlegt, bis sie den ersten Kontakt zu dem für sie wichtigsten Hilfsangebot aufgebaut hatten. Die zweithäufigste Zeit der Überlegung war drei bis vier Wochen, die von elf Personen (19 %) angekreuzt wurde. Länger als sechs Monate haben insgesamt sechs Personen überlegt, bevor sie den ersten Kontakt zu ihrem für sie momentan bedeutsamsten Hilfsangebot hergestellt hatten. Am wenigsten haben die befragten Personen eine Überlegungszeit von drei bis sechs Monaten gehabt (5,2 %). Auf welche Art und Weise sie diesen ersten Kontakt hergestellt haben, verdeutlicht das unten stehende Säulendiagramm.

173 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 173 Abb. 50: Kontaktwege Die meisten (41,3 %) befragten Personen von 63 TeilnehmerInnen haben den ersten Kontakt zu ihrem für sie derzeit wichtigsten Hilfsangebot telefonisch hergestellt. Persönlich zu ihrem bedeutsamsten Suchthilfeangebot sind 20 (31,7 %) junge befragte Erwachsene gegangen. Über ihren Arzt haben 12,7 % und über andere Wege haben 9,5 % den ersten Kontakt zu ihrem Hilfsangebot aufgebaut. Lediglich zwei befragte Personen haben den Kontakt über Eltern, Geschwister oder Freunde hergestellt und ein/e TeilnehmerIn hat den Kontakt über das Gericht vermittelt bekommen. Deutlich wird hier, dass mehr als die Hälfte (73 %) den Kontakt zu ihrem für sie derzeit wichtigsten Hilfsangebot persönlich hergestellt haben, indem sie entweder angerufen haben oder persönlich hingegangen sind. Wie häufig die jungen befragten Drogenkonsumentinnen und Drogenkonsumenten ihr für sie aktuell bedeutsamstes Hilfsangebot wahrnehmen, veranschaulicht folgendes Kreisdiagramm.

174 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 174 Abb. 51: Inanspruchnahme des Suchthilfeangebots Von 63 befragten jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen nehmen 22 Personen, das entspricht 34,9 %, ihr für sie aktuell wichtigstes Suchthilfeangebot täglich wahr. Zehn Personen (15,9 %) nutzen das für sie momentan bedeutsamste Hilfsangebot mehrmals pro Woche und einmal pro Woche nehmen 20 Befragte (31,8 %) ihr aktuelles Hilfsangebot in Anspruch. Alle zwei Wochen benötigen drei junge Erwachsene ihr Suchthilfeangebot und einmal im Monat lediglich zwei Personen. Weniger als einmal im Monat nehmen sechs junge DrogenkonsumentInnen ihr für sie derzeit wichtigstes Hilfsangebot wahr. Insgesamt betrachtet, ist festzustellen, dass 52 (82,6 %) junge befragte DrogenkonsumentInnen das für sie zurzeit wichtigste Hilfsangebot mindestens einmal pro Woche in Anspruch nehmen. Bei dieser Fragestellung haben sechs Personen keine Angaben gemacht. Inwieweit die befragten Personen mit dem wichtigsten Hilfsangebot insgesamt zufrieden sind, klärt folgendes Balkendiagramm.

175 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 175 Abb. 52: Zufriedenheit mit dem Hilfsangebot insgesamt Alles in allem sind 67,2 %, das entspricht 41 TeilnehmerInnen der Befragung, und somit mehr als der Hälfte sehr bzw. eher zufrieden mit ihrem für sie derzeit wichtigsten Hilfsangebot insgesamt. 14 befragte Personen (23 %) sind nur teils/teils zufrieden mit dem Hilfsangebot und sechs Personen (9,8 %) sind eher unzufrieden. Beachtlich ist, dass kein/e befragte/r junge/r DrogenkonumentIn insgesamt sehr unzufrieden mit ihrem/seinem aktuell bedeutsamsten Suchthilfeangebot ist. Acht Personen haben hier keine Angaben gemacht. Wie die Zufriedenheit in Bezug auf das Alter des Betreuungspersonals verteilt ist, zeigt folgende Graphik.

176 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 176 Abb. 53: Zufriedenheit mit dem Alter des Betreuungspersonals 56 befragte Personen von 61 Befragten, das entspricht 91,8 %, sind sehr bzw. eher zufrieden mit dem Alter des Betreuungspersonals in Bezug auf ihr derzeit für sie wichtigstes Suchthilfeangebot. Mit 59 % liegt die Zufriedenheit (sehr zufrieden) hinsichtlich des Alters bei allen Aspekten, die mit der Zufriedenheit des Betreuungspersonals verbunden sind, am höchsten. Lediglich fünf befragte DrogenkonsumentInnen sind teils/teils mit dem Alter des Betreuungspersonals zufrieden. Erstaunlich ist, dass kein befragter junger problematisch drogenkonsumierender Erwachsener eher bzw. sehr unzufrieden mit dem Alter der MitarbeiterInnen aus der Suchthilfe ist. Somit lässt sich sagen, dass das Klientel mit dem Alter der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus der Münchner Suchthilfe größtenteils sehr zufrieden ist und in Bezug auf diesen Aspekt keine Veränderungen nötig sind. Inwieweit eine Zufriedenheit hinsichtlich des Fachwissens von seitens des Betreuungspersonals besteht, klärt Tabelle 14.

177 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 177 Tab. 15: Zufriedenheit mit dem Fachwissen des Betreuungspersonals Wie zufrieden bist Du bei dem Hilfsangebot, welches für Dich derzeit am wichtigsten ist, mit dem Fachwissen des Betreuungspersonals? Gültige Kumulierte Häufigkeit Prozent Prozente Prozente Gültig sehr zufrieden 31 44,9 51,7 51,7 eher zufrieden 17 24,6 28,3 80,0 teils/teils 11 15,9 18,3 98,3 eher unzufrieden 1 1,4 1,7 100,0 Gesamt 60 87,0 100,0 Fehlend ,0 Gesamt ,0 Eine befragte Person ist eher unzufrieden mit dem Fachwissen, welches ihr/sein Betreuer vorzeigen kann. Elf Personen (18,3 %) beurteilen die Zufriedenheit hinsichtlich des Fachwissens, dass das Betreuungspersonal ihres derzeit wichtigsten Hilfsangebots aufweist, mit teils/teils zufrieden. Insgesamt sind 48 befragte junge DrogenkonsumentInnen, das entspricht 69,5 %, sehr bzw. eher zufrieden mit dem Fachwissen des Betreuungspersonals. Auch hier ist wieder beachtlich, dass kein/e Befragte/r sehr unzufrieden mit dem Fachwissen ist. Insgesamt haben an dieser Fragestellung 60 Personen die Zufriedenheit hinsichtlich des Fachwissens beurteilt und neun Befragte keine Angaben gemacht. In Abbildung 54 wird ersichtlich, wie die Zufriedenheit in Bezug auf den zwischenmenschlichen Umgang seitens des Betreuungspersonals aufgeteilt ist.

178 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 178 Abb. 54: Zufriedenheit mit dem zwischenmenschlichen Umgang seitens des Betreuungspersonals 54,8 % (34 Befragte) bzw. 30,6 % (19 Personen) sind mit dem zwischenmenschlichen Umgang seitens des Betreuungspersonals sehr bzw. eher zufrieden. Somit ist mehr als die Hälfte der Befragten mit dem zwischenmenschlichen Umgang zufrieden. Teils/teils zufrieden sind insgesamt sieben (11,3 %) befragte Personen. Zwei junge DrogenkonsumentInnen sind eher unzufrieden in Bezug auf den zwischenmenschlichen Umgang seitens des Betreuungspersonals. Sehr unzufrieden ist auch bei dieser Fragestellung keiner. Sieben Personen haben die Zufriedenheit hinsichtlich des zwischenmenschlichen Umgangs nicht beurteilt. Untenstehende Tabelle zeigt die Zufriedenheit mit dem Betreuungspersonal im Hinblick auf das Verständnis für die Situation der drogenkonsumierenden jungen Menschen.

179 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 179 Tab. 16: Zufriedenheit mit dem Verständnis für Deine Situation seitens des Betreuungspersonals Wie zufrieden bist Du bei dem Hilfsangebot, welches für Dich derzeit am wichtigsten ist, mit dem Verständnis für Deine Situation seitens des Betreuungspersonals? Gültige Kumulierte Häufigkeit Prozent Prozente Prozente Gültig sehr zufrieden 35 50,7 57,4 57,4 eher zufrieden 20 29,0 32,8 90,2 teils/teils 5 7,2 8,2 98,4 eher unzufrieden 1 1,4 1,6 100,0 Gesamt 61 88,4 100,0 Fehlend ,6 Gesamt ,0 Sehr unzufrieden mit dem Verständnis des Betreuungspersonals ist kein/e TeilnehmerIn. Eine befragte Person gibt an, eher unzufrieden mit dem Verständnis zu sein. Teils/teils zufrieden in Bezug auf das Verständnis der MitarbeiterInnen aus der Suchthilfe sind fünf Personen, das entspricht 8,2 %. Auch hier geben fast alle (55 Personen, 90,2 %) an, sehr bzw. eher zufrieden mit dem Verständnis, welches das Betreuungspersonal hinsichtlich der Situation der drogenkonsumierenden jungen Menschen aufweist, zu sein. Keine Angaben haben hier acht Befragte gemacht. Die Zufriedenheit hinsichtlich dem Engagement und Einsatz, welches die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Münchner Suchthilfe für die Belange der DrogenkonsumentInnen aufzeigen, wird in der untenstehenden Abbildung dargestellt.

180 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 180 Abb. 55: Zufriedenheit mit dem Engagement/Einsatz für Deine Belange seitens des Betreuungspersonals Insgesamt sind 49 befragte Personen, das entspricht 81,7 %, sehr bzw. eher zufrieden mit dem Engagement bzw. Einsatz, welches das Betreuungspersonal einbringt. Neun befragte junge DrogenkonsumentInnen geben an, teilweise mit dem Einsatz des Betreuungspersonals zufrieden zu sein. Eher unzufrieden mit dem Engagement der MitarbeiterInnen aus der Münchner Suchthilfe sind zwei Befragte. Keine Person ist sehr unzufrieden mit dem Engagement bzw. Einsatz seitens des Betreuungspersonals. Neun TeilnehmerInnen (15 %) der Befragung von insgesamt 69 haben die Zufriedenheit hinsichtlich des Engagements und Einsatzes seitens des Betreuungspersonals nicht beurteilt. Insgesamt ist festzustellen, dass die befragten jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen hinsichtlich aller Zufriedenheitskategorien, die in Bezug auf das Betreuungspersonal ihres für sie derzeit wichtigsten Hilfsangebot beurteilt werden konnten, größtenteils sehr bzw. eher zufrieden sind. Sehr unzufrieden war kein/e Befragte/r. Abbildung 56 zeigt die Veränderungen hinsichtlich des Zustandes, die es für die befragten jungen problematisch drogenkonsumierenden Erwachsenen seit der Inanspruchnahme eines Suchthilfeangebotes gab.

181 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 181 Abb. 56: Veränderung des Zustandes seit der Inanspruchnahme eines Hilfsangebotes Bei 37 TeilnehmerInnen der Befragung, das entspricht 55,2 %, hat sich der Zustand seit der Inanspruchnahme eines Suchthilfeangebots verbessert. 3 %, d. h. zwei Befragte geben an, dass sich ihr Zustand sogar seit der Inanspruchnahme verschlechtert hat. Bei 20,9 %, d. h. 14 befragte DrogenkonsumentInnen, ist der Zustand unverändert geblieben. Weitere 14 junge Erwachsene geben an, nicht zu wissen, ob sich ihr Zustand seit der Wahrnehmung eines Suchthilfeangebots verändert hat. Zwei Personen haben keine Angaben hinsichtlich der Veränderung des Zustandes gemacht. Festzustellen ist, dass sich bei der Mehrheit durch die Inanspruchnahme eines Hilfsangebots der Zustand geändert hat. Erschreckend ist jedoch, dass sich bei 14 befragten Personen, das ist ca. ein Fünftel, keine Veränderungen ergeben haben. Wie sich der Zustand in Bezug auf das Geschlecht verändert hat, zeigt folgendes gestapeltes Säulendiagramm.

182 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 182 Abb. 57: Veränderung des Zustandes seit der Inanspruchnahme eines Hilfsangebotes in Bezug auf das Geschlecht In obenstehendem Diagramm wird deutlich, dass sich bei sehr vielen Frauen (62,5 %) der Zustand seit der Inanspruchnahme eines Hilfsangebotes verbessert hat. Allerdings wissen auch 31,3 % der Frauen nicht, ob sich ihr Zustand seit der Inanspruchnahme verändert hat. Bei 52 % (26 Befragten) der Männer hat sich der Zustand verbessert und bei zwei männlichen Befragten sogar verschlechtert. Eine Verschlechterung haben keine Frauen hinsichtlich des Zustandes seit der Inanspruchnahme ihres für sie wichtigsten Hilfsangebots bemerkt. Um das Münchner Suchthilfesystem auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Klienten anpassen zu können, konnten die befragten Personen Verbesserungsvorschläge für die Suchthilfe München formulieren. Dabei haben jeweils drei DrogenkonsumentInnen angegeben, dass sie sich eine schnellere Bearbeitung hinsichtlich der Kostenzulage wünschen und dass mehr auf das Problem des Einzelnen eingegangen werden soll. Auch drei Befragte haben angeregt, die Substitution bzw. die Vergabepraxis zu verändern. Als Veränderungsbeispiele wurde genannt, die Abgabe besser zu regeln hinsichtlich z. B. einer Reinstoffvergabe als Substitutionsmittel. Zwei befragte Personen bemängelten die Wartezeit auf ein Hilfsangebot und wünschen sich deshalb kürzere Wartezeiten. In Bezug auf das Betreuungspersonal wurde gewünscht, dass die MitarbeiterInnen der Suchthilfe

183 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 183 qualifizierter seien. Ein/e DrogenkonsumentIn hat vorgeschlagen, das mehr Ex-User in Einrichtungen der Suchthilfe arbeiten sollten, denn diese kennen sich in der Gesamtthematik besser aus, wie z. B. in Bezug auf den Suchtdruck und ähnliches. Des Weiteren wünscht sich ein/e Befragte/r, dass er/sie mehr von dem Betreuungspersonal motiviert wird. Ein/e DrogenkonsumentIn hätte gerne mehr Hilfe und Unterstützung seitens der Ärzte bzw. des Krankenhauses bei Entzug/Entgiftung. Hinsichtlich der Suchthilfeeinrichtungen wurde vorgeschlagen, dass keine Polizei vor diesen Gebäuden vorfährt und Personen kontrolliert. Darüber hinaus sollten mehr Spritzenausgaben ermöglicht sowie Konsumräume/Fixerstuben geschaffen werden. Als Verbesserungsvorschläge wurde zudem benannt, dass z. B. bei Therapien die TeilnehmerInnen nach freiwilliger und gerichtlich auferlegter Teilnahme getrennt werden sollten sowie dass auch hinsichtlich des Alters eine Trennung in jüngere und ältere TeilnehmerInnen erfolgen sollte. Zuletzt wurde ein allgemeiner Verbesserungsvorschlag formuliert, den eher die Politik umsetzten sollte und zwar dass, alle alkoholischen Getränke erst ab 18 Jahren erworben sowie konsumiert werden dürfen. Im nächsten Gliederungspunkt erfolgt eine induktive, statistische Auswertung, indem die aufgestellten Hypothesen aus Kapitel 7.2 überprüft und danach verifiziert bzw. falsifiziert werden Hypothesenprüfung Im Anschluss an die dargelegte Präsentation der Population, des Suchtmittelkonsums und der Beschreibung des Suchthilfesystems sowie der Hilfsangebote gilt es nun, die aufgestellten Hypothesen aus Gliederungspunkt 7.2 sukzessiv zu überprüfen. Hierbei soll eine Verifikation bzw. Falsifikation der Hypothesen erfolgen Hypothese 1: Hepatitis C-Infektionsstatus Zunächst wird der Hepatitis C-Infektionsstatus der befragten jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen in Bezug auf die Drogensubstanz Heroin bei der Hypothesentestung analysiert. So ergibt sich für die Hypothese HeroinkonsumentInnen haben eher einen positiven Hepatitis C-Infektionsstatus folgende Alternativ- bzw. Nullhypothese:

184 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 184 Alternativhypothese: Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Heroin und einem positiven Hepatitis C-Infektionsstatus. Nullhypothese: Es besteht kein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Heroin und einem positiven Hepatitis C-Infektionsstatus. Diese Hypothese wurde formuliert, da anzunehmen ist, dass Heroin in den meisten Fällen intravenös konsumiert wird, weshalb hier ein erhöhtes Risiko für eine Ansteckung vorhanden ist. Die aufgestellte Hypothese ist eine einseitig gerichtete Zusammenhangshypothese, die mittels Fisher s exaktem Test und dem Phi- Koeffizienten überprüft werden soll. Wie bereits im Gliederungspunkt 10.1 ersichtlich wurde, haben sechs befragte Personen einen positiven Hepatitis C-Infektionsstatus. Im nachfolgenden gestapelten Balkendiagramm ist zu erkennen, dass fünf Personen, deren derzeitige Hauptdroge Heroin ist, Hepatitis C positiv sind. Eine Person konsumiert kein Heroin, hat aber jedoch auch einen positiven Hepatitis C-Infektionsstatus. Zu sehen ist ebenso, dass die meisten HeroinkonsumentInnen ihren Infektionsstatus testen haben lassen, da nur ein/e befragte/r DrogenkonsumentIn einen unbekannten Infektionsstatus aufweist. Abb. 58: Infektionsstatus Hepatitis C positiv Konsum von Heroin

185 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 185 Aufgrund einer exakten Signifikanz von 0,022 ist festzustellen, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Konsum von Heroin und einem positiven Hepatitis C- Infektionsstatus besteht. Darüber hinaus beziffert sich der Phi-Koeffizient auf 0,358 bei einer Signifikanz von 0,013. In den Sozialwissenschaften besteht ab einem Wert von über 0,3 ein bedeutsamer Zusammenhang, weshalb für diese Hypothese von einem bedeutsamen, mittleren Zusammenhang in Bezug auf den Phi-Koeffizienten gesprochen werden kann. Aus diesem Grund kann die Nullhypothese verworfen und die Alternativhypothese angenommen werden. Somit besteht ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Heroin sowie einem positiven Infektionsstatus. Der signifikante Zusammenhang könnte, wie bereits erwähnt, darin begründet sein, dass HeroinkonsumentInnen überwiegend ihre Drogensubstanz intravenös konsumieren und somit ein erhöhtes Infektionsrisiko haben. Wird die vorliegende Studie hinsichtlich dieses Aspektes betrachtet, so wird ersichtlich, dass alle befragten Hepatitis C positiv getesteten Personen mindestens einmal intravenösen Substanzkonsum hatten. Die fünf HeroinkonsumentInnen mit einem positiven Hepatitis C-Infektionsstatus haben derzeit einen intravenösen Substanzkonsum. Der junge befragte Mensch, der nicht als Hauptdroge Heroin angegeben hat, allerdings trotzdem einen positiven Hepatitis C-Infektionsstatus aufweist, konsumiert als Hauptdroge Methadon, das dafür spricht, dass dieser derzeit in Substitution ist. Methadon ist eine Drogensubstanz, die auch mittels intravenösen Substanzkonsums zugeführt werden kann. Diese befragte Person hat zudem angegeben, schon einmal Heroin konsumiert zu haben, weshalb der Zusammenhang zwischen der Hauptdroge Heroin und einem positiven Hepatitis C-Infektionsstatus untermauert werden kann. Im nächsten Kapitel wird untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen den Drogen, die die Freunde konsumieren und den/der Hauptdroge/n der Befragten besteht Hypothese 2: Drogenkonsum der Freunde Die zweite aufgestellte Hypothese lautet: Die Droge, die die Freunde konsumieren, ist die Hauptdroge der befragten DrogenkonsumentInnen. Folgende Alternativ- bzw. Nullhypothese wurde aufgrund der Annahme, dass eine Gruppendynamik zwischen Gleichaltrigen besteht (siehe auch Kapitel 3.3.2), aufgestellt: Alternativhypothese: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Drogenart, die die Freunde nehmen und der Hauptdroge, die der/die Befragte konsumiert. Nullhypothese: Es besteht kein Zusammenhang zwischen der Drogenart, die die Freunde nehmen und der Hauptdroge, die der/die Befragte konsumiert.

186 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 186 Die oben bereits erwähnte Hypothese wird mit Hilfe des Phi-Koeffizienten gemessen. Dabei wird jede Drogensubstanz mit der entsprechenden Hauptdroge gekreuzt. In Bezug auf den Konsum von Alkohol ergibt sich eine Signifikanz von 39,9 %, welche keinen signifikanten Zusammenhang bedeutet. Der Phi-Koeffizient liegt bei 0,102, weshalb von einem schwachen Zusammenhang gesprochen werden kann. Allerdings ist das Signifikanzniveau zu hoch, um von signifikanten Zusammenhängen sprechen zu können. Bei der Drogensubstanz Heroin lässt sich ein höchst signifikanter Zusammenhang feststellen, da das Signifikanzniveau 0,000 beträgt und das Ergebnis der Zusammenhangsmaße Phi einen mittleren Zusammenhang berechnet. Mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 7,3 % und einem Phi-Wert von 0,237, der einen schwachen Zusammenhang beziffert, lässt sich bei der Substanz Fentanyl ein tendenzieller Zusammenhang zwischen der konsumierten Droge der Freunde und der Hauptdroge der jungen Befragten feststellen. Bei dem Substitut Methadon (Signifikanz 0,021), Polamidon (Signifikanz 0,000) und Subutex/Suboxone (Signifikanz 0,001) besteht u. a. aufgrund des sehr niedrigen Signifikanzniveaus ein höchst signifikanter Zusammenhang. Darüber hinaus liegt bei allen drei Substanzen laut Phi-Koeffizienten ein mittlerer Zusammenhang vor. Hinsichtlich der Drogensubstanz Opiate ist die asymptotische Signifikanz bei 0,006. Neben dem Signifikanzniveau von 0,6 % bei Methadon und dem Phi-Wert 0,296, der einen mittleren Zusammenhang bedeutet, wird von einem Zusammenhang zwischen dieser Droge, die die Freunde konsumieren und der Hauptdroge der Befragten ausgegangen. Wie in untenstehendem gestapeltem Balkendiagramm (vgl. Abb. 59) zu erkennen ist, gibt es wesentlich mehr Freunde, die Cannabisprodukte konsumieren, als Befragte, deren Hauptdroge Cannabis ist. Bezieht man neben dem Balkendiagramm das Signifikanzniveau von 51,3 % ein, so ist eindeutig zu sagen, dass hier kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Droge der Freunde und der Hauptdroge der Befragten besteht. Zudem wäre laut Phi auch nur ein sehr schwacher Zusammenhang gegeben, wenn eine Signifikanz vorhanden wäre.

187 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 187 Abb. 59: Droge der Freunde und Hauptdroge der Befragten Cannabis Hinsichtlich des Spicekonsums von Freunden und Befragten gibt das Zusammenhangsmaß Phi den Wert 0,190 an, der allerdings statistisch nicht signifikant von null verschieden ist, denn die Irrtumswahrscheinlichkeit wird mit 0,148 (14,8 %) berechnet. Schmerzmittel zeigen mit einer Signifikanz von 9,6 % nur einen tendenziell signifikanten Zusammenhang bei einem Phi-Wert von 0,231, weshalb keine aussagekräftigen Antworten getroffen werden können. Im Gegensatz zu den Drogen Cannabis, Spice sowie Schmerzmitteln ist ein höchst signifikanter Zusammenhang hinsichtlich des Signifikanzniveaus (0,4 %) bei den Beruhigungsmitteln zu vermerken. Auch der Phi-Wert besagt einen mittleren Zusammenhang, sodass davon ausgegangen werden kann, dass es eine Korrelation hinsichtlich Beruhigungsmittel als Hauptdroge der Befragten und als Drogenart, die die Freunde nehmen, gibt. Der Phi-Koeffizient zeigt aufgrund einer Wahrscheinlichkeit von 15,3 % an, dass der Zusammenhang zwischen der Hauptdroge der Befragten und der konsumierten Drogen der Freunde in Bezug auf Kokain nicht signifikant ist, obwohl nach dem Phi-Wert ein schwacher Zusammenhang besteht. Mit einer Signifikanz von 0,029 (2,9 %) und einem Phi-Wert von 0,291 kann bei der Droge Amphetamine von einem mittleren signifikanten Zusammenhang gesprochen werden. Bei der Droge Ecstasy wird mit dem Zusammenhangsmaß Phi ein Wert von 0,275 angegeben, d. h. es besteht bei einem Signifikanzniveau von 4 % ein mittlerer Zusammenhang. Neben dem signifikanten

188 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 188 Zusammenhang bei Amphetaminen und Ecstasy gibt es diesen zudem bei der Drogensubstanz Halluzinogene. Auch hier zeigt der Phi-Wert mit 0,370 und einer Signifikanz von 0,006 (0,6 %) einen höchst signifikanten Zusammenhang an. Die Drogensubstanzen Lösungsmittel und Schnüffelstoffe wurden im Fragebogen abgefragt, sind allerdings bei keinem der Befragten als Hauptdrogen angegeben worden, weshalb hier keine Zusammenhänge überprüft werden können. Eine Annahme der Alternativhypothese ist nur bedingt möglich, da es einige Drogensubstanzen gibt, bei denen keine Zusammenhänge zwischen der Drogensubstanz, die die Freunde konsumieren und der entsprechenden Hauptdroge der befragten Personen festgestellt wurden. Ein signifikanter Zusammenhang besteht allerdings bei folgenden Drogen: Heroin Methadon Polamidon Subutex/Suboxone Opiate Beruhigungsmittel Amphetamine Ecstasy Halluzinogene Ein tendenzieller schwacher Zusammenhang ergibt sich bei den Drogen Fentanyl und Schmerzmitteln. Allerdings liegt die Irrtumswahrscheinlichkeit knapp unter 10 %, weshalb dieser Zusammenhang nur wenig aussagekräftig ist. In Bezug auf die eben aufgezählten Substanzen kann festgehalten werden, dass bei diesen eine Annahme der Alternativhypothese möglich ist. Bei Alkohol, Cannabisprodukten, Spice und Kokain besteht kein signifikanter Zusammenhang, da oftmals die Irrtumswahrscheinlichkeit viel zu hoch ist, weshalb die Nullhypothese angenommen werden muss und die Alternativhypothese verworfen werden kann. Insgesamt kann bei neun Drogensubstanzen ein Zusammenhang zwischen Hauptdroge und der Droge, die die Freunde konsumieren festgestellt werden. Der Zusammenhang könnte damit begründet werden, dass junge Erwachsene sich stark von Gleichaltrigen beeinflussen lassen, wie bereits in Kapitel erwähnt wurde.

189 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 189 Die nächste Hypothese die es in Gliederungspunkt zu überprüfen gilt, behauptet, dass zwischen der Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt und dem Alter beim ersten Drogenkonsum ein Zusammenhang vorhanden ist Hypothese 3: Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt Für die Überprüfung der dritten Hypothese Je früher die DrogenkonsumentInnen ihre erste Droge konsumiert haben, desto unzufriedener sind sie mit ihrem Leben insgesamt. wurde folgende Alternativ- sowie Nullhypothese aufgestellt: Alternativhypothese: Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Alter bei der Einstiegsdroge und der Unzufriedenheit mit dem Leben insgesamt. Nullhypothese: Es besteht kein Zusammenhang zwischen dem Alter bei der Einstiegsdroge und der Unzufriedenheit mit dem Leben insgesamt. Vorliegende Hypothese wurde aufgestellt, da vermutet wird, dass DrogenkonsumentInnen je länger sie Drogen nehmen, immer mehr Probleme mit ihrem Leben haben z. B. hinsichtlich der Arbeitssituation oder dem gesundheitlichen Zustand, weshalb davon ausgegangen wird, dass diese auch insgesamt mit dem Leben eher unzufrieden sind. Diese Hypothese stellt eine einseitig, gerichtete Zusammenhangshypothese dar, die mit Hilfe des Kruskal-Wallis-Test, überprüft wird. Tab. 17: Kruskal-Wallis-Test- Hypothese 3 Statistik für Test a,b Wie alt warst Du, als Du zum ersten Mal deine Einstiegsdroge genommen hast? Chi-Quadrat 1,331 df 4 Asymptotische,856 Signifikanz a. Kruskal-Wallis-Test b. Gruppenvariable: Wie zufrieden bist Du heute mit Deinem Leben insgesamt? Bei der Betrachtung hinsichtlich der Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt und dem Alter bei der Einstiegsdroge zeigen sich absolut keine signifikanten Unterschiede (Signifikanz 85,6 %). In obenstehender Tabelle ist zu sehen, dass das Signifikanzniveau bei 85,6 % liegt, weshalb hier von absolut keinem Zusammenhang gesprochen werden kann. In untenstehendem gestapeltem Balkendiagramm wird

190 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 190 zudem sichtbar, dass es keine eindeutige Verteilung der Zufriedenheit gibt. Außerdem wird deutlich, dass sich die Unzufriedenheit mit dem Leben insgesamt bis hin zu 17 Jahren zieht, womit diese Graphik das Ergebnis bestätigt. Aufgrund dieser Testung kann davon ausgegangen werden, dass kein Zusammenhang zwischen dem Alter bei der Einstiegsdroge und der Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt besteht. Die Alternativhypothese muss verworfen werden. Die Nullhypothese kann verifiziert werden. Abb. 60: Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt Alter bei der Einstiegsdroge Ein Grund dafür, dass kein Zusammenhang zwischen diesen beiden Variablen besteht, könnte u. a. daran liegen, dass die befragten DrogenkonsumentInnen unabhängig vom Alter bei der Einstiegsdroge ihr Leben hinsichtlich der Zufriedenheit bewerten. Darüber hinaus kann davon ausgegangen werden, dass andere Aspekte bei der Bewertung der Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt eine Rolle spielen. So könnte es eher sein, dass z. B. die gegenwärtige Wohnsituation, die Beziehung zur Familie oder Freunden etc. auf die Beurteilung der Zufriedenheit insgesamt Einfluss nehmen und nicht das Alter bei der Einstiegsdroge. Wird beispielsweise die Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt in Verbindung gesetzt mit der Zufriedenheit der Beziehung zur Familie, so ergibt sich ein höchst signifikanter Zusammenhang, da das Signifikanzniveau bei 0,5 % liegt. Die Korrelation nach Pearson liegt über 0,5,

191 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 191 sodass von einer mittleren Korrelation gesprochen werden kann. Damit wird ersichtlich, dass andere Aspekte mehr Einfluss auf die Zufriedenheit insgesamt haben als das Alter bei der Einstiegsdroge. Im folgenden Abschnitt wird geklärt, ob es einen Zusammenhang zwischen der Einschätzung des Drogenkonsums und den konsumierten Suchtmitteln der befragten Personen gibt Hypothese 4: Einschätzung des Drogenkonsums Um die Einschätzung des Drogenkonsums in Bezug auf die konsumierte Hauptdroge der jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen zu analysieren, wurde folgende Alternativ- bzw. Nullhypothese erarbeitet: Alternativhypothese: KonsumentInnen von Cannabisprodukten schätzen ihren Drogenkonsum weniger problematisch ein als DrogenkonsumentInnen, deren Hauptdroge Heroin ist. Nullhypothese: Die DrogenkonsumentInnen unterscheiden sich nicht hinsichtlich der Einschätzung des Drogenkonsums. Diese Hypothese wurde formuliert, da in der Gesellschaft der Konsum von Cannabis weniger kritisch betrachtetet wird und Cannabis zudem oft als weiche Droge bezeichnet wird. Aus diesem Grund könnten viele KonsumentInnen davon ausgehen, dass es weniger problematisch ist, solch eine Droge zu konsumieren und dass eine Abhängigkeit seltener zustande kommt als bei härteren Drogen. Zur Testung der vorliegenden gerichteten und damit einseitigen Unterschiedshypothese wird auf den Kruskal-Wallis-Test zurück gegriffen. Folgende Graphik vergleicht die CannabiskonsumentInnen und die HeroinkonsumentInnen in Bezug auf die Einschätzung ihres Drogenkonsums hinsichtlich der Mittelwerte.

192 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 192 Abb. 61: Einschätzung des Drogenkonsums nach Drogensubstanz In obenstehendem Diagramm wird ersichtlich, dass es sehr wohl Unterschiede zwischen HeroinkonsumentInnen und CannabiskonsumentInnen hinsichtlich der Einschätzung ihres Drogenkonsums gibt. Es wird deutlich, dass wesentlich mehr HeroinkonsumentInnen ihren Drogenkonsum als abhängig bezeichnen als DrogenkonsumentInnen, die Cannabisprodukte konsumieren. CannabiskonsumentInnen behaupten im Gegensatz dazu größtenteils ihren Konsum im Griff zu haben, wobei diese Aussage kein/e HeroinkonsumentIn vertritt. Damit kann hinsichtlich der Graphik davon ausgegangen werden, dass die Nullhypothese verworfen und die Alternativhypothese angenommen werden kann, da es Unterschiede hinsichtlich der Einschätzung des Drogenkonsums und der damit verbundenen Hauptdroge gibt. Wird zusätzlich der Kruskal-Wallis-Test bei der Einschätzung des Drogenkonsums in Bezug auf die Hauptdroge Heroin betrachtet, so ist ersichtlich, dass die asymptotische Signifikanz bei 0,001 liegt und der kritische Chi-Quadrat-Wert das Ergebnis nicht überschreitet. Somit kann von einem höchst signifikanten Unterschied ausgegangen werden. Der Kruskal-Wallis-Test zeigt dabei mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,1 %, dass die Angaben hinsichtlich der Einschätzung vom Drogenkonsum von HeroinkonsumentInnen nicht zufällig sind und diese damit ihren Drogenkonsum anders einschätzen als CannabiskonsumentInnen. Werden die CannabiskonsumentInnen mit der Einschätzung ihres Drogenkonsums mit Hilfe des Kruskal-Wallis-Tests in Verbindung gebracht, so wird deutlich, dass mit

193 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 193 einer Wahrscheinlichkeit von 14,7 % keine Signifikanz besteht. Somit ist davon auszugehen, dass ein möglicher Zusammenhang zwischen CannabiskonsumentInnen und ihrer Einschätzung mit dem Drogenkonsum mit einer Wahrscheinlichkeit von 14,7 % eher zufällig und somit wenig aussagekräftig ist. Bei der separaten Betrachtung der Hauptdrogen und dem damit angenommenen Zusammenhang hinsichtlich der Einschätzung wurde klar, dass es nicht zufällig ist, dass HeroinkonsumentInnen ihren Drogenkonsum anders einschätzen. Jedoch wurde auch sichtbar, dass bei der Einschätzung des Drogenkonsums von CannabiskonsumentInnen keine signifikanten Zusammenhänge bestehen. Für die Falsifikation bzw. die Verifikation der Alternativhypothese ist die Signifikanz von den CannabiskonsumentInnen zu hoch. Um trotzdem eine Aussage treffen zu können, wird die aufgestellte Hypothese zweigeteilt, sodass die Alternativhypothese A Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Einschätzung des Drogenkonsums und der Hauptdroge Heroin und die Alternativhypothese B Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Einschätzung des Drogenkonsums und der Hauptdroge Cannabisprodukte lautet. Somit kann mit den bereits erwähnten Ergebnissen die Alternativhypothese A angenommen werden und die Alternativhypothese B abgelehnt werden, da hier nicht von einer Signifikanz gesprochen werden kann. Insgesamt kann die ursprüngliche Alternativhypothese nur bedingt aufgrund der hohen Irrtumswahrscheinlichkeit von 14,7 % bei den CannabiskonsumentInnen und deren Einschätzung angenommen werden. Die Hypothese Personen, die in Einrichtungen wohnen, sind mit ihrer gegenwärtigen Wohnsituation eher unzufrieden bzw. sehr unzufrieden als Personen, die zu Hause, alleine, in einer WG oder mit Freunden wohnen. gilt es im nächsten Gliederungspunkt zu überprüfen und diese gegebenenfalls zu verifizieren oder falsifizieren Hypothese 5: Zufriedenheit mit der Wohnsituation Inwieweit Unterschiede hinsichtlich der Zufriedenheit mit der überwiegenden Wohnsituation in den letzten zwölf Monaten bestehen, gilt es nun zu prüfen. Die vorliegende gerichtete Unterschiedshypothese Personen, die in Einrichtungen wohnen sind mit ihrer überwiegenden Wohnsituation in den letzten zwölf Monaten eher unzufrieden bzw. sehr unzufrieden als Personen, die zu Hause, alleine, in einer WG oder mit Freunden wohnen. wird in folgende Alternativ- bzw. Nullhypothese umformuliert:

194 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 194 Alternativhypothese: Personen, die nicht bei Freunden, in einer WG, der Familie oder alleine wohnen, sind unzufriedener mit der Wohnsituation als andere. Nullhypothese: Es kommt nicht auf die Wohnsituation an, wie zufrieden die DrogenkonsumentInnen mit ihrer Wohnsituation sind. Als Einrichtungen werden hier die Notunterkunft/Übernachtungsstelle, die JVA, das Wohnheim, die Fachklinik sowie das ambulant betreute Wohnen gefasst. Es wird nicht allgemein Bezug auf alle Wohnsituationen genommen, sondern nur auf die überwiegende Situation in den letzten zwölf Monaten seit der Befragung. Die Hypothese gilt es zu prüfen, da angenommen wird, dass DrogenkonsumentInnen lieber zu Hause, bei Freunden oder alleine wohnen, da sie dort nicht unter Beobachtung stehen, wie sie das bei Einrichtungen würden. Bei der vorliegenden Hypothese handelt es sich um eine gerichtete, einseitige Unterschiedshypothese, die mit Hilfe des Mann-Whitney U-Testes sowie dem Kruskal-Wallis-Test überprüft wird. Zunächst stellt folgende Abbildung dar, wie die Zufriedenheit auf die unterschiedlichen Wohnsituationen verteilt ist. Abb. 62: Wohnsituation Zufriedenheit

195 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 195 In dem Diagramm wird ersichtlich, wie auch bereits in Gliederungspunkt 10.1 beschrieben wurde, dass die DrogenkonsumentInnen v. a. bei ihrer Familie leben. Sehr zufrieden wird bei allen vier Kategorien angegeben, die nicht unter die Einrichtungen als Wohnsituation fallen. Darüber hinaus ist die Bewertung sehr zufrieden zudem beim ambulanten betreuten Wohnen zu finden. Erstaunlich ist, dass nur diese Bewertung für das ambulante betreute Wohnen angegeben wurde und somit alle Befragten mit diesem Angebot sehr zufrieden sind. Eher bis sehr unzufrieden verteilt sich auf alle Ausprägungen, außer wie bereits erwähnt, auf das ambulant betreute Wohnen und zudem auf das Wohnheim, welches nur mit teils/teils zufrieden bewertet wurde. Um die Verteilung der Zufriedenheit noch eindeutiger zu machen, erfolgte die Darstellung der Variablen in einem Boxplot (siehe Abb. 63). Eins stellt dabei auf der y-achse sehr zufrieden dar und der Wert fünf sehr unzufrieden. Dabei wird ersichtlich, dass v. a. die Wohnsituation ohne festen Wohnsitz schlecht bewertet wurde. Abb. 63: Wohnsituation Zufriedenheit - Boxplot

196 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 196 Bei der Überprüfung der Hypothese mit dem Kruskal-Wallis-Test wird deutlich, wie auch Tabelle 18 zeigt, dass die mittleren Rangwerte bei den Kategorien, die zur Einrichtung zählen, außer dem ambulant betreuten Wohnen, erhöht sind im Vergleich zu den Kategorien zu Hause, alleine, bei Freunden oder in einer WG. Der mittlere Rang beim ambulant betreuten Wohnen ist der niedrigste, da die Zufriedenheit von den befragten Personen bei denen diese Wohnsituation zu trifft, nur mit sehr zufrieden angegeben wurde. Der kritische Chi-Quadrat Wert liegt bei dieser Testung unter dem Ergebnis, sodass von einem signifikanten Unterschied mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 0,6 % gesprochen werden kann. Aus Sicht der Kruskal-Wallis-Testung ist die Alternativhypothese anzunehmen und die Nullhypothese zu verwerfen. So kann davon ausgegangen werden, dass es einen Unterschied zwischen der Zufriedenheit mit der Wohnsituation bei befragten Personen, die in Einrichtungen leben und Befragten, die nicht in einer Einrichtung, sondern mit der Familie oder Freunden zusammen wohnen bzw. in einer WG oder alleine leben, gibt. Tab. 18: Kruskal-Wallis-Test Wohnsituation und Zufriedenheit Ränge Wie war in den letzten 12 Monaten überwiegend Deine Wohnsituation? N Mittlerer Rang Wie zufrieden bist Du heute mit Deiner Wohnsituation? bei meiner Familie 27 25,80 alleine 15 35,20 bei anderen Personen (Freunde/Bekannte) 7 42,79 Ambulant betreutes Wohnen 2 11,00 Fachklinik, stationäre Reha-Einrichtung 6 52,92 Wohnheim, Übergangswohnheim, Pflegewohnheim 1 44,00 JVA 2 54,25 Notunterkunft, Übernachtungsstelle 1 55,00 ohne festen Wohnsitz 2 64,50 Wohngemeinschaft (WG) 6 35,83 Gesamt 69 Um die vorliegende Hypothese zusätzlich mit dem Mann-Whitney U-Test zu analysieren, wurden die zehn Ausprägungen der Wohnsituation zu zwei Kategorien zusammengefasst, zum einen der Kategorie in Einrichtungen und zum anderen in die Kategorie nicht in einer Einrichtung. Die Wohnsituation ohne Unterkunft wurde gar nicht mit aufgelistet, da sie weder einer Einrichtung noch zu Hause, alleine, mit Freunden oder einer WG zugeordnet werden kann. Wird die Hypothese hinsichtlich

197 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 197 der Testwerte des Mann-Whitney U-Test betrachtet, so zeigen diese, dass bei einer Wahrscheinlichkeit von 1 % der Unterschied zwischen den Personen, die in einer Einrichtung leben und Personen, die nicht in einer Einrichtung wohnen hinsichtlich der Zufriedenheit nicht zufällig ist. Somit beurteilen die befragten jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen in Einrichtungen ihre gegenwärtige Wohnsituation anders, als befragte Personen, die zu Hause, bei Freunden, in einer WG oder alleine leben. Mit Hilfe dieses Testergebnisses kann die ursprüngliche Hypothese, dass ein Unterschied zwischen den Personen, die in Einrichtungen leben und Personen, die nicht in Einrichtungen wohnen, durch diese empirische Untersuchung gestützt werden. Die Nullhypothese wird damit verworfen. Insgesamt betrachtet, könnte dieses Ergebnis damit zusammenhängen, dass die jungen befragten Personen ihre Wohnsituation schlechter bewerten, wenn sie unter Beobachtungen stehen, wie das in Einrichtungen der Fall ist, als wenn sie alleine sind bzw. nur mit vertrauten Personen zusammen wohnen. In Einrichtungen wird von den Klienten zudem erwartet, dass sie sich der Hausordnung entsprechend verhalten und auch ihre Mitarbeit bei der Behandlung zeigen, weshalb manche DrogenkonsumentInnen diese Aspekte negativ betrachten und somit die Zufriedenheit dementsprechend bewerten könnten. Ob ein Zusammenhang zwischen dem Wissen der Eltern vom Drogenkonsum und Cleanzeiten der befragten Personen besteht, klärt die Hypothesenprüfung im folgenden Abschnitt Hypothese 6: Cleanzeiten Die vorliegende Hypothese Die befragten Personen, deren Eltern vom Drogenkonsum wissen, hatten bereits Cleanzeiten. hat folgende Alternativ- bzw. Nullhypothese. Alternativhypothese: Es besteht ein Zusammenhang zwischen Cleanzeiten der Befragten und dem Wissen der Eltern vom Drogenkonsum. Nullhypothese: Es besteht kein Zusammenhang zwischen Cleanzeiten der Befragten und dem Wissen der Eltern vom Drogenkonsum. Diese ungerichtete und damit zweiseitige Zusammenhangshypothese wird mit Hilfe des exakten Tests nach Fisher und dem Korrelationskoeffizienten Phi analysiert, da davon ausgegangen wird, dass Eltern ihre Kinder eher zu Cleanzeiten bewegen, wenn sie vom Drogenkonsum wissen.

198 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 198 Hinsichtlich einer exakten Signifikanz von 0,218 bei Fisher s exaktem Test kann kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Wissen des Drogenkonsums des Vaters und Cleanzeiten der Befragten festgestellt werden. In Bezug auf das Wissen der Mutter vom Drogenkonsum und damit verbundenen Zeiten, in der die jungen befragten DrogenkonsumentInnen clean waren, kann auch hier nicht mit Hilfe des exakten Tests nach Fisher von einem signifikanten Zusammenhang gesprochen werden, da die Irrtumswahrscheinlichkeit bei 61,5 % liegt und damit viel zu hoch ist. Aus diesem Grund kann die ursprüngliche Hypothese, dass ein Zusammenhang zwischen dem Wissen der Eltern vom Drogenkonsum und Cleanzeiten der Befragten nicht gestützt werden. Die Nullhypothese muss angenommen werden. Somit besteht kein Zusammenhang zwischen dem Wissen der Eltern vom Drogenkonsum und Zeiten, in denen die jungen befragten DrogenkonsumentInnen clean waren. Dieses eben erwähnte Ergebnis lässt sich mit der Auswertung des Phi-Koeffizienten stützen, da auch dort keine Signifikanz festgestellt wurde. Die Begründung für dieses Ergebnis könnte sein, dass die befragten jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen unabhängig vom Wissen der Eltern über den Drogenkonsum, Cleanzeiten haben bzw. machen. Im nächsten Abschnitt erfolgt die Testung der Hypothese Je höher der Zufriedenheitsgrad mit dem Hilfsangebot derzeit insgesamt ist, desto positiver hat sich ihr Zustand verändert Hypothese 7: Zustandsveränderung Bei der letzten Hypothesenprüfung gilt es die Hypothese Je höher der Zufriedenheitsgrad mit dem Hilfsangebot derzeit insgesamt ist, desto positiver hat sich ihr Zustand verändert mit folgender Alternativ- bzw. Nullhypothese zu testen: Alternativhypothese: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem derzeitigen Hilfsangebot insgesamt und der positiven Zustandsveränderung. Nullhypothese: Es besteht kein Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem derzeitigen Hilfsangebot insgesamt und der positiven Zustandsveränderung. Die vorliegende gerichtete, einseitige Zusammenhangshypothese wird mit Hilfe der Rangkorrelation nach Spearmann analysiert.

199 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 199 In untenstehender Tabelle zeigt sich, dass der Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem Hilfsangebot insgesamt und der Zustandsveränderung auf dem Niveau von 0,01 höchst signifikant ist. Zudem hat der Korrelationskoeffizient einen Wert von (siehe Tabelle 19), das heißt es besteht eine mittlere Korrelation. Aus diesem Grund kann die Alternativhypothese angenommen werden. Es besteht somit ein Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem Hilfsangebot insgesamt und der Zustandsveränderung seit der Inanspruchnahme eines Hilfsangebotes. Tab. 19: Zufriedenheit mit dem Hilfsangebot Zustandsveränderung Korrelationen Wie zufrieden bist du Wie hat sich durch die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten Dein Zustand verändert? mit deinem Hilfsangebot, welches für Dich derzeit am wichtigsten ist, insgesamt? Spearman- Rho Wie hat sich durch die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten Dein Zustand verändert? Wie zufrieden bist du mit deinem Hilfsangebot, welches für Dich derzeit am wichtigsten ist, insgesamt? Korrelationskoeffizient 1,000,466 ** Sig. (1-seitig).,000 N Korrelationskoeffizient,466 ** 1,000 Sig. (1-seitig),000. N **. Die Korrelation ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (einseitig). Der festgestellte Zusammenhang lässt sich zusätzlich mit folgendem gestapelten Balkendiagramm verdeutlichen.

200 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 200 Abb. 64: Zufriedenheit mit dem Hilfsangebot Zustandsveränderung Der Zustand hat sich seit der Inanspruchnahme des Hilfsangebots v. a. bei denjenigen verbessert, die mit ihrem Hilfsangebot sehr zufrieden sind. Eine Verschlechterung des Zustandes hat bei denjenigen stattgefunden, die ihr Hilfsangebot mit eher unzufrieden bewertet haben. Gründe für den signifikanten Zusammenhang könnten sein, dass sich die jungen befragten DrogenkonsumentInnen sehr viel wohler fühlen, wenn sie mit ihrem Hilfsangebot zufrieden sind und damit auch eher eine Zustandsveränderung empfunden bzw. bemerkt haben. Zudem wird ein/e Befragte/r, wenn sie/er mit ihrem/seinem Hilfsangebot unzufrieden ist, sich nicht voll und ganz auf das Hilfsangebot einlassen können sowie auch nicht die Mitarbeit einbringen, die für eine Zustandsveränderung nötig ist. Der folgende Gliederungspunkt befasst sich mit der Überprüfung der Gütekriterien Repräsentativität, Validität, Reliabilität und Objektivität für die vorliegende Studie.

201 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e Überprüfung der Gütekriterien Zunächst erfolgt die Betrachtung der Repräsentativität. Ein Ergebnis der vorliegenden Studie könnte sein, dass junge problematisch drogenkonsumierende Menschen entgegen der Meinung von Fachkräften durchaus mit der Münchner Suchthilfe zufrieden sind. Dazu müsste jedoch gesichert sein, dass es sich bei dieser Untersuchung um eine repräsentative Studie handelt. Allerdings lassen sich keine Rückschlüsse auf alle junge problematisch drogenkonsumierende Menschen im Alter von 18 bis 26 Jahren ziehen, da keine genauen Zahlen über die Grundgesamtheit bekannt sind. Darüber hinaus sind kaum Statistiken bzw. Studien vorhanden, die diesen Personenkreis einschließen. Aus diesem Grund und der geringen Anzahl von befragten Personen kann bei dieser Studie nicht von einer Repräsentativität gesprochen werden. Neben der Repräsentativität gilt es die Validität, d. h. die Gültigkeit der vorliegenden Studie zu überprüfen. Eine Prüfung der Validität ist über vier verschiedene Zugänge möglich, die bereits in Kapitel 7.5 erwähnt wurden. Für diese Studie wurde die Überprüfung mit Hilfe der Inhaltsvalidität vollzogen, d. h. es wurde analysiert, ob alle Aspekte der Dimensionen, die gemessen werden sollen, eine Berücksichtigung finden. Wird der Fragebogen anhand dieser Inhaltsvalidität überprüft, so wird sichtbar, dass immer alle Aspekte einer Dimension berücksichtigt wurden. Konnten nicht alle Items erfasst werden, so war es für die Befragten stets möglich mit Hilfe einer halboffenen Kategorie, die noch fehlenden Aspekte einzufügen. Aufgrund dieser Überprüfung kann davon ausgegangen werden, dass die quantitative Erhebung valide ist. Ein weiteres wichtiges Kriterium stellt die Objektivität dar. In dieser Studie wurde stets darauf geachtet, möglichst objektiv zu sein. So wurden die Einrichtungen, die Fragebögen an ihre Klienten gaben, gebeten, dass die Befragten den Fragebogen eigenständig und ohne Hilfe anderer Personen ausfüllen können. Zudem wurden die Ergebnisse nach der deskriptiven Auswertung mit allen beteiligten Forschern diskutiert, um zu vermeiden, dass nur subjektive Interpretationen eines Forschers zur Geltung kommen. Diese Art von Objektivität wird Interpretationsobjektivität genannt. Darüber hinaus wurde sichergestellt, dass die Messungen unabhängig von den Forschern sind (Durchführungsobjektivität) und dass die Fragebogenerhebung standardisiert erfolgt. Objektivität setzt also voraus, dass in der vorliegenden Studie jegliche Art von subjektiven Zügen außen vor gelassen wurden, demnach keine eigene Meinung, Vorurteile oder unbelegte Zuschreibungen enthalten sind. Das würde bedeuten, dass das präsentierte Ergebnis unabhängig vom/von der ForscherIn ist. Aufgrund der Beachtung der genannten Kriterien ist bei der

202 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 202 vorliegenden Studie davon auszugehen, dass diese dem Gütekriterium der Objektivität entspricht. Zuletzt sollte das Gütekriterium der Reliabilität bei dieser Untersuchung überprüft werden. Von Zuverlässigkeit bei einer Studie ist dann die Rede, wenn bei einer wiederholten Messung die gleichen Ergebnisse festgestellt werden. Es lässt sich nur spekulieren, dass bei einer Wiederholung der Studie die gleichen Ergebnisse daraus resultieren würden. Jedoch kann dies nicht unter Beweis gestellt werden, da es vorerst zu keiner Wiederholung des vorliegenden Forschungsvorgehens kommt, weshalb in diesem Zusammenhang nur von einer Vermutung gesprochen werden kann. Aus diesem Grund wird angenommen, dass das Ergebnis reliabel ist. Im letzten Gliederungspunkt des zehnten Kapitels werden die zentralen Ergebnisse der quantitativen Untersuchung dargestellt. Die Präsentation erfolgt sowohl für die deskriptive Auswertung wie auch für die induktive Statistik Zentrale Ergebnisse der quantitativen Erhebung Die zentralen Ergebnisse der quantitativen Erhebung lassen sich wie folgt darstellen. Insgesamt nahmen 69 junge problematisch drogenkonsumierende Menschen im Alter von 18 bis 26 Jahren an der Fragebogenerhebung teil. Das arithmetische Mittel in Bezug auf das Alter der Befragten liegt bei 21.6 Jahren. Das Geschlecht der Befragten teilt sich in 17 (25 %) Frauen und 51 (75 %) Männer auf. Bei dieser Fragestellung hat eine Person keine Angaben gemacht. Von 68 Befragten, die an dieser Stelle Angaben gemacht haben, hatten 77,9 % die deutsche Staatsangehörigkeit, 13,2 % die deutsche und eine andere sowie 8,8 % nur eine andere Staatsangehörigkeit. 33 (47,8 %) junge Erwachsene können einen Hauptschulabschluss bzw. Quali vorweisen, zwei Personen keinen Abschluss, 21 (30,4 %) die Mittlere Reife und gerade einmal sechs (8,8 %) ein Abitur bzw. ein Fachabitur. Sieben Befragte (10,1 %) gehen noch zur Schule. Im Vergleich zu einer bundesweit repräsentativen Studie bei 18- bis 26-jährigen Personen (unabhängig von einer möglichen Drogenaffinität) sind die Zahlen der vorliegenden Studie insbesondere in Bezug auf den Hauptschulabschluss/Quali erhöht und im Gegensatz dazu liegt der Prozentsatz bei Abitur/Fachabitur sehr niedrig. Die meisten befragten DrogenkonsumentInnen (39,1 %) wohnen noch zu Hause. Kontakt zu ihren Eltern haben über 70 % der jungen Erwachsenen und vom Drogenkonsum wissen laut den befragten DrogenkonsumentInnen 72,5 % der Väter und 87 % der Mütter. Als beachtlich stellte sich heraus, dass 39 %, das entspricht 23 der befragten jungen DrogenkonsumentInnen, in den letzten zwölf Monaten überwiegend arbeitslos waren

203 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 203 und Hartz IV bzw. ALG I bezogen. Jedoch gaben auch 30 junge Erwachsene (50,8 %) als überwiegende Erwerbssituation in den letzten zwölf Monaten Auszubildende/r, ArbeiterIn/Angestellte/r oder Beamter/In an. Derzeit haben 39 junge problematisch drogenkonsumierende Menschen (56,5 %) Schulden in Höhe von bis , wobei zwei Personen nicht wissen wie hoch ihr Schuldenstand ist. 41 befragte Personen (59,4 %) hatten bereits mindestens einmal Schwierigkeiten mit der Polizei und/oder Justiz. Angaben zu einer Zeit im Strafvollzug machten 68 von 69 Befragten. Davon waren 36 (52 %) Personen noch nicht im Strafvollzug, 17 (25 %) einmal und 15 (22,1 %) bereits mehrmals. Hinsichtlich des Infektionsstatus von HIV, Hepatitis A, B und C wird deutlich, dass junge DrogenkonsumentInnen nicht so stark von diesen Krankheiten betroffen sind wie ältere DrogenkonsumentInnen. Denn HIV und Hepatitis A positiv ist keiner der Befragten. Eine Person ist Hepatitis B positiv und sechs (8,8 %) gaben an einen positiven Hepatitis C-Infektionsstatus zu haben. Je Krankheit wissen ungefähr 20 befragte Personen ihren Infektionsstatus nicht. Mit 55,1 %, das entspricht 38 befragten Personen, sind Cannabisprodukte die Einstiegsdroge Nummer eins. Danach folgt Alkohol mit 52,2 %, Amphetamine (14,5 %), Ecstasy (13 %), Kokain (11,6 %) sowie Halluzinogene (10,1 %). Das Durchschnittsalter bei der Einstiegsdroge liegt bei 13.5 Jahren. Die meist genommene sowie angegebene Hauptdroge stellt Alkohol dar und wird von 23 %, das entspricht 29 jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen, konsumiert. Cannabisprodukte sind von 20 Befragten (15,9 %) sowie Heroin von 19 befragten DrogenkonsumentInnen (15,1 %) die Hauptdroge. Von den 15,1 % (19 Befragten), deren Hauptdroge Heroin ist, konsumieren diese 14 intravenös. Deutlich wurde zudem, dass zwölf Personen (18,8 %) täglich Methadon nehmen. Durchschnittlich haben die jungen DrogenkonsumentInnen im Alter von 15.9 Jahren zum ersten Mal ihre Hauptdroge genommen. Hinsichtlich der Lebenszeitprävalenz wird sichtbar, dass 64 befragte DrogenkonsumentInnen (92,6 %) schon mindestens einmal in ihrem Leben Alkohol getrunken haben und 86,4 %, was 58 der befragten Personen entspricht, bereits mindestens einmal Cannabisprodukte konsumiert haben. Beachtlich ist zudem, dass 56,8 % (39 Befragte) mindestens einmal in ihrem Leben Amphetamine zu sich genommen haben. Zur Zeit der Befragung weisen die jungen DrogenkonsumentInnen hinsichtlich der letzten 30 Tage einen starken Mischkonsum auf. 14 befragte Personen (20,3 %) konsumierten in dem Zeitraum nur eine Substanz und neun (13 %) keine. Die restlichen 66,8 %, das entspricht 46 jungen Menschen, konsumierten in den letzten 30 Tagen mindestens zwei verschiedene Substanzen. Werden die Freunde der befragten DrogenkonsumetInnen betrachtet, so wird deutlich, dass die meisten Alkohol (97,1 %), Tabak (97,1 %) sowie Cannabisprodukte (94,0 %) konsumieren.

204 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 204 Den Drogenkonsum finanzieren 23 Befragte (33,3 %) über illegale Wege, d. h. über Prostitution, allgemeine Beschaffungskriminalität oder Dealen und 46,4 % über Lohn, Gehalt oder Arbeitslosengeld. Als Konsumort geben 77,6 %, das entspricht 52 Befragten, nicht die Öffentlichkeit an. Diese Personen konsumieren entweder bei sich zu Hause oder bei Freunden bzw. Bekannten. Die restlichen 22,4 % nehmen ihre Drogen in der Öffentlichkeit bzw. überall. Einen intravenösen Substanzkonsum hatten in ihrem Leben bereits 47,1 % (32 Befragte). Die meisten DrogenkonsumentInnen (39,7 %) rauchen v. a. ihre Drogen. Allerdings injizieren auch 21 junge befragte Erwachsene (30,9 %) überwiegend ihre Drogensubstanz. 52 befragte Personen (76,5 %) geben an, schon einmal eine Zeit gehabt zu haben, in der sie clean waren. 32 Menschen (46,4 %) schätzen ihren Drogenkonsum als abhängig ein, elf Personen (15,9 %) sehen ihren Drogenkonsum als problematisch an und 19 (27,5 %) sagen, dass sie alles im Griff haben. Sieben befragte junge DrogenkonsumentInnen meinen, dass sie nicht wissen, wie sie ihren Drogenkonsum einschätzen sollen. In Bezug auf das Geschlecht wird deutlich, dass Frauen ihren Konsum v. a. als abhängig einschätzen, da elf (64,7 %) von ihnen angeben abhängig zu sein. Hinsichtlich der verschiedenen Lebensbereiche wie z. B. körperliche Gesundheit, Wohnsituation etc. wird ersichtlich, dass sich bei allen Bereichen während des Drogenkonsums Verschlechterungen in Bezug auf die Zufriedenheit ergeben haben. Wird das für die befragten jungen Erwachsenen wichtigste Hilfsangebot betrachtet, so wird deutlich, dass insbesondere die stationäre Entwöhnungsbehandlung für zwölf befragte Personen (19,7 %) am wichtigsten erscheint. Danach folgt die Substitutionsbehandlung bei zehn Personen (16,4 %) sowie die ambulante Beratung bei acht Befragten (13,1 %). Mit dem wichtigsten Hilfsangebot sind alle jungen Menschen weitestgehend zufrieden. In keinem Fall war eine/r sehr unzufrieden. Das wichtigste Hilfsangebot nimmt über ein Drittel (34,9 %) täglich wahr. Am meisten wahrgenommen wird aktuell von 26 jungen DrogenkonsumentInnen (38,2 %) die Drogenberatung, gefolgt von der Substitutionsbehandlung mit 13 Befragten (18,8 %). Insgesamt betrachtet, war die Wartezeit auf ein Hilfsangebot nie sehr lang. Nur eine Person musste drei bis sechs Monate auf ein Hilfsangebot warten. Als Informationsweg haben die meisten jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen die Polizei bzw. das Gericht (30,4 %) angegeben, gefolgt von Ärztin/Arzt (18,8 %) und Bekannten bzw. Freunden aus der Drogenszene (18,8 %). Nur zwei junge Erwachsene haben sich über die Streetwork oder Geschwister Informationen über Hilfsangebote eingeholt. Wird die Zustandsveränderung seit der Inanspruchnahme eines Hilfsangebotes betrachtet, so wird deutlich, dass sich bei 37 Befragten (55,2 %) der Zustand verbessert hat. Bei 14 jungen Erwachsenen (20,9 %) blieb der Zustand unverändert und bei zwei befragten Personen gab es sogar eine Verschlechterung seit der Inanspruchnahme eines Hilfsangebotes. 14 befragte junge

205 E r g e b n i s s e d e r q u a n t i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 205 DrogenkonsumentInnen (20,9 %) wissen nicht, ob sich ihr Zustand gewandelt hat. In Bezug auf die Hypothesentestung lassen sich folgende zentrale Ergebnisse formulieren. Zwischen einem positiven Hepatitis C-Infektionsstatus und der Hauptdroge Heroin lassen sich mit Hilfe des exakten Tests nach Fisher signifikante Zusammenhänge finden. Freunde haben nur hinsichtlich mancher Drogen einen Einfluss auf die befragten DrogenkonsumentInnen, dabei kommt es sehr stark auf die Drogensubstanz an. Bezüglich der Substanzen Heroin, Methadon, Polamidon, Subutex/Suboxone, Opiate, Beruhigungsmittel, Amphetamine, Ecstasy und Halluzinogene lassen sich signifikante mittelstarke Zusammenhänge analysieren. Bei den anderen Drogen (Alkohol, Cannabisprodukte, Spice, Fentanyl, Schmerzmittel und Kokain) lassen sich aufgrund der hohen Irrtumswahrscheinlichkeiten keine signifikanten Zusammenhänge finden. Es wurde zudem mit Hilfe einer Hypothesenprüfung festgestellt, dass es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Alter bei der Einstiegsdroge und der Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt gibt. Ein sehr beachtliches Ergebnis kristallisierte sich bei der Hypothesenprüfung in Bezug auf die Einschätzung des Drogenkonsums heraus. Dabei wurde ersichtlich, dass es einen signifikanten Zusammenhang bei der Einschätzung des Drogenkonsums und der Hauptdroge Heroin gab. Jedoch stellte sich auch heraus, dass es keinen Zusammenhang hinsichtlich der Einschätzung des Drogenkonsums und der Hauptdroge Cannabis gab. Bezüglich der Zufriedenheit mit der Wohnsituation bei Personen, die in Einrichtungen leben und Personen, die nicht in Einrichtungen wohnen, zeigt sich mit Hilfe des Mann-Whitney U-Testes ein deutlicher Unterschied mit einem Signifikanzniveau von 1 %. Zwischen dem Wissen der Eltern vom Drogenkonsum und Zeiten, in denen die befragten DrogenkonsumentInnen clean waren, besteht kein signifikanter Zusammenhang. Bei der Überprüfung der Hypothese Je höher der Zufriedenheitsgrad mit dem Hilfsangebot derzeit insgesamt ist, desto positiver hat sich ihr Zustand verändert wurde mit Hilfe der Rangkorrelation nach Spearmann sichtbar, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem Hilfsangebot insgesamt und der positiven Zustandsveränderung gibt. Im Anschluss an dieses Kapitel werden die Ergebnisse aus der qualitativen Erhebung dargestellt. Die Präsentation der Ergebnisse erfolgt sowohl für die Interviews aus dem Dunkelfeld wie auch für die Leitfadeninterviews, die mit drogenkonsumierenden Personen mit Anbindung an Einrichtungen der Suchthilfe geführt wurden.

206 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e Ergebnisse der qualitativen Erhebung 11.1 Beschreibung der Interviewteilnehmer Die Beschreibung der insgesamt fünf Interviewpartner (in anonymisierter Form) erfolgt über die Auswertung der Kurzfragebögen, welche die Teilnehmer vor Interviewdurchführung ausfüllten sowie aus Auszügen der Interviews selbst und den Postskripten (siehe Anhang). Hier werden vorwiegend persönliche Angaben zur Lebenssituation der Interviewteilnehmer und des aktuellen Drogenkonsums gemacht. Um der Logik der anschließenden Analyse zu folgen, werden die Interviewten aus dem Dunkelfeld getrennt von den Interviewten mit Anbindung an die Suchthilfe vorgestellt Die Interviewten aus dem Dunkelfeld Interviewter I: Max ist 19 Jahre, hat die deutsche Staatsbürgerschaft und lebt seit seiner Geburt in Deutschland. Eigentlich wohnt Max bei seinen Eltern, vermeidet derzeit jedoch den Kontakt zu ihnen und lebt zurzeit in der Wohnung seiner Freundin. Max hat einen Hauptschulabschluss und macht seit September 2010 eine Ausbildung zum Elektroniker, die ihm nach eigenen Angaben Spaß macht. Probleme bereitet ihm allerdings die Berufsschule, da ihm das Sitzen und Zuhören schwer fällt, wenn er drauf ist. Derzeit muss Max 120 Sozialstunden ableisten und im Rahmen seiner dreijährigen Bewährung seinen Urin regelmäßig auf Cannabisrückstände testen lassen. Im Alter von 14 Jahren hat Max begonnen Cannabis zu konsumieren. Zu seinen derzeitigen Hauptdrogen gehören Amphetamine, Ecstasy, Spice, Schmerzmittel und Halluzinogene. Zudem hat er bereits Heroin und Kokain probiert, wobei der Konsum länger als ein Jahr zurück liegt bzw. nicht im letzten Monat konsumiert wurde. Seinen Bedarf schätzt er selbst auf einen täglichen Wert von ein und finanziert sich diesen über seine Ausbildungsvergütung und Beschaffungskriminalität. Die Schulden belaufen sich auf Interviewter II: Tom ist ebenfalls 19 Jahre alt und hat neben der deutschen Staatsbürgerschaft auch die rumänische, lebt aber seit seiner Geburt in Deutschland. Seine Eltern sind seit 13 Jahren getrennt, Kontakt besteht nur zu seiner Mutter. Einen Schulabschluss hat Tom nicht gemacht und kreuzte im Kurzfragebogen als seine derzeitige Erwerbssituation Arbeiter an, wobei im Gespräch erörtert wurde, dass er in einem Hotel gearbeitet hat, jedoch nicht wie er sich seinen Konsum derzeit finanziert. Tom ist zum Zeitpunkt der Interviewdurchführung seit zwei Wochen aus

207 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 207 einer halbjährigen Haft entlassen und hat seitdem keinen festen Aufenthaltsort. Derzeit wohnt er bei seiner Mutter, kann dort aber nicht länger bleiben, da er fürchtet, dass er nach Haftentlassung auf die Fahndungsliste gesetzt wurde und daher polizeilich gesucht wird. Tom begann während seiner Realschulzeit mit dem Konsum von Cannabis. Zu einem späteren Zeitpunkt (keine zeitlich genaue Angabe) begann er Koks und Heroin zu konsumieren. Derzeit beschreibt er Heroin und Spice als seine Hauptdrogen, wobei er Cannabis bevorzugen würde, dazu aber keinen guten Zugang hätte. Im letzten Monat hat er zudem Amphetamine und Ecstasy konsumiert. Es gab mehrfache Entgiftungen und kurze Abstinenzzeiten in seinem Leben, bisher aber noch keine Substitution. Seine Schulden belaufen sich auf Interviewter III: Ingo ist 20 Jahre alt, hat die deutsche Staatsbürgerschaft und lebt seit seiner Geburt in Deutschland. Seine Eltern sind seit 20 Jahren getrennt, ein Kontakt besteht nur zur Mutter, die auch von seinem Drogenkonsum weiß. Mit 16 Jahren ist er von zu Hause ausgezogen und hat nur zwischenzeitlich bei seiner Mutter gewohnt. Seit einem Therapieabbruch im August 2010 wohnt Ingo wieder bei ihr, sieht das aber nur als Übergangslösung. Nach seinem qualifizierten Hauptschulabschluss hat er keine Berufsausbildung begonnen und bezieht derzeit Hartz IV. Ingo war bereits im Jugendarrest und muss derzeit gerichtlich angeordnete Drogentests abgeben, wobei er einer Weisungsbetreuerin zugeteilt ist. Ingo nimmt seit vier bis fünf Jahren Drogen, seine Einstiegsdroge gibt er nicht an. Seit zwei Jahren hat er mit dem Konsum seiner derzeitigen Hauptdrogen, Heroin und Halluzinogene begonnen. Dabei ist sein Konsum abhängig von seiner finanziellen Situation, weshalb er zudem Spice, Cannabis, Amphetamine, Ecstasy und Lösungsmittel in regelmäßigen Abständen zu sich nimmt. Die Finanzierung verläuft vorwiegend über Beschaffungskriminalität, seine Schulden belaufen sich auf Die Interviewten mit Anbindung an die Suchthilfe Interviewter I: Nils ist 23 Jahre alt, hat die deutsche Staatsangehörigkeit und lebt seit seiner Geburt in Deutschland. Als Nils vier war, wurde seine Mutter vom Vater erdrosselt. Gemeinsam mit seinen zwei Brüdern und seiner Schwester lebte er anschließend bei seiner Tante und seinem Onkel. Nachdem sein Onkel überraschend verstarb, wurden Nils und seine Geschwister in ein Kinderheim gegeben, wo er seine darauf folgende Kindheit überwiegend verbrachte. Zu seinem Vater hat Nils keinen Kontakt mehr, seit dieser nach der Tat verschwunden ist. Nils war bereits mehrfach in Haft und verbrachte insgesamt viereinhalb Jahre im Gefängnis. Vor Durchführung des Interviews war er sechs Monate in Haft, an dessen

208 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 208 Anschluss er eine Therapie nach 35 BtMG begonnen hat, aus der er nach wenigen Tagen aufgrund eines Rückfalls entlassen wurde. Insgesamt hat Nils bereits drei Therapien begonnen, die jeweils zwei Monate andauerten. Zum Zeitpunkt des Interviews ist Nils seit zwei Wochen an einen niedrigschwelligen Drogennotdienst angebunden und bekommt zudem von einer Drogenberatungsstelle und einer Substitutionseinrichtung Unterstützung. Nils hat einen fünfjährigen Sohn und wohnt eigentlich mit diesem und seiner Exfreundin in einer gemeinsamen Wohnung. Da er nach dem Therapieaustritt nicht mehr zu seiner Exfreundin zurück wollte, schläft er derzeit in einer Notschlafstelle. Seit dem zweiwöchigen Aufenthalt dort wird Nils täglich mit Subutex substituiert und trinkt zusätzlich Alkohol. Außerdem hat er im letzten Monat Spice, Cannabis, Schmerzmittel, Beruhigungs- und Schlafmittel konsumiert. Früher nahm er zudem Amphetamine, Kokain und Halluzinogene ein. Einen Schulabschluss hat Nils nicht gemacht und eine begonnene Ausbildung zum Glas- und Fensterbauer nach sechs Monaten wieder abgebrochen. Seine Schulden belaufen sich auf Interviewter II: Robert ist 26 Jahre alt, hat die deutsche Staatsangehörigkeit und lebt seit seiner Geburt in Deutschland. Robert hat zwei ältere Geschwister, seine Schwester ist 38 Jahre alt, sein Bruder 34 Jahre, er bezeichnet sich selbst als Nesthäkchen der Familie, seine Eltern leben nicht getrennt. Derzeit befindet er sich in einer festen Beziehung mit seiner Freundin Anja, die drei Jahre jünger ist und mit der er in einer gemeinsamen Wohnung in München lebt. Robert führte bereits eine knapp siebenjährige Beziehung, die er im Alter von 23 Jahren beendete, nachdem seine Freundin schwanger wurde und er vermutete, dass das Kind nicht von ihm sei. Aus dieser Beziehung ging bereits ein gemeinsames Kind hervor, als Robert 17 Jahre alt war, dass nach der Geburt zur Adoption freigegeben wurde. Im weiteren Gesprächsverlauf äußert sich Robert weder zu der Beziehung noch zu der Adoption. Robert hat laut seinen Angaben im Kurzfragebogen den Hauptschulabschluss erlangt, anschließend bisher aber keine Berufsausbildung begonnen und lebt derzeit von Bezügen der Arbeitslosenhilfe. Robert begann im Alter von 12 Jahren mit dem Konsum von Cannabis und kam über LSD, Crystal und Fentanyl im Alter von 17 Jahren zu Heroin, welches er neben Methadon als seine Hauptdroge beschreibt. Seit Oktober 2010 ist er an eine Substitutionspraxis angebunden und erhält dort täglich Methadon. Als Beikonsum gibt er regelmäßig Alkohol, Heroin, Polamidon, Cannabis, Spice und Schmerzmittel an. Bisher hatte Robert noch keine justiziellen Probleme und damit weder Haft- noch Bewährungsstrafen. Seine Schulden belaufen sich auf bis zu

209 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e Interviewanalyse Dunkelfeld In der folgenden Darstellung der Ergebnisse wird mit Hilfe der Metakodes ein thematischer Vergleich zwischen allen drei Interviews des Dunkelfelds gezogen. Dies ermöglicht, dass zu den jeweils übergeordneten Themen jeder Interviewte mit einbezogen werden kann sowie einen anschließenden Vergleich mit den zwei Interviews aus der Suchthilfe Rahmenbedingungen: Familie und persönliches Umfeld Laut theoretischer Erkenntnisse der Suchtforschung gehören vor allem Eltern mit ihrer Vorbildfunktion und ihrem Erziehungsstil sowie die Peergroup eines Heranwachsenden zu den auslösenden Faktoren für eine spätere Affinität zu Drogen (vgl. Punkt 3.3 dieser Arbeit). Alle drei Interviewpartner haben in den Gesprächen ihre Familienverhältnisse mehr oder weniger offen dargelegt und beschreiben ihr Verhältnis zu den Eltern als eher schwierig. Max erklärt, dass er seine Eltern länger nicht gesehen hat und diese eigentlich auch nicht wissen, was er genau macht, zudem sagt er: Ich will die eigentlich nicht so sehen, weil dann schieb ich mir wahrscheinlich Aggros und des is nicht gut (Transkript Max, S. 4, Z ). Woher die Aggressionen gegen seine Eltern stammen, bleibt dabei offen. Klar zu erkennen ist hingegen, dass er, obwohl er seinen festen Wohnsitz bei seinen Eltern angibt, mit diesen derzeit keinen Kontakt haben möchte und daher bei seiner Freundin lebt (vgl. Transkript Max, S. 4, Z ). Es bleibt demnach ungeklärt, ob Max keinen Kontakt zu seinen Eltern sucht, weil diese von seinem Drogenproblem wissen und er einer Konfrontation aus dem Weg gehen möchte oder, ob sie von seinem Drogenkonsum gar nicht in Kenntnis gesetzt sind und er es dabei belassen möchte. Klarer formuliert hingegen Ingo das Verhältnis zu seiner Mutter, die vom Drogenkonsum ihres Sohnes weiß und dies auch offen im Verwandtschaftskreis behandelt wird. Dies geschieht, damit Ingo kein Geld mehr von seinen Verwandten erhält (vgl. Transkript Ingo, S. 3, Z ). Eher verhalten und nur auf Nachfrage des Interviewers äußert sich Tom zu seinen Familienverhältnissen: Ich weiß nicht, meine Familie hat mich eigentlich schon sehr früh abgeschrieben, keine Ahnung Freunde hab ich eigentlich schon (Transkript Tom, S. 6, Z ). Auch auf den Einwand, dass er bei seiner Mutter wohnt und die Frage, ob sie ihm denn keine Hilfe sei, erklärt er, dass sie ihm zwar immer wieder helfen möchte, allerdings nur wenn er aufhört Drogen zu nehmen und er sonst sein Ding machen könne (vgl. Transkript Tom, S. 6, Z ).

210 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 210 Einen ähnlich bedeutenden Einfluss wie Familie und Eltern haben Gleichaltrige auf den heranwachsenden Menschen. Wie bereits in Punkt 8.2 beschrieben, kennen sich die drei jungen Männer aus der Drogenszene und es zeichnet sich während des Gesprächs auch deutlich ab, dass sie gemeinsam konsumieren. Tom erzählt, dass er nach seiner Rückkehr von einem einjährigen Aufenthalt auf einem pädagogisch betreuten Bauernhof Max kennen gelernt hat und dann hab ich mit ihm eigentlich, weiß nicht so richtig, da sind wir so richtig abgedreht, eigentlich haben wir uns alles reingehaun, wirklich alles so (Transkript Tom, S. 2, Z ). Trotz der Abstinenzzeit, die er während des Aufenthalts hatte, suchte Tom den Kontakt zur drogenabhängigen Personen und fing bald nach seiner Rückkehr wieder mit dem Konsumieren an. Dabei lässt sich aufgrund der Aussage vermuten, dass Tom seinen Konsum aufgrund des Umgangs mit Max noch gesteigert hat und experimentierfreudiger wurde, da sie sich gemeinsam alles reingehaun haben. Die Annahme, dass sich junge Menschen im Laufe ihrer Konsumzeit mehr von ihrem drogenfreien Umfeld abgrenzen und Freunde in der Drogenszene suchen, lässt sich durch folgende Aussage von Max bestätigen: Also ich hab schon so, vielleicht ein oder zwei Freunde, die jetzt nicht so krank sind wie ich, also sagen wir nicht so, aber sonst eigentlich kenn ich nur Leute, die irgendwelche Drogen konsumieren (Transkript Max, S. 3, Z ). Da Max seine ein bis zwei Freunde als nicht so krank bzw. nicht so krank wie sich selbst bezeichnet, ist hier die subjektive Einschätzung seiner Sucht als Krankheit und damit als Problem in seinem Leben zu erkennen. Allerdings ist davon auszugehen, dass selbst diese Freunde zumindest legale Drogen konsumieren, da er sie nicht als vollständig drogenfrei beschreibt. Wie in den Interviews bereits erwähnt wurde, hatten die Heranwachsenden in ihrer Jugend schon Kontakt mit dem Hilfesystem im Allgemeinen gehabt. Im Folgenden sollen diese Erfahrungen näher beschrieben werden Hilfesysteme: Erfahrungen mit Hilfemaßnahmen außerhalb der Suchthilfe Das Probieren von Drogen hat bei allen drei Interviewten bereits im Jugendalter begonnen, woraufhin sie mit Angeboten und Hilfemaßnahmen der Jugendhilfe konfrontiert wurden: dann bin ich erstmal für ein Jahr auf einen Bauernhof im Schwarzwald gekommen von der Jugendhilfe, weil ich ein ziemlich anstrengendes Kind war, auch in der Schule, und den Leuten damals schon klar war, dass ich ein Drogenproblem hab (Transkript Tom, S. 2, Z ). Im Interview geht nicht hervor, ob Tom diese Zeit als eine gute Erfahrung betrachtet, es wird aber deutlich, dass die pädagogische Intensivbetreuung im Bezug auf seine Suchtmittelabstinenz keinen

211 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 211 langfristigen Erfolg nach sich gezogen hat, da Tom nach seiner Rückkehr in München den Drogenkonsum sofort wieder aufnahm (Transkript Tom, S. 2, Z ). Auch Ingo hatte früher schon Kontakt mit dem Jugendamt und der Jugendhilfe, flog aber aus deren Maßnahmen immer wieder raus und beschreibt: Ich war schon im Jugendamt, ich war schon in Jugendhilfe, was weiß ich was, ich war schon bei der Caritas, ich war bei Condrobs in Gesprächen, die mir alle versucht haben zu helfen, aber es hat mir nicht geholfen (Transkript Ingo, S. 6, Z ). Bei welchen Angeboten er durch das Jugendamt angebunden war, erwähnt Ingo im Verlauf des Gespräches nicht weiter, jedoch beschreibt er seine Erfahrungen mit der Suchthilfe, die an einer späteren Stelle (Punkt ) nochmals aufgegriffen werden sollen. Bei seiner Aussage wird die Frustration, die das Scheitern mehrfacher Hilfeangebote mit sich gebracht hat deutlich, da er trotz unterschiedlicher Angebote bisher keines als für sich hilfreich bzw. erfolgreich beschreibt. Als Beispiel dazu berichtet Ingo von einer Einrichtung für Obdach suchende Jugendliche, die er für schwierig hält, da das Betreuungspersonal aus seiner Sicht keine Hilfe- und Unterstützungsleistungen anbietet und Jugendliche auch dicht dort übernachten können, was keinen interessiert (vgl. Transkript Ingo, S. 7, Z ). Die Kritik an dieser Einrichtung zeigt deutlich, dass Ingo bereits gegenüber Angeboten der Jugendhilfe resigniert hat und diese für nicht hilfreich erachtet. Gute Erfahrungen hat er bisher nur mit seiner Weisungsbetreuerin gemacht, welche ihn bei gerichtlichen Entscheidungen unterstütze. Ähnlich erging es Max mit seinem Bewährungshelfer, der ihm für drei Jahre zugewiesen wurde: wenn ich zu meinem Bewährungshelfer geh, dann red ich halt mit dem, wobei ich ihm nicht so wirklich was erzähl was ich mach, ich red mit dem einfach, was in der Arbeit so los ist, aber ich erzähl ihm nicht, was ich mir eingebaut hab oder so (Transkript Max, S. 5, Z ). Auf die Frage ob Max das Gefühl hat, ihm gegenüber offen sein zu können, bejaht er dies, trotzdem nutzt er dieses Angebot bisher nicht, um mit ihm über die Drogensucht zu sprechen. Max empfindet seinen Bewährungshelfer aber als Unterstützung und würde, wenn er es für nötig hielte, über ihn auch den Weg in die Suchthilfe suchen (vgl. Transkript Max, S. 5, Z ). Bisher hat Max keine weiteren Erfahrungen mit Hilfemaßnahmen außerhalb der Suchthilfe gemacht. In diesem Abschnitt wird deutlich, dass alle drei Interviewten jahrelange Erfahrungen mit Drogen haben, im Folgenden soll daher die Entwicklung des Konsums sowie die Begründung für diesen und der Stellenwert der Droge aus Konsumentensicht beschrieben werden.

212 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e Drogenkonsum: Entwicklung, Begründung, Stellenwert Wie in der Beschreibung der Interviewteilnehmer unter Punkt 11.1 deutlich wurde, liegt der Erstkontakt mit Drogen bei allen drei Interviewten bereits mehrere Jahre zurück. Max probierte im Alter von ca. 14 Jahren das erste Mal Cannabis, Ingo mit ca. 11 Jahren und Tom mit ca. 15 Jahren. Die Entwicklung des Drogenkonsums verlief dabei sehr ähnlich, so berichtet Max: Ich hab angefangen zu kiffen ( ), dann hab ich Cannabis in größeren Mengen verkauft, also das ging schon in die Kilos, um mir halt andere Drogen zu kaufen, also schon meistens halt Koka, irgendwas zum Ziehen (Transkript Max, S. 1, Z ). Tom kam über den Tabakkonsum ebenfalls in Kontakt mit Cannabis: Das hab ich auf der Realschule angefangen, weil ich relativ früh geraucht hab und dann war ich in den Pausen bei den Größeren rumgestanden und so bin ich halt dann zum Kiffen gekommen, als die dann gemeint haben, sie finden`s lustig so nen kleinen Jungen prall zu sehen. Ich bin dann halt immer weiter mit denen rumgehangen und die haben auch ein bisschen was vertickt (Transkript Tom, S. 1, Z ). Cannabis zählt neben Alkohol und Tabak heute zu den Einstiegsdrogen (vgl. Punkt 3.1), was durch die Interviews bestätigt werden kann. Im späteren Verlauf, wobei die Interviewten keine genauen zeitlichen Angaben machen, kam Max mit Amphetaminen, Tom mit Kokain und Heroin und Ingo im Alter von 18 Jahren mit Heroin in Berührung. Der derzeitige Konsum ist dabei abhängig von den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln und ob die bevorzugte Substanz beschafft werden kann: Also ich konsumier eigentlich immer finanzabhängig, eigentlich alles so (Transkript Tom, S. 3, Z. 74). Kommt darauf an, wie viel Geld ich hab und worauf ich jetzt Lust hab. Wenn ich nen 10er hab, is klar, dass ich mir was zu kiffen hol, wenn ich nen Fuchs hab, dann überleg ich halt, hol ich mir das oder das (Transkript Ingo, S. 3, Z ). Die Heranwachsenden sind bei der Beschreibung der Substanzart häufig inkonsistent in ihrer Aussage. Es wird selten deutlich, welche Drogen derzeit am häufigsten konsumiert werden. Meist wird von einem Misch- bzw. polyvalenten Konsum berichtet, was wiederum auf einen finanzabhängigen Gebrauch schließen lässt: Das mit dem Kiffen und so ist halt im Prinzip regelmäßig und am Wochenende und zwischendurch halt LSD und in den letzten Tagen öfter mal MDMA. Es ist eigentlich Mischkonsum zur Zeit wieder (Transkript Ingo, S. 2, Z ). Eindeutig zeigt sich in allen drei Interviews hingegen, dass die jungen Menschen offen sind für jegliche Art von Konsum, wenn sie auch bestimmte Substanzen bevorzugen. Ein Grund für diese Haltung kann sein, dass sie ohne Drogeneinfluss keinen Antrieb mehr verspüren: Teilweise ist es halt auch so, dass ich aufsteh und wenn ich nichts hab, dass ich mich einfach so schlecht fühl, dass ich einfach am liebsten irgendwie von der Brücke springen würde, oder so was. Des ist schon hart so (Transkript Max, S. 4, Z. 112-

213 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e ). Der Drogenkonsum begründet sich damit als eine Form der Alltagsbewältigung, zum Erhalt von Struktur und Orientierung: Also ich hab halt wirklich teilweise festgestellt, dass ich nicht zufrieden bin, wenn ich nichts habe. Mir ist dann einfach langweilig, wenn ich einen Tag nichts zu kiffen habe und dann hock ich daheim und bin schlecht gelaunt, deswegen will ich halt irgendwo jeden Tag was nehmen, dass es mir im Prinzip gut geht (Transkript Ingo, S. 2, Z ). Dass Drogen für Abhängige eine Art Selbstmedikation darstellen können bzw. auch als Stimmungsaufheller wirken, zeigt folgende Aussage: Wenn ich nichts nehme, empfinde ich einfach keine Glücksgefühle, ich hab dann soviel Hass in meinem Körper, dass ich bei Kleinigkeiten ausflippe und des dann auch nicht kontrollieren kann (Transkript Max, S. 3, Z ). Max erklärt zudem, dass er nicht glaubt, ohne Drogen in die Arbeit gehen zu können und für ihn die Welt ohne Drogen einfach zerstört ist (vgl. Transkript Max, S. 3, Z ). Er begründet für sich selbst, dass er auch oder gerade, wenn er unter Drogeneinfluss steht, seine Arbeit besser macht: Ich geh halt auch mal auf Drogen in die Arbeit und genau das funktioniert gut. Jeder mag mich dort. Ich werde angesehen. Jeder lobt mich wegen meiner Arbeit (Transkript Max, S. 1, Z ). Hier wird ganz deutlich, dass Drogen im Leben der jungen Menschen einen hohen Stellenwert eingenommen haben, da sie ohne den Konsum nicht mehr das Gefühl haben, in ihrem Alltag bestehen zu können. Die Droge gehört eindeutig zu ihrem Leben dazu: Ich will irgendwie nicht aufhören, weil`s mir Spaß macht ( ) Ja das gehört zu meinem Alltag dazu (Transkript Ingo, S. 4, Z ). Wie bereits angedeutet, finanzieren sich die Interviewten ihren Konsum unter anderem durch den Verkauf von Drogen. Diese illegale Handlung führt wie der Konsum der Substanzen selbst, zu problematischen Entwicklungen, die nachfolgend beschrieben werden Problematische Entwicklungen: Delinquenz, Finanzierung, Haft Die Schilderung von Max ohne den Einfluss von Drogen keine Glücksgefühle und Hass zu empfinden, oder wie Ingo erklärt schlecht gelaunt zu sein, wirkt sich auch auf ihr Verhalten gegenüber Mitmenschen aus: Wenn ich nicht irgendwie MDMA oder irgendwas einbau, dann lauf ich rum und würd am liebsten jeden fotzen (Transkript Max, S. 1, Z ). Max erzählt zudem, dass er ohne Drogenkonsum Dinge an seinem Arbeitsplatz kaputt schlägt und auch schon seinen Lehrer aufschlitzen wollte (vgl. Transkript Max, S. 3 und 2, Z und 41-42). Ähnlich berichtet Tom: Ich hab teilweise meine Freundin geschlagen, wenn ich nichts zu kiffen hatte (Transkript Tom, S. 2, Z ). Delinquentes Verhalten äußert sich aber

214 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 214 nicht nur in Form von Gewaltausbrüchen, sondern auch in kriminellen Handlungen zur Konsumfinanzierung. Die Interviewten beschreiben, dass sie Drogen über Leute abziehen (vgl. Transkript Max, S. 2, Z. 60), den Verkauf von Drogen (vgl. Transkript Max, S. 2, Z. 60) und andere kriminelle Geschäfte (vgl. Transkript Ingo, S. 3, Z ) finanzieren. Die Beschaffungskriminalität wie auch der Drogenbesitz selbst führte bei den Interviewten zu weiteren Problemen: Ich muss Drogentests abgeben und halt schaun, wie ich die sauber krieg und da hab ich halt massive Probleme, aber die Probleme hab ich jetzt seit zwei Jahren (Transkript Ingo, S. 4, Z ). Eine gerichtliche Auflage zu Urinkontrollen hat auch Max bekommen: Ich wurde halt gebustet und hab eine Bewährungsstrafe bekommen, so eins sechs auf drei Jahre Bewährung und muss jetzt halt ein Jahr Urinproben abgeben (Transkript Max, S. 1, Z ). Tom verbüßte bereits eine Haftstrafe, aus der er erst kurz vor Interviewführung entlassen wurde und befürchtet nun auf die Fahndungsliste gesetzt worden zu sein. Warum er das denkt, bleibt allerdings ungeklärt. Auf die Frage, ob ihm die Zeit im Gefängnis, bezogen auf die Drogenabstinenz gut getan habe, antwortet Tom: Natürlich hat es mir gut getan, aber geistig hat es eigentlich keinen wirklichen Unterschied gemacht (Transkript Tom, S. 4, Z ). Hier wird deutlich, dass gerichtliche Maßnahmen wenig Einfluss auf eine Verhaltensänderung von jungen Menschen hinsichtlich des Drogenkonsums haben. Im Gegenteil: Obwohl alle Interviewten negative Erfahrungen mit gerichtlichen Auflagen machten (Urinkontrollen, Sozialstunden, Therapien) sowie Bewährungs- und Haftstrafen auferlegt bekamen, gibt es keine Anzeichen dafür, dass sie aufgrund dessen eine Drogenabstinenz anstreben würden. Sie verwenden ihre Energie eher darauf zu überlegen, wie sie Urinkontrollen umgehen oder fälschen können, indem sie beispielsweise nicht nachweisbare Kräutermischungen konsumieren (vgl. Transkript Ingo, S. 5, Z ). Womit ein weiterer Beleg für die Notwendigkeit der Entkriminalisierung von DrogenkonsumentInnen gefunden wäre, so wie sie seit Jahren von führenden ExpertInnen sowie erst kürzlich in einem Bericht der Global Commission on Drug Policy gefordert wurde (vgl. Punkt 1.1) Suchtstatus: Einschätzung und Umgang Unabhängig von den eben genannten justiziellen Konsequenzen erkennen die Heranwachsenden weitere, durch die Umstände des Konsums verursachte, Schwierigkeiten und schätzen ihren Suchtstatus daher folgendermaßen ein: Ja irgendwo bin ich schon abhängig, ich mein, ich hab jetzt die letzten Tage nicht gekifft und schlaf die Nächte nicht, dass is ja im Prinzip irgendwo eine Abhängigkeit, ich

215 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 215 würd schon sagen, dass ich ein Problem damit habe (Transkript Ingo, S. 1, Z ). Ingo erkennt, dass der Konsum bei ihm negative Erscheinungen wie Schlafstörungen auslöst und beschreibt sich selbst als abhängig. Bisher hatte er trotz dieser Einschätzung noch keine Motivation, an seinem Zustand etwas zu verändern oder Hilfe in Anspruch zu nehmen: Ich glaub, ich würd Angebote der Suchthilfe annehmen, wenn ich merk, dass ich aufhören will, oder wenn`s halt mal wirklich richtig problematisch wird. Ich mein, es könnte besser laufen, das ist klar, ich weiß halt nicht genau, wie man mir helfen kann, ich kann nicht sagen, dass ich Hilfe brauch (Transkript Ingo, S. 9 und 5-6, Z. 128 und ). Bisher empfindet Ingo seinen Zustand als noch nicht problematisch genug, um sich Hilfe zu suchen, auch wenn er bereits erste Entzugserscheinungen bemerkte. Auch an dieser Stelle und insbesondere vor dem Hintergrund von Ingos Jugendarrestaufenthalt wird deutlich, wie wenig wirksam die Strafverfolgung drogenkonsumierender Menschen für die Entwicklung einer Abstinenzmotivation ist. Anders als Ingo, der keinen tatsächlichen Hilfebedarf für sich erkennt, beschreibt Tom: Also prinzipiell würde ich schon Hilfe brauchen, aber ich glaub, ich kann sie nicht annehmen, weil ich einfach nicht bereit bin aufzuhören (Transkript Tom, S. 6, Z ). Auf die Frage, ob er denkt, seinen Konsum im Griff zu haben, antwortet dieser: Absolut nicht mehr, nein. Das dacht ich mal eine zeit lang, echt lange Zeit, dass ich das alles im Griff hab, aber irgendwie is mir dann bewusst geworden, dass ich das absolut nicht mehr im Griff hab, dass ich wirklich gar nicht mehr klar komm, wenn ich nichts hab (Transkript Tom, S. 2, Z ). Obwohl Tom merkt, keine Kontrolle mehr über seinen Konsum zu haben und sich vermutlich eine Abhängigkeit eingestellt hat, ist er noch nicht so weit Hilfe anzunehmen, trotzdem benennt er klar, dass er sie eigentlich brauchen würde. Ein Grund dafür kann sein, dass er die Entscheidung wirklich mit dem Konsum aufhören zu wollen noch nicht getroffen hat: Ich müsste selber die Entscheidung treffen, dass ich aufhöre Drogen zu nehmen, aber so kann ich die Hilfe eigentlich nicht annehmen, die da geboten wird (Transkript Tom, S. 8, Z ). Deutlich wird hier u. a. die Bedeutung niedrigschwelliger Hilfen für junge Menschen, die KonsumentInnen auf ihrem Weg mit Drogen begleiten, ohne eine Abstinenzmotivation vorauszusetzen. Tom kann auch nicht eindeutig definieren, welche Hilfe er in seiner momentanen Situation brauchen würde, nennt aber finanzielle Unterstützung als eine Form (vgl. Transkript Tom, S. 6, Z. 182), wobei unklar bleibt, wofür er das Geld benötigen bzw. ausgeben würde. Anders als Tom, der zumindest materielle Unterstützung als Hilfeleistung beschreibt, kann Max nicht festlegen, welches Angebot das Richtige für ihn wäre: außer mit jemanden reden einfach (Transkript Max, S. 5, Z ). Unsicherheit zeigt er auch bei der Frage, ob er denkt, überhaupt Hilfe zu brauchen, die er mit einem naja, keine Ahnung beantwortet. Dies kann daran liegen, dass er sich selbst als noch

216 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 216 nicht abhängig sieht, zumindest was den Gebrauch von Heroin betrifft: also ich hab mir schon Heroin halt gezogen, aber mir taugt`s nicht, ich bin nicht abhängig, sondern des war einmalig (Transkript Max, S. 2, Z ). Ob er eine Abhängigkeit gegenüber anderen Substanzen erkennt, bleibt offen. Eine Inanspruchnahme von Hilfe würde er erst in Erwägung ziehen, wenn es ihm körperlich richtig schlecht gehe: Wenn ich vergiftet bin und irgendwie so richtig krank werde (Transkript Max, S. 6, Z ). Auch wenn die Heranwachsenden ihre Entscheidung Angebote der Suchthilfe in Anspruch zu nehmen bzw. sich Hilfe zu holen noch nicht getroffen haben, wissen sie trotzdem, wo sie sich hinwenden würden, wären sie bereit dafür: Ich glaub, ich würd zu Therapie Sofort oder sowas gehen und würd da sagen, dass ich Hilfe brauche (Transkript Tom, S. 9, Z ). Ingo nennt ebenfalls die Einrichtung Therapie Sofort, da es da am schnellsten ginge und betont, dass er, wenn er wirklich aufhören wollte, er sich für eine stationäre Therapie entscheiden würde, da ambulant nicht wirklich was hilft (vgl. Ingo, S. 9, Z. 282 und 274). Bei der ersten Nachfrage des Interviewers, wo er sich Hilfe suchen würde, antwortete Max noch mit des wüsst ich jetzt auch nicht genau. Erst später im Gespräch erwähnte er, dass er sich an seinen Bewährungshelfer wenden würde, von dem er denkt, dass er ihm bei der Suche eines Angebots helfen könnte (Transkript Max, S. 6 und 5, Z. 190 und ). Obwohl die Interviewten nur schwer beschreiben können, was ihnen in ihrer derzeitigen Situation helfen könnte und ihre Motivation zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausreicht, um sich Hilfe zu suchen, kennen sie bereits Anlaufstellen, die bei einer Vermittlung einer geeigneten Einrichtung der Suchthilfe helfen könnten. Was sie sich von Angeboten der Suchthilfe erwarten, soll im nachfolgenden Punkt geklärt werden Suchthilfe: Erfahrungen, Erwartungen und Bedürfnisse Max, Tom und Ingo sind derzeit in keiner Suchthilfeeinrichtung angebunden, haben jedoch in den letzten Jahren meist aufgrund von gerichtlichen Auflagen oder durch Anordnung des Jugendamtes Erfahrungen mit dem Suchthilfesystem gemacht: Ich hab einmal eine Therapie gemacht, also wo man im Kreis hockt und jeder was erzählt. Aber immer wenn man irgendwo hinkommt, lernt man neue Leute kennen und macht dann noch mehr Scheiße (Transkript Max, S. 4, Z ). In der Schilderung von Max über seine therapeutische Erfahrung wird nicht erkennbar, ob er diese als hilfreich angesehen hat. Da er wie im weiteren Gespräch deutlich wird, die Angebote kritisiert und als sinnlos empfindet, ist anzunehmen, dass er keinen Hilfecharakter der Maßnahmen erkennen konnte. Er hat nach dieser Therapie kein

217 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 217 weiteres Angebot der Suchthilfe wahrgenommen: Niemand hat es mir angeboten, ich hab die Notwendigkeit nicht gesehen und ich hab mich immer so darum gemogelt (Transkript Max, S. 5, Z ). Da sich Max, wie schon in Punkt beschrieben, noch keine Gedanken machte, welche Hilfe für ihn nützlich wäre, beschreibt er im Weiteren auch weder Erwartungen an noch mögliche Verbesserungsvorschläge für Suchthilfeeinrichtungen. Tom hingegen, der bereits Erfahrungen mit Jugendhilfemaßnahmen gemacht hat und früher in einer sozialtherapeutischen Wohngemeinschaft für drogenabhängige junge Menschen lebte, beschreibt diese folgendermaßen. Während seines Aufenthalts begann Tom trotz der Vereinbarung kein Heroin zu konsumieren wieder mit dem Ballern : Die haben mich dann von der Schule abgemeldet, weil sie der Meinung waren, ich pack das nicht und dann hab ich gemeint, wenn ihr euch nicht an die Vereinbarung haltet, dann halt ich auch keine und hab wieder angefangen mit dem Ballern und irgendwann haben sie mich erwischt und erstmal eine Woche auf Haar auf Entgiftung gesteckt. Dann hatt ich noch zwei Wochen Jugendarrest und dann haben die gemeint, am letzten Wochenende bevor ich rausgekommen bin, dass ich nicht mehr einziehen kann, weil ich denen irgendwie zu krass unterwegs bin (Transkript Tom, S. 7, Z ). Toms Enttäuschung über die Entlassung beschreibt er so: Ich find des echt nicht gut, weil ich denen von Anfang an gesagt hab, dass ich ein massives Problem mit Drogen hab und ich auf jeden Fall Rückfälle haben werd. Ich hab einfach erwartet, dass die mich wieder aufnehmen, die letzten zwei Monate bis zu meinem Schulabschluss und mir dann halt ne Wohnung suchen und sowas (Transkript Tom, S. 7-8, Z ). Dieser subjektiven Beschreibung seiner Erfahrungen folgt eine weitere: Ich weiß nicht, ich bin mir bis jetzt leider etwas minderbemittelt vorgekommen. Ich hätt gern, dass die auf mich eingehen, dass die sich irgendwie bisschen für einen interessieren, wer ich bin und was ich so mach. Und wenn die dann mal mit mir reden wollten, dann kam es mir so vor, als würd die das nicht im geringsten interessieren, was eigentlich so mit mir los ist (Transkript Tom, S. 9-10, Z. 314). Vor allem bei Toms letzter Schilderung lässt sich erkennen, dass ihm bei seinen Erfahrungen Empathie und Einfühlungsvermögen seitens des Betreuungspersonals fehlte. Dass er aus der Wohngemeinschaft ausgeschlossen wurde, da er offensichtlich gegen Vereinbarungen verstoßen hat, scheint für ihn ein einschneidendes Erlebnis gewesen zu sein. Ob es Anschlussmaßnahmen oder andere Hilfeleistungen gab, wird im Gespräch nicht deutlich. Da er aber bisher noch keinen Schulabschluss hat, was ihm während der Zeit in der therapeutischen Einrichtung so wichtig war, ist anzunehmen, dass er danach keine Unterstützung zum Erreichen dieses Zieles erhielt. Die Bemerkung, dass er sich dem Betreuungspersonal gegenüber minderbemittelt fühlte - hier wird nicht deutlich von welcher Einrichtung er erzählte - kann man auch in Ingos Schilderungen bezüglich

218 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 218 seiner Erfahrungen mit Suchthilfeeinrichtungen erkennen: Mir ist teilweise aufgefallen, als wir in diesen Suchteinrichtungen waren, dass die richtig arrogant waren den Suchtmittelabhängigen gegenüber und das find ich halt nicht gut, ich mein, wenn man in eine Einrichtung geht, um jemanden zu helfen, dann soll man die nicht noch von oben herab betrachten (Transkript Ingo, S. 8, Z ). Auch Ingo bemängelt wie Tom das Auftreten des Personals in den jeweiligen Einrichtungen, dabei handelt es sich allerdings nur um eine subjektive Beschreibung, trotzdem sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass sich beide während der Maßnahmen nicht ernst genommen fühlten. Weiter beschreibt Ingo seine Erfahrungen: Es war halt meistens so, dass in diesen Einrichtungen allgemein, dass du dann zu deinen Besprechungen gehst, dann redest mit der und dann gehst du wieder raus und hast es aber auch schon wieder vergessen. Und außerdem geben die dir eigentlich nie wirklich Tipps was du machen kannst, wenn du jetzt in ne Situation kommst, wo du konsumieren willst, da geben sie dir halt keine Tipps (Transkript Ingo, S. 6, Z ). Im Gesprächsverlauf beschreibt Ingo, dass er sich praktische Ratschläge wünschen würde, wie er beispielsweise mit seinem Suchtdruck umgehen könne, was auch Tom fordert (vgl. Transkript Ingo, S. 6, Z ). Zudem bemängelt er, dass die meisten SozialpädagogInnen, die nicht selbst früher Drogen konsumierten, nur theoretische Kenntnisse besitzen. Er würde sich daher mehr Ex-UserInnen in den Beratungsstellen wünschen: Die können einen auch besser beraten denk ich, weil die Anderen gar nicht wissen, wie man sich dabei fühlt und auch nicht nachvollziehen können, warum du das machst ( ) und wenn des wirklich Ex-User sind, dann können die auch wirklich Tipps geben, des bringt viel mehr, als wenn sie da Leute reinsetzten, die keine Ahnung haben und immer bloß ihr Wissen aus den Büchern versuchen uns klar zu machen (Transkript Ingo, S. 7 und 8, Z und ). Ingo empfindet das Betreuungspersonal als nicht ausreichend ausgebildet, um ihm wirklich helfen zu können, die Empathie, die bereits von Tom angesprochen wurde, fehlt auch ihm in den Beratungsstellen, da ihm lediglich theoretisches Wissen nicht ausreichend erscheint, um sich in seine Lage versetzen zu können. Als weiteren Kritikpunkt führt er die Methoden mancher Substitutionspraxen an. Er berichtet von Ärzten, die das Substitut zu hoch einstellen, sodass die PatientInnen keine Möglichkeit haben, davon runter zu kommen. Selbst wenn es ihr eigener Wunsch ist, sollen die Dosen nicht verringert werden. Da Ingo die Substitution nur als Übergangslösung sieht, wirft er den ÄrztInnen vor, mit diesen Praktiken nur Geld machen zu wollen und nicht zum Wohle der PatientInnen zu handeln (vgl. Transkript Ingo, S. 9-10, Z ). Betrachtet man Ingos wie auch Toms Schilderungen bezüglich ihrer Erfahrungen mit Suchthilfeeinrichtungen, erhält man ein sehr negatives Bild.

219 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 219 Am Ende des Gesprächs erwähnt Tom noch das Angebot der kontrollierten Heroinabgabe, das er potentiell als Hilfe für sich sieht: Dann müsst ich nicht jeden Tag schaun, wo ich mein Zeug herbekomm, dann hab ich auch Arbeit und alles mögliche und nicht immer den ganzen Tag den Kopf voll, wo ich jetzt Gagen herkrieg, wo ich jetzt Schorre herkrieg und so (Transkript Tom, S. 8, Z ). In der kontrollierten Abgabe von Heroin sieht Tom die Möglichkeit, ein geregeltes Leben führen zu können, ohne sich Gedanken über Finanzierung und Beschaffung der Droge machen zu müssen. Den Wunsch ein normales Leben zu führen, nennen alle drei Interviewten während der Gespräche. Wie genau sie sich ihre Zukunft vorstellen und ob Drogen darin weiterhin eine Rolle spielen sollen, wird im letzten Punkt der Analyse geschildert werden Zukunftsperspektiven In diesem letzten Abschnitt werden die Zukunftsperspektiven aus Sicht der drei Interviewpartner dargestellt, die auf die Frage nach Ideen für ihr Leben Folgendes antworteten: Ich weiß nicht, das Einzigste, was ich machen will, ich setz mich dahinter, dass ich endlich mal ne Wohnung bekomme und keine Ahnung, ich will schon irgendwie was arbeiten, aber im Prinzip auch bloß um mir den hohen Konsum finanzieren zu können (Transkript Ingo, S. 4, Z ). Ähnlich wie Ingo beschreibt auch Max seine Vorstellung: Ich mach meine Ausbildung fertig, danach mach ich vielleicht noch meinen Meister und dann mal schauen, das ist eigentlich mein Ziel (Transkript Max, S. 3, Z ). Auf die Frage, ob er sich seine Zukunft mit Drogen vorstelle, antwortete er: Wenn ich nichts nehme, dann würd ich`s, glaub ich, auch nicht packen in die Arbeit zu gehen, also Ja (Transkript Max, S. 3, Z ). Beide Interviewten suchen den Weg eines geregelten Lebens, indem sie sich eine Wohnung suchen möchten, arbeiten gehen und ihre Ausbildung beenden. Der Wunsch dieses Leben aber weiterhin mit Drogen zu führen, ist bei beiden deutlich zu erkennen. Tom beschreibt zunächst ein sehr negatives Bild seiner Zukunftsaussichten: Traurig. Ich glaub, ich werd noch ein paar mal im Knast landen und irgendwann werd ich in ner versiften Lache liegen und tot sein, irgendsowas in ein paar Jahren. Wenn ich nicht irgendwann mal nen Click krieg in meinem Kopf, dass ich wirklich aufhören will, wird das wahrscheinlich so kommen irgendwann (Transkript Tom, S. 3, Z ). Bezüglich der Frage nach seinen Wünschen für seine Zukunft erklärt er: Ich würd mir wünschen, dass ich erst gar nicht angefangen hätte Drogen zu nehmen, dann könnt ich arbeiten, oder so und müsst mich nicht den ganzen Tag um mein Zeug kümmern (Transkript Tom, S. 3-4, Z ). Dieser Vorstellung fügt er jedoch den Nachteil an, dann aber nicht mehr dicht sein zu können, was er eigentlich brauche (vgl. Transkript Tom, S. 4, Z. 110).

220 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 220 Der Gedanke abstinent leben zu müssen, also ein Leben ohne Drogen zu führen, ist für alle drei Interviewten zu diesem Zeitpunkt noch unvorstellbar, auch wenn der Wunsch eines geregelten bzw. drogenfreien Lebens geäußert wird. Die Idee aller Drei wäre, ein normales Leben mit Substanzkonsum führen zu können, ohne den Alltag darauf auszurichten müssen, wie sie sich ihren Konsum finanzieren und woher sie die Droge beziehen können. Dieser Gedanke entspricht auch den Forderungen nach einer Wende in der derzeitigen Drogenpolitik und damit weg von restriktiven und hin zu liberaleren Ansätzen in der Drogenarbeit, wie sie in den Punkten 1.1 und 1.2 erläutert wurden. Ob die Heranwachsenden den Sprung in ein geregeltes Leben, wie sie es sich wünschen würden, schaffen, liegt auch in der Zukunft des Suchthilfesystems und der Frage, wie auf die individuellen Bedürfnisse drogenabhängiger Menschen eingegangen werden kann bzw. soll. Die nachfolgende Analyse der zwei Interviews mit jungen Menschen, die an Einrichtungen der Münchner Suchthilfe angebunden sind, sollen Hinweise geben, unter welchen Bedingungen, welches Suchthilfeangebot den Interviewten helfen konnte, und welche Erfahrungen sie damit machten Interviewanalyse Suchthilfe Wie in der vorangegangen Analyse der drei Interviews aus dem Dunkelfeld, werden nun auch die beiden Interviews der Heranwachsenden mit Anbindung an die Suchthilfe anhand der Metakodes analysiert. Im Anschluss daran können Zusammenhänge und Unterschiede herausgearbeitet, und in zentrale Ergebnisse der qualitativen Untersuchung formuliert werden Rahmenbedingungen: Familie und persönliches Umfeld Ein entscheidender Teil der Therapie von Drogenabhängigen ist die familiäre Unterstützung. Ein offenes Vertrauensverhältnis macht es dem Betroffenen leichter, sein Drogenproblem anzuerkennen und im Zuge dessen Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch wenn dieser Prozess dauert und sich durch einen Rückfall häufig wiederholt, so ist die Stärkung seitens des persönlichen Umfeldes eine wichtige Komponente im Heilungsprozess. Wie in den Dunkelfeld Interviews bereits deutlich wurde, sind die Verhältnisse zwischen den Interviewten zu ihren Familien eher negativ behaftet. Im Interview mit Robert, der an einer Substitutionspraxis angebunden ist, zeigt sich eine deutlich bessere Beziehung sowohl zu seinen Geschwistern als auch zu seinen Eltern: Ich hab zu meiner ganzen Familie ein gutes Verhältnis. Zu meinem Bruder hab ich auch ein gutes Verhältnis, der weiß auch, dass

221 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 221 ich Heroin konsumiere oder zumindest vor kurzem noch hab, sagen wir mal so. ( ) Meine Schwester weiß eigentlich alles von mir. Mit der hab ich mich immer unterhalten (Transkript Robert, S. 9, Z ). Vor allem mit seiner Schwester führt Robert ein offenes Vertrauensverhältnis und bespricht auch sein Drogenproblem mit ihr, über seinen derzeitigen Beikonsum weiß hingegen niemand aus der Familie: Also meine Eltern wissen zwar, dass ich Drogen nimm, aber die wissen nicht, dass ich Heroin konsumier. Meine Schwester weiß es und ( ) hat uns auch beide schon mal zu sich geholt (...) und es hat dann auch ne Zeitlang funktioniert, bloß haben wir danach halt wieder was genommen. Die weiß jetzt aktuell nicht, dass ich drauf bin, weil die sich zu viel Sorgen macht, irgendwie, weißt des ist meine Schwester, ich hab zu meiner Schwester ein super Verhältnis (Transkript Robert, S. 10, Z ). Dass Roberts Familie vom aktuellen Heroinkonsum nichts weiß, kann daran liegen, dass Robert erkannt hat, dass diese früher aufgrund seiner Abhängigkeit belastet waren und er sie durch das Verschweigen des aktuellen Konsums schützen möchte: Des war halt so, dass meine Eltern auch viel Stress hatten (...) durch des Zeug (Transkript Robert, S. 3, Z )...aber ich will die nicht weiter damit belasten, weil meine Schwester hält schon einiges aus, die hat ja selber Sozialpädagogik studiert und so und aber des Problem ist einfach, die war dann bei mir irgendwie und war da dann ein bisschen betrunken und saß da und hat nur noch geweint und hat mich angefleht irgendwie, dass ich s doch bitte lassen soll (...) (Transkript Robert, S. 11, Z ). Die Belastung der Familie durch Roberts Drogenproblem, die hier ganz deutlich erkennbar ist, kommt mit der folgenden Frage des Interviewers, ob er sich mehr Unterstützung von seiner Familie wünsche noch mehr heraus: Also ich will die gar nicht so sehr damit in Kontakt bringen. Würde ich es meiner Mutter sagen, hätte die wieder schlaflose Wochen ohne Ende, des will ich ihr nicht zumuten und meine Schwester würde mir sofort bei allem helfen. Also des ist überhaupt kein Problem und auch mein Bruder, der hat sofort, wo wir überhaupt keine Kohle mehr hatten, mal schnell 300 überwiesen, also ich kann mich nicht beklagen. Aber ich will die nicht weiter damit belasten ( ) so schlecht geht s mir dann nicht, so instabil bin ich nicht, dass ich jetzt unbedingt sie damit belasten müsste, weil sie belastet s mehr als mich. Deswegen muss des nicht sein (Transkript Robert, S , Z ). Aus der Familien- und Angehörigenarbeit weiß man, dass Kinder ihre Eltern oft schützen möchten, indem sie ihnen den Suchtmittelkonsum verschweigen oder lügen. Eltern hingegen sind meist stark genug, um die Wahrheit zu erfahren. Vielmehr stellt sich die Frage, ob ein Verschweigen der Wahrheit nicht für alle Seiten belastender sein kann. Dass sich Robert stabil fühlt und seine Familie mit seinem Heroinproblem nicht belasten möchte, kann einerseits daran liegen, dass er durch die Substitution seinen Beikonsum auf einmal die Woche minimiert hat und auf lange Sicht hin diesen ganz

222 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 222 einstellen möchte. Er hat damit ein festes Ziel zur Abstinenz vor Augen und kein Gefühl der Aussichtslosigkeit mehr. Andererseits kann aber auch seine neue Partnerschaft ein Grund dafür sein, dass er seitens seiner Familie keine Unterstützungsleistungen mehr einfordert. Vor drei Jahren haben sich Robert und Anja kennengelernt, zu diesem Zeitpunkt wusste dieser noch nicht vom Heroinkonsum seiner Freundin. Robert hatte bis dahin nur selten Kontakt mit dieser Droge und kam erst durch Anja in regelmäßige Berührung, was in Punkt näher beschrieben wird (vgl. Transkript Robert, S. 1-2, Z ). Die beiden wohnen mittlerweile in einer gemeinsamen Wohnung und haben sich zusammen für eine Substitution entschieden. Im Verlauf wird immer wieder deutlich, dass Robert häufig in der Wir-Form spricht: Wir wollen jetzt halt eben schauen, dass wir das Ganze so weit runter dosieren, dass es jetzt bald mal ein Ende hat (Transkript Robert, S. 5, Z ). Damit ist anzunehmen, dass Anja für Robert eine große Rolle im Leben spielt, was in folgender Aussage noch deutlicher wird: Ja, ich stell mir die (Zukunft) auf jeden Fall mit ihr zusammen vor. Also wir wollen auf jeden Fall zusammen bleiben und auf jeden Fall nicht mehr mit dauerndem Drogenkonsum (Transkript Robert, S. 6-7, Z ). An dieser Stelle ist noch zu erwähnen, dass eine gemeinsame Substitution und Runterdosierung die Gefahr birgt, dass bei einem Rückfall auch der Partner von einem erhöhten Rückfallrisiko betroffen ist, was in der psychosozialen Betreuung der Substitutionspraxis angesprochen werden muss. Im verlaufenden Gespräch erwähnt Robert neben seiner Freundin nur einen weiteren Freund, mit dem er die Umsetzung einer Geschäftsidee plant (siehe Punkt ) und spricht sonst lediglich über Bekanntschaften zwischen seinem 12. und 17. Lebensjahr, mit denen er gemeinsam konsumierte. Dies lässt darauf schließen, dass Robert durch die Entscheidung ganz von Heroin wegzukommen, auch seinen Bekanntenkreis aufgegeben hat, was einen typischen Prozess in der Zeit des Cleanwerdens darstellt. Auch bei Nils kann man diesen Verlauf beobachten, da er auf die Frage nach seinen derzeitigen Kontakten Folgendes antwortet: Ich hab mit der Drogenberatung zu tun, mit Condrobs, ich hab mit diesen Leuten hier, mit dem L43 zu tun, ich hab mit zwei Freundinnen was zu tun, die gar nix nehmen und halt mein Substitutionsarzt, da is auch noch ein Psychologe (Transkript Nils, S. 5, Z ). Über seinen früheren Freundeskreis sagt er: Die Freunde von früher, die sind einfach...die waren da, wenn du was hast und ansonsten sind die nicht, des sind Drogenfreunde, des sind keine Freunde (Transkript Nils, S. 9, Z ). Nils bestätigt mit seiner letzten Aussage, dass er ganz eindeutig zwischen Freunden aus der Drogenszene und neuen Bekanntschaften unterscheidet. Interessant dabei ist, dass der neue Bezugskreis neben seinen zwei Freundinnen vor allem aus Betreuungspersonal der Suchthilfe besteht, was auf einen vollkommenen Neuaufbau seines Umfeldes schließen lässt.

223 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 223 Nach seiner letzten Haftentlassung beschloss Nils zudem, nicht mehr in die Wohnung, in der er bis dahin gemeinsam mit seiner damaligen Freundin und seinem Sohn zusammenlebte, zurückzukehren, da er Angst hatte, durch die Konfrontation wieder abzustürzen (vgl. Transkript Nils, S. 5, Z ). Nils versucht durch den bewussten Bruch mit seinem bisherigen Umfeld, einen neuen Weg zu finden. Nachdem Nils seine Geschwister länger nicht gesehen hat, hatte er den Kontakt zu diesen wieder aufgebaut: (...) ich fahr jetzt auch am Wochenende wieder hin und wir haben uns sechs Jahre nicht mehr alle vier auf einmal gesehen, weil ich im Gefängnis war (...) (Transkript Nils, S. 9, Z ). Wie schon in der Vorstellung von Nils beschrieben, hat dieser im Alter von vier Jahren seine Mutter verloren, die von seinem Vater ermordet wurde. Ein weiterer Verlust in seiner Kindheit war der Tod seines Onkels, bei dem die Geschwister und Nils nach dem Tod der Mutter lebten. Da seine Tante nach dem Tod ihres Mannes mit den Kindern überfordert war, wurden die Geschwister in verschiedenen Kinderheimen untergebracht: und dann sind wir, ich glaub 1997, ins Kinderheim gekommen, ich wollte da nicht sein, ich war getrennt von meinen Brüdern und ja des war halt frustrierend (Transkript Nils, S. 2, Z ). Diese tragischen Familienereignisse und Verluste stellen für Nils selbst einen großen Einschnitt in seinem Leben dar: Ich war eigentlich nie glücklich als Kind (Transkript Nils, S. 2, Z. 36) und er wurde dadurch schon bald mit verschiedenen Einrichtungen außerhalb der Suchthilfe konfrontiert. Diese Erfahrungen werden im nachfolgenden Punkt näher erläutert Hilfesysteme: Erfahrungen mit Hilfemaßnahmen außerhalb der Suchthilfe Im vorangegangenen Punkt zeichneten sich Nils negative Erfahrungen mit den Maßnahmen der Jugendhilfe bereits ab, was sich vor allem durch die Erzählungen über die Trennung der vier Geschwister und die Unterbringung in verschiedenen Kinderheimen erklären lässt. Über diese Zeit berichtet er: Die wollten immer über meine Mutter reden und da hab ich zugemacht und die haben immer weiter nachgebohrt und da ging es nicht wirklich darum, mir zu helfen ( ), die haben ihren Job gemacht, ich hab mit denen gesprochen, ich hab es probiert und dann kam immer nur dieses Mitleid und damit konnt ich nichts anfangen (Transkript Nils, S. 6, Z ). Deutlich zeigt sich, dass die BetreuerInnen und TherapeutInnen des Heims aus Nils Perspektive nicht auf ihn eingingen und er die Gespräche als zusätzliche Belastung und nicht Erleichterung empfand: wenn ich Hilfe gebraucht habe, dann kam nichts, aber wenn sie mit mir reden wollten, dann sollte ich und dann hab ich blockiert (Transkript Nils, S. 6-7, Z ). Er bemängelt im weiteren Verlauf auch immer wieder das Tempo, das von den TherapeutInnen und

224 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 224 BetreuerInnen festgelegt wurde und sich nicht nach seinen Bedürfnissen richtete. Durch den Verlust beider Eltern und der getrennten Unterbringung von seinen Geschwistern konnte Nils kein Vertrauen zu Bezugspersonen aufbauen, was für eine gesunde und positive Entwicklung eines Kindes wichtig ist, um Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein entwickeln zu können. Auch in Anschlussmaßnahmen, wie dem betreuten Wohnen, wurde Nils in seiner Entwicklung nicht positiv unterstützt: Ich musste da sein, ich hab da gelebt ( ) Ich wollt nicht mit denen zusammenarbeiten (Transkript Nils, S. 3, Z. 92) ist seine einzige Aussage auf die Frage, ob ihm das Angebot geholfen habe. In einem Nebensatz erwähnt Nils, dass ihm nie etwas in Bezug auf Ämterbesuch, Ausbildungssuche und ähnlichem beigebracht wurde (vgl. Transkript Nils, S. 3, Z ) und er als Jugendlicher immer für sich selbst sorgen musste: also ich musste mir alles, was ich gelernt hab, selber beibringen und ich hab keine Unterstützung bekommen (Transkript Nils S. 3, Z ). Dabei wird nicht deutlich, welche der Jugendhilfemaßnahmen er damit genau beschreibt, vermuten lässt sich, dass sich diese Aussage auf alle bisherigen Hilfeangebot und Therapien bezieht. Trotz vieler negativer Erfahrungen während seiner Kindheit und im späteren Jugendalter hat Nils nicht aufgegeben nach Hilfe zu suchen, bis er ein für sich passendes Angebot gefunden hat, was unter Punkt näher beschrieben wird. Im Gegensatz zu Nils Kindheit wuchs Robert bei seiner Familie auf und hat, wie bereits erläutert, bis heute eine gute Beziehung zu dieser. Aufschlussreich erscheint das in Anbetracht dessen, dass Robert im gesamten Interview keine Jugendhilfemaßnahmen bzw. Kontakt zum Jugendamt und anderen Hilfesystemen beschreibt. Unter der Voraussetzung, dass er früher tatsächlich keine Anbindung an etwaige Hilfsangebote gefunden hat, ist es interessant zu sehen, dass die Familie als wichtige Instanz in seinem Leben versuchte, alleine das Drogenproblem ihres Sohnes bzw. Bruders zu lösen. Dies kann auch ein Rückschluss auf die unter Punkt beschriebene Überforderung der Familie mit Roberts Drogenproblem sein. Im Weiteren sollen nun die Konsummuster genauer betrachtet werden, wobei die Interviewten ihren Suchtverlauf beschreiben, erläutern, warum sie zu Drogen greifen, und welchen Stellenwert Drogen in ihren Leben einnehmen.

225 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e Drogenkonsum: Begründung, Entwicklung, Stellenwert Der Weg von Robert und Nils in die Drogenabhängigkeit begann, wie auch bei den Interviewten aus dem Dunkelfeld mit dem Konsum von Cannabis. Robert beschreibt, dass er im Alter von 12 Jahren das erste Mal gemeinsam mit einem Freund gekifft hat. Bekommen hat er die Substanz damals von seinem Bruder, der früher auch Haschisch rauchte. Nachdem sich der Konsum zunächst auf zwei- bis dreimal im Monat beschränkte, begann er mit 14 Jahren Cannabis täglich mittels Wasserpfeife zu konsumieren. Mit 16 Jahren kam Crystal hinzu, dass er nach eineinhalb Jahren bis zu dreimal täglich einnahm. Sein Bekanntenkreis bestand zu dieser Zeit aus 25- bis 26- Jährigen, mit denen er konsumierte und auch Drogen verkaufte, damit er sich seinen Bedarf finanzieren konnte (siehe auch Punkt ). Der tägliche Konsum von Crystal ließ ihn, nach eigener Aussage abstürzen : Irgendwann kriegst halt gar nichts mehr auf die Reihe und des war dann der Grund warum ich aus Regensburg nach München gegangen bin (Transkript Robert, S. 1, Z. 5-16). In München machte Robert seine ersten Erfahrungen mit Pillen (welcher Art wird nicht beschrieben), die er ein Jahr lang einnahm. Da ihn dieser Konsum langweilte, griff er wieder zu Cannabis und sporadisch zu Koks, LSD und Pilzen, bis er dann zu Heroin kam. Rückblickend beschreibt er selbst wie auch schon Tom, dass er das Gefühl hat, schon sein ganzes Leben zu konsumieren, wobei ihn lediglich das Crystal wirklich beeinträchtigt hätte (vgl. Transkript Robert, S. 3, Z ). Jedoch erst der Konsum von Heroin verbunden mit Fentanyl und die daraus resultierende Toleranzentwicklung hat bei Robert das Verlangen ausgelöst, sich Hilfe zu holen: Da wollte ich dann wieder einen Entzug machen, hab mir zwei Subutex geholt, normalerweise hat mir eine halbe Subutex gereicht, um wieder runter zu kommen und dann nehm ich eine, mir geht`s noch scheiße, nimm die zweite, mir geht`s immer noch scheiße und dann hab ich mir gedacht, ok jetzt hab ich echt ein Problem und dann bin ich in die Substi gegangen (Transkript Robert, S. 2, Z ). Robert unterscheidet im späteren Gesprächsverlauf zwischen Cannabis, welches für ihn einen anderen Stellenwert hat als alle anderen Drogen, da das Rauchen sein ganzes Leben nicht wirklich beeinträchtigt bzw. seinem Leben extrem geschadet hätte. Hier wird erkennbar, dass Robert zwar nicht wie Ingo, Max und Tom die Droge zur Bewältigung seines Alltags, sondern zur Selbstmedikation einsetzt: Ich hab halt auch viel LSD genommen und da muss ich auch sagen, des is für mich keine Droge, es ist eher Medizin (Transkript Robert, S. 7, Z ), weiterhin erklärt er: Ich war, bevor ich mit dem Kiffen angefangen habe, hyperaktiv und sehr aggressiv. Seit ich dann gekifft hab, war es wirklich so, dass ich total ausgeglichen bin ( ). Also ich muss wirklich sagen, dass mich das Kiffen eigentlich positiv beeinflusst hat (Transkript Robert, S. 7, Z ). Robert versuchte seine Defizite, also aggressives und hyperaktives Verhalten,

226 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 226 mittels des Konsums von Cannabis zu therapieren, was insoweit erfolgreich schien, da Cannabis eine leicht entspannende Wirkung hat und eine emotionale Gelassenheit bei den KonsumentInnen hervorruft. Diese Flucht in die Droge zum Abbau negativer körperlicher und psychischer Erscheinungen kann man auch bei Nils erkennen. Nils zeigt im Interview eine ganz klare Vorstellung darüber, warum er in so jungen Jahren - sein Cannabiskonsum begann im Alter von neun begonnen hat, Drogen zu nehmen: Bei mir ist viel passiert in der Kindheit ( ) und durch die Drogen konnt ich die Sachen gut verdrängen. Das Einzigste, wo ich Anerkennung bekommen hab, war durch die Drogen (Transkript Nils, S. 1-2, Z ). Klar benennt er auch, dass es ihm auf Cannabis gut ging, wodurch sich die Annahme bestätigen lässt, dass Jugendliche, die während ihrer Kindheit traumatische Erfahrungen machen mussten, im jugendlichen Alter vermehrt zu Drogen greifen, um eine Distanz zur Realität zu erhalten, was an Nils Beschreibung sehr gut deutlich wird. Durch den Verkauf von Cannabis kam er später mit Speed, LSD und Kokain in Berührung. Als er mit 16 Jahren das erste Mal in Haft war kam er dann mit Subutex und Heroin in Kontakt, wovon er seit seinem 18. Lebensjahr abhängig ist (vgl. Transkript Nils, S. 2, Z ). Anders als Robert, der eine klare Wende beschreibt, die zur Entscheidung für eine Substitution geführt hat, wird im Interview mit Nils nicht wirklich deutlich, was ihn bei der Entscheidung zu einer Therapie bzw. zur Drogenabstinenz beeinflusst hat. Hier könnten aber die häufigen Haftaufenthalte, die Nils aufgrund von Drogenbesitzund- verkauf verbüßen musste, eine Rolle spielen, was im nächsten Punkt näher erläutert wird Problematische Entwicklungen: Delinquenz, Finanzierung, Haft Seine erste der insgesamt fünf Haftstrafen verbüßte Nils im Alter von 16 Jahren, nachdem er beim Verkauf von Speed gefasst wurde. Neben dem Verkauf und Konsum von Drogen gibt er auch noch Körperverletzung und Autodiebstahl als Inhaftierungsgrund an: Ich hab richtig rebelliert, der ganze Frust ist dann halt rausgekommen (Transkript Nils, S. 3-4, Z ). Wie schon unter Punkt beschrieben, schilderte Nils, dass ihm früher seitens der Ämter, insbesondere dem Jugendamt, nie geholfen wurde und er außer der 400 vom Amt keine Unterstützung erhielt: und mit diesen 400 da kann man nicht leben als Jugendlicher. Ich musste meine Wohnung und Essen bezahlen. Dann hab ich wieder Drogen verkauft (Transkript Nils, S. 3, Z ). Durch den Verkauf von Drogen hat er sich zudem seinen eigenen Bedarf finanziert.

227 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 227 Im Gegensatz zu Nils und den Interviewten aus dem Dunkelfeld hatte Robert noch keine Probleme mit Polizei und Justiz, obwohl er seinen Drogenkonsum seit 12 Jahren mit Verticken finanziert hat: Das hat auch immer bestens funktioniert, ich hatte nie Geldprobleme. Zum Schluss hab ich auch noch Crystal verkauft und nicht grad wenig, weil ich da aber selber schon drauf war, ging die ganze Kohle ins Ballern im Endeffekt (Transkript Robert, S. 5, Z ). Auf die Frage des Interviewers, ob er in den 12 Jahren noch nie wegen Handel angeklagt wurde und, dass das schon sehr ungewöhnlich sei, antwortete Robert: Ich bin halt einfach sehr sehr vorsichtig. Ich bin niemand, der auf jeden Zug aufspringt, auch wenn ich schon öfter lukrative Angebote bekommen hätte. Ich hatte immer nur einen sehr, sehr kleinen Kreis, wo es gepasst hat und ich auch wusste dass es ok ist, wo auch ein bisschen Glück dabei ist, klar, aber ich hab auch bisschen Menschenkenntnis einfach (Transkript Robert, S. 6, Z ). Hier wird deutlich, dass Robert sehr reflektiert handelt, den Drogenverkauf hat er dann auch aufgegeben, als ihn die täglichen Anrufe, oft auch nachts, von seinem Käuferkreis gestört haben: Und des ist einfach dieses dumme Gelaber mit denen so, des geht mir, des ist mir so auf den Sack gegangen, dass ich echt gesagt hab, so ne des ist es nimmer (vgl. Transkript Robert, S. 6, Z ). Durch diese Aussage von Robert wird erkennbar, dass er sich von den Leuten der Szene distanzieren wollte. Im nächsten Punkt wird beschrieben, wie er seinen Suchtstatus zu dieser Zeit einschätze und den Weg in die Suchthilfe gefunden hat Suchtstatus: Einschätzung und Umgang Robert hat zum Zeitpunkt, als er sich für eine Substitution entschieden hat, klar erkannt, dass er abhängig war: Wo ich zur Substi gegangen bin, würd ich auf jeden Fall sagen, dass ich definitiv abhängig bin (Transkript Robert, S. 3, Z ). Die Motivation Hilfe in Anspruch zu nehmen, bekam er, als der Versuch sich selbst mit Subutex zu substituieren, scheiterte und er dadurch merkte, dass sein Konsum bereits zu problematisch war, um ohne Hilfe davon loskommen zu können: Da bist du so hoch, dass du nimmer einfach wieder runter kommst. Und des war der Punkt wo ich gesagt hab, so kann`s nicht weitergehen (Transkript Robert, S. 9, Z ). Damals schätze Robert seinen Suchtstatus als abhängig ein und hat sich daraufhin für eine Inanspruchnahme von Hilfe entschieden. Bei der Suche einer Substitutionspraxis hat ihm ein Freund geholfen: Ein Kumpel von mir war da halt schon und der hat angerufen und gemeint, ein Freund von mir braucht dringend so und so (Transkript Robert, S. 11, Z ). Robert bekam innerhalb kürzester Zeit einen Termin in der Praxis. Mittlerweile wird er dort zum Zeitpunkt der Interviewführung seit sechs Monaten substituiert, wobei er in immer weniger

228 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 228 werdenden Abständen, einmal in der Woche, oder auch alle zwei Wochen Heroin beikonsumiert: Also des is halt schon positiv, weil seit zwei Monaten der Konsum auf jeden Fall drastisch weniger geworden ist (Transkript Robert, S. 3, Z ). Robert erklärt aber auch, dass er sich nicht vorstellen kann, nie wieder Heroin zu konsumieren. Er möchte jedoch auf keinen Fall mehr abhängig werden und sich dadurch ständig um die Beschaffung der Droge kümmern zu müssen (vgl. Transkript Robert, S. 5, Z ). Nils beschreibt seine Motivation sich Hilfe zu suchen folgendermaßen: Ich bin jetzt an einem Punkt angekommen, wo ich einfach nimma will. Ich hab so viel gesehen, ich war in Haft dadurch und hab viele Freunde verloren. Ich kenn mich selber nicht mehr eigentlich (Transkript Nils, S. 4, Z ). Nils hat den Weg zur Substitution über einen Freund gefunden, den er während einer Therapie kennen lernte. Dieser entschied sich wie Nils nach der frühzeitigen Entlassung aus der Therapie für eine Substitution: Wir sind dann zum Hausarzt gegangen und haben uns eine Überweisung geholt und dann sind wir zur Clearingstelle gegangen, die uns dann weiter vermittelt hat (Transkript Nils, S. 10, Z ). Durch eine andere Freundin wurde er zudem an die Condrobs Beratungsstelle vermittelt. Nils hat vor allem erkannt, dass er erst durch seine eigene Entscheidung ohne Drogen leben zu wollen mit der Suche nach Hilfeangeboten begonnen hat: Eben natürlich das muss von mir aus gehen, wenn ich keine Hilfe such, dann bekomm ich auch keine, aber wenn ich nachfrage und mich erkundige, dann bekomm ich auch Hilfe, so wie`s jetzt läuft, brauch ich nicht mehr (Transkript Nils, S. 9, Z ). Durch diese Entscheidung und die Hilfe von Freunden und Eigeninitiative kam Nils zu verschiedenen Angeboten der Suchthilfe. Im folgenden Punkt sollen diese als auch Roberts Erfahrungen näher beschrieben werden, wobei sowohl Kritik als auch Vorschläge zur Verbesserung der Angebote aus Konsumentensicht erläutert werden Suchthilfe: Erfahrungen, Erwartungen und Bedürfnisse Nils frühere Erfahrungen mit Suchthilfeeinrichtungen sind, wie bereits mehrfach deutlich wurde, negativ belastet. So berichtet er von seiner letzten Entzugstherapie: Die waren so komisch ( ). Sie denken, sie können alles und es ist gut gemeint, was sie machen und sie wollen einem vielleicht wirklich helfen, aber sie machen dadurch alles schlimmer bei mir, weil sie sagen, sie können mit mir umgehen, sie können sowas bearbeiten und im Endeffekt war das wieder nicht so. Deswegen hab ich diesen Rückfall gemacht, weil ich nicht klar gekommen bin, weil sie mir nicht helfen konnten (Transkript Nils, S. 7, Z ). Da ihm aus seiner Perspektive keine adäquate Hilfe zur Bearbeitung seiner traumatischen Kindheitserlebnisse zu Teil

229 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 229 wurde, nutze Nils seine Rückfälligkeit, um aus der Therapieeinrichtung entlassen zu werden und sich auf die Suche nach einem hilfreicheren Angebot machen zu können. Seine Erfahrungen mit den darauf folgenden Angeboten beschreibt er so: Ich hab mir jemanden gesucht, der mir gut tut, der auf mich eingeht und des ist halt, was sich verändert hat. Hier hab ich mehrere Möglichkeiten, bei Condrobs kann ich über Therapie und Drogen reden, bei der Caritas kann ich über meine Vergangenheit ein bisschen reden, da ist ein Psychologe und hier (L43) kann ich halt generell über alles reden. Ich kann mir aussuchen, mit wem ich was rede und wie schnell. Des tut mir unheimlich gut und bringt mich auf den richtigen Weg (Transkript Nils, S. 8, Z ). Dass Nils die Wahl hat, welche Unterstützung er annehmen will und sich selbst für die Therapieangebote entscheiden kann, ist aus seiner Sicht der beste Weg, um Hilfe annehmen zu können. Die Empathie, die ihm laut seiner Schilderung entgegengebracht wird, führte zu Vertrauen: Das ist ganz neu für mich, die gehen auf mich ein, die reden mit mir, das ist ganz anders, die machen nicht nur ihren Job, sondern die sind einfach menschlich, die versetzten sich in meine Situation hinein und probieren mal zu fühlen, wie ich mich fühl und dann handeln die auch (Transkript Nils, S. 6, Z ). Das Einfühlungsvermögen, das Nils entgegengebracht wurde, fehlte den Interviewten aus dem Dunkelfeld. Nils positive Schilderungen seiner aktuellen Hilfsangebote zeichnen sich jedoch vor allem durch die empathische Haltung der BetreuerInnen aus, was als klarer Anhaltspunkt für eine gelungene Hilfe angesehen werden kann. Im Weiteren berichtet Nils: Ich bin dankbar dafür, dass ich hier schlafen und essen kann, dass es solche Menschen gibt, die einem helfen, die sich mit einem befassen und das nicht auf die leichte Schulter nehmen (Transkript Nils, S. 6, Z ). Dass Nils innerhalb kürzester Zeit einen Therapieplatz gefunden hat, welcher ihm über die Beratungsstelle vermittelt wurde und er Unterstützung seitens der psychosozialen Betreuung in der Substitutionspraxis erfährt, gab Nils eine positive Sicht auf seine Zukunft, was unter Punkt geschildert wird. Roberts frühere Erfahrungen mit Suchthilfeeinrichtungen beruhen lediglich auf eine vom Gericht auferlegte Drogenberatung, die er als wenig hilfreich beschreibt (vgl. Transkript Robert, S. 11, Z ). Auch wenn er seine derzeitige Anbindung an die Substitutionspraxis im Hinblick auf den rückgängigen Heroinkonsum als hilfreich erachtet, so beschreibt er auch negative Erfahrungen, die vor allem die Ausgabezeiten betreffen, welche er mit seinen Arbeitszeiten nicht vereinbaren konnte und Ersatzweise am Wochenende Heroin einnahm: Und dann hängst du halt in so einer Endlosschleife drinnen. Ich bin immer wieder runter auf 0,4, dann bin ich am Sonntag wieder hoch und hab mich dann die Woche über wieder runter gekämpft (Transkript Robert, S. 13, Z ). Um eine flexiblere Ausgabezeit zu erreichen, führt Robert folgenden Verbesserungsvorschlag an: Es müsste die Möglichkeit

230 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 230 geben, Methadon in einem Krankenhaus auszugeben. Dass du einen Schein bekommst, dass du substituiert bist, dann kannst du hingehen und dir deine Dosis abholen, die müssten halt irgendwo abspeichern, dass du schon da warst (Transkript Robert, S. 13, Z ). Neben dieser Kritik bemängelt Robert auch, dass in Deutschland nicht, wie beispielsweise in Polen, auf Substitutionsmittel zurückgegriffen wird, die nicht abhängig machen, da die Chance auf ein abstinentes Leben damit erhöht wäre (vgl. Transkript Robert, S. 14, Z ). Besonders problematisch empfindet er zudem, dass vor Einrichtungen mit Spritzenausgabe polizeiliche Überwachung stattfindet und dies dazu führt, dass die Abhängigen dort nicht mehr hingehen und sich dadurch unter Umständen über infizierte Spritzen anstecken (vgl. Transkript Robert, S. 13, Z ). Roberts Forderungen zur Verbesserung von Suchthilfemaßnahmen, also geschützte Spritzenvergabe, flexible Substitutionsausgabe und der Einsatz von nicht süchtig machenden Ersatzstoffen für Methadon zeigt, dass er seine Erfahrungen mit der Suchthilfe reflektiert und zukunftsorientiert betrachtet. Welche Perspektiven er für seine eigene Zukunft sieht und ob Drogen darin eine Rolle spielen sollen, wird im Folgepunkt geschildert Zukunftsperspektiven Der Weg sich Hilfe über Angebote der Suchthilfe zu suchen zeigt, dass Robert und Nils ihrem Leben eine Neuorientierung geben wollen. Für ihre Zukunft haben beide klare Vorstellungen. Nils, der eine Zusage für eine Therapie in Schloss Pichl hat, stellt sich diese so vor: Das Wichtigste ist jetzt die Therapie und dass ich wieder weg komm und halt mein Leben auf die Reihe bekomm. Ich möcht von der Therapie aus Bewerbungen schreiben für eine Ausbildung, eine Wohnung suchen natürlich und dann möcht ich einfach ein geregeltes Leben führen. Also ich setz jetzt meine Ansprüche nicht zu hoch, sondern ich will einfach nur ein normales Leben führen, ohne Drogen, ohne irgendwelche Probleme mit der Justiz und ich möcht einfach für meinen Sohn da sein. Also Ausbildung, Wohnung und dann für meinen Sohn da sein. Ich möcht erstmal mein Leben auf die Reihe kriegen, das ich für meinen Sohn da sein kann (Transkript Nils, S. 8, Z ). Gerade der Gedanke sein Leben in richtige Bahnen zu lenken, um seinem Sohn ein Vater sein zu können, scheint für ihn sehr wichtig zu sein. Anders als die Interviewten des Dunkelfeldes, strebt Nils ein Leben ohne Drogen an. Die Attribute, welche die Interviewten zur Beschreibung eines geregelten Lebens nennen, also eine Ausbildung abzuschließen, eine Arbeitsstelle sowie eine Wohnung zu haben, möchte auch Nils erreichen um ein normales Leben zu führen.

231 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 231 Ein völlig drogenfreies Leben steht für Robert hingegen bei seinen Vorstellungen für die Zukunft nicht im Vordergrund, wie schon in Punkt beschrieben wird: Also ich will jetzt nicht behaupten, dass ich nie wieder in meinem Leben Heroin konsumieren werd (Transkript Robert, S. 5, Z ). Allerdings möchte er nicht mehr abhängig davon sein, sondern stellt sich einen kontrollierten Konsum vor: Wenn ich dann im Jahr auf zwei, drei Partys geh und mir dann mal irgendwie was einbau, hab ich überhaupt kein Problem damit ( ) und wenn es funktioniert, dass du sagst, du nimmst halt mal zwischendurch Heroin, hätt ich damit auch kein Problem. Ich will nur nicht, dass die Droge mein Leben bestimmt. Ich will mein Leben irgendwo gern noch selbst bestimmen (Transkript Robert, S. 8, Z ). Dabei betont Robert, dass er weiß, dass so ein Leben bei 90% der Menschen nicht funktioniert, was eine objektive Haltung gegenüber diesem Lebensstil impliziert. Der Hauptgrund, warum Robert seine Drogenzeit beenden möchte, ist eine Geschäftsidee, welche er mit einem guten Freund umsetzten möchte: Ich hab mit einem Kumpel von mir angefangen Teile zusammenzutragen für eine mobile Bar ( ). Wir haben uns Edelstahltheken abgebaut, Kühlschränke mitgenommen, also haben wir die meisten Teile für unseren Anhänger und das Grundgestell zusammen. Ich will jetzt schaun, dass wir das alles mal zusammenbauen und dann eben auch auf so Festivals, Straßenfeste und so fahren. Das ist halt eher das Leben, was ich mir vorstellen kann. Du bist nicht an einen Ort gebunden, du bist nicht mal an Deutschland gebunden und kannst rumfahren, wenn das natürlich läuft und des kann ich nicht machen, wenn ich drauf bin (Transkript Robert, S. 8-9, Z ). Um seinen beruflichen Traum und damit auch ein unabhängiges und nicht ortsgebundenes Leben führen zu können, möchte Robert den Drogenkonsum weitestgehend beenden. Er wirkt dabei sehr reflektiert, da er erkannt hat, dass dieses Vorhaben nur möglich ist, wenn er nicht mehr substanzabhängig ist. Für Robert und Nils hat sich durch die Zuhilfenahme geeigneter Maßnahmen der Suchthilfe eine positive Sicht auf ihre Zukunft ergeben. Ob sie es schaffen, dieser Bestrebung nachzukommen, bleibt sicher noch offen, trotzdem ist der Grundstein für das Gelingen ihrer Zukunftsperspektiven gelegt. Daher soll im Folgenden nun verglichen werden, wo die Unterschiede, aber auch die Parallelen, zwischen den Heranwachsenden des Dunkelfeldes und den an der Suchthilfe angebundenen Interviewten liegen, um daraus zentrale Ergebnisse der qualitativen Untersuchung herausarbeiten zu können.

232 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e Dunkelfeld und Suchthilfe im Vergleich: Unterschiede und Parallelen Betrachtet man das familiäre Umfeld beider Probandengruppen so stellt man fest, dass alle Interviewten Kontakt zu ihren Familien haben bzw. zumindest zu einigen Mitgliedern, wobei die Interviewten aus dem Dunkelfeld den Kontakt zu ihren Eltern wenn möglich meiden und insbesondere auch ihren Konsum in der Familie nicht thematisieren. Dies lässt sich auch im Interview mit einem Teilnehmer aus der Suchthilfe feststellen, der zwar nicht alle Details seines derzeitigen Konsum seiner Familie gegenüber offen darlegt, aber eine enge Bindung zu ihnen pflegt. Auch das zweite Interview aus der Suchthilfe zeigt, dass der Interviewte den Kontakt zu seiner Familie sucht und aufrechterhalten will. Deutliche Unterschiede zwischen beiden Gruppen lassen sich im persönlichen Umfeld finden. Bei Betrachtung der Analyse wird deutlich, dass die Interviewten des Dunkelfeldes vorwiegend Kontakt zu ebenfalls konsumierenden Freunden pflegen, wohingegen beide Interviewten der Suchthilfe sich aus ihren alten Bekanntenkreis zurückziehen und neue Freunde als drogenfrei definieren. Unter dem Metakode der Hilfesysteme wurde deutlich, dass alle Teilnehmer bis auf einen Interviewten aus der Suchthilfe früher Erfahrungen mit Angeboten aus der Jugendhilfe o. ä. machten. Diese wurden von ihnen als wenig hilfreich dargestellt, daher besteht in diesem Punkt kein Unterschied zwischen den beiden Interviewgruppen weder in Form der Hilfeleistungen, noch über deren subjektive Bewertung. Interessant ist die Betrachtung des Metakodes Drogenkonsum, da Parallelen zwischen allen Interviewten bezüglich des Drogeneinstiegs gezogen werden können. Dieser begann in beiden Probandengruppen mit dem Konsum von Tabak und Cannabis. Neben Alkohol zählen beide Substanzen in der Literatur (siehe Punkt 3.1) zu den Einstiegsdrogen, was anhand dieses Ergebnisses bestätigt werden kann. Auch der Vergleich des Einstiegsalters zeigt Gemeinsamkeiten und liegt bei allen Interviewten im frühen Jugendalter, also zwischen 9 und 14 Jahren. Die Begründungen für den Konsum reichen von Spaß haben, den Alltag bewältigen können, der medizinischen Wirkung, Anerkennung vom sozialen Umfeld bis hin zur Bewältigung traumatischer Erlebnisse. Diese Aussagen wurden von den Interviewten beider Gruppen getroffen, weshalb auch hier keine wesentlichen Unterschiede feststellbar sind. Mit Ausnahme eines Interviewten aus der Suchthilfe haben alle Teilnehmer justizielle Erfahrungen aufgrund ihres Drogenkonsums bzw. Verkauf von Drogen gemacht. Diese reichten von gerichtlich angeordneten Urinproben, Sozialstunden, auferlegten

233 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 233 Therapien bis hin zu Jugendarrest und Bewährungs- und Haftstrafen. Anzeichen für aktuell delinquentes Verhalten lassen sich nur in den Dunkelfeldinterviews erkennen. Genannt werden in diesem Kontext gewalttätige Ausbrüche gegenüber Mitmenschen sowie Beschaffungskriminalität. Alle Interviewten finanzieren bzw. finanzierten sich ihre Drogen durch Beschaffungskriminalität, insbesondere fällt der illegale Verkauf von Drogen auf, der in fast allen Interviews beobachtet werden konnte, wobei dies bei den Interviewten aus der Suchthilfe der Vergangenheit angehört. Unter den Metakode Suchtstatus lassen sich folgende Gemeinsamkeiten herausarbeiten: Die Einsicht, ein Problem mit dem Konsum von Drogen zu haben, zeigt sich bei allen Interviewpartnern. Dass eine Abhängigkeit besteht, erkannten hingegen nur vier der Befragten, wobei ein Interviewter aus dem Dunkelfeld lediglich einen schädlichen Gebrauch in seinem Konsumverhalten erkennt. Auch wenn sich bei allen Teilnehmern eine Einsicht über den problematischen Substanzgebrauch einstellte, konnte bei den Interviewten aus dem Dunkelfeld keine Motivation zur Inanspruchnahme von Hilfen erkannt werden. Die Begründungen finden sich in Aussagen wie: keine Ahnung was mir helfen kann, ich bin einfach viel zu gerne dicht, ich kann Hilfe erst annehmen, wenn ich richtig krank bin. Für die Teilnehmer aus der Suchthilfe waren negative Erlebnisse wie beispielsweise Haftaufenthalte, verlorene Freunde oder eine hohe Substanztoleranz Gründe, um letztendlich doch Hilfe anzunehmen. Auch die Interviewten des Dunkelfeldes machten in der Vergangenheit Erfahrungen mit Suchthilfeangeboten. Unter Betrachtung dieser sind bei der Bewertung der Angebote bei allen Teilnehmern folgende gemeinsame Aussagen wiederzufinden: Arroganz seitens des Betreuungspersonal im Umgang mit den Süchtigen, fehlende Wertschätzung, zu kurze Beratungszeiten, die BetreuerInnen konnten sich nicht in die Situation der Interviewten versetzten und die Substitutionsärzte gingen nicht auf die Therapiewünsche ihrer PatientInnen ein. Diese Beschreibungen beruhten entweder auf eigenen Erlebnissen oder Erzählungen von Bekannten. Obwohl auch ein Interviewter aus der Suchthilfe in der Vergangenheit ähnlich schlechte Erfahrungen machte, wie sie Teilnehmer aus dem Dunkelfeld beschrieben, hat dieser nicht aufgegeben, ein passendes Angebot zu suchen, was er letztendlich auch fand. Unterschiede als auch Parallelen ließen sich in den Beschreibungen zu den Zukunftsaussichten finden. Insbesondere die Beteiligten aus dem Dunkelfeld beschrieben ihre Perspektiven in Form eines geregelten Lebens mit Drogen. Dabei äußern alle den Wunsch nach einer eigenen Wohnung, Arbeit oder Ausbildung. Drogen möchten dabei sowohl alle Beteiligten des Dunkelfelds als auch ein Interviewter der Suchthilfe konsumieren, jedoch ohne wieder davon abhängig zu werden. Aus dem zweiten Interview der Suchthilfe geht ebenso der Wunsch nach

234 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 234 einem geregelten Leben hervor, das er unter den Aspekten Wohnung und Ausbildung beschreibt, jedoch möchte er zukünftig ohne Drogen leben Zentrale Ergebnisse der qualitativen Untersuchung Aus der Beschreibung, Interpretation und der Gegenüberstellung aller Interviews ergeben sich für die qualitative Forschung folgende zentralen Ergebnisse: Rahmenbedingungen: Familie und persönliches Umfeld Alle fünf Interviewten haben Kontakt zu ihren Familien. Jedoch wird vor allem bei den Dunkelfeldinterviews deutlich, dass diese eine engere Beziehung zu den Eltern vermeiden. Alle Eltern bzw. Familienmitglieder wissen zwar vom Drogenkonsum der Interviewten jedoch nicht über die Ausprägung und Substanzarten. Wie in Kapitel 3.3 bereits dargestellt wurde und in einschlägiger Fachliteratur nachzulesen ist, spiegeln auch die Interviewaussagen wider, dass erst mit dem Eintreten einer Veränderungsmotivation ein Interesse an einem drogenfreien Umfeld wächst. Dies lässt sich bei den beiden Interviewten aus der Suchthilfe erkennen, deren Orientierung nach neuen Freunden sich nicht mehr innerhalb der Szene bewegen. Im Umkehrschluss daraus wird deutlich, dass die Drogenkonsumenten aus dem Dunkelfeld derzeit keine Veränderungsmotivation haben und sich größtenteils mit Freunden, die ebenfalls Drogen konsumieren, umgeben. Hilfesysteme: Erfahrungen mit Hilfemaßnahmen außerhalb der Suchthilfe Vier von fünf Befragten hatten in der Vergangenheit bereits Hilfeangebote kennen gelernt (Heimaufenthalt, pädagogische Intensivbetreuung, Betreutes Wohnen u. ä.) und beschreiben sie als wenig hilfreich für eine Veränderung in ihrem Leben und damit eine Reduzierung der Problematik. Aus diesen negativen Erfahrungen resultiert vermutlich fehlendes Vertrauen in die Suchthilfe, mit der Konsequenz auf diese zu verzichten.

235 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 235 Drogenkonsum: Entwicklung, Begründung, Stellenwert Der Drogeneinstieg verlief bei allen Interviewten über den Konsum von Tabak und/oder Cannabis im frühen Jugendalter zwischen 9 und 14 Jahren. Wobei die Annahme bezüglich Einstiegsdroge und -alter aus der Fachliteratur (vgl. Punkt 3.1 dieser Arbeit) bestätigt werden kann. Zum Substanzkonsum wurden sie durch ältere Bekannte, Schulfreunde und Familienmitgliedern angeregt, was ebenfalls ein typischer Einstieg in den Drogenkonsum darstellt, vergleicht man die Punkte und dieser Arbeit. Auffällig bei der Ergebnisauswertung war der Mischkonsum, der von allen Beteiligten der Untersuchung beschrieben wurde. Die Begründung hierfür liegt insbesondere darin, dass die Interviewten abhängig von Finanzen und Verfügbarkeit konsumieren. Über die Gefahr von Kontraindikation und ungewollten Wirkungsweisen, die ein kombinierter Missbrauch birgt, waren sich die Interviewten nicht bewusst bzw. wurde eine Auseinandersetzung damit nicht erkennbar. Der polyvalente Missbrauch wird auch in der Literatur vor allem bei jungen Menschen beschrieben (vgl. Punkt 3.1), wobei die Ursachen dafür ebenfalls mit den vorliegenden Ergebnissen zu vergleichen sind. Folgende Punkte wurden als Begründung für den Drogenkonsum von den Interviewten beider Probandengruppen benannt: a) Der Konsum von Suchtmitteln verschafft eine Distanz zur Realität, die als Erleichterung erlebt wird. b) Der Konsum von Suchtmitteln gerät zum Selbstheilungsversuch bzw. hat die Funktion einer Selbstmedikation. Hierfür wurden im speziellen Cannabis und LSD genannt. c) Drogen werden zur Alltagsbewältigung konsumiert. Problematische Entwicklungen: Delinquenz, Finanzierung, Haft Alle Interviewten beschreiben die Finanzierung ihres Konsums vorwiegend über Beschaffungskriminalität, die sich von Diebstahl über Drogenhandel bis hin zu anderen kriminellen Geschäften erstreckt. Trotz justizieller Probleme in Form von Jugendarrest, Haft- und Bewährungsstrafen, Auflagen, Sozialstunden, Urinkontrollen und Therapien

236 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 236 zeigen die Interviewten aus dem Dunkelfeld keine Anhaltspunkte zur Drogenabstinenz. Damit wird erkennbar, dass die Strafverfolgung das gewünschte Ziel der Abstinenzorientierung verfehlt. Bei gerichtlich angeordneten Urinkontrollen wird bei den Dunkelfeldinterviews ersichtlich, dass die Teilnehmer auf andere nicht testbare Substanzen, oder Drogen, auf die sie nicht getestet werden, ausweichen. Dadurch geraten sie zwar unter Druck, sich Ersatzstoffe zu beschaffen, der gewünschte Abstinenzeffekt stellt sich jedoch bei keinem Interviewten ein. Suchtstatus: Einschätzung und Umgang Die Einsicht abhängig zu sein, besteht bei vier von fünf Interviewten. Lediglich ein Teilnehmer des Dunkelfeldes erkennt seinen Konsum zwar als problematisch an, definiert eine Abhängigkeit aber nur über den Konsum von Heroin, was er derzeit nicht nimmt. Trotz dieser Einsicht war kein Beteiligter der Dunkelfeldinterviews zum Zeitpunkt der Interviewdurchführung bereit, Hilfe anzunehmen. Zwei Interviewte bagatellisieren insbesondere den Konsum von Cannabis. Deutlich wird, dass die Interviewten ihr Drogenproblem vor allem unter dem Aspekt der Beschaffung als negativ einstufen und nicht über negative Wirkungsweisen definieren. Suchthilfe: Erfahrungen, Erwartungen und Bedürfnisse Gründe für die Inanspruchnahme von Suchthilfeangeboten lagen bei den Interviewten mit Anbindung darin, dass sich eine für sie zu hohe Toleranz gegenüber einer Substanz entwickelt hat bzw. Umstände, die ein hoher Konsum illegaler Stoffe meist mit sich bringt. Zu nennen sind hier beispielsweise Verlust von Freunden, gerichtliche Verfolgung und Inhaftierung, täglicher Druck, sich um Finanzierung und Beschaffung der Droge zu kümmern. Den Weg zu Angeboten der Suchthilfe fanden die Probanden mit Suchthilfeanbindung über Freunde und Bekannte aus der Szene.

237 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 237 Die Teilnehmer aus dem Dunkelfeld kennen zwar Vermittlungsstellen der Suchthilfe, sind aber nicht bereit, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Erkennbar wird vor allem, dass die Interviewten auch auf Nachfrage nicht benennen können, welche Form von Angeboten ihnen helfen würde. Ersichtlich wurde, dass die Interviewten Angebote nur unter dem Aspekt Abstinenzorientierung kennen, Angebote der akzeptanzorientierten Suchthilfe jedoch nur aus anderen Ländern und Städten bekannt sind, welche sie aber klar bevorzugen würden. Alle Interviewten bemängeln die Art und Weise, wie mit ihnen in Einrichtungen der Suchthilfe umgegangen wurde: a) BetreuerInnen wurden als arrogant beschrieben, b) die Interviewten fühlten sich nicht wertgeschätzt, c) die Beratungszeit war zu kurz, d) die BetreuerInnen konnten sich nicht in die Situation ihrer Klientel versetzen, e) die Substitutionsärzte gingen nicht auf Therapiewünsche (Abgabemenge und -zeiten) ihrer PatientInnen ein. An dieser Stelle muss deutlich gemacht werden, dass es sich bei den Beschreibungen um jeweils unterschiedliche Angebote der Suchthilfe handelt und sich nicht auf eines im speziellen beziehen. Als Vorschläge zur Verbesserung von Suchthilfeangeboten benennen die Interviewten folgende Punkte: a) empathisches Betreuungspersonal, vorzugsweise Ex-UserInnen, b) Vermittlung von praktischen Tipps z. B. über Umgang mit Suchtdruck, c) flexiblere Ausgabezeiten, die mit den eigenen Arbeitszeiten vereinbar sind, beispielsweise über die Ausgabe in Krankenhäusern, d) Verabreichung der Substitutmenge in Absprache mit den PatientInnen.

238 E r g e b n i s s e d e r q u a l i t a t i v e n E r h e b u n g S e i t e 238 Zukunftsperspektiven Zukunftsaussichten werden unter dem Blickwinkel eines geregelten Lebens mit Drogen beschrieben. Den Wunsch, eine Wohnung zu haben, arbeiten zu gehen, aber trotzdem nicht auf den Konsum verzichten zu müssen, äußern sowohl alle drei Interviewten aus dem Dunkelfeld als auch ein Interviewter aus der Suchthilfe, der sich vorstellen kann, zu Anlässen einen Joint zu rauchen oder Heroin zu konsumieren. Nur einer der Interviewten möchte zukünftig ein Leben ohne Drogen führen. Hier muss noch erwähnt werden, dass die entwickelten Ergebnisse auf Grundlage der qualitativen Befragung der Interviewten beruhen und daher keinen Anspruch auf generelle Verallgemeinerung von Ansichten drogenabhängiger junger Menschen stellen. Zudem können die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf andere Regionen und Länder übertragen werden, da sich insbesondere hinsichtlich des Suchthilfesystems sowohl strukturelle als auch prozessuale Unterschiede ergeben können. Jedoch kann ein exemplarischer Eindruck gewonnen werden, wie junge problematisch drogenkonsumierende Menschen aus dem Blickwinkel beider Probandengruppen (Dunkelfeld und Suchthilfe) ihren Einstieg in den Drogenkonsum beschreiben, den Suchtmittelkonsum begründen, welche Erfahrungen sie mit der Suchthilfe machten bzw. worin die Gründe für die Ablehnung von Hilfeangeboten lagen, und welche Erwartungen sie an das Suchthilfesystem haben. Diese gewonnenen Erkenntnisse sollen im Folgekapitel nun mit den Ergebnissen der quantitativen Untersuchung in Bezug gebracht werden, wobei Parallelen, Unterschiede und ähnliche Entwicklungen herausgearbeitet werden. Auf Grundlage dieses Resultats werden dann Handlungsempfehlungen für die Bereiche Suchthilfe, Aus-, Fort-, und Weiterbildung sozialer Berufe sowie zur weiterführenden Forschung konzipiert. 12 Zusammenführung beider Erhebungen Nachdem in den vorangegangenen Ausführungen detailliert aber separiert die Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Erhebung dargestellt wurden, können im Folgenden Verbindungen beider Ansätze erarbeitet und damit beide Erhebungen verstärkt diskutiert werden. Es gilt dabei, quantitative Ergebnisse, also Aussagen, die für eine größere Zahl drogenkonsumierender junger Menschen zutreffen, mit

239 Z u s a m m e n f ü h r u n g b e i d e r E r h e b u n g e n S e i t e 239 subjektiven Einzelfallaussagen zu stützen bzw. zu ergänzen oder aber Einzelfallaussagen hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Grundgesamtheit zu überprüfen. Ähnlich wie bei der quantitativen Befragung, bei der der Altersdurchschnitt 21.6 Jahre beträgt, ergibt sich bei den Interviewpartnern ein Altersdurchschnitt von 21,4 Jahren. Das Geschlechterverhältnis der quantitativen Befragung ist mit einem Frauenanteil von 25 % ähnlich unausgeglichen, wie sich das Geschlechterverhältnis bei KonsumentInnen illegalisierter Drogen insgesamt darstellt (etwa 1/3 Frauen und 2/3 Männer, vgl. Punkt 10.1). Bei den Interviewpartnern liegt der Männeranteil gar bei 100 %. Die subjektive Begründung für den Konsum konnte quantitativ nicht abgefragt werden und wird im Rahmen der qualitativen Interviews wie folgt erklärt: Drogenkonsum bedeutet für die Befragten Flucht aus dem Alltag, Selbstmedikation vor dem Hintergrund traumatischer Erlebnisse und/oder Aggressionen und Hyperaktivität, Anerkennung im Kreis drogenkonsumierender Bekannter sowie fehlende Anerkennung in anderen Lebensbereichen und natürlich Gewohnheit sowie Abhängigkeit. Neben den Aussagen bzgl. fehlender Anerkennung äußerte sich ein junger Erwachsener auch positiv über das Lob und damit die Anerkennung, die er im Rahmen seiner Lehrtätigkeit schon bekommen hatte. 41 (59,4 %) der quantitativ Befragten hatten bereits mindestens einmal Schwierigkeiten mit Polizei oder Justiz. 17 Personen (25 %) waren schon einmal und 15 Personen (22,1 %) gar schon mehrmals in Haft. Gründe für delinquentes Verhalten lassen sich in Aussagen der Interviewten finden, wonach einerseits die Finanzierung des Konsums, andererseits aber auch die Finanzierung des Lebensunterhalts eine Rolle spielt. Neben dem Verkauf von Drogen oder Autodiebstahl, wurden in den Interviews zudem auch Straftaten wie Körperverletzung genannt, um sich den Drogenkonsum oder auch den Lebensunterhalt leisten zu können. Weiter wurde der Lebensstil erwähnt, der sich auf legalem Weg nicht hätte finanzieren lassen können, was sicherlich ein weiteres Motiv für das Begehen von Straftaten war. Von fünf Interviewten hatte einer noch keinerlei justizielle Schwierigkeiten, obwohl auch er angibt, seit mehreren Jahren Drogen zu verkaufen um auf diesem Weg seinen Lebensunterhalt sowie seinen eigenen Konsum finanzieren zu können. Als Grund dafür, noch keine Probleme mit der Polizei bekommen zu haben, sieht der Interviewte seine Vorsicht und seine gute Menschenkenntnis beim Abwickeln von Drogengeschäften.

240 Z u s a m m e n f ü h r u n g b e i d e r E r h e b u n g e n S e i t e 240 Über 70 % aller Befragten der quantitativen Erhebung haben Kontakt zu ihren Eltern. 80 % geben an, dass ihre Eltern vom Drogenkonsum wissen. Bei über 50 % hat sich die Beziehung zur Familie im Laufe der Konsumzeit verschlechtert oder sehr verschlechtert, so dass es plausibel erscheint, dass die qualitativ Befragten angeben, dass sie versuchen, den Kontakt zu ihren Eltern auf ein Mindestmaß zu reduzieren und insbesondere den Konsum bzw. das Ausmaß des Konsums in der Familie nicht zu thematisieren. In den letzten 30 Tagen vor der Fragebogenerhebung konsumierten 14 Personen (20,3 %) nur eine Substanz, neun (13 %) nahmen keine Drogen und 46 Personen (66,8 %) konsumierten zwei bis zehn Substanzen. Wie die qualitativen Ergebnisse ergänzend hierzu verdeutlichen, erfolgt ein Mischkonsum vor zweierlei verschiedenen Hintergründen. Zunächst ist die Substanzwahl in der Regel abhängig von der finanziellen Situation der KonsumentInnen sowie von der Verfügbarkeit der Drogen. Im Weiteren sind auch Kontrollmaßnahmen wie beispielsweise Urintests ausschlaggebend für die Wahl einer bestimmten Substanz. So weichen DrogenkonsumentInnen, die Urinkontrollen durchführen lassen müssen, oftmals auf Substanzen aus, die nicht getestet werden oder nicht getestet werden können. Vier der insgesamt fünf Interviewten schätzen ihren Suchtstatus als abhängig ein. Ein Interviewter sieht Abhängigkeitsprobleme grundsätzlich nur im Kontext des Heroinkonsums. Nachdem er aktuell kein Heroin konsumiert, beschreibt er seinen Suchtstatus als problematisch, jedoch nicht abhängig. Diese Aussage findet sich auch in der Hypothesenprüfung der Fragebogenerhebung, wonach ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Hauptdroge Heroin und der Einschätzung des Drogenkonsums als abhängig, besteht. Bei der quantitativen Erhebung geben 46,4 % an, ihren Konsum als abhängig einzuschätzen und 27,5 % sagen, dass sie alles im Griff haben. Diejenigen, die die Einschätzung des Suchtstatus mit abhängig angegeben haben, zeigen damit einen ersten Schritt, der in Richtung clean werden geht, da diese Einsicht eine Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme an einer Therapie oder einem Suchthilfeangebot darstellt. Mit den wichtigsten Hilfeangeboten (stationäre Entwöhnungstherapie (19,7 %), Substitutionsbehandlung (16,4 %) und ambulante Beratung (16,4 %)) waren die quantitativ befragten Personen weitestgehend zufrieden. In keinem Fall war an dieser Stelle eine/r sehr unzufrieden. Anders stellt sich die Situation bei den qualitativ Befragten dar. Hier hatten vier von fünf Befragten in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Hilfeangeboten gemacht, woraus vermutlich die Zurückhaltung der Dunkelfeldinterviewten gegenüber Suchthilfemaßnahmen resultiert. Desweiteren können sich alle Interviewpartner aus dem Dunkelfeld ein Leben gänzlich ohne

241 Z u s a m m e n f ü h r u n g b e i d e r E r h e b u n g e n S e i t e 241 Drogenkonsum nicht vorstellen und sind somit noch weit davon entfernt, das in der quantitativen Erhebung mitunter wichtigste Hilfeangebot, die stationäre Entwöhnungstherapie, in Anspruch zu nehmen. Die Interviewpartner aus dem Dunkelfeld gehen zudem davon aus, dass für eine Inanspruchnahme von Hilfeangeboten grundsätzlich eine Abstinenz bzw. zumindest eine Abstinenzmotivation notwendig ist und kennen niedrigschwellige Angebote in erster Linie aus anderen Städten. Die quantitativ Befragten hingegen kennen auch niedrigschwellige Angebote und nennen beispielsweise die Substitution als zweit wichtigstes Angebot. Die eben erwähnte Unterschiedlichkeit der Zufriedenheit mit Hilfeangeboten von qualitativ und quantitativ Befragten kann allerdings auch der Befragungssituation geschuldet sein, denn die Interviews wurden von den Forschern, also neutralen Personen, geführt, wohingegen die Fragebögen von betreuenden Fachkräften ausgegeben und eingesammelt wurden. Auch wenn die Rückgabe in verschlossenem Kuvert erfolgen sollte, haben die meisten Befragten hierauf verzichtet, weshalb ein sozial erwünschtes Antworten bei der Frage nach der Zufriedenheit mit dem Hilfeangebot bzw. dem Betreuungspersonal vermutet werden kann. Aus der vorangegangenen Darstellung beider Erhebungen sowie der Zusammenführung beider Teile, ergeben sich Handlungsempfehlungen für die Praxis der Suchthilfe, die Lehre Sozialer Berufe und für weitere Forschungsvorhaben für dieses Feld. Die Darstellung dieser Empfehlungen schließt im Folgenden den empirischen Teil ab. III Handlungsempfehlungen 13 Handlungsempfehlungen für die Suchthilfe Aus den erarbeiteten und auf den vorherigen Seiten dargestellten empirischen Ergebnissen lassen sich Empfehlungen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung sozialer Berufe, für eine mögliche weiterführende Forschung sowie für die Suchthilfepraxis ableiten. Einige zentrale Handlungsempfehlungen werden im Folgenden zunächst für die Suchthilfepraxis und in den weiteren Abschnitten sodann für Ausbildung und Forschung angeführt.

242 H a n d l u n g s e m p f e h l u n g e n f ü r d i e S u c h t h i l f e S e i t e 242 Um Angebote der Sozialen Arbeit modifizieren zu können sind Erfahrungen im Feld meist unerlässlich, weshalb die folgenden Empfehlungen lediglich eine Auswahl der für die Forschenden naheliegenden Aspekte darstellen. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit sollen später in Form eines Forschungsberichts der Praxis zugänglich gemacht werden. Vor dem Hintergrund berufspraktischer Erfahrung und anderer Perspektiven können dort weitere Handlungsverbesserungen oder ggf. auch weiterführende Fragestellungen abgeleitet werden. Nachdem in der quantitativen Untersuchung als häufigste Informationswege Gericht und Ärzte genannt wurden, empfiehlt es sich, an diesen Stellen über Angebote der Suchthilfe zu informieren bzw. dort Informationsmaterial auszulegen. Interviewte aus dem Dunkelfeld sind kaum durch Streetwork zu erreichen, kennen wenige Angebote der Suchthilfe und nehmen zudem an, dass für das Wahrnehmen von Angeboten grundsätzlich eine Abstinenzmotivation erforderlich ist. Deshalb wäre es sinnvoll, im Rahmen von Präventionsveranstaltungen an Schulen und Ausbildungsstätten, über Angebote der Suchthilfe zu informieren und auf diesem Weg junge Menschen zu erreichen, die möglicherweise im späteren Leben darauf zurückkommen müssen. Dabei gilt es zudem, LehrerInnen und AusbilderInnen zu schulen, welche Anzeichen zum Erkennen abhängigen Verhaltens es gibt und wohin sich diese bei Verdachtsfällen wenden können bzw. welche ersten Interventionsmaßnahmen getroffen werden sollten. Aufklärung und präventive Maßnahmen sind nach wie vor ein wichtiger Baustein in der Arbeit mit junger suchtgefährdeter Klientel, was auch in Zukunft nicht außer Acht gelassen werden sollte. Im (Erst)Kontakt mit jungen DrogenkonsumentInnen wäre es wichtig, auch die Akzeptanzorientierung der Suchthilfe zum Ausdruck zu bringen und in diesem Zuge niedrigschwellige Angebote zu unterbreiten bzw. über bestehende niedrigschwellige Ansätze zu informieren. Grundsätzlich wäre es hilfreich, akzeptanzorientierter Suchtarbeit mehr Nährboden zu geben und dementsprechend auf drogen- und ordnungspolitischer Ebene restriktives Handeln zu überdenken und liberaler zu agieren. Erstaunlich ist, dass sechs Befragte bei einem Durchschnittsalter von etwa 21.6 Jahren Hepatitis C positiv sind. Von allen Befragten sind 20 Personen nicht über ihren Hep A-, Hep B- oder Hep C- Infektionsstatus informiert. Auch wenn der Aufklärung über Hepatitis-Infektionen im Rahmen der Suchthilfe in den letzten Jahren ein besonderer Stellenwert zu Teil wurde, sollte unter Berücksichtigung eben genannter Infektionszahlen Jüngerer die Aufklärung über Infektionsprophylaxe intensiviert werden. Auch die Gesundheitsraumdebatte gewinnt hierbei wieder an

243 H a n d l u n g s e m p f e h l u n g e n f ü r d i e S u c h t h i l f e S e i t e 243 Bedeutung. Knapp 60 % aller Befragten hatten bereits mindestens einmal Schwierigkeiten mit Polizei und Justiz. 47 % waren bereits ein- oder mehrmals im Strafvollzug. Hier könnte versucht werden, auch die Personen zu erreichen, die bis dahin keine Anbindung an die Suchthilfe gesucht oder gefunden haben. Es könnten erste Kontakte hergestellt bzw. grundsätzliche Informationen verteilt werden, sowohl über Angebote der Suchthilfe, als auch zur Infektionsprophylaxe oder ähnlichem. Das Fälschen von Urinproben bzw. das Ausweichen auf andere Substanzen, die nicht getestet werden (können) scheint sowohl bei gerichtlichen Auflagen als auch in der Substitutionsbehandlung gängige Praxis zu sein. Insbesondere die im Rahmen der Substitution erfolgten Urinproben verfehlen deshalb oftmals das Ziel, einen Beikonsum festzustellen, zu bearbeiten oder zu verhindern. Vielleicht sollte an dieser Stelle ein anderer Ansatz überdacht werden, wie er beispielsweise in der Schweiz vielfach umgesetzt wird. Dort geht man davon aus, dass Selbstangaben der PatientInnen in der Regel zuverlässig genug sind, wenn aufgrund des Beikonsums keine Sanktionen zu befürchten sind (vgl. Praxis Suchtmedizin Schweiz 2011). In Bezug auf die medizinische Versorgung wurde in der Erhebung mehrfach erwähnt, dass die Ausgabezeiten der Substitutionsambulanzen in München meist zu kurz bzw. für berufstätige PatientInnen äußerst ungünstig liegen und diese bei einer verpassten Ausgabe auf andere Substanzen zurück greifen müssen, was eine erfolgreiche Substitution erschwert. Nachdem eine take-home-vergabe in wenigen Fällen und nur nach längerer Substitutionsdauer möglich ist, könnte alternativ über die Versorgung durch Apotheken oder Krankenhäuser nachgedacht werden, wodurch flexiblere Zeiten für die PatientInnen geschaffen wären. Vor dem Hintergrund der negativen Beschreibungen der qualitativ Befragten über die Art und Weise wie mit ihnen in Suchhilfeeinrichtungen umgegangen wurde, wird deutlich, wie wichtig für junge Suchthilfeklientel Aufmerksamkeit, Empathie, Verständnis, Anerkennung und Zeit von Seiten der betreuenden Personen ist. Geht man davon aus, dass diese sogenannten soft skills in der Regel grundsätzlich zu den Kompetenzen von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern gehören, scheint es folgerichtig, sich die Kompetenzen sowie ihre Bedeutung für die Klientel zu vergegenwärtigen. Soft skills sollten insbesondere in der Ausbildung zu sozialen Berufen verstärkt an Bedeutung gewinnen. In den folgenden Handlungsempfehlungen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung sozialer Berufe werden daher praktische Umsetzungsmöglichkeiten vorgestellt.

244 H a n d l u n g s e m p f e h l u n g e n f ü r d i e A u s - F o r t - S e i t e 244 u n d W e i t e r b i l d u n g s o z i a l e r B e r u f e 14 Empfehlungen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung sozialer Berufe Neben der Praxis und der Forschung stellt die Lehre den dritten Pfeiler der Profession Soziale Arbeit dar, weshalb neben den vorangegangenen Empfehlungen für die Suchthilfe im Folgenden auch Handlungsempfehlungen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung sozialer Berufe und in Abschnitt 15. Empfehlungen für eine mögliche weiterführende Forschung gegeben werden. In der Ausbildung sozialer Berufe sollte berücksichtigt werden, dass sich sowohl Deutungsmuster von Abhängigkeit und Substanzkonsum als auch Konsumarten und formen vor dem Hintergrund kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Wandels im Laufe der Zeit verändern und diese veränderten Deutungsmuster die Realität nicht nur abbilden, sondern sie herstellen (Degkwitz 2002). Epidemiologische Zahlen über Suchtmittelkonsum sollten ebenfalls vermittelt werden, damit angehende Fachkräfte eine Vorstellung darüber bekommen, in welchem Ausmaß sich welcher Substanzkonsum wo darstellt. Für Münchner Verhältnisse würde dies bedeuten, dass beispielsweise Crackkonsum so gut wie keine Rolle spielt, sich aber seit ein paar Jahren Todesfälle durch intravenösen Fentanylkonsum häufen (vgl. BAS 2010). Wer im sozialen Bereich tätig werden möchte, verfügt, wie in Punkt 13 bereits verdeutlicht wurde, in der Regel über sogenannte soft skills. Dass diese insbesondere mit schwieriger Klientel einen besonders hohen Stellenwert hat, machen Ergebnisse der vorliegenden qualitativen Erhebung deutlich. Die Interviewten beschreiben die BetreuerInnen als arrogant ihnen gegenüber, sie fühlten sich von diesen nicht wertgeschätzt und empfanden die Beratungszeiten als zu kurz. Diese Aufzählung stellt nur einen Auszug der genannten negativen Beispiele dar und beziehen sich explizit nicht nur auf ein Angebot der Suchthilfe alleine. Im Kontext dieser Ergebnisse scheint es besonders wichtig, innerhalb des Ausbildungsbereiches der Sozialen Arbeit, aber auch in Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, die benötigten Fähigkeiten und Kompetenzen im Umgang mit der Klientel zu integrieren. Eine Möglichkeit soft skills näher zu bringen bzw. zu trainieren, wäre es, durch Kontakt und Austausch mit Betroffen ein Verständnis für deren Situation zu ermöglichen. Politische Diskurse wie beispielsweise die aktuelle bayerische Diskussion über die Schaffung gesetzlicher Grundlagen zum Betrieb von Konsumräumen sollten ebenso in die Lehre mit einbezogen werden, wie zentrale Strukturen oder Ausrichtungen der Suchthilfe. Die vier Säulen der Schweizer Suchthilfe könnten beispielsweise der Drei-

245 H a n d l u n g s e m p f e h l u n g e n f ü r d i e A u s - F o r t - S e i t e 245 u n d W e i t e r b i l d u n g s o z i a l e r B e r u f e Säulen-Politik in Bayern gegenüber gestellt und erörtert werden, weshalb die Schadensminderung in Bayern offiziell keine Anerkennung findet. Ebenfalls diskussionswürdig sind repressive Strategien wie z. B. die Münchner Vertreibungspolitik, aufgrund derer es zum einen für die Soziale Arbeit schwer wird, Kontakt zu ihrer Klientel zu suchen und aufrecht zu erhalten und es zum anderen auch für DrogenkonsumentInnen eine zusätzliche Belastung darstellt. Die Soziale Arbeit hat einen politischen Auftrag, der besonders auch im Kontext Suchthilfe zum Tragen kommen kann. Der Konsum legalisierter Substanzen bringt neben den generellen Abhängigkeitsproblemen weitere Schwierigkeiten wie Kriminalisierung, Verfolgung, gesundheitliche und soziale Verelendung oder Beschaffungskriminalität und Prostitution mit sich. Deshalb sollte in der Ausbildung versucht werden, die Situation Drogenabhängiger zu erklären und dabei zu vermitteln, wie sich KonsumentInnen fühlen, um sich als Berufseinsteiger später möglichst gut in die Situation der Klientel hineinversetzen können bzw. ein Verständnis für deren Situation entwickeln können. Dies erscheint insbesondere daher so wichtig, da in der qualitativen Befragung von den Teilnehmern Ex-UserInnen als Betreuungspersonal in Beratungsstellen gefordert wurde, da diese nach der subjektiven Meinung der Befragten, besser nachvollziehen können, wie beispielsweise ein Suchtdruck erlebt wird und was in dieser Situation helfen kann. Diesem Wunsch könnte zumindest dadurch entsprochen werden, indem in Studium und Ausbildung ein Gefühl für diese Klientel, wie oben beschrieben, vermittelt wird, um auch ohne eigene Erfahrungen mit Drogen gemacht zu haben, empathisch in das Feld der Suchthilfe hineingehen zu können. Im letzten Punkt der Handlungsempfehlungen wird nun auf weiterführende Forschung eingegangen. Dabei soll aufgezeigt werden, wie ergänzende Längsschnittuntersuchungen, Vergleichsstudien und Wirksamkeitsforschungen die auf Grundlage der gewonnen Erkenntnisse dieser Arbeit entwickelt worden sind, helfen können einen noch tieferen sozialwissenschaftlichen Einblick in das Feld der Suchthilfe zu erlangen. 15 Empfehlungen für weiterführende Forschung Nachdem die Handlungsempfehlungen für die Suchthilfe und die Aus-, Fort- und Weiterbildung benannt wurden, werden in diesem Abschnitt Vorschläge für mögliche weiterführende Forschungsvorhaben im Bereich junger problematisch drogenkonsumierender Menschen gemacht.

246 H a n d l u n g s e m p f e h l u n g e n f ü r w e i t e r f ü h r e n d e S e i t e 246 F o r s c h u n g Die vorliegende Querschnittuntersuchung stellt eine adäquate Basis für eine Längsschnittstudie dar, mit der Zusammenhänge aus früherem und späterem Verhalten untersucht werden könnten. Außerdem wäre es möglich, Informationen über das Ausmaß und Zusammenhänge von Veränderungen in verschiedenen Bereichen der jungen DrogenkonsumentInnen in Erfahrung zu bringen. Eine über einen längeren Zeitraum angelegte Längsschnittuntersuchung könnte damit Veränderungsstrukturen bei jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen sichtbar machen. Dies wäre insbesondere deshalb interessant, weil diese jungen Erwachsenen in einer Übergangsphase stehen, in der sie ihren Lebensalltag neu aufbauen und strukturieren und eine Wiederholungsbefragung in zwei, fünf, zehn, fünfzehn und zwanzig Jahren eine Analyse der Lebenssituation, auch im Hinblick auf mögliche Veränderungen im Substanzkonsum ermöglichen würde. Besondere Beachtung sollte bei einer so angelegten Studie der Infektionsstatus in Bezug auf das Alter finden, da in vorliegender Untersuchung davon ausgegangen wird, dass mit der Dauer des Drogenkonsums die Gefahr für einen positiven HIV-, Hepatitis A-, B- und/oder C-Infektionsstatus steigt. Um all die benannten Aspekte berücksichtigen zu können, empfiehlt es sich, die angelegte Querschnittuntersuchung als Längsschnitterhebung auszuweiten. Neben einer Längsschnittstudie wäre eine Untersuchung denkbar, bei der ermittelt wird, weshalb die jungen drogenkonsumierenden Menschen momentan überwiegend zu Hause oder bei Freunden ihre Drogen nehmen. Zudem sollte in einer weiteren Forschungsstudie vertieft werden, weshalb so ein hoher Prozentsatz der jungen DrogenkonsumentInnen einen Hauptschulabschluss bzw. qualifizierten Hauptschulabschluss und keinen weiterführenden Abschluss hat. Diese Fragestellung sollte z. B. klären, ob die Gründe für den niedrigen Schulabschluss beim Drogenkonsum selbst liegen, ob ein niedriges Bildungsniveau ursächlich für einen Drogenkonsum bei jungen Menschen ist oder ob an dieser Stelle ganz andere Faktoren eine Rolle spielen. Neben den bereits genannten Forschungsempfehlungen wäre es außerdem interessant, Einstiegs- und Hauptdrogen über mehrere Jahre hinweg zu analysieren, um festzustellen, inwieweit kulturelle, politische oder gesellschaftliche Entwicklungen ursächlich für sich verändernde Konsummuster sind. Darüber hinaus wäre es empfehlenswert eine Vergleichsstudie in Bezug auf die Vertreibungspolitik zu initiieren, um die Wirksamkeit dieser Politik analysieren zu können. Hierbei sollte ein Vergleich zwischen der Stadt München, bei der eine sehr harte Linie hinsichtlich der Vertreibungspolitik gefahren wird und einer anderen Stadt erfolgen.

247 H a n d l u n g s e m p f e h l u n g e n f ü r w e i t e r f ü h r e n d e S e i t e 247 F o r s c h u n g Des Weiteren wäre eine Wirksamkeitsforschung über Hilfsangebote der Münchner Suchthilfe interessant. Dabei sollte die derzeitigen Angebotsstruktur der Stadt bzw. Region München dahingehend überprüft werden, welche (Hilfs-) Angebote es speziell für junge drogenkonsumierende Menschen gibt, wie diese ausgerichtet sind und wie sie modifiziert werden könnten, sodass sie auch von den jungen Erwachsenen, die sich vorwiegend im nicht-öffentlichen Raum aufhalten, erreicht werden können. Zudem sollte dabei analysiert werden, wie welche Angebote bei jungen KlientInnen wirken. Würden die in Kapitel 13 bereits erwähnten Handlungsempfehlungen für die Suchthilfe München umgesetzt werden, so könnte eine Evaluation erfolgen, in der die veränderte Angebotsstruktur der Suchthilfeeinrichtungen analysiert, auf ihre Wirksamkeit hin bewertet und reflektiert wird Im nun folgenden Schlussteil dieser Arbeit soll eine Antwort auf die eingangs gestellte Forschungsfrage gegeben und dabei wichtige Meilensteine während des Forschungsprozesses, zentrale Ergebnisse und daraus folgende Handlungsempfehlungen kurz zusammengefasst werden.

248 S c h l u s s S e i t e 248 Schluss Nach einer Laufzeit von 15 Monaten geht mit dem Abschluss der vorliegenden Arbeit auch das Forschungsprojekt Situation und Hilfebedarf 18- bis 26-jähriger Menschen mit problematischem Drogenkonsum in München zu Ende. Ein Projekt, dessen Ausgangslage ein Rückgang der Zahl junger DrogenkontaktladenbesucherInnen war und das aufgrund einer explorativen Voruntersuchung auf die Situation und den Hilfebedarf jüngerer KonsumentInnen im Allgemeinen ausgeweitet wurde. Mit Hilfe einer Methodentriangulation konnten 74 DrogenkonsumentInnen im Alter zwischen 18 und 26 Jahren befragt werden. Um Aussagen tätigen zu können, die auf eine Vielzahl von jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen zutreffen, sind 69 Personen mittels einer quantitativen Erhebung in 16 Münchner Suchthilfeeinrichtungen befragt worden. Dabei begegnete man im Rahmen der Fragebogenerhebung zwei Herausforderungen. Die eine Schwierigkeit zeigte sich darin, dass trotz Beteiligung zahlreicher Einrichtungen ein relativ geringer Rücklauf zu verzeichnen war. Noch mehr Motivation seitens der beteiligten Einrichtungen sowie die Bereitschaft zur Teilnahme von weiteren Einrichtungen hätten vermutlich zu einem deutlich größeren Rücklauf beigetragen. Die zweite Schwierigkeit war die Länge des Fragebogens, die insbesondere für intoxikierte Personen in manchen Fällen eine zu große Hürde darstellte. Finanzielle Ressourcen wären außerdem hilfreich gewesen, um die Motivation der DrogenkonsumentInnen zur Teilnahme an der Fragebogenerhebung durch eine Aufwandsentschädigung erhöhen zu können. Um über den verallgemeinerbaren quantitativen Teil hinaus auch Aspekte aus Einzelfallanalysen hinzuziehen zu können, stellte ein qualitativer Teil mit fünf Interviewpartnern den zweiten Baustein der Untersuchung dar. Zwei der qualitativ Befragten waren an Einrichtungen der Münchner Suchthilfe angebunden, die weiteren drei wurden im sogenannten Dunkelfeld befragt, was bedeutet, dass sie zum Zeitpunkt der Erhebung keine Anbindung an Angebote der Suchthilfe hatten. Der Kontakt zu den beiden Interviewpartnern mit Anbindung an die Suchthilfe hat sich in den jeweiligen Einrichtungen relativ leicht herstellen lassen. Zum Dunkelfeld jedoch schien eine Kontaktaufnahme anfangs äußerst schwierig, konnte letztendlich aber mit Hilfe des Snowballsamplingverfahrens hergestellt werden. Die fehlende Anbindung der drei Dunkelfeldinterviewpartner an die Suchthilfe lässt sich unter anderem durch frühere schlechte Erfahrungen mit dem Betreuungspersonal erklären. Zudem zeigte sich, dass die Befragten aus dem Dunkelfeld wenig über Angebote der Suchthilfe informiert sind bzw. davon ausgehen, dass sie Hilfe nur dann in Anspruch nehmen können, wenn sie bereit sind, abstinent zu leben. Außer einem der qualitativ Befragten kann sich derzeit jedoch keiner ein Leben gänzlich ohne Drogen vorstellen. An dieser Stelle erscheint es einerseits sinnvoll daran zu erinnern, wie

249 S c h l u s s S e i t e 249 wichtig Empathie und Wertschätzung im Umgang mit KlientInnen ist. Andererseits ist es empfehlenswert, die Niedrigschwelligkeit mancher Suchthilfeangebote im Umgang mit junger Klientel zu betonen und deutlich zu machen, dass sie akzeptiert werden, egal wie sie sind, d. h. mit oder ohne Drogenkonsum. Die weiteren, im Folgenden angeführten, zentralen Ergebnisse geben aufschlussreich Antwort auf die eingangs gestellte Frage nach der Situation und dem Hilfebedarf junger DrogenkonsumentInnen in München. Sowohl die quantitativ als auch die qualitativ Befragten waren durchschnittlich in einem Alter von 21.6 Jahren. Alle haben Kontakt zu ihren Familien, wobei weniger als die Hälfte noch zu Hause lebt und bei über 70 % Mutter und/oder Vater vom Drogenkonsum wissen. Eine Zusammenarbeit mit den Eltern wäre somit oftmals grundsätzlich möglich, stellt aber zugleich eine Hürde in der Beziehungsarbeit dar, da insbesondere in den Interviews deutlich wurde, dass die Teilnehmer den Kontakt zu ihren Eltern sehr reduziert halten und diese meist das Ausmaß des Drogenkonsums ihrer Kindern oft nicht genau kennen. Die therapeutische Arbeit innerhalb der Familie müsste aufgrund dieses Ergebnisses äußerst behutsam angegangen werden. Im Vergleich zu bundesweiten Zahlen bei Menschen mit und ohne Drogenaffinität, haben von den befragten Münchner Drogenabhängigen deutlich mehr einen Hauptschul- bzw. qualifizierenden Hauptschulabschluss, hingegen deutlich weniger Personen Abitur oder Fachabitur. Hierbei könnte eine neu angelegte Forschung der Frage nachgehen, ob die Gründe für den niedrigen Schulabschluss beim Drogenkonsum selbst liegen, ob ein niedriges Bildungsniveau mit ursächlich für einen Drogenkonsum bei jungen Menschen ist oder ob an dieser Stelle ganz andere Faktoren eine Rolle spielen. Konsumiert wird in 78 % der Fälle nicht in der Öffentlichkeit, sondern in der Regel zu Hause oder bei Freunden. Lediglich 22 % der Befragten konsumieren in der Öffentlichkeit bzw. überall. Die Kontaktaufnahme zu Angeboten der Suchthilfe erfolgt in den meisten Fällen über Polizei/Gericht oder Ärztin/Arzt. KonsumentInnen aus dem Dunkelfeld sind oftmals schwer durch Streetwork zu erreichen und wissen, wie bereits erwähnt, wenig über Angebote der Suchthilfe. Vor diesem Hintergrund wäre es sinnvoll, im Rahmen von Präventionsveranstaltungen an Schulen und Ausbildungsstätten diese vorzustellen und die jungen Menschen über Drogen und Drogenkonsum aufzuklären. 47 % der UmfrageteilnehmerInnen hatten bereits einmal in ihrem Leben einen intravenösen Substanzkonsum. 30 % konsumieren ihre Droge derzeit überwiegend intravenös. Insgesamt haben von 69 befragten DrogenkonsumentInnen sechs einen

250 S c h l u s s S e i t e 250 positiven Hepatitis C und einer einen positiven Hepatitis B Infektionsstatus. Daraus folgernd sollte die Aufklärung über Infektionsprophylaxe, der in den letzten Jahren bereits ein erhöhter Stellenwert zuteil wurde in der Praxis noch weiter intensiviert werden. Auch die Diskussion über Konsumräume in Bayern behält vor eben genannten Infektionszahlen weiterhin ihren Stellenwert. Die meist genommenen Drogen sind Alkohol, Cannabis und Heroin. Knapp 20 % der Befragten sind in Substitution bzw. konsumieren täglich Methadon. Die subjektive Begründung für den Konsum konnte quantitativ nicht abgefragt werden und wird im Rahmen der qualitativen Interviews wie folgt erklärt: Drogenkonsum bedeutet für die Befragten Flucht aus dem Alltag, Selbstmedikation vor dem Hintergrund traumatischer Erlebnisse und/oder Aggressionen und Hyperaktivität, Anerkennung im Kreis drogenkonsumierender Bekannter sowie fehlende Anerkennung in anderen Lebensbereichen und natürlich Gewohnheit sowie Abhängigkeit. Erstaunlich sind die Angaben zum Mischkonsum. Nur etwas über 30 % konsumierten in den letzten 30 Tagen vor der Befragung keine oder nur eine Substanz, alle anderen Befragten eine bis zehn verschiedene Substanzen. Erklärungen für den Mischkonsum lieferten Aussagen aus der qualitativen Erhebung, wonach der Konsum abhängig ist von der Verfügbarkeit und den Finanzierungsmöglichkeiten. Zudem wird, im Falle von anstehenden Urinkontrollen, auf Substanzen, die nicht getestet werden ausgewichen bzw. werden Urintests versucht zu verfälschen. Es scheint so, als würden solche Kontrollmaßnahmen keine hinreichend schützende Funktion erfüllen. Stattdessen könnte versucht werden, auf eine offene und vertrauensvolle Beziehung zwischen BetreuerIn und KlientIn zu setzen, so wie es beispielsweise in der Schweiz bereits erfolgreich praktiziert wird. Fast 60 % hatten bereits Schwierigkeiten mit Polizei und Justiz und 47 % waren bereits ein- oder mehrmals inhaftiert. Die hohen Zahlen lassen sich durch die Beschaffungskriminalität erklären, die von den Interviewteilnehmern zur Finanzierung ihres Konsums angegeben wird. Dass repressive Maßnahmen ihr Ziel der Motivation zur Abstinenz verfehlen, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass trotz immenser justizieller Probleme vier von fünf qualitativ Interviewten nicht auf den Drogenkonsum verzichten möchten. Obwohl die quantitativ befragten Personen mit ihrem derzeit wichtigsten Hilfsangebot (stationäre Entwöhnungstherapie (19,7 %), Substitutionsbehandlung (16,4 %) und ambulante Beratung (16,4 %)) weitestgehend zufrieden waren, stellten die Interviewten hingegen vorwiegend ihre negativen Erfahrungen mit Angeboten der Suchthilfe dar und nannten dabei fehlende Aufmerksamkeit, Empathie, Verständnis,

251 S c h l u s s S e i t e 251 Anerkennung und Zeit seitens des Betreuungspersonals. Diese Erkenntnisse können sowohl für die Lehre als auch für die Praxis Sozialer Arbeit ein wichtiger Hinweis sein. Die hier in kürze dargestellten zentralen Ergebnisse der Studie zur Situation und dem Hilfebedarf der jungen drogenkonsumierenden Menschen in München sollen mit einem erstaunlichen und positiv stimmenden Resultat abgeschlossen werden: Bei der quantitativen Erhebung geben 46,4 % an, ihren Konsum als abhängig einzuschätzen und lediglich 27,5 % sagen, dass sie alles im Griff haben. Vier der insgesamt fünf Interviewten schätzen ihren Suchtstatus ebenfalls als abhängig ein. Ein Interviewter sieht Abhängigkeitsprobleme grundsätzlich nur im Kontext des Heroinkonsums. Da er dieses derzeit nicht nimmt, beschreibt er seinen Suchtstatus als problematisch, jedoch nicht abhängig. Die Einsicht abhängig zu sein, den Drogenkonsum und die negativen Begleiterscheinungen als Problem anzuerkennen stellt einen ersten wichtigen Schritt für eine Inanspruchnahme von Hilfe dar. Daher können die in dieser Arbeit entstanden Empfehlungen dazu genutzt werden, dass Angebote der Suchthilfe die jüngere Klientel noch besser erreichen und durch eine Wirksamkeitsüberprüfung so modifiziert werden, dass sie langfristige Erfolgschancen haben, wobei sowohl abstinenzoriente, aber vor allem auch akzeptanzorientierte Hilfen integriert werden müssen. Ein Überdenken repressiver Maßnahmen wäre dabei angezeigt sowie eine liberalere Drogenpolitik, die es dem Fachpersonal der Suchthilfe möglich machen würde, bezüglich Problemen, insbesondere der jüngeren Klientel besser intervenieren zu können. Detaillierte Ergebnisse sollen bis Ende August in Form eines Forschungsberichts allen Interessierten zugänglich gemacht und insbesondere an alle kooperierenden Einrichtungen versendet werden. Es ist davon auszugehen, dass auf diesem Weg die von den ForscherInnen vorgegebenen Handlungsempfehlungen durch eine andere Perspektive der PraktikerInnen noch ergänzt werden können und somit ein noch größerer Gewinn aus den Daten des Forschungsprojekts erzielt werden kann. Zudem soll versucht werden, die Ergebnisse im Rahmen von Veranstaltungen zu präsentieren (12. Interdisziplinären Kongress für Suchtmedizin in München und Deutscher Suchtkongress in Frankfurt am Main) und gegebenenfalls printmedial zu veröffentlichen.

252 G l o s s a r S e i t e 252 Glossar A Abhängigkeit Aggros schieben Amphetamine bezeichnet die physische oder psychische Form des Angewiesensein auf eine bestimmte Substanz. Anzeichen einer Abhängigkeit ist beispielsweise ein starkes und unüberwindbares Verlangen, sich eine Substanz zuzuführen, wobei es für den Betroffenen immer schwieriger wird den Konsum zu kontrollieren und eine Vernachlässigung anderer Verpflichtungen oder Aktivitäten eintritt. Trotz der schädlichen Wirkung können Betroffene den Gebrauch nicht einstellen. Aggressionen zeigen, auf etwas aggressiv sein ist eine synthetisch hergestellte Substanz mit einer stimulierenden und euphorisierenden Wirkung auf das zentrale Nervensystem. In der Drogenszene wird es unter dem Straßennamen Speed, meist in Form von Tabletten, verkauft. B ballern Beikonsum Benzodiazepine Beruhigungsmittel Heroin intravenös konsumieren. zusätzlicher Substanzgebrauch zur Substitution. auch unter der Kurzform Benzos bekannt, finden in der Medizin aufgrund ihrer angst-, und krampflösenden, muskelentspannenden, beruhigenden, schlaffördernden, amnestischen, stimmungsaufhellenden und teils euphorisierenden (je nach Dosierung und Einnahmeintervall) Wirkung ihre Anwendung. Sie gelten als die Medikamente mit der weltweit höchsten Missbrauchsrate. Das bekannteste ist dabei Diazepam. auch Tranquillizer genannt, sind Arzneimittel mit psychotroper Wirkung, die das zentrale Nervensystem beeinflussen und dadurch angstlösend und entspannend wirken. Sie werden meist in Tabletten- oder Tropfenform eingenommen. C Cleanzeit ist die Zeit, in der keine Drogen konsumiert werden (clean = sauber).

253 G l o s s a r S e i t e 253 Crack Crystal wird aus Kokain hergestellt und mit Wasser und Backpulver zu Kristallen aufgekocht. vgl. Methamphetamin D Delinquenz dicht sein drauf sein DSM-IV (vgl. ICD-10). Dunkelfeld abweichendes Verhalten von rechtlichen und gesellschaftlichen Normvorstellungen. unter dem Einfluss von Drogen stehen. vgl. dicht sein Diagnostisches Manual psychischer Störungen im Kontext dieser Arbeit beschreibt das Dunkelfeld die jungen Menschen, welche derzeit nicht an einem Angebot der Suchthilfe in München angebunden sind. E einbauen, sich etwas Ex-UserIn Drogen konsumieren ehemalige/r DrogenkonsumentIn F Fentanyl Flashback fotzen, jemanden Fuchs ist ein synthetisches Opioid, das vorwiegend stark schmerzlindernd und beruhigend wirkt. In der Medizin wird Fentanyl bei starken Schmerzen in Form von Spritzen, Tabletten, Nasensprays und Pflastern verabreicht. In der Drogenszene wird es zum strecken von Heroin und Kokain, oder als deren Ersatzstoff verwendet. Dazu wird die Substanz von den Pflastern entfernt und durch aufkochen verflüssigt, um zum anschließenden intravenösen Konsum verwendet werden zu können. spontanes Auftreten von Phänomenen wie in der akuten Indikation, nach mehreren Wochen und Monaten des Konsums. jemanden zusammenschlagen 50 Euro Schein

254 G l o s s a r S e i t e 254 G Gagen gebustet werden Geld beim illegalen Drogenkonsum und/oder Verkauf der Drogen von der Polizei erwischt werden. H Halluzinogene Heroin ist eine psychotrope Substanz die starke Sinnestäuschungen und Bewusstseinsveränderungen erzeugt und somit Veränderungen in der Wahrnehmung und der Realität hervorruft. LDS und Pilze sind bekannte Substanzen die zur Gruppe der Halluzinogene gehören. ist ein halbsynthetisches Opioid, das euphorisierend wirkt und ein starkes Abhängigkeitspotential birgt. Heroin wird meist intravenös konsumiert oder geschnupft. Ein abruptes absetzen der Substanz kann sich in einer schweren, unter Umständen lebensgefährlichen Entzugssymptomatik äußern. I ICD-10 Internationales Diagnosesystem für Krankheiten (vgl. DSM-IV) K kiffen Kokain Cannabis rauchen Kokain bewirkt im Zentralnervensystem eine Stimmungsaufhellung und Euphorie, sowie ein Gefühl gesteigerter Leistungsfähigkeit und Aktivität. Zudem verschwindet nach Einnahme das Hunger- und Müdigkeitsgefühl. Kokain hat in den letzten Jahren aufgrund einer Leistungssteigerung der Gesellschaft einen starken Zuwachs an KonsumentInnen gewonnen. Koka Komorbidität Abkürzung für Kokain, vgl. Kokain bezeichnet eine zu der Grunderkrankung zusätzliche Begleiterkrankung. Insbesondere bei psychischen Störungen kommt es zu Mehrfachdiagnosen, so können bei problematischem Substanzkonsum häufig Depressionen, Angst- und Panikstörungen auftreten. Dabei ist meist nicht genau abzuklären, welche Störung für das Auftreten der Anderen verantwortlich ist.

255 G l o s s a r S e i t e 255 L Lösungsmittel LSD sind z. B. Chloroform und Nytroverdünner, dessen Dämpfe über das Einatmen bzw. Schnüffeln aufgenommen werden, um Bewusstseinstrübungen, Halluzinationen und Enthemmung hervorzurufen. Eine schwierige Dosierung und unterschiedliche Inhaltsstoffe erschweren den Konsum. gehört zur Gruppe der Halluzinogene und ist in der Szene auch unter Acid bekannt. Es ruft schon in sehr geringen Dosen lang andauernde pseudohalluzinogene Wirkungen hervor und gehört zu den am stärksten wirkenden Halluzinogenen. Die Droge wird normalerweise auf Papierstücke aufgebracht, sogenannte Tickets, Pappen oder Trips, die dann gelutscht oder geschluckt werden. Man kann LSD aber auch als Lösung in Wasser (so genanntes Liquid oder auch Drops), auf Würfelzucker, als Kapsel- oder in Tablettenform einnehmen. M MDMA ist die Abkürzung für die chemische Verbindung 3,4- Methylendioxy-N-methylamphetamin und bekannt auch unter dem Namen Ecstasy, obwohl dieses nicht auf MDMA als Inhaltsstoff festgelegt ist, sondern auch andere enthalten kann (vgl. Punkt 3.1 dieser Arbeit). Meter umg. für Vergabemenge in ml des Methadons. Methadon Methamphetamin ist ein vollsynthetisch hergestelltes Opioid mit starker schmerzstillender Wirksamkeit, das in der Substitutionsbehandlung als Heroin Ersatzstoff verwendet wird. Es wird i. d. R. in flüssiger Form verabreicht. Die Ausgabe erfolgt oft gemischt mit Sirup oder Saft zur Neutralisierung des bitteren Geschmacks. besser bekannt unter den Straßennamen Crystal bzw. Crystal-Meth, ist ein halbsynthetisches Stimulans auf Amphetaminbasis. Der Konsum verursacht starke Euphorie, verringert das Schlafbedürfnis, steigert die Leistungsfähigkeit und das Mitteilungsbedürfnis. Das Risiko einer Abhängigkeit ist sehr hoch. Crystal wird überwiegend geschnupft, teilweise auch geraucht oder in Wasser gelöst intravenös injiziert.

256 G l o s s a r S e i t e 256 O Opiat Opioid Opium als Opiate bezeichnet man bestimmte Alkaloide im Opium. Es sind diejenigen natürlichen Substanzen, die im Opium vorkommen und die eine schmerzstillende Wirkung haben. Dazu zählen Morphin, Codein, Papaverin und Thebain. Oftmals wird auch Heroin zu den Opiaten gezählt, streng genommen gehört dies aber zu der Gruppe der Opioide (vgl. Opioide). Von den Opiaten ist Morphin nach wie vor das relevanteste, jedoch haben in den letzten Jahren verstärkt auch andere Opioide wie z. B. Fentanyl an Bedeutung gewonnen. ist ein Sammelbegriff für eine chemisch heterogene Gruppe natürlicher und synthetischer Substanzen, die morphinartige Eigenschaften aufweisen. Die wichtigste Wirkung ist eine starke Schmerzlinderung, was Opioide zu unverzichtbaren und viel genutzten Arzneimitteln macht. Unter den vielfältigen Wirkungen sind insbesondere Sedierung und der euphorisierende Effekt zu nennen. Opioide werden meist in Form von Heroin (vgl. Heroin) konsumiert. ist der aus dem Schlafmohn gewonnene getrocknete Milchsaft unreifer, ausgewachsener Samenkapseln. Die wirksamen Hauptbestandteile des Opiums sind die Alkaloide, Morphin, Codein und Thebain (vgl. Opioid und Opiat). P Pathologisierung Pilze, halluzinogene Polamidon Deutung von Verhalten als Krankheit. sind unter den Namen Magic Mushrooms und Zauberpilze bekannt. Die in ihnen enthaltenen Stoffe Psilocybin und Psilocin wirken ähnlich wie die Droge LSD, sind jedoch von kürzerer Wirkdauer. Nach Einnahme kommt es zu psychotropen Veränderungen, z. B. verstärkte Wahrnehmung von Farben und Kontrasten, Verschmelzung mit der Umwelt, grenzenlose Glücks und Liebesgefühle, und Angst vor Verlust der Realitätswahrnehmung und Selbstkontrolle. auch unter der Abkürzung Pola bekannt, ist die etwas teurere Form des Methadons und wird wie dieses als Heroin Ersatzstoff in der Substitutionsbehandlung verwendet (vgl. Methadon).

257 G l o s s a r S e i t e 257 Polytoxikomanie polyvalenter Konsum prall sein psychosoziale Betreuung psychoaktive Substanzen psychotrope Substanzen beschreibt eine Abhängigkeit von mehreren Substanzen, die gleichzeitig eingenommen werden, wobei der Gebrauch wahllos erfolgt. Sehr verbreitet ist dabei der Konsum von Alkohol und einer illegalen Droge, weniger hingegen der Mischkonsum mehrerer illegaler Drogen ohne Alkohol. vgl. Polytoxikomanie unter dem Einfluss von Drogen stehen. ist der zweite Baustein einer ärztlich angeordneten Substitutionstherapie (vgl. Substitution). Es handelt sich dabei um eine intensive psychosoziale Unterstützungsmaßnahme, meist durch PsychologInnen oder SozialpädagogInnen. Die PatientInnen werden während der Substitution in ihrem Alltag beispielsweise durch Krisenintervention, Schuldner- und Rechtsberatung, Hilfe bei Arbeitsplatz- und Wohnraumbeschaffung, Unterstützung bei der Aufnahme schulischer und beruflicher Qualifizierungsmaßnahmen etc. unterstützt. sind von außen zugefügte Stoffe, die eine Veränderung der Psyche und des Bewusstseins zur Folge haben. Hierbei handelt es sich nicht nur um illegale Substanzen, auch Nikotin und Koffein haben bereits eine anregende oder beruhigende Wirkung und verändern dadurch sehr subtil die Wahrnehmung. vgl. psychoaktive Substanzen S Schlafmittel Schmerzmittel Schnüffelstoffe Schorre auch Hypnotika genannt, fördern nach Einnahme den Schlafvorgang. Sie werden in Tabletten- oder Saftform eingenommen und wirken, abhängig davon ob die Schlafstörung beim Einschlafen oder Durchschlafen liegt, länger oder kürzer. werden zur Unterdrückung der Schmerzempfindung eingesetzt. Dabei ist zwischen nicht-opioiden (Acetylsalicylsäure), schwach opioiden (Tramadol) und stark opioiden Schmerzmitteln (Morphin) zu unterscheiden, die je nach Stärke des Schmerzes vergeben werden. Sie zählen zu den am häufigsten verwendeten Medikamenten und werden oft unkontrolliert und missbräuchlich eingenommen. vgl. Lösungsmittel umgangssprachlich für Heroin.

258 G l o s s a r S e i t e 258 Shisha Speed Spice Substanztoleranz Substitut Substitution Subutex/ Suboxone Sucht Wasserpfeife arabischen Ursprungs. vgl. Amphetamine ist ein Mischprodukt, welches hauptsächlich aus verschiedenen getrockneten Kräutern und Pflanzenteilen besteht und als Ersatzstoff für Cannabis konsumiert wird. Die genaue Wirkungsweise der Droge ist relativ unklar. Spice wird eine sehr ähnliche Wirkung wie Marihuana nachgesagt und deswegen bevorzugt konsumiert, da es bis 2009 legal gekauft werden konnte. vgl. Toleranzentwicklung ist das Medikament, welches während einer Substitutionsbehandlung (vgl. Substitution) verabreicht wird (vgl. Methadon, Polamidon, Subutex). ist eine Drogenersatztherapie, die bei opiatabhängigen Menschen ihre Verwendung findet. Dabei werden den PatientInnen gesetzes- und richtlinienkonforme Medikamente verordnet (vgl. Substitut), mit dem Ziel eine dauerhafte Substanzfreiheit herbeizuführen, oder im Sinne einer Dauersubstitution eine Schadensminimierung anzustreben. Neben der medikamentösen Behandlung ist die psychosoziale Betreuung ein zweiter wichtiger Baustein der Substitution (vgl. psychosoziale Betreuung). ist ein besonders starkes Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Buprenorphin, dass in der Substitutionsbehandlung als Ersatzstoff für Heroin eingesetzt und in Tablettenform verabreicht wird. ist eine veraltete Bezeichnung, und mit Abhängigkeit gleichbedeutend (vgl. Abhängigkeit). T taugen, nicht Toleranzentwicklung etwas gefällt nicht, macht keinen Spaß. es werden immer größere Mengen einer Droge notwendig um die gewünschte Wirkung zu erzielen. U UserIn DrogenkonsumentIn V verticken, etwas hier, Drogen verkaufen

259 L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s S e i t e 259 Literaturverzeichnis Abels, Heinz (2008): Lebensphase Jugend. Über Identität, Statuskonsistenz und die Attraktivität eines jugendlichen Lebensstils, über die Verlängerung und Entstrukturierung der Jugendphase und über Individualisierung. In: Abels, Heinz et al.: Lebensphasen. Eine Einführung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. S Bayerisches Staatsministerium des Inneren (Hrsg.) (1974): Drogen, Alkohol, Nikotin. Dokumentation über eine Repräsentativerhebung bei Jugendlichen in Bayern. München: J. Geither Verlag. Bellgardt, Egon (2004): Statistik mit SPSS. Ausgewählte Verfahren für Wirtschaftswissenschaftler. WiSo Kurzlehrbücher. München: Franz Vahlen Verlag. Bonnet, Udo (2009): Cannabis. In: Thomasius, Rainer et al. (Hrsg.): Suchtstörungen im Kindes- und Jugendalter. Das Handbuch: Grundlagen und Praxis. Stuttgart, New York: Schattauer. S Bonorden-Klej, Karin et al. (Hrsg.) (2011): Diamorphinsubstitution für Heroinabhängige. Ein Thema auch für den deutschen Justizvollzug? In: Forum Strafvollzug. Ausgabe 1/2011. Wiesbaden: Gesellschaft für Fortbildung der Strafvollzugsbediensteten e. V.S Bröckers, Mathias (2010): Die Drogenlüge. Warum Drogenverbote den Terrorismus fördern und Ihrer Gesundheit schaden. Frankfurt am Main: Westend Verlag. Brosius, Hans-Bernd/Koschel, Friederike/Haas, Alexander (2008): Methoden der empirischen Kommunikationsforschung. Eine Einführung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) (2008): Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland Alkohol, Tabak- und Cannabiskonsum. Köln über BzgA. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) (2010a): Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland Verbreitung des Konsums illegaler Drogen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Köln über BzgA. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) (2010b): Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland Eine Wiederholungsbefragung Köln über BzgA. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) (2011a): Der Tabakkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland Ergebnisse einer aktuellen Repräsentativbefragung und Trends. Köln über BzgA. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) (2011b): Der Tabakkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland Ergebnisse einer aktuellen Repräsentativbefragung und Trends. Köln über BzgA. Costanzo, David (2011): Münchens Brennpunkte In: Tz vom

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269 Q u e l l e n v e r z e i c h n i s S e i t e 269 Vorträge/Sonstiges Fuhrmann, Klaus (2009): What shall we do with the elder Junkies. Vortrag auf der Fachtagung: Ältere Drogenabhängige Versorgungskonzepte an der Schnittstelle zwischen Sucht- und Altenhilfe in München. Haas, Florian (2011): Florian Schäffler persönliches Gespräch. München Keppler, Karlheinz (2010): Podiumsdiskussion Substitution in Haft. Hochschule München 15. November Schäffler, Florian (2006): Filminterviews mit PassantInnen und AnwohnerInnen am Orleansplatz in München.

270 A b b i l d u n g s v e r z e i c h n is S e i t e 270 Abbildungsverzeichnis Seite Abb. 1: Altersverteilung. 113 Abb. 2: Geschlechterverteilung 114 Abb. 3: Staatsangehörigkeit. 116 Abb. 4: Höchster Schulabschluss, der befragten Personen Abb. 5: Höchster Schulabschluss der Mutter 119 Abb. 6: Höchster Berufsabschluss der Mutter Abb. 7: Höchster Schulabschluss Vater. 121 Abb. 8: Höchster Berufsabschluss Vater Abb. 9: Partnersituation der 18- bis 26-Jährigen Abb. 10: Zufriedenheit Partnerbeziehung. 124 Abb. 11: Wohnsituation der 18- bis 26-Jährigen. 125 Abb. 12: Überwiegende Wohnsituation in Bezug auf das Geschlecht. 126 Abb. 13: Zufriedenheit mit der Wohnsituation Abb. 14: Schuldenhöhe der jungen problematisch drogenkonsumierenden Erwachsenen Abb. 15: Zufriedenheit mit der finanziellen Situation 130 Abb. 16: Möglicher Aufenthalt im Strafvollzug Abb. 17: Infektionsstatus der drogenkonsumierenden jungen Erwachsenen Abb. 18: Zufriedenheit mit der körperlichen Gesundheit 133 Abb. 19: Zufriedenheit mit dem seelischen und psychischen Zustand. 134 Abb. 20: Zufriedenheit mit den beruflichen Zukunftsaussichten. 136 Abb. 21: Zufriedenheit mit der Beziehung zur Familie Abb. 22: Kontakt zu Mutter und Vater. 138 Abb. 23: Einstiegs- und Hauptdroge Abb. 24: Suchtmittelkonsum Abb. 25: Suchtmittelkonsum Abb. 26: Lebenszeitprävalenz des Konsums von illegalen Drogen und Alkohol 144 Abb. 27: Lebenszeit Prävalenz des Cannabiskonsums. 145 Abb. 28: Kein Konsum von aufgeführten Suchtmitteln. 145 Abb. 29: Zufriedenheit mit dem Suchtmittelkonsum Abb. 30: Veränderungen während des Drogenkonsums hinsichtlich des Suchtmittelgebrauchs 149 Abb. 31: Konsumort 150 Abb. 32: KonsumpartnerIn 151 Abb. 33: Konsumart 152 Abb. 34: Finanzierung des Drogenkonsums 154 Abb. 35: Veränderungen durch den Drogenkonsum hinsichtlich der finanziellen Situation Abb. 36: Dauer der bisherigen Cleanzeiten. 156 Abb. 37: Einschätzung des Drogenkonsums Abb. 38: Veränderungen während des Drogenkonsums hinsichtlich der Partnerbeziehung Abb. 39: Veränderungen während des Drogenkonsums hinsichtlich Freizeitgestaltung und Alltagsbewältigung 159 Abb. 40: Veränderungen während des Drogenkonsums hinsichtlich körperlicher Gesundheit und seelischem Zustand Abb. 41: Veränderung während des Drogenkonsums hinsichtlich der Wohnund Arbeitssituation

271 A b b i l d u n g s v e r z e i c h n is S e i t e 271 Abb. 42: Veränderungen während des Drogenkonsums hinsichtlich der Straftaten und Delikte 162 Abb. 43: Drogenkonsum des Freundeskreises 163 Abb. 44: Wissen des Drogenkonsums seitens der Eltern Abb. 45: Veränderung durch den Drogenkonsum hinsichtlich der Beziehung zur Familie Abb. 46: Bisher wahrgenommene Hilfsangebote 168 Abb. 47: Derzeit wichtigstes Hilfsangebot. 169 Abb. 48: Wartezeit Abb. 49: Informationsweg. 171 Abb. 50: Kontaktwege Abb. 51: Inanspruchnahme des Suchthilfeangebots. 174 Abb. 52: Zufriedenheit mit dem Hilfsangebot insgesamt Abb. 53: Zufriedenheit mit dem Alter des Betreuungspersonals Abb. 54: Zufriedenheit mit dem zwischenmenschlichen Umgang seitens des Betreuungspersonals. 178 Abb. 55: Zufriedenheit mit dem Engagement/Einsatz für Deine Belange seitens des Betreuungspersonals Abb. 56: Veränderung des Zustandes seit der Inanspruchnahme eines Hilfsangebotes 181 Abb. 57: Veränderung des Zustandes seit der Inanspruchnahme eines Hilfsangebotes in Bezug auf das Geschlecht 182 Abb. 58: Infektionsstatus Hepatitis C positiv Konsum von Heroin 184 Abb. 59: Droge der Freunde und Hauptdroge der Befragten Cannabis Abb. 60: Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt Alter bei der Einstiegsdroge 190 Abb. 61: Einschätzung des Drogenkonsums nach Drogensubstanz. 192 Abb. 62: Wohnsituation Zufriedenheit 194 Abb. 63: Wohnsituation Zufriedenheit Boxplot. 195 Abb. 64: Zufriedenheit mit dem Hilfsangebot Zustandsveränderung.. 200

272 T a b e l l e n v e r z e i c h n i s S e i t e 272 Tabellenverzeichnis Seite Tab. 1: Grundpositionen des problemzentrierten Interviews.. 78 Tab. 2: Maßzahlen in Abhängigkeit des Skalenniveaus. 94 Tab. 3: Strategien zur Auswertung qualitativer Interviews Tab. 4: Geburtsland der Befragten Tab. 5: Höchster Berufsabschluss der befragten Personen Tab. 6: Erwerbssituation der 18- bis 26-Jährigen. 128 Tab. 7: Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt. 135 Tab. 8: Zufriedenheit mit der Beziehung zu Freunden/Bekannten. 136 Tab. 9: Mischkonsum 146 Tab. 10: Intravenöser Substanzkonsum 153 Tab. 11: Einschätzung des Drogenkonsums in Bezug auf das Geschlecht Tab. 12: Veränderungen während des Drogenkonsums hinsichtlich der Beziehung zu Freunden und Bekannten 164 Tab. 13: Herkunft des Fragebogens Tab. 14: Überlegungszeit Tab. 15: Zufriedenheit mit dem Fachwissen des Betreuungspersonals. 177 Tab. 16: Zufriedenheit mit dem Verständnis für Deine Situation seitens des Betreuungspersonals. 179 Tab. 17: Kruskal-Wallis-Test- Hypothese Tab. 18: Kruskal-Wallis-Test Wohnsituation und Zufriedenheit Tab. 19: Zufriedenheit mit dem Hilfsangebot Zustandsveränderung

273 A n h a n g S e i t e 273 Anhang a) -Fragebogen- Situation und Hilfebedarf junger problematischer DrogenkonsumentInnen in München Liebe Teilnehmerin, lieber Teilnehmer, wir sind drei StudentInnen der Hochschule München und führen im Rahmen unserer Masterarbeit diese Fragebogenerhebung zur Situation und dem Hilfebedarf junger problematischer DrogenkonsumentInnen in München durch. Im Folgenden findest Du eine Reihe von Fragen. Antworte bitte nach Deiner persönlichen Meinung und ohne lange zu überlegen. Bearbeite bitte die Fragen nacheinander und lass bitte keine Antwort aus. Die Anonymität der Befragung ist selbstverständlich gewährleistet. Vielen Dank für Deine Mitarbeit Deine Forschungsgruppe Gisela Gallist, Florian Schäffler und Annika Seif

274 A n h a n g S e i t e 274 Epidemiologie/Fragen zum Drogenkonsum 1. Was ist Deiner Meinung nach Deine Einstiegsdroge gewesen? derzeitige Hauptdroge? (Die Droge, die du am häufigsten nimmst) Alkohol Heroin Fentanyl Methadon Polamidon Subutex/Suboxone Andere Opiate (z. B. Morphium, Opium, u. ä.) Cannabisprodukte Spice Schmerzmittel (z. B. Tramal, Valoron, u. ä.) Beruhigungsmittel/ Schlafmittel (z. B. Benzos, u. ä.) Kokain Amphetamine (z. B. Crystal, Speed u. ä.) Ecstasy Halluzinogene (z. B. LSD, Pilze u. ä.) Schnüffelstoffe (z. B. Klebstoffe, u. ä.) Lösungsmittel (z. B. GBL/GHB, u. ä.) Andere Substanze(n) 2. Wie alt warst Du, als Du das erste Mal Deine Einstiegsdroge genommen hast? Jahre

275 A n h a n g S e i t e Wie alt warst Du, als Du zum ersten Mal Deine derzeitige Hauptdroge genommen hast? Jahre 4. Welche der folgenden Suchtmittel hast Du bereits konsumiert? Bitte mach unbedingt in jeder Zeile ein Kreuz! Fortsetzung auf der nächsten Seite! Kein Konsum aber liegt länger als 1 Jahr zurück aber nicht in den letzten 30 Tagen Konsum hat stattgefunden, (auch) in den letzten 30 Tagen und zwar an 1 Tag 2-7 Tagen 8-25 Tagen fast täglich täglich Alkohol Heroin Fentanyl Methadon Polamidon Subutex/ Suboxone Andere Opiate (z. B. Morphium, Opium, u. ä.) Cannabisprodukte Spice Schmerzmittel (z. B. Tramal, Valoron, u. ä.) Beruhigungsmittel/Schlafmittel (z. B. Benzos, u. ä.) Kokain Fortsetzung nächste Seite!

276 A n h a n g S e i t e 276 Fortsetzung von Frage 4, Seite 3! Amphetamine (z. B. Crystal, Speed, u. ä.) Ecstasy Halluzinogene (z. B. LSD, Pilze u. ä.) Schnüffelstoffe (z. B. Klebstoffe u. ä.) Lösungsmittel (z. B. GBL/GHB, u. ä.) Andere Substanzen, nämlich: Kein Konsum aber liegt länger als 1 Jahr zurück aber nicht in den letzten 30 Tagen Konsum hat stattgefunden, (auch) in den letzten 30 Tagen und zwar an 1 Tag 2-7 Tagen 8-25 Tagen fast täglich täglich 5. Wo konsumierst Du überwiegend? (Bitte nur eine Möglichkeit ankreuzen!) in der Öffentlichkeit (z. B. öffentliche Toilette, Hinterhof, Parks etc.) bei meinen Freunden/Bekannten zu Hause bei mir zu Hause an anderen Orten: 6. Mit wem konsumierst Du überwiegend? (Bitte nur eine Möglichkeit ankreuzen!) alleine mit Partnerin/Partner mit Freunden/Bekannten mit meine (r)/(m) Schwester/Bruder mit anderen:

277 A n h a n g S e i t e Wie konsumierst Du am häufigsten? (Bitte nur eine Möglichkeit ankreuzen!) rauchen schnüffeln schnupfen/ziehen injizieren (Spritze) anders: 8. Hattest Du schon einmal intravenösen Substanzkonsum ( Spritze )? (Bitte nur eine Möglichkeit ankreuzen!) ja, liegt aber länger als 12 Monate zurück ja, aber nicht in den letzten 30 Tagen ja, (auch) in den letzten 30 Tagen, aber nicht jeden Tag ja, täglich nein 9. Wie finanzierst Du überwiegend Deinen Drogenkonsum? (Bitte nur eine Möglichkeit ankreuzen!) Mutter Vater Lohn/Gehalt/ALG (Hartz IV, ALG I) über illegale Wege (z. B. Dealen, Beschaffungskriminalität, Prostitution) sonstiges: 10. Wie schätzt Du Deinen Drogenkonsum ein? (Bitte nur eine Möglichkeit ankreuzen!) ich habe alles im Griff problematisch, aber nicht abhängig ich bin abhängig ich weiß es nicht

278 A n h a n g S e i t e Gab es seit Beginn Deines Drogenkonsums eine Zeit in der Du clean warst? (außer Therapie-/Haftzeit) ja nein, weiter mit Frage Wie lange war diese clean-zeit? bis zu 1 Monat 1 3 Monate 4 6 Monate 7 12 Monate länger als 12 Monate Sozialverhalten 13. Wenn Du Deinen Freundeskreis betrachtest, wie viele nehmen die folgenden Rauschmittel? Bitte kreuze in jeder Zeile, das an was für Dich und Deine Freunde zutrifft! Fortsetzung auf der nächsten Seite! keiner einige fast alle alle ich weiß es nicht Alkohol Tabak Heroin Fentanyl Methadon Polamidon Subutex/Subotone Andere Opiate (z. B. Morphium, Opium, u. ä.) Fortsetzung nächste Seite!

279 A n h a n g S e i t e 279 Fortsetzung von Frage13, Seite 6! keiner einige fast alle alle ich weiß es nicht Cannabisprodukte Spice Schmerzmittel (z. B. Tramal, Valoron, u. ä.) Beruhigungsmittel/Schlafmittel (z. B. Benzos, u. ä.) Kokain Amphetamine (z. B. Crystal, Speed u. ä.) Ecstasy Halluzinogene (z. B. LSD, Pilze u. ä.) Schnüffelstoffe (z. B. Klebstoffe, u. ä.) Lösungsmittel (z. B. GHB/GBL, u. ä.) Andere Substanzen:

280 A n h a n g S e i t e 280 Lebensgefühl 14. Wie zufrieden bist Du heute mit Bitte kreuze in jeder Zeile das an, was auf Dich zutrifft! Falls Du z. B. keinen Partner o. ä. hast, dann kreuze bitte trifft nicht zu an! sehr zufrieden eher zufrieden teils/ teils eher unzufrieden sehr unzufrieden trifft nicht zu Deinem Leben insgesamt? Deinen beruflichen Zukunftsaussichten? Deiner Partnerbeziehung? Deiner Beziehung zu Deiner Familie? Deinen Beziehungen zu Freunden/Bekannte? Deiner körperlichen Gesundheit? Deinem seelischen Zustand? Deinem psychischen Zustand (z. B. Ängste)? Deiner Wohnsituation? Deiner finanziellen Situation? Deinem Suchtmittelkonsum?

281 A n h a n g S e i t e Haben sich bei Dir in den folgenden Lebensbereichen während Deines Drogenkonsums Veränderungen ergeben? Bitte kreuze in jeder Zeile an, was für Dich zutrifft! Falls z. B. keine Straftaten oder sonstige Delikte bestehen, kreuze bitte trifft nicht zu an! sehr verbessert verbessert etwas verbessert gleich geblieben etwas verschlechtert verschlechtert sehr verschlechtert Partnerbeziehung Beziehung zur Familie Beziehung zu Freunden/ Bekannten trifft nicht zu Freizeitgestaltung Arbeitssituation Körperlich Gesundheit Seelischer Zustand Finanzielle Situation Wohnsituation Straftaten, Delikte Suchtmittelgebrauch Alltagsbewältigung

282 A n h a n g S e i t e 282 Suchthilfesystem/Hilfsangebote 16. Wie alt warst Du, als Du das erste Mal professionelle Hilfe in Zusammenhang mit Deinem Drogenkonsum in Anspruch genommen hast? Jahre 17. Welche Angebote hast Du bisher im Zusammenhang mit Deinem Suchtmittelkonsum wahrgenommen? Bitte alles ankreuzen, was für Dich zutrifft! Fortsetzung auf der nächsten Seite! Inanspruchnahme liegt länger als 12 Monate zurück Inanspruchnahme war in den letzten 12 Monaten aktuell nehme ich folgende Angebote war Selbsthilfe(-gruppe) Notschlafstelle Kontaktladen Streetwork Essensausgabe Drogenberatung ambulante Entwöhnungsbehandlung (Therapie) teilstationäre Entwöhnungsbehandlung (Therapie) stationäre Entwöhnungsbehandlung (Therapie) Arbeits- und Beschäftigungsprojekt psychotherapeutische Praxis psychiatrische Behandlung Krankenhaus medizinische Notfallhilfe Adaption Fortsetzung nächste Seite!

283 A n h a n g S e i t e 283 Fortsetzung von Frage 17, Seite 10! Inanspruchnahme liegt länger als 12 Monate zurück Inanspruchnahme war in den letzten 12 Monaten aktuell nehme ich folgende Angebote war Heim/Übergangseinrichtung Betreutes Wohnen Substitutionsbehandlung Entzug/Entgiftung KISS (Kontrolle im selbstbestimmten Substanzgebrauch) sonstige Angebote: 18. Welches Hilfsangebot ist derzeit für Dich am wichtigsten? (Bitte nur eine Möglichkeit ankreuzen!) Fortsetzung auf der nächsten Seite! Selbsthilfe (-gruppe) Notschlafstelle Kontaktladen Streetwork Essensausgabe Psychosoziale Beratungsstelle ambulante Beratung ambulante Entwöhnungsbehandlung (Rehabilitation) teilstationäre Entwöhnungsbehandlung (Rehabilitation) stationäre Entwöhnungsbehandlung (Rehabilitation) (z. B. Fachklinik) Arbeits- und Beschäftigungsprojekt ärztliche Praxis psychotherapeutische Behandlung Krankenhaus medizinische Notfallhilfe Fortsetzung von Frage 18, Seite 11!

284 A n h a n g S e i t e 284 Adaption Heim/Übergangseinrichtung Betreutes Wohnen Substitutionsbehandlung Entzug/Entgiftung KISS (Kontrolle im selbstbestimmten Substanzgebrauch) sonstige Angebote: 19. Auf welche Art und Weise hast Du Dich über Dein für Dich derzeit wichtigstes Hilfsangebot informiert? (Mehrere Kreuze möglich!) Eltern Bruder/Schwester Partner Freunde Bekannte/Leute aus der Drogenszene Arzt Internet Flyer/Zeitung/Plakate Polizei/Gericht über Streetwork sonstiges: 20. Seit wann nimmst Du das Hilfsangebot, welches für Dich derzeit am wichtigsten ist, in Anspruch? Datum (ungefähr): 21. Gab es eine Wartezeit bis Du zu Deinem für Dich derzeit wichtigsten Hilfsangebot gekommen bist? ja nein, weiter mit Frage 23

285 A n h a n g S e i t e Wie lange war diese Wartezeit? 1-2 Wochen 3 4 Wochen 1 Monat 3 Monate 3 6 Monate länger als 6 Monate 23. Wie lange war die Zeit von der ersten Überlegung Hilfe in Anspruch zu nehmen, bist Du wirklich Kontakt zu Deinem für Dich derzeit wichtigsten Hilfsangebot aufgebaut hast? weniger als 1 Woche 1 Woche 2 Wochen 3 4 Wochen 1 Monat 3 Monate 3 6 Monate länger als 6 Monate 24. Wie hast Du den ersten Kontakt zu Deinem für Dich derzeit wichtigsten Hilfsangebot aufgebaut? (Bitte nur eine Möglichkeit ankreuzen!) über meine Eltern/Geschwister/Freunde über meinen Arzt, der mich weitergeleitet hat telefonisch per bin persönlich hingegangen sonstiges:

286 A n h a n g S e i t e Wie zufrieden bist Du mit Deinem Hilfsangebot, welches für Dich derzeit am wichtigsten ist, insgesamt? sehr zufrieden eher zufrieden teils/teils eher unzufrieden sehr unzufrieden 26. Wie zufrieden bist Du bei dem Hilfsangebot, welches für Dich derzeit am wichtigsten ist, mit. Bitte kreuze in jeder Zeile an, was für Dich zutrifft! sehr zufrieden eher zufrieden teils/teils eher unzufrieden sehr unzufrieden dem Betreuungspersonal insgesamt?.dem Alter des Betreuungspersonals?.der Fachwissen des Betreuungspersonals? dem zwischenmenschlichen Umgang seitens des Betreuungspersonals? dem Verständnis für Deine Situation seitens des Betreuungspersonals? dem Engagement/ Einsatz für Deine Belange seitens des Betreuungspersonals?

287 A n h a n g S e i t e Wie häufig nimmst Du das für Dich derzeit wichtigste Hilfsangebot wahr? täglich mehrmals pro Woche 1x pro Woche alle 2 Wochen 1x im Monat weniger als 1x im Monat 28. Wie hat sich durch die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten Dein Zustand verändert? verbessert verschlechtert unverändert ich weiß es nicht 29. Welche Verbesserungsvorschläge hast Du im Bezug auf das Suchthilfesystem?

288 A n h a n g S e i t e 288 Gesundheit 30. Wie ist Dein HIV - Infektionsstatus? getestet, negativ getestet, positiv Status unbekannt 31. Wie ist Dein Hepatitis A Infektionsstatus? getestet, negativ getestet, positiv Status unbekannt 32. Wie ist Dein Hepatitis B Infektionsstatus? getestet, negativ getestet, positiv Status unbekannt 33. Wie ist Dein Hepatitis C Infektionsstatus? getestet, negativ getestet, positiv Status unbekannt

289 A n h a n g S e i t e Was bist Du? weiblich männlich Angaben zu Dir und Deiner Familie 35. Wann bist Du geboren? (Bitte gib Dein Geburtsjahr an, wie z. B. 1990) 36. Welche Staatsangehörigkeit hast Du? (Bitte gib Deine Staatsangehörigkeit wenn nötig an!) nur die deutsche Staatsangehörigkeit nur eine andere Staatsangehörigkeit und zwar die deutsche und eine andere Staatsangehörigkeit und zwar mehrere andere Staatsangehörigkeiten und zwar 37. Seit wann lebst Du in Deutschland? (Bitte füge Dein Alter ein wenn die Antwort auf Dich zutrifft!) seit meiner Geburt, weiter mit Frage 39 seit ich Jahre alt bin. 38. In welchem Land bist Du geboren? 39. Seit wann leben Deine Eltern ungefähr in Deutschland? (Bitte füge die Anzahl der Jahre ein, wenn die 2. Antwort zutrifft!) schon immer seit, Jahre(n)

290 A n h a n g S e i t e Wie war in den letzten 12 Monaten überwiegend Deine Partnersituation? (Bitte nur eine Möglichkeit ankreuzen!) alleinstehend zeitweilige Beziehung feste Beziehung sonstiges: 41. Hast Du Kinder? (Falls ja, bitte gebe die Anzahl Deiner Kinder an!) ja und zwar: Kind (er) nein 42. Wie war in den letzten 12 Monaten überwiegend Deine Wohnsituation? (Bitte nur eine Möglichkeit ankreuzen!) bei meiner Familie alleine (eigene/gemietete Zimmer/Wohnung/Haus) bei anderen Personen (Freunde/Bekannte) Ambulant betreutes Wohnen Fachklinik, stationäre Reha-Einrichtung Wohnheim, Übergangswohnheim, Pflegeheim JVA Notunterkunft, Übernachtungsstelle ohne Unterkunft Wohngemeinschaft (WG)

291 A n h a n g S e i t e Welchen höchsten Schulabschluss hast Du? keinen Abschluss Hauptschulabschluss Quali Mittlere Reife (z. B. Realschule) Fachgebundenes Abitur (z. B. FOS, BOS) Allgemeines Abitur (z. B. Gymnasium) ich gehe noch zur Schule, weiter mit Frage Wie war in den letzten 12 Monaten überwiegend Deine Erwerbssituation? (Bitte nur eine Möglichkeit ankreuzen!) Auszubildender Arbeiter, Angestellter, Beamter Selbständig, Freiberufler sonstige Erwerbsperson (z. B. Wehrdienst, in Elternzeit) in beruflicher Rehabilitation arbeitslos mit Bezug von ALG I arbeitslos mit Bezug von Hartz IV Student Hausfrau/Hausmann Frührentner sonstige Nichterwerbsperson 45. Welchen höchsten Berufsabschluss hast Du? (Mehrere Kreuze möglich!) ohne Berufsabschluss mit Berufsausbildung Meister Studium

292 A n h a n g S e i t e Welchen höchsten Schulabschluss hat.. Deine Mutter? Dein Vater? keinen Abschluss Hauptschulabschluss/ Quali Mittlere Reife (z. B. Realschule) Allgemeines Abitur/Fachgebundenes Abitur (z. B. Gymnasium, FOS) weiß ich nicht 47. Welchen höchsten Berufsabschluss hat. ohne Berufsabschluss Berufsausbildung Meister Studium weiß ich nicht. Deine Mutter? Dein Vater? 48. Hast Du Schulden? ja nein, weiter mit Frage In welcher Höhe hast Du ungefähr Schulden? bis zu mehr als ich weiß es nicht

293 A n h a n g S e i t e Hast Du derzeit Schwierigkeiten mit der Polizei und/oder der Justiz? ja nein 51. Warst Du schon im Strafvollzug? ja, einmal ja, mehrmals nein 52. Sind Deine Eltern getrennt lebend? (Falls ja, bitte die Jahre eintragen!) ja, seit Jahr(en) nein 53. Hast Du derzeit Kontakt zu. ja nein Deiner Mutter? Deinem Vater? 54. Weiß Deiner Meinung nach. ja nein weiß ich nicht Deine Mutter von Deinem Drogenkonsum? Dein Vater von Deinem Drogenkonsum? Geschafft! Vielen Dank für s Mitmachen!

294 A n h a n g S e i t e 294 Anhang b) -Begleitschreiben- Situation und Hilfebedarf junger problematischer DrogenkonsumentInnen in München Liebe Kollegin, lieber Kollege, zunächst möchten wir uns recht herzlich für Ihre Unterstützung bei unserem Forschungsvorhaben bedanken. Im Folgenden finden Sie Hinweise zur Vorgehensweise bei der Fragebogenerhebung: Der/die Befragte muss mindestens 18 und höchstens 26 Jahre alt sein. Der Fragebogen sollte an so viele Personen wie möglich ausgegeben werden. Bitte geben Sie mit dem Fragebogen gleich das Kuvert aus, in den die Befragten den ausgefüllten Fragebogen eintüten können. Um die Anonymität gewährleisten zu können bitten wir Sie, den Fragebogen von den Klienten selbständig ausfüllen zu lassen aber ggf. für Rückfragen der Klienten zur Verfügung zu stehen. Auf anhängendem Blatt finden Sie eine Tabelle in der Sie wenn möglich einen kurzen Vermerk über die Gründe bei Nicht-Teilnahme machen und die allgemeine Stimmung während der Erhebungssituation vermerken. Wir bitten Sie, diese Hinweise zu berücksichtigen, um eine einheitliche Datenerhebung gewährleisten zu können. Herzlichen Dank Gisela Gallist Florian Schäffler Annika Seif Sozialpädagogin (FH) Sozialarbeiter (FH) Sozialpädagogin (FH)

295 A n h a n g S e i t e NR. Gründe für die Nicht-Teilnahme an der Fragbogenerhebung Stimmung während der Erhebungssituation (z. B. überfordert, unkonzentriert, etc.):

296 A n h a n g S e i t e 296 Anhang c) -Kurzfragebogen- Situation und Hilfebedarf junger problematischer DrogenkonsumentInnen in München - Kurzfragebogen- Liebe Teilnehmerin, lieber Teilnehmer, wir sind drei StudentInnen der Hochschule München und führen im Rahmen unserer Masterarbeit diese Erhebung zur Situation und dem Hilfebedarf junger problematischer DrogenkonsumentInnen in München durch. Im Folgenden findest Du eine Reihe von Fragen. Antworte bitte nach Deiner persönlichen Meinung und ohne lange zu überlegen. Bearbeite bitte die Fragen nacheinander und lass bitte keine Antwort aus. Die Anonymität der Befragung ist selbstverständlich gewährleistet. Vielen Dank für Deine Mitarbeit Deine Forschungsgruppe Gisela Gallist, Florian Schäffler und Annika Seif

297 A n h a n g S e i t e 297 Epidemiologie/Fragen zum Drogenkonsum 1. Welche der folgenden Suchtmittel hast Du bereits konsumiert? Bitte mach unbedingt in jeder Zeile ein Kreuz! Fortsetzung auf der nächsten Seite! Kein Konsum aber liegt länger als 1 Jahr zurück aber nicht in den letzten 30 Tagen Konsum hat stattgefunden, (auch) in den letzten 30 Tagen und zwar an 1 Tag 2-7 Tagen 8-25 Tagen fast täglich täglich Alkohol Heroin Fentanyl Methadon Polamidon Subutex/ Suboxone Andere Opiate (z. B. Morphium, Opium, u. ä.) Cannabisprodukte Spice Schmerzmittel (z. B. Tramal, Valoron, u. ä.) Beruhigungsmittel/Schlafmittel (z. B. Benzos, u. ä.) Kokain Amphetamine (z. B. Crystal, Speed, u. ä.) Ecstasy Fortsetzung nächste Seite!

298 A n h a n g S e i t e 298 Fortsetzung von Frage 1, Seite 2! Konsum hat stattgefunden, Halluzinogene (z. B. LSD, Pilze u. ä.) Schnüffelstoffe (z. B. Klebstoffe u. ä.) Lösungsmittel (z. B. GBL/GHB, u. ä.) Andere Substanzen, nämlich: Kein Konsum aber liegt länger als 1 Jahr zurück aber nicht in den letzten 30 Tagen (auch) in den letzten 30 Tagen und zwar an 1 Tag 2-7 Tagen 8-25 Tagen fast täglich täglich Angaben zu Dir und Deiner Familie 2. Welche Staatsangehörigkeit hast Du? (Bitte gib Deine Staatsangehörigkeit wenn nötig an!) nur die deutsche Staatsangehörigkeit nur eine andere Staatsangehörigkeit und zwar die deutsche und eine andere Staatsangehörigkeit und zwar mehrere andere Staatsangehörigkeiten und zwar 3. Seit wann lebst Du in Deutschland? (Bitte füge Dein Alter ein wenn die Antwort auf Dich zutrifft!) seit meiner Geburt, weiter mit Frage 39 seit ich Jahre alt bin. 4. Hast Du Kinder? (Falls ja, bitte gebe die Anzahl Deiner Kinder an!) ja und zwar: Kind (er) nein

299 A n h a n g S e i t e Welchen höchsten Schulabschluss hast Du? keinen Abschluss Hauptschulabschluss Quali Mittlere Reife (z. B. Realschule) Fachgebundenes Abitur (z. B. FOS, BOS) Allgemeines Abitur (z. B. Gymnasium) ich gehe noch zur Schule, weiter mit Frage Wie war in den letzten 12 Monaten überwiegend Deine Erwerbssituation? (Bitte nur eine Möglichkeit ankreuzen!) Auszubildender Arbeiter, Angestellter, Beamter Selbständig, Freiberufler sonstige Erwerbsperson (z. B. Wehrdienst, in Elternzeit) in beruflicher Rehabilitation arbeitslos mit Bezug von ALG I arbeitslos mit Bezug von Hartz IV Student Hausfrau/Hausmann Frührentner sonstige Nichterwerbsperson 7. Welchen höchsten Berufsabschluss hast Du? (Mehrere Kreuze möglich!) ohne Berufsabschluss mit Berufsausbildung Meister Studium

300 A n h a n g S e i t e Welchen höchsten Schulabschluss hat.. Deine Mutter? Dein Vater? keinen Abschluss Hauptschulabschluss/ Quali Mittlere Reife (z. B. Realschule) Allgemeines Abitur/Fachgebundenes Abitur (z. B. Gymnasium, FOS) weiß ich nicht 9. Welchen höchsten Berufsabschluss hat. ohne Berufsabschluss Berufsausbildung Meister Studium weiß ich nicht. Deine Mutter? Dein Vater? 10. Hast Du Schulden? ja nein, weiter mit Frage In welcher Höhe hast Du ungefähr Schulden? bis zu mehr als ich weiß es nicht

301 A n h a n g S e i t e Hast Du derzeit Schwierigkeiten mit der Polizei und/oder der Justiz? ja nein 13. Warst Du schon im Strafvollzug? ja, einmal ja, mehrmals nein 14. Sind Deine Eltern getrennt lebend? (Falls ja, bitte die Jahre eintragen!) ja, seit Jahr(en) nein 15. Hast Du derzeit Kontakt zu. ja nein Deiner Mutter? Deinem Vater? Vielen Dank für s Mitmachen!

302 A n h a n g S e i t e 302 Anhang d) -Interviewleitfaden Dunkelfeld- Vorstellung (Name, Arbeit, Ausgangslage, ) Darlegung der Ziele der Befragung Bitte um Tonbandaufzeichnung Aufklärung über Anonymisierung der Befragung 1. Einführung zum Thema schauen welche Drogen er im Kurzfragebogen angekreuzt hat 1.1 Du hast im Kurzfragebogen xx angekreuzt! Erzähl uns doch einfach mal, wie es dazu kam, dass du diese Drogen genommen hast und immer noch nimmst? 2. Drogen und Leben 2.1 Erzähl uns mal welche Rolle Drogen in Deinem Leben überhaupt spielen? - Selbsteinschätzung (Abhängig, alles im Griff, ) - Lebensgefühl (Selbstbild, Zukunftsaussichten, seelische/ körperliche/psychische Zustand, ) - Veränderungen durch den Drogenkonsum 2.2 Schilder uns doch mal, wie Dein Drogenkonsum derzeit aussieht! - Konsumart, -ort, -häufigkeit, -partner - Einstiegsdroge, Alter - Hauptdroge, Alter - Finanzierung des Drogenkonsums 2.3 Konsumieren Deine Freunde auch Drogen? 3. Situationsveränderung 3.1 Wie sieht Deine Zukunft aus? - Welche Veränderungen brauchst Du für Deine Zukunft? 3.2 Welche Probleme sind bei dir im Augenblick die dringendsten? 3.3 Gibt es irgendetwas was Dir in Deiner derzeitigen Situation helfen (oder unterstützen) würde? - soziale Netzwerke (Freunde, Geschwister, )

303 A n h a n g S e i t e Suchthilfe 4.1 Kennst Du Angebote/Maßnahmen der Suchthilfe? Wenn ja: Erzähl uns mal doch mal, welche Erfahrungen Du schon mit der Suchthilfe gemacht hast! -Therapie - Clean-Zeit - Angebote/Maßnahmen Wenn nein: Kannst Du uns erzählen, ob vielleicht schon Freunde von Dir Erfahrungen mit der Suchthilfe gemacht haben? 4.2 Warum hast Du noch keine Erfahrungen mit der Suchthilfe gemacht? (Gründe für die Nicht-Teilnahme an Angeboten der Suchthilfe!) 4.3 An wen würdest Du Dich bei Fragen hinsichtlich Deines Drogenkonsums wenden? 4.4 Was erwartest du von Suchthilfeeinrichtungen? 5. Mögliche Veränderungen 5.1 Was müsste Deiner Meinung nach passieren, damit Du Angebote/Maßnahmen der Suchthilfe in Anspruch nehmen würdest? - Was erwartest Du Dir von der Suchthilfe? - An wen würdest Du Dich da wenden, wenn Du Hilfe bräuchtest? - Wohin würdest Du gehen? 6. Schluss 6.1 Magst Du uns noch irgendetwas zu diesem Thema erzählen, was wir vielleicht vergessen haben zu fragen? Ende der Befragung: - Wie war für Dich das Interview? - Waren die Interviewfragen alle ok? Vielen DANK!!!

304 A n h a n g S e i t e 304 Anhang e) -Interviewleitfaden Einrichtungen- Vorstellung (Name, Arbeit, Ausgangslage, ) Darlegung der Ziele der Befragung Bitte um Tonbandaufzeichnung Aufklärung über Anonymisierung der Befragung 1. Einführung zum Thema schauen welche Drogen er im Kurzfragebogen angekreuzt hat 1.2 Du hast im Kurzfragebogen xx angekreuzt! Wie kam es denn eigentlich dazu, dass du diese Drogen genommen hast? Erzähl uns doch einfach mal! 2. Drogen und Leben 2.1 Erzähl uns mal welche Rolle Drogen in Deinem Leben überhaupt spielen? - Selbsteinschätzung (Abhängig, alles im Griff, ) - Lebensgefühl (Selbstbild, Zukunftsaussichten, seelische/ körperliche/psychische Zustand, ) - Veränderungen durch den Drogenkonsum 2.2 Schilder uns doch mal, wie Dein Drogenkonsum derzeit aussieht! - Konsumart, -ort, -häufigkeit, -partner - Einstiegsdroge, Alter - Hauptdroge, Alter - Finanzierung des Drogenkonsums 3. Situationsveränderung/Weg zur Suchthilfe 3.1 Wie sieht Deine Zukunft aus? - Welche Veränderungen brauchst Du für Deine Zukunft? 3.2 Welche Probleme sind bei dir im Augenblick die dringendsten? 3.3 Wie hast du eigentlich gemerkt, dass du Hilfe brauchst (damit Du Deine Zukunftsziele erreichen kannst)? - Wurdest du von Freuden/Familie darauf aufmerksam gemacht? 3.4 Gibt es irgendetwas was Dir in Deiner derzeitigen Situation helfen (oder unterstützen) würde? - soziale Netzwerke (Freunde, Geschwister, )

305 A n h a n g S e i t e Suchthilfe 4.1 Zu welchen Suchthilfeeinrichtungen hattest du bisher schon Kontakt? 4.2 Welche Einrichtung(en) besuchst du aktuell? 4.3 Wie bist du an die Angebote gekommen? - Gab es Hürden, die es dir schwer gemacht haben (z. B. organisatorische, lange Wartezeiten, emotionale, Ängste) - Konntest du freiwillig wählen, oder wurde dir ein Angebot auf erzwungen? - Hat dir jemand bei der Vermittlung geholfen? Warst du mit der Vermittlung zufrieden? 4.4 Welche Hilfen/Unterstützung erwartest du dir von der Suchthilfe? 5. Mögliche Veränderungen 5.1 Wie zufrieden bist du mit den Einrichtungen der Suchthilfe in München? - Müsste sich deiner Meinung nach etwas ändern? - Gibt es etwas, was dir noch fehlt, was du brauchen würdest, was es bisher noch nicht gibt? 6. Schluss 6.1 Hast Du noch Anmerkungen, die Du uns noch gerne erzählen würdest hinsichtlich dieses Themas? Ende der Befragung: - Wie war für Dich das Interview? - Waren die Interviewfragen alle ok? Vielen DANK!!!

306 A n h a n g S e i t e 306 Anhang f) -Vorlage Postskriptum- (Von der/m InterviewerIn auszufüllen) Interview-Nummer: Datum: Durchführung des Interviews: von: Uhr bis: Uhr Dauer des Interviews insg.: Min. Geschlecht: m. w. 1. Wo fand das Interview statt? Büro Wohnung in der Öffentlichkeit Gaststätte Sonstiges: 2. Wer war während des Interviews anwesend? (Mehrfachnennung möglich) nur Interviewpartner weiter mit Frage 4 Freunde vom Interviewpartner andere: 3. Haben sich die anwesenden Personen in das Interview eingemischt? ja, häufig ja, durch gelegentliche Kommentare nein, sie haben nur zugehört nein, sie waren mit anderen Angelegenheiten beschäftigt 4. Welche Aussagen über die Interviewsituation treffen zu? (Mehrfachnennung mögl.) das Interview konnte konzentriert und flüssig durchgeführt werden das Interview war zu lang der Befragte nahm die Sache nicht ernst manche Fragen wurden nicht verstanden Fragennummern: 5. Angaben über den Inhalt der Gespräche vor dem Einschalten bzw. nach dem Ausschalten des Aufnahmegerätes:

307 A n h a n g S e i t e Angaben über besondere nonverbale Reaktionen des Interviewten: 7. Weitere Anmerkungen zum Interview:

308 A n h a n g S e i t e 308 Ehrenwörtliche Erklärung Wir versichern, dass wir die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe angefertigt haben und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt und die verwendete Literatur vollständig aufgeführt sowie Zitate kenntlich gemacht haben. Wir versichern ferner, dass die Arbeit noch nicht zu anderen Prüfungen vorgelegt wurde. Im Folgenden werden die Kapitel mit den Namen des jeweiligen Verfassers zur Notengebung benannt: Einleitung Gallist, Schäffler, Seif 1 Drogenkonsum im Spiegel der Zeit Florian Schäffler 2 Junge Erwachsene Annika Seif 3 Abhängigkeit im jungen Erwachsenenalter Gisela Gallist 4 Drogenkonsum, Sucht und Suchthilfe in München Florian Schäffler 5 Bisheriger Forschungsstand Florian Schäffler 6 Forschungshintergrund Florian Schäffler 7 Forschungsdesign Annika Seif 8 Datenerhebung Florian Schäffler 9 Auswertungsverfahren 9.1 Auswertungsmethode der Fragebogenerhebung Annika Seif 9.2 Auswertungsmethode der Interviews Gisela Gallist 10 Ergebnisse der quantitativen Erhebung Annika Seif 11 Ergebnisse der qualitativen Erhebung Gisela Gallist 12 Zusammenführung beider Erhebungen Florian Schäffler 13 Handlungsempfehlungen für die Suchthilfe Gisela Gallist Florian Schäffler 14 Empfehlungen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung sozialer Berufe Florian Schäffler Gisela Gallist 15 Empfehlungen für weiterführende Forschung Annika Seif Schluss Gallist, Schäffler, Seif München, Ort, Datum Gisela Gallist Florian Schäffler Annika Seif

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