Lebenswelten und Netzwerke armutsbetroffener und nicht-armutsbetroffener Kinder und Jugendlicher
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- Tomas Krämer
- vor 7 Jahren
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1 Lebenswelten und Netzwerke armutsbetroffener und nicht-armutsbetroffener Kinder und Jugendlicher Mag. Marina Einböck und Dr.in Michelle Proyer Vortrag Dialog Jugendforschung,
2 Übersicht Thematische Rahmung Studienaufbau Kinder- und Jugendbefragungen Herausforderungen und Möglichkeiten Ergebnisse der Studie Empfehlungen
3 Hintergrund Aktuell sind Kinder und Jugendliche in Österreich armutsund ausgrenzungsgefährdet. Fast die Hälfte der Kinder aus der niedrigen Einkommensgruppe (unter der Armutsgefährungsschwelle) üben aus finanziellen Gründen nur sporadisch Freizeitaktivitäten aus, die Geld kosten. Die Hälfte der Kinder aus der niedrigen Einkommensgruppe fährt aus finanziellen Gründen nicht auf Urlaub 22% der armutsgefährdeten Kinder können keine Freunde zu sich einladen 10% der armutsgefährdeten Kinder können an kostenpflichtigen Schulveranstaltungen nicht teilnehmen
4 Hintergrund Kinder haben Einschränkungen beim Essen Kinder beim Kaufen neuer Kleidung Kinder bei unerwarteten Ausgaben Kinder und Jugendliche lebten 2013 in Haushalten mit BMS- Bezug.
5 Kinderarmut in Österreich Literaturstudie 2013 Kinderarmut in Österreich Literaturstudie, SFS Sozialökonomisches Forschungsinstitut und Volkshilfe Empfehlungen: Verbesserung der quantitative Darstellung der Lebens- und Armutslagen von Kindern und Jugendlichen in Österreich Erhebung bei den Betroffenen Auswertung anderer großer Datensätze Langzeitstudie Lebenslagen und Gefährdungslagen von Kindern und Jugendlichen mit dem Fokus auf die Betroffenen Qualitative Studien Empirische Grundlagenforschung im Bereich des Erlebens von Kinderarmut Empirische Grundlagenforschung im Bereich Psychische Kindergesundheit
6 Auswirkungen von Armut und sozialer Ausgrenzung auf den weiteren Lebensweg Zusammenhang zwischen dem sozio-ökonomischen Hintergrund der Eltern und der voraussichtlichen Berufswahl der Kinder (Statistik Austria 2015) Schwierigkeit der sozialen Mobilität durch Bildung (siehe Altzinger et al. 2013, Bacher 2006) Korrelation von Armutsbedingungen und Gesundheit (siehe KIGGS Studie 2014, Schenk 2015) Armutslagen und Teilhabemöglichkeiten (soziale Netzwerke, demokratische Prozesse, etc.) Zuschreibungen und Benachteiligungen von Armutsbetroffenen auf Grund ihrer Armutssituation (Haider 2010, PIRLS 2006)
7 Wichtige identifizierte Themen Perspektive der Kinder und Jugendlichen Zugang zu Ressourcen, Aktivitäten Freizeit, Schule, etc. Rolle der sozialen Netzwerke für Kinder und Jugendliche Rolle der Politik und relevanten AkteurInnen bei der Armutsbekämpfung und -verhinderung
8 Exkurs: Befragungen von Kindern und Jugendlichen Kinder und Jugendliche wurden lange Zeit nicht als glaubwürdige InformantInnen und adäquate Gegenüber in wissenschaftliche Studien involviert vorsichtiges Umdenken seit dem Boom der Childhood Studies Vor allem VertreterInnen marginalisierter Gruppen (Kinder mit Behinderungen etc.) sind bis heute unterrepräsentiert Herausforderung der Erhebung mit Kindern und Jugendlichen Kreativität ist gefragt Erheblich mehr Vorbereitung notwendig, um kindgerechte Methoden zu entwerfen Neue Medien in die Befragung involvieren Die Lebensrealitäten der Kinder und Jugendlichen können sich von jenen anderer Involvierter unterscheiden das bedeutet nicht, dass die Kinder und Jugendlichen falsch liegen Im vorliegenden Studienkontext ist die Relevanz der Wahrnehmung der Kinder und Jugendlichen offensichtlich
9 Erhebung zu Kindern und Jugendlichen Qualitative, nicht-repräsentative Studie Zweitstufige Erhebung: 1. ExpertInneninterviews 2. Interviews mit Kindern und Jugendlichen Stadtgemeinde Leoben und Gemeinde Mattersburg Stichprobe: 26 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 15 Jahren Armutsbetroffene und nicht-armutsbetroffene Kinder Mit oder ohne Migrationshintergrund (1. und 2. Generation) Anteil von 50% Mädchen und 50% Jungen
10 Auswertung der Interviews Transkription Offene Inhalts- und Themenanalyse unter Zuhilfenahme eines Codierprogramms (ATLAS.ti) Erarbeitung, Fokussierung und Nachjustierung von Kriterien zur Analyse der Einzelfälle entlang der Ebenen - Persönliche Daten und kurze Zusammenfassung des sozialen Umfeldes des Kindes inklusive Details - Hinweise auf die monetäre Situation - Aktivitäten - Orte - Netzwerke - Anlaufstelle bei Problemen - Wünsche - Weiteres Detailanalyse von jeweils 3 Fällen für beide Orte
11 Einblicke Detailanalyse Lena Lisa Weil es kommt immer auf die Person an, die ich einladen würde. Es gibt manche Leute die einfach nur auf das Geld aus sind. Und sich keine Geburtstagsfeier ohne Geld vorstellen können. Und andere Leute eben können halt einfach sich so auch eine Feier vorstellen, ohne Geld, einfach nur so unter Freunden. Und einfach nicht das Geld im Spiel ist. Markus A: Du kennst also kein Armes Kind? Ok. Und wenn du jetzt wen kennen würdest...wie würdest du wen beschreiben, der arm ist? B: Mhm...Ziemlich schwer nach dem ich noch nie wen gekannt hab...
12 Nachjustierung und Zwischenergebnisse Erhebungsvielfalt und aktualität Fragen nach Armut nur bedingt dafür geeignet, um aktuelle Herausforderungen abzubilden Das Netzwerk-Tool bedingt interessante Einsichten Besondere Herausforderungen für mehrfach benachteiligte Kinder (chronische Krankheit, Behinderung etc.) Keine eindeutige ausschließliche Kategorisierung in arm und reich Daraus ergibt sich
13 Ableitung eines Ampelsystems Übergänge: nicht armutsgefährdet (1-2), armutsgefährdet (3-4), arm (5) Kriterien Taschengeld/Monat Alter Schule StaatsbürgerInnenschaft Anzahl der Bücher(-regale) Anzahl der Geschwister Beruf der Eltern Perspektive auf Armut Netzwerke Aktivitäten Mitbestimmung
14
15 Ausgewählte Ergebnisse Die Stadt als zentraler Raum Erste Unterschiede in der Nutzung von Angeboten erkennbar Jugendzentren Shoppingcenter Homogene Gruppen bei Peer-Groups nach StaatsbürgerInnenschaft Zugang zu modernen Kommunikationsmitteln für alle Kinder und Jugendlichen vorhanden Urlaub ist Unterscheidungsmerkmal für armutsbetroffene Kinder Bezug und Verständnis von Armut bei nicht-armutsgefährdeten Kindern nicht gegeben
16 Zusammenfassung Ergebnisse 1. Armut sieht, fühlt und akzeptiert man 2. Die Möglichkeit regelmäßig unterschiedliche Freizeitaktivitäten auszuüben ist bei armutsbetroffenen Kindern stark eingeschränkt 3. Das Erleben von Armut bedeutet Verlust von Lebensqualität 4. Anderssein und Ausgegrenztsein und -werden ist Teil des Schulalltags für armutsbetroffene Kinder und Jugendliche 5. Die Lebenslage bestimmt den Blickwinkel 6. Segregationstendenzen zwischen armutsbetroffenen und nicht-armutsgefährdeten Kindern beim Zugang zu bestimmten Orten erkennbar 7. Eigene, gestaltbare Räume sind für armutsbetroffene Kinder besonders wichtig 8. Unterstützungsstrukturen außerhalb der Familie für armutsbetroffene Kinder und Jugendliche besonders wichtig 9. Wünsche
17 Empfehlungen Ansprechpersonen schaffen, zu denen die Kinder bei Problemen gehen können, in Anlehnung an die in den Interviews häufig erwähnte Vertrauenslehrerin oder SchulsozialarbeiterInnen. Sensibilisierung von PädagogInnen in allen Bereichen, von der Elementarpädagogik bis zur HochschullehrerInnen zum Thema Armut und soziale Ausgrenzung. Offensive Förderung armutsbetroffener Kinder und Jugendlicher in allen ihren Lebenswelten Aktive Einbindung von Kindern und Jugendlichen in die Erstellung von Angeboten um diese kindergerecht zu gestalten.
18 Empfehlungen Sensibilisierung zum Thema Armut und soziale Ausgrenzung Mitbestimmung und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen als Grundsatz bei der Erstellung von Angeboten Integration von Anfang an stärken Entwicklung kindgerechter Kriterien zur Erhebung von Armut Involvierung der Kinder- und Jugendlichen (partizipativer Forschungsansatz)
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